Diene Liebe Gib: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
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Om Shanti Om Frieden Om Shalom Om
Om Shanti Om Frieden Om Shalom Om
===Diene===
Nicht nur Swami Sivananda, sondern viele Meister und Meisterinnen betonen, wie wichtig das Dienen, das selbstlose Helfen und Handeln, gerade zu Beginn des spirituellen Weges ist. Mit Dienen löst und überwindet man die Identifikationen und Ego-Verhaftungen, die zu den größten Hindernisse für echten spirituellen Fortschritt zählen. 
Dienen, anderen zu helfen, ist klassischerweise der erste  Schritt auf dem spirituellen Weg. Heute beginnen die meisten Menschen im Westen den Yogaweg mit Asanas. Wenn sie dann von den ursprünglich körperlichen Motiven weitergehen zum spirituellen Aspekt, gilt: Sie sollten großen Wert auf „Dienen“ legen. Das beginnt mit kleinen Gefallen, die man anderen tut. Es geht weiter, dass man auf etwas verzichtet, was andere brauchen. Schließlich ist es eine Einstellung: Alles was ich tue, sei dem Wohl anderer gewidmet. Die innere Einstellung sollte dabei Dankbarkeit sein dafür, dass man anderen dienen kann. Swami Sivananda und auch mein Meister, Swami Vishnu-devananda, sagten gerne und oft, wenn sich jemand bei ihnen bedankte: „Danke für die Gelegenheit, Dir zu dienen“. 
Dass Dienen als erster Schritt auf dem spirituellen Weg genannt wird, heißt jetzt nicht, dass wir es nach einer Weile weglassen können. „Erster Schritt“ heißt, es ist die Grundlage, die wir erst legen müssen, um von diesem festen Fundament aus zur Selbstverwirklichung voranzuschreiten. Das Interessante ist: Erst kommt das Dienen, dann die Liebe. Viele Menschen sagen: „Ich würde ja gerne etwas Gutes tun zum Wohl der Menschheit, aber irgendwie - ich fühle es noch nicht ausreichend vom Herzen, deshalb lasse ich es lieber sein und warte, bis die Liebe da ist, das Herz bereit ist.“ Und manche Menschen warten so bis zum Ende ihres Lebens, dass sich das richtige Gefühl auf eine magische, mystische Weise einstellt.... 
Es ist anders. Wir müssen Gelegenheiten suchen, um zu helfen, und wir müssen sie aktiv ergreifen. Swami Sivananda hat gesagt: “Suche nach Gelegenheiten, anderen zu helfen! Diene aktiv!“ Wenn wir Gelegenheiten zum Dienen aktiv ergreifen, wachsen wir daran, und das dazugehörige Gefühl stellt sich mit der Zeit ein. Dabei sollten wir auch nicht zu schüchtern sein. Eine beliebte Aussage von Swami Sivananda war auch:“Blöke nicht wie ein Schaf,  brülle Om Om Om wie ein Löwe des Vedanta!“ – Habe Mut, traue dich, verstecke dich nicht, warte nicht, bis Dich jemand um Hilfe bittet. Diese Art von (falscher) Bescheidenheit und Schüchternheit hat auch etwas mit Egoismus zu tun und vor allem: Sie ist ein großes Hindernis, wenn wir wirklich die Befreiung, die Selbstverwirklichung, erreichen wollen. Dazu brauchen wir Mut. Dienen ist eine gute Gelegenheit, Schüchternheit zu überwinden und aktiv auf andere zuzugehen.
===Liebe===
Der nächste Schritt ist die Liebe: Dienen muss mit Liebe verbunden werden. Wenn wir etwas nicht mit Liebe, aus ganzem Herzen, gern, freiwillig, liebevoll tun, mag es vom praktischen Standpunkt her ganz hilfreich und nützlich sein. Aber ohne Liebe erfüllt es aus spiritueller und höherer menschlicher Sicht nicht wirklich seinen Zweck. Wie Paulus in einem seiner Briefe sinngemäß sagt: „Und hätte ich der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich auch Glauben hätte, der Berge versetzen könnte, und wenn ich mit Engelszungen redete, dann wäre ich nur ein tönend’ Erz und eine klingende Schelle.“ (1. Kor. 3)
Swami Vishnu-devananda, ein Schüler von Swami Sivananda, bei dem ich etwa zwölf Jahre lang gelernt habe und der die Sivananda Yoga Vedanta Zentren im Westen gegründet hat, hat einmal zu einer langjährigen Schülerin, die gerade ein neues Zentrum eröffnet und aufgebaut hatte, gesagt: „Arbeite nicht wie ein Esel. Diene mit Liebe.“ In Indien gehen Esel den ganzen Tag im Kreis, um Wasser für die Bewässerungsanlagen zu pumpen. Sie dienen den ganzen Tag, aber erreichen sie die Selbstverwirklichung? - Tun allein reicht nicht aus. Es muss mit dem Herzen, mit Liebe verbunden sein. Dann ist es nicht mehr „ein tönend’ Erz und eine klingende Schelle“, sondern etwas, das transformiert.
Aber die Liebe erwächst ganz natürlich aus bewusstem Dienen. 
Wenn man auf andere eingeht, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche auch einmal etwas hintan stellt, bewirkt das ganz allmählich von selbst eine Öffnung des Herzens. Gerade im modernen Westen tun wir uns mit diesem Punkt oft schwer. Wir haben das Dienen verstaatlicht. Wir sind so sehr rational ausgerichtet – Liebe ist etwas, was wir meist nur mit einer partnerschaftlichen Beziehung oder Eltern-Kind-Beziehung assoziieren. Und selbst wenn wir Liebe entwickeln wollen, wissen wir nicht, wie wir das machen sollen. Aber Liebe kann ein Gefühl sein, das einen den ganzen Tag durchströmt und mit den Herzen aller Menschen verbindet, mit denen man zu tun hat. Die Übung des bewussten Eingehens auf andere ist dazu sehr hilfreich. 
===Gib===
Wenn wir bewusst dienen und allmählich unser Herz durch Liebe weit wird, dann geben wir immer mehr von uns. Dienen als solches bedeutet natürlich, etwas zu geben: Man gibt seine Zeit, seine Energie in Form von Arbeit, sein Verständnis. Und gerade Zeit ist etwas, was vielen Menschen helfen kann. Allein, jemandem nur aufmerksam zuzuhören, seine/ihre Anliegen und sein/ihr Leben in diesem Moment ernst zu nehmen, das ist schon sehr, sehr viel. 
Liebe will sich ausdrücken. Es nützt relativ wenig, Liebe nur zu empfinden. Liebe will weitergegeben werden. Liebe muss aktiv sein, sich zeigen, offenbaren: In kleinen Gesten, in Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, in kleinen Geschenken, manchmal auch in Worten und vor allem dadurch, wie man sich gibt, zum Beispiel, in dem man in seiner ganzen Haltung Freundlichkeit, Wohlwollen, Geduld, Verständnis, auch Fröhlichkeit, Freude und Gelassenheit ausstrahlt.
Viel auf dem spirituellen Weg hat meinem Verständnis nach mit Geben zu tun. Einerseits üben wir asanas, pranayama und Meditation natürlich, um uns gesund zu halten, unseren Körper und Geist, die unsere Instrumente zur Erreichung der Selbstverwirklichung sind, zu pflegen, damit sie uns gut und sicher zu diesem Ziel bringen können. Andererseits üben wir sie gleichzeitig auch für alle anderen: Spiritualität in diesem Sinn heißt, nichts zurückzuhalten, alles mit anderen zu teilen, was man hat und was man zu geben hat. Und – bei aller yogischen Bescheidenheit - wenn man regelmäßig praktiziert, hat man eine Menge zu geben: an Ausstrahlung, an Ruhe, an praktischen Hilfen für den Alltag, an Vorbild, an Energie, an Liebe, an positiver Lebenseinstellung, an Leichtigkeit, an Aufmerksamkeit, an Friedfertigkeit, an Toleranz, an Wissen. Und damit sollten wir nicht geizig sein. Wir können und sollen großzügig unsere Talente und Fähigkeiten entfalten, zum Nutzen und Wohl anderer Menschen und der Gesellschaft. Das soll nun nicht unser Ego aufblähen, im Gegenteil. Bei all dem sollten wir uns immer sehr bewusst machen: „Nicht ich bin es wirklich, der handelt, sondern es ist Gott oder der Meister oder das Absolute oder das kosmische universelle Prinzip, das durch mich hindurch wirkt. Durch Dienen und Lieben reinige ich Körper, Geist, Psyche, so dass sie durchlässig werden können für das Göttliche, das nun durch mich hindurch fließen kann. Ich werde mehr und mehr zum Instrument, zum Kanal, zum Wohl und zum Segen aller.“
Mit dieser Einstellung brauchen wir auch keine Angst zu haben, „auszubrennen“ oder „ausgesaugt“ zu werden. Wir brauchen nicht – wie es manche empfehlen – unsere Energiezentren bewusst verschließen, um keine Energien an „Energiesauger“ in unserer Umgebung zu verlieren. Im Gegenteil: Als Yoga Praktizierende kennen wir die Mittel und Methoden, uns immer wieder neu aufzuladen. Da können wir ruhig großzügig sein und anderen etwas Energie abgeben. Wenn man die richtige Einstellung hat, fließt Energie ununterbrochen nach, und wir geben sie mit offenem Herzen und Liebe weiter. Wir können sogar gerade den Menschen, die uns scheinbar „aussaugen“, bewusst Licht und Liebe schicken. Wir können dabei spüren oder visualisieren, wie wir nach oben offen sind und ein Strom kosmischen Lichtes und allumfassender Liebe von oben in uns hinein und beständig durch uns hindurch strömt.
Geben heißt also, dass man etwas von sich gibt. Es heißt auch, dass man bereit ist, etwas aufzugeben. Es heißt zum Beispiel auch, es sich nicht zu gemütlich zu machen. Man kann sagen, es gibt auch so etwas wie ein Spießbürger-Yogatum. Man richtet sich seine Spiritualität und seinen Lebensstil gemütlich ein. Alles muss seinen geregelten Ablauf haben. Wehe, es passiert mal etwas außer der Reihe. Am Anfang des Weges ist es zunächst einmal schwierig, seine tägliche Praxis in den Alltag zu integrieren. Aber wenn man diese tamasige (d.h. träge) Phase erst einmal überwunden wird, kommt eine gewisse Routine auf und alles wird einfach und schön. Es ist einfach schön, jeden Morgen mit Meditation zu beginnen, jeden Tag asanas und pranayama zu üben. Eine solche tägliche Routine, eine regelmäßige Selbstdisziplin ist etwas Gutes. Statt morgens erst mal Kaffee zu trinken und die Morgenzeitung zu studieren, meditiert man und trinkt Kräutertee. Abends geht man statt ins Fitness-Studio oder zum Stammtisch in die Yogastunde oder übt für sich selbst. Man hat seine regelmäßige Ernährung, weiß, was einem schmeckt und gut tut, weiß, wie man seine kleinen Bedürfnisse und Bedürfnisschen befriedigt und so kann man sich recht gemütlich und bequem einrichten. Und bis zu einem gewissen Grad ist das schön. Aber was folgt dann?  - Stillstand. Und wie kommt man aus dem Stillstand heraus? Entweder, indem man sich selbst einen Ruck gibt, oder durch den Guru oder durch das Karma. Es ist eine der größten Aufgaben des Lehrers, das Leben des Schülers nicht zu gemütlich werden zu lassen – friedvoll ja, aber nicht gemütlich. Denn dann gibt es keinen oder kaum noch Fortschritt. 
Wenn wir erkennen und erfahren wollen: Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit jetzt und jederzeit, dann müssen wir das auch in jeder Situation unter Beweis stellen. Und das kann man nur, wenn man sich mit Herausforderungen konfrontiert. Man muss auch mal bereit sein, bis an die Grenzen zu gehen, wenn die Situation es erfordert. Manchmal ist es notwendig, nicht nur gemütlich seine Arbeit zu machen, seine so-und-soviel Stunden und dann zu sagen: „Okay, Gott, das war’s“ -, sondern auch einmal wirklich alles zu geben. Das sind dann manchmal die schönsten Erlebnisse und Erfahrungen.
Ein Beispiel, wie mein Lehrer, Swami Vishnu-devananda, das praktisch lehrte. 1983 war ich Mitarbeiter im Sivananda Yoga Zentrum München. Swami Vishnu gab uns im Mai den Auftrag, für September ein großes Festival, das Global Village Peace Festival in Berlin zu organisieren. Wir waren nur wenige, hatten das Yoga-Zentrum zu leiten und zu betreiben, was schon genügend Arbeit war. Finanzielle Mittel waren keine vorhanden, und nun sollten wir in Berlin ein Festival für Tausende von Menschen organisieren, dazu noch alle möglichen exotischen Veranstaltungen und einen Friedensflug von Swami Vishnu über die Berliner Mauer... Nato-Generäle der damaligen Initiative „Generals for Peace“, indische Meister, Yogalehrer aus aller Welt,  jede Menge Medien mussten eingeladen werden, es war eine Riesensache. Das für mich damals Erstaunlichste war: Es hat tatsächlich geklappt. Objektiv gesehen, konnte es nicht klappen - kein Geld, kein Know-how, keine Menschen. Aber immer kam irgendwie zur rechten Zeit jemand, der mitgeholfen, gespendet hat. Während der Hauptphase haben wir nachts nur zwei, drei Stunden geschlafen, ansonsten waren wir ständig mit irgend etwas beschäftigt. Das Eigenartige war: Es ging uns sehr gut dabei. Man hat nicht mehr darüber nachgedacht: „was brauche ich, was brauche ich nicht, wie geht es mir, wie geht es mir nicht“. Da war ein Gefühl der Einheit, der Verbundenheit, des Miteinander. Das Wichtigste, was ich daraus gelernt und mitgenommen habe war: Wenn man selbstlos mit Liebe gibt, ist man der Einheit am nächsten, hat nahezu grenzenlose Energie. 
Manchmal ist es die Aufgabe des Lehrers, uns aus dem gemütlichen Leben herauszureißen. Wenn man keinen direkten Lehrer hat, dann geschieht es über das Schicksal, über das Karma. Als solches sollten wir es auch willkommen heißen, annehmen, und nicht denken: „Was für eine Ironie des Schicksals. Endlich ist es mir gelungen, alles so schön in Ordnung zu bringen. Ich habe eine schöne Wohnung, mein Tagesablauf ist gut und ruhig. Ich habe meine Yogaschüler, die mit meinen Kursen zufrieden sind. Mein Mann bzw. meine Frau haben sich mit meiner Yogapraxis abgefunden und selbst die Kinder finden es irgendwie gut. Und jetzt das....“. Man sollte man sich nicht dagegen wehren, wenn Gott plötzlich etwas anderes mit einem vorhat. Es heißt nicht umsonst, dass unser Karma sich beschleunigt, wenn wir spirituelle Praktiken machen. Die meisten freuen sich, wenn sie hören, dass sich da etwas beschleunigt. Aber man muss sich im klaren sein darüber, dass dann auch mehr passiert und dass das nicht immer nur bequem und angenehm ist. Und wenn man nicht das Glück hat, dass das Schicksal oder der Lehrer einem solche „unbequemen“ Ereignisse schickt, dann muss man von selbst wieder mal seine Praxis intensivieren, neue Möglichkeiten zum Dienen suchen, etwas mehr geben, auch mal etwas lieb Gewonnenes aufgeben...
===Reinige===
Im sechsten Kapitel der Bhagavad Gita sagt Krishna: „Am Anfang des spirituellen Weges ist Handeln das Hauptmittel... Später, wenn man eine gewisse Ruhe des Geistes erlangt hat, ist die Stille, die Meditation, das Hauptmittel.“ Es ist natürlich von Anfang an notwendig, täglich seine spirituelle Praxis zu machen - asanas, pranayama und Meditation – denn sonst trägt auch das Handeln im täglichen Leben nicht zu einer Transformation bei oder zumindest nur einseitig oder weniger wirkungsvoll. Ich persönlich bin der festen Überzeugung, ohne spirituelle Praktiken ist es nahezu unmöglich, sein tägliches Leben wirklich zu spiritualisieren. Denn die Praxis gibt einem die nötige Kraft und Energie, an sich zu arbeiten und zu den richtigen Einsichten zu gelangen. Aber was am Anfang den spirituellen Fortschritt bestimmt, ist nicht so sehr die Qualität der Meditation oder die Perfektion in den asanas, sondern vielmehr die Art und Weise, wie man im täglichen Leben handelt. Wie man seine Arbeit erledigt, wie man auf Kritik reagiert, sich durchsetzt, wenn Hindernisse auftreten, wie man jemandem Mitgefühl zeigt, wenn er in Not ist, all das bestimmt den evolutionären Fortschritt. 
Der ganze spirituelle Weg ist Reinigung auf verschiedenen Ebenen: 
Meditation ist anfangs in der Hauptsache Reinigung. Manche haben dabei schöne Erfahrungen, manche haben Reinigungserfahrungen wie Hitze oder Zittern, manche reinigen auf der geistigen Ebene, in dem der ganze Tag nochmals Revue passiert und verarbeitet wird oder die Pläne des kommenden Tages. 
Wir reinigen unseren Körper und Astralkörper – sei es tatsächlich wörtlich, indem wir die Kriyas, die yogischen Reinigungsübungen, durchführen, sei es durch vegetarische gesunde Ernährung, sei es durch die asanas und pranayama. 
Durch selbstloses Handeln, ohne auf Vorteile oder Ergebnisse bedacht zu sein, reinigen wir unser Ego, überwinden die tief verwurzelten Neigungen zu Identifikation, Urteilen, Be-/Verurteilen. 
Wir reinigen schrittweise unseren Charakter – arbeiten z.B. mit Raja Yoga Methoden daran, hinderliche Eigenschaften wie Ärger, Abneigung, Neid, etwas unbedingt haben zu wollen usw., abzulegen beziehungsweise sie in ihr Gegenteil umzuwandeln oder sie in reine Energie aufzulösen, zu sublimieren. 
Und wir reinigen und verwandeln unseren Charakter, indem wir uns bemühen, uns mehr und mehr in der Einhaltung und Umsetzung der yamas und niyamas zu vervollkommnen. 
Das alles trägt dazu bei, die Menge an tamas (Trägheit, Grobstofflichkeit) in uns allmählich in rajas (Aktivität) und von rajas mehr und mehr in sattwa (Reinheit, Licht, Wissen, Freude) umzuwandeln. 
Je mehr sattwa da ist, desto einfacher wird es uns fallen, mehr und selbstlos für andere da zu sein. Viele Wünsche fallen von selbst weg, vieles ist plötzlich gar nicht mehr wichtig oder erstrebenswert. Man erfährt mehr und mehr die große, reine, anhaltende Freude, die aus selbstlosem Dienen und Handeln erwächst. So wird das Ganze nach einiger Zeit der kontinuierlichen Praxis zu einer Art Perpetuum mobile oder auch zu einem „Engelskreis“ – im Gegensatz zum „Teufelskreis“, der uns immer tiefer hinabzieht in Ärger, Wut, Depression, Ausweglosigkeit, Traurigkeit, Sinnlosigkeit. „Engelskreis“ heißt: Je mehr wir praktizieren, um so mehr reinigen wir uns und um so mehr Energie haben wir und um so mehr Liebe und Freude entfaltet sich. Wenn wir mehr Freude, Liebe und Energie empfinden, haben wir die Inspiration, anderen zu helfen und zu dienen. Und wenn wir anderen mehr dienen und helfen, werden die Yoga Praktiken wirkungsvoller. Dies gibt uns wieder mehr Energie usw. usw.


== Diene Liebe Gib Videos==
== Diene Liebe Gib Videos==

Version vom 16. Dezember 2022, 02:39 Uhr

Diene Liebe Gib ist ein Vedanta Kirtan, Lied von Swami Sivananda . Hier findest du Videos und mp3s zum Diene Liebe Gib . Einen umfangreichen Artikel mit dem vollen Text vom Diene Liebe Gib findest du auf mein.yoga-vidya.de in Yoga Vidya Kirtanheft Stichwort Diene Liebe Gib.

Diene Liebe Gib ist ein Vedanta Kirtan, Lied von Swami Sivananda

Hier der Beginn dieses Liedes:

Diene Liebe Gib Reinige Dich Meditiere und Verwirkliche


Im Yoga Vidya Kirtanheft findest du das Diene Liebe Gib unter der Nummer 54

Sukadev Bretz - Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche

Sukadev Bretz (Stand 2000)

kommt aus der Tradition des ganzheitlichen Yoga von Swami Sivananda Saraswati. Er praktiziert seit über 22 Jahren Yoga. Yogalehrer seit 1981, seit 18 Jahren Ausbildung von Yogalehrern. Langjähriger Schüler und zeitweise Assistent von Swami Vishnu Devananda, einem Schüler von Swami Sivananda. 1992 gründete Sukadev Bretz den Yoga Vidya e.V., um einen ganzheitlichen lebensnahen Yoga zu lehren. Inzwischen gibt es 13 Yoga Vidya Zentren und einen Yoga Ashram, das „Haus Yoga Vidya“ im Westerwald, mit über 320 Yoga Seminaren im Jahr. Die über 40 Vollzeitmitarbeiter und vielen ehrenamtlichen Helfer bei Yoga Vidya bemühen sich, den ganzheitlichen Yoga, wie er in diesem Artikel beschrieben wird, im Alltag zu leben und zu lehren. Sukadev ist langjähriges Mitglied des BDY/EYU. Zur Zeit ist er auf der Suche nach einem zweiten, größeren Seminarhaus.

Swami Sivananda

Swami Sivananda, in dessen Tradition ich stehe, hat den ganzheitlichen Yoga gelehrt.  Sein Leitsatz „Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere und verwirkliche“ ist so etwas wie ein sutra. Er ist die kürzest mögliche Form, den Yogaweg und seine Anwendung ins tägliche Leben zu erklären, mit dem Ziel, den ganzen Alltag zu spiritualisieren und die Persönlichkeit ganzheitlich rasch, effektiv und kontinuierlich zu entwickeln. 

Swami Sivananda war kein Freund gelehrter Vorträge, obwohl er über sehr viel Wissen verfügte. Dafür hatte er die Gabe, höchste Weisheiten in sehr komprimierter Form, oft als kleine selbst komponierte Lieder, sehr eindrücklich zu vermitteln. Das folgende Lied sang er sehr oft, und es wird noch heute in seinem Ashram in Indien, in den zahllosen Sivananda Ashrams und Zentren weltweit wie auch in den Yoga Vidya Zentren in Deutschland gesungen:

Serve, love, give, purify, meditate, realize.

Be good, do good, be kind, be compassionate.

Adapt, adjust, accommodate.

Bear insult, bear injury, highest Yoga.

Inquire “Who am I”, Know Thy Self and be free.

Om Tat Sat Om Tat Sat Om Tat Sat Om

Om Shanti Om Peace Om Shalom Om

Deutsche Übersetzung, wie es in den Yoga Vidya Zentren gesungen wird:

Diene, liebe, gib, reinige Dich, meditiere und verwirkliche.

Sei gut, tue Gutes, sei mitfühlend.

Passe dich an, stelle dich ein, sei flexibel.

Trage Schmähung, trage Kränkung, höchstes Yoga.

Frag’ „Wer bin ich?“, erkenn’ Dein Selbst, und sei frei,

Om Tat Sat Om Tat Sat Om Tat Sat Om

Om Shanti Om Frieden Om Shalom Om

Diene

Nicht nur Swami Sivananda, sondern viele Meister und Meisterinnen betonen, wie wichtig das Dienen, das selbstlose Helfen und Handeln, gerade zu Beginn des spirituellen Weges ist. Mit Dienen löst und überwindet man die Identifikationen und Ego-Verhaftungen, die zu den größten Hindernisse für echten spirituellen Fortschritt zählen. 

Dienen, anderen zu helfen, ist klassischerweise der erste Schritt auf dem spirituellen Weg. Heute beginnen die meisten Menschen im Westen den Yogaweg mit Asanas. Wenn sie dann von den ursprünglich körperlichen Motiven weitergehen zum spirituellen Aspekt, gilt: Sie sollten großen Wert auf „Dienen“ legen. Das beginnt mit kleinen Gefallen, die man anderen tut. Es geht weiter, dass man auf etwas verzichtet, was andere brauchen. Schließlich ist es eine Einstellung: Alles was ich tue, sei dem Wohl anderer gewidmet. Die innere Einstellung sollte dabei Dankbarkeit sein dafür, dass man anderen dienen kann. Swami Sivananda und auch mein Meister, Swami Vishnu-devananda, sagten gerne und oft, wenn sich jemand bei ihnen bedankte: „Danke für die Gelegenheit, Dir zu dienen“.  Dass Dienen als erster Schritt auf dem spirituellen Weg genannt wird, heißt jetzt nicht, dass wir es nach einer Weile weglassen können. „Erster Schritt“ heißt, es ist die Grundlage, die wir erst legen müssen, um von diesem festen Fundament aus zur Selbstverwirklichung voranzuschreiten. Das Interessante ist: Erst kommt das Dienen, dann die Liebe. Viele Menschen sagen: „Ich würde ja gerne etwas Gutes tun zum Wohl der Menschheit, aber irgendwie - ich fühle es noch nicht ausreichend vom Herzen, deshalb lasse ich es lieber sein und warte, bis die Liebe da ist, das Herz bereit ist.“ Und manche Menschen warten so bis zum Ende ihres Lebens, dass sich das richtige Gefühl auf eine magische, mystische Weise einstellt.... 

Es ist anders. Wir müssen Gelegenheiten suchen, um zu helfen, und wir müssen sie aktiv ergreifen. Swami Sivananda hat gesagt: “Suche nach Gelegenheiten, anderen zu helfen! Diene aktiv!“ Wenn wir Gelegenheiten zum Dienen aktiv ergreifen, wachsen wir daran, und das dazugehörige Gefühl stellt sich mit der Zeit ein. Dabei sollten wir auch nicht zu schüchtern sein. Eine beliebte Aussage von Swami Sivananda war auch:“Blöke nicht wie ein Schaf, brülle Om Om Om wie ein Löwe des Vedanta!“ – Habe Mut, traue dich, verstecke dich nicht, warte nicht, bis Dich jemand um Hilfe bittet. Diese Art von (falscher) Bescheidenheit und Schüchternheit hat auch etwas mit Egoismus zu tun und vor allem: Sie ist ein großes Hindernis, wenn wir wirklich die Befreiung, die Selbstverwirklichung, erreichen wollen. Dazu brauchen wir Mut. Dienen ist eine gute Gelegenheit, Schüchternheit zu überwinden und aktiv auf andere zuzugehen.

Liebe

Der nächste Schritt ist die Liebe: Dienen muss mit Liebe verbunden werden. Wenn wir etwas nicht mit Liebe, aus ganzem Herzen, gern, freiwillig, liebevoll tun, mag es vom praktischen Standpunkt her ganz hilfreich und nützlich sein. Aber ohne Liebe erfüllt es aus spiritueller und höherer menschlicher Sicht nicht wirklich seinen Zweck. Wie Paulus in einem seiner Briefe sinngemäß sagt: „Und hätte ich der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich auch Glauben hätte, der Berge versetzen könnte, und wenn ich mit Engelszungen redete, dann wäre ich nur ein tönend’ Erz und eine klingende Schelle.“ (1. Kor. 3)

Swami Vishnu-devananda, ein Schüler von Swami Sivananda, bei dem ich etwa zwölf Jahre lang gelernt habe und der die Sivananda Yoga Vedanta Zentren im Westen gegründet hat, hat einmal zu einer langjährigen Schülerin, die gerade ein neues Zentrum eröffnet und aufgebaut hatte, gesagt: „Arbeite nicht wie ein Esel. Diene mit Liebe.“ In Indien gehen Esel den ganzen Tag im Kreis, um Wasser für die Bewässerungsanlagen zu pumpen. Sie dienen den ganzen Tag, aber erreichen sie die Selbstverwirklichung? - Tun allein reicht nicht aus. Es muss mit dem Herzen, mit Liebe verbunden sein. Dann ist es nicht mehr „ein tönend’ Erz und eine klingende Schelle“, sondern etwas, das transformiert.

Aber die Liebe erwächst ganz natürlich aus bewusstem Dienen. 

Wenn man auf andere eingeht, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche auch einmal etwas hintan stellt, bewirkt das ganz allmählich von selbst eine Öffnung des Herzens. Gerade im modernen Westen tun wir uns mit diesem Punkt oft schwer. Wir haben das Dienen verstaatlicht. Wir sind so sehr rational ausgerichtet – Liebe ist etwas, was wir meist nur mit einer partnerschaftlichen Beziehung oder Eltern-Kind-Beziehung assoziieren. Und selbst wenn wir Liebe entwickeln wollen, wissen wir nicht, wie wir das machen sollen. Aber Liebe kann ein Gefühl sein, das einen den ganzen Tag durchströmt und mit den Herzen aller Menschen verbindet, mit denen man zu tun hat. Die Übung des bewussten Eingehens auf andere ist dazu sehr hilfreich.

Gib

Wenn wir bewusst dienen und allmählich unser Herz durch Liebe weit wird, dann geben wir immer mehr von uns. Dienen als solches bedeutet natürlich, etwas zu geben: Man gibt seine Zeit, seine Energie in Form von Arbeit, sein Verständnis. Und gerade Zeit ist etwas, was vielen Menschen helfen kann. Allein, jemandem nur aufmerksam zuzuhören, seine/ihre Anliegen und sein/ihr Leben in diesem Moment ernst zu nehmen, das ist schon sehr, sehr viel. 

Liebe will sich ausdrücken. Es nützt relativ wenig, Liebe nur zu empfinden. Liebe will weitergegeben werden. Liebe muss aktiv sein, sich zeigen, offenbaren: In kleinen Gesten, in Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, in kleinen Geschenken, manchmal auch in Worten und vor allem dadurch, wie man sich gibt, zum Beispiel, in dem man in seiner ganzen Haltung Freundlichkeit, Wohlwollen, Geduld, Verständnis, auch Fröhlichkeit, Freude und Gelassenheit ausstrahlt.

Viel auf dem spirituellen Weg hat meinem Verständnis nach mit Geben zu tun. Einerseits üben wir asanas, pranayama und Meditation natürlich, um uns gesund zu halten, unseren Körper und Geist, die unsere Instrumente zur Erreichung der Selbstverwirklichung sind, zu pflegen, damit sie uns gut und sicher zu diesem Ziel bringen können. Andererseits üben wir sie gleichzeitig auch für alle anderen: Spiritualität in diesem Sinn heißt, nichts zurückzuhalten, alles mit anderen zu teilen, was man hat und was man zu geben hat. Und – bei aller yogischen Bescheidenheit - wenn man regelmäßig praktiziert, hat man eine Menge zu geben: an Ausstrahlung, an Ruhe, an praktischen Hilfen für den Alltag, an Vorbild, an Energie, an Liebe, an positiver Lebenseinstellung, an Leichtigkeit, an Aufmerksamkeit, an Friedfertigkeit, an Toleranz, an Wissen. Und damit sollten wir nicht geizig sein. Wir können und sollen großzügig unsere Talente und Fähigkeiten entfalten, zum Nutzen und Wohl anderer Menschen und der Gesellschaft. Das soll nun nicht unser Ego aufblähen, im Gegenteil. Bei all dem sollten wir uns immer sehr bewusst machen: „Nicht ich bin es wirklich, der handelt, sondern es ist Gott oder der Meister oder das Absolute oder das kosmische universelle Prinzip, das durch mich hindurch wirkt. Durch Dienen und Lieben reinige ich Körper, Geist, Psyche, so dass sie durchlässig werden können für das Göttliche, das nun durch mich hindurch fließen kann. Ich werde mehr und mehr zum Instrument, zum Kanal, zum Wohl und zum Segen aller.“

Mit dieser Einstellung brauchen wir auch keine Angst zu haben, „auszubrennen“ oder „ausgesaugt“ zu werden. Wir brauchen nicht – wie es manche empfehlen – unsere Energiezentren bewusst verschließen, um keine Energien an „Energiesauger“ in unserer Umgebung zu verlieren. Im Gegenteil: Als Yoga Praktizierende kennen wir die Mittel und Methoden, uns immer wieder neu aufzuladen. Da können wir ruhig großzügig sein und anderen etwas Energie abgeben. Wenn man die richtige Einstellung hat, fließt Energie ununterbrochen nach, und wir geben sie mit offenem Herzen und Liebe weiter. Wir können sogar gerade den Menschen, die uns scheinbar „aussaugen“, bewusst Licht und Liebe schicken. Wir können dabei spüren oder visualisieren, wie wir nach oben offen sind und ein Strom kosmischen Lichtes und allumfassender Liebe von oben in uns hinein und beständig durch uns hindurch strömt.

Geben heißt also, dass man etwas von sich gibt. Es heißt auch, dass man bereit ist, etwas aufzugeben. Es heißt zum Beispiel auch, es sich nicht zu gemütlich zu machen. Man kann sagen, es gibt auch so etwas wie ein Spießbürger-Yogatum. Man richtet sich seine Spiritualität und seinen Lebensstil gemütlich ein. Alles muss seinen geregelten Ablauf haben. Wehe, es passiert mal etwas außer der Reihe. Am Anfang des Weges ist es zunächst einmal schwierig, seine tägliche Praxis in den Alltag zu integrieren. Aber wenn man diese tamasige (d.h. träge) Phase erst einmal überwunden wird, kommt eine gewisse Routine auf und alles wird einfach und schön. Es ist einfach schön, jeden Morgen mit Meditation zu beginnen, jeden Tag asanas und pranayama zu üben. Eine solche tägliche Routine, eine regelmäßige Selbstdisziplin ist etwas Gutes. Statt morgens erst mal Kaffee zu trinken und die Morgenzeitung zu studieren, meditiert man und trinkt Kräutertee. Abends geht man statt ins Fitness-Studio oder zum Stammtisch in die Yogastunde oder übt für sich selbst. Man hat seine regelmäßige Ernährung, weiß, was einem schmeckt und gut tut, weiß, wie man seine kleinen Bedürfnisse und Bedürfnisschen befriedigt und so kann man sich recht gemütlich und bequem einrichten. Und bis zu einem gewissen Grad ist das schön. Aber was folgt dann? - Stillstand. Und wie kommt man aus dem Stillstand heraus? Entweder, indem man sich selbst einen Ruck gibt, oder durch den Guru oder durch das Karma. Es ist eine der größten Aufgaben des Lehrers, das Leben des Schülers nicht zu gemütlich werden zu lassen – friedvoll ja, aber nicht gemütlich. Denn dann gibt es keinen oder kaum noch Fortschritt. 

Wenn wir erkennen und erfahren wollen: Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit jetzt und jederzeit, dann müssen wir das auch in jeder Situation unter Beweis stellen. Und das kann man nur, wenn man sich mit Herausforderungen konfrontiert. Man muss auch mal bereit sein, bis an die Grenzen zu gehen, wenn die Situation es erfordert. Manchmal ist es notwendig, nicht nur gemütlich seine Arbeit zu machen, seine so-und-soviel Stunden und dann zu sagen: „Okay, Gott, das war’s“ -, sondern auch einmal wirklich alles zu geben. Das sind dann manchmal die schönsten Erlebnisse und Erfahrungen.

Ein Beispiel, wie mein Lehrer, Swami Vishnu-devananda, das praktisch lehrte. 1983 war ich Mitarbeiter im Sivananda Yoga Zentrum München. Swami Vishnu gab uns im Mai den Auftrag, für September ein großes Festival, das Global Village Peace Festival in Berlin zu organisieren. Wir waren nur wenige, hatten das Yoga-Zentrum zu leiten und zu betreiben, was schon genügend Arbeit war. Finanzielle Mittel waren keine vorhanden, und nun sollten wir in Berlin ein Festival für Tausende von Menschen organisieren, dazu noch alle möglichen exotischen Veranstaltungen und einen Friedensflug von Swami Vishnu über die Berliner Mauer... Nato-Generäle der damaligen Initiative „Generals for Peace“, indische Meister, Yogalehrer aus aller Welt, jede Menge Medien mussten eingeladen werden, es war eine Riesensache. Das für mich damals Erstaunlichste war: Es hat tatsächlich geklappt. Objektiv gesehen, konnte es nicht klappen - kein Geld, kein Know-how, keine Menschen. Aber immer kam irgendwie zur rechten Zeit jemand, der mitgeholfen, gespendet hat. Während der Hauptphase haben wir nachts nur zwei, drei Stunden geschlafen, ansonsten waren wir ständig mit irgend etwas beschäftigt. Das Eigenartige war: Es ging uns sehr gut dabei. Man hat nicht mehr darüber nachgedacht: „was brauche ich, was brauche ich nicht, wie geht es mir, wie geht es mir nicht“. Da war ein Gefühl der Einheit, der Verbundenheit, des Miteinander. Das Wichtigste, was ich daraus gelernt und mitgenommen habe war: Wenn man selbstlos mit Liebe gibt, ist man der Einheit am nächsten, hat nahezu grenzenlose Energie. 

Manchmal ist es die Aufgabe des Lehrers, uns aus dem gemütlichen Leben herauszureißen. Wenn man keinen direkten Lehrer hat, dann geschieht es über das Schicksal, über das Karma. Als solches sollten wir es auch willkommen heißen, annehmen, und nicht denken: „Was für eine Ironie des Schicksals. Endlich ist es mir gelungen, alles so schön in Ordnung zu bringen. Ich habe eine schöne Wohnung, mein Tagesablauf ist gut und ruhig. Ich habe meine Yogaschüler, die mit meinen Kursen zufrieden sind. Mein Mann bzw. meine Frau haben sich mit meiner Yogapraxis abgefunden und selbst die Kinder finden es irgendwie gut. Und jetzt das....“. Man sollte man sich nicht dagegen wehren, wenn Gott plötzlich etwas anderes mit einem vorhat. Es heißt nicht umsonst, dass unser Karma sich beschleunigt, wenn wir spirituelle Praktiken machen. Die meisten freuen sich, wenn sie hören, dass sich da etwas beschleunigt. Aber man muss sich im klaren sein darüber, dass dann auch mehr passiert und dass das nicht immer nur bequem und angenehm ist. Und wenn man nicht das Glück hat, dass das Schicksal oder der Lehrer einem solche „unbequemen“ Ereignisse schickt, dann muss man von selbst wieder mal seine Praxis intensivieren, neue Möglichkeiten zum Dienen suchen, etwas mehr geben, auch mal etwas lieb Gewonnenes aufgeben...

Reinige

Im sechsten Kapitel der Bhagavad Gita sagt Krishna: „Am Anfang des spirituellen Weges ist Handeln das Hauptmittel... Später, wenn man eine gewisse Ruhe des Geistes erlangt hat, ist die Stille, die Meditation, das Hauptmittel.“ Es ist natürlich von Anfang an notwendig, täglich seine spirituelle Praxis zu machen - asanas, pranayama und Meditation – denn sonst trägt auch das Handeln im täglichen Leben nicht zu einer Transformation bei oder zumindest nur einseitig oder weniger wirkungsvoll. Ich persönlich bin der festen Überzeugung, ohne spirituelle Praktiken ist es nahezu unmöglich, sein tägliches Leben wirklich zu spiritualisieren. Denn die Praxis gibt einem die nötige Kraft und Energie, an sich zu arbeiten und zu den richtigen Einsichten zu gelangen. Aber was am Anfang den spirituellen Fortschritt bestimmt, ist nicht so sehr die Qualität der Meditation oder die Perfektion in den asanas, sondern vielmehr die Art und Weise, wie man im täglichen Leben handelt. Wie man seine Arbeit erledigt, wie man auf Kritik reagiert, sich durchsetzt, wenn Hindernisse auftreten, wie man jemandem Mitgefühl zeigt, wenn er in Not ist, all das bestimmt den evolutionären Fortschritt. 

Der ganze spirituelle Weg ist Reinigung auf verschiedenen Ebenen: 

Meditation ist anfangs in der Hauptsache Reinigung. Manche haben dabei schöne Erfahrungen, manche haben Reinigungserfahrungen wie Hitze oder Zittern, manche reinigen auf der geistigen Ebene, in dem der ganze Tag nochmals Revue passiert und verarbeitet wird oder die Pläne des kommenden Tages. 

Wir reinigen unseren Körper und Astralkörper – sei es tatsächlich wörtlich, indem wir die Kriyas, die yogischen Reinigungsübungen, durchführen, sei es durch vegetarische gesunde Ernährung, sei es durch die asanas und pranayama. 

Durch selbstloses Handeln, ohne auf Vorteile oder Ergebnisse bedacht zu sein, reinigen wir unser Ego, überwinden die tief verwurzelten Neigungen zu Identifikation, Urteilen, Be-/Verurteilen. 

Wir reinigen schrittweise unseren Charakter – arbeiten z.B. mit Raja Yoga Methoden daran, hinderliche Eigenschaften wie Ärger, Abneigung, Neid, etwas unbedingt haben zu wollen usw., abzulegen beziehungsweise sie in ihr Gegenteil umzuwandeln oder sie in reine Energie aufzulösen, zu sublimieren. 

Und wir reinigen und verwandeln unseren Charakter, indem wir uns bemühen, uns mehr und mehr in der Einhaltung und Umsetzung der yamas und niyamas zu vervollkommnen. 

Das alles trägt dazu bei, die Menge an tamas (Trägheit, Grobstofflichkeit) in uns allmählich in rajas (Aktivität) und von rajas mehr und mehr in sattwa (Reinheit, Licht, Wissen, Freude) umzuwandeln. 

Je mehr sattwa da ist, desto einfacher wird es uns fallen, mehr und selbstlos für andere da zu sein. Viele Wünsche fallen von selbst weg, vieles ist plötzlich gar nicht mehr wichtig oder erstrebenswert. Man erfährt mehr und mehr die große, reine, anhaltende Freude, die aus selbstlosem Dienen und Handeln erwächst. So wird das Ganze nach einiger Zeit der kontinuierlichen Praxis zu einer Art Perpetuum mobile oder auch zu einem „Engelskreis“ – im Gegensatz zum „Teufelskreis“, der uns immer tiefer hinabzieht in Ärger, Wut, Depression, Ausweglosigkeit, Traurigkeit, Sinnlosigkeit. „Engelskreis“ heißt: Je mehr wir praktizieren, um so mehr reinigen wir uns und um so mehr Energie haben wir und um so mehr Liebe und Freude entfaltet sich. Wenn wir mehr Freude, Liebe und Energie empfinden, haben wir die Inspiration, anderen zu helfen und zu dienen. Und wenn wir anderen mehr dienen und helfen, werden die Yoga Praktiken wirkungsvoller. Dies gibt uns wieder mehr Energie usw. usw.


Diene Liebe Gib Videos

Hier findest du ein oder mehrere Diene Liebe Gib Videos:

Kirtan Videos

Hier einige Videos zur Inspiration, zum Mitsingen, zum Genießen:

Lehrvideos mit Noten

Hier ein Lehrvideo, um Diene Liebe Gib zu singen, zu spielen, auf dem Harmonium oder einem anderen Musikinstrument zu begleiten:

Erläuterungsvideo zum Diene Liebe Gib

Hier ein Video mit Erläuterungen, Hintergrundsinformationen und Übersetzungen zum Diene Liebe Gib :

Diene Liebe Gib Audio mp3s

Hier findest du einige Audio mp3 Dateien zum Diene Liebe Gib :


Audio mp3 Erläuterungen

Hier findest du eine Kurzvortrag von Sukadev Bretz zum Diene Liebe Gib :

Siehe auch

Das waren einige Audios und Videos zum Diene Liebe Gib . Hier einige weitere Infos dazu sowie Links zu weiteren Mantras, Kirtans, Shlokas, Stotras und spirituellen Liedern:

Lieder und Mantras hier im Yoga Wiki

Yoga Vidya Kirtanheft

Weitere Links zu Mantras, Kirtans, spirituelle Lieder

/ Englischer Mantra Podcast]