Studien über vergleichbare Philosophien - George Wilhelm Friedrich Hegel

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Studien über vergleichbare Philosophie - George Wilhelm Friedrich Hegel

George Wilhelm Friedrich Hegel

Die Philosophie von Kant wird von Hegel vollständig einbezogen und gibt uns die bis dahin großartigste Metaphysik eines westlichen Philo-sophen. Der Verstand oder der Spirit wird bei Hegel zum All-Sein und dem All-Ende der Philosophie. Die logischen Kategorien werden zum Rahmen der Wirklichkeit. Die Logik des Geistes ist dasselbe wie die Metaphysik der Wirklichkeit. Das Wirkliche ist das Rationale und das Rationale ist das Wirkliche. Der Geist und die Natur sind keine bestimmten Bereiche, son-dern es sind Stufen der Evolution des Absoluten, die sich überall im Uni-versum selbst in Geist und Materie, im Individuum und in der Gesellschaft, in der Geschichte, der Wissenschaft, der Kunst, der Religion und der Philo-sophie gleichzeitig offenbaren. Das Absolute ist die Wirklichkeit. Sein We-sen ist begründeter Verstand. Das Universum ist wie ein logisches oder ra-tionales System aufgebaut, wie ein Denkprozess des Absoluten Verstandes. Dieser Verstand ist das Absolute. Alles ist eine Verkörperung des Verstan-des. In jeder Handlung, jedem Augenblick und in jedem Gedanken drückt sich dieser Verstand aus; je rationaler das Leben des Universums wird, des-to mehr entfaltet es sich in seinem eigenen Absoluten Verstand. In der Lo-gik, der Natur und im Spirit können die drei Stufen der Evolution des Ab-soluten auf dem Wege zur Verwirklichung des Selbstbewusstseins entdeckt werden. Der Absolute Spirit ist das Ziel oder die Vollendung der Aktivitä-ten des Verstandes. Alle Glieder des Universums sind durch das Ganze, dem Absoluten, das logischer Weise über allem steht, organisch dazu vor-bestimmt. Nichts hat neben seiner organischen Beziehung zum Ganzen ir-gendeine andere Bedeutung oder Wirklichkeit. Hegel’s System ist die be-rühmte Logik oder der absolute Idealismus.

Kant hat einerseits eine Metaphysik der Wirklichkeit unmöglich ge-macht, hingegen Hegel stellt sie über alles. Für Hegel bedeutet, den Verstand zu kennen, heißt die Wirklichkeit zu kennen. Die Gesetze des Ver-standes sind die Gesetze der Wirklichkeit. Hegel’s Verstand ist in einem Evolutionsprozess. Jede höhere Stufe schließt, entsprechend dieser Stufe, alles ein und durchdringt alle vorhergehenden Stufen und dies wird zum Selbstzweck, zur Absicht, zur Bedeutung und führt zur Wahrheit über die vorhergehenden Stufen. Die höhere Stufe ist die Offenbarung oder die Selbstverwirklichung der vorhergehenden Stufen. Durch die höhere Stufe wird das wirkliche Sein der vorhergehenden offenbar, explizit und bewusst. Jede Stufe in dieser rationalen Evolution reflektiert eine universale Situati-on, die jede Stufe in seinen Elementen einschließt, und die wiederum Aus-kunft über die Vergangenheit gibt und die Zukunft vorhersagt, denn das Absolute ist in jede Stufe gegenwärtig. Dieses ist der Prozess der Selbst-entwicklung des Verstandes, die von Hegel als die Dialektik des Verstandes bezeichnet wird.

Hegel erkennt, dass sich alles überall im Universum ständig verän-dert, nichts bleibt unverändert. Alles ist im Fluss und mündet irgendwo. Jeder bestimmte Zustand wird durch gegensätzliche Faktoren aufgehoben oder mehr noch, erhebt ihn aus seiner gegenwärtigen Lage; und dann gibt es einen anderen Zustand, wo diese Gegensätzlichkeit oder die Aufhebung wieder zu einem bestehenden Ganzen vereint wird. Dieser Prozess des Seins, Abstoßens und des Wiedervereinigen setzt sich in allen Dingen im Universum fort, bis das Absolute im Selbstbewusstsein verwirklicht wird. Hegel bezeichnet diese drei Stufen der Bestätigung, der Gegensätzlichkeit und der Erfüllung als die These, Antithese und Synthese. Die verschiede-nen Glieder des absoluten Ganzen, die als die These, Antithese und Synthe-se in der Evolution agieren, haben, bezogen auf sich selbst, keine Bedeu-tung in Bezug auf Trennung oder Unabhängigkeit. Wenn sie als eigenstän-dige Elemente ausgemacht werden, erscheinen sie lediglich als gegensätz-lich, doch sie haben eine große Bedeutung hinsichtlich des Ganzen oder des Absoluten, wo sie ihre Erfüllung und ihr Sein suchen. Der dialektische Prozess ist der Weg, auf dem alle Dinge hin zur Selbstverwirklichung im Absoluten notwendigerweise voranschreiten. In jeder Entwicklungsstufe wird das Material, der Mechanismus, die Regungslosigkeit und die Festig-keit der Dinge durchdrungen und die ganze Natur gibt sich selbst daran, ihr unsterbliches Sein im absoluten Bewusstsein zu enthüllen. Doch Hegel merkt an, dass das am Ende verwirklichte Absolute als Ergebnis der Evolu-tion nicht das vollkommene Ganze ist; das Absolute und der Evolutions-prozess bilden zusammen das vollkommene Ganze.

Hegel hält die Natur oder das Universum für das Absolute für not-wendig. Doch die Neigung, die man, um die Materie zu überwinden, in seinem Universum erkennen kann, und um das Selbstbewusstsein mit der Unsterblichkeit zu belegen, beweist, dass die Materie unwirklich ist, dass das Wirkliche letztendlich Bewusstsein ist, dass das Bewusstsein die einzi-ge Wirklichkeit ist, und dass die Natur, die nur ein anderer Name für die nach außen gestellte Existenz materieller Körper ist, nur eine Erscheinung ist, die in jeder Stufe schrittweise transzendiert wird, bis schließlich das Absolute Bewusstsein verwirklicht ist. Auf diese Weise verliert das mate-rielle Universum seine Bedeutung im Absoluten, und braucht darum nicht damit verteidigt zu werden, dass das Universum für das Absolute notwen-dig sei, um diesem seine Vollkommenheit zu geben. Wenn Hegel mit der Notwendigkeit jedoch meint, dass sie für den Evolutionsprozess notwendig ist, dann hätte er sagen müssen, dass es für die relative Evolution notwen-dig ist und nicht für das Absolute, das das Relative transzendiert.

Ein anderer Irrtum von ihm liegt darin, dass man sich das Absolute selbst als Subjekt der Evolution oder Veränderung vorzustellen hätte, doch ein Absolutes, dass inneren oder äußerlichen Veränderungen unterläge, würde dann sterblich werden. Die Evolution hört bei der Verwirklichung des absoluten Selbstbewusstsein auf, denn das ist das letztendliche Ziel al-ler Vorstellungen und Handlungen, sei dies körperlich oder mental. Es ist unlogisch zu sagen, dass die Vollkommenheit teilweise von der Existenz des Universums abhängt, denn das Universum verliert sich in dem Augen-blick selbst im Bewusstsein, wenn das Absolute verwirklicht ist. Wenn sich ein Universum vom Absoluten unterschiede, ist das widersprüchlich und wäre unmöglich. Wenn sich das Universum nicht vom Absoluten unter-scheidet, stellt sich nicht die Frage nach der Notwendigkeit eines Univer-sums, denn dann existiert allein das Absolute. Das Absolute ist nicht etwas, was in Zukunft durch einen dialektischen Prozess verwirklicht wird, son-dern es ist ständig in jeder Stufe des Prozesses gegenwärtig, obwohl es er-forderlich ist, es im Selbstbewusstsein zu verwirklichen, was durch solch einen Prozess möglich ist. Hegel befürchtet, dass sich das Absolute ohne Universum als ein abstraktes Nichts erweisen würde. Diese Furcht kommt von seiner falschen Vorstellung über das Konkrete, weil er glaubt, dass Substanz und Wirklichkeit so etwas wie eine Festigkeit oder etwas Fühlba-res bedeuten, was unglücklicherweise eine Nachwirkung des irrationalen Instinktes der von den Sinnen gelieferten Authentizität bestätigt. Das Abso-lute ist auch das Sein des Universums, und das Universum wäre nicht exi-stent, wenn es irgendwie durch die Wirklichkeit des Absoluten benachtei-ligt wäre. Evolution ist ein phänomenaler Prozess, der nicht bis zur Wirk-lichkeit ausgedehnt werden kann. Wenn das Absolute die Seele der Wirk-lichkeit ist, sollte es bedingungslos und beziehungslos, intuitive Erfahrung sein, was auch bedeutet, dass es ohne jegliche Veränderung ist, dass es kei-ner Äußerlichkeiten bedarf, und dass es nicht in innere Entwicklungen oder die Evolution eingebunden ist. Es sollte irgendwie unterschiedslos sein, doch es sollte auch nicht nur eine inhaltslose Abstraktion sein. Alle Inhalte sind im Absoluten umspannt und von ihm bereichert, und ihre Existenz ist mit seinem Inhalt identisch. Es ist Existenz, Inhalt, Bewusstsein, Freiheit, Ewigkeit, Unendlichkeit, - alles auf einmal und in Einem. Der menschliche Geist kann es nicht erfassen, es wird nur in überrationaler Intuition oder Selbstverwirklichung erkannt. Das Absolute des Absoluten lässt darauf schließen, dass seine Existenz nicht aus einer Vielzahl von Ganzen oder Augenblicken besteht, es ist zeitlos und durch und durch frei von Objekten.

Hegel’s Schwierigkeiten rühren meistens von seinem Durcheinander mit den Kategorien des menschlichen Verstandes und dem Absoluten Be-wusstsein. Wie bereits erkannt, ist die Logik des menschlichen Verstandes weit von der Identität mit dem Inhalt der Wirklichkeit entfernt. Der menschliche Verstand ist weitschweifig, trennt Subjekt und Objekt vonein-ander, hat eine mathematische Vorgehensweise und muss eine Vorstellung von Raum, Zeit und Ursache haben. Kant hatte Recht mit dem was er sagte, dass das menschliche Verstehen an die Phänomene der Kategorien gebun-den ist, und darum kann er sich nicht mit der Wirklichkeit verbinden. Hegel hat Recht, wenn er daran fest hält, dass der Absolute Verstand oder das Bewusstsein das Wesen der Wirklichkeit ist, doch liegt er falsch, wenn er die Gesetzmäßigkeit des menschlichen Verstandes oder des Intellekts in das Reich der Wirklichkeit ausdehnt. Die Logik des normalen menschlichen Verstandes ist die Metaphysik der Wirklichkeit; Metaphysik ist ein Studium der weiterführenden universalen Schlussfolgerungen aus den menschlichen Erfahrungen. Hegel hält zu sehr an der Macht des menschlichen Verstand fest, um jegliche überlogische Intuition zuzugeben. Aus diesem Grunde glaubt er, dass reines Sein mit nichts vergleichbar ist, dass die Wirklichkeit ein werdendes Sein oder eine Synthese des Sein und nichts anderes ist, dass ein nicht-duales, undifferenzierbares absolutes Sein nicht wahrnehmbar ist, dass das Absolute einem dynamischen Prozess der Veränderungen im Rahmen der Evolution unterliegt, und dass es eine Entwicklung im Absolu-ten Verstand gibt. Hegel schreibt dem Absoluten zu, was er in der Natur durch seine menschlichen Sinne und seinen Verstand beobachtet hat, und macht daraufhin seine kategorische Erklärung, dass eine logische Konse-quenz dasselbe wie metaphysische Wahrheit ist. Logik kann zu Metaphysik werden, wenn man unter Logik die Gesetze einer tieferen Verwicklung der menschlichen Erfahrungen versteht, wobei es sich sowohl um die Gesetz-gebung einer Regierung als auch um die Grundsätze des kosmischen Vers-tandes handeln kann, die den wahren Plan des Absoluten repräsentieren können, oder aber auch um die ewige Natur des Absoluten selbst drehen kann. Phänomenale Evolution kann dem kosmischen Verstand, aber nicht dem Absoluten zugeschrieben werden. Doch Hegel macht keine derartigen Vorbehalte in seinem Konzept und sieht die dynamischen Veränderungen der Evolution in der Wirklichkeit. Dies ist eine leere Abstraktion, wenn die Natur aus den Erfahrungen entfernt und die Kausalität unmittelbar der Wirklichkeit zugeschrieben wird. All dies sind unvollkommene Vorstellun-gen des menschlichen Verstandes, der zusammen mit der phänomenalen Natur wirkt, aber nicht der Vollkommenheit des Absoluten zugeschrieben werden kann. Veränderung ist ein Symptom des Wünschens, eine Unvoll-kommenheit, die man nicht dem vollkommenem Selbst des Absoluten zu-schreiben kann. Hegel’s Logik ist die Logik eines phänomenalen Verstan-des; und wenn er derart an seiner Logik klebt, indem er daraus eine Meta-physik entwickelt, selbst angenommen diese Logik wäre über-individuell, würde er nur eine Metaphysik des kosmischen Verstandes aber nicht des Absoluten wieder geben. Es wurde Hegel nie bewusst, dass ein Bewusst-sein, dessen Verwicklungen die Evolution in den kosmischen Verstand ein-bringen könnte, und eine Metaphysik über einen materiellen Körper auf-bauen könnte, die über die Sinneserfahrungen und die logischen Kategorien ermöglicht wird, wirklicher und vereinheitlichender sein könnte. Obwohl sein Verstand, dessen Wesen die Wirklichkeit ausmacht, die Sinneserfah-rungen durchdringt, so ist dies doch nur möglich, nachdem die Materie be-reits den Sinnen und dem Verstehen entzogen wurde. Hegel’s System könn-te sich zum Denkmal eines Genies aufschwingen, wenn dieses Vorurteil bzgl. der phänomenalen Funktionen des Verstandes in seiner Metaphysik der Wirklichkeit herausgenommen würde. Ja; das Wirkliche ist das Ratio-nale und das Rationale ist das Wirkliche, vorausgesetzt, - selbst wenn das Wirkliche über die Sinneserfahrungen erhoben wird, - man führt die relati-ven Kategorien des Verstehens mit seinen Begleiterscheinungen von Duali-tät, Pluralität und Veränderung nicht in das Wesen des Wirklichen ein und versteht unter dem Verstand und dem Wirklichen das unveränderliche uni-versale Bewusstsein, das bei allen Erfahrungen mitschwingt. Ansonsten muss das Wirkliche auf den kosmischen Verstand beschränkt werden. Das Absolute ist selbst ohne jede Referenz zur Evolution oder Entwicklung vollkommen, denn das Letztere ist nur in der phänomenalen Wahrnehmung und nicht in der Erfahrung der ewigen Vollkommenheit von Bedeutung. Wenn Hegel seinen dialektischen Prozess auf die Funktionen des kosmischen Verstandes im relativen Universum beschränken und nicht auf das Absolute beziehen würde, könnte sein System der Vedanta die Hand reichen.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

Hier erscheint demnächst wieder eine Seminarempfehlung: url=interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/?type=2365 max=4