Indoarische Migration
Indoarische Migration ist die Lehre von der "arischen Einwanderung" in Indien um das Jahr 2000 bis 1500 vor Christus, die der westlichen Indologie enspringt. Demnach siedelten sich Nomaden in Indien an. Sie kamen über über die Gebirgspässe des Hindukusch aus der Gegend des heutigen Afghanistans in das Land. Sie ließen sich an den Flusstälern des Punjabs und anderen Teilen Indiens nieder. Die ursprüngliche Region der Nomaden könnte sich in den transkaukasischen Regionen oder in Sibirien (Südwesten) befinden, sie ist jedoch nicht eindeutig geklärt. Die Theorie der Indoarischen Migration ist umstritten. Einerseits liefern die Veden Hinweise zur Untermauerung der arischen Einwanderung. Es gibt eine Gruppe "dunkelhäutiger Dasyus" die in der Rig-Veda thematisiert werden. Diese werden aus indologischer Sicht vielfach als Draviden bezeichnet. Diese Einheimischen wurden von Ariern, die eine helle Hautfarbe besaßen, in die Flucht geschlagen und zunehmend Richtung Süden verdrängt. Gleichermaßen werden die heldvollen Auseinandersetzungen des Gottes Indra als Beweis herangezogen. Mit Erfolg bezwang er die Urbevölkerung im Krieg. Andererseits wird diese These von Sri Aurobindo widerlegt, der in seinem Werk "Das Geheimnis des Veda" eine symbolische Deutung von Dasyus und Ariern betont. Nach seiner Auffassung sind Dasyus asurische Kräfte, welche die Götter bekämpfen. Rishis gebrauchen diese Auseinandersetzungen als Omen für ihre inneren spirituellen Erfahrungen. Arier stehen in diesem Zusammenhang für die edelmütige und ernsthafte Suche nach der Wahrheit. Weitere Argumente gegen die arische Einwanderung stammen von David Frawley, einem Experten in Yoga und Ayurveda aus Amerika. Hierbei spielt der in der Rig-Veda und Mahabharata erwähnte Fluss Sarasvati eine Schlüsselrolle. Dort wird er als Wohlergehen spendend und mütterlichster Fluss gepriesen. Laut Frawley lebten dort unzweifelbar vedische Inder. Durch Sattelitenaufnahmen wurde vor Kurzem die tatsächliche Existenz des Savitri belegt. Durch die Entdeckug des alten Flussbetts und archäologische Untersuchungen konnte sein Weg vom Beginn des Himalaya bis zum Arabischen Meer festgehalten werden. Da der Fluss aufgrund einer andauernden Dürreperiode vor ungefähr 2000 Jahren vor Christus ausgetrocknet war und somit auch die sumerische Bevölkerung ein Ende fand, stellt David Frawley einen Datierungsfehler der Veden korrespondierend mit der indischen Tradition dar. Es würde nämlich keinen Sinn machen einen Fluss zu preisen, der seit hunderten von Jahren nicht mehr präsent ist, wenn man den Beginn der vedischen Zeit wie angegeben im Jahr 1500 vor Christus annimmt. Aus diesem und noch weiteren Gründen wird von ein paar Wissenschaftlern im Widerspruch zur gegenwärtigen akademischen Indologie die Datierung der Veden in Kongruenz mit der indischen Tradition weitaus früher angesetzt. Wohlbemerkt wird von den Opponenten der Immigrationstheorie ein lebendiger interkultereller Austausch zwischen indischen und anderen Kulturen anerkannt. Heutzuge gehen die Vertreter der Indoarischen Migration teilweise von einem langsam fortschreitenden anstatt eines rapiden Einmarsch aus. Frawleys These Argumente bezüglich des Sarasvati Flusses werden von Michael Witzel, einem Indologen aus Harvard kritisiert. Witzel stellt die Korrektheit der zeitlichen und geographischen Daten in Frage und weist auf zahlreische Beweise, mitunter philologischer Natur, die auf eine Immigration 2000 Jahre vor Christus hindeuten. Er wirft den Migrationsgegner mangelnde Fachkenntnis und eine subjektive Sichtweise vor. Würde man ihre Behauptungen konsequent durchdenken würde das darauf hinaus laufen dass Indien die ursprüngliche Heimat für Arier darstellen würde und sich ihre Sprache und Kultur "von Nordwestindien in andere Länder verbreitet habe". Im Gegenzug gibt es Äußerungen angesehener Archäologen aus dem Westen. So gäbe es keine Hinweise für eine Einwanderung indoarischen Ursprungs. Stattdessen könnte man von einem kulturellen Fortlaufen in der altindischen Geschichte ausgehen. Im Journal of Indo European Studies stellte Nicholas Kaznas als griechischer Indologe seine Behauptungen für eine indigene Theorie dar (2002). Die Mainstream Indologen meldeten sich mit scharfer Kritik zu Wort. Die Debatte bleibt bis heute bestehen und wird in Internetforen weiter diskutiert. Die Situation wird dadurch erschwert, dass es keine eindeutige Position bezüglich Pro und Contra in beiden Parteien gibt. Beispielsweise hat sich Witzel im Jahr 2001 von der Behauptung der Begriff Arier sei mit einer bestimmten rasse verknüpft Abstand genommen. Diese Stellungnahme bezeichnet er als ein Versehen der damaligen Indologie.