Sukadev Interview Yoga Aktuell Juni 2009
Dieses Interview von Julia Johannsen und Sukadev Volker Bretz fand statt nach einem Yoga Kongress in Potsdam organisiert und geleitet von Anna Trökes. Es erschien im Juni 2009 in der Zeitsschrift Yoga Aktuell:
Wie war dein Eindruck von dem diesjährigen Kongreß?
Für mich war er erfüllt von bereichernden Begegnungen mit vielen sehr engagierten und inspirierenden Yogalehrern – ich habe viele Anregungen für meine eigene Praxis und für das Unterrichten bekommen.
Was hat dich als Teilnehmender der Workshops beeindruckt und bereichert?
Besonders interessant fand ich den Nada Yoga Workshop. Bisher kannte ich es nur, dass Teilnehmer zu Beginn und am Ende der Yogastunde Mantras singen, oder der Yogalehrer Mantras auch während der Yogastunde rezitiert, die Teilnehmer da zuhören oder die Mantras geistig wiederholten. Ich fand es einen interessanten Ansatz, dass die Teilnehmer Mantras auch während der Übungen selbst laut mitrezitierten. Die Persönlichkeit von Swami Divyananda war einfach in ihrer Liebe, Humor und Demut beeindruckend. Und ich habe mich sehr gefreut, nach vielen Jahren die Herzlichkeit von Anna Trökes und die Klarheit der Gedankenführung von Eckhard Wolz-Godwald wiedererleben zu können.
Integral Yoga
Ich habe gehört, dass du deine erste Yogastunde beim Integral Yoga gemacht hast. Wie war die erste Integral Yogastunde für dich und was hat dich von dort zum Sivananda Yoga geführt?
Mit meiner Hatha Yoga Praxis habe ich anhand eines Buches von Richard Hittleman „Yoga in 28 Tagen“ begonnen. 1980, im Alter von 17 Jahren, nahm ich meine erste Yogastunde im Sivananda Yoga Zentrum München bei Swami Ramananda, einer älteren, fast erblindeten Yogalehrerin mit großer Ausstrahlung. Sie sagte mir gleich in meiner ersten Yogastunde, dass ich mal ein guter Yogalehrer sein würde… So übte ich in der Sivananda Yoga Tradition und lernte da von vielen Lehrern dieser Tradition und hatte auch das Glück, einige Yogastunden mit Swami Vishnu-devananda miterleben zu können. Swami Satchidananda und Swami Vishnu-devananda besuchten sich regelmäßig gegenseitig in ihren Ashrams. So traf ich auch ein paar Mal Swami Satchidananda. 1992 war ich ein paar Wochen privat in New York und besuchte jede Menge Yogastunden in den verschiedensten Yogazentren. Interessanterweise waren da viele beim Potsdamer Yogakongress vertreten. Ich nahm jeweils einige Yogastunden unter anderem beim Integral Yoga Institute, bei einem Iyengar Yogalehrer, bei einem Ashtanga Vinyasa Lehrer, im Jivamukti Center. Ich bin zwar meiner Tradition immer treu geblieben, habe aber viele Elemente aus anderen Traditionen integriert.
Pranayama und Atmung
Die kommende yoga-aktuell Ausgabe hat das Schwerpunkt-Thema "Pranayama und Atmung". Hast du eine spezielle Pranayama-Meditation, die für unsere Leser interessant sein könnte?
Bei Yoga Vidya lehren wir einige Pranayama Meditationen. Dazu gehören z.B. die Nadi-Harmonisierungs-Meditation und die Chakra-Harmonisierungs-Meditation und die Ujjayi Meditation. (als mp3 Anleitung zu finden unter http://mein.yoga-vidya.de/profile/Meditation) . Eine einfache Technik, welche in die Meditation integriert werden kann, nennt sich Sukha Pranayama. Diese kann gerade Menschen helfen, welche entweder zu Schläfrigkeit oder Unruhe in der Meditation neigen. Sie geht folgendermaßen:
„Setze dich hin für die Meditation. Atme so langsam ein wie es für dich angenehm ist. Dann halte die Luft an, solange es für dich angenehm ist. Atme aus lange wie es angenehm ist. Wenn du willst, kannst du auch beim Anhalten und/oder beim Einatmen und/oder beim Ausatmen Mula Bandha (Zusammenziehen der Beckenbodenmuskeln) anwenden.“ Diese einfache Technik macht sofort wach und konzentriert. Sie kann hervorragend mit Mantra-Meditation, Tratak, Chakra-Meditation und vielen anderen Meditationstechniken kombiniert werden. Für viele Menschen, denen Meditation schwer fällt, kann diese einfache Atemtechnik der Meditation eine ganz neue Qualität geben. Man kann das einfach in die Meditation ein paar Minuten einbauen, wenn man den Geist stärker konzentrieren will, oder auch während der ganzen Meditation anwenden.
Yoga bei Asthma
Welche Atemtechnik und welche Asanas würdest du bei chronischen Atemerkrankungen wie z.B. Asthma empfehlen?
Ich empfehle bei Asthma insbesondere ein tägliches Pranayama-Programm von 30 Minuten: 3 Runden Kapalabhati, 15-20 Minuten Wechselatmung (Anuloma Viloma), 10 Runden Bhramari (die Biene). Ich habe das schon sehr vielen Asthmatikern empfohlen. Die meisten werden durch diese Pranayama-Praxis vollständig symptomfrei und brauchen auch keine Medikamente mehr. Bei den anderen mindern sich die Symptome bzw. sie sprechen besser auf die Medikamente an. Bei Asanas sind besonders die Rückbeugen wie Fisch (Matsyasana) und Halbmond (Anjaneyasana) hilfreich. Tiefenentspannung und Meditation sind auch wichtig, da bei Asthma oft eine Stresskomponente mit dabei ist. Von der Ernährung her empfehle ich Vermeidung von Fleisch und Reduzierung von Milchprodukten und Zucker. Am wichtigsten jedoch ist das Pranayama-Programm. Dieses ist bei Asthma am wichtigsten.
Bei anderen chronischen Atemwegserkrankungen muss man schauen, um welche es sich handelt. Das muss man sehr differenziert sehen. Zwar helfen Asanas und Pranayama bei jeder chronischen Atemwegserkrankung. Welche wie ausgeführt wird, hängt von der konkreten Erkrankung ab. Da steht ja einiges unter www.yogatherapie-portal.de . Und nicht umsonst beschäftigen wir uns während der Yogatherapie Weiterbildung eine ganze Woche mit „Yoga bei Erkrankungen der Atemorgane“. Bei Atemwegserkrankungen kann Yoga wirklich sehr viel bewirken.
Kundalini Yoga
In der übernächsten Ausgabe ist das Schwerpunkt-Thema "Kundalini Energie". Da du ein Buch zum Thema geschrieben hast, würde ich dich gern nochmal ausführlicher zu diesem Thema interviewen, wenn du Zeit und Interesse hast, im Juli?
Gerne. Kundalini Yoga ist ja eines meiner besonderen Lieblingsthemen.