Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 6 - Eintritt in die Befreiung

Aus Yogawiki
Swami Krishnananda beim Arati

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 6 - Eintritt in die Befreiung

Die Verwirklichung des Absoluten - Kapitel 6 - Eintritt in die Befreiung

Die Natur von Sadyo-Moksha

Alle Bemühungen richten sich auf das gemeinsame Ideal mit dem Ziel der fortwährenden Aufhebung aller Sorgen und der Erfahrung Unendlicher Wonne. Wahre Wonne ist nur im Unendlichen und Sorgen stets im Endlichen zu finden. Daher ist der Erwerb des Unendlichen Lebens der Höchste Zweck im endlichen Leben. Das teuerste Ziel von 'Wissen' und 'Meditation’ ist die Verwirklichung des Absoluten. Moksha (Befreiung) ist die höchste Ausdrucksform des Selbst in seiner ursprünglichen Natur der Höchsten Vollkommenheit. Wahre Emanzipation (Befreiung) ist das Bewusstsein von der Wirklichkeit und weder das Gefühl, irgend etwas zu werden, was vorher nicht vorhanden war, noch in eine andere 'Welt der größeren Freude' zu reisen. ES ist die Erkenntnis der Ewigen Existenz, die Bewusstheit der innewohnenden Natur des Reinen Sein. ES ist die Freiheit, die durch das Wissen davon, dass wir immer frei sind, gewonnen wird. Wissen ist nicht nur die Ursache für Freiheit; ES ist die Freiheit Selbst. Moksha ist in Jnana (Wissen) enthalten und somit nicht die Wirkung oder das Produkt von Jnana. Jnana ist Existenz in Sich Selbst und kann daher nicht ein Mittel zum Erwerb von Jnana, beziehungsweise vom Wissen von der Existenz, welche Moksha ist, sein, da sich ein existentes Ding nicht selbst erreicht (sondern 'ist'). 'Chit ' (Wissen) ist dasselbe wie 'Sat ' (Sein). Moksha ist 'das zu sein, was ist'. Das eigene Selbst, - das Selbst-Sein - , ist zu verwirklichen, und Selbst zu sein, heißt, Alles zu sein.

"Es gibt kein Bewusstsein nach dem Tod (der Individualität)," sagt Yajnavalkya. Da Bewusstsein allein die Gesamtheit des Wesens ist, gibt es im Höchsten Zustand kein Bewusstsein von irgend etwas Objektivem. ES ist die Fülle der Vollkommenen Existenz. ES ist, doch ES ist nicht irgend etwas; ES sieht, doch ES sieht nicht irgend etwas; ES hört, doch ES hört nicht irgend etwas; ES erkennt, doch ES erkennt nicht irgend etwas. ES begibt Sich nirgends hin, wo ES nicht bereits ist, und ES bekommt nichts, was ES nicht schon hat. Selbst der Ausdruck "ES kennt nur Sich Selbst" (Brih. Upanishad, I.4.10) ist nur eine Verlautbarung über die Wahrheit, die Selbstbewusstheit anzeigt, was typisch ist für Ishvara, jedoch nicht für Brahman. Brahman weiß nicht, denn ER ist Wissen; ER erfreut sich keiner Dinge, denn ER ist die Freude; ER 'existiert' nicht, denn ER ist 'Existenz'. ER ist nicht-körperlich und hat keine Berührung mit irgendeinem Objekt. "ER isst nichts und niemand isst IHN". ER ist das Höchste "Unverkörperte, das unberührt von Leid und Freuden ist". Die Verwirklichung des Selbst ist vergleichbar mit der strahlenden Sonne, die von keinen Wolken mehr verdeckt wird. ES ist die Wiedergewinnung der Ursprünglichkeit im absoluten Sinne. ES ist "das Löschen der Flammen des Todes mit dem Wasser der Erkenntnis" (Brih. Upanishad, III. 2.10). ES ist die Unpersönlichkeit der bewussten Natur - frei von Tod -, die nicht nur als Ewige Person lebt. Eine Person, selbst die Absolute Person (Ishvara) ist nicht-ewig. In der Verwirklichung der Wahrheit geschieht nicht wirklich eine Veränderung, aber es scheint so, als sei alles verändert! "Auch wenn aus der Fülle die Fülle entnommen wird, verbleibt die Fülle unverändert". Selbst das höchstmögliche Auslöschen der Persönlichkeit bewirkt nicht die geringste Veränderung in der wahren Existenz. ES ist das einfache Wissen, das große Wissen, geheimnisvoll und kompliziert, das immer ungelöste Problem, das einzige Problem des gesamten Universums, - und dennoch ist ES die einzige Wahrheit für den Wissenden. Irgendwie lässt dieses kuriose Rätsel das Gefühl aufkommen, dass im Unendlichen wahrhaftig nichts 'geschieht', obwohl sich Welten in IHM aufrollen. DAS, was so einfach mit 'Existenz-Bewusstsein' bezeichnet wird und DAS so leicht zu verstehen ist, ist letztlich eine harte Nuss, die geknackt werden muss, - niemals verstanden, niemals erkannt, durch kein Individuum verwirklicht, die Höchste Identität der größten Positivität und der größten Negativität in einem. Das Absolute ist wahrhaftig über-relativ, über-geistig, über-rational. Was immer gesprochen oder gedacht wird, ist nicht die Wahrheit, wie Sie IST. Wahrheit ist die Vereinigung von Kosmischem Denker und Kosmischem Denken.

Das Eingeständnis eines Kosmischen Denkers oder Ishvara ist zweifellos notwendig, um eine Erklärung des Universums der Erfahrung und der darin bestehenden Übereinstimmung anzubieten. Die Existenz Ishvaras kann nicht als eine Vorstellung JIVAS oder des empirischen Individuums angesehen werden, da sie in der Existenz Ishvaras inbegriffen ist. Die Argumente, die die Existenz Jivas begründen, können wie folgt, kurz angemerkt werden: Es gibt eine Welt der Erfahrung. Wer (oder was) ist die Ursache dieser Welt? Ist es der individuell Erfahrende? Das kann nicht sein, da das Individuum nicht die Macht über die anderen Individuen hat, die den größeren Teil der Welt bilden; außerdem wird der individuell Wahrnehmende zu einem Großteil durch die äußere Welt der Wahrnehmung beeinflusst. Es gibt da etwas außerhalb, - wo aber ist es? Das Individuum weiß es nicht. Wenn es keine Wirkung ohne Ursache geben kann, und wenn die Welt aufgrund ihrer veränderlichen Natur als eine Wirkung wahrgenommen wird, müsste die Welt eine Ursache haben, die vollständiges Wissen und Macht über die Welt hat. Dass diese Ursache intelligent und nicht träge ist, steht über jedem Zweifel; ansonsten würde die Welt als Wirkung blind und selbst das 'Bewusstsein von der Welt als einer Erscheinung' nicht möglich sein. Diese Ursache, die notwendigerweise aufgrund der Gegenwart der Welt erforderlich ist, wird mit Ishvara oder Gott, der Allwissenheit und Allmacht besitzt und der Höchste Herr von allem Geschaffenen ist, bezeichnet. Die Endlichkeit der Erkenntnis bezüglich der Welt zeigt, dass es einen Unbegrenzten Welt-Kenner gibt, der identisch ist mit der Unendlichen Welt-Erkenntnis, das heißt der Allwissenheit oder dem Kosmischen Bewusstsein. Wenn ich als Individuum existiere, sollte Ishvara als der Universale Kenner ebenfalls existieren. Die Tatsache, dass 'ich bin', beweist, dass Gott als die Wechselwirkung des Bewusstseins von meiner Existenz da ist. Wenn Gott oder Ishvara nicht ist, kann weder ich noch die Welt sein. Weder meine Existenz noch die Existenz der Welt und die gegenseitigen Beziehungen zwischen uns ergeben einen Sinn, wenn Ishvara nicht existiert. Meine Existenz als Subjekt beweist, dass die Welt als ein Objekt existiert, und dass Ishvara als das VEREINIGENDE BEWUSSTSEIN, das meinem Sein und dem Sein der Welt zugrunde liegt, existiert. Wenn eine letztendlich ursachenlose Ursache all dieser Dinge nicht existiert, kann nichts, was bewirkt wird, existieren oder dem Bewusstsein erscheinen. Aber es dürfte klar sein, dass die ganze Beweisführung auf der Tatsache des Bewusstseins vom individuellen 'Ich' und der objektiven Welt beruht. Die objektive Welt erscheint mir, weil ich ein bewusstes Wesen bin. Wenn ich also mein BEWUSSTSEIN erkenne, dann erkenne ich auch, warum und wie mir die Welt erscheint, und wie Ishvara notwendigerweise in Beziehung zu mir und der Welt gefunden wird. Die Welt kann mir nur dann erscheinen, oder Ishvara irgendeine Beziehung zu uns beiden haben, wenn ich ein individuell Erkennender bin. So mündet die Frage letztlich wieder in, "was bin ich?" ein. Während das 'Ich' normalerweise im Zustand der Nichtunterscheidung auf ein Individuum angewendet wird, drängen sich die rätselhafte Welt und Ishvara ganz von selbst in die Erfahrung des Individuums. Durch eine korrekte Analyse ist jedoch herauszufinden, dass das 'Ich' kein Individuum, sondern das Absolute Bewusstsein ist, weshalb die Welt und Ishvara nur empirische Notwendigkeiten und keine Absoluten Wirklichkeiten sein können.

Die Ansicht, dass Ishvara eine tatsächliche Reflexion Brahmans und keine rein experimentelle Erfordernis für Jiva ist, lässt Jiva nach dem Transzendieren der Individualität zu Ishvara aufsteigen, womit die Möglichkeit des Sadyo-Mukti verleugnet wird. Aus diesem Grund kann der Hinweis, dass Ishvara eine unabhängige Reflexion Brahmans im Kosmos ist, nicht angenommen werden. Nun sind wir aber genötigt, einige Erläuterungen zum Charakter Ishvaras anzubieten. Folgendes scheint als Tatsache zu gelten: Die Grundlage oder Hypothese, auf der alles Denken oder Spekulieren sich aufbaut, beruht auf der Annahme, dass JIVA tatsächlich 'ist', dass die Welt 'ist', und dass Ishvara die notwendige Ursache der Welt sein sollte. Es gibt kaum eine Gelegenheit, einmal die Frage aufzugreifen, wer die Welt erschaffen hat, denn es entspricht dem vordersten Postulat aller Philosophien und Religionen, dass die Welt eine Ursache haben sollte, welche alle Jivas umfasst. Die Ideen von JIVA, JAGAT und Ishvara sind die Regel und die Bedeutung des Universums der Erfahrung aufgrund der Arbeitsweise unseres Bewusstseins, das diese drei Kategorien in solchen Begriffen benutzt, um damit den ersten Gedanken als solchen überhaupt ermöglichen zu können. Diese drei Kategorien haben keinerlei transzendente Bedeutung, da sie lediglich praktische Kunstgriffe zur Ermöglichung von Erfahrung darstellen und der wahre Lebensatem und -stoff unseres Erkenntnis-Prozesses sind. Die Logik erklärt diese drei Kategorien nicht, baut aber auf ihnen auf und ist aus ihnen, - den anfänglichen Vorstellungen oder Bewegungen der Erkenntnis heraus -, geboren. Logik kann uns keine metempirische (aus der Erfahrung gewonnene) Erkenntnis vermitteln. Logik ist der Name, der dem Gedanken-System und der Auftrag des Universums als mögliche Erfahrung irgendeines Individuums gegeben wurde.

Somit nimmt Ishvara als eine Kosmische Realität Seinen Platz nicht deshalb ein, weil ER als unabhängige Ursache der Welt existierend erkannt wird, sondern weil ER eine der Erkenntnis-Kategorien und somit einen äußerst notwendigen UNIVERSALEN WERT darstellt, der allein die Werte und Existenzen innerhalb der gesamten Offenbarung und der in ihr vorzufindenden Harmonie und Einheit erklären kann. Ohne einen Ishvara kann es keine Religion geben, so dass ER als eine Stufe innerhalb der Verwirklichung der Nicht-Dualität handelt. Es ist kein Wunder, dass der Mensch als ein Zentrum des endlichen Bewusstseins den Ewigen Brahman als ein Objekt der Anbetung benutzt, indem er IHN zum Beschützer des Universums macht.

Es gibt da kein getrenntes Denkobjekt und nichts, über das nachgedacht wird, denn das Denken selbst ist das Denkobjekt; der Gedanke denkt sich selbst, alle Objekt sind nur Prozesse des Kosmischen Denkens und haben keine eigene Existenz. Der Gedanke und sein Objekt, Erkenntnis und das Erkannte, Sehen und das Gesehene, Beziehung und das darauf bezogene Objekt, Geist und Universum sind mit der Universalen Essenz identisch. Das bewusste Transzendieren der fortgesetzten doppelten Beziehung im Kosmos, d.h. zum einen 'der Denker ', der identisch mit dem Denken ist, und zum anderen 'das Denken ', das identisch mit dem Gedachten ist, ist Befreiung. Das Universum hat keine von seinem Universellen Kenner unabhängige Wirklichkeit. Die ursprüngliche Täuschung bezüglich der Unterscheidung zwischen dem Denker und dem Denken ist nicht nur größer als die nachfolgende Täuschung bezüglich der Unterscheidung zwischen dem Denken und dem Gedachten, - sie ist auch deren Ursache. Das Denken hängt vom Denker und das Gedachte vom Denken ab. Das Denken ist das Objekt des Denkers, das Gedachte ist das Objekt des Denkens. Egoismus oder das Dualitäts-Bewusstsein sind die jeweiligen Wirkungen aus dem Fehler, dass in beiden Fällen das Objekt unabhängig und verschieden vom Subjekt ist. Samsara (Kreislauf aus Geburt und Tod) ist die Beziehung von Kenner zur Erkenntnis und dem Erkannten. Doch muss daran erinnert werden, dass zum Einen die Unterscheidung zwischen dem Denker und dem Denken, und zum Anderen die Unterscheidung zwischen dem Denken und dem Gedachten im Kosmischen Bewusstsein von Ishvara keine Gültigkeit hat. Diese Unterscheidung wird Ishvara vom Individuum genau dann übergestülpt, wenn es als individueller Kenner seine eigene Verschiedenheit und die Vielfalt der Weltoffenbarung wahrnimmt (und als wirklich erachtet). Beziehungen sind nur für das Individuum von Bedeutung, nicht jedoch für das Universale Sein. Diese Unterscheidungen sind selbst in übermenschlichen Individuen gegenwärtig und sei dies in 'Brahmaloka' oder dem feinst möglichen Zustand, der innerhalb der Reichweite des individualistischen Bewusstseins ist. DAS, was über allen Unterscheidungen und Beziehungen ist, ist Brahman, das Wissen dessen, was weder Denken noch Schlafen ist. DIES ist DAS, was durch endlose Verneinungen geltend gemacht wird, das unbeschreiblich und nicht vorstellbar ist, das Nichts ist und doch Alles! Die einzig annähernde Definition von der Natur der Wirklichkeit ist vielleicht "DAS, was nicht irgend etwas , jedoch nicht Nichts ist; DAS, was Alles ist und nichts als Sich Selbst kennt". DAS ist Brahman! Deshalb sind 'Fesselung' und 'Befreiung' lediglich Mittel der 'Vergesslichkeit' und der 'Bewusstheit' hinsichtlich dieser Tatsache und keine wirkliche Veränderung im SEIN. Die vollständige Transzendenz der eigenen Individualität bewirkt sogleich die Verwirklichung des Absoluten. In dem Moment, wo JIVA (individuelle Seele) verneint wird, ist das Kosmische Spiel erklärt und Kosmos und Ishvara versinken in Brahman. Moksha ist weder eine Bewusstseinsmasse noch Selbst-Bewusstsein. ES ist das immer gegenwärtige und unveränderliche wahre Leben und die Ordnung des Universums. ES transzendiert selbst den Sinn der Unsterblichkeit, der ebenso konzeptionell ist. Das Licht des Absoluten setzt jeder relativen Existenz ein Ende, so dass die Welt nicht einmal als Erinnerung Bestand hat. So etwas wie träge, unbelebte und tote Materie oder blinde Kraft gibt es dort nicht. Alles ist Höchste Kraft, Wissen und Wonne ohne Bewegung oder Denktätigkeit. Es gibt dort keine Existenz-Ebenen, keine Bewusstseins-Zustände, keine abgestufte Wirklichkeit. ES ist der Gesegnete und Höchste Zustand Absoluter Freiheit und des Bewussten Ewigen Lebens, und dies nicht nur als eine Überzeugung, sondern als tatsächliches Sein. ES ist die eindrucksvolle Aufhebung von aller Begrenzung und Erfahrung der Unendlichkeit und nicht bloß die Fortsetzung des persönlichen Lebens. ES ist die vollständige Gedankenauflösung in einfache Existenz, welche das mächtigste Nichts ist! ES ist ein unmittelbares 'hier' und 'jetzt' der Raum- und Zeitlosigkeit; das Unausdrückbare, weit über 'Freude und Sorgen', 'Wissen und Unwissenheit', 'Leben und Tod', ja über allem, was darüber ist! ES ist die vollste Wirklichkeit, das Vollkommenste Bewusstsein, die Ungeheuerste Macht, die Intensivste Wonne. Wahrheit, Wissen, Kraft, Glückseligkeit und Unsterblichkeit sind bloße Schatten. Ungesehen, transzendent, unvermischbar, undenkbar, nicht verständlich, unbeschreiblich, unzerstörbar; das Luftigste, das Tiefste, die Wahrheit, das Große, - DAS ist das Absolute. In Seiner Gegenwart ist das Licht einer unbegrenzten Anzahl von Sonnen reine Dunkelheit. ES überschreitet die Grenzen des Seins und hebt alle Ideen von der Existenz auf. ES ist der Riesen-Geist, der das Denkorgan und das Ego verschluckt und das individuelle Bewusstsein bis zum äußersten Extrem auslöscht. ES ist der Donner, der das Herz des Universums bricht; das Aufblitzen, das alle Sinne der empirischen Wirklichkeit hinwegschmilzt. Die Blase zerspringt im Ozean und der Fluss betritt das Meer! Die Seele versinkt in der äußersten Wirklichkeit.

Die Erhabenheit des Absoluten ist größer als alle anderen Erhabenheiten. ES ist das krönende Gebäude der Wahrheit und Herrlichkeit. ES ist weder Form, noch Inhalt, noch Existenz. Die Seele versinkt im Absoluten mit einer Erfahrung der All-Erfüllheit, - und ist weder Essenz noch Königreich, weder Stillstand noch Bewegung, weder Ungleichheit noch Gleichheit, weder sitzend noch ruhend, weder eins noch zwei, weder wahr noch falsch, weder Dies noch Das, weder etwas uns Bekanntes noch sonst irgendeinem Wesen bekannt. ES hat keinen Namen und es gibt keine Definition für ES! ES ist DAS, was IST! Es ist weder Liebe noch Gnade, weder Welt noch Seele, weder Gott noch Freiheit oder Licht, denn all diese Dinge sind relative Vorstellungen. ES ist nicht 'Sat-Chit-Ananda' (Existenz-Wissen-Wonne), was nur ein Ideal ist, das 'anders ist' als das, was wir hier erfahren. Satchitananda ist nur das logisch Höchste, ein rein intellektueller Anhaltspunkt. Die Wirklichkeit reicht über Satchitananda hinaus. ES ist Selbst, die Ewige Sonne, die im unendlichen Himmel der absoluten Welt scheint! ES transzendiert das Kosmische Bewusstsein. ES ist die über-essentielle Essenz. Ewigkeit und Unendlichkeit umarmen sich, um Sein Zentrum der Erfahrung zu sein. ES ist ein Ozean, der die Erde, den Himmel und die Unterwelt hinwegschwemmt. Sonne, Mond und Sterne lösen sich in IHM auf. Brahma, Vishnu und Shiva verschwinden in IHM. ES ist das Leben des Lebens, die Weisheit der Weisheit, die Freude der Freude, die Kraft der Kraft, das Wirkliche des Wirklichen, die ESSENZ der Essenz. Geburtslosigkeit und Todlosigkeit fließen in IHM wie Wellenkronen. ES ist der Höchste Tod von allem und trotzdem der Höchste Gipfel wirklichen Lebens. Die Gesamtheit aller Freuden des Universums sind lediglich ein verdrehtes Fragment Dieses Höchsten. ES macht dem Teufelskreis des vorüberziehenden Lebens ein Ende.

Es gibt keinen Stein, der von den Upanishaden in dem Versuch, dieser majestätischen Absolutheits-Erfahrung den besten Ausdruck zu geben, nicht aufgehoben, umgedreht und verworfen worden wäre:

"Der Kenner des Selbst überquert die Sorgen." "Derjenige, der diesen Höchsten Brahman kennt, wird Brahman selbst." "Der Kenner von Brahman erreicht das Höchste ." "Wer in Brahman ruht, erreicht das Höchste." Wer in Brahman ruht, erreicht Unsterblichkeit." "Niemand kehrt zurück, niemand kehrt zurück."

"Nur wer IHN kennt, gelangt zu DEM, was über dem Tod ist. Das Höchste Wesen kennend, schüttelt der Weise sowohl Freude als auch Sorgen ab. Nur diejenigen, die IHN, den Selbst-Existenten, sehen, haben ewigen Frieden, - niemand sonst. Alle Wünsche lösen sich bei demjenigen ganz von selbst auf, dessen Wünsche vollständig zufriedengestellt sind und der vollkommen ist. Der Befreite wird einfältig, dreifältig, fünffältig, siebenfältig, neunfältig, elffältig, einhundertundelffältig, zwanzigtausendfältig! ER begibt sich vom Ufer der Dunkelheit ans andere Ufer (des Lichtes). Dort ist andauernde Erleuchtung und immer Tag. Furchtlosigkeit kennzeichnet den Zustand der Brahman-Wonne. Selbst die Götter fürchten ihn (den Befreiten); selbst Indra und Prajapati können ihn, den zum Selbst-Herrscher werdenden, nicht zerstören. Der Herzensknoten ist durchtrennt, alle Zweifel sind verschwunden und jegliche (relative) Handlung erlischt, wenn DAS gesehen wird, was das Höchste und das Tiefste ist. Seine Lebensgeister verscheiden nicht, vielmehr versammeln sie sich hier. Schon Brahman seiend, wird Er nun Brahman Selbst. Er macht alles, Er ist der Schöpfer von allem, das Universum ist Ihm, Er Selbst ist das Universum. Dies ist der Höchste Schatz. Die befreiten Seelen betreten das ALL, sie treten in Brahman ein und sind von der sterblichen Natur befreit. Die gesamte Konstitution der Individualität wird mit dem Höchsten Unzerstörbaren vereinigt. Wie die Flüsse, ihre Namen und Formen verlierend, in das Meer eintreten, so erreicht der Weise, von Name und Form befreit, das Transzendentale Göttliche Sein. Das ist Unsterblichkeit."

Dies ist die Unmittelbare Befreiung (Sadyomukti), die, - aufgrund der Auflösung durch Avidya (Unwissenheit), Kama (Wunsch) und Karma aufgebauten Persönlichkeits-Fabrik -, augenblickliche Erfahrung des Absoluten. Karma ist des Wunsches Kind, welches erst zufriedengestellt wird, wenn seine Quelle, - die Unwissenheit, -durch die Verwirklichung Brahmans, - die Unübertroffene Vollkommenheit -, vernichtet wird. Wie kann durch das Wissen um eine Sache, die andere erreicht werden? Erreichen und Wissen sind hier dasselbe, sie sind selbst-identisch. Das Höchste Brahman ist Alles.

Sadyomukti ist die Prozesslose Unmittelbare Erfahrung Brahmans, die aufgrund der Gewöhnung an die nicht-duale Erkenntnis des Selbst raum- und zeitlos stattfindet. Es ist nur wenigen Auserlesenen vergönnt, Brahman auf diese Weise zu verwirklichen, da die Mehrzahl der Anwärter ohne eine Art von objektivem Inhalt in ihren Meditationen nicht fortschreiten können. Die schnelle und plötzliche Erleuchtung im Sadyomukti ist eine einzigartige Erfahrung, die den relativen Vorstellungen hinsichtlich Ishvara (Gott mit Eigenschaften), Jiva (individuelle Seele) und Jagat (Welt) ein Ende bereiten. Somit gibt es in der Befreiung weder die stufenweise Erfahrung von Erscheinungen noch das Ruhen im Reich Ishvaras oder Brahmaloka. Befreiung ist das sofortige Sein Brahmans.

Fortschreitende Befreiung

Wir finden in den Upanishaden Andeutungen zu Krama-Mukti oder dem fortschreitenden Prozess der Seelen-Befreiung.

Entsprechend den Brahma Sutras (Aphorismen zur Beschreibung Brahmans) werden nur diejenigen durch das Übermenschliche Wesen zu Brahmaloka (Wohnstätte Brahmans) geführt (siehe auch die Chhandogya- und die Brihadaranyaka-Upanishad), die keinerlei Symbol oder Pratika in ihrer Meditation auf das Qualifizierte Brahman benutzen. Diejenigen, die auf Symbole meditieren, haben ihre Erkenntnis auf das Symbol reduziert, denn es ist die Regel, dass die Erfahrung identisch mit der Art der Meditation ist, so dass derjenige, der auf ein Symbol meditiert, Brahmaloka (Wohnstätte Brahmas) nicht erreichen kann. Die Verehrer des 'Panchagnis' oder der 'fünf Feuer' (siehe auch Chhandogya Upanishad) jedoch gelangen zum Brahmaloka, von wo sie wieder zurückkehren müssen und somit das Höchste Brahman nicht erreichen können. Die in der Meditation verwendeten verschiedenen Symbole geben zu verschiedenen, mit ihnen korrespondierenden, Erfahrungen Anlass. Der auf das Qualifizierte Brahman Meditierende erreicht Saguna Brahman (das Formhafte Brahman) und fährt von dort aus weiter zum Höchsten (Formlosen) Brahman (Nirguna Brahman). Wenn die Shrutis (Heilige Schriften) sagen, dass die befreiten Seelen bis zum Ende des Weltzyklus im Brahmaloka warten und am Ende der Zeit zusammen mit Brahma in das Höchste Brahman eingehen, kann dies nur bedeuten, dass die Erfahrung in Brahmaloka

a) nur eine Stufe in der Abgeltung der Ergebnisse früherer Wünsche oder qualifizierter Meditationen ist,

oder

b) die Fortsetzung des Lebens aus einem früheren Existenzzustand aufgrund der Abgeltung der Wirkungen solcher Wünsche oder Meditationen beziehungsweise relativer Erfahrungen ist, welche die Ursachen der Erfahrung von Brahmaloka sind, und wo nichts mehr vorhanden ist, was die Seele an relative Erfahrungen bindet, so dass sie Brahmaloka transzendieren und das Absolute verwirklichen kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Seele, trotz erreichter Selbst-Erkenntnis, auf das Erwachen einer anderen Person warten müsste. In dem Moment, wo die Erkenntnis aufsteigt, erfährt die Seele das Absolute und nichts, - selbst das gesamte Universum nicht - , kann sie dann von dieser Erfahrung abhalten.

Die Brahma-Sutras bemerken, dass die erlöste Seele in Brahmaloka ihren, wie auch immer befindlichen, Zweck allein durch Reinen Willen erreicht, ohne irgendein anderes Instrument oder operative Hilfe. Diese befreite Seele hat keinen anderen Meister (obwohl sie nicht im Sinne von Ishvara allmächtig ist); sie ist so weit ihr eigener Meister, soweit ihre möglichen Erfahrungen gehen. Diese Seele kann mit oder ohne Körper existieren, ganz wie es ihr gefällt. Selbst der Körper, den sie durch ihren Willen annimmt, ist nur die Geist-Substanz, die diese Form trägt; tatsächlich hat sie aber weder Körper noch Sinnesorgane, sondern nur diese Geist-Substanz für sich selbst, über die sie diese Manifestationen zu verschiedenen Zeiten für bestimmte Zwecke annehmen kann. Die befreite Seele kann gleichzeitig, ihrem Willen gemäß, mehrere Körper annehmen und beseelen, und durch diese gleichzeitig arbeiten und sich erfreuen; sie kann jedes Wesen beeinflussen oder in ihm arbeiten und sich erfreuen, und zwar in jeder Welt, wie sie es mag, - denn sie ist nahezu so allmächtig und allwissend wie Ishvara. Wahrnehmung von Verschiedenheit und Freuden in Brahmaloka gelten für jene, die nicht das siebte Bhumika oder Erkenntnis-Stufe erreicht haben. In einem anderen Zustand als dem des siebten Bhumika ist die Erkenntnis und die Macht einer befreiten Seele in Brahmaloka begrenzt und nicht absolut, da dort noch das Bewusstsein der Persönlichkeit oder Individualität besteht. Die Meditation auf das Qualifizierte Brahman basiert auf der Erkenntnis der relativen Erscheinung des Höchsten Brahman und führt somit zur begrenzten Erfahrung und nicht unmittelbar zum siebten Bhumika oder der Absolutheits-Erfahrung.

Die Möglichkeit der Rückkehr des Videhamukta zu einer verkörperten Existenz, um die Funktionen einer Schaltstelle im relativen Zustand des Bewusstseins zu erfüllen, kann nur verstanden werden, wenn der Videhamukta als jemand gesehen wird, der seinen Körper verlassen hat und weiterhin in einem relativen Zustand des Bewusstseins entweder in Brahmaloka oder in einer der anderen über-physischen Reiche, - im vierten, fünften oder sechsten Erkenntnis-Bhumika -, verweilt und nicht ins Höchste Brahman eingetaucht ist. Hat jemand das Höchste Brahman verwirklicht, ist die Rückkehr zu irgendeiner Verkörperung bedeutungslos. Eine Verkörperung ist für jemand möglich, der im vierten, fünften oder sechsten Bhumika der Erkenntnis verweilt, wo dann das geschieht, was er sich früher im Aufstieg der Erkenntnis gewünscht hatte, nämlich in irgendeinem Körper zu existieren und nach dem Verlassen des physischen Körpers damit fortzufahren, entweder im Zustand des Shuddha-Sattva (Reines Sein) oder eines niedrigeren Zustandes, der jedoch über der materiellen Welt angesiedelt ist, zu verweilen. Diese Möglichkeit der verkörperten Erfahrung durch den Videha (jemand, der den physischen Körper verlassen hat) kann auf gewisse Weise mit den Prarabdha-Karmas des Jivanmukta verglichen werden, der im Körper befindlich, noch weiterlebt. Doch die verkörperte Erfahrung des Videha ist verschieden vom Prarabdha, wie es gemeinhin verstanden wird, da es nach der Aufgabe des physischen Körpers erfahren wird, obwohl es dem Prarabdha als dem Ergebnis der Möglichkeit einer feinen geistigen Erfahrung, wie im Falle der unfreiwilligen Fortdauer des Prarabdha im JIVANMUKTA, ähnlich ist. Shri Shankaracharya verweist darauf, daß diese Pflicht des Videha als selbstgewählt angesehen werden muss, da sie zu den Wünschen gehört, die vor dem Aufstieg der Erkenntnis vorhanden waren. Dieser Videha kann in dem Moment das Höchste Brahman erfahren, wo die erwünschte Funktion ausläuft und das siebte Bhumika der Erkenntnis erreicht wird. Die Erfahrung einer Pflicht kommt nach dem Abschütteln des physischen Körpers, weshalb man dies auch Videha (körperlos) nennt. Obwohl sich die nächste Verkörperung in ein Körpergerüst hinein ereignen mag oder nicht, wird sie nicht mit Allwissenheit oder All-Macht ausgestattet sein, es sei denn, die Seele hat zu dieser Zeit das siebte Bhumika der Erkenntnis erreicht und ist sich des verharrenden Körpers nicht bewusst.

Dass die befreite Seele in Brahmaloka von einem individualistischen Bewusstsein besetzt ist, kann nur durch die Annahme erklärt werden, dass dort Jivanmuktas des vierten, fünften oder sechsten Bhumikas der Erkenntnis in ihren geistigen Körpern leben. Die Chhandogya Upanishad sagt ausdrücklich, dass sich die befreite Seele den Objekten des Universums erfreuen mag, diese Freuden jedoch frei vom Körper-Bewusstsein sind. So werden wir zu der Schlussfolgerung geführt, dass diese Erfahrungen von der Seele im siebten Zustand der Erkenntnis gemacht werden, in dem der Körper, allein vom Standpunkt des außerhalb des Körpers befindlichen Beschauers aus, dem Anschein nach in Handlungen und Freuden verstrickt ist, obwohl der Mukta selbst den Körper nicht fühlt und all seine Handlungen und Freuden die automatische Selbst-Erschöpfung des verbleibenden Restes vergangener Wünsche und Handlungen sind, die gegenwärtig nicht mit dem Bewusstsein verbunden sind. Dieser Rest benötigt nun nicht die Hilfe des Bewusstseins, da während der Fesselung des Jiva, die, der Hilfe durch das Bewusstsein beraubten Eindrücke ausreichen, um weiterzuarbeiten. Jene Wissende, die ihre Körper vor dem Erreichen des siebten Jnana-Bhumika verlassen haben, sind zweifellos Videhas, aber sie sind nicht im Höchsten Videhamukti angelangt, das nur nach der Erkenntnis-Vollendung erreicht werden kann. Es handelt sich hier um jene Personen, die nicht im siebten Bhumika sind und wegen der Möglichkeiten weiterer Erfahrungen im Universum die zugehörigen Formen oder Pflichten annehmen und mittels Erfahrung bis zu deren Erschöpfung ausarbeiten. Wie auch immer, diese Seelen verlieren nicht ihre Persönlichkeits-Identität oder ihre Übereinstimmung mit Brahman, selbst wenn sie sich von einem zum anderen Körper bewegen, denn selbst während des Ex- und Inkarnationsprozesses verweilen sie aufgrund der Erkenntnis, die sie erreicht haben, ungetäuscht. Ihre Erfahrungen basieren auf dem Wahrheits-Bewusstsein und sind lediglich die letzten Spuren der Objektivität vor dem Eintauchen in Brahman.

Die Seele erreicht Karya-Brahman oder Parameshvara, der selbst die Dreieinigkeit von Brahma, Vishnu und Shiva transzendiert. Dieser große Herr des Universums wird Parama-Purusha genannt. ER ist das Absolute Individuum, die als Höchster Brahman Ursache für die Entstehung, Aufrechterhaltung und Auflösung des Universums offenbart ist. Die Upanishaden erklären ausdrücklich, dass derjenige, der durch selbstlose Meditation und Wissen diese Höchste Ursache erreicht, nicht mehr auf die sterbliche Ebene zurückkehrt, sondern sich weiter zur Absoluten Wirklichkeit hinbewegt. Die Mundaka Upanishad sagt, dass die Weisen in der Welt Brahmas (Schöpfer-Gott) über den Tod hinaus, am Ende der Zeiten, befreit sind. Jene, die die Welt des Karya-Brahman erreichen, verweilen dort bis zur Auflösung des Universums und erfreuen sich der Wirkungen ihrer 'Satyakamas' und 'Satyasankalpas', das heißt den Früchten ihrer, auf der Wahrheit beruhenden Wünsche und Absichten. Was immer sie sich dort wünschen, entsteht dann sofort, da sie sich in Harmonie mit dem Universalen Sein befinden. Sie erfreuen sich der Höchsten Nähe zur Wonne des Herrn des Universums. Ihre Wünsche unterscheiden sich von denen der Sterblichen (im Kreislauf) des Samsara', da deren Wünsche wie Flammen krankhafter Leidenschaften sind, die auf der Unwahrheit beruhen, die aus intensiver Selbstsucht und Egoismus heraus entstehen und die meist im Widerstreit zu den anderen Individuen des Universums sich befinden, wohingegen die zuerst erwähnten Wünsche absolut wahrheitsstrebend und auf das Gesetz des Universalen Gottes abgestimmt sind, trotz der von ihnen dort aufrechterhaltenen Individualität. Praktisch ist der Wunsch einer befreiten Seele kein Wunsch im allgemeinen Sinne, da er nicht die Wirkung von Avidya (Mischung aus getäuschter Leidenschaft und Dunkelheit), sondern von Maya (Schleier vor dem Licht der Wahrheit und Erkenntnis) ist. Der Wunsch einer befreiten Seele kann nicht im Widerspruch zu dem Wunsch einer anderen befreiten Seele stehen, da sie alle mit dem Einen Gott zusammenwirken; ganz im Gegensatz zu den Wünschen eines Menschen, die sich meistens gegen andere Individuen richten, da diese, - aufgrund der abgespaltenen Egos, deren Ursprung die Dunkelheit der Unwissenheit ist -, alle verstreut und voneinander abgeschnitten sind. Die befreiten Seelen denken und arbeiten durch den Höheren Spirituellen Gedanken und nicht durch den des Verstandes- und die Sinnesorgane der niederen Natur. Sie atmen das Universelle Leben und existieren als Teilhaber an den Freuden des Herrn des Universums. Sie besitzen die nicht endende Unmittelbarkeit des Bewusstseins von allem, eine Bewusstheit von den innersten objektiven Essenzen des vollständigen Universums. Ihre Erfahrungen sind zweifellos objektiv, da sie nicht mit dem Absoluten identisch sind, doch können sie anhand von Selbstidentifikation mit allem und zu jeder Zeit ein umfassendes Wissen vom Universum haben, obwohl sich dieses Wissen von dem gleichzeitig bestehenden Kosmischen Bewusstsein Gottes oder Ishvaras unterscheidet. Sie sind dem Sein Gottes nicht entgegengesetzt, sondern arbeiten wie Gott arbeitet, leben wie Gott lebt und wollen wie Gott will, obgleich dies alles ganz spontan geschieht. Sie sind die spielerischen Formen des Absoluten Selbst. Sie wünschen nichts und sind mit sich selbst zufrieden. Sie sehnen sich nicht nach einem zweiten Wesen neben sich, vielmehr verlangen sie einzig nur nach Sich Selbst. Selbst wenn sie sich der Objekte des Universums erfreuen, dann geschieht dies mit einem allumfassenden Einheitsbewusstsein. Sie sind wie verschiedene Kreise mit einem gemeinsamen Zentrum und gleichlangen Radien innerhalb des Großen Kreises des Unendlichen. Die Unterschiede zwischen diesen Seelen sind dem Unendlichen nicht abträglich, da sie völlig auf ES abgestimmt sind. Trotzdem können selbst Wahrheitswille und Freuden mit dem Bewusstsein der Identität von Dingen nicht als die Höchste Befreiung, sprich Brahmanubhava, herangenommen werden.

Es heißt, dass diese Seelen sich aller Kräfte außer denen der universalen Schöpfung, Erhaltung und Auflösung, die allein zu Gott gehören, erfreuen, und dass Handlungskonflikte dann entstehen könnten, wenn alle mit derselben Kraft ausgestattet wären. Diese Erklärung ist nur verständlich, wenn das Verhältnis zwischen Gott und den befreiten Seelen nicht auf Identität, sondern auf Unterscheidung beruht. Wenn Befreiung das Höchste Wissen von Gott ist, dann kann das Leben in derselben Welt Gottes, das Leben in der Nähe Gottes oder die ähnliche Form Gottes zu haben und trotzdem verschieden von Gott zu sein, nur ein geringerer Zustand als der der Befreiung sein, denn Gott ist nicht eins von vielen Individuen, kein Samsari (im Kreislauf befindlich), sondern das einzig bestehende Absolute Individuum. Mit IHM in irgendeiner Beziehung zu sein, heißt IHN zu kennen, und IHN zu kennen, bedeutet Eins mit IHM zu sein und folglich keine Dualität wahrnehmen zu können. Das Wissen von Gott oder Ishvara, welches diese Seelen im Brahmaloka auf dem Weg des Krama-Mukti haben, ist lediglich eine Annäherung an das Ishvara-Bewusstsein, jedoch nicht identisch mit diesem. Deshalb sind diese Seelen weder allmächtig noch allwissend, obwohl sie volle Freiheit genießen, - soweit dies die Freuden anbelangt, die sie innerhalb ihrer Kreise genießen. Wenn alle Seelen eins sind mit Ishvara, dann entsteht nicht die Frage nach dem Konflikt, der ansonsten zwischen den befreiten Seelen, die mit der Kraft der Schöpfung, Erhaltung und Auflösung ausgestattet sind, auftauchen könnte. Mit derselben Kraft und dem Wissen Gottes ausgerüstet zu sein, heißt, unterschiedslos eine Einzige Gesamtheit namens Gott zu formen. Und da keine zwei Individuen das identische Wissen haben können, ohne dadurch selbst ihre verschiedenen (individuellen) Formen aufzulösen, um ein einziges Sein zu sein, werden wir zu der Annahme geführt, dass es einen Unterschied in der Erfahrung zwischen diesen Seelen gibt. Weiterhin ist der Aussage, dass die befreiten Seelen erst am Ende des Universums die Absolutheits-Erfahrung erreichen, zu entnehmen, dass sie die Absolutheit solange nicht erfahren können, solange Ishvara als ein Selbst-Bewusstes Wesen existiert, was wiederum bedeutet, dass sie noch immer eine objektive Erfahrung machen, die nicht identisch mit Ishvara ist. Andererseits gibt es keinen Grund, warum sie ihre Individualitäten bis zur Auflösung des Universums aufrechterhalten sollten. Die richtige Sichtweise scheint jedoch die zu sein, dass all jene, die durch Positive, Qualitative Konzepte auf das Absolute Individuum meditieren, in IHM ruhen, wobei ER am Ende der Zeiten Seinen Raum-Zeit-Universum-Körper und Sich Selbst in der Bewussten Kraft des Absoluten, die nicht verschieden vom Absoluten ist, auflöst. Diese relativ befreiten Seelen haben ihre Individualitäten hier noch nicht aufgelöst, sondern leben in der Welt Ishvaras, das heißt, Ishvara wird nicht direkt von ihnen erfahren, sondern als ein 'objektiv bewusstes' Universum, von dem sie integrale Aspekte sind. Diese Selbst-Auflösung Gottes ähnelt in einigen Beziehungen dem Tiefschlaf des weltlichen Individuums, das ebenso am Ende des Tages sein Körper-Be­wusst­sein aufhebt und sich in die Unbewusste Kraft, die Atman zugrunde liegt und Atman übergestülpt ist, auflöst. Der Unterschied zwischen den beiden Auflösungen ist im Falle Gottes, dass es kein weiteres Drängen zurück zum Universums-Bewusstsein gibt und auch keinen späteren Traum- und Wachzustand, sondern die Erfahrung des Absoluten, wohingegen im Fall des weltlichen Individuums der Drang zurück zum Körperbewusstsein zum nachfolgenden Traum- und Wachzustand führt und nicht zur Selbst-Erfahrung. Kama (Wunsch) und Karma (Handlung) sind aufgrund von Avidya (Un­wis­senheit) im Individuum. In Gott jedoch ist allein Vidya (Wissen), Universales Bewusstsein oder Absolutes Selbst-Bewusstsein und daher kein begleitendes Kama und Karma, welche die Ursachen des objektiven Vielheits-Bewusstseins und der Handlungen sind.

Wunsch und Handlung im Individuum sind der Ausfluss der dunklen Unwissenheit. In Vidya, dem Licht des Wissens kommen diese Dinge nicht vor. Die Seelen, die in der Welt Ishvaras oder dem Absoluten Individuum sich befinden, erfahren ES in Abhängigkeit zu ihren eigenen Persönlichkeiten, die aus derselben Substanz bestehen, als eine Intelligenz-Welt des Shiddha-Sattva (Reinste Reinheit). Es wird gesagt, dass die Seele auf dem Weg über die Sonne zu Gott gelangt (Mund. Upanishad, I.2.11), um schließlich das Absolute zu erreichen. Das scheinbare Problem der Möglichkeit einer vielfachen Herrschaft von befreiten Seelen resultiert einzig aus der Möglichkeit der Existenz vieler Absolutheiten und Ewigkeiten. Wo Individualität ist, ist keine Allwissenheit oder Allmacht, doch wo diese vorherrschen, hat Individualität keinen Platz. Wenn wir für diejenigen Sätze empfänglich sind, die uns erklären, dass die befreiten Seelen "lachend herumgehen, spielen, sich mit Frauen, Fahrzeugen und Freunden vergnügen, sich dabei des Körperanhängsels nicht erinnern" (Chh. Upanishad, VIII. 12.3), dann können wir daraus nur die Überzeugung gewinnen, dass es sich dabei nicht um das Absolute Bewusstsein oder um den Zustand des Jivanmukta handeln kann, der geheimnisvolle und unverständliche Dinge tut, und der, obwohl ohne Körperbewusstsein, aufgrund einer schwachen Spur von (noch) vorhandenem Egoismus, - der keine Verbindung zum Spirituellen Bewusstsein hat-, dennoch seinen Körper beseelt. Hier handelt es sich um den restlichen Anteil seines Prarabdha-Karma (gegenwärtiges Karma), das dem Wissen nicht abträglich ist. Der Zustand des Jivanmukta hat keine Verbindung mit dem physischen Körper; es ist ein Bewusstseinszustand, der auch noch erfahren werden kann, wenn der physische Körper abgefallen ist, - also auch noch in Brahmaloka. Der Jivanmukta mit seinem physischen Körper in dieser physischen Welt, ist in seinem Bewusstsein in Brahmaloka, obwohl der Körper in dieser Welt weilt. Diejenigen, die in dieser Welt kein Jivanmukta erreicht haben und unmittelbar nach der Beendigung des Prana-Flusses (Lebensatem) innerhalb des gegenwärtigen physischen Körpers nicht auf Sadyo-Mukti vorbereitet sind, erreichen diesen Zustand nach dem Tod des physischen Körpers durch Krama-Mukti (fortschreitende Befreiung). Dies verdeut­licht, dass ein Videha-Mukti niemand ist, der in Brahma-Loka existiert, sondern der mit dem Absoluten verschmolzen ist. Ansonsten müssen wir eine theoretische Unterscheidung machen zwischen zwei Definitionen des Videha-Mukti:

(1) derjenige, der eine Individualität entweder in einer niederen übermenschlichen Erfahrung oder in Brahma-Loka hat, und der sich am Rande der Absolutuheits-Erfahrung im sich erschöpfenden Prarabdha-Karma bewegt, welches die Ursache seiner übermenschlichen Erfahrung und der Erfahrung in Brahma-Loka ist (dem Aufstieg aus dem Zustand, der das 'Erwachen Brahmas' oder 'Hiranyagarbhas' (Kosmische Intelligenz) genannt wird), und
(2) derjenige, der tatsächlich in Brahman eingetaucht ist. In Brahmaloka ist die Seele wie ein perfekter Jivanmukta dieser Welt und all ihre Handlungen sind spontane Äußerungen der reinen Satsankalpas im Gegensatz zu den bewussten Willensäußerungen, wie sie aus einer bedachten egoistischen Persönlichkeit geboren werden. Wenn wir den Anforderungen an den Jivanmukti gerecht werden wollen, müssen wir bedenken, dass selbst die Satyakamas und Satyasankalpas, das heißt die Wünsche und Willensäußerungen, die auf der Wahrheit beruhen, in der befreiten Seele des Brahmaloka nicht wirkliche bewusste Handlungen, sondern spontane Ausflüsse der gegebenen Handlungsmomente sind, wie sie früher im Aufstieg zur Selbsterkenntnis ausgeführt worden sind und in diesem Prozess nicht hinderlich waren. Sollten wir jedoch denken, dass die Handlungen der Seelen in Brahmaloka bewusst und überlegen ausgerichtete Handlungen sind, dann hätte dies zur Folge, dass diese Seelen nicht so entwickelt sind wie ein Jivanmukta der kein Identitätsbewusstsein mehr hat. Das Prarabdha (auslaufendes Karma) im Jivanmukta wird nicht durch dessen Bewusstsein erfahren; es existiert lediglich für die unwissenden Jivas (Ein­zel­seelen), die die körperliche Existenz oder die Bewegungen seines Körpers wahrnehmen.

Es gibt eine Passage Chh.Upanishad, VIII,14), in welcher über den Eintritt der Seele in die Wohnstatt und Empfangshalle Prajapatis (anderer Name für Brahma) gesprochen wird. Die von der Seele erfahrene Freude im Gottes-Bewusstsein kommt in glühenden Worten zum Ausdruck. Die Taittiriyopanishad (II.1.) sagt, dass sich der Kenner Brahmans im Brahman-Bewusstsein gleichzeitig all dessen erfreut, nach dem er verlangt. Die Schwierigkeit, die oft unser Verständnis von der exakten Natur der verschiedenen Ebenen im Prozess der fortschreitenden Befreiung behindert, nimmt durch die Tatsache noch zu, dass sich die Upanishaden kaum darüber auslassen, sondern Freude daran finden, Andeutungen über die Unsterblichkeit zu machen, - selbst in Bezug auf einen Zustand, bei dem wir sehr zögerlich sein müssen, ihn als den Höchsten anzusehen, wenn wir überhaupt in unserer Verständnis- und Urteilsfindung irgendeine Vernunft anwenden wollen. Oftmals ist es schwierig zu erkennen, ob die Upanishaden eine metaphorische Erklärung über die Erfahrung des Absoluten, oder ob Sie eine wirkliche Beschreibung von jemandem im Brahma-Loka-Zustand, der sich auf dem Weg zu Krama-Mukti befindet, abgeben. Die im Absolutheits-Bewusstsein vorherrschende, unverzügliche Freude muss als ein Hinweis auf Ishvara Selbst gedeutet werden, denn in Brahma-Loka kann jemand nicht die gleichzeitige Erfahrung der gesamten Existenz haben; es sei denn, es handelt sich um einen freudevollen Ausbruch des Brahmanubhava (Höchste Befreiung).

Eine Sache ist zumindest wahr, nämlich, dass das Kriterium für die Befreiung darin liegt, dass

"Im Gotteswissen ein Abfallen aller Fesseln erfolgt, alles Leid aufgelöst wird, Geburt und Tod ihr Ende finden, die Individualität (oder die körperliche Natur) zerbricht, Universale Herrschaft und Absolutheit erwächst und alle Wünsche befriedigt sind."

-Svet. Upanishad, I.11.

Wir können mit unserem Intellekt nicht verstehen, warum noch Wünsche und Freuden vorhanden sein können, wenn jedes Verlangen befriedigt worden ist. Es heißt, dass dies "einfach das LILA" oder Spiel des Göttlichen ist, was keine (intellektuell befriedigende) Erklärung des Geheimnisses ist, sondern eher ein Eingeständnis dessen, dass der Mensch Gottes Wege nicht kennen kann. Für uns bedeutet der geringste Wunsch oder die geringste Handlung, wie universal diese auch sein mögen, einen Zustand unterhalb des Höchsten Sein. Es ist klar, dass sich all die verschiedenen Verlautbarungen bezüglich der unterschiedlichen Erfahrungen, - von denen gesagt wird, dass sie die befreite Seele hat -, auf eine objektive Erfahrung beziehen muss, die sie in den einen oder anderen der drei Zustände des Virat, Hiranyagarbha und Ishvara, oder aber in die Verwirklichung Brahmans Selbst einführt. Die Upanishaden benutzen das Wort 'Brahman' jedoch, um auf irgendeinen dieser vier (Zustände) hinzuweisen, und das ist auch der Grund dafür, warum es uns nicht gestattet wird, eine angemessenes Wissen über das, was sie tatsächlich als die endgültigen Stufen der Wahrheits-Verwirklichung definieren, zu haben. Es erscheint uns zumindest so, als würde es sich um vier Hauptschwellen handeln, die es zu überschreiten gilt:

das Universelle, objektive Vielfalts-Bewusstsein
das Universelle, subjektive Vielfalts-Bewusstsein
das Universelle Selbst-Bewusstsein
die Transzendentale Erfahrung

Die Mandukyopanishad bezeugt die Existenz dieser vier Zustände. Die ersten drei Erfahrungen sind relativ und scheinen nur solange zu existieren, solange jemand als Erfahrender mit einer Spur von räumlicher Vorstellung im Universalen verweilt. Jenseits einer dualen Position kann es keinen logischen Beweis für die Existenz dieser drei objektiven Zustände geben. Wie ein späterer Vedantin (Vedanta-Schüler) sagte:

"Jene uneinsichtigen Menschen, die unfähig dazu sind, den Unbedingten Ewigen Brahman zu verwirklichen, zeigen Leidenschaft in der Beschreibung des Qualifizierten Brahman'. Wenn deren Denkorgan durch die Meditationen auf den Qualifizierten Brahman, - das Eine Sein - , von allen Begrenzungen befreit wird, offenbart ER Sich Selbst."

Jivanmukti

Es ist sehr schwer, anhand der Verlautbarungen in den Upanishaden zwischen dem, was tatsächlich im lebenden Körper der 'Zustand der Befreiung', und dem, was die Absolutheit nach der Transzendenz des Körpers ist, zu unterscheiden. Oftmals wird für beides dieselbe Beschreibung verwendet. Das wiederum zeigt, dass die Unterscheidung zwischen Jivanmukti und Videhamukti nur eine relative ist und keine weitere Bedeutung in sich selbst hat. Der Mukta (Befreite) kennt keinerlei Unterschied in sich selbst. Jivanmukti ist die Höchste Spirituelle Erfahrung des Individuums im sterblichen Körper, der aufgrund des geringen Überrestes an Sattvika-Ahamkara (Reines Ego) oder Prarabdha aufrechterhalten wird. In diesem Zustand hören die gewöhnlichen empirischen Funktionen des Denkorgans auf zu arbeiten, selbst der Rest an Prarabdha wird nicht empfunden und das Denkorgan nimmt die Form von Shuddha Sattva, die ursprüngliche Natur des Universellen Wissens, frei von den Relationen des Raumes, der Zeit und Ursache, an. Der Jivanmukta erfährt sich als Herr über alles und als Erkenner und Sich Erkennender von allem. Tatsächlich kennt jemand im siebten Bhumika nichts Zweites neben sich, und es erhebt sich keinerlei Frage bezüglich des Herrschafts- oder Kraft-Bewusstseins in diesem Zustand. Doch derjenige, der im vierten, fünften oder sechsten Zustand sich befindet, kann bewusste Macht erfahren. Er hat das Bewusstsein einer allwissenden und allmächtigen Persönlichkeit, die sowohl alles tun und sich allem erfreuen, als auch allem entsagen und zufrieden in Sich Selbst verweilen kann. Er ist ein Mahakarta (Großer Handelnder), ein Mahabhokta (Großer Sich Erfreuender) und ein Mahatyagi (Großer Entsagender). Dieselbe Unterscheidung innerhalb der Erkenntnis-Stufen findet auch für die Seele in Brahmaloka Anwendung. Die gesamte Existenz gehört IHM; das gesamte Universum ist Sein Körper. ER befiehlt niemandem, noch wird Ihm durch jemandem befohlen. ER ist der absolute Zeuge Seiner eigenen Herrlichkeit, ohne dies angemessen ausdrücken zu können. ER scheint gleichermaßen tief in das Meer einzutauchen und auf dem Meer zu treiben, mit dem Gefühl "Ich allein Bin", oder "Ich bin alles". ER durchbricht die Grenzen des Bewusstseins und betritt den Schoß der Unendlichkeit. Manchmal scheint ER das Bewusstsein der Relativität zu haben, wie eine schwache Erinnerung, die durch unbeendete individuelle Erfahrungen hervorgebracht wird. ER verkündet in freudigen Worten:

"O wie wunderbar! O wie wunderbar! O wie wunderbar!
ICH bin Nahrung! ICH bin Nahrung! ICH bin Nahrung!
ICH bin Nahrungs-Esser! ICH bin Nahrungs-Esser!
ICH bin Nahrungs-Esser! ... ICH bin der Erstgeborene!...
Vor den Göttern bin ICH die Wurzel der Unsterblichkeit!...
ICH, der ICH die Nahrung bin, esse den Esser der Nahrung!
ICH habe das gesamte Universum überwunden!"
-Taitt.Upanishad , III.10.6.
"Derjenige ist der (wirkliche) Brahmane, der, nachdem er dieses Unzerstörbare erkannt hat, diese Welt verlässt"
-Brih. Upanishad, III.8.10.
"ER freut sich wie der HERR des Universums." ER ist der "Seher, der weder Tod noch Krankheit oder Leid sieht; der Seher, der allein das ALL sieht und das All gänzlich erhält"
-Chh. Upanishad, VII. 26.2.

Seine Freude ist im Selbst, ER spielt mit dem Selbst und ist in Gesellschaft mit dem Selbst; ER genießt die Wonne im Selbst; ER ist autonom und ER hat grenzenlose Freiheit in allen Welten. Alles geschieht ihm durch das Selbst. ER hat das Meer der Dunkelheit überquert.

"Wie die abgeworfene Schlangenhaut tot auf einem Ameisenhügel liegt, so liegt dieser Körper (eines Jivanmukta) danieder. Aber dieses körperlose, unsterbliche Lebens­prinzip ist Brahman allein, - das Licht allein."
-Brih. Upanishad, IV.4.7.
"ER wünscht nichts, ER hat keinen Wunsch, ER ist von Wünschen befreit, sein Wunsch ist befriedigt, sein Wunsch ist das Selbst"
-Brih. Upanishad, IV.4.6.
"ER ist der Größte zwischen den Kennern"
-Mund. Upanishad, II.1.4.
"IHN überwältigen weder der Gedanke 'daher handelte ich falsch', noch der Gedanke 'daher handelte ich richtig'; ER hat sie beide überwunden. Es berührt IHN weder, was ER getan hat, noch was ER nicht getan hat."
"Diese ewige Größe des Brahmanen wächst nicht und schrumpft nicht durch Handlungen."
"ER sieht das Selbst im Selbst und sieht alles als das Selbst. Das Böse überkommt Ihn nicht, im Gegenteil, ER überwältigt alles Böse. Das Böse verbrennt Ihn nicht; im Gegenteil, ER verbrennt alles Böse"
-Brih. Upanishad, IV.4.22,23.

Im Moment der Erkenntnis-Dämmerung kommen alle Fehler und Verdienste des individuellen Selbst zu einem Ende. Nach dem Erwerb von Selbst-Erkenntnis gibt es keine Erfahrung von der Wirkung, die von irgendwelchen Handlungen ausgeht, mehr. Weder vergangene noch zukünftige Handlungen können dem Jivanmukta anhängen. Was von ihm getan oder nicht getan wird, - beides verliert seine Kraft und hat keinerlei Wirkung auf ihn. Durch die Selbst-Verwirklichung erfährt ER, dass ER niemals der Täter von irgendetwas war, ist oder sein wird. Die Brahmasutra sagt, dass die Ergebnisse der, ohne selbstsüchtigen Wunsch vollzogenen Handlungen, die keine spezifische Wirkung hervorrufen, sondern zum Erwerb von Erkenntnis verhelfen, nicht zerstört sind, da sie das Zubehör zur Erkenntnis sind und im Falle des Jivanmukta bereits in Form von Erkenntnis gefruchtet haben. Der kluge Weise ist still und unentschieden gegenüber dem Spiel des Lebens. Keine Kraft auf Erden oder im Himmel kann IHN berühren. Selbst die Götter können nichts für IHN tun, da ER das Selbst selbst dieser Götter ist. ER ist der Höchste Meister, der Herrscher aller. Wenn ER atmet, werden andere (auch) atmen; wenn ER den Atem anhält, werden andere sterben. Durch seinen bloßen Wunsch werden Berge zerschmettert und Meere ausgetrocknet. Sein Wunsch ist Gottes Wunsch und Sein Wesen ist Gottes Wesen.

"Derjenige, der alle Wesen in seinem wahren Wesen, und das SELBST in allen Wesen sieht, - ER ist niemandem abgeneigt. Für IHN, den Weisen, für den alle Wesen nur das Selbst sind, - welche Täuschung und welche Sorgen kann es für IHN geben, der (überall) die Einheit sieht?" -Isha Upanishad, 6.7.

Jivanmukta ist die äußerste Jnana-Bedingung, der Zustand der Selbst-Absorption, beziehungslos und Selbst-Identisch. Praktisch besteht kein Unterschied zwischen dem Höchsten Jivanmukti und dem Videhamukti, obwohl im zuerst genannten Zustand der Körper unbewusst für eine kurze Zeit wegen des letzten Schwächemomentes der Wünsche, die in Ihm in der Zeit vor der Selbst-Erfahrung aufgestiegen sind, dahinsiecht. Hinsichtlich der Dinge, die das Leben betreffen, müssen wir zwischen diesen beiden Zuständen keinerlei Unterscheidung machen. Der Höchste Jivanmukta fühlt nicht, dass ER irgendeinen Körper hat und deshalb ist ER in keiner weise kleiner oder niederer als der Videhamukta. Die Unterscheidung erfolgt nicht durch den MUKTA selbst, sondern durch andere unwissende Menschen, welche das Erscheinen oder das Ver­schwinden seines Körpers wahrnehmen.

Das Universum und das befreite Selbst

Viel ist durch spekulative Genies über die Beziehung zwischen der vollständig befreiten Seele und dem Universum geschrieben worden. Wenn Befreiung die Erfahrung des Unendlichen bedeutet, dann ist die Frage nach der Beziehung von der befreiten Seele zum Universum eine höchst kindische. Dies entspricht dem Spekulieren über das Verhältnis des Himmels zum Himmel. Einigen Verlautbarungen zufolge bedarf der befreite Zustand nicht der Aufhebung der Vielheits-Wahrnehmung. Wenn wir sagen, dass das Absolute eine Vielheit wahrnehmen kann, bewegen wir uns außerhalb jeglicher Sinnhaftigkeit und Vernunft. Oder können wir daran festhalten, dass die befreite Seele eine Individualität aufrechterhält? In solch einem Fall würde die Seele nicht-ewig werden, denn alles Individuelle ist Bestandteil des Universellen Prozesses. Weiterhin ist zu klären, was wir mit Vielheit meinen? Vielheit ist die Einmischung des Nicht-Seins oder des Raumes zwischen den Dingen, was darauf hindeuten würde, dass das Absolute innere Unterscheidungen und äußere Beziehungen hat, womit die Unteilbarkeit und Einmaligkeit des Absoluten verletzt würde. Wahrnehmung ist nicht ohne die Einmischung des Nicht-Seins in die Nicht-Unterscheidbarkeit möglich. Wenn das Selbst das ALL ist, kann es kein Nicht-Selbst im Selbst geben, und solange es eine Wahrnehmung des Nicht-Selbst gibt, kann es keinen befreiten Zustand geben. Außerdem können wir das Argument nicht verstehen, dass es für die befreite Seele irgendeine Pflicht gäbe. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass, solange nicht alle Individuen befreit sind, kein Individuum Befreiung haben kann. Es gibt keine innere Beziehung zwischen dem Karma des einen und dem eines anderen Individuums, außer in dem Sinne, dass es eine wechselseitig bestimmende Kosmische Beziehung aller Individuen gibt, solange diese in besonderen Bewusstseins-Stufen leben. Wo die Gedanken aufgelöst sind, sind alle Formen (sogleich) erloschen. Formen können ohne gegenseitige Unterscheidung nicht existieren und die Unterscheidung der Formen beruht auf der Arbeit des Erkennenden Bewusstseins. Im Absoluten kann es kein objektives Erkennen geben. Obwohl es für andere Individuen eine Existenz von Formen geben kann, kann man nicht sagen, dass die Seele eines Individuums, das die Freiheit erreicht, objektive Beziehungen haben kann. Die Aussage, dass die befreite Seele irgendeine Beziehung zu irgend etwas haben kann, ist nicht überzeugend, da sie das Kosmische Verhältnis der geschaffenen Wesen, die als wechselseitig bestimmende Kräfte ineinander-fließen, transzendiert. Solange es Beziehungen gibt, existiert etwas außerhalb des Selbst' und solange es eine Erfahrung von etwas anderem als dem Selbst gibt, ist das keine Absolutheits-Erfahrung. Das Absolute ist in keiner Weise an die Regeln und Abmachungen der Welten und der Gedanken anderer Individuen gebunden. Die Tatsache, dass viele andere (Wesen) unbefreit verweilen, selbst wenn eine Seele befreit ist, zwingt die befreite Seele nicht dazu, irgendwelche Beziehungen mit anderen zu haben, aus dem einfachen Grund, weil die befreite Seele nichts anderes ist als das Transkosmische Absolute. Doch darüber hinaus: wenn der Denkprozess im Absoluten erlischt, kann es keine Wahrnehmung anderer unerlöster Individuen geben. Es gibt keinen Grund dafür, darauf zu beharren, dass die Form der Welt nach der Selbst-Verwirklichung existiert, da die Formen nur dann bestehen können, wenn die Existenz in sich selbst geteilt ist. Doch dies gilt nicht für das ABSOLUTE, das die 'Existenz' Selbst ist. Teilung schafft Individualität, welche phänomenal ist.

Solange ein Bewusstsein von der Wirklichkeit eines objektiven Universums und der Individuen vorhanden ist, kann derjenige nicht als ein Befreiter bezeichnet werden, da er dann, unabhängig in welch höherem Bewusstseins-Zustand er sich auch befinden mag, lediglich ein anderes Individuum ist. Befreiung ist die Erfahrung der Höchsten Wirklichkeit. Derjenige, der andere (Individuen) wahrnimmt, die unbefreit sind, kann selbst keine befreite Seele sein, da der Befreite Eins ist mit dem Beziehungslosen Absoluten. Ein Befreiter 'denkt' nicht, ER 'ist'. Es kann keinen Kompromiss hinsichtlich einer Selbstbegrenzung in der Befreiung geben, - wie schwach diese Einschränkung auch sein mag.

Die befreite Seele wird zum ALL. Die Erfahrung des Reinen Sein' ist das Kriterium für die Befreiung. Die befreite Seele wird das Eine Selbst aller; - wie kann Sie dann das Bewusstsein der Begrenzung oder das der Handlung zur Erlösung der Nichtbefreiten haben? Und noch einmal, wie kann eine unerlöste Seele eine andere unerlöste Seele erlösen? Der menschliche Geist ist stets von der Täuschung des sozialen Bandes, das die verschiedenen Individuen miteinander verbindet, besessen. Er kann nicht anders, als in Begriffen der Gesellschaft, der Familie, Verwandten und so weiter in Verbindung mit dem abgesonderten Ego zu denken. Derjenige, der mit der Welt beschäftigt ist, ist nur ein vergrößerter Familienmensch und nicht frei vom Gefühl der Abgesondertheit, durch die die sterbliche Natur charakterisiert ist. Selbst etliche kultivierte Denker sind durch die menschenfreundliche Sicht des Lebens begrenzt gewesen. Ihre Philosophien sind konsequenterweise durch humanistische und soziale Betrachtungen befleckt. Sie sind nicht leidenschaftslos genug in ihrem Versuch gewesen, die tieferen Wahrheiten zu verstehen und sind durch eine übermäßige Liebe zum menschlichen Wesen getäuscht. Diese Infektion hat sie sogar bis zu dem gefährlichen Punkt gebracht, wo die Versuchung groß ist, zu beweisen, dass niemand befreit werden kann, solange die soziale Erlösung nicht bewirkt worden ist! Dies ist eine Sichtweise, die der Verbindung des Materialismus mit dem Spirituellen Absolutismus entspringt. Des Menschen Sicht ist so beschränkt, dass er lediglich mit den Dingen beschäftigt ist, die er sieht. Er scheitert darin, eine Ganzheitliche Sicht auf die Essenz der Existenz, die vollständig ist, zu erwerben, da seine Erfahrung und seine Vernunft auf die empirische Wirklichkeit begrenzt sind. Für das Absolute ist die Welt kein historischer Prozess, sondern reines 'Sein'. Für das unwissende Individuum erscheint Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod), - von einer zur anderen Ewigkeit -, als eine ungeteilte überrationale Erscheinung, obwohl im Absoluten das Samsara erlischt. Da sich verschiedene Individuen auf unterschiedlichen Stufen der Evolution befinden, und da es gleichfalls nichts gibt, was den Eintritt der Seele in das Absolute nach dem Aufstieg des Wissens verhüten könnte, kann es so etwas wie eine soziale Erlösung oder die Beendigung des historischen Prozesses des Universums nicht geben.

Wenn das Absolute keinerlei äußere oder innere Beziehung zu Sich Selbst hat, kann der Befreite auch keine solche Beziehung zum Universum haben, denn die Unterscheidung zwischen Individuum und Universum wird im Absoluten aufgehoben. Es ist unlogisch zur gleichen Zeit zu sagen, a) 'Befreiung bedeutet Absolute Erfahrung', und b) 'die befreite Seele ist mit dem Erlösungswerk anderer beschäftigt und behält selbst nach der Befreiung (noch) ihre Individualität bei '. Relative Handlung und Absolutes Sein stehen nicht im Einklang miteinander. Wenn argumentiert wird, dass diese beiden Positionen verträglich sind, so geschieht dies auf Kosten der Übereinstimmung. Das Absolute kennt nichts Zweites neben Sich und folglich auch keinen Wunsch und keine Handlung. Etwas, das weniger als das Absolute ist, kann nicht als der Zustand der Befreiung angesehen werden. Jiva (die individuelle Seele) verbleibt ein Zentrum der Universellen Handlung im Zustand des Virat, des Hiranyagarbha und des Ishvara, nicht aber in Brahman. Wenn das, was die Schriften sagen: "Er kehrt nicht mehr zurück", - wahr ist, kann es nach der Absolutheits-Erfahrung keine Rückkehr zur Individualität mehr geben. Jegliche Handlung resultiert aus einem Vielheits-Bewusstsein, was nicht die Natur des Absoluten ist. Alle Versuche, die Wirklichkeit mit der 'Erscheinung' in Einklang zu bringen, sie als 'zwei Wirklichkeiten' zu sehen, basieren auf einem Glauben in die letztendliche Gültigkeit der empirischen Erfahrung. Wir Menschen möchten das Höhere erkennen, ohne den Schritt, der von den bindenden Erscheinungen wegführt, machen zu wollen. Wir wollen unsere Beine in zwei verschiedene Schiffe stellen, die in die entgegensetzte Richtung fahren, um auf diese Weise den Ozean zu überqueren. Wir wünschen etwas 'absolut' zu erkennen, ohne dieses Etwas selbst zu sein, - eine Unmöglichkeit! Die Neigung einiger moderner Denker, die darum kämpfen, eine Realität der objektiven Erfahrung und des Vielheits-Bewusstseins selbst in der Höchsten Wirklichkeit zu veranschlagen, ist die Wirkung eines Fehlers in der Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Scheinbaren und entspricht einer unweisen Anhaftung an eine phänomenale Verschiedenheit (der Dinge). Solange sich Philosophen damit begnügen, rein dogmatische Theoretiker zu sein, können sie niemals in der Bestimmung der wahren Natur der Wirklichkeitbzw. im Prozess der Bindung und Befreiung voranschreiten. Es ist eine rein intellektuelle Verdrehung, die einige Leute dazu veranlasst, selbst die metaphysischen Wahrheiten zu verdrehen, um die empirischen Erfordernisse des Menschen zu beantworten. Die Tatsache, dass wir die Dinge sehen, ist noch lange nicht der Beweis für deren tatsächliche Existenz.

Es heißt weiterhin, dass die Befreite Seele für die Erlösung der anderen unbefreiten Seelen arbeiten muss, da das Individuum untrennbar ist von seiner Umgebung und somit die Eigene Befreiung erst durch diese Arbeit zu vervollständigen ist. Dieses Argument ist wiederum auf die Seelen, die sich noch im Kosmos befinden und die sich in den Reichen von Virat,Hianyagarbha und Ishvara bewegen, begrenzt, - was aber unwesentlich ist für Brahma Anubhava. Es ist falsch zu denken, dass die Befreite Seele irgendwelche äußeren Umgebungen hat, mit denen sie in irgendeiner Beziehung steht. SIE ist die Unendlichkeit Selbst. Weiterhin wird jedes Individuum durch sein eigenes Antahkarana (inneres Geistorgan) und die Art des objektiven Denkens beschränkt, so dass seine Welt der Erfahrung nicht identisch mit den Welten anderer sein kann. Der Mensch wird durch die Vorstellung betrogen, dass jedes Individuum denselben psychologischen Hintergrund und Konstitution hat wie die anderen Wesen, und dass die Umgebung eines Individuums jene Umgebung der anderen Individuen ebenso einschließt. Die Umgebung des einen unterscheidet sich von denen anderer und daher steht die Befreiung eines Individuums in keiner Beziehung zu dem Zustand anderer Individuen. Würde jeder so denken, dann gäbe es keine Unterscheidung zwischen den lebenden Wesen und es würde sich eine Massenbefreiung des Universums ereignen. Wenn die Individuen unterschiedlich denken, kann niemand eine wirklich innere Beziehung zu den anderen haben. Zweifellos wird im Absoluten alles verstanden, und so beeinflusst jedes Individuum, solange es als solches existiert, durch seine Existenz und sein aktives individualistisches Bewusstsein das Universum und umgekehrt, da es hinter allen Individuen eine wirkliche Einheit gibt. Doch diese gegenseitige Zusammenarbeit ist zweitrangig und berührt in keiner Weise den vorrangigen Umstand der Befreiung. Mehr noch, wir haben nicht das Recht, dem Subjekt und dem Objekt unabhängige Wirklichkeiten zuzugestehen, denn die ganze Vielheit ist wie ein Traum im Universalen Bewusstsein, und für dieses ergibt sich nicht die Frage nach der Existenz von unerlösten Seelen oder einer objektiven Wirklichkeit. Gebundenheit ist in jedem Individuum gesondert vorhanden, nicht jedoch in der Universellen Einheitr. Auf alle Fälle entsteht das Problem der Erlösung unerlöster Seelen nicht durch die befreiten Seelen. Es gibt für den Befreiten nichts Falsches, was korrigiert, kein Irrtum, der aufgeklärt und nichts Schlimmes, was aus dem Leben verbannt werden müsste, außer, was sich auf das eigene Selbst bezieht. Wenn dieses (niedere) Selbst gereinigt ist, wird die Absolute Wahrheit in ihm offenbar, und ES kann das Universum in seiner unendlichen Erkenntnis dank seiner Wahren Existenz oder mit dem Bewusstsein der Vollkommenheit richtig einordnen. Es gibt keine letzte Beziehung zwischen den scheinbaren Umgebungen der verschiedenen Individuen, auch wenn sich diese gegenseitig durchdringen. Sie haben alle eine Transzendentale Einheit und ein empirisches Phänomen.

Von einigen wird auch der Versuch unternommen zu argumentieren, dass die 'Nicht-weltlichkeit' nicht die eigentliche Essenz von irgendeiner wahren Philosophie sei, und dass die Upanishaden diese Nicht-weltlichkeit nicht lehren. Diese Ansicht entspringt dem Versuch der eigenmächtigen, nicht von der Erfahrung gestützten Vernunft, die Natur der Wirklichkeit zu bestimmen. Im menschlichen Wesen ist selbst im Zustand der letztendlichen Befreiung ein Wunsch nach Erhaltung der selben weltlichen Beziehungen vorhanden. Was wir auch immer empirisch erfahren, scheint eine feste Tatsache und Wirklichkeit zu sein, die wir nicht zu vernichten wünschen. Die Anhaftung des Individuums an den Körper und an die Gesellschaft ist so intensiv, dass ein Bruch nicht als wünschenswert erscheint. Wenn 'Weltlichkeit' die Nichtanerkennung abgesonderter Formen der Erfahrung und der individuellen Beziehung bedeutet, dann ist Befreiung tatsächlich 'nicht-weltlich'. Das ABSOLUTE ist in dem Sinne 'nicht-weltlich', als ES keine Unterscheidungen hat in Form von Raum, Zeit und Individualität, oder von Name, Form und Handlung, wie dies für die Welt zutrifft. BEFREIUNG ist der Besitz und die Erfahrung des Unbegrenzten, Ungeteilten Bhuma-Bewusstseins, - der Existentiellen Fülle.

Bezüglich der Stellung von Macht, Herrschaft usw., im Zustand der Höchsten Befreiung, ergeben sich eigentlich keinerlei Fragen. Diese Dinge sind alles relative Vorstellungen von Individuen. Die Letztendliche Wirklichkeit ist das Absolute, welches nicht-dual ist und somit auch keinen Raum lässt für die Operation einer objektiven Kraft. Das Absolute Selbst ist die Macht und nicht bloß ein Macht-Ausübender. Macht ist ein separater Umstand, ein Mittel zur Erzeugung von Dualität, die im Absoluten wegfällt. Der wirklich Befreite fühlt nicht, dass ER der Herr von etwas ist, da diese Vorstellung eine Unterscheidung in der Existenz hervorruft; - ER hat jedoch die Ewige Erfahrung der Essenz des Unendlichen.

Absolute Befreiung ist eine Transzendente Erfahrung, jenseits von Vorstellung und Ausdruck, frei von der Unterscheidung in Kenner, Erkenntnis und Erkanntes. SIE ist die Bewusste Erfahrung der Absoluten 'Sein-heit', welche die Große Wirklichkeit ist.

Schlussfolgerung

Ein Studium der Letztendlichen Wirklichkeit der Dinge offenbart uns, dass ihre Wahrheit ein und dieselbe ist, wohingegen ihre Formen falsch sein müssen. Das, was Eins ist, kann einzig durch die (gedankliche) Vorstellung als zwei oder viele (verschiedene) erscheinen. Sowohl das wahrnehmende Individuum als auch die Welt, die wahrgenommen wird, können lediglich Projektionen eines kraftvollen Universalen Gedankens sein, während es in Wahrheit nur das Eine, Undifferenzierte Reine Sein gibt. Die, auf diesen Buchseiten angesprochenen Hauptpunkte sind:

(1) Brahman oder das Absolute ist die einzige Wirklichkeit.

(2) ES ist Undifferenziert, Beziehungslos, Über-Geistig, Transzendental, Bewusstsein ohne Unterscheidung in Kenner, Erkenntnis und Erkanntem.

(3) ES ist unkörperlich, sofern dies das praktische empirische Leben anbelangt und unabhängig davon, ob Brahman Unpersönlich' (Nirguna ) oder 'Persönlich' (Saguna) ist, solange nichts Zweites neben Brahman ist und solange keine objektive Wirklichkeit und kein veräußerlichtes Erkennen vorhanden ist. Im Prozess der philosophischen Meditation wird das Absolute in seiner reinen Vollkommenheit, frei von aufgestülpten Eigenschaften, gänzlich 'anders' als jegliche Gedankenform, als das Überkosmische, Ewige Bewusstsein sich vorgestellt.

(4) Das Universum ist eine Erscheinung des Absoluten und aufgrund seines gegenwärtigen oder objektiven Charakters ist ES relativ, vergänglich, unverständlich und eine Verdrehung der Wirklichkeit.

(5) In Wahrheit gibt es weder das Individuum noch den Kosmos, weder das Subjekt noch das Objekt, da diese Dinge lediglich erfahrungsmäßige Standpunkte in Abhängigkeit von der Betrachtungsweise der Einen Ungeteilten Existenz sind.

(6) Wenn von Gott angenommen wird, Etwas zu sein, das vom Universum und dessen Inhalt verschieden ist, das heißt, wenn ER das Subjekt oder Objekt von irgendetwas ist, dann würde dieser Gott so vergänglich wie jedes sterbliche Wesen sein.

(7) Der einzige Lebenszweck für jedes Individuum ist die Verwirklichung des Absoluten.

(8) Wissen und Meditation sind die beiden Hauptpfade zur Vollkommenheit. Wissen ist Jnana oder Anubhava des Nirguna Brahman (das Absolute ohne Eigenschaften) und Meditation ist Dhyana oder Upasana auf Saguna Brahman (das Absolute mit Eigenschaften).

Die gesamte Thematik der Upanishaden kreist um zwei grundlegende Konzepte von der Wirklichkeit, und zwar um Brahman und Atman. Beide Begriffe werden häufig zur Benennung von ein und derselben Sache verwendet. "Dieser Atman ist Brahman" (Mand. Upanishad, Zweitens führen die weiteren Folgerungen aus dieser Erklärung zu den verschiedenen Theorien der spirituellen Philosophie. Die Philosophie der Haupt-Verlautbarungen innerhalb der Upanishaden beinhalten jedoch im Wesentlichen die oben angegebenen acht Schlussfolgerungen. Dies ist die letztendliche Wahrheit, welche die Erfahrungs-Welt transzendiert und sich über den Egoismus der menschlichen Natur hinaus ausdehnt. Der gesamte Prozess der Wahrheits-Verwirklichung ist daher eine Opferung des Ego und folglich eine große Pein. Solange sich das Individuum noch in einem Zustand der Unvereinbarkeit mit dem Unendlichen befindet, bleibt ihm das Leiden im Prozess der Unendlichkeits-Erfahrung nicht erspart. Daher wird der Versuch, das vollkommen Wirkliche zu erreichen, im allgemeinen mit einem Gefühl der Furcht, des Abscheus, ja selbst des Hasses angeschaut. Der Mensch ist beständig mit den unmittelbaren Angelegenheiten des Lebens beschäftigt. Er richtet sein Auge nicht auf das Jenseitige und grämt sich beständig über die Vergangenheit, zweifelt an der Zukunft und sorgt sich um die Gegenwart. Er kränkelt andauernd im Geist aufgrund seiner Verletzungen des Ewigen Gesetzes (Sanatana Dharma). Er ist im Strudel der Unwissenheit, Leidenschaft und Sünde gefangen und wird fortwährend von hohen Wellen unkontrollierbarer Sorgen überschüttet. Er befindet sich zu allen Zeiten in einer Klemme. Unaufhörlich stirbt er selbst in der Zeit, um danach anscheinend immer wieder einen neuen Sinn zu finden. Sein gesamtes Leben ist ein Dahinfließen von Zuständen, - gerade zerstört, schon wieder erneuert. Selten kommt ihm der Gedanke an etwas Erhabeneres und Wahreres als er selbst es annimmt zu sein. Er ist in seinem zerbrechlichen Körper, seiner launischen Verstandeskapazität, seinem kindischen Intellekt und in seiner eingebildeten Individualität eingesperrt. Ein kleiner Erguss übernatürlicher Erkenntnis in ihm erscheint wie 'Musik, die für einen Tauben erklingt'. Er denkt viel zu hoch von sich selbst und leckt sich selbst in hündischer Begierde mit zerrissener Zunge die spitzen Knochen (was wohl auf Selbst-Mitleid und Erhalt der eigenen Individualität hindeutet = Anmerkung des Übersetzers). Die Upanishaden sind sich der nutzlosen Versuche des Menschen, das Unbegrenzte Sein zu erfassen, durchaus bewusst und warnen davor, dieses Geheimnis nur mit dem logischen Verstand begreifen zu wollen; vielmehr müsse ES durch einen Weisen gehört werden (Katha Upanishad, II.8,9). Die Vernunft dient zur Stärkung des Glaubens in das, was aus zuverlässigen Quellen vernommen wird und nicht dazu, um ganz alleine voranzuschreiten. Zu denken, dass man nur von sich selbst abhängig ist und auf diese Weise das Ewige erreichen zu wollen, ist leerer Stolz. Vernunft und Glaube sollten Hand in Hand gehen, um die erwünschte Frucht ernten zu können. Das, was momentan angenehm ist, kann im nächsten Moment anders sein, und das Unangenehme verschwindet auch nicht für immer. Die Unveränderliche Wirklichkeit bleibt unbemerkt und unfühlbar, - lediglich Ihre Erscheinung scheint uns Leben, Licht und Freude zu geben. Der einzige Lehr-Zweck der Upanishaden besteht darin, den Menschen aus der Kette der Geburten und Tode (Samsara) zu befreien und ihm den Weg zu dem Herrlichen Licht, das in ihm leuchtet, zu zeigen. In Wahrheit ist der Mensch kein sündiges sterbliches Geschöpf; vielmehr rufen ihn die Upanishaden "Sohn des Unsterblichen", das heißt "Amritasya Putra" (Svet. Upanishad,II.5). Doch kann sich der Mensch nur selbst erkennen, wenn er sich selbst opfert. Das Höchste Opfer ist das Opfer des Selbst an das Absolute. Das größte Yoga ist das Versinken des Selbst in die Einheit mit dem Absoluten, indem das, was abgesondert erscheint, verleugnet und das Eine bestätigt wird.

Solch eine Handlung, die dem individuellen Selbst-Gefühl mit all seinen unterschiedlichen Anforderungen die Nahrung verweigert, zwingt den relativen Eigensinn, sich im Interesse des Absoluten aufzulösen, das Sich hoch über die Begrenzungen von Raum und Zeit aufschwingt und Sich Selbst mit nichts anderem zufrieden gibt, als in der Vollkommenen Zufriedenheit und unwidersprochenen Erfahrung der Vollständigkeit und Höchsten Wirklichkeit zu leben. Die Bewusstheit des Zustandes des Reinen Selbst, unbehindert durch phänomenale Gesetze oder trennende Einschränkungen und der, im freien Fluss der Gesetze des Geistes sich ergießenden unendlichen Freuden, entspricht dem Leben des erhabenen Selbst-Verwirklichten. ER existiert als das Göttliche Sein im Höchsten Zustand der Vollendeten Freiheit in Ewigkeit. Ohne ein solches Wissen von der fundamentalen Natur der Existenz, wird das Leben mit Konflikten und Kriegen zwischen den entgegengesetzten Kräften angefüllt. Es ist dem Individuum nicht möglich, inmitten eines solchermaßen aufgeheizten Streites zwischen den störenden Kräften der Natur in die Unendlichkeit hinein zu blühen, ohne diese Kräfte in einem ausgedehnteren Bewusstsein und einem höheren Wirklichkeits-Sinn in Einklang zu bringen und zu befrieden; wo diese Kräfte letztlich ihre inneren Wahrheiten enthüllen und mit einer brüderlichen Umarmung im Busen des Sein' miteinander verschmelzen können. Die Schwierigkeiten beim Heranbilden einer festen Überzeugung bezüglich der Dinge, wie wir sie täglich als Bedrängnis erfahren; die Verlegenheiten, in denen wir uns hinsichtlich der Bestimmung der Essentiellen Wahrheit und Falschheit des Lebens bewegen; die uns begleitenden selbstsüchtigen Wünsche, Fehler, Hiebe und Schläge; die brennenden Ängste, leeren Überzeugungen, trügerischen Erwartungen und Hoffnungen, mit denen der Mensch in seinem Existenzkampf konfrontiert ist; - sie alle geben ihm ausreichend Gelegenheit, das Ewige davon zu unterscheiden und ihn auf den Weg zu geleiten, der zur Verwirklichung des Absoluten führt.

Erklärende Anmerkungen

Der erste Schritt des Strebenden

Vedanta ist die Wissenschaft von der Wirklichkeit. Wirklichkeit ist die unwiderrufliche Erfahrung, die durch keine andere Erfahrung transzendiert oder ausgelöscht wird. Wirklichkeit muss natürlicherweise unvergänglich sein, da Vergänglichkeit einen Zustand oder ein Ding als unwirklich markiert. Unvergänglichkeit bedeutet gleichsam Unbegrenztheit, denn Grenzen sind nicht unabhängig und nicht absolut, vielmehr wechselhaft. Unveränderlichkeit ist die Natur der Wahrheit. Die Welt, in der wir leben, zeichnet sich durch Veränderung und Zerstörung aus. Ebenso beinhaltet diese Welt auch das Individuum. Der Körper des Individuums ist als Ganzes ein Teil der Welt. Der wechselhafte Charakter der Welt wird durch wechselnde Ereignisse, wechselnde Handlungen, Gedanken und Gefühle aufrechterhalten. Deshalb muss die Suche nach der Wirklichkeit notwendigerweise auf ganz anderen als den normalen Wegen in der Welt erfolgen. Der Wirklichkeits-Sucher muss besonders mit der Kraft der Unterscheidung zwischen der Wahrheit und der Falschheit ausgestattet sein; zwischen der Wirklichkeit und dem unwirklichen, vergänglichen Universum.

Die notwendige Veränderung eines Wirklichkeits-Strebenden findet nicht einfach nur äußerlich statt, sondern besteht aus einer völligen Umgestaltung des Lebens. Diese außergewöhnliche Veränderung im Leben ist schwer zu bewirken. Vom Sucher nach Vollkommenheit wird verlangt, dass er sich auf diese große Veränderung zum Guten hin vorbereitet.

Die unmittelbare, vor uns befindliche Wirklichkeit ist der physische Körper, wie er sich in der physischen Welt darstellt. Deshalb bestehen die ersten erforderlichen Übungen aus körperlichen Handlungen im Sinne von 'Karma'. Karma hat eine besondere Bedeutung in Religion und Philosophie. Zusätzlich zum Dienen, das frei von individuellen Motiven oder Wünschen ist, bedeutet Karma 'selbstloser Vollzug der eigenen vorgeschriebenen Pflichten' ohne Murren oder Versäumnis. Es wird von jedem Menschen erwartet, dass er (gemäß den vier Ashramas oder Lebensordnungen) entweder ein (1) Brahmachari (Schüler, der der Enthaltsamkeit unterliegt), (2) Grihasta (Ehe- und Familienstand), (3) Vanaprastha (zurückgezogen ins spirituelle Leben nach Erfüllung der Familienpflichten) oder (4) Sannyasin (Mönch) ist. Man sollte in keinem anderen als in einem dieser vier Stadien leben, und zwar in dem Umfang, wie dies möglich ist. Ebenso kann ein Mensch zur gleichen Zeit nur einem dieser vier Ashramas angehören und nicht mehreren zugleich. Der Vollzug der eigenen Pflichten bedeutet die Beachtung dieser Ashrama-Dharmas. 'Nitya' und 'Naimittika Karmas' (hindu­isti­sche Zeremonien), die zu einem Ashramas gehören, bilden das 'Svadharma' (Erfüllung) der 'eigenen Pflichten', insofern dies die Vedanta- Philosophie anbelangt. Kamya-Karmas (Wunsch-Handlungen) sind vom Svadharma ausgeschlossen.

Die strikte Einhaltung des Svadharma reinigt das Geistorgan und befreit es von Mala (Schmutz), dem groben Tamas (Trägheit) und Rajas (Leidenschaft), das heißt den täuschenden und zerstreuenden Umständen in ihm. Vedanta liefert all jenen, die bereits ihre innere Natur durch Nishkamya-Karma (selbstloses Dienen) gereinigt haben, eine Beschreibung über das sogenannte Upasana oder die Verehrung des Persönlichen Gottes und die Meditation auf Ihn (Saguna Brahman).

Upasana beseitigt Vikshepa (Geistesunruhe) und begünstigt Chitta-Ekagrata oder das ‘zielgerichtete Geistorgan'. Von einem solchermaßen vorbereiteten Strebenden, der mit Chitta-Shuddhi und Chitta-Ekagrata ausgestattet ist, ist zu erwarten, dass er damit das erforderliche Sadhana-Chatusthaya, das ethische Rüstzeug, das direkt zur Haupthalle des Vedanta-Sadhana führt, besitzt.

Sadhana-Chatusthaya ist die vierfache Ausstattung und unumgängliche Hilfe zum Erwerb von Brahma Vidya (Wissen von Brahman), das Avarana oder den Schleier der Unwissenheit beseitigt. Die Diskussion um den Adhikari (qualifizierte Schüler) ist einer der Hauptaspekte im Vedanta. Das erste dieser vier Sadhanas ist

(1) Viveka oder die eindeutige Unterscheidungsfähigkeit zwischen dem Ewigen Prinzip und dem vergänglichen Universum der Namen und Formen. Viveka reift ganz allgemein durch Purva-Punya oder die Wirkung verdienstvoller Taten in der Vergangenheit, was durch die aktuelle Wahrnehmung von Leid und Tod beschleunigt wird. 'Sat-Sanga ' ist ein anderes Mittel, das einen Menschen von dem weltlichen zum Göttlichen Leben hin transformiert. Sat-Sanga führt zu Viveka und Vichara, dem Bewusstsein von dieser unangemessenen phänomenalen Welt und der Erforschung der Wirklichen Natur der Wahrheit. Viveka schafft eine Unentschiedenheit gegenüber der Welt und deren Inhalt. Diese Höchste, aus Viveka geborene Unentschiedenheit ist das zweite

(2) der vier Sadhanas namens Vairagya oder Leidenschaftslosigkeit. Wahres Vairagya ist die Wirkung einer korrekten Unterscheidung und das nicht nur aufgrund eines bloßen Scheiterns im Leben. Wirkliche Leidenschaftslosigkeit ist die Konsequenz aus der Wahrnehmung von der Unbeständigkeit der Dinge, der falschen Existenz scheinbarer Glückseligkeit und der Erkenntnis von der Unterscheidung zwischen der Wirklichkeit und den Erscheinungen. Dieses Vairagya reicht hin bis zu Brahmaloka (Wohnstatt' Gottes), der Höchsten phänomenalen Offenbarung, und legt selbst diese als mangelhaft beiseite. So gesehen ist Vairagya die Abneigung gegenüber allem, was objektiv ist (einschließlich des eigenen Körpers). Es ist nicht möglich, das Ewige zu lieben, solange es noch einen Glauben in das Vergängliche gibt. Unsterblichkeit und Sterblichkeit stehen sich unvereinbar gegenüber. Leidenschaft für die Welt und deren Objekte steht im Widerspruch zur Hingabe an das Höchste Sein, unvereinbar wie Dunkelheit und Licht. Denn, wo letzteres ist, kann ersteres nicht sein. Vairagya (Leiden­schafts­losigkeit) ist der Zugang zum Wissen dessen, was wahrhaft ist. Die dritte

(3) der erforderlichen Ausrüstungen des Strebenden ist Shat Sampat oder der sechsfache Besitz innerer Disziplin und Tugenden:

Ruhe des Geistorganes (Shama), aus Viveka und Vairagya geboren, Selbst-Beschränkung (Dama) oder Sinneskontrolle, das Ergebnis aus der Erkenntnis von der letztendlichen Wertlosigkeit der Formen äußerer Objekte, Beendigung von zerstreuenden Handlungen, die mit der Welt verbunden sind (Uparati), Tapferkeit (Titiksha) oder die Kraft, Angriffe der Natur wie Hitze und Kälte, Hunger und Durst, Lob und Tadel, Verletzung und Ungerechtigkeit und so weiter zu ertragen, Glaube (Shraddha) in Gott, den Lehrer, die Schriften und die Stimme des eigenen gereinigten Bewusstseins, und die zielgerichtete Geisteskraft (Samadhana), das heißt, das alleinige Ruhen des Geistes im spirituellen Ideal unter Ausschluss von allem anderen.

Dies sind die sechs spirituellen Eigenschaften, die zusammen als Shatsampat bekannt sind. Diese Tugenden sind alle auf der Grundlage von rechtem Verständnis oder abgeklärter Intelligenz zu entwickeln und nicht nur durch bloße Kraftanstrengung. Je umfangreicher und gereinigter das Geistorgan ist, um so kostbarer und göttlicher ist die Tugend.

(4) Das vierte und letzte der notwendigen Sadhana-Mittel ist Mumukshutva oder das unbändige Verlangen nach Befreiung aus der Unwissenheit des endlichen Lebens.

Dies sind die vier wichtigen Bedingungen, die von jedem Anwärter, der sich anschickt, die Absolute Wahrheit zu verwirklichen, vor dem tatsächlichen Beginn seiner Sadhanas, erfüllt werden müssen. Und es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass keines dieser Sadhanas, - womöglich unter Aufwendung von roher Gewalt -, ohne ausreichende und vorausgehende (innere) Reinigung und einer vorzüglichen Unterscheidungsfähigkeit ausgeführt werden sollte.

Das Ausführen der Übungen

Es gibt einige wichtige und allgemeine Prinzipien, die jeder Strebende vor dem eigentlichen Beginn der spirituellen Übungen beachten sollte. Andererseits besteht die Gefahr der verdrehten Vorstellungen und der falschen Praxis. Der Zweck spiritueller Übungen (Sadhana) ist es, die Höchste Wirklichkeit zu realisieren und nicht, sich einige psychische Siddhis (Kräfte) anzueignen, was die allgemeine Einschätzung gewöhnlicher Strebender zu sein scheint. Aus diesem Grund ist es notwendig, gleich von Beginn an den Zweck des Sadhana zu erkennen, was mit Gott gemeint ist und was Leben bedeutet.

Das Leben, wie es hier gelebt wird, ist ein beständiges Ringen zum Erwerb von physischer und egoistischer Glückseligkeit, und zwar durch die Aneignung von Objekten, wünschenswerten Bedingungen, Name und Ruhm, Macht, Ehre und Erhöhung und so weiter. Jede Handlung, jedes Wort oder jeder Gedanke ist unabhängig von der jeweiligen Form, ob bewusst oder unbewusst, auf den Erwerb der Höchsten, Unbegrenzten, Unteilbaren Form von Glückseligkeit hin ausgerichtet. Das ist die letztendliche Bedeutung aller Wünsche und der Liebe. Das Bestreben ist ohne Zweifel angeboren, doch die Methoden, durch die der Mensch diese Glückseligkeit zu gewinnen trachtet, sind närrisch, mangelhaft und ungeeignet zum Erreichen dessen, was erreicht werden möchte. Der Mensch wird von seinen Wünschen und der Liebe, die er für äußere Dinge hegt, getäuscht. Wie umfangreich sein Besitz und Ruhm, seine Ehre und Macht auch sein mögen, sie werden ihm nicht diese Glückseligkeit verleihen, die jemand tatsächlich benötigt. Ein jeder kennt die persönliche Erfahrung, dass das, was in der Vergangenheit als wünschenswert erschien, in der Gegenwart nicht so erscheint. Und jede denkende Person sollte dazu fähig sein, daraus zu schließen, wie die Natur solcher Erfahrungen von Gedanken, wie sie gerade jetzt gedacht werden, um die eigene Glückseligkeit zu fördern, sein würden. Man sollte sich stets daran erinnern, dass nur jene Bedingungen als wünschenswert erachtet werden, wie sie dem Glücksgefühl in der jeweiligen Form einer vergänglichen Transformation der Verstandesfunktionen entsprechen, und zwar nur für jene blitzartig vorüberziehende Zeitspanne, in der diese besondere geistige Veränderung (namens 'Glück') stattfindet. Eine Abweichung in dieser geistigen Veränderung würde eine andere, sich entsprechende Erfahrung erfordern, die sich natürlich gegenüber der vorangegangenen unterscheiden müsste. Diese Geistesveränderungen sind zahllos und unergründlich, weshalb kein Ende der Wünsche und ersehnten Objekte abzusehen ist. Das Denkorgan nimmt so viele Formen an und fordert ebenso viele Erfahrungen, wie es versteckte Wünsche und Eindrücke vorangegangener Erfahrungen gibt, die im Unterbewusstsein angehäuft sind. Und es kann kein Ende für diese versteckten und übriggebliebenen Eindrücke geben, da jede neue Erfahrung einen frischen Eindruck zum bereits bestehenden Vorrat dazugibt. Da jeder Eindruck eine andere, neue Erfahrung anregt, führt dies zu einer unendlichen Fortsetzung, womit das nie-endende Leid des sterblichen Individuums eine Erklärung findet, denn auf diese Weise würde es endlos gezwungen sein, die alten Körper abzuwerfen und neue anzulegen, um die Bedingungen dieser endlosen Wunsch-Eindrücke durch zähes Ringen, durch Liebe zum Körper und durch konsequentes Leid, zu erfüllen. Dieser Prozess wird der Kreislauf des Samsara genannt. Eine endlose, aus Unzufriedenheit geborene Bewegung, die zeigt, dass ungebrochene Glückseligkeit nicht im Kontakt mit äußeren Formen der Existenz gefunden werden kann.

Strebende werden ausdrücklich davor gewarnt, sich nach Siddhis zu sehnen. Siddhi ist eine Kraft, und Kräfte sind nur nützlich zur Erfüllung der eigenen Wünsche und Erwartungen. Ein Wunsch ist stets ein Wunsch nach äußeren Besitztümern, Objekten, Zuständen und Bedingungen. Dies wird jedoch schnell als wertlos und ungeeignet für die Beschaffung beständiger Selbst-Zufriedenheit verwirklicht, denn was das Selbst wirklich benötigt, ist weder ein Objekt noch eine äußere Umgebung, sondern reine Glückseligkeit. Wie kann diese Glückseligkeit in das Selbst verpflanzt werden, wenn sie in äußeren Formen gesucht wird? Was ist das Verhältnis zwischen dem Selbst und den Veräußerlichungen? In Wahrheit kann da weder eine Identität noch ein Unterschied bestehen, denn wenn es identisch ist, verliert das Objekt seinen Objektcharakter; ist es ein Unterschied, verbleiben die Objekte auf immer getrennt vom Selbst. Dies beweist die Unmöglichkeit, Glückseligkeit von wirklich äußeren Dingen zu erwerben und demonstriert ebenso den nutzlosen Charakter der Siddhis. Siddhis sind nicht dazu geeignet, Glückseligkeit zu verschaffen, vielmehr verhindern sie tatkräftig den Prozess der Selbst-Vervollkommnung, indem sie den Strebenden zu der falschen Vorstellung verleiten, dass da objektiv etwas Wirkliches ist.

Deshalb gilt es, den praktischen Drang nach Vollkommenheit, wie er im Leben vorzufinden ist, durch eine Methode der selbst-integrierenden Vollständigkeit zu erfüllen, welche jeden nur denkbaren Aspekt der Existenz im eigenen Sein beinhaltet. Der Kontakt des Selbst mit der Äußerlichkeit ist nicht der Weg zur wahren Wonne, vielmehr ist er der Schoß aller Sorgen. Das einzig richtige Rezept ist daher, Objekt bezogene Wünsche abzuschütteln, die Erscheinung des Universums, wie es sich äußerlich darbietet, nicht zu beachten und selbst zur gesamten Existenz 'zu werden '. Dies muss eine Selbst-seiende, Selbst-offenbare, Andauernde, Selbst-bewusste und keinesfalls fragwürdige Wahrheit sein; andererseits kann der praktische Drang nach absoluter Vollkommenheit in den Individuen nicht als solcher angesehen werden. Es muss eine 'Verwirklichung' und nicht eine 'Errungenschaft' von etwas, das das Wahre Selbst von jedermann ist, sein. Das Selbst kann nicht erworben, erreicht oder besessen werden, da es kein Objekt ist, - ES kann nur verwirklicht werden. Man kann sein Selbst nur 'erkennen' und nicht 'besitzen'. Der Zweck des Lebens ist einzig und allein diese Verwirklichung, - Sie ist das Ziel der Handlungen, der Höhepunkt der Wünsche, das Ende allen Leides, das Eintreten in immerwährende Freude.

Die vorangegangene Lebens-Analyse wird eine angemessene Vorstellung vom Zweck des Sadhana und der Beschaffenheit von der Wirklichkeit, der Welt und Seele geben. Das Sadhana soll der Verwirklichung nicht enden wollender, vollkommener Wonne dienen. Diese Wonne wird einzig im Absoluten und sonst nirgendwo gefunden. Diese Tatsache ist logisch geprüft und ebenso durch intuitive Verlautbarungen bestätigt. Das Absolute ist das Selbst von allem und deshalb ist die Verwirklichung des Selbst dasselbe wie die Verwirklichung des Absoluten. Es gibt keine andere Bedeutung für die 'Welt' und das 'Individuum', es sei denn in Form von Worten, die unterschiedliche Vorstellungen von der Einen Wahrheit andeuten. Daraus lässt sich ziemlich klar entnehmen, dass die Verwirklichung von Brahman der absolute Höhepunkt oder die erhabenste Form von Selbstlosigkeit ist; ja mehr noch, sie ist die tatsächliche Auflösung des Selbst im Gott-Sein. Es ist offenkundig, dass das Sadhana, das zu dieser Verwirklichung ausgeübt wird, mit Rechtschaffenheit, Moral und Tugenden beginnen sollte. Das, was 'unteilbar' und 'absolut' ist, kann nur auf der Grundlage von unparteiischer und ungeteilter Universeller Liebe, Sinnesbeherrschung, vollkommener Selbstlosigkeit im Fühlen und Höchster Wahrheit verwirklicht werden. Feindschaft, Falschheit, Sinnlichkeit, Gram, Ärger, Stolz, Eifersucht, Herrschaftsstreben, Einbildung, Egoismus, Selbstverherrlichung und Anhaftung stehen im Widerspruch zur Wahrheit, dass Gott das Absolute Sein ist, womit diese Eigenschaften den Zugang des Individuums zum Pfad der Vollkommenheit verhindern. Die Einhaltung der Moral-Gesetze und ethische Übungen sollten den ersten Schritt in allen Sadhanas darstellen. Ebenso sollte die eigene Disziplinierung mit dem geeigneten Verständnis für den Zweck und die Sadhana-Technik erfolgen; außerdem sollte die Natur des Zieles und die vorstellbaren Störungen und Mittel zur Bekämpfung von Schwierigkeiten verwirklicht werden.

Sadhana-Technik

Das Sadhana Chatushtaya und die anderen Tugenden sollten aus den erläuterten Gründen heraus praktiziert werden, so dass sie als eine kraftvolle Hilfe im eigenen Rückzug vom vergänglichen Körper und der Welt handeln und das Bewusstsein zu der Großen Bestimmung lenken. Wenn am Anfang das Sinnenhafte dieser Übungen, die tatsächlich dazu geeignet sind, den Strebenden auf den Weg der Befreiung zu führen, richtig verstanden wird, dann wird der praktische Vollzugsprozess intelligent und unbeirrt ablaufen, das heißt, die Praxis würde leicht fallen und durch ein Gefühl der Freiheit Ausdruck finden. Ohne die angemessene Kenntnis von der exakten Anatomie, Geschichte und der Zusammensetzung des Sadhana, wirken die Versuche von jemandem eher blind und können nicht viel Gutes bewirken. Ebenso führen solche gedankenlose Routinehandlungen den Strebenden häufig in große Bedrängnis, anstatt ihn zu erheben. Von einem Sadhaka (spiritueller Übender) wird nicht erwartet, dass er idiotisch oder närrisch ist, obwohl er dazu aufgefordert ist, blinde Hingabe zu seinen Übungen, zu seinem Lehrer und zu seiner Gottheit zu haben. Ein Sadhaka sollte mit einer klaren Geistesgegenwart, Gemeinsinn und dem rechten unterscheidenden Intellekt ausgestattet sein, so dass er nicht durch seine Emotionen und den anderen Bereichen seiner schwächeren Natur abgelenkt wird. Um ein erfolgreicher Strebender zu werden, muss man sich selbst durch die Transformation der niederen menschlichen Instinkte in spirituelle Energie reinigen. Der natürliche Ausdruck dieser nicht-göttlichen Instinkte muss durch verschiedene intelligente Mittel zurückgehalten und in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Die wichtigsten dieser selbst umzugestaltenden Methoden sind:

I. Opposition

II. Substitution

III. Transformation und Sublimation

'Opposition' ist das Handeln in einer Weise, die einem umschriebenen Instinkt direkt durch Gedanke, Wort und Tat entgegenwirkt. 'Substitution' ist das Zügeln eines Instinktes, indem er durch einen anderen, tugendhafteren ersetzt wird. 'Transformation und Sublimation' bewirken das Verschmelzen und Auflösen des Instinktes in spirituelle Hingabe, yogische Energie und Göttliches Wissen.

Die niederen Qualitäten und üblen Erscheinungen der menschlichen Natur wurzeln in dem Wunsch nach gieriger Befriedigung des eigenen egoistischen Selbst', auch dann, wenn es dadurch andere Individuen mit Sorgen überschüttet. Der, auf andere empfindende Wesen ausgelöste Kummer muss als Wirkung der Gesetzes-Verletzung der Universalen Harmonie notwendigerweise gegen seine Ursache rebellieren, so dass das gestörte Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Es ist hier nicht absolut notwendig, die Theorie von einem Außerkosmischen Transzendentalen Vater oder Schöpfer aufrechtzuerhalten, der im Nachhinein dem Sünder eine Strafe auferlegt. Es ist einleuchtend und selbst ohne einen solchen Glauben ziemlich verständlich, dass Sünden eine Verletzung der Wahrheit von der Untrennbaren Einheit der Existenz darstellen, hervorgerufen durch hartnäckige Ichbezogenheit, Anhaftung an den Körper und die Bereitschaft, sich dem Ego zu fügen. Die Wiederherstellung dieser Wahrheit, die sich allzeit weigert, unterdrückt zu werden, sollte logischerweise durch eine Niederlage der schädlichen Kraft erfolgen, was dem Fluss der umtriebigen Ereignisse gegen die individuellen Neigungen entspricht. Doch die Neigungen fordern auch energisch ihre Erfüllung und Sehnsucht nach Erfolg, und wenn ein Sieg über die Wahrheit unmöglich (für sie) ist, dann endet die unaufhörliche Schlacht, die zwischen der Unwahrheit der individuellen Natur und der Absolutheits-Wahrheit tobt, in der leidvollen Wiederholung von Geburt und Tod des Individuums, das seinen Egoismus aufrechtzuerhalten versucht. Jeder Gedanke, der sich gegen die Ungeteilte Existenz richtet, ist wie eine giftige Lanze, die gegen den Absender dieses Gedankens geschleudert wird. Er ist wie eine Fessel, mit der man sich bindet, oder wie ein Gefängnis, in das man sich selbst wirft. Jeder Versuch einer physischen, verbalen oder psychologischen Handlung, der ein geistiges Bewusstsein vorausgeht, das direkt oder indirekt den Unteilbaren Charakter des Absoluten verleugnet, ist Übel. Das ist Sünde und das ist das eigentliche Verbrechen. Das ist der Irrtum, der die Leiden des sterblichen Lebens entstehen lässt.

Es ist nicht so leicht, das Böse im Inneren zu entdecken, da der Übende sehr oft mit der üblen Eigenschaft übereinstimmt, das Bewusstsein mit dem ehrgeizigen und nicht unterscheidenden Ego zu verbrüdern. In der Mehrzahl der Fälle mangelt es an Unterscheidungskraft, und selbst, wenn sich diese bemerkbar macht, geschieht dies erst nachdem das Falsche anerkannt wurde. Der Zweck des Sadhana besteht darin, das Denkorgan davor zu bewahren, sich in seinen gefährlichen Verirrungen zu verlieren, aus denen für das Individuum die bittere Frucht der Wiederverkörperung erwächst. Es wird nur nach durchdringender Erforschung für jemanden möglich sein, ein korrektes Wissen von der Arbeitsweise der inneren Kräfte zu bekommen, und das Bewusstsein zur Wahrnehmung seiner essentiellen Wirklichkeit zu lenken. Die Methode, den Lebensinstinkten mit einer entgegen wirkenden Kraft zu begegnen, oder das Verfahren der Substitution, wird letztendlich nicht dazu fähig sein, alleine den erforderlichen Erfolg zu haben. Das Sadhana Chastushtaya ist ein Mittel zur Transformation und Sublimierung der Relativität in die Absolutheit hinein. Viveka (Unterschei­dungs­kraft), die Grundlage jeden Sadhanas ist eine äußerst kraftvolle, verändernde, belebende und erleuchtende Spirituelle Kraft. Sie hilft den Strebenden zu 'verstehen' und zu 'erkennen'. Eine Handlung ohne Intelligenz ist wertlos und ein Sadhana ist unter diesen Vorzeichen nicht einmal seinen Namen wert. In dem Moment, wo das Licht reiner Intelligenz aufleuchtet, geschieht auch die Transformation des Individuums von der niederen Natur in die Höhere Essenz. Sämtliche Detailpunkte des Sadhana Chastushtaya dienen der vollständigen Zerstörung all jener Merkmale, die dem wahrhaft andauernden Wahrheits-Bewusstsein entgegengesetzt stehen und die von ihnen abweichen, und zwar nicht zur Suspension ihres Einflusses durch kriegerischen Widerstand oder durch Ersatz anhand anderer Kräfte. Solange die niederen Hindernisse auch nur ein Minimum an Leben zeigen, kann nicht erwartet werden, dass die Höheren Reiche wirklich vollständig erobert worden sind.

Die Liebe für das individuelle, begrenzte, selbstsüchtige Leben wird häufig durch die verwüstenden Wünsche nach Name, Ruhm, Macht, Wohlstand und Sex; durch die tyrannisierenden Forderungen des Körpers, durch den Hang nach Ehre, Anbetung, Erhöhung, Lob und Herrschaft und durch ehrgeiziges Streben in Verbindung mit der objektiven Welt, - was auch immer die spitzfindige Begründung und die raffinierte Verschleierung oder aufpolierte Erscheinung dieser Ambitionen sein mag -, falsch gerechtfertigt. Selbst die Sehnsucht nach Gelehrsamkeit oder Wissenschaftlichkeit ist ein Hindernis für den spirituellen Sucher. Dieser Haufen an Schwierigkeiten muss überwunden werden; alle Wünsche, Bestrebungen und Eigentümlichkeiten müssen im Keim erstickt werden. Je sorgfältiger und vorsichtiger ein Sadhaka ist, desto mehr kann er versuchen, seine Intelligenz zu schärfen und zu vertiefen. Der Notwendigkeit, wachsam zu sein und ein aktives Bewusstsein zu haben, sind keine Grenzen gesetzt. Genau vor dem Eingang zum Himmel kann es eine Durchgangspforte geben, die zur Hölle führt. Das Boot kann unmittelbar vor dem anderen Ufer sinken. Das Leben eines Sadhaka sollte von unerschöpflichem Viveka und Vichara erfüllt und mit dem durchdringenden Licht des Gereinigten Bewusstseins gekrönt sein, womit das Wahre Wissen und die Erfahrung der innersten Tiefe des Herzens, - dem Boden der Wahrheit seines eigenen Wesens -, erforscht und erreicht werden kann. Alle Gedanken, Worte und Handlungen, die nicht zur Verwirklichung dieses Seins beitragen, sollten unter Anwendung der Sadhana Chastushtaya-Praxis entlassen werden. Dann wird der Strebende geläutert zu den Füßen des (Srotriya) Schrift- und Brahman-Kundigen (Brahmanishtha) sitzen, um über die Natur der Großen Wahrheit zu hören.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

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