Erlösung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 24: Zeile 24:
:Der Schüler: Wenn ich all das höre, bin ich starr. Ich begreife nicht, wie einer zu so hohen Erfahrungen gelangen kann, wenn er immer bloß solche Leitworte im Sinne hat wie »sieh den, der da sieht«, »erkenne dich selbst« oder »ich bin Brahman« usw,
:Der Schüler: Wenn ich all das höre, bin ich starr. Ich begreife nicht, wie einer zu so hohen Erfahrungen gelangen kann, wenn er immer bloß solche Leitworte im Sinne hat wie »sieh den, der da sieht«, »erkenne dich selbst« oder »ich bin Brahman« usw,
:Der Meister: Das ist freilich schwer, aber nicht unmöglich, wenn du wahrhaftig darum ringst, Darum heißt es ja: die Gnade muß dich anrühren, die Ausstrahlung eines in Erkenntnis Vollendeten (jiiânin) durchdringt dich stillschweigend. Er bedarf keiner Worte.
:Der Meister: Das ist freilich schwer, aber nicht unmöglich, wenn du wahrhaftig darum ringst, Darum heißt es ja: die Gnade muß dich anrühren, die Ausstrahlung eines in Erkenntnis Vollendeten (jiiânin) durchdringt dich stillschweigend. Er bedarf keiner Worte.
==Literatur==
*Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 24. September 2013, 10:00 Uhr

Erlösung heißt endgültiges Lösen von etwas. Erlösung bedeutet in Religion und Spiritualität das Erreichen des Ziels des Lebens: Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung, Befreiung, Erleuchtung.

Erlösung in der Umgangssprache heißt, von einer Aufgabe abgelöst zu werden oder auch ein lang erstrebtes Ziel zu erreichen oder die Gewissheit, dass eine drohende Gefahr nicht eintreten wird.

Der Erlöste und seine Kräfte

Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich

Der Schüler: Bislang hatte ich immer große Angst vor der Erlösung (mukti); bis jetzt stellte ich sie mir immer furchtbar vor. Jetzt sehe ich: es ist ein sehr angenehmer Zustand. — Aber was ist es mit den Wunderkräf ten (siddhi)? Soll man nach ihnen streben oder sind sie der Erlösung entgegen?
Der Meister: Das höchste Wunder (siddhi), das sich vollbringen läßt, ist das Erleben des Selbst, das Aug-in-Auge mit dem Atman (âtma-sâkshâtkâra); denn wenn du darin einmal die wahre Wirklichkeit erlebt hast, kannst du nie mehr auf den Pfad der Unwissenheit abgleiten.
Der Schüler: Aber was sind die Wunderkräfte?
Der Meister: Es gibt zweierlei wunderbare Kräfte (siddhi), und die eine der beiden Arten kann wohl ein Hemmnis sein auf dem Weg, die Wahrheit zu erleben. Es heißt, daß Zaubersprüche (mantra), Elixiere voll geheimer Eigenschaften, grausam strenge Askese oder Versenkung (samâdhi) bestimmter Art besondere Kräfte zu verleihen imstande sind; aber das sind keine Hilfen zur Erkenntnis des Selbst, und wenn du sie erlangst, kannst du zugleich in völligem Nichtwissen verharren.
Der Schüler: Und die andere Art?
Der Meister: Das sind Offenbarungen der Kraft und Erkenntnis, die dir ganz natürlich sind, wenn du das Selbst erlebt hast. Es sind Vollkommenheiten (siddhi) als Ergebnisse der üblichen und natürlichen Askese (tapas) eines, der zu seinem Selbst gelangt ist. Sie kommen ganz von selbst, sind gottgeschenkt und ent¬springen gewissermaßen aus seinem eigenen Karman; aber ob sie kommen oder nicht: der Vollendete (siddha) des wahrhaft Wirklichen, im höchsten Frieden geborgen, bleibt davon unverstört. Er weiß um das Selbst, und das ist die unerschütterliche Vollendung(siddhi), Aber diese Wunderkräfte (siddhi) kommen nicht, wenn man sie erproben will, Wenn du im Stande der Wirklichkeit des Selbst stehst, wirst du erkennen, was diese Kräfte sind.
Der Schüler: Du hast gesagt: ein Erlöster (mukta) vermag im Laufe der Zeit kraft seiner natürlichen Askese (tapas) unanrühr-bar und unsichtbar zu werden, er kann jede Gestalt annehmen?
Der Meister: Ja, der Erlöste ist am höchsten zu solchen Entfaltungen fähig. Aber du kannst den in Erkenntnis Vollendeten (jiiânin) nicht nach diesen Entfaltungen beurteilen; sie sind keine Anzeichen der wahren Erkenntnis, Diese besteht wesenhaft darin, in allem scheinbar Gegensätzlichen gleichmütigen Blickes das gleiche zu erblicken (samatva-drishti),
Der Schüler: Ich bin am Ende, — Aber ein Zweifel bleibt mir, Der Meister: Welcher?
Der Schüler: Du sagtest: das »Herz« ist die eine Mitte für das »Ich-Selbst«, für das wahre Selbst, den höchsten Herrn und für alles?
Der Meister: Ja, das »Herz« ist die Mitte des Wirklichen, Aber das Ich ist vergänglich. Wie alles übrige wird es von der Herzmitte getragen. Aber es ist das Wesen des Ich, Bindeglied zwischen Geist und Stoff zu sein; es ist ein Knoten (granthi), der Knoten urgrundhaften Nichtwissens, in den wir geschlungen sind. Dieser Knoten ist hier im Herzen (hrid), Wenn er aus eigener Kraft zerhauen wird, entdeckst du; dies ist die Mitte des Selbst.
Der Schüler: Du sagtest, da sei ein Weg von dieser Mitte zum tausendblättrigen Lotos im Hirn (sahasrâra)?
Der Meister: Ja, Beim Unerlösten ist er verschlossen; aber bei wem der Ichknoten, der Herzknoten (hridaya-grantha) zerhauen ist, bei dem entspringt ein Kraftstrom, die »Ader des Göttertranks Todlos« (amrita-nâdî): sie steigt auf zum tausendblättrigen Lotos im Hirn,
Der Schüler: Ist dieser Weg die Ader Sushumnâl?
Der Meister: Nein, es ist der »Weg der Erlösung« (moksha) und heißt die »Ader des Selbst« (âtma-nâdî), die »Ader Brahmas« (brahmâ-nâdî) oder »Ader des Göttertranks Todlos« (amrita-nâdî). Von ihr heißt es in einer Upanishad': »Hundert-und-eine sind des Herzens Adern, von diesen geht eine zum Kopfe hinauf. Durch sie emporsteigend, gelangt er zum Todlosen.« — Wenn dieser Weg offen ist, bist du frei von Betörung (moha) und Nichtwissen. Du weißt um das wahrhaft Wirkliche, auch wenn du dich unterhältst, etwas denkst oder irgend was tust und dich mit Menschen oder Dingen abgibst,
Der Schüler: Wenn ich all das höre, bin ich starr. Ich begreife nicht, wie einer zu so hohen Erfahrungen gelangen kann, wenn er immer bloß solche Leitworte im Sinne hat wie »sieh den, der da sieht«, »erkenne dich selbst« oder »ich bin Brahman« usw,
Der Meister: Das ist freilich schwer, aber nicht unmöglich, wenn du wahrhaftig darum ringst, Darum heißt es ja: die Gnade muß dich anrühren, die Ausstrahlung eines in Erkenntnis Vollendeten (jiiânin) durchdringt dich stillschweigend. Er bedarf keiner Worte.

Literatur

  • Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage

Siehe auch