Ganzheitlicher Yoga: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 15:47 Uhr

Der Begriff Ganzheitlicher Yoga beschreibt ein Yogasystem, dass alle 6 Yogawege beinhaltet. Ganzheitlicher Yoga wird auch als "Integraler Yoga" bezeichnet. Swami Sivananda lehrte unter diesem Aspekt einen "Yoga der Synthese", indem er die Yogawege Karma Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga, Jnana Yoga, Kundalini Yoga und Hatha Yoga zu einem praktischen Übungsweg für den Alltag zusammenfaßte.

Swami Sivananda

Ganzheitlicher Yoga nach Swami Sivananda

Der "Ganzheitliche Yoga" ist im Verständnis von Swami Sivananda nicht als einen eigenen oder gar neuen Stil zu verstehen. Swami Sivananda gab in seinem Wirken die ursprüngliche Botschaft weiter, die in den Lehren des Yoga enthalten sind. Dennoch hat er einige wichtige Akzente gesetzt, damit Aspiranten - also Menschen, die an ihrer inneren Weiterentwicklung oder gar der Selbstverwirklichung Interesse zeigen - sich nicht einseitig ausrichten und entwickeln, wie es im Indien der damaligen Zeit häufig zu sehen war.

Für Swami Sivananda ist Yoga nicht vom Alltagsleben getrennt. Yoga bedeutet nicht sich vom weltlichen Leben abzuwenden und auf ewig in einer Höhle zu verkriechen, sondern Yoga sollte in den Alltag integriert werden, um das tägliche Leben spirituell auszurichten - deswegen Integraler Yoga. Der Anlass gerade darauf sehr genau zu achten lag für Swami Sivananda in der Gefahr der entstehenden Kräfte, die bestimmte Techniken und Philosophien in sich tragen, wenn sie einseitig ausgeübt werden.

Das mag für die vielen Menschen, die sich in den letzten Jahrzehnten mit Yoga beschäftigen vielleicht weit hergeholt sein, weil die meisten davon in erster Linie im Hatha Yoga zunächst einen Weg suchen, um besser mit dem Stress des Alltags umgehen zu lernen, oder Probleme mit dem Bewegungsapparat regulieren wollen. Doch selbst relativ einfache Übungen führen schon zu mehr Kraft und Energie im System von Körper, Psyche und Geist des Schülers. Das ist gut und erwünscht, aber gerade deswegen ist es wichtig, dass sich Psyche und Geist, also Verhalten, Ethik und Philosophie parallel dazu weiterentwickeln.

Die Psyche muss gereinigt und der Geist an höhere Werte gebunden werden. Der Schüler braucht fundierte Kenntnisse über das Wesen des Egos und die Fähigkeit sich selbst zu reflektieren. Treffen erhöhte Kräfte und Energien in den Menschen auf eine ungereinigte Psyche und einen Geist, der noch sehr mit den niederen Instinkten verhaftet ist, können daraus leicht charismatische Menschen entstehen, die ihre niederen Wünsche egoistisch zu verwirklichen versuchen. Das sind dann zum Beispiel Yogalehrer oder -Meister, die ihre Schüler stark an sich binden und unter Umständen finanziell oder sexuell benutzen und ausbeuten.

Um seinen Mitmenschen Leid zu ersparen und sich eine Abkürzung auf dem Weg zur Selbstverwirklichung zu ermöglichen hat es sich bewährt, das Ego klein zu halten. Das Gegenteil von Ego ist Demut. Unter Demut kann sich kein Ego aufblasen und Demut läßt sich am besten durch Integralen Yoga fördern, weil sich die Werte aller 6 Yogawege gleichzeitig und synergetisch entwickeln können.

Swami Sivananda war in seinem täglichen Wirken ein großer Meister in der der Ausübung von Demut. Er sah quasi die Sollbruchstelle der Egos unter den Schülern, die reif dazu waren das Ego aufzulösen. Er war sich keiner Handlung zu schade, um ein Ego zum Schmelzen zu bringen und er tat es mit ausgesprocher Strenge bei sich und mit viel Hingabe und Liebe bei anderen. Eine bekannte Anekdote aus dem Leben von Sivananda beschreibt die Tiefe seiner Demut sehr berührend. Es ist der Tag an dem Swami Sivananda den Stolz in seinem späteren Schüler Swami Vishnu-devananda innerhalb weniger Sekunden zum Schmelzen bringt, indem er - der bekannte Yogameister, sich vor dem interessierten Aspiranten im Beisein des ganzen Ashrams auf dem Boden spontan voller Hingabe verneigt.

Das zeugt von wahrhaftig entwickelter Demut. Swami Sivananda war ein vollendeter Diener.

Wenn jemand am Anfang seines Yogaweges steht können Siddhis - übernatürliche Kräfte, Fähigkeiten und Macht noch eine große Anziehungskraft haben, doch der Aspirant sollte nicht unbedingt nach Siddhis streben, denn das kann zu seinem (spirituellen) Untergang führen. Stolz und Eitelkeit durch besondere Fähigkeiten vergrößern leicht das Ego und das stört den Weg zur Selbsverwirklichung.

Für einen selbstverwirklichten Meister, wie Swami Sivananda haben Fähigkeiten, wie durch die Luft Schweben können (Vayu Siddhi) keinen Wert auf dem spirituellen Weg. Einige Menschen erreichen diese besonderen Fähigkeiten durch konzentrierte, aber eben auch einseitige Ausübung bestimmter Yoga-Techniken. Dann können sie vielleicht schweben und sich dafür bewundern oder gar vergöttern lassen, aber bleiben weiter gefangen in den Ego-Spielen von Ruhm, Ehre und Macht.

Aber

Die vier Hauptyogawege sind Karma Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga und Jnana Yoga. Der Raja Yoga beinhaltet als Unterwege den Kundalini Yoga und den Hatha Yoga, so daß man auch von sechs Yogawegen sprechen kann. Alle Yogawege greifen letztendlich ineinander über, ergänzen sich und bewirken insgesamt eine positive Veränderung im Lebensstil, Lebensgefühl und der Persönlichkeitsentwicklung. Sie bringen im Menschen alle verborgenen Talente und Fähigkeit zur Entfaltung. Yoga insgesamt führt zu mehr Gesundheit, Lebgensfreude, Zufriedenheit und Erfolg in Beruf, Partnerschaft und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Der Begriff "Ganzheitlicher Yoga" beschreibt deswegen sehr präzise Swami Sivanandas Weise Yoga zu lehren. Er selbst hat den Begriff allerdings nicht eingeführt. Es waren ihm sehr nahestehende Schüler, die seine Lehre vorsichtig versuchten als "Der Yoga des ein Wenig" oder "Yoga der Synthese" zu beschreiben, weil Swami Sivananda intensiv vermittelte, dass nur eine harmonische Entwicklung des gesamten Wesens uns leicht zum Ziel, also der Selbstverwirklichung führen kann. Jede Schwachstelle oder einseitige Ausrichtung würde das Ganze zunichte machen. Daraus wurde dann der Begriff "Integraler Yoga" oder "Ganzheitlicher Yoga".

Swami Sivanandas Herangehensweise an spirituelles Leben im Allgemeinen war ein Yoga der Synthese. Das ist kein besonderer Yoga, genannt Synthetischer Yoga, Yoga der Synthese oder Integraler Yoga, sondern Yoga. Yoga bedeutet Einheit, darum kann es keine Spezialisierung geben. Man kann kein Karmayogi sein, wenn man nicht weiß, was man tut, warum man es tut, wer es tut, für wen es getan wird und wenn die richtige Einstellung nicht vorhanden ist. Man kann kein hingebungsvoller Verehrer Gottes sein, wenn diese Hingabe oder Liebe sich nicht in der rechten Tat äußert. Die eindeutigste Warnung findet man in der Bhagavatam (indische Schrift) nämlich, dass jener, der Gott nur in Statuen, Bildern und Tempeln sieht und die kleinsten, die gemeinsten Wesen Gottes nicht leiden kann, kein hingebungsvoller Verehrer ist. Auf dieselbe Weise warnte Swami Sivananda selbst uns, dass man Tugend nicht entwickeln kann, wenn man sich von der Welt isoliert. Es gibt keine Tugend in der Isolation, es kann nicht gefördert, werden, enthüllt, offenbart oder gesehen werden in der Isolation. Also ist kein Yama, Niyama, keine Meditation oder Japa möglich ohne Karma Yoga, ohne Bhakti.

Ganzheitlicher Yoga bei Yoga Vidya

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Siehe auch

Literatur

Weblinks

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