Studien über vergleichbare Philosophien - William James: Unterschied zwischen den Versionen
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James glaubt, wenn wir an ein allwissendes und allmächtiges Absolutes glauben, wären wir wie Hampelmänner in der Hand eines ewig bestimmenden göttlichen Willens und könnten nichts für unseren Fortschritt tun. Ein bestimmendes System des Absolutismus führt uns zu Fatalismus, Verzweiflung und Kapitulation. Es würde unser Leben aller Hoffnungen berauben. Der Absolutismus brächte unser Streben, Wünschen und Verlangen zu Fall und enttäuschte uns permanent, indem er uns zu Spielzeugen in seiner Hand macht. Und nicht nur das; der Absolutismus macht sich über unsere praktischen Erfahrungen lustig und postuliert Tatsachen, die keinen Bezug zum Leben haben. Wir werden aufgefordert etwas anzunehmen, was wir weder verstehen noch erfahren. Die Metaphysik des Absoluten ist kein Objekt, um den Glauben direkt zu schenken. James glaubt, dass eine Philosophie, die die Glaubwürdigkeit unserer persönlichen Erfahrungen unterhöhlt, nicht standhalten kann. Darum bietet er einen empirischen endlichen Gott an, der nicht allwissend und nicht allmächtig ist, der sich mitten unter den vielen Individuen in einem Universum wirklicher Disharmonie und Vielheit befindet. Gott ist nur ein Begleiter des Menschen und nicht sein ewiges Selbst. Die Existenz Gottes ist nicht mit dem Universum der Erfahrungen organisch verbunden, denn das Universum der Erfahrungen ist eine Szenerie von Gegensätzen und Bemühungen, während dieser Gott ein Überindividualist ist, der möglicherweise transparente Bereiche bewohnt. Es existiert kein Absolutes wie bei Hegel, kein derartiges System wie ein Universum, das durch einen existierenden ursprünglichen Willen gelenkt wird. Die Wahrheit besteht nicht aus Einheit, sondern Vielheit, obwohl James manchmal unbestimmte Angaben bezogen auf etwas Einheitliches macht, das jenseits menschlicher Erfahrungen ist. Das Schicksal der Menschheit wird durch einen freien Handlungsspielraum und nicht durch bestimmte Notwendigkeiten geformt. Gott lenkt nicht unsere Handlungen, sondern wir sehen in ihm unseren unbestreitbaren Glauben und die unwiderlegbaren Erfahrungen. Um James Auffassung prägnant darzulegen: Gott existiert, weil wir ihn benötigen, und um unsere Erfahrungen zu rechtfertigen. Das Schicksal und die Erfahrungen sind wahr, und alles andere sind Begleiterscheinungen. James und Bergson sind der gleichen Ansicht, dass das Universum ein Abenteuerspielplatz mit unvorhersehbaren Neuheiten und kein endliches System der ewigen Vollkommenheit ist. | James glaubt, wenn wir an ein allwissendes und allmächtiges Absolutes glauben, wären wir wie Hampelmänner in der Hand eines ewig bestimmenden göttlichen Willens und könnten nichts für unseren Fortschritt tun. Ein bestimmendes System des Absolutismus führt uns zu Fatalismus, Verzweiflung und Kapitulation. Es würde unser Leben aller Hoffnungen berauben. Der Absolutismus brächte unser Streben, Wünschen und Verlangen zu Fall und enttäuschte uns permanent, indem er uns zu Spielzeugen in seiner Hand macht. Und nicht nur das; der Absolutismus macht sich über unsere praktischen Erfahrungen lustig und postuliert Tatsachen, die keinen Bezug zum Leben haben. Wir werden aufgefordert etwas anzunehmen, was wir weder verstehen noch erfahren. Die Metaphysik des Absoluten ist kein Objekt, um den Glauben direkt zu schenken. James glaubt, dass eine Philosophie, die die Glaubwürdigkeit unserer persönlichen Erfahrungen unterhöhlt, nicht standhalten kann. Darum bietet er einen empirischen endlichen Gott an, der nicht allwissend und nicht allmächtig ist, der sich mitten unter den vielen Individuen in einem Universum wirklicher Disharmonie und Vielheit befindet. Gott ist nur ein Begleiter des Menschen und nicht sein ewiges Selbst. Die Existenz Gottes ist nicht mit dem Universum der Erfahrungen organisch verbunden, denn das Universum der Erfahrungen ist eine Szenerie von Gegensätzen und Bemühungen, während dieser Gott ein Überindividualist ist, der möglicherweise transparente Bereiche bewohnt. Es existiert kein Absolutes wie bei Hegel, kein derartiges System wie ein Universum, das durch einen existierenden ursprünglichen Willen gelenkt wird. Die Wahrheit besteht nicht aus Einheit, sondern Vielheit, obwohl James manchmal unbestimmte Angaben bezogen auf etwas Einheitliches macht, das jenseits menschlicher Erfahrungen ist. Das Schicksal der Menschheit wird durch einen freien Handlungsspielraum und nicht durch bestimmte Notwendigkeiten geformt. Gott lenkt nicht unsere Handlungen, sondern wir sehen in ihm unseren unbestreitbaren Glauben und die unwiderlegbaren Erfahrungen. Um James Auffassung prägnant darzulegen: Gott existiert, weil wir ihn benötigen, und um unsere Erfahrungen zu rechtfertigen. Das Schicksal und die Erfahrungen sind wahr, und alles andere sind Begleiterscheinungen. James und Bergson sind der gleichen Ansicht, dass das Universum ein Abenteuerspielplatz mit unvorhersehbaren Neuheiten und kein endliches System der ewigen Vollkommenheit ist. | ||
James Beanstandung, dass der Absolutismus keine Aussicht auf einen freiheitlichen Willen zulässt, ist nicht wahr. Der Absolutismus lässt die freie Handlungsweise für das Individuum insoweit zu, wie das Bewusstsein in Beziehung zu dessen persönlichem Ego wirkt. Doch die Menschen sind dadurch desillusioniert, dass dieser individuelle freie Wille nur ein empirischer Ausdruck des ewigen Gesetzes des Absoluten ist, und nichts wirklich unabhängig voneinander existiert. Der freie Wille des Menschen ist eine Sache der Erfahrungen, die letztendlich nicht wahr sind, ausgenommen sie werden als das Wirken des Absoluten im Universum erkannt. Unser Bemühen ist eine Gefahr für diesen freien Willen. Es existiert so lange eine moralische Verantwortung wie wir auf das individuelle Bewusstsein begrenzt bleiben und in so genannter Willensfreiheit wirken. Doch wir durchdringen alle relativen Werte in der Selbstverwirklichung. Was wir gegenwärtig als Neu erfahren, waren schon immer existierende Tatsachen, die uns zuvor nicht tangierten, die uns aber jetzt in den Sinn kommen, nicht weil wir sie gegenwärtig erschaffen hätten, da sie zuvor noch nicht existierten, sondern weil wir jetzt auf einer anderen Stufe der Evolution angelangt sind, die uns jetzt eine andere Sichtweise der Dinge ermöglicht. Unser Streben ist das stufenweise Voranschreiten unserer geistigen Entwicklung hin zu dem, was jenseits des Individuellen ist, wobei das Individuelle solange seine Gültigkeit behält, wie unsere Individualität für uns die Wirklichkeit ist. Jede Stufe des Bewusstseins, in der wir uns im Augenblick befinden, scheint für uns wirklich zu sein, obgleich keine Stufe in einer höheren Ebene der Wirklichkeit unwidersprochen bleibt. Unbestimmtheit ist das Ergebnis begrenzter Beobachtung; eine tiefere Intuition in die Wirklichkeit enthüllt die ewige Einheit und Harmonie des Universums, das durch ein unveränderliches Gesetz regiert wird. Doch alle Dinge sind für unsere wenig vertrauenswürdigen Sinne unbestimmt. Unsere Wünsche widerlegen nicht die Existenz des Absoluten oder deuten auf eine wirkliche Vielheit hin, sondern sind ein Indiz für unser Verlangen, sich mit dem Absoluten zu vereinen. Dieses Verlangen übernimmt auf Grund einer konfusen Durchdringung der Werte das Muster einer sinnlosen Suche nach Glück in den Sinnesobjekten an, was ein Zeichen von Unvollkommenheit ist und die Notwendigkeit erklärt, Vollkommenheit zu erreicht. Die blinden Bewegungen unserer Wünsche in die falsche Richtung sind ein Zeichen für unser Bemühen im Leben. Sie werden bei aufrichtig strebenden Seelen, die mit der rechten Unterscheidungsfähigkeit beschenkt wurden und bei weisen Philosophen und Heiligen, bewusst in das wirkliche Ziel gelenkt. | |||
Die praktische Wirklichkeit, wonach James nahezu süchtig ist, ist inhaltlich nicht die Wirklichkeit, sondern sie ist lediglich ein Netzwerk von Beweisen für die Sinne. Es ist schwer zu verstehen, warum jemand so viel Wert auf die Sinneserfahrungen legt und sich den Schönheiten verweigert, die die höhere Bedeutung des Wissens liefert. Die Sinnenwelt verändert sich ständig, und ein veränderndes Phänomen ist nicht mit der Wirklichkeit gleichzusetzen. Selbst das sich verändernde Phänomen kann in seiner Erscheinung nicht ohne die Unterstützung des Unveränderlichen existieren. Zu behaupten, es könne jenseits des Phänomens keine Wirklichkeit geben, ist ebenso bedeutungslos, wie die Aussage, es gäbe Fortbewegung ohne einen Raum oder Gehen ohne den Untergrund. Dass die Welt eine praktische Wirklichkeit oder Vyavaharika-satta ist, wird auch von der Vedanta akzeptiert. Aber diese Wirklichkeit ist eine Erscheinung einer höheren Macht der Einheit, die man Paramarthikasatta nennt. Die höchste Wirk-lichkeit ist Brahman, das Absolute Selbst, was sofortiges Sein und Bewusstsein ist. Dieses Bewusstsein ist wiederum kein sich verändernder Strom von Wirklichkeiten. James ist mehr Psychologe als Philosoph. Darum hat er sein Vertrauen in die psychologischen Funktionen gelegt und identifiziert sie als unser tiefstes inneres Bewusstsein. Das mentale Bewusstsein ist ohne Zweifel ein Strom, ein Fluss, ein Werden; es ist kein Sein darin enthalten. Doch wir fließen oder bewegen uns mit unseren mentalen Zuständen oder Beziehungen; wir wissen von diesen Zuständen, Be-ziehungen, Veränderungen und diesem Werden. Die Kenntnis von einem Strom kann selbst kein Strom sein. Das wir die Zustände der Beziehungen und Gedanken beobachten zeigt, dass wir als Zeugen existieren, die unabhängig von diesen Veränderungen des Geistes sind. Das wirkliche Selbst bewegt sich nicht; denn wenn es sich bewegen würde, gäbe es anderweitig etwas, das von dieser Bewegung Kenntnis hätte. Es würde ein drittes Selbst existieren, dass das zweite Selbst kennen würde, und dies lässt sich unendlich fortsetzen, sodass eine Kenntnis von der Bewegung unmöglich wird. | |||
Dieser Test kann nicht zur Überprüfung der Wahrheit dienen. Die Wege des Individuums sind unergründlich und setzen von sich aus keinen bestimmten Standard. Was ständigen Veränderungen unterworfen ist, kann nicht die letztendliche Wahrheit sein, denn alle Veränderungen deuten auf etwas Bewegliches hin. Wenn die Wahrheit nur auf Glauben oder gar auf pragmatische Betrachtung beruht, wird sie in ständigem Widerstreit mit sich selbst sein oder unser Glaube daran wird uns desillusionieren. Solch eine Wahrheit hat zweifellos in dem Sinne einen pragmatischen Wert, dass selbst Halluzinationen zum Zeitpunkt der Erfahrung ihren Wert besitzen. Selbst unsere Träume sind wahr und bestehen den pragmatischen Test ihrer eigenen Belange. Doch in einem weiteren Umfeld widersprechen sich solche Wahrheiten letzten Endes selbst. Wenn der Pragmatismus daran fest hält, dass Irrtümer überhaupt auszuschließen sind, und dass jede Erfahrung in ihrem Umfeld als Wahr anzusehen ist, dann muss man hinzufügen, dass diese Erfahrungen am Ende nicht wahr sein können, denn eine Überprüfung der Wahrheit endet ohne Widersprüche. Bei der Überprüfung wird man feststellen, dass die Mehrzahl der Individuen, der endliche Gott und die letztendliche Gültigkeit des Beobachteten in einer Erfahrung des weltli-chen Lebens verschwindet, wenn die relativen Kategorien transzendiert werden. Wenn wir uns ständig auf ein sofortiges Vergegenwärtigen von Sinneserfahrungen und auf Gefühlsbewegungen beschränken, auch wenn es sich dabei nur um Träume, Gedankenirrtümer oder falsche Enthüllungen durch die Sinne handelt, müssen wir immer gegenüber dieser Art von Wahrheit skeptisch bleiben. Es ist leicht zu verstehen, dass dieses skeptische Verhalten angesichts der Wahrheit unmöglich ist. Die absolute Wahrheit ist für das Ende bedeutungslos, doch in sich selbst ein Ende, denn es existiert kein anderer Wunsch, als in den Besitz der Wahrheit zu kommen, und da die Wahrheit am Ende universal sein sollte, so ist die Erfahrung dieser Wahrheit dasselbe wie die Einheit mit ihr. Das Wissen ist das Wesen der Wahrheit, und was auf die Wahrheit anwendbar ist, gilt auch für das Wissen. Man kann keine Wahrheit erschaffen; man bekommt in den verschiedenen Stufen der Öffnung des Bewusstseins nur eine schrittweise Enthüllung. Was erschaffen ist, ist sterblich und keine Wahrheit. Ansonsten könnte man jeden Spleen, jede Laune und jede Illusion als Wahrheit bezeichnen. Die Wahrheit hat eine Selbstgewissheit und Endgültigkeit, wie sie keine menschliche Erfahrung der Sinnenwelt besitzt. Glauben ist nicht Wahrheit, denn der Glauben betrügt uns häufig. Nur ein höheres Vertrauen, das in einer erleuchteten Überzeugung verwurzelt ist, kann der Wahrheit entsprechen. Die Wahrheiten der Gefühle ebenso wie jene Wahrheiten der Mathematik und Logik – die beiden Aspekte der Wahrheit für den Pragmatismus – werden als eine höhere und weitergefasste Erfahrung verstanden, was wir als das Absolute bezeichnen. | |||
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Version vom 6. Juli 2022, 14:35 Uhr
Studien über vergleichbare Philosophien - William James
William James
William James, der große Lehrer des Pragmatismus in Amerika, weist den Anspruch auf eine logische Begründung zurück, indem er ein System des absoluten Monismus konstruiert, der ihm gemäß einen nicht händelbaren "Block als Universum" darstellt und die moralische Verantwortung, den freien Willen, die Mühe und das Streben, das Unbestimmte, das Wünschen und das Bemühen als die wesentlichen Charakteristiken und täglichen Ereignisses des Lebens an den Anfang stellt. Der Pragmatismus von William James ist eine Theorie über den "Willen", wobei er missbilligend auf jene intellektuellen Philosophen schaut, die in dem vollkommenen Absoluten die ganze Wirklichkeit sehen. James bemängelt, dass solche rigorosen Systeme bestimmend werden und keinen Raum für Varianten, Neuheiten und ein persönliches Bemühen lassen. Sie widersprechen der praktischen Wirklichkeit des Lebens, verlieren so den Bezug zu Erfahrungen und verehren windige Abstraktionen. Das Prüfen der Wahrheit ist in praktischer Konsequenz für James die tatsächliche Last des Lebens. Gemäß James kann nichts als Wahr akzeptiert werden, was diesem pragmatischen Ansatz nicht standhält. Hier liegt die Begründung nicht im Urteil, sondern im "Wille zu glauben", der alle Aktivitäten und Erfahrungen beherrscht. Wir können die Wahrheit nicht zu einem absoluten Prinzip oder zum Ende an sich erheben, denn solch eine starre Wahrheit ist nirgendwo erkennbar. Die Wahrheit ist ein Anzeichen für ein Ende, ein Instrument für die Erfüllung und die Befriedigung der Bedürfnisse des "Willens zu glauben". Es kann keine universale, unveränderbare und ewige Wahrheit jenseits von Erfahrungen geben. Wahr ist das, von dem man glaubt, dass es den menschlichen Neigungen und Temperamenten entspricht. Unabhängig von diesen individuellen Betrachtungen existiert keine objektive Wahrheit. Die Menschen akzeptieren keine Theorie, nur weil sie sich logisch anhört, sondern wegen eines Hinweises auf die praktische Notwendigkeit. Nichts ist Wahr, was durch das Leben nicht zugelassen ist. Die Bedeutung des Lebens liegt in seiner praktischen Anwendung, und sein Ziel liegt in der Konsistenz des Glaubens, Verstehens und Handelns. Selbst das Wissen in sich kann kein Ende haben, denn sein Wert ist abhängig vom Nutzen in der Befriedigung praktischer Notwendigkeiten. Dann ist Wissen ein Anzeichen für ein Ende. James wendet sich gegen alle monistischen Systeme des Idealismus, wobei er daran festhält, dass die Wahrheit dasselbe ist, wie der Nutzen in empirischen Systemen, und dass der praktische Wert das Wahre ist. Woran wir fest glauben, muss als Wahr angenommen werden. Selbst Gott muss diesem pragmatischen Test bestehen, um zu sein. Die Wirklichkeit steht nicht hinter den Phänomenen oder Erscheinungen; sie wird immer durch unser Bemühen erschaffen.
James identifiziert die Wirklichkeit mit dem Erfahrenen. Doch Erfahrungen sind immer pluralistisch, empirisch, und nicht monistisch oder absolut. Er favorisiert den Theismus mehr als den Absolutismus, denn der Theismus lässt die Existenz von Pluralität oder Sein zusammen mit einem Gott zu, der als Objekt verehrt wird. James ist dahingehend empirisch, dass sein "Wille zu glauben" auf die Sinneswahrnehmungen und den Erfahrungen unabhängiger Individuen in der vielfältigen Welt beruht. Seine Selbstbeschränkung auf die phänomenalen Erfahrungen lässt ihn an ein fließendes Bewusstsein oder an einen sich verändernden Strom von Zuständen glauben, dass kein Sein, sondern nur Veränderungen kennt. Das Bewusst-sein ist keine statische Existenz, sondern ein Beziehungsgeflecht. Selbst die Seele ist eine vollkommene Gedankenbeziehung, ein Prozess und kein Sein. James ist ein tiefgläubiger Anhänger von beobachteten Phänomenen, was uns wieder an Locke und Hume erinnert.
James glaubt, wenn wir an ein allwissendes und allmächtiges Absolutes glauben, wären wir wie Hampelmänner in der Hand eines ewig bestimmenden göttlichen Willens und könnten nichts für unseren Fortschritt tun. Ein bestimmendes System des Absolutismus führt uns zu Fatalismus, Verzweiflung und Kapitulation. Es würde unser Leben aller Hoffnungen berauben. Der Absolutismus brächte unser Streben, Wünschen und Verlangen zu Fall und enttäuschte uns permanent, indem er uns zu Spielzeugen in seiner Hand macht. Und nicht nur das; der Absolutismus macht sich über unsere praktischen Erfahrungen lustig und postuliert Tatsachen, die keinen Bezug zum Leben haben. Wir werden aufgefordert etwas anzunehmen, was wir weder verstehen noch erfahren. Die Metaphysik des Absoluten ist kein Objekt, um den Glauben direkt zu schenken. James glaubt, dass eine Philosophie, die die Glaubwürdigkeit unserer persönlichen Erfahrungen unterhöhlt, nicht standhalten kann. Darum bietet er einen empirischen endlichen Gott an, der nicht allwissend und nicht allmächtig ist, der sich mitten unter den vielen Individuen in einem Universum wirklicher Disharmonie und Vielheit befindet. Gott ist nur ein Begleiter des Menschen und nicht sein ewiges Selbst. Die Existenz Gottes ist nicht mit dem Universum der Erfahrungen organisch verbunden, denn das Universum der Erfahrungen ist eine Szenerie von Gegensätzen und Bemühungen, während dieser Gott ein Überindividualist ist, der möglicherweise transparente Bereiche bewohnt. Es existiert kein Absolutes wie bei Hegel, kein derartiges System wie ein Universum, das durch einen existierenden ursprünglichen Willen gelenkt wird. Die Wahrheit besteht nicht aus Einheit, sondern Vielheit, obwohl James manchmal unbestimmte Angaben bezogen auf etwas Einheitliches macht, das jenseits menschlicher Erfahrungen ist. Das Schicksal der Menschheit wird durch einen freien Handlungsspielraum und nicht durch bestimmte Notwendigkeiten geformt. Gott lenkt nicht unsere Handlungen, sondern wir sehen in ihm unseren unbestreitbaren Glauben und die unwiderlegbaren Erfahrungen. Um James Auffassung prägnant darzulegen: Gott existiert, weil wir ihn benötigen, und um unsere Erfahrungen zu rechtfertigen. Das Schicksal und die Erfahrungen sind wahr, und alles andere sind Begleiterscheinungen. James und Bergson sind der gleichen Ansicht, dass das Universum ein Abenteuerspielplatz mit unvorhersehbaren Neuheiten und kein endliches System der ewigen Vollkommenheit ist.
James Beanstandung, dass der Absolutismus keine Aussicht auf einen freiheitlichen Willen zulässt, ist nicht wahr. Der Absolutismus lässt die freie Handlungsweise für das Individuum insoweit zu, wie das Bewusstsein in Beziehung zu dessen persönlichem Ego wirkt. Doch die Menschen sind dadurch desillusioniert, dass dieser individuelle freie Wille nur ein empirischer Ausdruck des ewigen Gesetzes des Absoluten ist, und nichts wirklich unabhängig voneinander existiert. Der freie Wille des Menschen ist eine Sache der Erfahrungen, die letztendlich nicht wahr sind, ausgenommen sie werden als das Wirken des Absoluten im Universum erkannt. Unser Bemühen ist eine Gefahr für diesen freien Willen. Es existiert so lange eine moralische Verantwortung wie wir auf das individuelle Bewusstsein begrenzt bleiben und in so genannter Willensfreiheit wirken. Doch wir durchdringen alle relativen Werte in der Selbstverwirklichung. Was wir gegenwärtig als Neu erfahren, waren schon immer existierende Tatsachen, die uns zuvor nicht tangierten, die uns aber jetzt in den Sinn kommen, nicht weil wir sie gegenwärtig erschaffen hätten, da sie zuvor noch nicht existierten, sondern weil wir jetzt auf einer anderen Stufe der Evolution angelangt sind, die uns jetzt eine andere Sichtweise der Dinge ermöglicht. Unser Streben ist das stufenweise Voranschreiten unserer geistigen Entwicklung hin zu dem, was jenseits des Individuellen ist, wobei das Individuelle solange seine Gültigkeit behält, wie unsere Individualität für uns die Wirklichkeit ist. Jede Stufe des Bewusstseins, in der wir uns im Augenblick befinden, scheint für uns wirklich zu sein, obgleich keine Stufe in einer höheren Ebene der Wirklichkeit unwidersprochen bleibt. Unbestimmtheit ist das Ergebnis begrenzter Beobachtung; eine tiefere Intuition in die Wirklichkeit enthüllt die ewige Einheit und Harmonie des Universums, das durch ein unveränderliches Gesetz regiert wird. Doch alle Dinge sind für unsere wenig vertrauenswürdigen Sinne unbestimmt. Unsere Wünsche widerlegen nicht die Existenz des Absoluten oder deuten auf eine wirkliche Vielheit hin, sondern sind ein Indiz für unser Verlangen, sich mit dem Absoluten zu vereinen. Dieses Verlangen übernimmt auf Grund einer konfusen Durchdringung der Werte das Muster einer sinnlosen Suche nach Glück in den Sinnesobjekten an, was ein Zeichen von Unvollkommenheit ist und die Notwendigkeit erklärt, Vollkommenheit zu erreicht. Die blinden Bewegungen unserer Wünsche in die falsche Richtung sind ein Zeichen für unser Bemühen im Leben. Sie werden bei aufrichtig strebenden Seelen, die mit der rechten Unterscheidungsfähigkeit beschenkt wurden und bei weisen Philosophen und Heiligen, bewusst in das wirkliche Ziel gelenkt.
Die praktische Wirklichkeit, wonach James nahezu süchtig ist, ist inhaltlich nicht die Wirklichkeit, sondern sie ist lediglich ein Netzwerk von Beweisen für die Sinne. Es ist schwer zu verstehen, warum jemand so viel Wert auf die Sinneserfahrungen legt und sich den Schönheiten verweigert, die die höhere Bedeutung des Wissens liefert. Die Sinnenwelt verändert sich ständig, und ein veränderndes Phänomen ist nicht mit der Wirklichkeit gleichzusetzen. Selbst das sich verändernde Phänomen kann in seiner Erscheinung nicht ohne die Unterstützung des Unveränderlichen existieren. Zu behaupten, es könne jenseits des Phänomens keine Wirklichkeit geben, ist ebenso bedeutungslos, wie die Aussage, es gäbe Fortbewegung ohne einen Raum oder Gehen ohne den Untergrund. Dass die Welt eine praktische Wirklichkeit oder Vyavaharika-satta ist, wird auch von der Vedanta akzeptiert. Aber diese Wirklichkeit ist eine Erscheinung einer höheren Macht der Einheit, die man Paramarthikasatta nennt. Die höchste Wirk-lichkeit ist Brahman, das Absolute Selbst, was sofortiges Sein und Bewusstsein ist. Dieses Bewusstsein ist wiederum kein sich verändernder Strom von Wirklichkeiten. James ist mehr Psychologe als Philosoph. Darum hat er sein Vertrauen in die psychologischen Funktionen gelegt und identifiziert sie als unser tiefstes inneres Bewusstsein. Das mentale Bewusstsein ist ohne Zweifel ein Strom, ein Fluss, ein Werden; es ist kein Sein darin enthalten. Doch wir fließen oder bewegen uns mit unseren mentalen Zuständen oder Beziehungen; wir wissen von diesen Zuständen, Be-ziehungen, Veränderungen und diesem Werden. Die Kenntnis von einem Strom kann selbst kein Strom sein. Das wir die Zustände der Beziehungen und Gedanken beobachten zeigt, dass wir als Zeugen existieren, die unabhängig von diesen Veränderungen des Geistes sind. Das wirkliche Selbst bewegt sich nicht; denn wenn es sich bewegen würde, gäbe es anderweitig etwas, das von dieser Bewegung Kenntnis hätte. Es würde ein drittes Selbst existieren, dass das zweite Selbst kennen würde, und dies lässt sich unendlich fortsetzen, sodass eine Kenntnis von der Bewegung unmöglich wird.
Dieser Test kann nicht zur Überprüfung der Wahrheit dienen. Die Wege des Individuums sind unergründlich und setzen von sich aus keinen bestimmten Standard. Was ständigen Veränderungen unterworfen ist, kann nicht die letztendliche Wahrheit sein, denn alle Veränderungen deuten auf etwas Bewegliches hin. Wenn die Wahrheit nur auf Glauben oder gar auf pragmatische Betrachtung beruht, wird sie in ständigem Widerstreit mit sich selbst sein oder unser Glaube daran wird uns desillusionieren. Solch eine Wahrheit hat zweifellos in dem Sinne einen pragmatischen Wert, dass selbst Halluzinationen zum Zeitpunkt der Erfahrung ihren Wert besitzen. Selbst unsere Träume sind wahr und bestehen den pragmatischen Test ihrer eigenen Belange. Doch in einem weiteren Umfeld widersprechen sich solche Wahrheiten letzten Endes selbst. Wenn der Pragmatismus daran fest hält, dass Irrtümer überhaupt auszuschließen sind, und dass jede Erfahrung in ihrem Umfeld als Wahr anzusehen ist, dann muss man hinzufügen, dass diese Erfahrungen am Ende nicht wahr sein können, denn eine Überprüfung der Wahrheit endet ohne Widersprüche. Bei der Überprüfung wird man feststellen, dass die Mehrzahl der Individuen, der endliche Gott und die letztendliche Gültigkeit des Beobachteten in einer Erfahrung des weltli-chen Lebens verschwindet, wenn die relativen Kategorien transzendiert werden. Wenn wir uns ständig auf ein sofortiges Vergegenwärtigen von Sinneserfahrungen und auf Gefühlsbewegungen beschränken, auch wenn es sich dabei nur um Träume, Gedankenirrtümer oder falsche Enthüllungen durch die Sinne handelt, müssen wir immer gegenüber dieser Art von Wahrheit skeptisch bleiben. Es ist leicht zu verstehen, dass dieses skeptische Verhalten angesichts der Wahrheit unmöglich ist. Die absolute Wahrheit ist für das Ende bedeutungslos, doch in sich selbst ein Ende, denn es existiert kein anderer Wunsch, als in den Besitz der Wahrheit zu kommen, und da die Wahrheit am Ende universal sein sollte, so ist die Erfahrung dieser Wahrheit dasselbe wie die Einheit mit ihr. Das Wissen ist das Wesen der Wahrheit, und was auf die Wahrheit anwendbar ist, gilt auch für das Wissen. Man kann keine Wahrheit erschaffen; man bekommt in den verschiedenen Stufen der Öffnung des Bewusstseins nur eine schrittweise Enthüllung. Was erschaffen ist, ist sterblich und keine Wahrheit. Ansonsten könnte man jeden Spleen, jede Laune und jede Illusion als Wahrheit bezeichnen. Die Wahrheit hat eine Selbstgewissheit und Endgültigkeit, wie sie keine menschliche Erfahrung der Sinnenwelt besitzt. Glauben ist nicht Wahrheit, denn der Glauben betrügt uns häufig. Nur ein höheres Vertrauen, das in einer erleuchteten Überzeugung verwurzelt ist, kann der Wahrheit entsprechen. Die Wahrheiten der Gefühle ebenso wie jene Wahrheiten der Mathematik und Logik – die beiden Aspekte der Wahrheit für den Pragmatismus – werden als eine höhere und weitergefasste Erfahrung verstanden, was wir als das Absolute bezeichnen.
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Siehe auch
Literatur
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