Vikshepa

Aus Yogawiki

Vikshepa (Sanskrit: vikṣepa m.) Zerstreutheit, Verwirrung. Aufgrund von Unwissenheit geschieht zweierlei: Die Wahrheit wird nicht erkannt und die Unwahrheit wird noch zusätzlich verschleiert mit etwas anderem, das darüber ausgebreitet wird. Vikshepa meint genau diese Verschleierung. Sie wird auch "Adhyaropa" genannt. Shakara illustriert die Verschleierung durch das Beispiel eines Seiles, das in der Dunkelheit als Schlange wahrgenommen werden kann. Dabei "verwandelt" die Angst das Seil in eine Schlange.

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Vikshepas heißen die unruhigen Schwingungen des Bewußtseins, die eine alte Angewohnheit sind. Der Schüler beklagt sich oft über diese Zerstreuung, Vikshepa, die die Konzentration auf einen einzigen Punkt hindert. Die Unruhe des Bewußtseins (rajas) läßt die Gedanken wie ein Affe von einem Gegenstand zum anderen springen. Jedesmal, wenn ShriJayadayal Goyendka zu mir kam, stellte er mir zwei Fragen: »Swamiji, wie kann man den Schlaf beherrschen? Und wie kann man die Zerstreuung der Gedanken (Vikshepa) vermeiden? Sage mir eine leichte und wirksame Art.« Immer war meine Antwort: ))Iß abends leicht, nimmt einen Augenblick die )umgekehrte Haltung< (shirshasana) ein und mache pranayarna. Man kann den Schlaf beherrschen. Trataka (siehe Kap. II, 8), kultische Handlungen (upasana), Beherrschung des Atems (pranayarna) und Yoga werden die Zerstreuung der Gedanken, Vikshepa, beenden.« Eine solche kombinierte Methode ist vorzuziehen und wirksamer. Nach Patanjali sind die Haupthindernisse auf dem geistigen Weg Krankheit, geistige Trägheit, Zweifel, Gleichgültigkeit, Faulheit, Sehnsucht nach sinnlichen Vergnügen, Stumpfsinn, Erfolglosigkeit in der Konzentration, Unfahigkeit, in dem einmal Erlangten zu verharren. Er verschreibt pranayarna als Mittel, um »rajas« zu zerstören, das die Gedanken zerstreut, und zur Konzentration des Bewußtseins zu gelangen. Sind die unruhigen Schwingungen des Bewusstseins, Vikshepa, ausgeschaltet, beginnt das Gerichtetsein der Gedanken (ekagrata), das den meisten unbekannt ist. Max Müller schreibt hierüber: »Ekagrata zu erlangen, ist uns Abendländern unmöglich, da unsere Gedanken durch Zeitung, Telegramme, Briefe usw. in alle Richtungen zerstreut sind.« Und doch ist die Fixierung der Gedanken in allen Religionen und philo- 294 sophischen Systemen unentbehrlich, um zu tiefer Kontemplation (nidhi-dhyasana) zu gelangen. In der Bhagavad Gita schreibt Krishna folgende geistige Schulung (sadhana) vor, um der Zerstreuung ein Ende zu bereiten: »Begierden, die der Wunsch erzeugt, aufgebend all ohn' Unterschied, Die Schar der Sinne mit Vernunft im Zaume haltend allerwärts; Werd' langsam, langsam ruhig man, und mit standhaft gewordnem Geist, Versenke man sich in das Selbst und denke an nichts Andres mehr. « (IV, 24, 25) »Trataka « ist eine wirksame Methode, um das Herumirren der Gedanken zu unterdrücken. Man sollte jeden Tag eine halbe Stunde lang den Blick auf das Bild Krishnas oder zumindest auf einen schwarzen Punkt an der Wand richten. Zuerst kann man mit zwei Minuten beginnen und dann die Zeit langsam verlängern. Die Augen müssen geschlossen werden, wenn Tränen kommen. Betrachte fest und ohne Augenzwinkern, aber auch ohne Krampf und Anstrengung den Gegenstand, den du ausgewählt hast. Es gibt Schüler, die zwei bis drei Stunden lang Tratak üben können. Zur ausführlichen Beschreibung lese man »Kundalini Yoga«*. Ein schwächlicher Schüler, auch wenn er in der Konzentration stark ist, kann von Trägheit übermannt werden, während ein starker, der schwach ist in der Konzentration, durch Vikshepa, Zerstreuung und Unruhe der Gedanken abgelenkt wird. Konzentration und Energie sollten sich das Gleichgewicht halten.

Siehe auch

Literatur

Weblinks