Vision

Aus Yogawiki

Vision, vom Lateinischen Visio "Anblick, Erscheinung" kann für eine übernatürliche Erscheinung, für eine spirituelle Erfahrung stehen, für ein erstrebenswertes übergeordnetes auf die Zukunft bezogenes Ziel, sowie für eine optische Halluzination.

Visionen von Beruf und Berufung

Fragen an Sukadev Volker Bretz und Leela Mata. Sabine Bläsing führte die Interviews mit Sukadev Volker Bretz und Leela Mata im Rahmen ihrer Dissertation „Visionen im Kontext von Beruf und Berufung“. Das Interview erschien auch im Yoga Vidya Journal Oktober 2010.

Interview mit Sukadev zum Thema Vision

SB: Was verstehen Sie unter dem Begriff Visionen?

Sukadev: Visionen kann man in zwei verschiedenen Begriffen sehen.

Zum einen ist Vision in der mystischen Tradition die Schau Gottes – eine tiefere meditative Erfahrung von Gottes Gegenwart, die verbunden sein kann mit Licht, mit einer großen Liebe und einer großen Freude. Das ist die eine Weise von Vision, von der gerade auch die christlichen Mystiker sprechen. Oder es gibt den indischen Begriff Darshan, der in dem Sinne heißt, dass man Gott wahrnimmt und sieht. Es gibt bestimmte Praktiken, deren Ziel es ist, Darshan von Gott zu haben, also nicht mehr nur an Gott zu glauben, sondern ihn wahrzunehmen. Das ist die eine Bedeutung dieses Begriffes.

Die zweite Bedeutung von Vision ist eine übergeordnete Mission, die man im Leben sieht, wie eine Berufung, die man dort hat. Eine Sicht, wo man sieht, das will ich erreichen, dafür will ich tätig sein. Also eine tiefe Überzeugung letztlich, dass das Leben einen konkreten Sinn hat.

Eine wirklich tiefe Vision, die auch länger trägt, ist eine, die nicht vom eigenen Ich kommt, sondern von etwas Übergeordnetem. Und umgekehrt ist eine echte Vision Gottes, die nicht einfach ein emotionales Wohlbefinden ist, immer auch verbunden mit einem Berufungserlebnis. Das unterscheidet letztlich eine tiefe Vision von den einfachen Lichtern und Schatten, die man auch mal in der Meditation haben kann.

SB: Gibt es aus Ihrer Sicht unterschiedliche Arten von Visionen?

Sukadev: Ja, ich tendiere ja immer dazu, dass es irgendwo etwas Gemeinsames gibt, aber für das Praktische kann man sagen, es gibt diese eine Vision im Sinne von Gottesschau. Die Schau Gottes kann eine einfache Lichterfahrung sein, die eine Weile mit Wonne verbunden ist, und es kann solche sein, die mit Berufung verbunden ist. Genauso der andere Aspekt von Vision. Es kann kleinere und größere Visionen geben. Wenn jemand übergeordnete Vorstellungen hat, was noch passieren kann, und diese Vision ihn beflügelt und andere mitreißt, das ist so etwas wie die große Vision. Aber Menschen können auch eine kleine Vision haben. Manchmal kommt über das Finden von kleinen Visionen dann auch die Transzendenz. Eine echte Vision braucht die Kraft, die von einem transzendenten Standpunkt aus kommt – also nicht aus dem Ego, nicht aus dem Intellekt, und nicht aus dem eigenen Willen, sondern von etwas Höherem. Aber manchmal können kleine Visionen einen auch öffnen für größere Visionen. Wenn man seine Perspektive erweitert, über das Alltägliche, über das, was jetzt momentan dran ist, dann öffnet man sich immer weiter.

SB: Kann man Visionen fördern? Wenn ja, wie genau fördern Sie Visionen bei den Menschen?

Sukadev: Wer eine große Vision hat, der empfängt sie als Geschenk, als Gnade, als Segen, der wird nie sagen: ich hab’ hart an meiner Vision gearbeitet, und jetzt hab’ ich sie erreicht. Das ist dann etwas Heiliges. Dennoch kann man etwas tun, um sie zu begünstigen. Es gibt dann auch nicht mehr die kleinen und die großen Visionen. Die kleine Vision ist, was hätte ich gerne in einem Jahr – man denkt sich aus, überlegt sich Szenarien, aber selbst da muss eine Intuition dabei sein. Und irgendwo spürt man dann, wo zieht es mich hin und was hat Kraft mich zu ziehen, dass ich selbst dann weiter mache, wenn Hindernisse in den Weg kommen, und wo ich bereit bin etwas zu tun. Manche Menschen denken ja auch, wenn sie nur ihre Vision oder Mission gefunden hätten, dann würde alles von selbst gehen (alle lachen).

SB: Haben Sie persönlich eine Vision? Wenn ja, wie sind Sie an sie gekommen?

Sukadev: Mein Leben ist von Visionen geprägt. Visionen im mystischen Sinne hatte ich als Kind, wo ich Lichterfahrungen hatte und Visionen von Jesus und das Gefühl, dass ich irgendeine besondere Mission im Leben haben würde. Das ist dann verschwunden, und das war dann eine sehr schwierige Zeit. Mit 13 kam dann die Frage „Wer bin ich - und was soll das Ganze?“ Gibt es irgendetwas Höheres? Da war schon intensives Suchen - und danach die Zeit, in der ich diesen Holocaust-Film gesehen hatte und diese Bilder von Äthiopien mit verhungernden Kindern, wo ich dann gedacht hab, was soll das Ganze, was kann es dort geben? Da habe ich sehr breit gelesen, Psychologie-Bücher, Philosophie-Bücher, also praktisch die ganze Schulbibliothek. Und dann gab es eben Bücher - Herrmann Hesse, Steppenwolf, Siddharta und noch ein paar andere Mystiker. Das war dann noch keine Vision, aber irgend so ein Ziel: Da will ich hinkommen. Und dann hat mein Leben plötzlich eine Richtung gehabt. Ja, es gibt ein höheres Ziel im Leben, es gibt irgendwelche Erklärungen, dass Leiden einen Sinn hat. Zwar nicht immer erfassbar und nicht wirklich erklärbar, aber doch nicht nur als rein schlimm, sondern auch schlimm, aber irgendwo doch Sinn dabei.

Das hat mich dann auf den Yoga-Weg gebracht, auch die Meditation. Bin zum indischen Meister gegangen, bin dort ja auch irgendwann zum Mönch geweiht worden – zum Swami. Und dann, 1987, das war bei der 100. Jahrfeier von Swami Sivananda, war ich in Kanada und bin eines Morgens um drei, halb vier aufgewacht, und konnte nicht mehr schlafen. Dann bin ich halt in den Meditationsraum gegangen, und da hatte ich plötzlich eine Vision, eine mystische Vision von Swami Sivananda - überlebensgroß, als Lichtgestalt. Wo er mir dann so mehr oder weniger bedeutet hat, es könnte ein goldenes Zeitalter von Frieden, Verständnis, ohne Hunger und ohne Kriege kommen. Und da würde eine neue Weltkultur entstehen, dort würde Yoga eine große und wichtige Rolle spielen, und ich hätte dort auch meine Funktion dabei. Und das würde nicht als Swami passieren, sondern es wäre dann auch meine Aufgabe, dass ich dabei demokratisch humanistische Prinzipien verbinden müsste mit der klassischen indischen Spiritualität. Gut, die indische Spiritualität ist ja so eine eigenartige Mischung aus Chaos und Regeln, auch Autorität und voller Verantwortung des Schülers. Das ist für einen Westler kaum verstehbar – vielleicht im Unterschied zum Japanischen und Chinesischen, da ist es straight und strikt –, aber diese Guru-Schüler-Beziehung ist dann letztlich nicht so ganz westlich demokratisch. Gut, dann habe ich erst gedacht, ich könnte das bei dem Meister machen, wo ich war. Der hat mich erst auch sehr gestützt und gefördert, aber dann – Ende 1991, also praktisch 4 Jahre später – habe ich gemerkt, dieser Vision kann ich so nicht folgen.

In der Zwischenzeit war ich auch kein Swami mehr – ich hatte mich mit jemandem verlobt, aber die Beziehung ist dann relativ zügig in die Brüche gegangen. Dann bin ich ein paar Monate auf die Suche gegangen, wie geht es jetzt eigentlich weiter. Dann bin ich gereist, bin mit meiner damaligen Freundin nach Indien gekommen. Da war ich ein paar Wochen auch im Shivananda Ashram und habe viel meditiert, Pranayama gemacht. Und komischerweise, als ich dann ins Taxi eingestiegen bin, dann kam plötzlich die nächste Vision. Dann hab ich nichts mehr Physisches gesehen, da war wieder Swami Sivananda, dann war wieder dieses Licht da, und dann war wieder diese Sache, dass Yoga wichtig werden würde für die kommende Weltkultur. Dass ich dort eine wichtige Funktion hätte und dass es eine friedvolle Weltkultur werden könnte. Es war nie, dass es notwendigerweise werden wird, sondern immer so, die Menschen könnten auch das Gegenteil machen. Aber dass es eine Möglichkeit ist, und dass ich da auch eine Aufgabe hätte, und dieses Mal war es sogar dann auch relativ konkret.

Ich müsste zurück nach Deutschland gehen – ich war ja vorher in Amerika und Kanada gewesen – und hatte eigentlich gar keinen Gedanken, weiterhin in Deutschland zu sein. Ich war eigentlich recht froh, aus dem engstirnigen Gedanken raus zu kommen, wo jedes Mal, wenn man einen Vorschlag macht, 100 Leute Bedenken haben. Da ist Amerika anders. Wenn man dort einen Vorschlag macht, sagen als erstes 10 Leute toll! Gut, aber es war klar, ich sollte nach Frankfurt gehen, sollte dort ein Zentrum aufmachen, und in 5 Jahren würde der erste Yoga-Ashram, ein Seminarhaus entstehen. Daraus würde eine größere spirituelle Bewegung werden, die dann in Zusammenarbeit mit anderen Bewegungen einen wichtigen Anteil hätte, dass es eine friedvolle Welt werden kann.

Nachdem diese Vision da war, gab es nicht mehr die Frage „Willst Du es oder willst Du es nicht“. Das hieß, das muss gemacht werden. Und so bin ich dann nach Frankfurt, nachher auch in den Westerwald - in das erste Yoga-Seminar-Haus -, und dann hier nach Bad Meinberg. Diese Vision hatte das Element von Demokratie, Mitbestimmung und anderem, und das gibt manchmal auch ein Problem. Wenn ich die Vision habe, da muss es lang gehen, ich habe aber auch die Vision, andere sollen mitbestimmen, und wenn die dann anders denken, dann… im Englischen sagt man: catch 22! Man kann es nicht richtig machen. Man muss seiner Vision treu bleiben, aber die Vision bezieht auch die anderen irgendwo mit ein.

SB: Welches Verständnis hat man in Ihrem Kulturkreis von Visionen?

Sukadev: Es wäre jetzt die Frage, in welchem Kulturkreis? Denn eigentlich bin ich durch drei Kulturkreise geprägt. Der eine ist Deutschland, der zweite ist Amerika und der dritte ist Indien, und dort gibt es sicher unterschiedliche Formen von Visionen. Vermutlich ist von diesen drei Kulturkreisen in Deutschland historisch die Vision nicht ganz so bedeutsam für die Mehrheit.

Da war zwar die große Phase der Sturm- und Drang-Zeit und der deutschen Romantik, die der Vision auch eine Kraft gegeben haben, aber ansonsten neigen die Deutschen mehr dazu das zu tun, was jetzt nötig ist. Obgleich, Martin Luther, der manchmal als der Ur-Deutsche bezeichnet wird, hatte auch eine Vision. Er hat die Vision gehabt von diesem Blitz, weshalb er zum Mönch geworden ist. Dann hat er die Vision gehabt als der Teufel ihn versucht hat und er mit einem Tintenfass nach ihm geworfen hat, und dann kam plötzlich die Vision der evangelischen Rechtfertigungslehre oder wie man erlöst wird. Das war halt seine Vision, die hat ihn geprägt.

In Amerika muss fast jeder seine kleine Vision leben. In Deutschland ist es etwas anders. Vielleicht auch wegen der Geschichte von den Nazis, die ja eigentlich auch eine große Vision hatten. Und damit ist das negativ besetzt. Da ist letztlich aus gutem Grund der Deutsche etwas vorsichtig geworden bei jemandem, der eine große Vision hat.

In Amerika ist es ein Wert in der Gesellschaft, seiner Vision, seinem Traum zu folgen und notfalls alle Zelte abzubrechen. Wer nicht einen Traum hat, dem er mit seinem Herzen folgt, das ist nix. Da gibt es den Ausdruck: love it, change it or leave it – fertig. Man macht nichts für weniger als kleine Träume.

Da kann es auch sein, dass man einen Job hat, mit dem man nichts anfangen kann - dann muss der einem aber helfen, dass man dann den Traum leben kann. Die Amerikaner haben dann auch keine Hemmungen alle Zelte abzubrechen, wenn sie feststellen, das klappt so nicht. Dann machen sie halt was anderes.

Ein Amerikaner würde sein Leben nicht erfüllt erleben, wenn er nicht weiß, er lebt seinen Traum. Sei er nun klein oder groß. In Indien, im dritten Kulturkreis, geht man stark davon aus, dass Menschen unterschiedlich sind. Da wird gesagt, die meisten Menschen haben ihr Dharma. Das was sie zu tun haben, ergibt sich aus einer Mischung der Umstände und dem, was sie im Inneren fühlen, was das Richtige ist. Dass sie ihre Talente einsetzen in dem Maße, wie sie es können – es gibt den Ausdruck Swarupa, Swabhava dafür. Man geht aber auch davon aus, dass Menschen berührt werden können. Sie können Darshana haben, also Visionen. Wenn sie das haben, dann sind sie vom Göttlichen Funken beseelt. Und wenn sie das haben, dann kann man ihnen durchaus folgen. Die Menschen können sich dann auch irren, aber die Inder folgen durchaus auch solchen Leitbildern. Aber nicht bedingungslos, auch hier im Rahmen dessen, was dort dharmisch verantwortlich ist.


SB: Wozu können Visionen bei einem Menschen hilfreich sein?

Sukadev: Sie richten das Leben aus, sie geben Energie, sie geben Kraft und das Gefühl der Verbundenheit. Sie helfen zu einer Begeisterung, helfen, dass man andere mit begeistern kann, und dass man auch bei kleinen Fehlschlägen weiter macht. Dazu können sie gut sein.

SB: Wie kommen Menschen zu Visionen?

Sukadev: Die höhere Vision, die kommt oder sie kommt nicht. Förderbar ist sie schon, erzwingbar nicht. Das ist ein Aspekt von Gnade, aber sie ist förderbar. Dazu gehören sicherlich Stille und Schweigen, wenn man viel meditiert, wenn man aus dem Alltag draußen ist. Als ich die Vision hatte – die erste von den großen –, das war in Kanada im Ashram. Die zweite große, da war ich in Indien im Ashram. Es ist jedes Mal auch gekommen, nachdem ich eine Weile intensiver an einem Ort mit mehr Schwingung praktiziert hatte, wo ich nicht soviel kommuniziert habe und in einer Art Zwischenzustand war. Also aus dem normalen Kontext rausgehen, ob es jetzt über Meditation, Yoga- oder Atemübungen im Ashram ist, oder man das in der Natur macht. Manche machen es durch Fasten.

Viele kommen auch hierher zum Beispiel. Gerade in der vierwöchigen Yogalehrer-Ausbildung. Da ist ein großer Anteil von Menschen, die kommen her, weil sie nicht wissen, was sie als nächstes machen sollen. Und dann machen sie die vierwöchige Yogalehrer-Ausbildung und recht viele wissen am Schluss: ja, das ist meine Aufgabe. Das ist dann nicht immer die große Vision. Ich sage am Anfang von Ausbildungen, dass viele herkommen um zu wissen, was sie als nächstes tun sollen. Aber mein Ratschlag sei, diese Fragen zu verschieben auf ein paar Tage vor ihrer Abreise. Meine Erfahrung ist, ein bis vier Wochen sind für so etwas gut. Darüber hinaus kommt man dann irgendwo in einen Trägheitszustand. Wenn man weiß, man hat jetzt eine unbestimmte Zeit, dann fehlt irgendetwas in der Intensität. Ich will es nicht verabsolutieren, obgleich ich auch erlebe, manchmal kommen Menschen einfach hier her, um ein paar Wochen oder Monate hier zu verbringen, und manche kriegen dann auch ihre kleine Vision, manche auch eine größere Vision, und das muss nicht unbedingt in einer der vier Wochen kommen. Aber so, wenn jemand bewusst sagt „ich will jetzt“, dann ein bis vier Wochen. Darüber hinaus würde ich schon raten, sie sollen erst mal vorübergehend etwas anderes machen.

SB: Kann man Visionen fördern? Wenn ja, wie genau fördern Sie Visionen bei den Menschen?

Sukadev: Visionen fördern durch eben mal vom Alltag Pause haben, durch Meditation, Yoga-Übungen, spirituelle Praktiken oder anderes in dieser Art. Das ist, womit ich vertraut bin. Es gibt natürlich auch bewusste Techniken. Man spürt oder lernt in sich hineinzuspüren, wo will die Energie hingehen, oder man kann sich Dinge ausmalen für verschiedene Szenarien, z.B. was in fünf Jahren sein würde. Und wenn man dann in ein Szenario kommt, wo Energie da ist, das kann man dann weiter ausbauen. Und dann kann plötzlich so ein Moment kommen, wo das Szenario, das man sich ursprünglich ausgemalt hat, mit Energie gefüllt wird und sich wandelt. Also, wenn man den Geist in die Richtung ausrichtet. Das ist auch etwas, was ich in manchen meiner Seminare mache. Aber meistens geschieht es gerade bei unseren Yoga-Seminaren von selbst, ohne dass es Thema ist.

SB: Was beobachten Sie bei Menschen, mit denen Sie arbeiten?

Sukadev: Bei manchen geschieht es von selbst, dass sie kleinere, mittlere und größere Visionen haben. Einfach dadurch weil sie meditieren, finden sie mehr zu sich selbst, und dann spüren sie von innen heraus diese Kraft, dieses Licht, diese Freude, und wissen dann, was sie zu tun haben. Aber nicht alle. Manche lernen dann auch, mit kleinerem zufrieden zu sein.

SB: Gibt es Faktoren, die Visionen eher blockieren?

Sukadev: Ja, die gibt es. Erstens ein übermäßiges Sicherheitsbedürfnis und zweitens zu stark strukturierte Vorstellungen, was zu sein hat. Das behindert die Kreativität ein bisschen. Damit zusammenhängend dann auch Angst und eine falsche Bescheidenheit (Lachen aller). Manchmal sogar die echte Bescheidenheit.

SB: Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen Beruf und Berufung? Wenn ja, welche Rolle spielen Visionen in diesem Kontext?

Sukadev: Beruf kommt zwar von dem Ausdruck Berufung, aber von der Bedeutung her heißt Beruf etwas, was man im Alltag macht, und Berufung ist dann eben der Ruf, den man von einer höheren Warte aus hat. Und nicht immer hängt Beruf mit Berufung zusammen. Es kann zum Beispiel Berufung von jemandem sein, sich für Pferde einzusetzen, aber er macht es nicht zu seinem Beruf. Er hat einen anderen Broterwerb, aber sein Herz ist dann da, für Pferde etwas Gutes zu tun. Beruf und Berufung können zusammenhängen, aber man darf sich da auch nicht unter Druck setzen, dass der Beruf immer mit der Berufung zusammenhängt, sonst wird man manchmal dort auch unglücklich. Man sollte gucken, wo ist meine Berufung. Hat man die Berufung – ich würde sagen, Berufung ist in den mittleren bis höheren Visionen angesiedelt –, dann sollte man dem auch folgen. Wenn man sie nicht hat, dann sollte man sich nicht unter Druck setzen. Dann muss man eben das tun, was man kann und sich öfter auch mal zurückziehen und schauen, was wird. Und manchmal ist, wie gesagt, die Berufung im Privaten und im Kleinen, und nicht im Beruflichen.

Abgedruckt ist eine gekürzte Fassung des Interviews.

Siehe auch

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