Dualistische Hingabe

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Dualistische Hingabe -

Vier Aspekte informeller dualistischer Hingabe

Die Schriften der Hingabe sind nützlich, denn sie unterstützen die Praxis von karma-yoga und upāsana-yoga. Wir finden dort einige bereichernde Aspekte, die in den vedas nicht genannt sind, und die wir „informelle dualistische Hingabe“ nennen können.

1. Gott wird auf die menschliche Stufe herabgeholt. Diese Humanisierung Gottes widerspricht dem Ziel des vedānta, nämlich den Geist auf die Ebene Gottes und darüber hinaus auf die immer freie Ebene des reinen, nicht erschaffenen Bewusstseins zu heben.8
2. Dieser humanisierte Gott wird, wenn wir auf die Realität aus Sicht des Individuums blicken, einer Vielzahl von möglichen Beziehungsformen zugänglich. Wir können Gott beispielsweise als Mutter, Vater, Kind, Geliebten, Freund, Diener oder Meister ansehen (Beispiele emotionaler Archetypen menschlichen Daseins).
3. Nachdem man die Beziehung zu einem personifizierten Gott aufgenommen hat, findet eine regelmäßige und intime Beziehung statt, ohne die Einschränkung vorgeschriebener Regeln. Der sich Hingebende pflegt seinen Umgang mit Gott zu jeder Zeit, an jedem Ort und auf jede Art, wie er oder sie es wünscht. Gott kann geknuddelt und gekniffen, geküsst und liebkost werden. Man kann ihn anflehen, sich ihm anvertrauen und ihn sogar beschimpfen, ohne Angst haben zu müssen von Gott verstoßen zu werden. Diese „Alles ist möglich“-Haltung, die charakteristisch ist für die formlose dualistische Hingabe, unterscheidet sich von den typischen Beziehungen, wie wir sie mit Menschen haben, bei denen so häufig die Angst vor Urteilen und Zurückweisung im Hintergrund lauert. Die informelle Hingabe steht auch in starkem Kontrast zu den formalisierten, auf den Schriften basierenden Formen der Verehrung, bei denen spezifische Regeln eingehalten werden müssen: zum Beispiel die der jeweiligen Gottheit entsprechenden mantras, die für den Erfolg eines Rituals entscheidende richtige Reihenfolge der Handlungen oder die benötigten rituellen Werkzeuge.
4. Es gibt also zwei unterschiedliche Arten dualistischer Hingabe. Die eine ist formell und dualistisch in der Form bestimmter hingebungsvoller Übungen, wie sie in den Schriften vorgeschrieben sind, genauso wie karma-yoga und upāsana-yoga. Die andere ist die dualistische Hingabe, wie sie in der Literatur über Hingabe beschrieben wird, in der man frei ist in seinem Umgang mit Gott.

Keine dieser Praktiken hat den Zweck Befreiung zu bringen; vielmehr sind beide dafür gedacht den Geist zu verfeinern und zu reinigen. Formelle dualistische Hingabe ist zwingend für Menschen, die Freiheit suchen, weil sie besonders gut geeignet ist die vier Qualifikationen9 zu erlangen, die für Selbsterforschung nach vedānta vorausgesetzt werden. Im Gegensatz dazu ist die informelle dualistische Hingabe freiwillig. Freiwillig deshalb, weil die Praxis der Personifizierung Gottes eine ganz besondere, wenn nicht sogar sonderliche Mentalität voraussetzt, die den meisten westlichen Suchern fremd ist.

Informelle dualistische Hingabe unterscheidet sich von den fünf vorgeschriebenen Handlungen der Verehrung, wie sie im karma-yoga verlangt werden. Informelle dualistische Hingabe kann auch einen emotional unruhigen Geist läutern, speziell bei Menschen, die schwierige familiäre und zwischenmenschliche Beziehungen haben. Besonders wenn unsere vertrauten Beziehungen ungesund sind, brauchen wir gesunde Beziehungen, um diese auszugleichen. Emotional gestörte Menschen suchen verzweifelt nach Gemeinschaft, weil der menschliche Geist für seine psychische Gesundheit gute Beziehungen braucht. Psychologen heben eindeutig den Wert unterstützender Beziehungen hervor. Daher ist für den spirituellen Sucher, dessen Geist aufgrund turbulenter Beziehungen unruhig ist, informelle dualistische Hingabe besonders nützlich. Wenn ein emotional geplagter Mensch seinen Kopf in den Schoß einer liebevollen Person legen kann, sei es real oder nur in der Vorstellung, dann ist der Schmerz für ihn leichter zu ertragen. Kinder, die im Familienverband aufwachsen, sind häufiger emotional gesund, weil immer ein Erwachsener unterstützend für sie da ist. Leider wurden Familienverbände nahezu völlig von Kleinfamilien verdrängt, in denen heute auch noch beide Eltern arbeiten. Häufig sind sie gestresst und wenn sie dann zu Hause sind, sind sie oft nur mit sich selbst beschäftigt. Daher fehlt es den Kindern heute oft an emotionaler Unterstützung. Wenn ein Kind kein emotionales Selbstvertrauen entwickeln kann, wird es sich nicht individualisieren, nicht erwachsen werden und dadurch nicht in der Lage sein, objektiv seinen Platz in der Welt zu finden. Das bedeutet dauernde emotionale Unruhe. Ein unruhiger Geist ist unfähig, die Lehren der Befreiung zu hören, effektiv nachzudenken, zu verstehen und Selbsterkenntnis direkt zu erfahren.

Formelle dualistische Hingabe in der Form von karma-yoga und upāsana-yoga, sei es mit oder ohne informeller dualistischer Hingabe, führt zur Selbsterforschung und dadurch zu nondualer Selbsterkenntnis, auch bekannt als nonduale Hingabe. Nonduale Hingabe bedeutet sowohl Freiheit für den sich Hingebenden als auch Freiheit vom sich Hingebenden. Wenn uns diese Progression beim Studium religiöser Hingabe nicht vollkommen klar ist, riskieren wir, in die Falle seiner Philosophie zu tappen und auf Dauer darin festzusitzen. Es gibt viele nützliche Texte über Hingabe, wir müssen sie jedoch immer gemäß den traditionellen vedānta-Lehren interpretieren, wenn wir nonduale Liebe erlangen möchten. Obwohl es viele geschriebene Kommentare zum „Nārada-bhakti-sūtra“ gibt, entsprechen die meisten von ihnen einer dualistischen Philosophie und daher nicht der Sichtweise von vedānta.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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