Prakrit
Prakrit (Sanskrit: प्राकृत prākṛta n. und प्राकृता भाषा prākṛtā bhāṣā f.) wörtl.: die natürliche (prākṛtā) Sprache (bhāṣā), Oberbegriff für die sogenannten mittelindischen Sprachen bzw. Dialekte.
Überblick
Die Bezeichnung "Mittelindisch" bezieht sich auf die Zeitspanne vom 6. Jhd. v. Chr. bis zum 11. Jhd. n. Chr. Vor dieser Zeit spricht man vom Altindischen, welches wiederum in das vedische und das klassische Sanskrit unterteilt wird. Auf das Mittelindische (Prakrit) folgen die sogenannten modernen bzw. neuindischen Sprachen wie Hindi, Marathi oder Bengali.
Das Prakrit entwickelte sich aus dem vedischen Sanskrit und wurde bereits zur Zeit des historischen Buddha vom einfachen Volk gesprochen. Zu dieser Zeit (ca. 500 v. Chr.) war das Sanskrit bereits den Priestern (Brahmanen) und Gelehrten vorbehalten, die ihrerseits wahrscheinlich größtenteils zwei- oder mehrsprachig waren, da sie neben dem Sanskrit, das sie von ihren Vätern oder Lehrern erlernten, auch den jeweiligen volkssprachlichen Dialekt ihrer Heimat, also Prakrit, sprachen.
Auch in den alten Sanskritdramen spiegelt sich der Gebrauch des Prakrits als Merkmal der sozialen Stellung wieder: das Sanskrit wird fast ausschließlich von Priestern (Brahmanen), Gelehrten und Königen gesprochen, während sich Frauen, Bedienstete und generell Menschen von niederem gesellschaftlichem Status des Prakrits bedienen.
Arten des Prakrit
Im allgemeinen wird das Prakrit als Oberbegriff für die folgenden mittelindischen Sprachen bzw. Dialekte gebraucht:
- 1. Madadhi (māgadhī)
- 2. Ardhamagadhi (ardhamāgadhī)
- 3. Maharashtri (mahārāṣṭrī)
- 4. Shauraseni (śaurasenī)
- 5. Jainashauraseni (jainaśaurasenī)
- 6. Paishaci (paiśācī)
Die obengenannten sechs Prakrits werden auch als literarische Prakrits bezeichnet. Diese wurden von den Sanskritgrammatikern erwähnt und näher beschrieben. Sie stellen somit standardisierte mittelindische Dialekte dar, die in literarischen Werken, vor allen Dramen, in denen sowohl Sanskrit- als auch Prakritsprecher auftauchen, verwendet wurden.
- 7. Apabhramsha (apabhraṃśa)
Dies ist wiederum ein Oberbegriff für eine Anzahl von spätmittelindischen Dialekten (5. bis 11. Jhd. n. Chr.), die ihrerseits direkte Vorläufer der neuindischen Sprachen sind. Das Sanskritwort apabhraṃśa bedeutet soviel wie "Herabfall" und somit "falsche sprachliche Form", was etwas vom niedrigen sozialen Status erahnen läßt, der den Sprechern dieser Dialekte beigemessen wurde.
- 8. Pali (pāḷī)
So nennt man die buddhistische Sakralsprache, in der sich auch heute noch welt- bzw. asienweit buddhistische Gelehrte und Laien verständigen. Die älteste buddhistische Literatur, der sogenannte Palikanon, ist in diesem mittelindischen Dialekt verfasst.
Sprachliche Merkmale
Vereinfacht gesagt verhalten sich die Prakrits zum Sanskrit etwa so wie die romanischen Sprachen Italienisch oder Spanisch zum Latein, aus dem sie hervorgegangen sind. Dies spiegelt sich einerseits in der Vereinfachung der grammatischen Kategorien und Beschränkung des Formenreichtums bei der Deklination der Substantive und Konjugation der Verben wieder. Andererseits fanden auch lautliche Veränderungen statt, die im wesentlichen die Folgenden waren:
1*. Angleichung ungleichartiger Konsonanten (Assimilation):
Aus Skt. vipaśyanā "richtige Erkenntnis" wird Pali vipassanā "Einsicht". Hierbei wird die Konsonantenverbindung -śy- zu -ss-assimiliert. Der Begriff Assimilation enthält seinerseits eine solche Angleichung, er leitet sich von lat. assimilare < *ad-simulare "ähnlich machen, angleichen" her.
2*.
3*.
Siehe auch
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