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'''Ich bin''' -  In der Yoga-Philosophie und im Vedanta steht „Ich bin“ für das reine Sein, das unsterbliche Bewusstsein jenseits aller Identifikationen und Rollen.
'''Ich bin''' -  In der Yoga-Philosophie und im [[Vedanta]] steht „Ich bin“ für das reine [[Sein]], das unsterbliche [[Bewusstsein]] jenseits aller Identifikationen und Rollen.
 
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== Ich bin – das Bewusstsein des Selbst ==
== Ich bin – das Bewusstsein des Selbst ==

Version vom 18. Oktober 2025, 15:29 Uhr

Ich bin - In der Yoga-Philosophie und im Vedanta steht „Ich bin“ für das reine Sein, das unsterbliche Bewusstsein jenseits aller Identifikationen und Rollen.

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Ich bin – das Bewusstsein des Selbst

„Ich bin“ – diese zwei Worte sind der Schlüssel zur Selbsterkenntnis und inneren Freiheit.

„Ich bin“ aus Sicht der Yoga-Philosophie

Im Yoga bedeutet „Ich bin“ das Erkennen des eigenen wahren Selbst (Ātman). Der Mensch identifiziert sich normalerweise mit Körper, Gefühlen, Gedanken und äußeren Rollen – „Ich bin Lehrer“, „Ich bin Mutter“, „Ich bin erfolgreich“ oder „Ich bin unzufrieden“. Yoga lehrt jedoch: Diese Identifikationen sind vergänglich.

Das wahre „Ich bin“ ist reines Bewusstsein, das alle Erfahrungen beobachtet, ohne selbst davon berührt zu werden.

Patanjali beschreibt dies in den Yoga Sutras (1.3):

„Tadā draṣṭuḥ svarūpe’vasthānam“ – Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur.

Das heißt: Wenn der Geist ruhig ist, erkennt man das eigene Selbst als unendliche Stille und Bewusstheit.

„Ich bin“ im Vedanta – das höchste Wissen

In der Vedanta-Lehre wird das „Ich bin“ als Ausdruck der Einheit mit Brahman, dem Absoluten, verstanden.

Die Mahāvākyas („großen Aussprüche“) der Upanishaden drücken dies klar aus:

  • „Aham Brahmāsmi“ – Ich bin Brahman.
  • „Tat Tvam Asi“ – Das bist du.

Das „Ich bin“ ist somit keine persönliche Identität, sondern die universelle Wirklichkeit, die in allen Wesen wohnt. Vedanta sagt: Wenn du erkennst „Ich bin“, erkennst du alles, denn nichts existiert getrennt vom Selbst.

Swami Sivananda formulierte es so:

„Erkenne dein Selbst, und du wirst Gott erkennen. Das Selbst ist reines Bewusstsein – Sat-Chid-Ānanda, Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit.“

Wie „Ich bin“ im Alltag leben

Das Bewusstsein „Ich bin“ bedeutet, inmitten aller Handlungen in innerer Gegenwärtigkeit zu verweilen.

Das kannst du üben, indem du:

  • Im Alltag immer wieder bewusst atmest und innerlich wiederholst: „Ich bin“
  • Dich nicht mit Gedanken oder Emotionen identifizierst, sondern beobachtest: „Ich nehme wahr – aber ich bin nicht das Wahrgenommene.“
  • Bei Konflikten oder Stressmomenten kurz innehältst und dich erinnerst: „Ich bin Bewusstsein – ruhig, weit und unberührt.“

Dadurch entsteht innere Freiheit, die nicht von äußeren Umständen abhängt.

Techniken und Übungen, um das „Ich bin“ zu realisieren

1. Meditation auf das Selbst (Ātma-Dhyāna)
  • Setze dich ruhig hin, schließe die Augen.
  • Atme tief ein und aus.
  • Wiederhole innerlich beim Einatmen: „Ich“, beim Ausatmen: „bin“.
  • Spüre: Du bist reines Bewusstsein – jenseits von Gedanken, Gefühlen, Körper und Zeit.
2. Jnana Yoga – Selbstbefragung (Vichara)

Inspiriert von Ramana Maharshi, der fragte:

Wer bin ich?
  • Richte deine Aufmerksamkeit nach innen.
  • Wann immer ein Gedanke kommt, frage: „Wem kommt dieser Gedanke?“
  • Antwort: „Mir.“
  • Dann frage: „Wer bin ich?“

So löst sich das Ego auf, und das reine „Ich bin“ bleibt.

3. Affirmationen zur Bewusstwerdung
  • „Ich bin Bewusstsein, nicht meine Gedanken.“
  • „Ich bin Liebe, Frieden und Licht.“
  • „Ich bin Eins mit dem Göttlichen.“
4. Bhakti Yoga – Hingabe an das göttliche Selbst
  • Wiederhole ein Mantra wie „Soham“ („Ich bin Das“) oder „Aham Brahmāsmi“.
  • Spüre, dass das Göttliche nicht außerhalb, sondern in dir selbst wohnt.

Wie große Meister das „Ich bin“ lebten

  • Swami Sivananda lehrte, dass das Bewusstsein des „Ich bin“ durch Dienen, Meditation, Studium und Liebe verwirklicht wird.
  • Ramana Maharshi erkannte im stillen „Ich bin“ die Quelle allen Seins und lehrte, dass wahre Erkenntnis kein intellektuelles Wissen, sondern eine direkte Erfahrung ist.
  • Sri Nisargadatta Maharaj sagte:
„Bleibe mit dem Gefühl ‚Ich bin‘. Es allein ist wahr. Alles andere ist Vorstellung.“

Fazit: Die Verwirklichung des „Ich bin“

Das „Ich bin“ ist kein Gedanke, sondern die unmittelbare Erfahrung des Seins. In diesem Bewusstsein gibt es keine Trennung, keine Angst, keinen Mangel – nur Stille, Frieden und Liebe. Wer sich im Alltag immer wieder an das reine „Ich bin“ erinnert, erfährt den Zustand, den Yoga Samadhi nennt – die Verschmelzung mit dem Göttlichen Selbst.

Ich bin – Gedicht von Swami Sivananda

Aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda

Ich bin der Sonnenschein,
Ich bin der Regen,
Ich bin die Blume,
Ich bin der Grashalm,
Ich bin der Fluss,
Ich bin der Hügel,
Ich bin die Dunkelheit,
Ich bin das Licht,
Ich bin der Ozean,
Ich bin alles,
Ich bin alles in allem.

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