Altar: Unterschied zwischen den Versionen
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==Allgemeines== | |||
Ein Altar dient als Verehrungsstätte für Gottheiten, Heilige und Ahnen. Altäre befinden sich an heiligen Orten bzw. religiösen Stätten (Kultstätten, Kirchen, Tempeln, Klöstern, spirituellen Zentren etc.), sind aber auch als Altarbildstöcke an Prozessionswegen, als Hausaltäre bei den Menschen zu Hause oder als Reisealtäre zu finden. | |||
Je nach Tradition und deren Weiterentwicklung (heidnisch, christlich, hinduistisch, buddhistisch, indianisch etc.) variieren sie in Form, Größe, Material und Funktion. Ihre Ausgestaltung reicht von schlicht bis prunkvoll. Oftmals stehen sie erhöht und an einem besonderen Platz bzw. in einem speziell dafür vorgesehenen Raum. | |||
Die ältesten Altäre waren auf dem Boden liegende oder eingelassene Platten aus Stein, sogenannte Plattenaltäre. Später entwickelten sich Bank-, Wand- und Tischaltäre sowie Altäre in Kastenform, anschließend kamen die Flügelaltäre der Gotik und die Sarkophagaltäre der Renaissance und des Barock hinzu. | |||
==Altäre in verschiedenen Traditionen== | |||
===Antike=== | |||
Aus der Antike sind vor allem Anlagen im Freien von besonders großem Ausmaß bekannt, die für größere Brand- und Feueropfer genutzt wurden. Der berühmte, monumentale Pergamonaltar aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, der im Pergamonmuseum in Berlin zu sehen ist, misst in seiner Grundfläche fast 36 x 34 Meter und wurde auf dem Burgberg der kleinasiatischen Stadt Pergamon errichtet. Er verfügt über eine Freitreppe von fast 20 Metern Breite und ist mit Reliefwänden verziert. In Syrakus findet sich gar ein Altar von 198 x 23 Metern Fläche. | |||
===Christentum=== | |||
Im Christentum steht der Altar als „Tisch des Herrn“ (mensa domini) in Bezug auf das letzte Abendmahl . Er dient der Eucharistiefeier, bei der Brot und Wein dargebracht und anschließend unter der Gemeinde verteilt werden. | |||
In Rom wurden bis ins 4. Jahrhundert tragbare Tische verwendet, die immer erst zu diesem Zwecke hereingetragen und meist an erhöhtem Platz aufgestellt wurden. Feststehende, aus Stein gefertigte Altäre kamen im 4. und 5. Jahrhundert auf. Ihre Form glich anfangs noch einem Tisch, sie entwickelte sich im 7. und 8. Jahrhundert allerdings hin zu massiver blockartiger Gestaltung, womit Bezug auf das biblische Bild des Felsens genommen wurde. | |||
Die im 2. und 3. Jahrhundert aufkommende Verehrung der Märtyrer, an bzw. bei deren Gräbern die Eucharistie gefeiert wurde, führte schließlich zur Errichtung von Altären und Gedächtniskirchen über diesen Gräbern. | |||
In Anlehnung daran wurde es üblich, Reliquien in den Altaraufbau einzuschließen, was letztlich zu der Anordnung führte, dass jede Altarplatte wenigstens einen Splitter einer Reliquie enthalten müsse. Daher rührt die in der Renaissance für Altäre gewählte Form eines Sarkophages (Sarkophagaltäre), die sich auch bis ins Barock fortsetzte. | |||
Mit der sich verbreitenden Positionierung des Priesters vor dem Altar ging eine Entwicklung zu einer künstlerisch immer ausschweifenderen Gestaltung der Altäre einher. | |||
Neben dem Hauptaltar im Altarraum einer Kirche können sich (oft in Exedren) weitere Seitenaltäre befinden. | |||
===Hinduismus=== | |||
In Tempeln (Mandir) in Indien befinden sich große geschmückte Altäre mit Bildern, Murtis von Gottheiten, Gurus und Heiligen, mit Padukas, Mandalas etc. Größere Tempel haben meist um den einer bestimmten Gottheit gewidmeten Hauptaltar, weitere Altäre in Nebenschreinen, die anderen Gottheiten gewidmet sind. Eine Murti des Reittieres (Vahana) der Gottheit ist oft im Eingangsbereich zum Tempel dem Altar gegenüber positioniert. | |||
Für Murtis kommen Materialien wie Marmor, Sandstein, Metalle, Schmucksteine, Ton, Holz, Gips u.a. zum Einsatz. | |||
Aus Reinheitsgründen sind Schuhe in Tempeln strengstens verboten, deshalb säumen zum Teil riesige Schuhregale die Eingangsbereiche zu Tempelanlagen und mancherorts werden die Schuhe der Gläubigen sogar im Tausch gegen bezifferte Marken entgegengenommen, um Wirrwarr (und Diebstahl) zu vermeiden. Flache Wasserbecken, die man, um zum Tempel zu gelangen, durchläuft, waschen die Füße der Verehrer rein, bevor sie den Altarraum betreten. Üblich sind aber vornehmlich Wasserhähne, an denen die Gläubigen sich vor Betreten des Tempels Hände und Füße waschen und den Mund spülen. | |||
An heiligen Orten wie zum Beispiel Rishikesh ist nicht nur in den Tempeln, sondern im ganzen Ort Nicht-Sattwiges wie Alkohol, Eier, Fleisch und Fisch verboten. Menstruierende Frauen sind angehalten, vom Besuch eines Tempels abzusehen. | |||
In manchen Tempeln sitzen an den verschiedenen Altären Brahmanen, denen es aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit vorbehalten ist, die uralten Rituale auszuführen. Die Gläubigen übergeben ihnen die mitgebrachten Opfergaben, welche dann von den Brahmanen dargebracht werden und als Prasad wieder an die Verehrer zurückgehen. | |||
Geopfert werden Blüten und Blütenblätter, Blumengirlanden aus gelborangefarbenen Tagetes , Rosen und weißem Jasmin, Räucherwerk (Räucherstäbchen, Kampfer u.ä.), Licht (Ghee-/ Öllampen ), Speisen (Süßigkeiten wie weißer Kandiszucker, gepuffter Reis, Kokosnuss u.a.) sowie Geldspenden, die den Brahmanen zugehen. Oftmals werden diese Dinge vor oder auf dem Tempelgelände zum Verkauf angeboten. | |||
In manchen Glaubensgemeinschaften, die vor allem Bhakti Yoga praktizieren (z. Bsp. bei Krishna-Verehrern wie ISKON), ist die Altarpflege besonders ausgeprägt. Hier werden die Murtis vom Pujari täglich liebevoll gebadet, getrocknet, für den Tag und die Nacht gekleidet und geschmückt. In einer eigens dafür vorgesehenen Küche bereitet man für sie köstliche Speisen . Ihnen wird kühle Luft zugefächelt und mit Gesang und Tanz Ehrerbietung erwiesen. Zu den Mahlzeiten und zur Nachtruhe der Götter zieht man gar Vorhänge vor dem bühnenartigen Altar zu. | |||
Die vedische Tradition bezeichnet einen Opferaltar als Vedi. Solche Altäre sind erhöhte Aufbauten verschiedener Form, die im Allgemeinen mit einer Höhlung zum Abhalten von Feueropfern (wie Homa oder Yajna) versehen sind und bei deren Konstruktion auch astronomische Gesichtspunkte eine Rolle spielen können. | |||
Auch in privaten Haushalten (oft in der Küche) haben die Menschen zur täglichen Anbetung kleinere Altäre aufgebaut, manche Häuser verfügen gar über einen eigenen Raum für Puja, Gebet und Meditation. In von Hindus betriebenen Geschäften und Restaurants werden ebenfalls Altäre gepflegt. | |||
Hausaltäre können einfache kleine erhöhte Aufbauten sein oder auch( verzierte) hölzerne Kästen, an deren Wänden Bilder angebracht werden, die evtl. mit einem gefliesten Boden versehen sind und heutzutage auch gern mal mit einer blinkenden elektrischen Lichterkette geschmückt werden. | |||
Neben Götter- und Heiligenbildern und Murtis steht meist mindestens ein Gheelämpchen auf dem Altar. Puja-Tablette mit Kumkum, Sandelholzpaste, heiliger Asche, Kampfer o.ä. und Glöckchen stehen für die tägliche Puja bereit. Üblicherweise sind es die Frauen, die die täglichen Rituale zelebrieren und für die Familie beten. | |||
In manchen südindischen Haushalten werden kleine Altäre mit Fotographien verstorbener Verwandter aufgestellt und dort für sie Gaben dargebracht. | |||
===Buddhismus=== | |||
In Tempeln, Klöstern und Privathaushalten Japans dient der Butsudan zur Kontemplation. Das ist ein Schrein aus Holz (als Hausaltar auch aus Kunststoff), der mit Flügeltüren ausgestattet ist, die vor Sonnenuntergang verschlossen werden. Ein Butsudan beherbergt üblicherweise eine Skulptur oder ein Bild von einem Buddha oder Bodhisattwa oder eine Schriftrolle mit Mantra oder Sutra. Da im Buddhismus die Ahnenverehrung eine größere Rolle spielt, ist es in einigen Sekten gebräuchlich, für Verstorbene im privaten Butsudan ein Ihai (Ahnentäfelchen) aufzustellen. Auf diesem steht ein für den Verstorbenen vom buddhistischen Priester neu vergebener Name. Räucherstäbchen, Glocken und Opfergaben wie Blumen, Obst, Reis oder Tee werden zur Verehrung verwendet. | |||
In Thailand bewahrt man auf den Hausaltären auch Urnen mit der Asche verstorbener Verwandter auf. | |||
===Shintoismus=== | |||
Im japanischen Shintoismus sind kleine hölzerne Hausaltäre (Kamidana) verbreitet, die Schreingebäude en miniature nachbilden und zur Verehrung der Kami, Gottheiten des Shintoismus, aber auch der Ahnen dienen. Typisch auf diesen Wandaltären sind sogenannte Shintai - Gegenstände wie runde Spiegel, (Schmuck)Steine u.a., die zur Beherbergung einer Shintogottheit bestimmt sind. Dargebracht werden einfache Gebete und Speisen wie Reis, Obst, Wasser, Salz oder Sake sowie Blumen. Die rituelle Verehrung beinhaltet u.a. Verbeugungen und Klatschen. Wie bei hinduistischen Gläubigen oder auch christlichen Priestern müssen vor dem Ritual unbedingt die Hände gewaschen werden. | |||
==Ausrichtung von christlichen Altären== | |||
In christlicher Tradition sind Altäre vorzugsweise gen Osten ausgerichtet. Dafür gibt es sogar einen eigenen Terminus - die Ostung. Die im Osten aufgehende Sonne gilt als Sinnbild der christlichen Auferstehung. Sie bringt Licht und Leben und wird somit als Symbol für Christus, das Licht der Welt, verstanden. | |||
Ein weiterer Bezug wird damit auch zu Jesu Geburt geschaffen, welche durch den Stern im Osten angekündet wurde. | |||
Bei Kirchen im europäischen Raum (Süd- und Westeuropa) steht die Ostung der Altäre darüber hinaus auch in Verbindung zum Neuen (Himmlischen) Jerusalem (Offenbarung des Johannes) bzw. Ort des Paradieses. | |||
==Altar(raum)gestaltung nach Vastu== | |||
Ähnlich der Ostung im Christentum gibt es auch im vedischen Vastu Bestimmungen zur Ausrichtung eines Altars bzw. entsprechenden Raumes. Diese besagt, dass sich der Tempel-/ Gebets-/Meditations- bzw. Pujaraum eines Haushalts im Nordosten, Norden oder Osten eines Hauses befinden sollte - bestenfalls in der Nordostecke und keinesfalls nach Süden. Außerdem sollte er im Erdgeschoss gelegen sein. | |||
Der Altar selbst gehört ebenfalls in die Nordostecke (des Tempelraumes). Die Bilder der Gottheiten bzw. Murtis sollten entweder gen Osten oder gen Westen ausgerichtet sein - am besten aber gen Westen, sodass der Verehrer gen Osten schaut. | |||
Der Altar sollte die Wand möglichst nicht berühren, sondern im Abstand von zwei bis drei Zentimetern aufgestellt sein. Weiß, helles Gelb oder helles Blau an den Wänden wird empfohlen. Eine pyramidenartige Verjüngung nach oben und eine Tür mit zwei Flügeln sind besonders vorteilhaft. Unter oder über dem Tempelraum darf sich keine Toilette befinden. | |||
==Inspiration zur Gestaltung eines Hausaltars== | |||
Wenn Du ein Bedürfnis nach mehr Ruhe, Entspannung, Zentrierung, Klarheit, Sinn und Herzensöffnung in Deinem Leben verspürst oder einfach Deiner Freude, Liebe und Dankbarkeit für Das, was ist, für das Göttliche in allem, Ausdruck verleihen möchtest, könnte das Herrichten eines Altars bei Dir zu Hause, was selbst schon ein Akt der Verehrung ist, eine wunderbare Hilfe und Bereicherung sein. | |||
Du kannst Dich dabei an den oben erwähnten Vorgaben des Vastu orientieren oder einfach in Dich hineinspüren und intuitiv die richtige Stelle für Deinen Hausaltar finden. Es wird Dir gut tun, einen Platz in Deinem Zuhause zu wissen, der allein der inneren Einkehr, der Besinnung auf Deine wahre Quelle, zum Zur-Ruhe-Kommen und Verweilen in der Stille, zur Meditation, Gottesverehrung, für Gebet, Gesang, Yoga oder sonstige spirituelle Praxis, vielleicht ja auch hingebungsvollen Tanz, … | |||
Ein stabiler Karton mit einem schönen Stoff abgedeckt, macht bereits den Unterbau, auf dem Du dann Bilder, Ikonen, Murtis oder vielleicht auch „nur“ ein Licht aufstellen kannst –Dinge also, die Dich ansprechen, inspirieren bzw. Dir viel bedeuten. Bedenke: der Geist ahmt nach, was auf ihn einwirkt. | |||
Wenn es Dir von Herzen kommt, so lass es glänzen und scheinen und verwende zur hingebungsvollen Verehrung Kostbares wie Wachskerzen (mit feuerfester Unterlage), frische, duftige Blüten und Blütenblätter, selbstgefädelte Blumenketten etc. Die traditionellen Opfergaben wie beispielsweise Milch und Ghee in Indien oder Tieropfer in der Antike waren besonders vormals tatsächliche Opfer, wertvolle Gaben. Vielleicht wählst ja auch Du etwas für Deine Situation Kostbares – eine Bio-Frucht, selbstgemachte vegane Energiebällchen, …? | |||
Deinen Altarplatz solltest Du immer sauber halten. Evtl. kannst Du ihn sogar mit langen leichten Vorhängen vom Rest Deines Zimmers abteilen. Deine Sonnengebete (Surya Namaskar) vor dem Altar könnten Dich so zu noch mehr Tiefe in Deiner Yogapraxis beflügeln. |
Version vom 27. Januar 2015, 20:56 Uhr
Altar (Latein: altaria) bezeichnet einen (geweihten) zumeist tisch- oder bankartigen Aufbau zur Verehrung und Anbetung des Göttlichen, an dem vor allem (religiöse) Rituale, wie das Darbringen von Gaben, Gebet u.a., zelebriert werden.
Allgemeines
Ein Altar dient als Verehrungsstätte für Gottheiten, Heilige und Ahnen. Altäre befinden sich an heiligen Orten bzw. religiösen Stätten (Kultstätten, Kirchen, Tempeln, Klöstern, spirituellen Zentren etc.), sind aber auch als Altarbildstöcke an Prozessionswegen, als Hausaltäre bei den Menschen zu Hause oder als Reisealtäre zu finden.
Je nach Tradition und deren Weiterentwicklung (heidnisch, christlich, hinduistisch, buddhistisch, indianisch etc.) variieren sie in Form, Größe, Material und Funktion. Ihre Ausgestaltung reicht von schlicht bis prunkvoll. Oftmals stehen sie erhöht und an einem besonderen Platz bzw. in einem speziell dafür vorgesehenen Raum.
Die ältesten Altäre waren auf dem Boden liegende oder eingelassene Platten aus Stein, sogenannte Plattenaltäre. Später entwickelten sich Bank-, Wand- und Tischaltäre sowie Altäre in Kastenform, anschließend kamen die Flügelaltäre der Gotik und die Sarkophagaltäre der Renaissance und des Barock hinzu.
Altäre in verschiedenen Traditionen
Antike
Aus der Antike sind vor allem Anlagen im Freien von besonders großem Ausmaß bekannt, die für größere Brand- und Feueropfer genutzt wurden. Der berühmte, monumentale Pergamonaltar aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, der im Pergamonmuseum in Berlin zu sehen ist, misst in seiner Grundfläche fast 36 x 34 Meter und wurde auf dem Burgberg der kleinasiatischen Stadt Pergamon errichtet. Er verfügt über eine Freitreppe von fast 20 Metern Breite und ist mit Reliefwänden verziert. In Syrakus findet sich gar ein Altar von 198 x 23 Metern Fläche.
Christentum
Im Christentum steht der Altar als „Tisch des Herrn“ (mensa domini) in Bezug auf das letzte Abendmahl . Er dient der Eucharistiefeier, bei der Brot und Wein dargebracht und anschließend unter der Gemeinde verteilt werden. In Rom wurden bis ins 4. Jahrhundert tragbare Tische verwendet, die immer erst zu diesem Zwecke hereingetragen und meist an erhöhtem Platz aufgestellt wurden. Feststehende, aus Stein gefertigte Altäre kamen im 4. und 5. Jahrhundert auf. Ihre Form glich anfangs noch einem Tisch, sie entwickelte sich im 7. und 8. Jahrhundert allerdings hin zu massiver blockartiger Gestaltung, womit Bezug auf das biblische Bild des Felsens genommen wurde. Die im 2. und 3. Jahrhundert aufkommende Verehrung der Märtyrer, an bzw. bei deren Gräbern die Eucharistie gefeiert wurde, führte schließlich zur Errichtung von Altären und Gedächtniskirchen über diesen Gräbern.
In Anlehnung daran wurde es üblich, Reliquien in den Altaraufbau einzuschließen, was letztlich zu der Anordnung führte, dass jede Altarplatte wenigstens einen Splitter einer Reliquie enthalten müsse. Daher rührt die in der Renaissance für Altäre gewählte Form eines Sarkophages (Sarkophagaltäre), die sich auch bis ins Barock fortsetzte.
Mit der sich verbreitenden Positionierung des Priesters vor dem Altar ging eine Entwicklung zu einer künstlerisch immer ausschweifenderen Gestaltung der Altäre einher. Neben dem Hauptaltar im Altarraum einer Kirche können sich (oft in Exedren) weitere Seitenaltäre befinden.
Hinduismus
In Tempeln (Mandir) in Indien befinden sich große geschmückte Altäre mit Bildern, Murtis von Gottheiten, Gurus und Heiligen, mit Padukas, Mandalas etc. Größere Tempel haben meist um den einer bestimmten Gottheit gewidmeten Hauptaltar, weitere Altäre in Nebenschreinen, die anderen Gottheiten gewidmet sind. Eine Murti des Reittieres (Vahana) der Gottheit ist oft im Eingangsbereich zum Tempel dem Altar gegenüber positioniert. Für Murtis kommen Materialien wie Marmor, Sandstein, Metalle, Schmucksteine, Ton, Holz, Gips u.a. zum Einsatz.
Aus Reinheitsgründen sind Schuhe in Tempeln strengstens verboten, deshalb säumen zum Teil riesige Schuhregale die Eingangsbereiche zu Tempelanlagen und mancherorts werden die Schuhe der Gläubigen sogar im Tausch gegen bezifferte Marken entgegengenommen, um Wirrwarr (und Diebstahl) zu vermeiden. Flache Wasserbecken, die man, um zum Tempel zu gelangen, durchläuft, waschen die Füße der Verehrer rein, bevor sie den Altarraum betreten. Üblich sind aber vornehmlich Wasserhähne, an denen die Gläubigen sich vor Betreten des Tempels Hände und Füße waschen und den Mund spülen. An heiligen Orten wie zum Beispiel Rishikesh ist nicht nur in den Tempeln, sondern im ganzen Ort Nicht-Sattwiges wie Alkohol, Eier, Fleisch und Fisch verboten. Menstruierende Frauen sind angehalten, vom Besuch eines Tempels abzusehen. In manchen Tempeln sitzen an den verschiedenen Altären Brahmanen, denen es aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit vorbehalten ist, die uralten Rituale auszuführen. Die Gläubigen übergeben ihnen die mitgebrachten Opfergaben, welche dann von den Brahmanen dargebracht werden und als Prasad wieder an die Verehrer zurückgehen. Geopfert werden Blüten und Blütenblätter, Blumengirlanden aus gelborangefarbenen Tagetes , Rosen und weißem Jasmin, Räucherwerk (Räucherstäbchen, Kampfer u.ä.), Licht (Ghee-/ Öllampen ), Speisen (Süßigkeiten wie weißer Kandiszucker, gepuffter Reis, Kokosnuss u.a.) sowie Geldspenden, die den Brahmanen zugehen. Oftmals werden diese Dinge vor oder auf dem Tempelgelände zum Verkauf angeboten.
In manchen Glaubensgemeinschaften, die vor allem Bhakti Yoga praktizieren (z. Bsp. bei Krishna-Verehrern wie ISKON), ist die Altarpflege besonders ausgeprägt. Hier werden die Murtis vom Pujari täglich liebevoll gebadet, getrocknet, für den Tag und die Nacht gekleidet und geschmückt. In einer eigens dafür vorgesehenen Küche bereitet man für sie köstliche Speisen . Ihnen wird kühle Luft zugefächelt und mit Gesang und Tanz Ehrerbietung erwiesen. Zu den Mahlzeiten und zur Nachtruhe der Götter zieht man gar Vorhänge vor dem bühnenartigen Altar zu. Die vedische Tradition bezeichnet einen Opferaltar als Vedi. Solche Altäre sind erhöhte Aufbauten verschiedener Form, die im Allgemeinen mit einer Höhlung zum Abhalten von Feueropfern (wie Homa oder Yajna) versehen sind und bei deren Konstruktion auch astronomische Gesichtspunkte eine Rolle spielen können.
Auch in privaten Haushalten (oft in der Küche) haben die Menschen zur täglichen Anbetung kleinere Altäre aufgebaut, manche Häuser verfügen gar über einen eigenen Raum für Puja, Gebet und Meditation. In von Hindus betriebenen Geschäften und Restaurants werden ebenfalls Altäre gepflegt. Hausaltäre können einfache kleine erhöhte Aufbauten sein oder auch( verzierte) hölzerne Kästen, an deren Wänden Bilder angebracht werden, die evtl. mit einem gefliesten Boden versehen sind und heutzutage auch gern mal mit einer blinkenden elektrischen Lichterkette geschmückt werden. Neben Götter- und Heiligenbildern und Murtis steht meist mindestens ein Gheelämpchen auf dem Altar. Puja-Tablette mit Kumkum, Sandelholzpaste, heiliger Asche, Kampfer o.ä. und Glöckchen stehen für die tägliche Puja bereit. Üblicherweise sind es die Frauen, die die täglichen Rituale zelebrieren und für die Familie beten. In manchen südindischen Haushalten werden kleine Altäre mit Fotographien verstorbener Verwandter aufgestellt und dort für sie Gaben dargebracht.
Buddhismus
In Tempeln, Klöstern und Privathaushalten Japans dient der Butsudan zur Kontemplation. Das ist ein Schrein aus Holz (als Hausaltar auch aus Kunststoff), der mit Flügeltüren ausgestattet ist, die vor Sonnenuntergang verschlossen werden. Ein Butsudan beherbergt üblicherweise eine Skulptur oder ein Bild von einem Buddha oder Bodhisattwa oder eine Schriftrolle mit Mantra oder Sutra. Da im Buddhismus die Ahnenverehrung eine größere Rolle spielt, ist es in einigen Sekten gebräuchlich, für Verstorbene im privaten Butsudan ein Ihai (Ahnentäfelchen) aufzustellen. Auf diesem steht ein für den Verstorbenen vom buddhistischen Priester neu vergebener Name. Räucherstäbchen, Glocken und Opfergaben wie Blumen, Obst, Reis oder Tee werden zur Verehrung verwendet. In Thailand bewahrt man auf den Hausaltären auch Urnen mit der Asche verstorbener Verwandter auf.
Shintoismus
Im japanischen Shintoismus sind kleine hölzerne Hausaltäre (Kamidana) verbreitet, die Schreingebäude en miniature nachbilden und zur Verehrung der Kami, Gottheiten des Shintoismus, aber auch der Ahnen dienen. Typisch auf diesen Wandaltären sind sogenannte Shintai - Gegenstände wie runde Spiegel, (Schmuck)Steine u.a., die zur Beherbergung einer Shintogottheit bestimmt sind. Dargebracht werden einfache Gebete und Speisen wie Reis, Obst, Wasser, Salz oder Sake sowie Blumen. Die rituelle Verehrung beinhaltet u.a. Verbeugungen und Klatschen. Wie bei hinduistischen Gläubigen oder auch christlichen Priestern müssen vor dem Ritual unbedingt die Hände gewaschen werden.
Ausrichtung von christlichen Altären
In christlicher Tradition sind Altäre vorzugsweise gen Osten ausgerichtet. Dafür gibt es sogar einen eigenen Terminus - die Ostung. Die im Osten aufgehende Sonne gilt als Sinnbild der christlichen Auferstehung. Sie bringt Licht und Leben und wird somit als Symbol für Christus, das Licht der Welt, verstanden. Ein weiterer Bezug wird damit auch zu Jesu Geburt geschaffen, welche durch den Stern im Osten angekündet wurde. Bei Kirchen im europäischen Raum (Süd- und Westeuropa) steht die Ostung der Altäre darüber hinaus auch in Verbindung zum Neuen (Himmlischen) Jerusalem (Offenbarung des Johannes) bzw. Ort des Paradieses.
Altar(raum)gestaltung nach Vastu
Ähnlich der Ostung im Christentum gibt es auch im vedischen Vastu Bestimmungen zur Ausrichtung eines Altars bzw. entsprechenden Raumes. Diese besagt, dass sich der Tempel-/ Gebets-/Meditations- bzw. Pujaraum eines Haushalts im Nordosten, Norden oder Osten eines Hauses befinden sollte - bestenfalls in der Nordostecke und keinesfalls nach Süden. Außerdem sollte er im Erdgeschoss gelegen sein. Der Altar selbst gehört ebenfalls in die Nordostecke (des Tempelraumes). Die Bilder der Gottheiten bzw. Murtis sollten entweder gen Osten oder gen Westen ausgerichtet sein - am besten aber gen Westen, sodass der Verehrer gen Osten schaut. Der Altar sollte die Wand möglichst nicht berühren, sondern im Abstand von zwei bis drei Zentimetern aufgestellt sein. Weiß, helles Gelb oder helles Blau an den Wänden wird empfohlen. Eine pyramidenartige Verjüngung nach oben und eine Tür mit zwei Flügeln sind besonders vorteilhaft. Unter oder über dem Tempelraum darf sich keine Toilette befinden.
Inspiration zur Gestaltung eines Hausaltars
Wenn Du ein Bedürfnis nach mehr Ruhe, Entspannung, Zentrierung, Klarheit, Sinn und Herzensöffnung in Deinem Leben verspürst oder einfach Deiner Freude, Liebe und Dankbarkeit für Das, was ist, für das Göttliche in allem, Ausdruck verleihen möchtest, könnte das Herrichten eines Altars bei Dir zu Hause, was selbst schon ein Akt der Verehrung ist, eine wunderbare Hilfe und Bereicherung sein. Du kannst Dich dabei an den oben erwähnten Vorgaben des Vastu orientieren oder einfach in Dich hineinspüren und intuitiv die richtige Stelle für Deinen Hausaltar finden. Es wird Dir gut tun, einen Platz in Deinem Zuhause zu wissen, der allein der inneren Einkehr, der Besinnung auf Deine wahre Quelle, zum Zur-Ruhe-Kommen und Verweilen in der Stille, zur Meditation, Gottesverehrung, für Gebet, Gesang, Yoga oder sonstige spirituelle Praxis, vielleicht ja auch hingebungsvollen Tanz, … Ein stabiler Karton mit einem schönen Stoff abgedeckt, macht bereits den Unterbau, auf dem Du dann Bilder, Ikonen, Murtis oder vielleicht auch „nur“ ein Licht aufstellen kannst –Dinge also, die Dich ansprechen, inspirieren bzw. Dir viel bedeuten. Bedenke: der Geist ahmt nach, was auf ihn einwirkt. Wenn es Dir von Herzen kommt, so lass es glänzen und scheinen und verwende zur hingebungsvollen Verehrung Kostbares wie Wachskerzen (mit feuerfester Unterlage), frische, duftige Blüten und Blütenblätter, selbstgefädelte Blumenketten etc. Die traditionellen Opfergaben wie beispielsweise Milch und Ghee in Indien oder Tieropfer in der Antike waren besonders vormals tatsächliche Opfer, wertvolle Gaben. Vielleicht wählst ja auch Du etwas für Deine Situation Kostbares – eine Bio-Frucht, selbstgemachte vegane Energiebällchen, …? Deinen Altarplatz solltest Du immer sauber halten. Evtl. kannst Du ihn sogar mit langen leichten Vorhängen vom Rest Deines Zimmers abteilen. Deine Sonnengebete (Surya Namaskar) vor dem Altar könnten Dich so zu noch mehr Tiefe in Deiner Yogapraxis beflügeln.