Hemachandra
Hemachandra ist ein berühmter Acharya der Jains. Er war ein bemerkenswerter Jain-Schüler, Dichter und interdisziplinärer Wissenschaftler geboren im Gujarat. Er schrieb über Grammatik, Satzrhythmik und Zeitgeschichte. Zu Lebzeiten wurde er geehrt mit dem Titel "Kalikal Sarvagya", was soviel heißt wie "Allwissender zum Kali-Zeitalter".
Geboren wurde Hemachandra in Dhandhuka, Gujarat, etwa 100 km südwestlich Ahmadabad. Sein Vater Chachadey und seine Mutter Pahini Devi, genannt "Changdey", brachten Chandradeva bereits in jungen Jahren als Asket in einen Jain Tempel. Er nahm den Namen "Somachandra" an. Der Modhera Tirtha Jain Tempel befindet sich an seinem Geburtsort. Dem Jungen wurden Übungen zu religiösen Reden zuteil, sowie zur Jain Doktrin zu Logik und Grammatik. Als er 21 Jahre alt war, im Jahr 1110, wurde er als Acharya der Shvetambar-Gruppe der Jain ordiniert. Er bekam den Namen "Acharya Somachandra", wurde aber bekannt unter dem Namen "Hemachandra".
Während seiner Zeit wurde Gujarat zunächst regiert von der Solanki Dynastie. In der Regierungszeit von Siddharaj Jaysinh I., wurde Hemachandra allgemein bekannt, diente dann jedoch dem Nachfolger Kumarapala als Berater während der Zeit von 1143 bis 1173. In dieser Zeit gelangte Gujarat als Kulturzentrum zu Berühmtheit. Im Jahr 1121 wurde Hemachandra einbezogen in den Bau des Jain Tempels in Taranga. Die Unterweisungen Hemachandras hatten eine beruhigende Wirkung auf Kumarapala. In der Folge wurde der Jain-Glaube die Staatsreligion von Gujarat. Sogar das Schlachten von Tieren wurde untersagt.
Mit seinem Anekantavada-Ansatz (Nicht-Absolutismus) verbreitete Acharya Hemachandra wohl ein weitherziges und tolerantes Verständnis das den Kumarapala sehr gut gefiel. Angesichts der steigenden Popularität Hemachandras wurden jedoch manche Brahmins eifersüchtig. So beschwerten sich sich beim Herrscher über Hemachandras Arroganz und Respektlosigkeit den Hindu Gottheiten gegenüber, er verweigere sogar die Verneigung vor Lord Shiva
Einberufen vom Herrscher und zum Tempel Shivas bestellt verbeugte Hemachandra sich sehr wohl vor dem Bild allerdings mit der Einschränkung dass er sich nur vor dem Gott veneige, der die Leidenschaften zerstört habe - wie Anhaftung oder Hass, die als Grundursache für leibliches Leben gelten – egal ob sein Name Lord Brahma, Lord Vishnu, oder Jin sei. Er stellte klar, dass er immer den Grundprinzipien des Jainismus treu gewesen sei, und sich daher nur verneigen könne vor einem leidenschaftslosen und nicht-anhaftenden Gott wie Jin. Dieser Ansatz gefiel dem Herrscher, der ein feuriger Anhänger und Nachfolger Hemachandras wurde und ein Verfechter des Jain(ismus).
Literatur
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005