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===Kapitel II, Abschnitt II, Adhikarana VI===




===Kapitel III, Abschnitt I, Adhikarana V===




Adhikarana Zusammenfassung: Widerlegung der Jainas


'''Brahma-Sutra 2.2.33: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


Adhikarana Zusammenfassung: Der gesamte Abstieg der Seele dauert nur eine kurze Zeit
नैकस्मिन्न्, असंभवात् ॥ ३३ ॥


'''Brahma-Sutra 3.1.23: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
naikasminn, asaṃbhavāt || 33 ||


नातिचिरेण, विशेषात् ॥ २३ ॥
''na-nicht''; ''ekasmin-in ''einem; ''asaṃbhavāt-auf ''Grund der Unmöglichkeit.


nāticireṇa, viśeṣāt || 23 ||
''' Wegen der Unmöglichkeit (gegensätzlicher Eigenschaften) in ein und demselben Ding ist (die Jaina-Lehre) nicht (wahr)'''


''na-nicht''; ''aticireṇa-in ''sehr langer Zeit; ''viśeṣāt-auf ''Grund der besonderen Erklärung.
Nach der Widerlegung der Bauddhas wird die Jaina-Lehre zur Diskussion und Widerlegung aufgegriffen. Die Jainas erkennen sieben Kategorien an, die hauptsächlich in zwei Gruppen unterteilt werden können, die Seele und die Nichtseele. Sie vertreten wiederum sieben verschiedene Ansichten über die Realität von allem. Alles kann ihnen zufolge wirklich, unwirklich, sowohl wirklich als auch unwirklich, verschieden von wirklich und unwirklich, unbeschreiblich und so weiter sein. Diese Sicht der Dinge kann nicht akzeptiert werden, da es absurd ist, ein und dasselbe Ding mit diesen widersprüchlichen Attributen der Realität, Unwirklichkeit usw. zu versehen. Nach der Jaina-Lehre können wir zu keinem sicheren Wissen gelangen, und diese Welt, der Himmel und sogar die Freiheit werden zweifelhaft. Nach vedantischer Auffassung ist die Welt jedoch Anirvachaniya, unaussprechlich, und daher für alle relativen Zwecke geeignet.
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''' (Der Abstieg der Seele vom Mond durch die verschiedenen Stadien bis zur Erde dauert) nicht sehr lange, aufgrund einer besonderen Erklärung (der </strong>'''Srutis in Bezug auf die Stadien danach, die Zeit brauchen)'''


Es wird die Frage aufgeworfen, ob die absteigende Seele, wenn sie die Ähnlichkeit der Natur mit Äther, Luft usw. erreicht, ziemlich lange in diesen Stufen verbleibt oder die nächsten Stufen schnell nacheinander erreicht. Dieses Sutra sagt, dass sie sie schnell durchläuft. "Dann wird er als Reis und Korn, Kräuter und Bäume, Sesam und Bohnen geboren. Von da an ist die Flucht mit vielen weiteren Schwierigkeiten behaftet" (Chh. 5. 10. 6). Die Sruti bezeichnet also die Stadien nach dem Herabsteigen auf die Erde durch den Regen als besonders schwer zu entkommen und deutet damit an, dass die Flucht aus den früheren Stadien leicht und schnell zu erreichen ist.




'''Brahma-Sutra 2.2.34: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


एवं चात्माकार्त्स्न्यम् ॥ ३४ ॥


===h Kapitel III, Abschnitt I, Adhikarana VI===
evaṃ cātmākārtsnyam || 34 ||


''evam-In ''der gleichen Weise; ''ca-und''; ''atmā-akārtsnyam-nicht-Universalität ''der Seele.


''' Und auf dieselbe Weise würde die Nicht-Universalität der Seele entstehen'''


Die Jainas sagen, dass die Seele so groß ist wie der Körper. Wenn dem so wäre, wäre sie begrenzt und hätte Teile; daher kann sie nicht ewig sein. Eine weitere Schwierigkeit wäre, dass die Seele einer Ameise, die aufgrund ihrer früheren Arbeit einen Elefantenkörper annimmt, nicht in der Lage ist, diesen Körper auszufüllen; und umgekehrt hat die Seele eines Elefanten nicht genügend Platz in einem Ameisenkörper. Die gleiche Schwierigkeit ergibt sich in Bezug auf die verschiedenen Stadien wie Kindheit, Jugend, Alter usw. in einem einzelnen Individuum.


Adhikarana Zusammenfassung: Wenn die Seelen in Pflanzen etc. eintreten, werden sie nur mit ihnen verbunden und nehmen nicht an ihrem Leben teil.


'''Brahma-Sutra 3.1.24: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


अन्याधिष्ठिते पूर्ववत्, अभिलापात् ॥ २४ ॥
'''Brahma-Sutra 2.2.35: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


anyādhiṣṭhite pūrvavat, abhilāpāt || 24 ||
न च पर्यायादप्यविरोधः, विकारादिभ्यः॥ ३५ ॥


''anya-adhiṣṭhite'''' - in das'', was von einem anderen beherrscht wird; ''pūrvavat - wie ''in den vorhergehenden Fällen; ''abhilāpāt - ''so sagt die Sruti.
na ca paryāyādapyavirodhaḥ, vikārādibhyaḥ || 35 ||
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''' (Die absteigende Seele tritt) in das ein, was von einer anderen (</strong>'''Jiva oder Seele) beherrscht wird, wie in den vorherigen Fällen (''nämlich ''Äther usw. zu werden); denn so steht es in der Sruti'''


Es wird die Ansicht vertreten, daß der Durchgang der Seele durch die Stadien von Korn usw. nicht eine bloße Verbindung mit ihnen ist, wie in den früheren Stadien mit Äther usw., sondern daß sie tatsächlich in der Form von Korn usw. geboren wird. Denn die Sruti sagt: "Dann wird er als Reis ''geboren''" usw. (Chh. 5. 10. 6). Es scheint auch vernünftig, dass diejenigen, die vom Himmel fallen, nachdem sie ihre guten Taten erschöpft haben, als Kräuter, Pflanzen usw. geboren werden, weil ihr schlechtes Karma, wie das Töten von Tieren, zurückbleibt. Das Wort "geboren" ist also wörtlich zu nehmen. Das Sutra widerlegt diese Ansicht und sagt, dass das Wort "geboren" lediglich eine Verbindung mit Getreide, Kräutern usw. impliziert, die von anderen Seelen belebt werden, die tatsächlich als solche geboren wurden. Denn in diesen Stadien gibt es keinen Hinweis auf ihr Karma, ebenso wenig wie in den früheren Stadien des Äthers usw. Sie betreten diese Pflanzen usw. unabhängig von ihrem Karma, und während sie dort sind, erleben sie die Früchte überhaupt nicht. Wo die Geburt im primären Sinne stattfindet und die Erfahrung der Früchte des Handelns beginnt, wird durch einen Hinweis auf das Karma deutlich gemacht, wie z. B.: "Diejenigen, deren Verhalten gut war, werden schnell eine gute Geburt erlangen" (Chh. 5. 10. 7). Die absteigenden Seelen verweilen also nur so lange in Pflanzen usw., die von anderen Seelen belebt werden, bis sie die Gelegenheit zu einer neuen Geburt erhalten.
''na ca-Nor''; ''paryāyāt-in ''wiederum; ''api-eben''; ''avirodhaḥ-Beständigkeit''; ''vikārādibhyaḥ-auf ''Grund von Veränderung usw.


''' Und auch dann nicht, wenn man annimmt, dass die Seele abwechselnd Teile annimmt und abwirft, um sich verschiedenen Körpern anzupassen, weil die Seele sich verändert'''


Um die im vorigen Sutra aufgezeigte Schwierigkeit zu überwinden, dass die Seele die Größe des Körpers hat, den sie annimmt, würde, wenn man sie als einen Körper betrachtet, der Teile hat und ihnen abwechselnd etwas hinzufügt und etwas wegnimmt, ein weiterer Fehler auftreten, ''nämlich dass ''die Seele Veränderungen unterliegt und folglich nicht ewig ist. Wenn sie nicht ewig ist und sich ständig verändert, kann man ihr keine Knechtschaft und keine Befreiung zuschreiben.


'''Brahma-Sutra 3.1.25: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


अशुद्धमिति चेत्, न, शब्दात् ॥ २५ ॥


aśuddhamiti cet, na, śabdāt || 25 ||
'''Brahma-Sutra 2.2.36: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


''aśuddham - unheilig''; ''iti cet - wenn ''es gesagt wird; ''na - nicht ''so;'' śabdāt - ''aufgrund der Autorität der Veden.
अन्त्यावस्थितेश्चोभयनित्यत्वादविशेषः ॥ ३६ ॥
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''' Wenn gesagt wird, dass Opfer, die das Töten von Tieren usw. beinhalten, unheilig sind, so sagen wir, dass dies nicht der Fall ist, weil es in der Schrift steht'''


Dieses Sutra widerlegt die Behauptung des Gegners in der vorhergehenden Suira, dass die absteigende Seele von ihrem schlechten Karma, wie dem Töten von Tieren in Opfern, umhüllt ist und deshalb als Kraut usw. geboren wird. Das Töten von Tieren usw. in Opfern bringt kein schlechtes Karma für die Person mit sich, denn es wird von den Schriften gebilligt.
antyāvasthiteścobhayanityatvādaviśeṣaḥ || 36 ||


''antya-avasthiteḥ-Durch ''die Beständigkeit (der Größe) am Ende; ''ca-und'';'' ubhaya-nityatvāt-da ''folgt die Beständigkeit der beiden; ''aviśeṣaḥ-da ''gibt es keinen Unterschied.


''' Und weil aus der Dauerhaftigkeit (der Größe der Seele) am Ende (d.h. bei der Freilassung) die Dauerhaftigkeit der beiden (vorangegangenen Größen, nämlich die am Anfang und in der Mitte) folgt, (daher) gibt es keinen Unterschied (hinsichtlich der Größe der Seele zu irgendeiner Zeit)'''


'''Brahma-Sutra 3.1.26: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
Die Größe der Seele zum Zeitpunkt der Befreiung ist nach Ansicht der Jainas von Dauer. Wenn nun diese Größe dauerhaft ist, kann sie nicht geschaffen worden sein, denn nichts Geschaffenes ist ewig und dauerhaft. Wenn sie nicht erschaffen ist, muss sie auch am Anfang und in der Mitte existiert haben. Mit anderen Worten: Die Größe der Seele war immer dieselbe, ob sie nun klein oder groß war. Daher ist die Jaina-Theorie, dass sie sich je nach der Größe des Körpers verändert, unhaltbar.


रेतः सिग्योगोऽथ ॥ २६ ॥


retaḥ sigyogo'tha || 26 ||


''retaḥ sika-yogo-Verbindung ''mit demjenigen, der den Akt der Zeugung vollzieht; ''atha-dann''.
<ol start="26">
''' Dann wird (die Seele) mit demjenigen verbunden, der den Akt der Zeugung vollzieht'''


"Denn wer Nahrung zu sich nimmt und den Akt der Zeugung vollzieht, (die Seele) wird eins mit ihm" (Chh. 5. 10. 6). Hier ist es unmöglich, dass die Seele buchstäblich mit dem Menschen identisch wird, und wir müssen verstehen, dass sie mit ihm verbunden wird. Dies beweist auch, dass die Verwandlung der Seele in Pflanzen usw. in den unmittelbar vorangehenden Stadien ebenfalls eine bloße Verbindung mit ihnen ist und keine tatsächliche Geburt als solche.
===Kapitel II, Abschnitt II, Adhikarana VII===






'''Brahma-Sutra 3.1.27: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


योनेः शरीरम् ॥ २७ ॥
Adhikarana Zusammenfassung: Widerlegung der Lehre, dass Gott nur die effiziente, nicht die materielle Ursache der Welt ist


yoneḥ śarīram || 27 ||
'''Brahma-Sutra 2.2.37: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


''yoneḥ-aus dem ''Mutterleib;'' śarīram-Körper''.
पत्युः, असामञ्जस्यात् ॥ ३७ ॥
<ol start="27">
''' Aus dem Mutterleib (entsteht) ein (neuer) Körper'''


Schließlich wird in diesem Sutra auf die eigentliche Geburt der Seele hingewiesen. Bis jetzt war es nur eine Verbindung mit den aufeinanderfolgenden Stadien, aber jetzt tritt die Seele durch ihre Verbindung mit einer Person, die den Akt der Zeugung vollzieht, in die Frau ein und erhält dort einen neuen Körper, der geeignet ist, die Ergebnisse ihres vergangenen Restkarmas zu erfahren.
patyuḥ, asāmañjasyāt || 37 ||


''patyuḥ-des ''Herrn; ''asāmañjasyāt-auf ''Grund von Unstimmigkeit.


''' Die Behauptung, der Herr sei nur die wirksame Ursache der Welt, kann wegen der Widersprüchlichkeit (dieser Lehre) nicht gültig sein'''


Der Vedanta sagt, dass der Herr sowohl die effiziente als auch die materielle Ursache der Welt ist. Die Naiyayikas, Vaiseshikas, Yogis und Maheswaras sagen, dass der Herr nur die wirksame Ursache ist, und dass die materielle Ursache entweder die Atome sind, wie die Naiyayikas und Vaiseshikas sagen, oder das Pradhana, wie die Yogis und andere sagen. Er ist der Herrscher des Pradhana und der Seelen, die von Ihm verschieden sind. Eine solche Sichtweise führt zu Ungereimtheiten. Warum? Weil sie den Herrn für die einen parteiisch und gegen die anderen voreingenommen macht, denn einigen Menschen geht es in dieser Welt gut, während andere im Elend leben. Die Gegner mögen hier sagen: Wie kommt der Vedantin aus dieser Schwierigkeit heraus? Er antwortet: Der Herr ist unparteiisch, aber Er lenkt die Menschen nach ihren Verdiensten und Fehlern, die sie in früheren Existenzen erworben haben. (Siehe Sutras 2. I. 84-35). Denn die Schriften sagen dies, und wenn man die Autorität der Schriften in diesem Punkt akzeptiert, muss man auch ihre Aussage akzeptieren: "Ich werde viele sein" usw. (Taitt. 2. 6), was zeigt, dass der Herr sowohl die wirksame als auch die materielle Ursache ist.


===Kapitel III, Abschnitt II, Einleitung===
 
 
'''Brahma-Sutra 2.2.38: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
संबन्धानुपपत्तेश्च ॥ ३८ ॥
 
saṃbandhānupapatteśca || 38 ||
 
''saṃbandha-anupapatteḥ-weil ''Beziehung nicht möglich ist; ''ca-und''.
 
''' Und weil eine Beziehung (zwischen dem Herrn und dem Pradhana oder den Seelen) nicht möglich ist'''
 
Da der Herr frei von Teilen ist, und so auch das Pradhana und die Seelen, kann es keine Verbindung zwischen dem Herrn und ihnen geben, und folglich können sie nicht von Ihm beherrscht werden. Ebenso wenig kann die Beziehung eine der Inhärenz sein, die zwischen Wesenheiten besteht, die als Ganzes und Teil, Substanz und Attribute usw. untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Schwierigkeit tritt bei den Vedantins nicht auf, erstens, weil die Beziehung eine unaussprechliche Identität (Tadatmya) ist, und zweitens, weil sie von den Srutis als Autorität abhängen und daher nicht erwarten, dass sie ihre Argumentation vollständig auf beobachtete Tatsachen stützen, wie es die Gegner tun müssen.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.2.39: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अधिष्ठानानुपपत्तेश्च ॥ ३९ ॥
 
adhiṣṭhānānupapatteśca || 39 ||
 
''adhiṣṭhāna-anupapatteḥ-Herrschaft ''ist unmöglich; ''ca-und''.
 
''' Und weil die Herrschaft (des Herrn) unmöglich ist'''
 
Diese Schulen schließen auf die Existenz des Herrn und sagen, dass er die Pradhana usw. lenkt wie der Töpfer seinen Ton. Aber die Pradhana usw. sind keine Objekte der Wahrnehmung wie der Ton. Daher kann der Herr sie nicht lenken, denn die Schlussfolgerung muss streng mit den beobachteten Tatsachen übereinstimmen.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.2.40: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
करणवच्चेत्, न, भोगादिभ्यः ॥ ४० ॥
 
karaṇavaccet, na, bhogādibhyaḥ || 40 ||
 
''karaṇavat - wie ''die Sinne; ''cet - wenn ''es gesagt wird; ''na - nein''; ''bhogādibhyaḥ - wegen ''des Genusses usw.
 
''' Wenn gesagt wird (dass der Herr das Pradhana usw. beherrscht), so wie (der ‘‘‘Jiva) die Sinne (die auch nicht wahrgenommen werden) beherrscht, (sagen wir) nein, wegen des Genusses usw'''
 
So wie die individuelle Seele die Sinnesorgane lenkt, die nicht wahrgenommen werden, so können wir auch annehmen, dass der Herr das Pradhana usw. regiert - sagt der Gegner. Die Analogie ist nicht richtig, denn im ersten Fall wird der Jiva gesehen, wie er Freude genießt, Schmerz erleidet usw., woraus wir schließen, dass er die Organe beherrscht. Wenn die Analogie wahr wäre, würde der Herr auch Schmerz und Vergnügen erleiden, die durch das Pradhana etc. verursacht werden.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.2.41: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अन्तवत्त्वमसर्वज्ञता वा ॥ ४१ ॥
 
antavattvamasarvajñatā vā || 41 ||
 
''antavattvam-der ''Zerstörung ''unterworfen''; ''asarvajñatā-nicht-omnis''; ''vā-oder''.
 
''' (Das wäre die Folge davon, dass sie, die Lehre des Herrn, der Zerstörung unterworfen wären oder dass sie nicht wüssten, was sie tun'''
 
Nach diesen Schulen ist der Herr allwissend und ewig, d.h. nicht der Zerstörung unterworfen.
 
Der Herr, das Pradhana und die Seelen sind nach den Maheshwaras unendlich und getrennt. Die Frage ist nun, ob der allwissende Herr das Maß des Pradhana, der Seele und seiner selbst kennt oder nicht. In jedem Fall ist die Doktrin, dass der Herr nur die effiziente Ursache des Universums ist, unhaltbar. Wenn der Herr ihr Maß kennt, sind sie alle begrenzt, und deshalb wird eine Zeit kommen, in der sie alle aufhören werden zu existieren. Und wenn er sie nicht kennt, dann wäre er nicht mehr allwissend.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt II, Adhikarana VIII===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Widerlegung des Bhagavata oder der Pancharatra-Schule
 
'''Brahma-Sutra 2.2.42: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
उत्पत्त्यसंभवात् ॥ ४२ ॥
 
utpattyasaṃbhavāt || 42 ||
 
''utpatti-asaṃbhavāt-auf ''die Unmöglichkeit des Entstehens ''hin''.
 
''' Die Entstehung (der individuellen Seele aus dem Herrn) ist unmöglich (die Pancharatra-Lehre ist unhaltbar)'''
 
Die Pancharatra- oder Bhagavata-Schule wird nun zur Untersuchung herangezogen. Sie erkennt die materielle und effiziente Kausalität des Herrn an, vertritt aber bestimmte andere Ansichten, die zu beanstanden sind. Demnach ist Vasudeva der Höchste Herr, die materielle und wirksame Ursache der Welt. Indem man Ihn verehrt, über Ihn meditiert und Ihn kennt, erlangt man Befreiung. Aus Vasudeva entsteht Sankarshana, der Jiva; aus dem Jiva Pradyumna, der Geist; aus dem Geist Aniruddha, das Ego. Dies ist die vierfache Form (Vyuba) des Herrn Vasudeva.
 
Von diesen akzeptiert der Vedantin die Ansicht, dass Vasudeva der Höchste Herr ist, der verehrt werden muss und so weiter, da sie nicht gegen die Sruti verstößt. Aber die Erschaffung des Jiva usw. lehnt er ab, da eine solche Erschaffung unmöglich ist. Warum? Weil die Seele, wenn sie erschaffen würde, der Zerstörung unterworfen wäre und daher keine Befreiung von ihr vorausgesagt werden kann. Dass die Seele nicht erschaffen wird, wird im Sutra 2. 3. 17.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.2.43: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
न च कर्तुः करणम् ॥ ४३ ॥
 
na ca kartuḥ karaṇam || 43 ||
 
''na ca-Nor''; ''kartuḥ- ''vom Mittel; ''karaṇam-das ''Instrument.
 
''' Es wird auch nicht gesehen, dass das Instrument aus dem Agens hervorgeht'''
 
Da ein Instrument, wie z.B. eine Axt, nicht aus dem Agenten, dem Holzfäller, hervorgeht, kann die Bhagavata-Lehre - dass aus der individuellen Seele das innere Instrument oder der Geist und aus dem Geist das Ego hervorgeht - nicht akzeptiert werden. Es gibt auch keine Autorität der Schriften dafür. Die Schriften sagen ganz klar, dass alles von Brahman ausgeht.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.2.44: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
विज्ञानादिभावे वा तदप्रतिषेधः ॥ ४४ ॥
 
vijñānādibhāve vā tadapratiṣedhaḥ || 44 ||
 
''vijñānādibhāve-Ist ''Intelligenz usw. vorhanden; ''vā-oder''; ''tat-apratiṣedhaḥ-kein ''Abwenden davon.
 
''' Oder wenn von den (vier ‘‘‘Vyuhas) gesagt wird, dass sie Intelligenz usw. besitzen, so gibt es doch keine Abwendung davon (nämlich den Einwand, der in Sutra 42 erhoben wird)'''
 
Die Bhagavatas mögen sagen, dass alle Formen Vasudeva, der Herr, sind, und dass sie alle gleichermaßen Wissen und Herrschaft, Kraft, Tapferkeit usw. besitzen und frei von Fehlern und Unvollkommenheiten sind. In diesem Fall gäbe es mehr als einen Iswara, was überflüssig ist und auch ihren eigenen Annahmen widerspricht. Selbst wenn man all dies zugesteht, ist die Entstehung des einen aus dem anderen nicht denkbar. Da sie in jeder Hinsicht gleich sind, kann keine von ihnen die Ursache einer anderen sein, denn die Wirkung muss irgendeine Eigenschaft haben, die der Ursache fehlt. Auch die Formen von Vasudeva können nicht auf vier beschränkt werden, da die ganze Welt, von Brahma bis hinunter zu einem Grasbüschel, eine Form des Höchsten Wesens ist.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.2.45: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
विप्रतिषेधाच्च ॥ ४५ ॥
 
vipratiṣedhācca || 45 ||
 
''vipratiṣedhāt - wegen ''der Widersprüche; ''ca-und'';
 
''' Und wegen der Widersprüche (die Bhagavata-Ansicht ist unhaltbar)'''
 
Außerdem enthält die Theorie viele Widersprüche. Manchmal spricht sie von den vier Formen als Eigenschaften des Atman und manchmal als dem Atman selbst.
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Einleitung===




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Adhikarana Zusammenfassung: Einleitung
Adhikarana Zusammenfassung: Einleitung


Im letzten Abschnitt wurde der Übergang der Seele in verschiedene Sphären und ihre Rückkehr erklärt. Es gibt Menschen, die von Karma oder Opfern, die zu einem solchen Schicksal der Seele führen, angewidert sind und leidenschaftslos werden. Damit sie die wahre Bedeutung der Mahavakyas oder der großen vedischen Sprüche begreifen, wird in diesem Abschnitt die wahre Natur von "Das" und "Du" im Mahavakya "Das bist du" erläutert. Im letzten Abschnitt wurde der Wachzustand der Seele (das "Du") ausführlich beschrieben. Nun wird ihr Traumzustand erörtert, um zu zeigen, dass die Seele selbstleuchtend ist. Auf diese Weise wird gezeigt, dass die drei Zustände der Seele, ''nämlich ''Wachen, Traum und Tiefschlaf, lediglich illusorisch sind, und so wird die konsequente Identität von Jiva und Brahman festgestellt.
Im vorigen Abschnitt wurde die Widersprüchlichkeit der Lehren der verschiedenen nichtvedantischen Schulen aufgezeigt und folglich ihre Unzuverlässigkeit festgestellt. Es kann ein Zweifel aufkommen, dass aufgrund von Widersprüchen in den Sruti-Texten auch die Lehre, die Brahman als die erste Ursache hochhält, zur gleichen Klasse gehört. Um einen solchen Zweifel auszuräumen, indem die scheinbaren Widersprüche in den Schrifttexten harmonisiert werden, werden die nächsten beiden Abschnitte begonnen. Die Argumente des Gegners, der versucht, den Selbstwiderspruch der Sruti-Texte zu beweisen, werden immer zuerst angeführt, und dann folgt die Widerlegung.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana I===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Äther ist nicht ewig, sondern erschaffen
 
'''Brahma-Sutra 2.3.1: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
न वियत्, अश्रुतेः ॥ १ ॥
 
na viyat, aśruteḥ || 1 ||
 
''na-nicht''; ''viyat-Akasa''; ''aśruteḥ-''(wie es) nicht so von der Sruti angegeben wird.
 
''' Akasa (ist) nicht (erschaffen), (wie es) nicht so in der Sruti steht'''
 
Zunächst werden die Texte aufgegriffen, die sich mit der Schöpfung befassen, und es wird zunächst auf Akasa (Äther) eingegangen. In der Chhandogya Upanishad, wo die Reihenfolge der Schöpfung beschrieben wird, heißt es: "Es dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich wachsen.' Es sandte Feuer aus" (6. 2. 3). Hier wird nicht erwähnt, dass Akasa vom Sat oder Brahman erzeugt wird. Akasa hat also keinen Ursprung, es ist ewig.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.2: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अस्ति तु ॥ २ ॥
 
asti tu || 2 ||
 
''asti-Das ''gibt es; ''tu-aber''.
 
''' Aber es gibt (einen Sruti-Text, der besagt, dass Akasa erschaffen wird)'''
 
Der Gegner nimmt in diesem Sutra einen möglichen Einwand gegen seine in Sutra 1 vorgebrachten Argumente vorweg und erklärt ihn in Sutra 3. Der Text, auf den hier Bezug genommen wird, lautet: "Aus diesem Selbst (Brahman) entsprang Akasa (Äther)" usw. (Taitt. 2. 1).
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.3: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
गौणी, असंभवात् ॥ ३ ॥
 
gauṇī, asaṃbhavāt || 3 ||
 
''gauṇī-verwendet ''in einem sekundären Sinn; ''asaṃbhavāt-auf ''Grund der Unmöglichkeit.
 
'''3) Der Sruti-Text, der sich mit dem Ursprung von Akasa befasst, ist in einem sekundären Sinn zu verstehen, da es unmöglich ist, dass Akasa erschaffen wird'''
 
Der Taittiriya-Text, auf den im vorigen Sutra Bezug genommen wird, sollte nach Ansicht des Gegners in einem sekundären Sinn verstanden werden, da Akasa nicht geschaffen werden kann. Es hat keine Teile und kann daher nicht erschaffen werden. Darüber hinaus ist Akasa alldurchdringend, und daher kann gefolgert werden, dass es ewig ist - ohne Ursprung.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.4: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
शब्दाच्च ॥ ४ ॥
 
śabdācca || 4 ||
 
''śabdāt - aus den ''Sruti-Texten; ''ca-also''.
 
''' Auch aus den Sruti-Texten (wir finden, dass Akasa ewig ist)'''
 
Im letzten Sutra wurde gefolgert, dass Akasa ewig ist. Heie zitiert der Gegner einen Sruti-Text, um zu zeigen, dass er ewig ist. Der Text, auf den er sich bezieht, lautet: "(Und das Formlose sind) Vayu und Akasa - diese sind unsterblich" (Brih. 2. 3. 3). Da es unsterblich oder ewig ist, kann es keinen Anfang haben.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.5: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
स्याच्चैकस्य ब्रह्मशब्दवत् ॥ ५ ॥
 
syāccaikasya brahmaśabdavat || 5 ||
 
''syāt-ist ''möglich; ''ca-und''; ''ekasya-von ''demselben (Wort 'sprang'); ''brahmaśabdavat-wie ''das Wort 'Brahman'.
 
''' Es ist möglich, dass dasselbe Wort ("sprang") in einem primären und (sekundären Sinn) wie das Wort "Brahman" verwendet wird'''
 
Der Gegner im Sutra antwortet auf eine Schwachstelle in seinem Argument, ''nämlich ''wie kann das gleiche Wort "sprang" im Taittiriya-Text,
 
"Aus diesem Selbst (Brahman) entsprang Akasa; aus Akasa entsprang Vayu (Luft), aus der Luft entsprang Feuer" usw. (2. 1),
 
in einem sekundären Sinn in Bezug auf Akasa und im primären Sinn in Bezug auf Luft, Feuer usw. verwendet werden? Er tut dies, indem er sich auf andere Sruti-Texte bezieht, in denen das Wort "Brahman" so verwendet wird. "Versuche, Brahman durch Buße zu erkennen, denn Buße ist Brahman", wo Brahman im selben Text sowohl in einem primären als auch in einem sekundären Sinn verwendet wird; auch "Nahrung ist Brahman" (Taitt. 8. 2) und "Glückseligkeit ist Brahman" (Taitt. 3. 6), wo Brahman in einem sekundären bzw. primären Sinn in zwei sich ergänzenden Texten verwendet wird.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.6: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
प्रतिज्ञाहानिरव्यतिरेकाच्छब्देभ्यः ॥ ६ ॥
 
pratijñāhāniravyatirekācchabdebhyaḥ || 6 ||
 
''pratijñā-ahāniḥ-Nicht-Aufgeben ''des Satzes; ''avyatirekāt-von ''Nicht-Unterscheidung;'' śabdebhyaḥ-von ''den Srutis.
 
''' Die Nicht-Aufgabe des Satzes (nämlich, dass durch das Wissen von einem alles andere bekannt wird) kann nur aus der Nicht-Unterscheidung (der gesamten Welt von Brahman) resultieren. Aus den Sruti-Texten (die die Nicht-Unterscheidung der Ursache und ihrer Wirkungen erklären, ist dieser Satz begründet)'''
 
Dieses Sutra widerlegt die bisher dargelegte Ansicht des Gegners und gibt die Schlussfolgerung. Die Behauptung, dass aus der Kenntnis des einen (Brahman) alles andere bekannt ist, kann nur dann wahr sein, wenn alles in der Welt eine Wirkung von Brahman ist. Denn die Sruti sagt, dass die Wirkungen sich nicht von ihrer Ursache unterscheiden, und folglich werden, wenn die Ursache bekannt ist, auch die Wirkungen bekannt sein. Wenn Akasa nicht aus Brahman erschaffen wurde, dann ist der fragliche Satz hinfällig; denn nachdem man Brahman erkannt hat, bleibt Akasa immer noch zu erkennen, weil es keine Wirkung von Brahman ist. Wenn es aber erschaffen ist, dann gibt es keine solche Schwierigkeit. Akasa ist also erschaffen, sonst wäre die Autorität der Veden dahin. Der Chhandogya-Text, in dem Akasa nicht erwähnt wird, ist dementsprechend im Lichte des Taittiriya-Textes zu interpretieren, d.h. Akasa und Vayu müssen eingefügt werden, und der Text würde bedeuten, dass nach der Erschaffung von Akasa und Vayu "es Feuer erschuf".
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.7: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
यावद्विकारं तु विभागो लोकवत् ॥ ७ ॥
 
yāvadvikāraṃ tu vibhāgo lokavat || 7 ||
 
''yāvat-vikāraṃ-Erstreckung ''auf alle Wirkungen, was auch immer; ''tu-but''; ''vibhāgaḥ-Absonderung''; ''lokavat-als ''in der Welt.
 
''' Aber in allen Wirkungen, was auch immer, (gibt es) Getrenntsein, wie es in der Welt zu sehen ist'''
 
Das Wort "aber" widerlegt die Vorstellung, dass Akasa nicht geschaffen ist. Wir sehen in der Welt, dass alle geschaffenen Dinge sich voneinander unterscheiden. Ein Topf ist anders als ein Stück Stoff und so weiter. Mit anderen Worten, alles, was eine Besonderheit hat, ist geschaffen. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein Ding von anderen getrennt und dennoch ewig ist. Nun ist Akasa von der Erde usw. getrennt und kann daher nicht ewig sein, sondern muss ein geschaffenes Ding sein. Man könnte einwenden, dass der Atman auch vom Äther usw. getrennt ist und daher auch eine Wirkung ist. Aber das ist nicht möglich, denn alle Dinge sind aus dem Atman erschaffen, der ihr Selbst ist, und daher nicht von ihnen getrennt; daher ist er keine Wirkung. Die Alldurchdringung und Ewigkeit von Akasa sind nur relativ wahr; es ist geschaffen und eine Wirkung von Brahman.
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana II===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Luft entsteht aus Äther
 
'''Brahma-Sutra 2.3.8: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
एतेन मातरिश्वा व्याख्यातः ॥ ८ ॥
 
etena mātariśvā vyākhyātaḥ || 8 ||
 
''etena-Damit''; ''mātariśvā-Luft''; vyākhyātaḥ-erklärt'' wird''.
 
''' Dadurch ''(d.h. durch ''die vorangehende Erklärung über ‘‘‘Akasa) wird (die Tatsache, dass) Luft (auch eine Wirkung ist) erklärt'''
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana III===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Brahman ist nicht geschaffen
 
'''Brahma-Sutra 2.3.9: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
असंभवस्तु सतः, अनुपपत्तेः ॥ ९ ॥
 
asaṃbhavastu sataḥ, anupapatteḥ || 9 ||
 
''asaṃbhavaḥ-es ''kann keinen Ursprung geben; ''tu-aber''; ''sataḥ-vom ''Sat (Das, was ist); ''anupapatteḥ-weil ''es keinen Grund gibt.
 
''' Aber es kann keinen Ursprung des Sat (das, was ist'', d.h. ''‘‘‘Brahman) geben, da es nicht der Vernunft entspricht'''
 
Es stellt sich die Frage, ob Brahman auch eine Wirkung ist wie Akasa usw. In der Svetasvatara Upanishad gibt es den Text: "Du wirst mit Deinem nach allen Richtungen gewandten Gesicht geboren" (Svet. 4. 3), was eindeutig besagt, dass Brahman geboren wird. Diese Ansicht wird durch das Sutra widerlegt, das besagt, dass Brahman, das die Existenz selbst ist, keine Wirkung sein kann, da es keine Ursache haben kann. "Und Er hat weder Eltern noch Herrn" (Svet. 6. 9). Auch das Nicht-Sein kann keine Ursache sein, denn die Sruti sagt: "Wie kann das Sein aus dem Nicht-Sein entstehen?" (Chh. 6. 2. 2). Es ist auch nicht richtig zu sagen, dass die Existenz ihre eigene Ursache ist, denn die Wirkung muss irgendeine Besonderheit haben, die die Ursache nicht besitzt. Brahman ist bloße Existenz ohne jede Unterscheidung. Wir sehen, dass nur das Besondere aus dem Allgemeinen hervorgeht, so wie verschiedene Töpfe aus Ton entstehen, und nicht andersherum''.'' Daher kann Brahman, das die Existenz im Allgemeinen ist, nicht die Wirkung irgendeiner besonderen Sache sein. Die Tatsache, dass jede Ursache selbst eine Wirkung eines vorhergehenden Dinges ist, wird von der Sruti zurückgewiesen: "Das große, geburtslose Selbst ist unvergänglich" (Brih. 4. 4. 25), denn es führt zu einem ''regressus in infinitum''. Brahman ist also keine Wirkung, sondern ist ewig.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana IV===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Feuer entsteht aus Luft
 
'''Brahma-Sutra 2.3.10: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
तेजोऽतः, तथा ह्याह ॥ १० ॥
 
tejo'taḥ, tathā hyāha || 10 ||
 
''tejaḥ-Feuer''; ''ataḥ-aus ''diesem; tathā-so ''hi-verily'';'' āha-sagt''.
 
''' Feuer (wird) aus diesem ''(d.h. der ''Luft) erzeugt, so sagt (die ‘‘‘Sruti) wahrlich'''
 
"Aus Luft (entsteht) Feuer" (Taitt. 2. 1.) zeigt, dass Feuer aus Luft entsteht. Wiederum heißt es: "Das (Brahman) erschuf das Feuer" (Chh. 6. 2. 3). Diese beiden Texte können miteinander in Einklang gebracht werden, wenn man den Taittiriya-Text so interpretiert, dass er die Reihenfolge meint: Brahman hat nach der Erschaffung der Luft das Feuer erschaffen. Dieses Sutra widerlegt eine solche geniale Erklärung und sagt, dass das Feuer aus Vayu oder Luft entsteht. Dies widerspricht nicht dem Chhandogya-Text, denn es bedeutet, dass die Luft ein Produkt von Brahman ist und dass das Feuer aus Brahman, das die Form der Luft angenommen hat, entsteht. Die allgemeine Aussage, dass alles aus Brahman geschaffen wird, erfordert, dass alle Dinge letztlich auf diese Ursache zurückgeführt werden, und nicht, dass sie die unmittelbaren Auswirkungen sind. Daher gibt es keinen Widerspruch.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana V===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Aus Feuer erschaffenes Wasser
 
'''Brahma-Sutra 2.3.11: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
आपः ॥ ११ ॥
 
āpaḥ || 11 ||
 
''tejaḥ-Feuer''; ''ataḥ-aus ''diesem; tathā-so ''hi-verily'';'' āha-sagt''.
 
''' Wasser (wird aus Feuer erzeugt)'''
 
"Aus Feuer entsteht Wasser" (Taitt. 2. 1); "Das schuf Wasser" (Chh. 6. 2. 3). Diese beiden Texte lassen keinen Zweifel daran, dass das Wasser aus dem Feuer entstanden ist. Auch hier müssen wir verstehen, dass aus Brahman, das als Feuer konditioniert ist, Wasser erzeugt wird.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana VI===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die Erde wurde aus Wasser erschaffen
 
'''Brahma-Sutra 2.3.12: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
पृथिवि, अधिकाररूपशब्दान्तरेभ्यः ॥ १२ ॥
 
pṛthivī, adhikārarūpaśabdāntarebhyaḥ || 12 ||
 
''pṛthivī-Erde''; ''adhikāra-rūpa-śabdāntarebhyaḥ-auf'''' Grund ''des Themas, der Farbe und anderer Sruti-Texte.
 
''' Erde (ist mit dem Wort "‘‘‘Anna" gemeint) wegen des Themas, der Farbe und anderer Sruti-Texte'''
 
"Aus Wasser Erde" (Taitt. 2. 1); "Es (Wasser) erzeugte Anna (wörtlich: Nahrung)" (Chh. 6. 2. 4). Die beiden Texte sind scheinbar widersprüchlich; denn in dem einen wird gesagt, dass Wasser Erde erzeugt, in dem anderen, dass es Nahrung erzeugt. Das Sutra sagt, dass "Anna" im Chhandogya-Text nicht Nahrung, sondern Erde bedeutet. Und warum? Erstens wegen des Themas, das in diesem Abschnitt behandelt wird. In "Es erschuf das Feuer" und anderen Texten beschreibt die Sruti die Erschaffung der fünf Elemente, und so sollte sich "Anna" auf ein Element und nicht auf Nahrung beziehen. Wiederum in einer ergänzenden Passage heißt es: "Die schwarze Farbe des Feuers ist die Farbe von Anna" (Chh. 6. 4. 1), wobei der Hinweis auf die Farbe eindeutig darauf hinweist, dass mit "Anna" die Erde gemeint ist. Daher bedeutet "Anna" in der besprochenen Passage Erde, und es gibt keinen Widerspruch zwischen den Chhandogya- und Taittiriya-Texten. Andere Sruti-Texte wie "Das, was als Schaum auf dem Wasser da war, verfestigte sich und wurde zu dieser Erde" (Brih. 1. 2. 2), zeigen deutlich, dass aus Wasser Erde entsteht.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana VII===
 
 
 
 
Adhikarana-Zusammenfassung: Brahman als das schöpferische Prinzip, das im vorhergehenden Element wohnt, ist die Ursache für das nachfolgende Element in der Schöpfungsordnung
 
'''Brahma-Sutra 2.3.13: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
तदभिध्यानादेव तु तल्लिङ्गात् सः ॥ १३ ॥
 
tadabhidhyānādeva tu talliṅgāt saḥ || 13 ||
 
''tadat-abhidhyānāt-auf Grund ''Seines Nachdenkens; ''eva-nur''; ''tu-aber''; ''talliṅgāt-auf Grund ''Seiner Hinweiszeichen; ''saḥ-He''.
 
''' Aber nur aufgrund Seines Nachdenkens (werden die nachfolgenden Elemente in der Reihenfolge der Schöpfung aus dem vorhergehenden Element erschaffen; so) ist Er (der Höchste Herr) der Schöpfer der Luft usw.). (Wir wissen dies) aus Seinen hinweisenden Zeichen'''
 
Brahman wird in den Srutis als der Schöpfer von allem beschrieben. Wiederum finden wir in ihnen Texte wie "Aus Akasa entsteht Luft" (Taitt. 2. 1), die erklären, dass bestimmte Elemente unabhängig voneinander bestimmte Wirkungen hervorbringen. Der Gegner behauptet also, dass es einen Widerspruch in den Sruti-Texten gibt. Dieses Sutra widerlegt diesen Einwand, indem es sagt, dass der Herr, der in diesen Elementen wohnt, nach Reflexion bestimmte Wirkungen hervorbringt. Und warum? Wegen der anzeigenden Zeichen. "Er, der die Erde bewohnt ... und der die Erde von innen her beherrscht" usw. (Brih. 3. 7. 3) zeigt, dass der Höchste Herr der alleinige Herrscher ist und den Elementen jede Unabhängigkeit abspricht. Wiederum zeigt "Das Feuer dachte, ... das Wasser dachte" (Chh. 6. 2. 3-4), dass diese Elemente nach Reflexion die Wirkungen hervorgebracht haben. Diese Reflexion ist für träge Elemente unmöglich, und so müssen wir verstehen, dass der Herr, der in diesen Elementen wohnt, dachte und die Wirkungen hervorrief. Die Elemente werden also nur durch das Wirken des Herrn, der in ihnen wohnt, zu Ursachen. Es gibt also keinen Widerspruch zwischen den beiden eingangs zitierten Texten.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana VIII===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die Reabsorption erfolgt in umgekehrter Reihenfolge zur Schöpfung
 
'''Brahma-Sutra 2.3.14: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
विपर्ययेण तु क्रमोऽतः, उपपद्यते च ॥ १४ ॥
 
viparyayeṇa tu kramo'taḥ, upapadyate ca || 14 ||
 
''viparyayeṇa - in ''der umgekehrten Reihenfolge; ''tu - in der Tat''; ''kramaḥ - Ordnung''; ''ataḥ - von ''dieser (der Schöpfungsordnung); ''upapadyate - ist ''vernünftig; ''ca - und''.
 
''' (Im ‘‘‘Pralaya werden die Elemente) in der Tat (in Brahman zurückgezogen) in umgekehrter Reihenfolge zu der (der Schöpfung); und das ist vernünftig'''
 
Die Frage ist, ob die Elemente zum Zeitpunkt der kosmischen Auflösung in der Reihenfolge der Schöpfung oder in umgekehrter Reihenfolge in Brahman zurückgezogen werden. Das Sutra besagt, dass es in umgekehrter Reihenfolge geschieht, denn die Wirkung kehrt in den kausalen Zustand zurück, so wie zum Beispiel Eis zu Wasser schmilzt. Daher wird jedes Ding in seine unmittelbare Ursache zurückgezogen und so weiter in umgekehrter Reihenfolge, bis Akasa erreicht ist, das wiederum in Brahman aufgeht.
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana IX===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die Erwähnung von Geist, Intellekt und Organen
 
Adhikarana IX - ''Die Erwähnung des Geistes, des Intellekts und der Organe beeinträchtigt nicht die Ordnung der Schöpfung und der Wiederaufnahme, da sie die Produkte der Elemente sind''.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.15: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अन्तरा विज्ञानमनसी क्रमेण तल्लिङ्गादिति चेत्, न, अविशेषात् ॥ १५ ॥
 
antarā vijñānamanasī krameṇa talliṅgāditi cet, na, aviśeṣāt || 15 ||
 
''antarā - ''zwischen; ''vijñānamanasī - Verstand ''und Geist; ''krameṇa - in ''der Reihenfolge; ''talliṅgāt - aufgrund ''von Anzeichen dafür; ''iti cet - wenn ''es gesagt wird; ''na - nicht ''so; ''aviśeṣāt - ''aufgrund von Nicht-Unterschied.
 
''' Wenn gesagt wird, dass zwischen (‘‘‘Brahman und den Elementen) der Intellekt und der Geist (erwähnt werden, und daher sollte das die Reihenfolge bei der Schöpfung und die umgekehrte Reihenfolge bei der Resorption sein), aufgrund des Hinweises (in den Sruti-Texten) auf diesen Effekt (der die Reihenfolge der Schöpfung der Elemente durcheinander bringt), (sagen wir) nicht so, aufgrund der Nicht-Unterscheidung (des Intellekts und des Geistes von den Elementen)'''
 
In der Mundaka Upanishad findet sich folgender Text: "Aus diesem Selbst entstehen Prana, der Geist, die Sinne, der Äther, die Luft, das Feuer, das Wasser und die Erde, die Stütze von allem" (2. 1. 3). Es wird der Einwand erhoben, dass die Reihenfolge der Schöpfung, wie sie in diesem Text beschrieben wird, der Reihenfolge der Schöpfung der Elemente widerspricht, die im Chhandogya 6. 2. 3 und anderen Srutis beschrieben wird. Dieser Einwand wird hier mit der Begründung widerlegt, dass der Mundaka-Text nur besagt, dass alle diese Elemente aus dem Selbst hervorgehen, aber keine Reihenfolge der Schöpfung wie in den anderen Texten angibt. Auch der Intellekt, der Geist und die Organe sind Wirkungen der Elemente, und so können sie erst nach der Erschaffung der Elemente ins Dasein treten. Aufgrund dieses Nicht-Unterschieds der Organe von den Elementen sind ihr Entstehen und ihre Wiederaufnahme die gleichen wie die der Elemente. Dass die Organe Modifikationen der Elemente sind, wird durch Sruti-Texte bewiesen wie: "Denn der Geist, mein Kind, besteht aus Erde, die Lebenskraft aus Wasser, das Stimmorgan aus Feuer" (Chh. 6. 6. 5). Daher widerspricht der Mundaka-Text nicht der Reihenfolge der Schöpfung, die anderswo erwähnt wird.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana X===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Geburt und Tod beziehen sich in erster Linie auf den Körper und metaphorisch auf die Seele.
 
'''Sutra 2,3.16</strong>
 
चराचरव्यपाश्रयस्तु स्यात् तद्व्यपदेशो भाक्तः,
तद्भावभावित्वात् ॥ १६ ॥
 
carācaravyapāśrayastu syāt tadvyapadeśo bhāktaḥ,
tadbhāvabhāvitvāt || 16 ||
 
''carācaravyapāśrayaḥ-Abhängig ''von (den Körpern) der sich bewegenden und stationären Wesen; ''tu-aber''; ''syāt-möglicherweise''; ''tadvyapadeśaḥ-Erwähnung ''dessen; ''bhāktaḥ-sekundär''; ''tadbhāva-bhāvitvāt-auf ''Grund (jener Begriffe) abhängig von der Existenz dessen;
 
''' Aber die Erwähnung dessen (''nämlich ''Geburt und Tod der individuellen Seele) ist nur in bezug auf (die Körper) von bewegten und unbewegten Wesen angebracht. (In bezug auf die Seele aber ist sie zweitrangig, weil (diese Begriffe) vom Vorhandensein dieses (d.h. ''des ''Körpers) abhängen.)</strong>
 
Es kann ein Zweifel aufkommen, dass auch die individuelle Seele Geburt und Tod hat, weil die Menschen Ausdrücke wie "Devadatta ist geboren" oder "Devadatta ist tot" verwenden und weil bestimmte Zeremonien bei der Geburt und dem Tod von Menschen in den Schriften vorgeschrieben sind. Dieses Sutra widerlegt einen solchen Zweifel und sagt, dass die individuelle Seele weder Geburt noch Tod hat. Diese gehören nicht zur Seele, sondern zum Körper, mit dem die Seele verbunden ist. Diese Verbindung und Trennung mit dem Körper wird im Volksmund als Geburt und Tod der Seele bezeichnet. Außerdem sagt die Sruti: "Es ist der Körper, der, der Seele beraubt, stirbt; die Seele stirbt nicht" (Chh. 6. 11. 8). Geburt und Tod werden also in erster Linie von den Körpern der sich bewegenden und stehenden Wesen gesprochen und nur metaphorisch von der Seele. Dass Geburt und Tod die Verbindung bzw. Trennung der Seele mit dem Körper bedeuten, wird durch solche Texte bewiesen wie: "Jener Mensch, wenn er geboren wird oder einen Körper erlangt", usw. (Brih. 4. 3. 8).
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XI===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die individuelle Seele ist dauerhaft, ewig, etc.
 
'''Brahma-Sutra 2.3.17: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
नात्मा, आश्रुतेर्नित्यत्वाच्च ताभ्यः ॥ १७ ॥
 
nātmā, āśruternityatvācca tābhyaḥ || 17 ||
 
''na - wird ''nicht (erzeugt);'' ātmā - das ''individuelle Selbst;'' āśruteḥ - ''wird nicht (so) in den Schriften erwähnt; ''nityatvāt - ''ewig ''sein''; ''ca - auch''; ''tābhyaḥ - von ''ihnen (Srutis);
 
''' Das individuelle Selbst wird nicht (erzeugt), (denn es wird) nicht (so) von den Schriften erwähnt; auch (wegen seines) Ewigseins, (denn so ist es bekannt) aus ihnen (den Sruti-Texten)'''
 
Zu Beginn der Schöpfung gab es nur "ein Brahman ohne ein zweites" (Ait. 1. 1), und so ist es nicht vernünftig zu sagen, dass die individuelle Seele nicht geboren wird, denn damals gab es nichts außer Brahman. Wiederum sagt die Sruti: "So wie aus einem Feuer winzige Funken in alle Richtungen fliegen, so gehen von diesem Atman alle Pranas (Organe), alle Welten, alle Götter und alle Selbste aus" (Brih. 2. 1. 20, Madhyandina-Überarbeitung). So argumentiert der Gegner, dass die individuelle Seele am Anfang des Zyklus geboren wird, so wie Ak asa und andere Elemente geboren werden. Dieses Sutra widerlegt dies und sagt, dass die individuelle Seele nicht geboren wird, denn es gibt keine diesbezügliche Aussage in der Sruti in dem Abschnitt, der sich mit der Schöpfung befasst. Andererseits leugnen Sruti-Texte eindeutig eine solche Geburt der individuellen Seele. "Ungeboren, ewig" (Kath. 1. 2. 18); "Dieser große geburtslose Sell" (Brih. 4. 4. 25). Es ist das eine Brahman ohne ein zweites, das in den Intellekt eintritt und als die individuelle Seele (Jiva) erscheint. "Nachdem es ihn geschaffen hatte, ging es in ihn ein" (Taitt. 2. 6). Da es also in Wirklichkeit keinen Unterschied zwischen der individuellen Seele und Brahmar: gibt, widerspricht die Tatsache, dass der Jiva nicht erschaffen wurde, nicht dem Text: "Am Anfang war nur der Atman ohne ein Zweites" (Ait. 1. 1). Die Erschaffung der Seelen, von der in den anderen zitierten Texten die Rede ist, hat nur einen sekundären Sinn. Sie steht daher nicht im Widerspruch zu dem Text: "Nachdem er sie erschaffen hatte, ging er in sie ein.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XII===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die Natur der individuellen Seele ist Intelligenz
 
'''Brahma-Sutra 2.3.18: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
ज्ञोऽत एव ॥ १८ ॥
 
jño'ta eva || 18 ||
 
''jñaḥ-Intelligenz''; ''ata eva - ''genau aus diesem Grund.
 
''' Denn gerade deshalb ''(''weil sie nicht geschaffen ist), ist (die individuelle Seele) Intelligenz (selbst)'''
 
Die Vaiseshikas sagen, dass die individuelle Seele von Natur aus nicht intelligent ist, denn im Zustand des Tiefschlafs (Sushupti) oder der Ohnmacht ist sie es nicht. Erst wenn die Seele auf die bewusste Ebene kommt und sich mit dem Geist vereinigt, wird sie intelligent. Dieses Sutra widerlegt eine solche Möglichkeit, denn es ist das intelligente Brahman selbst, das sich als individuelle Seele manifestiert, obwohl es durch die CJpadhis (begrenzende Hilfsmittel), den Körper usw. begrenzt ist. Daher ist die Intelligenz ihr ureigenes Wesen und wird nie ganz zerstört, nicht einmal im Zustand des Tiefschlafs oder der Ohnmacht. "Dass sie in diesem Zustand nicht sieht, liegt daran, dass sie dann zwar sieht, aber nicht sieht; denn die Sicht des Zeugen kann niemals verloren gehen, weil sie unsterblich ist. Aber es gibt nicht das zweite, von ihm getrennte Ding, das er sehen kann" (Brih. 4. 3. 23). Daher ist es nicht wahr, dass seine Intelligenz verloren geht, denn das ist unmöglich. Sie verliert in Wirklichkeit nicht ihre Fähigkeit zu sehen; sie sieht nur deshalb nicht, weil es keinen Gegenstand zu sehen gibt. Wäre die Intelligenz tatsächlich nicht vorhanden, wer könnte dann sagen, dass sie nicht existiert? Wie könnte man sie erkennen? Außerdem muss derjenige, der sagt, er habe im Tiefschlaf nichts gewusst, zu diesem Zeitpunkt existent gewesen sein. Wie könnte er sich sonst an den Zustand erinnern, in dem er sich befand? Die Intelligenz des Selbst geht also unter keiner Bedingung verloren.
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XIII===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die Größe der individuellen Seele
 
'''Brahma-Sutra 2.3.19: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
उत्क्रान्तिगत्यागतीनाम् ॥ १९ ॥
 
utkrāntigatyāgatīnām || 19 ||
 
''utkrānti-gati-āgatīnām-Das'' Hinausgehen, Gehen und Zurückkehren.
 
'''(19) Da die Sruti-Texte erklären, dass die Seele hinausgeht, (in andere Sphären) geht und (von dort) zurückkehrt, (ist die Seele nicht unendlich groß)'''
 
Von diesem bis zum Sutra 82 wird die Frage nach der Größe der Seele - ob sie atomar, mittelgroß oder unendlich ist - diskutiert. In der Svetas-vatara Upanishad heißt es: "Er ist der eine Gott ... der alles durchdringende" (6. 11); und weiter. "Dieser Atman ist atomar" (Mu. 3. 3. 9). Die beiden Texte widersprechen sich, und wir müssen zu einer Entscheidung in diesem Punkt kommen. In den Sutras 20-28 wird die ''prima facie ''Ansicht dargelegt. Der Gegner sagt, dass wir in den Schriften Texte finden, die den Austritt der Seele aus dem Körper, den Weg zum Himmel usw. und die Rückkehr von dort erwähnen. Dies ist nur möglich, wenn die Seele atomar ist und nicht unendlich oder alles durchdringend; denn für eine unendliche Seele kann es kein Gehen und Kommen geben. Deshalb ist die Seele atomar.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.20: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
स्वात्मना चोत्तरयोः ॥ २० ॥
 
svātmanā cottarayoḥ || 20 ||
 
''svātmanā-''(verbunden sein) direkt mit ihrem Vertreter; ''ca-und'';'' uttarayoḥ-die ''beiden letzteren;
 
''' Und die beiden letzteren (das Gehen und das Kommen) (sind) direkt mit ihrem Agens (der Seele) verbunden, (es ist von atomarer Größe)'''
 
Selbst wenn die Seele unendlich ist, kann man von ihrem Austritt aus dem Körper sprechen, wenn damit gemeint ist, dass sie aufhört, der Herrscher des Körpers zu sein. Aber die beiden letztgenannten Aktivitäten, ''nämlich ''das Gehen und das Kommen, sind für ein Wesen, das alles durchdringt, nicht möglich. Die Seele ist von atomarer Größe.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.21: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
नाणुरतच्छ्रुतेर् इति चेत्, न, इतराधिकारात् ॥ २१ ॥
 
nāṇuratacchruter iti cet, na, itarādhikārāt || 21 ||
 
''na aṇuḥ - nicht ''atomar; ''atat-śruteḥ - wie ''es in den Schriften heißt; ''iti cet - wenn ''es gesagt wird; ''na - nicht ''so; ''itarā-dhikārāt - aufgrund ''eines anderen Prinzips als der individuellen Seele, die (in diesen Texten) das Thema ist.
 
''' Wenn gesagt wird, (dass die Seele) nicht atomar ist, wie es in den Schriften heißt, (''d.h. ''alles durchdringend), (sagen wir) nicht so, denn (das eine) andere als die individuelle Seele (''d.h. das ''Höchste ‘‘‘Brahman) ist der Gegenstand (in diesen Texten)'''
 
Sruti-Texte wie "Er ist der eine Gott ... alles durchdringend" (Svet. 6. II) beziehen sich nicht auf die individuelle Seele, sondern auf den Höchsten Herrn, der anders ist als die individuelle Seele und der den Hauptgegenstand aller Vedanta-Texte bildet; denn das ist das Einzige, was erkannt werden soll, und wird daher von allen Vedanta-Texten behauptet.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.22: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
स्वशब्दोन्मानाभ्यां च ॥ २२ ॥
 
svaśabdonmānābhyāṃ ca || 22 ||
 
''svaśabda-unmānābhyām-aus ''direkten Aussagen (der Sruti-Texte) und infinitesimalem Maß; ''ca-und''.
 
''' Und aufgrund direkter Aussagen (der Sruti-Texte über die atomare Größe) und des infinitesimalen Maßes (die Seele ist atomar)'''
 
"Dieser Atman ist atomar" (Mu. 3. 1. 9). Wiederum heißt es: "Diese individuelle Seele ist als ein Teil des hundertsten Teils einer hundertfach geteilten Haarspitze zu erkennen" (Svet. 5. 9), was zeigt, dass die Seele kleiner ist als das Kleinste. Die Seele ist also von atomarer Größe.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.23: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अविरोधश्चन्दनवत् ॥ २३ ॥
 
avirodhaścandanavat || 23 ||
 
''avirodhaḥ-Kein ''Widerspruch; ''candanavat-ähnliche ''Sandelpaste.
 
''' Es gibt keinen Widerspruch, wie bei Sandelpaste'''
 
So wie Sandelpaste, die auf einen bestimmten Teil des Körpers aufgetragen wird, eine angenehme Empfindung im ganzen Körper hervorruft, so kann auch die Seele, obwohl sie eine atomare Größe hat und daher nur einen Teil des Körpers einnimmt, Glück und Unglück erleben, die sich über den ganzen Körper erstrecken.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.24: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अवस्थितिवैशेष्यादिति चेत्, न, अभ्युपगमाद्धृदि हि ॥ २४ ॥
 
avasthitivaiśeṣyāditi cet, na, abhyupagamāddhṛdi hi || 24 ||
 
''avirodhaḥ-Kein ''Widerspruch; ''candanavat-ähnliche ''Sandelpaste.
 
''' Wenn gesagt wird, dass die Analogie wegen der besonderen Lage (des Sandelpastens im Körper) nicht gerecht ist, (sagen wir) nicht so, wegen der Zulassung (durch die Schriften eines besonderen Sitzes für die Seele, ''nämlich'') im Herzen allein'''
 
Ein möglicher Einwand wird vom Gegner gegen seine eigene Ansicht vorgebracht. Im Falle der Sandelpaste sehen wir, dass sie einen bestimmten Teil des Körpers einnimmt und dennoch den ganzen Körper erfreut. Im Falle der Seele wissen wir aber nicht, dass sie einen bestimmten Ort einnimmt, und da dies nicht der Fall ist, können wir nicht folgern, dass sie wie die Sandelpaste einen bestimmten Teil des Körpers einnehmen muss und deshalb atomar ist. Denn auch eine alles durchdringende Seele oder eine Seele, die den ganzen Körper wie die Haut durchdringt, kann zu demselben Ergebnis führen. In Ermangelung eines Beweises ist es also schwierig, die Größe der Seele zu bestimmen. Diesen Einwand widerlegt der Gegner, indem er sagt, dass solche Sruti-Texte wie "Der sich selbst erfüllende im Herzen" (Brih. 4. 3. 7) erklären, dass die Seele einen bestimmten Wohnsitz im Körper, ''z. B. ''im Herzen, hat und daher atomar ist.
 
 
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.25: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
गुणाद्वा लोकवत् ॥ २५ ॥
 
guṇādvā lokavat || 25 ||
 
''guṇāt-nach ''(seiner) Qualität; ''vā-oder''; ''lokavat-wie ''in der Welt;
 
''' Oder aufgrund (ihrer) Qualität (''nämlich ''Intelligenz) wie in der Welt'''
 
Dieses Sutra liefert ein weiteres Argument, um zu zeigen, wie eine atomare Seele im gesamten Körper Erfahrungen machen kann.
 
In der Welt finden wir, dass ein Licht, das in einer Ecke eines Raumes angebracht ist, den ganzen Raum erhellt. So kann auch die Seele, obwohl sie atomar ist und daher einen bestimmten Teil des Körpers einnimmt, aufgrund ihrer Intelligenzqualität, die den ganzen Körper durchdringt, im ganzen Körper Freude und Schmerz erfahren.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.26: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
व्यतिरेको गन्धवत् ॥ २६ ॥
 
vyatireko gandhavat || 26 ||
 
''vyatirekaḥ-Die ''Ausdehnung jenseits (des Objekts'', d.h. ''der Seele); ''gandhavat-ähnlicher ''Geruch.
 
''' Die Ausdehnung (der Qualität der Intelligenz) über (die Seele, der sie innewohnt) hinaus ist wie der Geruch (der über das duftende Objekt hinausgeht)'''
 
Wir stellen fest, dass der süße Geruch von Blumen über sie hinaus in die umliegende Region reicht. Genauso geht die Intelligenz der Seele, die atomar ist, über die Seele hinaus und durchdringt den ganzen Körper.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.27: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
तथा च दर्शयति ॥ २७ ॥
 
tathā ca darśayati || 27 ||
 
''tathā - also''; ''ca - auch''; ''darśayati - ''(die Sruti) zeigt oder erklärt.
 
''' So erklärt sich auch (die Sruti)'''
 
Die Sruti erklärt auch, dass die Atomseele durch die Qualität der Intelligenz den ganzen Körper durchdringt. So heißt es zum Beispiel: "Genauso hat das intelligente Selbst diesen Körper bis in die Haare und Fingernägel durchdrungen" (Kau. 4. 20).
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.28: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
पृथगुपदेशात् ॥ २८ ॥
 
pṛthagupadeśāt || 28 ||
 
''pṛthak-getrennt''; ''upadeśāt-auf ''Grund der Lehre.
 
''' Aufgrund der separaten Lehre (der Sruti) (dass die Seele den Körper aufgrund ihrer Intelligenzqualität so durchdringt)'''
 
Ein weiteres Argument wird angeführt, um die Aussage des letzten Sutras zu belegen. Der Text "Nachdem er durch Prajna (Intelligenz) Besitz vom Körper ergriffen hat" (Kau. 3. 6), zeigt, dass die Intelligenz von der Seele verschieden ist, indem sie als Instrument und Mittel verwandt ist, und dass die Seele mit dieser Eigenschaft den ganzen Körper durchdringt.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.29: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
तद्गुणसारत्वात् तु तद्व्यपदेशः, प्राज्ञवत् ॥ २९ ॥
 
tadguṇasāratvāt tu tadvyapadeśaḥ, prājñavat || 29 ||
 
''tadguṇasāratvāt - ''aufgrund dessen, dass es für seine Essenz die Eigenschaften von dem (''nämlich ''der Buddhi) hat; ''tu-but''; ''tadvyapadeśaḥ - diese ''Erklärung (bezüglich seiner atomaren Größe); ''prājñavat - ''so wie der Intelligente Herr (als atomar erklärt wird).
 
''' Aber diese Erklärung (bezüglich der atomaren Größe der Seele) beruht darauf, dass sie für ihre Essenz die Eigenschaften dieser (''nämlich der ''Buddhi) hat, so wie der Intelligente Herr (Brahman, das alles durchdringt, als atomar erklärt wird)'''
 
Das Wort "aber" widerlegt alles, was in den Sutras 19-28 gesagt wurde, und entscheidet, dass die Seele alldurchdringend ist, weil das alldurchdringende Brahman selbst als individuelle Seele in das Universum eingetreten sein soll, die wiederum als mit ihm identisch erklärt wird. Wie wird dann erklärt, dass die Seele atomar ist? Solche Erklärungen beruhen darauf, dass sie in den Eigenschaften der Buddhi (des Intellekts) überwiegt, solange man sich vorstellt, dass sie mit letzterer verbunden und in Knechtschaft ist. Hinausgehen, Gehen und Kommen sind Eigenschaften der Buddhi und werden nur der individuellen Seele zugeschrieben. Aus demselben Grund, ''nämlich der ''Begrenzung des Intellekts, wird der Atman als atomar betrachtet. Das ist so, als würde man sich den alles durchdringenden Herrn als begrenzt vorstellen, um Upasana, die andächtige Meditation, zu betreiben.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.30: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
यावदात्मभावित्वाच्च न दोषः, तद्दर्शनात् ॥ ३० ॥
 
yāvadātmabhāvitvācca na doṣaḥ, taddarśanāt || 30 ||
 
''yāvat-ātmabhāvitvāt-Solange ''die Seele (in ihrem relativen Aspekt) existiert; ''ca-und''; ''na ''''doṣaḥ-es ''gibt keinen Mangel; ''taddarśanāt-weil ''es so ssen (in den Schriften) ist.
 
''' Und es gibt keinen Fehler (in dem, was im vorhergehenden Sutra gesagt wurde), (da die Verbindung der Seele mit dem Intellekt existiert), solange die Seele (in ihrem relativen Aspekt) existiert: weil es so (in den Schriften) gesehen wird'''
 
Gegen das, was im vorhergehenden Sutra gesagt wurde, könnte der Einwand erhoben werden, dass, da die Verbindung von Seele und Intellekt, die unterschiedliche Wesenheiten sind, notwendigerweise irgendwann zu Ende gehen muss, die Seele, wenn sie so von der Buddhi getrennt ist, entweder ganz aufhören wird zu existieren oder zumindest aufhören wird, ein Samsarin (individualisiert) zu sein. Dieses Sutra antwortet: Es kann keinen solchen Fehler in der Argumentation des vorhergehenden Sutras geben, denn diese Verbindung mit dem Intellekt dauert so lange an, wie der Zustand des Samsara der Seele nicht durch die Verwirklichung des höchsten Wissens zerstört wird. Wie ist dies bekannt? Es ist aus der Erklärung der Schriften bekannt, dass diese Verbindung selbst beim Tod nicht unterbrochen wird. "Dieses unendliche Wesen, das mit dem Intellekt identifiziert wird .... Indem es die Ähnlichkeit des Intellekts annimmt, bewegt es sich zwischen den beiden Welten, es denkt gleichsam, es bewegt sich gleichsam" (Brih. 4. 3. 7). Die Ausdrücke "denkt gleichsam", "bewegt sich gleichsam" bedeuten auch, dass das Selbst nicht aus sich selbst heraus denkt und sich bewegt, sondern nur durch seine Verbindung mit dem Intellekt.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.31: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
पुंस्त्वादिवत् त्वस्य सतोऽभिव्यक्तियोगात् ॥ ३१ ॥
 
puṃstvādivat tvasya sato'bhivyaktiyogāt || 31 ||
 
''puṃstvādivat-Gleich der ''Potenz usw.; ''tu-verility''; ''asya-its ''(d''.h. ''der Verbindung mit dem Intellekt); ''sataḥ-existent''; ''abhivyaktiyogāt-auf ''Grund der möglichen Manifestation.
 
''' Weil die Manifestation (der Verbindung mit dem Intellekt im erwachten Zustand) nur möglich ist, wenn sie (potentiell in Sushupti) existiert, wie die Potenz usw'''
 
Es wird der Einwand erhoben, dass es im Sushupti oder Tiefschlaf keine Verbindung mit dem Intellekt geben kann, denn es heißt: "Wenn er mit dem Wahren vereinigt wird, ist er zu seinem eigenen gegangen" (Chh. 6. 8. 1); wie kann dann gesagt werden, dass diese Verbindung so lange andauert, wie der individualisierte Zustand besteht.
 
Dieses Sutra widerlegt sie und sagt, dass selbst in Sushupti diese Verbindung in einer feinen oder potentiellen Form existiert. Ohne diese hätte sie sich im erwachten Zustand nicht manifestieren können. Die v'rile Kraft manifestiert sich in der Jugend nur, wenn sie in einem potentiellen Zustand im Kind existiert. Diese Verbindung mit dem Intellekt dauert also so lange an, wie der individualisierte Zustand existiert.
 
 
 
'''Sutra 2,3.32</strong>
 
नित्योपलब्ध्यनुपलब्धिप्रसङ्गोऽन्यतरनियमो
वान्यथा ॥ ३२ ॥
 
nityopalabdhyanupalabdhiprasaṅgo'nyataraniyamo
vānyathā || 32 ||
 
''nityopalabdhi-anupalabdhi-prasaṅgaḥ-Das ''Ergebnis wäre fortwährende Wahrnehmung oder Nicht-Wahrnehmung; anyataraniyamaḥ-Beschränkung der Macht von einem der beiden; ''vā-oder ''sonst; ''vānyathā-anderenfalls'';
 
''' Andernfalls (''d.h. ''wenn der Intellekt oder der Verstand nicht angenommen wird) würde es entweder zu einer immerwährenden Wahrnehmung oder zu einer immerwährenden Nicht-Wahrnehmung kommen, oder aber zu einer Begrenzung der Macht eines der beiden (''nämlich der ''Seele oder der Sinne)'''
 
Was ist die Notwendigkeit, ein inneres Organ (Antahkarana) anzunehmen, von dem der Intellekt nur eine Form ist? Das Sutra sagt, dass, wenn es nicht angenommen wird, die Sinne immer in Kontakt mit ihren Objekten sind, es immer zu einer Wahrnehmung von allem kommen würde, da alle Voraussetzungen, ''nämlich die ''Seele, die Sinne und die Objekte, vorhanden sind. Wird dies jedoch geleugnet, dann würde dies bedeuten, dass niemals Wissen entstehen kann und nichts jemals erkannt werden würde. Der Gegner wird also die Begrenzung der Macht entweder der Seele oder der Sinne akzeptieren müssen. So etwas ist im Atman, der unveränderlich ist, nicht möglich. Es kann auch nicht behauptet werden, dass die Kraft der Sinne, die weder im vorhergehenden noch im nachfolgenden Augenblick behindert wird, in der Mitte so begrenzt ist. Daher müssen wir ein inneres Organ (Antah-karana) annehmen, durch dessen Verbindung und Trennung Wahrnehmung und Nicht-Wahrnehmung stattfinden. Die Sruti verweist auch auf eine uns geläufige Erfahrung: "Ich war geistesabwesend, ich habe es nicht gehört" (Brih. 1. 5. 3). Es gibt also ein inneres Organ, von dem der Intellekt ein Modus ist, und es ist die Verbindung mit diesem, die den Atman als individualisierte Seele erscheinen lässt, wie in Sutra 29 erklärt wird.
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XIV===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die individuelle Seele als Akteur
 
'''Brahma-Sutra 2.3.33: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
कर्ता, शास्त्रार्थवत्त्वात् ॥ ३३ ॥
 
kartā, śāstrārthavattvāt || 33 ||
 
''kartā-Agent'';'' śāstrārthavattvāt-in'', damit die Schriften einen Sinn haben.
 
''' (Die Seele ist) ein Agens, aufgrund der (Anweisungen der) Heiligen Schrift, die nur aus diesem Grund eine Bedeutung haben'''
 
Die Frage nach der Größe der Seele ist geklärt. Nun wird ein anderes Merkmal der Seele zur Diskussion gestellt. Die individuelle Seele ist ein Handelnder, denn nur auf dieser Grundlage haben Anordnungen der Schrift wie "Er soll opfern" usw. einen Sinn. Darin schreibt die Sruti bestimmte Handlungen vor, die der Handelnde ausführen soll, und wenn die Seele kein Handelnder wäre, würden diese Anordnungen bedeutungslos werden.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.34: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
विहारोपदेशात् ॥ ३४ ॥
 
vihāropadeśāt || 34 ||
 
''vihāra-upadeśāt-auf ''Grund der umherwandernden Sruti-Lehre.
 
''' Und wegen (der Sruti), die (ihr) Umherwandern lehrt'''
 
"Sie bewegt sich, indem sie die Organe nimmt, in ihrem eigenen Körper, wie es ihr gefällt" (Brill. 2. I. 18). Dieser Text, der das Umherwandern der Seele im Traumzustand beschreibt, zeigt deutlich, dass sie ein Akteur ist.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.35: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
उपादानात् ॥ ३५ ॥
 
upādānāt || 35 ||
 
''' Wegen der Entnahme (der Organe)'''
 
Der im letzten Sutra zitierte Text zeigt auch, dass die Seele im Traumzustand die Organe mit sich nimmt und damit erklärt, dass sie ein Agens ist.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.36: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
व्यपदेशाच्च क्रियायाम्, न चेन्निर्देशविपर्ययः ॥ ३६॥
 
vyapadeśācca kriyāyām, na cennirdeśaviparyayaḥ || 36 ||
 
''vyapadeśāt-auf ''Grund der Erwähnung; ''ca-auch''; ''kriyāyām-in ''Bezug auf die Handlung; ''na cet-wenn ''es nicht so wäre; ''nirdeśa-viparyayaḥ-die ''Erwähnung (wäre) von anderer Art gewesen.
 
''' Auch wegen der Erwähnung (der Seele als Agens) in Bezug auf die Handlung. Wäre es nicht so, dann wäre der Hinweis (anders) gewesen'''
 
"Die Intelligenz bringt Opfer dar, und sie führt auch alle Handlungen aus" (Taitt. 2. 5). Hier ist mit "Intelligenz" die Seele und nicht die Buddhi gemeint, was zeigt, dass die Seele ein Handelnder ist. Hätte die Absicht der Sruti darin bestanden, sich auf die Buddhi zu beziehen, dann hätte sie das Wort nicht im Nominativ, sondern im Instrumentalfall verwendet, als "durch die Intelligenz", d.h. durch ihre Instrumentalität, wie sie es an anderer Stelle unter ähnlichen Umständen getan hat. Vide Kau. 3. 6.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.37: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
उपलब्धिवदनियमः ॥ ३७ ॥
 
upalabdhivadaniyamaḥ || 37 ||
 
''upalabdhivat - Wie ''im Falle der Wahrnehmung; ''aniyamaḥ - ''(auch hier) gibt es keine Regel.
 
''' Wie im Fall der Wahrnehmung gibt es (auch) hier keine Regel'''
 
Es wird der Einwand erhoben, dass die Seele, wenn sie ein freier Akteur wäre, nur das tun würde, was für sie von Vorteil ist, und nicht sowohl gute als auch schlechte Taten. Dieser Einwand wird hier widerlegt. So wie die Seele, obwohl sie frei ist, sowohl Angenehmes als auch Unangenehmes wahrnimmt, so tut sie auch sowohl gute als auch schlechte Taten. Es gibt keine Regel, die besagt, dass sie nur das Gute tun und das Schlechte meiden soll.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.38: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
शक्तिविपर्ययात् ॥ ३८ ॥
 
śaktiviparyayāt || 38 ||
 
''' Wegen der Umkehrung der Macht (der Buddhi, die unzulässig ist)'''
 
Wenn die Buddhi, die ein Instrument ist, zum Agens wird und aufhört, als Instrument zu fungieren, müssen wir uns ein anderes Ding als Instrument vorstellen. Der Streit bezieht sich also nur auf die Begriffe, und in beiden Fällen muss ein anderes Agens als das Instrument zugelassen werden.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.39: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


समाध्यभावाच्च ॥ ३९ ॥


samādhyabhāvācca || 39 ||


''samādhi-abhāvāt-auf ''Grund der Unmöglichkeit von Samadhi; ''ca-und''.


===Kapitel III, Abschnitt II, Adhikarana I===
''' Und wegen der Unmöglichkeit von Samadhi'''


Wenn die Seele kein Akteur ist, dann wäre die Verwirklichung, die in Texten wie "Der Atman ist zu verwirklichen" (Brih. 2. 4. 5) beschrieben wird, durch Samadhi unmöglich. Sie wäre nicht fähig zu Aktivitäten wie "Hören, Denken und Meditation", die zu Samadhi führen, in welchem Zustand vollkommenes Wissen dämmert. Daher wird es keine Befreiung für die Seele geben. Es ist also erwiesen, dass die Seele allein das Mittel ist, und nicht die Buddhi.




===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XV===


Adhikarana Zusammenfassung: Die Seele im Traumzustand


'''Brahma-Sutra 3.2.1: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


संध्ये सृष्टिराह हि ॥ १ ॥


saṃdhye sṛṣṭirāha hi || 1 ||
Adhikarana Zusammenfassung: Die Seele ist nur so lange ein Agent, wie sie mit den Upadhis verbunden ist


''saṃdhye-im ''Zwischenstadium (zwischen Wachen und Tiefschlaf, ''d.h. ''im Traumzustand); ''sṛṣṭiḥ-''(es gibt wirkliche) Schöpfung;'' āha-''(Sruti) sagt dies; ''hi-weil'';
'''Brahma-Sutra 2.3.40: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
<ol>
''' Im Zwischenstadium (zwischen Wachsein und Tiefschlaf) gibt es eine wirkliche Schöpfung, weil (die Sruti) es so sagt'''


Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Schöpfung, die man im Traumzustand erfährt, genauso real ist wie diese unsere Welt oder nur Maya, falsch, im Vergleich zu dieser Wachwelt. Dieses Sutra, das die Ansicht des Gegners wiedergibt, vertritt die Ansicht, dass sie ebenso wirklich ist, denn die Sruti erklärt: "Es gibt dort keine Wagen, keine Pferde, die man an sie anspannen kann, und keine Straßen, sondern er selbst schafft die Wagen, Pferde und Straßen. Denn er ist der Handelnde" (Brih. 4. 3. 10). Außerdem gibt es keinen Unterschied zwischen der Erfahrung des Wachzustandes und der des Traumzustandes. Eine Mahlzeit, die im Traum eingenommen wird, wirkt genauso befriedigend wie im Wachzustand. Daher ist die Erschaffung des Traumzustandes real und entspringt dem Herrn selbst, so wie Er den Äther usw. erschafft.
यथा च तक्षोभयथा ॥ ४० ॥


yathā ca takṣobhayathā || 40 ||


''yathā-Ebenso ''wie; ''ca-und''; ''takṣa- ''Zimmermann;'' ubhayathā-ist ''beides;


'''Brahma-Sutra 3.2.2: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
''' Und selbst als Schreiner ist beides'''


निर्मातारं चैके, पुत्रादयश् च ॥ २ ॥
Im letzten Sutra wurde das Thema, dass die Seele ein Handelnder ist, festgelegt. Nun wird die Frage aufgeworfen, ob dieses Wirken ihre wahre Natur ist oder nur eine Überlagerung. Die Nyaya-Schule vertritt die Ansicht, dass es ihre eigentliche Natur ist. Dieses Sutra widerlegt sie und sagt, dass sie der Seele überlagert und nicht real ist. Denn die Sruti erklärt: "Dieser Atman ist nicht angehaftet" (Brih. 4. 3. 15). So wie ein Zimmermann leidet, wenn er mit seinem Werkzeug beschäftigt ist, und glücklich ist, wenn er von der Arbeit ablässt, so leidet der Atman, wenn er durch seine Verbindung mit der Buddhi usw. aktiv ist, wie im Wach- und Traumzustand, und ist glückselig, wenn er aufhört, ein Akteur zu sein, wie im Tiefschlaf. Alle Anweisungen der Schriften beziehen sich auf den bedingten Zustand des Selbst. Von Natur aus ist es inaktiv, und es wird nur durch eine Verbindung mit seinen Upadhis (Anhängseln), dem Geist usw. aktiv. Der Einwand, dass die Anweisungen der Sruti bedeutungslos sind, wenn die Seele nicht von Natur aus ein Akteur ist, ist nicht stichhaltig, denn diese Schriften zielen nicht darauf ab, sie zu etablieren, sondern beziehen sich lediglich auf einen bereits existierenden Akteur, der ein Ergebnis der Unwissenheit ist.


nirmātāraṃ caike, putrādayaś ca || 2 ||


''nirmātāraṃ-Schöpfer''; ''ca-und'';'' ike-some ''(die Anhänger bestimmter Sakhas der Veden); ''putrādayaḥ-Söhne ''usw.; ''ca-und'';
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XVI===
<ol start="2">
 
''' Und einige (Sakhas oder Rezensionen) (erklären das Selbst oder den Höchsten Herrn als) den Schöpfer (von Objekten der Begierde, während wir schlafen) und (Objekte der Begierde stehen dort für) Söhne usw'''
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die Seele ist in ihrer Aktivität vom Herrn abhängig
 
'''Brahma-Sutra 2.3.41: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
परात्तु तच्छ्रुतेः ॥ ४१ ॥
 
parāttu tacchruteḥ || 41 ||
 
''parāt - vom ''Höchsten Herrn; ''tu-aber''; ''tat-das ''(Mittel);'' śruteḥ - so ''erklärt die Sruti.
 
''' Aber (sogar) das (Wirken der Seele) kommt vom Höchsten Herrn; so erklärt es die Sruti'''
 
Das Wirken der '''che ''Seele ist auch dem Höchsten Herrn zu verdanken. Die Seele tut gute und schlechte Taten, weil sie vom Herrn so geleitet wird. "Er lässt diejenigen, die Er erheben will, gute Taten tun" (Kau. 3. 8). Durch Seine Gnade gelangt die Seele zur Erkenntnis und wird frei.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.42: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
कृतप्रयत्नापेक्षस्तु विहितप्रतिषिद्धावैयर्थ्यादिभ्यः ॥ ४२ ॥
 
kṛtaprayatnāpekṣastu vihitapratiṣiddhāvaiyarthyādibhyaḥ || 42 ||
 
''kṛtaprayatna-apekṣaḥ-Abhängig ''von getanen Arbeiten; ''tu-but''; ''vihita-pratiṣiddha-avaiyarthyādibhyaḥ-auf ''Grund der Relevanz von Geboten und Verboten usw.
 
''' Aber (dass der Herr die Seele handeln lässt) hängt von den Werken ab, die (von ihr) vollbracht werden; (also wären nur) Gebote und Verbote usw. von Bedeutung'''
 
Dieses Sutra widerlegt einen möglichen Zweifel, dass der Herr, da er einige Menschen Gutes und andere Böses tun lässt, grausam und launisch sein muss. Es sagt, dass der Herr die Seele immer nach ihren guten oder schlechten Taten in früheren Geburten lenkt. Und da Samsara keinen Anfang hat, wird es immer frühere Geburten geben, in denen Taten vollbracht wurden, die der Führung des Herrn dienten. Man kann Ihm also nicht vorwerfen, grausam und launisch zu sein. Nur so können die Gebote und Verbote der Schriften einen Sinn haben, denn sonst würde der Jiva durch das Befolgen dieser Gebote nichts gewinnen.
 
Das tut der Unabhängigkeit des Herrn jedoch keinen Abbruch, auch wenn man sagen kann, dass er, da er von den Handlungen der Seele abhängt, nicht frei ist, zu tun, was er will; denn ein König, der seine Untertanen je nach ihren Handlungen beschenkt oder bestraft, hört dadurch nicht auf, ein Herrscher zu sein.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XVII===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Die Beziehung der individuellen Seele zu Brahman
 
'''Sutra 2,3.43</strong>
 
अंशो नानाव्यपदेशात्, अन्यथा चापि
दाशकितवादित्वमधीयत एके ॥ ४३ ॥
 
aṃśo nānāvyapadeśāt, anyathā cāpi
dāśakitavāditvamadhīyata eke || 43 ||
 
''aṃaḥ-Teil''; ''nānāvyapadeśāt-auf ''Grund des erklärten Unterschieds; ''anyathā-sonst''; ''ca-und''; ''api-auch''; ''dāśakitavāditvam-als ''Fischer, Knappen, usw.; ''adhīyate-lesen''; ''eke-einige ''(Sakhas der Veden).
 
''' (Die Seele ist) ein Teil (des Herrn), weil der Unterschied (zwischen den beiden) erklärt wird und auch sonst (''d.h. ''als nicht verschieden von ‘‘‘Brahman); denn in einigen (Sakhas oder Wiedergaben der vedischen Texte) wird (Brahman) als Fischer, Knappen usw. bezeichnet'''
 
Im letzten Thema wurde gezeigt, dass der Herr über die Seele herrscht. Das bringt uns zu der Frage nach der Beziehung zwischen den beiden. Ist es das von Herr und Diener oder das von Feuer und seinen Funken? Das Sutra sagt, dass die Beziehung wie die zwischen dem Feuer und seinen Funken ist, d.h. zwischen dem Ganzen und dem Teil. Aber dann ist die Seele nicht wirklich ein Teil, sondern sozusagen ein Teil - ein eingebildeter Teil, denn Brahman kann keine Teile haben. Warum sollte sie dann als ein Teil und nicht als identisch mit dem Herrn angesehen werden? Weil die Schriften einen Unterschied zwischen ihnen erklären, in Texten wie: "Indem man ihn allein kennt, wird man ein Weiser" (Brih. 4, 4. 22), "Der Atman ist zu sehen" (Brih. 2. 4. 5). Dieser Unterschied wird jedoch vom empirischen Standpunkt aus gesprochen; vom absoluten Standpunkt aus sind sie identisch. Der Text "Brahman ist die Fischer, Brahman die Sklaven, Brahman die Knechte" usw. zeigt, dass selbst so bescheidene Menschen wie diese in Wirklichkeit Brahman sind.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.44: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
मन्त्रवर्णाच्च ॥ ४४॥
 
mantravarṇācca || 44 ||
 
''mantravarṇāt-aus den ''Worten des Mantra; ''ca-also''.
 
''' Auch aus den Worten des Mantras (es ist bekannt, dass die Seele ein Teil des Herrn ist)'''
 
Ein weiterer Grund wird angeführt, um zu zeigen, dass die Seele ein Teil des Herrn ist. "Ein Fuß von ihm sind alle diese Wesen" (Chh. 3. 12. 0) - wobei von den Wesen, einschließlich der Seelen, gesagt wird, dass sie ein Fuß oder Teil des Herrn sind.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.45: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अपि च स्मर्यते ॥ ४५ ॥
 
api ca smaryate || 45 ||
 
''api-Also''; ''ca-und''; ''smaryate-es ''ist (so) in der Smriti angegeben.
 
''' Und so steht es auch in der Smriti'''
 
"Ein ewiger Teil von mir selbst, der zu einer lebendigen Seele geworden ist" (Gita 15. 7).
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.46: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
प्रकाशादिवन्नैवं परः ॥ ४६ ॥
 
prakāśādivannaivaṃ paraḥ || 46 ||
 
''prakāśādivat - wie ''Licht usw. ''na - ist ''nicht; ''evaṃ - wie ''dies; ''paraḥ - der ''Höchste Herr.
 
''' Der Höchste Herr ist nicht (von Freude und Schmerz) wie diese (individuelle Seele) betroffen, genauso wie Licht usw. (nicht von der Form der Dinge, die sie berühren, betroffen sind)'''
 
Wenn die Seele ein Teil des Herrn ist, kann die Frage aufkommen, ob der Herr auch Vergnügen und Schmerz erfährt wie die Seele, so wie ein Tuch beschmutzt wird, wenn seine Fäden verschmutzt sind. Dieses Sutra widerlegt sie und sagt, dass der Herr nicht wie die Seele Freude und Schmerz erfährt, die sich aufgrund von Unwissenheit mit Körper und Geist identifiziert und dadurch an deren Freude und Schmerz teilhat. So wie das Licht der Sonne, das alles durchdringt, gerade oder gebogen wird, wenn es mit bestimmten Objekten in Berührung kommt, oder wie der Äther, der in einem Glas eingeschlossen ist, sich zu bewegen scheint, wenn das Glas bewegt wird, oder wie die Sonne zu zittern scheint, wenn das Wasser, in dem sie sich spiegelt, zittert, aber in Wirklichkeit nichts von ihnen diese Veränderungen erfährt, so ist auch der Herr nicht von Vergnügen und Schmerz betroffen, die von jenem eingebildeten Teil von ihm, der individuellen Seele, erfahren werden, die ein Produkt der Unwissenheit ist und durch die Buddhi usw. begrenzt ist.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.47: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
स्मरन्ति च ॥ ४७ ॥
 
smaranti ca || 47 ||
 
''smaranti-Der ''Zustand der smritis; ''ca-und''.
 
''' Die Smritis sagen auch (das)'''
 
"Von beiden wird gesagt, dass das Höchste Selbst ewig und frei von Eigenschaften ist. Es wird von den Früchten der Handlungen ebenso wenig berührt wie ein Lotusblatt vom Wasser. . . Smriti-Texte wie dieser erklären, dass der Höchste Herr weder Freude noch Schmerz erfährt. Auch die Srutis tun dasselbe.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.48: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अनुज्ञापरिहारौ देहसम्बन्धाज्ज्योतिरादिवत् ॥ ४८ ॥
 
anujñāparihārau dehasambandhājjyotirādivat || 48 ||
 
''anujñāparihārau - Gebote ''und Verbote; ''dehasambandhāt - ''wegen der Verbindung mit dem Körper; ''jyotirādi-vat-ähnliches ''Licht usw.
 
''' Gebote und Verbote (sind möglich) aufgrund der Verbindung (des Selbst) mit dem Körper; wie im Falle des Lichts usw'''
 
Obwohl das Selbst eins und unbeschreiblich ist und es in Bezug auf es keine Gebote und Verbote geben kann, sind solche Gebote und Verbote in Verbindung mit einem Körper möglich. Feuer ist eins, aber das Feuer eines Scheiterhaufens wird abgelehnt, das eines Opfers aber angenommen. Ähnlich verhält es sich mit dem Atman.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.49: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
असन्ततेश्चाव्यतिकरः ॥ ४९ ॥
 
asantateścāvyatikaraḥ || 49 ||
 
''asantateḥ-Nicht-Ausdehnung ''(über den eigenen Körper hinaus); ''ca-und''; ''avyatikaraḥ-es ''gibt keine Verwirrung (der Ergebnisse von Handlungen).
 
''' Und wegen der Nicht-Ausdehnung (der Seele über ihren eigenen Körper hinaus) gibt es keine Verwirrung (der Ergebnisse von Handlungen)'''
 
Es wird der Einwand erhoben, dass es aufgrund der Einheit des Selbst zu einer Verwirrung der Ergebnisse von Handlungen kommen würde, d.h. jeder würde die Ergebnisse der Handlungen eines jeden anderen erhalten. Dieses Sutra widerlegt eine solche Möglichkeit; denn eine individualisierte Seele bedeutet die Verbindung des Atman mit einem bestimmten Körper, Geist usw., und da sich diese nicht überschneiden, sind die individuellen Seelen voneinander verschieden. Daher gibt es keine solche Möglichkeit der Verwechslung.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.50: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
आभास एव च ॥ ५० ॥
 
ābhāsa eva ca || 50 ||
 
''ābhāsaḥ-A ''Reflexion; ''eva-only''; ''ca-und''.
 
''' Und (die individuelle Seele ist) nur ein Spiegelbild (des Höchsten Herrn)'''
 
Nach dem Vedanta ist die individuelle Seele nur eine Reflexion, ein Abbild des Höchsten Herrn in seinem Upadhi (Anhang), dem Antahkarana (inneres Organ). Die Spiegelungen des Herrn in verschiedenen Antahkaranas sind also unterschiedlich, so wie die Spiegelungen der Sonne in verschiedenen Wasserflächen unterschiedlich sind. So wie das Zittern einer bestimmten Spiegelung der Sonne die anderen Spiegelungen nicht zum Zittern bringt, so wird auch das Erleben von Glück und Elend durch einen bestimmten Jiva oder eine individualisierte Seele nicht von anderen Seelen geteilt. Folglich kann es keine Verwechslung der Ergebnisse von Handlungen geben.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.51: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अदृष्टानियमात् ॥ ५१ ॥
 
adṛṣṭāniyamāt || 51 ||
 
''adṛṣṭa-aniyamāt-Das ''unsichtbare Prinzip ist nicht feststehend.
 
''' Da das unsichtbare Prinzip nicht feststeht (diese Verwirrung würde sich für diejenigen ergeben, die an viele Seelen glauben, von denen jede alles durchdringt)'''
 
Die Sankhyas, die Vaxseshikas und die Naiya-yikas nehmen eine Vielzahl von Seelen an, von denen jede allgegenwärtig ist. Unter solchen Umständen kann es nur zu einer Verwirrung der Früchte des Handelns kommen, denn jede Seele ist überall präsent, in unmittelbarer Nähe zu dem, was diese Ergebnisse in Form von Glück oder Elend verursacht. Diese Verwirrung kann auch nicht durch die Einführung des Adrishta oder des unsichtbaren Prinzips vermieden werden, das religiöser Verdienst und Fehler ist, die von den Seelen erworben werden. Nach den Sankhyas ist es nicht in der Seele enthalten, sondern im Pradhana, das allen Seelen gemeinsam ist, und als solches gibt es nichts, was festlegt, dass ein bestimmtes Adrishta in einer bestimmten Seele wirkt. Den anderen beiden Schulen zufolge wird das unsichtbare Prinzip durch die Verbindung der Seele mit dem Geist geschaffen; und da jede Seele alles durchdringt und daher gleichermaßen mit allen Geistern verbunden ist, gibt es auch hier nichts, woran man festmachen könnte, dass ein bestimmtes Adrishta zu einer bestimmten Seele gehört. Daher ist diese Verwirrung der Ergebnisse unvermeidlich.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.52: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
अभिसन्ध्यादिष्वपि चैवम् ॥ ५२ ॥
 
abhisandhyādiṣvapi caivam || 52 ||
 
abhisandhyādiṣu-Entschlossenheit; ''api-eben''; ''ca-und''; ''evam-wie ''dies.
 
''' Und auch was die Entschlossenheit usw. betrifft, (wäre es) so'''
 
Wenn man behauptet, dass der Entschluss usw., den man fasst, um etwas zu erreichen oder zu vermeiden, die Adrishta bestimmten Seelen zuordnet, dann gibt es auch hier diese Verwirrung. Denn Entschlüsse usw. werden auch durch die Verbindung von Seele und Geist gebildet. Daher gilt auch hier das gleiche Argument.
 
Die Sutras 51-53 widerlegen die Doktrin der Sankhyas und anderer Schulen über die Pluralität der Seelen, von denen jede alldurchdringend ist. Sie führt zu Absurditäten.
 
 
 
'''Brahma-Sutra 2.3.53: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
 
प्रदेशादिति चेत्, न, अन्तर्भावात् ॥ ५३ ॥
 
pradeśāditi cet, na, antarbhāvāt || 53 ||
 
''pradeśāt - vom ''(Unterschied des) Ortes; ''iti cet - wenn ''es gesagt wird; ''na - nicht ''so; ''antarbhāvāt - weil ''das Selbst in allen Körpern ist.
 
''' Wenn gesagt wird, dass die Unterscheidung von Lust und Schmerz aus dem Unterschied des Ortes resultiert, sagen wir, dass dies nicht der Fall ist, weil das Selbst in allen Körpern ist'''
 
Die Naiyayikas und andere versuchen, die im vorherigen Sutra aufgezeigte Schwierigkeit folgendermaßen zu überwinden: Obwohl jede Seele alldurchdringend ist, ist eine solche Verwechslung nicht wahrscheinlich, wenn wir annehmen, dass ihre Verbindung mit dem Geist in dem Teil von ihr stattfindet, der durch ihren Körper begrenzt ist. Denn jede Seele ist alldurchdringend und durchdringt daher alle Körper, und es gibt nichts, was festlegt, dass ein bestimmter Körper zu einer bestimmten Seele gehört. Auch kann es nicht mehr als eine alles durchdringende Einheit geben; gäbe es sie, würden sie sich gegenseitig begrenzen und folglich aufhören, alldurchdringend oder unendlich zu sein. Daher gibt es nur ein Selbst und nicht Maria. Die Pluralität der Selbste im Vedanta ist nur ein Produkt der Unwissenheit und keine Realität.
 
 
 
 
===Kapitel II, Abschnitt IV, Einleitung===
 
 
 
 
Adhikarana Zusammenfassung: Einleitung
 
Im dritten Abschnitt wurde gezeigt, dass der Äther und die anderen Elemente aus Brahman hervorgehen, indem die scheinbar widersprüchlichen Texte der Srutis in Bezug auf ihren Ursprung in Einklang gebracht wurden. In diesem Abschnitt werden in den Sutras Texte zur Diskussion gestellt, die sich mit der Entstehung der Sinne usw. befassen.


Ein weiteres Argument wird vom Gegner angeführt, dass die Schöpfung sogar im Traum durch den Herrn selbst erfolgt. "Derjenige, der in uns wach ist, formt Objekte der Begierde, während wir schlafen ... das ist Brahman" (Kath. 2. 5. 8). Söhne usw. sind die Objekte der Begierde, die Er erschafft. Wie im Wachzustand schafft also auch im Traum der Herr selbst, und daher ist auch die Welt der Träume real. Daher ist die Traumwelt nicht falsch, sondern real wie unsere Vyavaharika (phänomenale) Welt.


===Kapitel II, Abschnitt IV, Adhikarana I===




'''Brahma-Sutra 3.2.3: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''


मायामात्रं तु, कार्त्स्न्येनानभिव्यक्तस्वरूपत्वात् ॥ ३ ॥


māyāmātraṃ tu, kārtsnyenānabhivyaktasvarūpatvāt || 3 ||
Adhikarana Zusammenfassung: Die Organe werden aus Brahman erzeugt


''māyāmātraṃ-Mehr ''Illusion; ''tu-aber''; kārtsnyena-in ''toto''; ''anabhivyaktasvarūpatvāt-weil ''ihre Natur nicht manifest ist.
'''Brahma-Sutra 2.4.1: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
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''' Aber (die Traumwelt) ist nur eine Illusion, weil ihre Natur nicht mit der Gesamtheit (der Eigenschaften des Wachzustandes) manifestiert ist'''


Aber' verwirft die Ansicht, die in den beiden vorhergehenden Sutras zum Ausdruck kommt. Die Natur der Traumwelt stimmt nicht ''in allen Punkten ''mit der der Wachwelt überein, was Zeit, Ort, Ursache und Nicht-Widerspruch angeht, und daher ist diese Welt nicht real wie die Wachwelt. Im Traumzustand kann es keine angemessene Zeit, keinen angemessenen Ort und keine angemessene Ursache geben. Im Inneren des Körpers ist nicht genug Platz für Objekte wie Wagen, Pferde usw., und im Traum verlässt die Seele den Körper nicht; denn wenn sie es täte, würde jemand, der träumt, nach Amerika gegangen zu sein, sich beim Aufwachen dort wiederfinden, während er in Indien eingeschlafen ist. Auch die Mitternacht ist nicht die richtige Zeit für eine Sonnenfinsternis, die man im Traum sieht, und wir können uns auch nicht vorstellen, dass ein Kind im Traum Kinder bekommt, die real sind. Außerdem sehen wir sogar im Traum, wie sich die gesehenen Gegenstände verwandeln, wenn wir zum Beispiel sehen, wie sich ein Baum in einen Berg verwandelt. "Er selbst erschafft die Wagen usw." (Brih. 4. 3. 10), bedeutet nur, dass Gegenstände, die keine Realität haben, im Traum zu existieren scheinen, so wie Silber in einer Perlmutter. Das Argument, dass die Traumwelt real ist, weil sie ebenso wie die Wachwelt eine Schöpfung des Höchsten Herrn ist, ist nicht wahr, denn die Traumwelt ist nicht die Schöpfung des Herrn, sondern der individuellen Seele. "Wenn er träumt ... legt er selbst den Körper beiseite und erschafft selbst (einen Traumkörper an seiner Stelle)" (Brih. 4. 3. 9). Dieser Text beweist eindeutig, dass es der Jiva ist, der im Traum erschafft und nicht der Herr.
तथा प्राणाः ॥ १ ॥


tathā prāṇāḥ || 1 ||


''tathā-Gleichfalls''; ''prāṇāḥ-die ''Organe.


'''Brahma-Sutra 3.2.4: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung'''
''' Ebenso werden die Organe (aus ‘‘‘Brahman) hervorgebracht'''


सूचकश्च हि श्रुतेः, आचक्षते च तद्विदः ॥ ४ ॥
In den Schriften, in den Abschnitten, die den Ursprung der Dinge behandeln, finden wir die Entstehung der Organe usw. nicht erwähnt. Auf der anderen Seite gibt es Texte wie: "Am Anfang war dies in der Tat nicht existent. Sie sagen: Was war am Anfang Nichtexistenz? Jene Rishis ... . Wer sind diese Rishis? Die Pranas (Organe) sind in der Tat die Rishis" (Sat. Br. 6. 1. 1. 1), die zeigen, dass die Organe ewig und nicht geschaffen sind.


sūcakaśca hi śruteḥ, ācakṣate ca tadvidaḥ || 4 ||
Dieses Sutra widerlegt diese Ansicht und sagt, dass die Organe usw. genauso wie Äther usw. aus Brahman erzeugt werden. Das Wort "ebenso"<sup> </sup> bezieht sich nicht auf das unmittelbar vorangehende Thema des letzten Abschnitts, nämlich die Pluralität der Seelen, sondern auf die Erschaffung von Äther usw., von der im letzten Abschnitt die Rede ist. Die Sruti-Texte erklären direkt deren Entstehung. "Aus diesem (Selbst) werden die Lebenskraft, der Geist und alle Organe hervorgebracht" (Mu. 2. 1. 3). Daher sind die Sinne entstanden.

Version vom 23. Juli 2023, 08:36 Uhr

Kapitel II, Abschnitt II, Adhikarana VI

Adhikarana Zusammenfassung: Widerlegung der Jainas

Brahma-Sutra 2.2.33: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

नैकस्मिन्न्, असंभवात् ॥ ३३ ॥

naikasminn, asaṃbhavāt || 33 ||

na-nicht; ekasmin-in einem; asaṃbhavāt-auf Grund der Unmöglichkeit.

Wegen der Unmöglichkeit (gegensätzlicher Eigenschaften) in ein und demselben Ding ist (die Jaina-Lehre) nicht (wahr)

Nach der Widerlegung der Bauddhas wird die Jaina-Lehre zur Diskussion und Widerlegung aufgegriffen. Die Jainas erkennen sieben Kategorien an, die hauptsächlich in zwei Gruppen unterteilt werden können, die Seele und die Nichtseele. Sie vertreten wiederum sieben verschiedene Ansichten über die Realität von allem. Alles kann ihnen zufolge wirklich, unwirklich, sowohl wirklich als auch unwirklich, verschieden von wirklich und unwirklich, unbeschreiblich und so weiter sein. Diese Sicht der Dinge kann nicht akzeptiert werden, da es absurd ist, ein und dasselbe Ding mit diesen widersprüchlichen Attributen der Realität, Unwirklichkeit usw. zu versehen. Nach der Jaina-Lehre können wir zu keinem sicheren Wissen gelangen, und diese Welt, der Himmel und sogar die Freiheit werden zweifelhaft. Nach vedantischer Auffassung ist die Welt jedoch Anirvachaniya, unaussprechlich, und daher für alle relativen Zwecke geeignet.


Brahma-Sutra 2.2.34: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

एवं चात्माकार्त्स्न्यम् ॥ ३४ ॥

evaṃ cātmākārtsnyam || 34 ||

evam-In der gleichen Weise; ca-und; atmā-akārtsnyam-nicht-Universalität der Seele.

Und auf dieselbe Weise würde die Nicht-Universalität der Seele entstehen

Die Jainas sagen, dass die Seele so groß ist wie der Körper. Wenn dem so wäre, wäre sie begrenzt und hätte Teile; daher kann sie nicht ewig sein. Eine weitere Schwierigkeit wäre, dass die Seele einer Ameise, die aufgrund ihrer früheren Arbeit einen Elefantenkörper annimmt, nicht in der Lage ist, diesen Körper auszufüllen; und umgekehrt hat die Seele eines Elefanten nicht genügend Platz in einem Ameisenkörper. Die gleiche Schwierigkeit ergibt sich in Bezug auf die verschiedenen Stadien wie Kindheit, Jugend, Alter usw. in einem einzelnen Individuum.


Brahma-Sutra 2.2.35: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

न च पर्यायादप्यविरोधः, विकारादिभ्यः॥ ३५ ॥

na ca paryāyādapyavirodhaḥ, vikārādibhyaḥ || 35 ||

na ca-Nor; paryāyāt-in wiederum; api-eben; avirodhaḥ-Beständigkeit; vikārādibhyaḥ-auf Grund von Veränderung usw.

Und auch dann nicht, wenn man annimmt, dass die Seele abwechselnd Teile annimmt und abwirft, um sich verschiedenen Körpern anzupassen, weil die Seele sich verändert

Um die im vorigen Sutra aufgezeigte Schwierigkeit zu überwinden, dass die Seele die Größe des Körpers hat, den sie annimmt, würde, wenn man sie als einen Körper betrachtet, der Teile hat und ihnen abwechselnd etwas hinzufügt und etwas wegnimmt, ein weiterer Fehler auftreten, nämlich dass die Seele Veränderungen unterliegt und folglich nicht ewig ist. Wenn sie nicht ewig ist und sich ständig verändert, kann man ihr keine Knechtschaft und keine Befreiung zuschreiben.


Brahma-Sutra 2.2.36: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अन्त्यावस्थितेश्चोभयनित्यत्वादविशेषः ॥ ३६ ॥

antyāvasthiteścobhayanityatvādaviśeṣaḥ || 36 ||

antya-avasthiteḥ-Durch die Beständigkeit (der Größe) am Ende; ca-und; ubhaya-nityatvāt-da folgt die Beständigkeit der beiden; aviśeṣaḥ-da gibt es keinen Unterschied.

Und weil aus der Dauerhaftigkeit (der Größe der Seele) am Ende (d.h. bei der Freilassung) die Dauerhaftigkeit der beiden (vorangegangenen Größen, nämlich die am Anfang und in der Mitte) folgt, (daher) gibt es keinen Unterschied (hinsichtlich der Größe der Seele zu irgendeiner Zeit)

Die Größe der Seele zum Zeitpunkt der Befreiung ist nach Ansicht der Jainas von Dauer. Wenn nun diese Größe dauerhaft ist, kann sie nicht geschaffen worden sein, denn nichts Geschaffenes ist ewig und dauerhaft. Wenn sie nicht erschaffen ist, muss sie auch am Anfang und in der Mitte existiert haben. Mit anderen Worten: Die Größe der Seele war immer dieselbe, ob sie nun klein oder groß war. Daher ist die Jaina-Theorie, dass sie sich je nach der Größe des Körpers verändert, unhaltbar.



Kapitel II, Abschnitt II, Adhikarana VII

Adhikarana Zusammenfassung: Widerlegung der Lehre, dass Gott nur die effiziente, nicht die materielle Ursache der Welt ist

Brahma-Sutra 2.2.37: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

पत्युः, असामञ्जस्यात् ॥ ३७ ॥

patyuḥ, asāmañjasyāt || 37 ||

patyuḥ-des Herrn; asāmañjasyāt-auf Grund von Unstimmigkeit.

Die Behauptung, der Herr sei nur die wirksame Ursache der Welt, kann wegen der Widersprüchlichkeit (dieser Lehre) nicht gültig sein

Der Vedanta sagt, dass der Herr sowohl die effiziente als auch die materielle Ursache der Welt ist. Die Naiyayikas, Vaiseshikas, Yogis und Maheswaras sagen, dass der Herr nur die wirksame Ursache ist, und dass die materielle Ursache entweder die Atome sind, wie die Naiyayikas und Vaiseshikas sagen, oder das Pradhana, wie die Yogis und andere sagen. Er ist der Herrscher des Pradhana und der Seelen, die von Ihm verschieden sind. Eine solche Sichtweise führt zu Ungereimtheiten. Warum? Weil sie den Herrn für die einen parteiisch und gegen die anderen voreingenommen macht, denn einigen Menschen geht es in dieser Welt gut, während andere im Elend leben. Die Gegner mögen hier sagen: Wie kommt der Vedantin aus dieser Schwierigkeit heraus? Er antwortet: Der Herr ist unparteiisch, aber Er lenkt die Menschen nach ihren Verdiensten und Fehlern, die sie in früheren Existenzen erworben haben. (Siehe Sutras 2. I. 84-35). Denn die Schriften sagen dies, und wenn man die Autorität der Schriften in diesem Punkt akzeptiert, muss man auch ihre Aussage akzeptieren: "Ich werde viele sein" usw. (Taitt. 2. 6), was zeigt, dass der Herr sowohl die wirksame als auch die materielle Ursache ist.


Brahma-Sutra 2.2.38: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

संबन्धानुपपत्तेश्च ॥ ३८ ॥

saṃbandhānupapatteśca || 38 ||

saṃbandha-anupapatteḥ-weil Beziehung nicht möglich ist; ca-und.

Und weil eine Beziehung (zwischen dem Herrn und dem Pradhana oder den Seelen) nicht möglich ist

Da der Herr frei von Teilen ist, und so auch das Pradhana und die Seelen, kann es keine Verbindung zwischen dem Herrn und ihnen geben, und folglich können sie nicht von Ihm beherrscht werden. Ebenso wenig kann die Beziehung eine der Inhärenz sein, die zwischen Wesenheiten besteht, die als Ganzes und Teil, Substanz und Attribute usw. untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Schwierigkeit tritt bei den Vedantins nicht auf, erstens, weil die Beziehung eine unaussprechliche Identität (Tadatmya) ist, und zweitens, weil sie von den Srutis als Autorität abhängen und daher nicht erwarten, dass sie ihre Argumentation vollständig auf beobachtete Tatsachen stützen, wie es die Gegner tun müssen.


Brahma-Sutra 2.2.39: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अधिष्ठानानुपपत्तेश्च ॥ ३९ ॥

adhiṣṭhānānupapatteśca || 39 ||

adhiṣṭhāna-anupapatteḥ-Herrschaft ist unmöglich; ca-und.

Und weil die Herrschaft (des Herrn) unmöglich ist

Diese Schulen schließen auf die Existenz des Herrn und sagen, dass er die Pradhana usw. lenkt wie der Töpfer seinen Ton. Aber die Pradhana usw. sind keine Objekte der Wahrnehmung wie der Ton. Daher kann der Herr sie nicht lenken, denn die Schlussfolgerung muss streng mit den beobachteten Tatsachen übereinstimmen.


Brahma-Sutra 2.2.40: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

करणवच्चेत्, न, भोगादिभ्यः ॥ ४० ॥

karaṇavaccet, na, bhogādibhyaḥ || 40 ||

karaṇavat - wie die Sinne; cet - wenn es gesagt wird; na - nein; bhogādibhyaḥ - wegen des Genusses usw.

Wenn gesagt wird (dass der Herr das Pradhana usw. beherrscht), so wie (der ‘‘‘Jiva) die Sinne (die auch nicht wahrgenommen werden) beherrscht, (sagen wir) nein, wegen des Genusses usw

So wie die individuelle Seele die Sinnesorgane lenkt, die nicht wahrgenommen werden, so können wir auch annehmen, dass der Herr das Pradhana usw. regiert - sagt der Gegner. Die Analogie ist nicht richtig, denn im ersten Fall wird der Jiva gesehen, wie er Freude genießt, Schmerz erleidet usw., woraus wir schließen, dass er die Organe beherrscht. Wenn die Analogie wahr wäre, würde der Herr auch Schmerz und Vergnügen erleiden, die durch das Pradhana etc. verursacht werden.


Brahma-Sutra 2.2.41: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अन्तवत्त्वमसर्वज्ञता वा ॥ ४१ ॥

antavattvamasarvajñatā vā || 41 ||

antavattvam-der Zerstörung unterworfen; asarvajñatā-nicht-omnis; vā-oder.

(Das wäre die Folge davon, dass sie, die Lehre des Herrn, der Zerstörung unterworfen wären oder dass sie nicht wüssten, was sie tun

Nach diesen Schulen ist der Herr allwissend und ewig, d.h. nicht der Zerstörung unterworfen.

Der Herr, das Pradhana und die Seelen sind nach den Maheshwaras unendlich und getrennt. Die Frage ist nun, ob der allwissende Herr das Maß des Pradhana, der Seele und seiner selbst kennt oder nicht. In jedem Fall ist die Doktrin, dass der Herr nur die effiziente Ursache des Universums ist, unhaltbar. Wenn der Herr ihr Maß kennt, sind sie alle begrenzt, und deshalb wird eine Zeit kommen, in der sie alle aufhören werden zu existieren. Und wenn er sie nicht kennt, dann wäre er nicht mehr allwissend.



Kapitel II, Abschnitt II, Adhikarana VIII

Adhikarana Zusammenfassung: Widerlegung des Bhagavata oder der Pancharatra-Schule

Brahma-Sutra 2.2.42: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

उत्पत्त्यसंभवात् ॥ ४२ ॥

utpattyasaṃbhavāt || 42 ||

utpatti-asaṃbhavāt-auf die Unmöglichkeit des Entstehens hin.

Die Entstehung (der individuellen Seele aus dem Herrn) ist unmöglich (die Pancharatra-Lehre ist unhaltbar)

Die Pancharatra- oder Bhagavata-Schule wird nun zur Untersuchung herangezogen. Sie erkennt die materielle und effiziente Kausalität des Herrn an, vertritt aber bestimmte andere Ansichten, die zu beanstanden sind. Demnach ist Vasudeva der Höchste Herr, die materielle und wirksame Ursache der Welt. Indem man Ihn verehrt, über Ihn meditiert und Ihn kennt, erlangt man Befreiung. Aus Vasudeva entsteht Sankarshana, der Jiva; aus dem Jiva Pradyumna, der Geist; aus dem Geist Aniruddha, das Ego. Dies ist die vierfache Form (Vyuba) des Herrn Vasudeva.

Von diesen akzeptiert der Vedantin die Ansicht, dass Vasudeva der Höchste Herr ist, der verehrt werden muss und so weiter, da sie nicht gegen die Sruti verstößt. Aber die Erschaffung des Jiva usw. lehnt er ab, da eine solche Erschaffung unmöglich ist. Warum? Weil die Seele, wenn sie erschaffen würde, der Zerstörung unterworfen wäre und daher keine Befreiung von ihr vorausgesagt werden kann. Dass die Seele nicht erschaffen wird, wird im Sutra 2. 3. 17.


Brahma-Sutra 2.2.43: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

न च कर्तुः करणम् ॥ ४३ ॥

na ca kartuḥ karaṇam || 43 ||

na ca-Nor; kartuḥ- vom Mittel; karaṇam-das Instrument.

Es wird auch nicht gesehen, dass das Instrument aus dem Agens hervorgeht

Da ein Instrument, wie z.B. eine Axt, nicht aus dem Agenten, dem Holzfäller, hervorgeht, kann die Bhagavata-Lehre - dass aus der individuellen Seele das innere Instrument oder der Geist und aus dem Geist das Ego hervorgeht - nicht akzeptiert werden. Es gibt auch keine Autorität der Schriften dafür. Die Schriften sagen ganz klar, dass alles von Brahman ausgeht.


Brahma-Sutra 2.2.44: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

विज्ञानादिभावे वा तदप्रतिषेधः ॥ ४४ ॥

vijñānādibhāve vā tadapratiṣedhaḥ || 44 ||

vijñānādibhāve-Ist Intelligenz usw. vorhanden; vā-oder; tat-apratiṣedhaḥ-kein Abwenden davon.

Oder wenn von den (vier ‘‘‘Vyuhas) gesagt wird, dass sie Intelligenz usw. besitzen, so gibt es doch keine Abwendung davon (nämlich den Einwand, der in Sutra 42 erhoben wird)

Die Bhagavatas mögen sagen, dass alle Formen Vasudeva, der Herr, sind, und dass sie alle gleichermaßen Wissen und Herrschaft, Kraft, Tapferkeit usw. besitzen und frei von Fehlern und Unvollkommenheiten sind. In diesem Fall gäbe es mehr als einen Iswara, was überflüssig ist und auch ihren eigenen Annahmen widerspricht. Selbst wenn man all dies zugesteht, ist die Entstehung des einen aus dem anderen nicht denkbar. Da sie in jeder Hinsicht gleich sind, kann keine von ihnen die Ursache einer anderen sein, denn die Wirkung muss irgendeine Eigenschaft haben, die der Ursache fehlt. Auch die Formen von Vasudeva können nicht auf vier beschränkt werden, da die ganze Welt, von Brahma bis hinunter zu einem Grasbüschel, eine Form des Höchsten Wesens ist.


Brahma-Sutra 2.2.45: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

विप्रतिषेधाच्च ॥ ४५ ॥

vipratiṣedhācca || 45 ||

vipratiṣedhāt - wegen der Widersprüche; ca-und;

Und wegen der Widersprüche (die Bhagavata-Ansicht ist unhaltbar)

Außerdem enthält die Theorie viele Widersprüche. Manchmal spricht sie von den vier Formen als Eigenschaften des Atman und manchmal als dem Atman selbst.


Kapitel II, Abschnitt III, Einleitung

Adhikarana Zusammenfassung: Einleitung

Im vorigen Abschnitt wurde die Widersprüchlichkeit der Lehren der verschiedenen nichtvedantischen Schulen aufgezeigt und folglich ihre Unzuverlässigkeit festgestellt. Es kann ein Zweifel aufkommen, dass aufgrund von Widersprüchen in den Sruti-Texten auch die Lehre, die Brahman als die erste Ursache hochhält, zur gleichen Klasse gehört. Um einen solchen Zweifel auszuräumen, indem die scheinbaren Widersprüche in den Schrifttexten harmonisiert werden, werden die nächsten beiden Abschnitte begonnen. Die Argumente des Gegners, der versucht, den Selbstwiderspruch der Sruti-Texte zu beweisen, werden immer zuerst angeführt, und dann folgt die Widerlegung.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana I

Adhikarana Zusammenfassung: Äther ist nicht ewig, sondern erschaffen

Brahma-Sutra 2.3.1: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

न वियत्, अश्रुतेः ॥ १ ॥

na viyat, aśruteḥ || 1 ||

na-nicht; viyat-Akasa; aśruteḥ-(wie es) nicht so von der Sruti angegeben wird.

Akasa (ist) nicht (erschaffen), (wie es) nicht so in der Sruti steht

Zunächst werden die Texte aufgegriffen, die sich mit der Schöpfung befassen, und es wird zunächst auf Akasa (Äther) eingegangen. In der Chhandogya Upanishad, wo die Reihenfolge der Schöpfung beschrieben wird, heißt es: "Es dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich wachsen.' Es sandte Feuer aus" (6. 2. 3). Hier wird nicht erwähnt, dass Akasa vom Sat oder Brahman erzeugt wird. Akasa hat also keinen Ursprung, es ist ewig.


Brahma-Sutra 2.3.2: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अस्ति तु ॥ २ ॥

asti tu || 2 ||

asti-Das gibt es; tu-aber.

Aber es gibt (einen Sruti-Text, der besagt, dass Akasa erschaffen wird)

Der Gegner nimmt in diesem Sutra einen möglichen Einwand gegen seine in Sutra 1 vorgebrachten Argumente vorweg und erklärt ihn in Sutra 3. Der Text, auf den hier Bezug genommen wird, lautet: "Aus diesem Selbst (Brahman) entsprang Akasa (Äther)" usw. (Taitt. 2. 1).


Brahma-Sutra 2.3.3: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

गौणी, असंभवात् ॥ ३ ॥

gauṇī, asaṃbhavāt || 3 ||

gauṇī-verwendet in einem sekundären Sinn; asaṃbhavāt-auf Grund der Unmöglichkeit.

3) Der Sruti-Text, der sich mit dem Ursprung von Akasa befasst, ist in einem sekundären Sinn zu verstehen, da es unmöglich ist, dass Akasa erschaffen wird

Der Taittiriya-Text, auf den im vorigen Sutra Bezug genommen wird, sollte nach Ansicht des Gegners in einem sekundären Sinn verstanden werden, da Akasa nicht geschaffen werden kann. Es hat keine Teile und kann daher nicht erschaffen werden. Darüber hinaus ist Akasa alldurchdringend, und daher kann gefolgert werden, dass es ewig ist - ohne Ursprung.


Brahma-Sutra 2.3.4: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

शब्दाच्च ॥ ४ ॥

śabdācca || 4 ||

śabdāt - aus den Sruti-Texten; ca-also.

Auch aus den Sruti-Texten (wir finden, dass Akasa ewig ist)

Im letzten Sutra wurde gefolgert, dass Akasa ewig ist. Heie zitiert der Gegner einen Sruti-Text, um zu zeigen, dass er ewig ist. Der Text, auf den er sich bezieht, lautet: "(Und das Formlose sind) Vayu und Akasa - diese sind unsterblich" (Brih. 2. 3. 3). Da es unsterblich oder ewig ist, kann es keinen Anfang haben.


Brahma-Sutra 2.3.5: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

स्याच्चैकस्य ब्रह्मशब्दवत् ॥ ५ ॥

syāccaikasya brahmaśabdavat || 5 ||

syāt-ist möglich; ca-und; ekasya-von demselben (Wort 'sprang'); brahmaśabdavat-wie das Wort 'Brahman'.

Es ist möglich, dass dasselbe Wort ("sprang") in einem primären und (sekundären Sinn) wie das Wort "Brahman" verwendet wird

Der Gegner im Sutra antwortet auf eine Schwachstelle in seinem Argument, nämlich wie kann das gleiche Wort "sprang" im Taittiriya-Text,

"Aus diesem Selbst (Brahman) entsprang Akasa; aus Akasa entsprang Vayu (Luft), aus der Luft entsprang Feuer" usw. (2. 1),

in einem sekundären Sinn in Bezug auf Akasa und im primären Sinn in Bezug auf Luft, Feuer usw. verwendet werden? Er tut dies, indem er sich auf andere Sruti-Texte bezieht, in denen das Wort "Brahman" so verwendet wird. "Versuche, Brahman durch Buße zu erkennen, denn Buße ist Brahman", wo Brahman im selben Text sowohl in einem primären als auch in einem sekundären Sinn verwendet wird; auch "Nahrung ist Brahman" (Taitt. 8. 2) und "Glückseligkeit ist Brahman" (Taitt. 3. 6), wo Brahman in einem sekundären bzw. primären Sinn in zwei sich ergänzenden Texten verwendet wird.


Brahma-Sutra 2.3.6: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

प्रतिज्ञाहानिरव्यतिरेकाच्छब्देभ्यः ॥ ६ ॥

pratijñāhāniravyatirekācchabdebhyaḥ || 6 ||

pratijñā-ahāniḥ-Nicht-Aufgeben des Satzes; avyatirekāt-von Nicht-Unterscheidung; śabdebhyaḥ-von den Srutis.

Die Nicht-Aufgabe des Satzes (nämlich, dass durch das Wissen von einem alles andere bekannt wird) kann nur aus der Nicht-Unterscheidung (der gesamten Welt von Brahman) resultieren. Aus den Sruti-Texten (die die Nicht-Unterscheidung der Ursache und ihrer Wirkungen erklären, ist dieser Satz begründet)

Dieses Sutra widerlegt die bisher dargelegte Ansicht des Gegners und gibt die Schlussfolgerung. Die Behauptung, dass aus der Kenntnis des einen (Brahman) alles andere bekannt ist, kann nur dann wahr sein, wenn alles in der Welt eine Wirkung von Brahman ist. Denn die Sruti sagt, dass die Wirkungen sich nicht von ihrer Ursache unterscheiden, und folglich werden, wenn die Ursache bekannt ist, auch die Wirkungen bekannt sein. Wenn Akasa nicht aus Brahman erschaffen wurde, dann ist der fragliche Satz hinfällig; denn nachdem man Brahman erkannt hat, bleibt Akasa immer noch zu erkennen, weil es keine Wirkung von Brahman ist. Wenn es aber erschaffen ist, dann gibt es keine solche Schwierigkeit. Akasa ist also erschaffen, sonst wäre die Autorität der Veden dahin. Der Chhandogya-Text, in dem Akasa nicht erwähnt wird, ist dementsprechend im Lichte des Taittiriya-Textes zu interpretieren, d.h. Akasa und Vayu müssen eingefügt werden, und der Text würde bedeuten, dass nach der Erschaffung von Akasa und Vayu "es Feuer erschuf".









Brahma-Sutra 2.3.7: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

यावद्विकारं तु विभागो लोकवत् ॥ ७ ॥

yāvadvikāraṃ tu vibhāgo lokavat || 7 ||

yāvat-vikāraṃ-Erstreckung auf alle Wirkungen, was auch immer; tu-but; vibhāgaḥ-Absonderung; lokavat-als in der Welt.

Aber in allen Wirkungen, was auch immer, (gibt es) Getrenntsein, wie es in der Welt zu sehen ist

Das Wort "aber" widerlegt die Vorstellung, dass Akasa nicht geschaffen ist. Wir sehen in der Welt, dass alle geschaffenen Dinge sich voneinander unterscheiden. Ein Topf ist anders als ein Stück Stoff und so weiter. Mit anderen Worten, alles, was eine Besonderheit hat, ist geschaffen. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein Ding von anderen getrennt und dennoch ewig ist. Nun ist Akasa von der Erde usw. getrennt und kann daher nicht ewig sein, sondern muss ein geschaffenes Ding sein. Man könnte einwenden, dass der Atman auch vom Äther usw. getrennt ist und daher auch eine Wirkung ist. Aber das ist nicht möglich, denn alle Dinge sind aus dem Atman erschaffen, der ihr Selbst ist, und daher nicht von ihnen getrennt; daher ist er keine Wirkung. Die Alldurchdringung und Ewigkeit von Akasa sind nur relativ wahr; es ist geschaffen und eine Wirkung von Brahman.


Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana II

Adhikarana Zusammenfassung: Luft entsteht aus Äther

Brahma-Sutra 2.3.8: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

एतेन मातरिश्वा व्याख्यातः ॥ ८ ॥

etena mātariśvā vyākhyātaḥ || 8 ||

etena-Damit; mātariśvā-Luft; vyākhyātaḥ-erklärt wird.

Dadurch (d.h. durch die vorangehende Erklärung über ‘‘‘Akasa) wird (die Tatsache, dass) Luft (auch eine Wirkung ist) erklärt


Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana III

Adhikarana Zusammenfassung: Brahman ist nicht geschaffen

Brahma-Sutra 2.3.9: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

असंभवस्तु सतः, अनुपपत्तेः ॥ ९ ॥

asaṃbhavastu sataḥ, anupapatteḥ || 9 ||

asaṃbhavaḥ-es kann keinen Ursprung geben; tu-aber; sataḥ-vom Sat (Das, was ist); anupapatteḥ-weil es keinen Grund gibt.

Aber es kann keinen Ursprung des Sat (das, was ist, d.h. ‘‘‘Brahman) geben, da es nicht der Vernunft entspricht

Es stellt sich die Frage, ob Brahman auch eine Wirkung ist wie Akasa usw. In der Svetasvatara Upanishad gibt es den Text: "Du wirst mit Deinem nach allen Richtungen gewandten Gesicht geboren" (Svet. 4. 3), was eindeutig besagt, dass Brahman geboren wird. Diese Ansicht wird durch das Sutra widerlegt, das besagt, dass Brahman, das die Existenz selbst ist, keine Wirkung sein kann, da es keine Ursache haben kann. "Und Er hat weder Eltern noch Herrn" (Svet. 6. 9). Auch das Nicht-Sein kann keine Ursache sein, denn die Sruti sagt: "Wie kann das Sein aus dem Nicht-Sein entstehen?" (Chh. 6. 2. 2). Es ist auch nicht richtig zu sagen, dass die Existenz ihre eigene Ursache ist, denn die Wirkung muss irgendeine Besonderheit haben, die die Ursache nicht besitzt. Brahman ist bloße Existenz ohne jede Unterscheidung. Wir sehen, dass nur das Besondere aus dem Allgemeinen hervorgeht, so wie verschiedene Töpfe aus Ton entstehen, und nicht andersherum. Daher kann Brahman, das die Existenz im Allgemeinen ist, nicht die Wirkung irgendeiner besonderen Sache sein. Die Tatsache, dass jede Ursache selbst eine Wirkung eines vorhergehenden Dinges ist, wird von der Sruti zurückgewiesen: "Das große, geburtslose Selbst ist unvergänglich" (Brih. 4. 4. 25), denn es führt zu einem regressus in infinitum. Brahman ist also keine Wirkung, sondern ist ewig.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana IV

Adhikarana Zusammenfassung: Feuer entsteht aus Luft

Brahma-Sutra 2.3.10: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

तेजोऽतः, तथा ह्याह ॥ १० ॥

tejo'taḥ, tathā hyāha || 10 ||

tejaḥ-Feuer; ataḥ-aus diesem; tathā-so hi-verily; āha-sagt.

Feuer (wird) aus diesem (d.h. der Luft) erzeugt, so sagt (die ‘‘‘Sruti) wahrlich

"Aus Luft (entsteht) Feuer" (Taitt. 2. 1.) zeigt, dass Feuer aus Luft entsteht. Wiederum heißt es: "Das (Brahman) erschuf das Feuer" (Chh. 6. 2. 3). Diese beiden Texte können miteinander in Einklang gebracht werden, wenn man den Taittiriya-Text so interpretiert, dass er die Reihenfolge meint: Brahman hat nach der Erschaffung der Luft das Feuer erschaffen. Dieses Sutra widerlegt eine solche geniale Erklärung und sagt, dass das Feuer aus Vayu oder Luft entsteht. Dies widerspricht nicht dem Chhandogya-Text, denn es bedeutet, dass die Luft ein Produkt von Brahman ist und dass das Feuer aus Brahman, das die Form der Luft angenommen hat, entsteht. Die allgemeine Aussage, dass alles aus Brahman geschaffen wird, erfordert, dass alle Dinge letztlich auf diese Ursache zurückgeführt werden, und nicht, dass sie die unmittelbaren Auswirkungen sind. Daher gibt es keinen Widerspruch.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana V

Adhikarana Zusammenfassung: Aus Feuer erschaffenes Wasser

Brahma-Sutra 2.3.11: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

आपः ॥ ११ ॥

āpaḥ || 11 ||

tejaḥ-Feuer; ataḥ-aus diesem; tathā-so hi-verily; āha-sagt.

Wasser (wird aus Feuer erzeugt)

"Aus Feuer entsteht Wasser" (Taitt. 2. 1); "Das schuf Wasser" (Chh. 6. 2. 3). Diese beiden Texte lassen keinen Zweifel daran, dass das Wasser aus dem Feuer entstanden ist. Auch hier müssen wir verstehen, dass aus Brahman, das als Feuer konditioniert ist, Wasser erzeugt wird.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana VI

Adhikarana Zusammenfassung: Die Erde wurde aus Wasser erschaffen

Brahma-Sutra 2.3.12: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

पृथिवि, अधिकाररूपशब्दान्तरेभ्यः ॥ १२ ॥

pṛthivī, adhikārarūpaśabdāntarebhyaḥ || 12 ||

pṛthivī-Erde; adhikāra-rūpa-śabdāntarebhyaḥ-auf' Grund des Themas, der Farbe und anderer Sruti-Texte.

Erde (ist mit dem Wort "‘‘‘Anna" gemeint) wegen des Themas, der Farbe und anderer Sruti-Texte

"Aus Wasser Erde" (Taitt. 2. 1); "Es (Wasser) erzeugte Anna (wörtlich: Nahrung)" (Chh. 6. 2. 4). Die beiden Texte sind scheinbar widersprüchlich; denn in dem einen wird gesagt, dass Wasser Erde erzeugt, in dem anderen, dass es Nahrung erzeugt. Das Sutra sagt, dass "Anna" im Chhandogya-Text nicht Nahrung, sondern Erde bedeutet. Und warum? Erstens wegen des Themas, das in diesem Abschnitt behandelt wird. In "Es erschuf das Feuer" und anderen Texten beschreibt die Sruti die Erschaffung der fünf Elemente, und so sollte sich "Anna" auf ein Element und nicht auf Nahrung beziehen. Wiederum in einer ergänzenden Passage heißt es: "Die schwarze Farbe des Feuers ist die Farbe von Anna" (Chh. 6. 4. 1), wobei der Hinweis auf die Farbe eindeutig darauf hinweist, dass mit "Anna" die Erde gemeint ist. Daher bedeutet "Anna" in der besprochenen Passage Erde, und es gibt keinen Widerspruch zwischen den Chhandogya- und Taittiriya-Texten. Andere Sruti-Texte wie "Das, was als Schaum auf dem Wasser da war, verfestigte sich und wurde zu dieser Erde" (Brih. 1. 2. 2), zeigen deutlich, dass aus Wasser Erde entsteht.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana VII

Adhikarana-Zusammenfassung: Brahman als das schöpferische Prinzip, das im vorhergehenden Element wohnt, ist die Ursache für das nachfolgende Element in der Schöpfungsordnung

Brahma-Sutra 2.3.13: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

तदभिध्यानादेव तु तल्लिङ्गात् सः ॥ १३ ॥

tadabhidhyānādeva tu talliṅgāt saḥ || 13 ||

tadat-abhidhyānāt-auf Grund Seines Nachdenkens; eva-nur; tu-aber; talliṅgāt-auf Grund Seiner Hinweiszeichen; saḥ-He.

Aber nur aufgrund Seines Nachdenkens (werden die nachfolgenden Elemente in der Reihenfolge der Schöpfung aus dem vorhergehenden Element erschaffen; so) ist Er (der Höchste Herr) der Schöpfer der Luft usw.). (Wir wissen dies) aus Seinen hinweisenden Zeichen

Brahman wird in den Srutis als der Schöpfer von allem beschrieben. Wiederum finden wir in ihnen Texte wie "Aus Akasa entsteht Luft" (Taitt. 2. 1), die erklären, dass bestimmte Elemente unabhängig voneinander bestimmte Wirkungen hervorbringen. Der Gegner behauptet also, dass es einen Widerspruch in den Sruti-Texten gibt. Dieses Sutra widerlegt diesen Einwand, indem es sagt, dass der Herr, der in diesen Elementen wohnt, nach Reflexion bestimmte Wirkungen hervorbringt. Und warum? Wegen der anzeigenden Zeichen. "Er, der die Erde bewohnt ... und der die Erde von innen her beherrscht" usw. (Brih. 3. 7. 3) zeigt, dass der Höchste Herr der alleinige Herrscher ist und den Elementen jede Unabhängigkeit abspricht. Wiederum zeigt "Das Feuer dachte, ... das Wasser dachte" (Chh. 6. 2. 3-4), dass diese Elemente nach Reflexion die Wirkungen hervorgebracht haben. Diese Reflexion ist für träge Elemente unmöglich, und so müssen wir verstehen, dass der Herr, der in diesen Elementen wohnt, dachte und die Wirkungen hervorrief. Die Elemente werden also nur durch das Wirken des Herrn, der in ihnen wohnt, zu Ursachen. Es gibt also keinen Widerspruch zwischen den beiden eingangs zitierten Texten.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana VIII

Adhikarana Zusammenfassung: Die Reabsorption erfolgt in umgekehrter Reihenfolge zur Schöpfung

Brahma-Sutra 2.3.14: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

विपर्ययेण तु क्रमोऽतः, उपपद्यते च ॥ १४ ॥

viparyayeṇa tu kramo'taḥ, upapadyate ca || 14 ||

viparyayeṇa - in der umgekehrten Reihenfolge; tu - in der Tat; kramaḥ - Ordnung; ataḥ - von dieser (der Schöpfungsordnung); upapadyate - ist vernünftig; ca - und.

(Im ‘‘‘Pralaya werden die Elemente) in der Tat (in Brahman zurückgezogen) in umgekehrter Reihenfolge zu der (der Schöpfung); und das ist vernünftig

Die Frage ist, ob die Elemente zum Zeitpunkt der kosmischen Auflösung in der Reihenfolge der Schöpfung oder in umgekehrter Reihenfolge in Brahman zurückgezogen werden. Das Sutra besagt, dass es in umgekehrter Reihenfolge geschieht, denn die Wirkung kehrt in den kausalen Zustand zurück, so wie zum Beispiel Eis zu Wasser schmilzt. Daher wird jedes Ding in seine unmittelbare Ursache zurückgezogen und so weiter in umgekehrter Reihenfolge, bis Akasa erreicht ist, das wiederum in Brahman aufgeht.


Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana IX

Adhikarana Zusammenfassung: Die Erwähnung von Geist, Intellekt und Organen

Adhikarana IX - Die Erwähnung des Geistes, des Intellekts und der Organe beeinträchtigt nicht die Ordnung der Schöpfung und der Wiederaufnahme, da sie die Produkte der Elemente sind.


Brahma-Sutra 2.3.15: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अन्तरा विज्ञानमनसी क्रमेण तल्लिङ्गादिति चेत्, न, अविशेषात् ॥ १५ ॥

antarā vijñānamanasī krameṇa talliṅgāditi cet, na, aviśeṣāt || 15 ||

antarā - zwischen; vijñānamanasī - Verstand und Geist; krameṇa - in der Reihenfolge; talliṅgāt - aufgrund von Anzeichen dafür; iti cet - wenn es gesagt wird; na - nicht so; aviśeṣāt - aufgrund von Nicht-Unterschied.

Wenn gesagt wird, dass zwischen (‘‘‘Brahman und den Elementen) der Intellekt und der Geist (erwähnt werden, und daher sollte das die Reihenfolge bei der Schöpfung und die umgekehrte Reihenfolge bei der Resorption sein), aufgrund des Hinweises (in den Sruti-Texten) auf diesen Effekt (der die Reihenfolge der Schöpfung der Elemente durcheinander bringt), (sagen wir) nicht so, aufgrund der Nicht-Unterscheidung (des Intellekts und des Geistes von den Elementen)

In der Mundaka Upanishad findet sich folgender Text: "Aus diesem Selbst entstehen Prana, der Geist, die Sinne, der Äther, die Luft, das Feuer, das Wasser und die Erde, die Stütze von allem" (2. 1. 3). Es wird der Einwand erhoben, dass die Reihenfolge der Schöpfung, wie sie in diesem Text beschrieben wird, der Reihenfolge der Schöpfung der Elemente widerspricht, die im Chhandogya 6. 2. 3 und anderen Srutis beschrieben wird. Dieser Einwand wird hier mit der Begründung widerlegt, dass der Mundaka-Text nur besagt, dass alle diese Elemente aus dem Selbst hervorgehen, aber keine Reihenfolge der Schöpfung wie in den anderen Texten angibt. Auch der Intellekt, der Geist und die Organe sind Wirkungen der Elemente, und so können sie erst nach der Erschaffung der Elemente ins Dasein treten. Aufgrund dieses Nicht-Unterschieds der Organe von den Elementen sind ihr Entstehen und ihre Wiederaufnahme die gleichen wie die der Elemente. Dass die Organe Modifikationen der Elemente sind, wird durch Sruti-Texte bewiesen wie: "Denn der Geist, mein Kind, besteht aus Erde, die Lebenskraft aus Wasser, das Stimmorgan aus Feuer" (Chh. 6. 6. 5). Daher widerspricht der Mundaka-Text nicht der Reihenfolge der Schöpfung, die anderswo erwähnt wird.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana X

Adhikarana Zusammenfassung: Geburt und Tod beziehen sich in erster Linie auf den Körper und metaphorisch auf die Seele.

Sutra 2,3.16

चराचरव्यपाश्रयस्तु स्यात् तद्व्यपदेशो भाक्तः, तद्भावभावित्वात् ॥ १६ ॥

carācaravyapāśrayastu syāt tadvyapadeśo bhāktaḥ, tadbhāvabhāvitvāt || 16 ||

carācaravyapāśrayaḥ-Abhängig von (den Körpern) der sich bewegenden und stationären Wesen; tu-aber; syāt-möglicherweise; tadvyapadeśaḥ-Erwähnung dessen; bhāktaḥ-sekundär; tadbhāva-bhāvitvāt-auf Grund (jener Begriffe) abhängig von der Existenz dessen;

Aber die Erwähnung dessen (nämlich Geburt und Tod der individuellen Seele) ist nur in bezug auf (die Körper) von bewegten und unbewegten Wesen angebracht. (In bezug auf die Seele aber ist sie zweitrangig, weil (diese Begriffe) vom Vorhandensein dieses (d.h. des Körpers) abhängen.)

Es kann ein Zweifel aufkommen, dass auch die individuelle Seele Geburt und Tod hat, weil die Menschen Ausdrücke wie "Devadatta ist geboren" oder "Devadatta ist tot" verwenden und weil bestimmte Zeremonien bei der Geburt und dem Tod von Menschen in den Schriften vorgeschrieben sind. Dieses Sutra widerlegt einen solchen Zweifel und sagt, dass die individuelle Seele weder Geburt noch Tod hat. Diese gehören nicht zur Seele, sondern zum Körper, mit dem die Seele verbunden ist. Diese Verbindung und Trennung mit dem Körper wird im Volksmund als Geburt und Tod der Seele bezeichnet. Außerdem sagt die Sruti: "Es ist der Körper, der, der Seele beraubt, stirbt; die Seele stirbt nicht" (Chh. 6. 11. 8). Geburt und Tod werden also in erster Linie von den Körpern der sich bewegenden und stehenden Wesen gesprochen und nur metaphorisch von der Seele. Dass Geburt und Tod die Verbindung bzw. Trennung der Seele mit dem Körper bedeuten, wird durch solche Texte bewiesen wie: "Jener Mensch, wenn er geboren wird oder einen Körper erlangt", usw. (Brih. 4. 3. 8).



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XI

Adhikarana Zusammenfassung: Die individuelle Seele ist dauerhaft, ewig, etc.

Brahma-Sutra 2.3.17: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

नात्मा, आश्रुतेर्नित्यत्वाच्च ताभ्यः ॥ १७ ॥

nātmā, āśruternityatvācca tābhyaḥ || 17 ||

na - wird nicht (erzeugt); ātmā - das individuelle Selbst; āśruteḥ - wird nicht (so) in den Schriften erwähnt; nityatvāt - ewig sein; ca - auch; tābhyaḥ - von ihnen (Srutis);

Das individuelle Selbst wird nicht (erzeugt), (denn es wird) nicht (so) von den Schriften erwähnt; auch (wegen seines) Ewigseins, (denn so ist es bekannt) aus ihnen (den Sruti-Texten)

Zu Beginn der Schöpfung gab es nur "ein Brahman ohne ein zweites" (Ait. 1. 1), und so ist es nicht vernünftig zu sagen, dass die individuelle Seele nicht geboren wird, denn damals gab es nichts außer Brahman. Wiederum sagt die Sruti: "So wie aus einem Feuer winzige Funken in alle Richtungen fliegen, so gehen von diesem Atman alle Pranas (Organe), alle Welten, alle Götter und alle Selbste aus" (Brih. 2. 1. 20, Madhyandina-Überarbeitung). So argumentiert der Gegner, dass die individuelle Seele am Anfang des Zyklus geboren wird, so wie Ak asa und andere Elemente geboren werden. Dieses Sutra widerlegt dies und sagt, dass die individuelle Seele nicht geboren wird, denn es gibt keine diesbezügliche Aussage in der Sruti in dem Abschnitt, der sich mit der Schöpfung befasst. Andererseits leugnen Sruti-Texte eindeutig eine solche Geburt der individuellen Seele. "Ungeboren, ewig" (Kath. 1. 2. 18); "Dieser große geburtslose Sell" (Brih. 4. 4. 25). Es ist das eine Brahman ohne ein zweites, das in den Intellekt eintritt und als die individuelle Seele (Jiva) erscheint. "Nachdem es ihn geschaffen hatte, ging es in ihn ein" (Taitt. 2. 6). Da es also in Wirklichkeit keinen Unterschied zwischen der individuellen Seele und Brahmar: gibt, widerspricht die Tatsache, dass der Jiva nicht erschaffen wurde, nicht dem Text: "Am Anfang war nur der Atman ohne ein Zweites" (Ait. 1. 1). Die Erschaffung der Seelen, von der in den anderen zitierten Texten die Rede ist, hat nur einen sekundären Sinn. Sie steht daher nicht im Widerspruch zu dem Text: "Nachdem er sie erschaffen hatte, ging er in sie ein.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XII

Adhikarana Zusammenfassung: Die Natur der individuellen Seele ist Intelligenz

Brahma-Sutra 2.3.18: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

ज्ञोऽत एव ॥ १८ ॥

jño'ta eva || 18 ||

jñaḥ-Intelligenz; ata eva - genau aus diesem Grund.

Denn gerade deshalb (weil sie nicht geschaffen ist), ist (die individuelle Seele) Intelligenz (selbst)

Die Vaiseshikas sagen, dass die individuelle Seele von Natur aus nicht intelligent ist, denn im Zustand des Tiefschlafs (Sushupti) oder der Ohnmacht ist sie es nicht. Erst wenn die Seele auf die bewusste Ebene kommt und sich mit dem Geist vereinigt, wird sie intelligent. Dieses Sutra widerlegt eine solche Möglichkeit, denn es ist das intelligente Brahman selbst, das sich als individuelle Seele manifestiert, obwohl es durch die CJpadhis (begrenzende Hilfsmittel), den Körper usw. begrenzt ist. Daher ist die Intelligenz ihr ureigenes Wesen und wird nie ganz zerstört, nicht einmal im Zustand des Tiefschlafs oder der Ohnmacht. "Dass sie in diesem Zustand nicht sieht, liegt daran, dass sie dann zwar sieht, aber nicht sieht; denn die Sicht des Zeugen kann niemals verloren gehen, weil sie unsterblich ist. Aber es gibt nicht das zweite, von ihm getrennte Ding, das er sehen kann" (Brih. 4. 3. 23). Daher ist es nicht wahr, dass seine Intelligenz verloren geht, denn das ist unmöglich. Sie verliert in Wirklichkeit nicht ihre Fähigkeit zu sehen; sie sieht nur deshalb nicht, weil es keinen Gegenstand zu sehen gibt. Wäre die Intelligenz tatsächlich nicht vorhanden, wer könnte dann sagen, dass sie nicht existiert? Wie könnte man sie erkennen? Außerdem muss derjenige, der sagt, er habe im Tiefschlaf nichts gewusst, zu diesem Zeitpunkt existent gewesen sein. Wie könnte er sich sonst an den Zustand erinnern, in dem er sich befand? Die Intelligenz des Selbst geht also unter keiner Bedingung verloren.

Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XIII

Adhikarana Zusammenfassung: Die Größe der individuellen Seele

Brahma-Sutra 2.3.19: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

उत्क्रान्तिगत्यागतीनाम् ॥ १९ ॥

utkrāntigatyāgatīnām || 19 ||

utkrānti-gati-āgatīnām-Das Hinausgehen, Gehen und Zurückkehren.

(19) Da die Sruti-Texte erklären, dass die Seele hinausgeht, (in andere Sphären) geht und (von dort) zurückkehrt, (ist die Seele nicht unendlich groß)

Von diesem bis zum Sutra 82 wird die Frage nach der Größe der Seele - ob sie atomar, mittelgroß oder unendlich ist - diskutiert. In der Svetas-vatara Upanishad heißt es: "Er ist der eine Gott ... der alles durchdringende" (6. 11); und weiter. "Dieser Atman ist atomar" (Mu. 3. 3. 9). Die beiden Texte widersprechen sich, und wir müssen zu einer Entscheidung in diesem Punkt kommen. In den Sutras 20-28 wird die prima facie Ansicht dargelegt. Der Gegner sagt, dass wir in den Schriften Texte finden, die den Austritt der Seele aus dem Körper, den Weg zum Himmel usw. und die Rückkehr von dort erwähnen. Dies ist nur möglich, wenn die Seele atomar ist und nicht unendlich oder alles durchdringend; denn für eine unendliche Seele kann es kein Gehen und Kommen geben. Deshalb ist die Seele atomar.


Brahma-Sutra 2.3.20: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

स्वात्मना चोत्तरयोः ॥ २० ॥

svātmanā cottarayoḥ || 20 ||

svātmanā-(verbunden sein) direkt mit ihrem Vertreter; ca-und; uttarayoḥ-die beiden letzteren;

Und die beiden letzteren (das Gehen und das Kommen) (sind) direkt mit ihrem Agens (der Seele) verbunden, (es ist von atomarer Größe)

Selbst wenn die Seele unendlich ist, kann man von ihrem Austritt aus dem Körper sprechen, wenn damit gemeint ist, dass sie aufhört, der Herrscher des Körpers zu sein. Aber die beiden letztgenannten Aktivitäten, nämlich das Gehen und das Kommen, sind für ein Wesen, das alles durchdringt, nicht möglich. Die Seele ist von atomarer Größe.


Brahma-Sutra 2.3.21: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

नाणुरतच्छ्रुतेर् इति चेत्, न, इतराधिकारात् ॥ २१ ॥

nāṇuratacchruter iti cet, na, itarādhikārāt || 21 ||

na aṇuḥ - nicht atomar; atat-śruteḥ - wie es in den Schriften heißt; iti cet - wenn es gesagt wird; na - nicht so; itarā-dhikārāt - aufgrund eines anderen Prinzips als der individuellen Seele, die (in diesen Texten) das Thema ist.

Wenn gesagt wird, (dass die Seele) nicht atomar ist, wie es in den Schriften heißt, (d.h. alles durchdringend), (sagen wir) nicht so, denn (das eine) andere als die individuelle Seele (d.h. das Höchste ‘‘‘Brahman) ist der Gegenstand (in diesen Texten)

Sruti-Texte wie "Er ist der eine Gott ... alles durchdringend" (Svet. 6. II) beziehen sich nicht auf die individuelle Seele, sondern auf den Höchsten Herrn, der anders ist als die individuelle Seele und der den Hauptgegenstand aller Vedanta-Texte bildet; denn das ist das Einzige, was erkannt werden soll, und wird daher von allen Vedanta-Texten behauptet.


Brahma-Sutra 2.3.22: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

स्वशब्दोन्मानाभ्यां च ॥ २२ ॥

svaśabdonmānābhyāṃ ca || 22 ||

svaśabda-unmānābhyām-aus direkten Aussagen (der Sruti-Texte) und infinitesimalem Maß; ca-und.

Und aufgrund direkter Aussagen (der Sruti-Texte über die atomare Größe) und des infinitesimalen Maßes (die Seele ist atomar)

"Dieser Atman ist atomar" (Mu. 3. 1. 9). Wiederum heißt es: "Diese individuelle Seele ist als ein Teil des hundertsten Teils einer hundertfach geteilten Haarspitze zu erkennen" (Svet. 5. 9), was zeigt, dass die Seele kleiner ist als das Kleinste. Die Seele ist also von atomarer Größe.


Brahma-Sutra 2.3.23: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अविरोधश्चन्दनवत् ॥ २३ ॥

avirodhaścandanavat || 23 ||

avirodhaḥ-Kein Widerspruch; candanavat-ähnliche Sandelpaste.

Es gibt keinen Widerspruch, wie bei Sandelpaste

So wie Sandelpaste, die auf einen bestimmten Teil des Körpers aufgetragen wird, eine angenehme Empfindung im ganzen Körper hervorruft, so kann auch die Seele, obwohl sie eine atomare Größe hat und daher nur einen Teil des Körpers einnimmt, Glück und Unglück erleben, die sich über den ganzen Körper erstrecken.


Brahma-Sutra 2.3.24: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अवस्थितिवैशेष्यादिति चेत्, न, अभ्युपगमाद्धृदि हि ॥ २४ ॥

avasthitivaiśeṣyāditi cet, na, abhyupagamāddhṛdi hi || 24 ||

avirodhaḥ-Kein Widerspruch; candanavat-ähnliche Sandelpaste.

Wenn gesagt wird, dass die Analogie wegen der besonderen Lage (des Sandelpastens im Körper) nicht gerecht ist, (sagen wir) nicht so, wegen der Zulassung (durch die Schriften eines besonderen Sitzes für die Seele, nämlich) im Herzen allein

Ein möglicher Einwand wird vom Gegner gegen seine eigene Ansicht vorgebracht. Im Falle der Sandelpaste sehen wir, dass sie einen bestimmten Teil des Körpers einnimmt und dennoch den ganzen Körper erfreut. Im Falle der Seele wissen wir aber nicht, dass sie einen bestimmten Ort einnimmt, und da dies nicht der Fall ist, können wir nicht folgern, dass sie wie die Sandelpaste einen bestimmten Teil des Körpers einnehmen muss und deshalb atomar ist. Denn auch eine alles durchdringende Seele oder eine Seele, die den ganzen Körper wie die Haut durchdringt, kann zu demselben Ergebnis führen. In Ermangelung eines Beweises ist es also schwierig, die Größe der Seele zu bestimmen. Diesen Einwand widerlegt der Gegner, indem er sagt, dass solche Sruti-Texte wie "Der sich selbst erfüllende im Herzen" (Brih. 4. 3. 7) erklären, dass die Seele einen bestimmten Wohnsitz im Körper, z. B. im Herzen, hat und daher atomar ist.



Brahma-Sutra 2.3.25: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

गुणाद्वा लोकवत् ॥ २५ ॥

guṇādvā lokavat || 25 ||

guṇāt-nach (seiner) Qualität; vā-oder; lokavat-wie in der Welt;

Oder aufgrund (ihrer) Qualität (nämlich Intelligenz) wie in der Welt

Dieses Sutra liefert ein weiteres Argument, um zu zeigen, wie eine atomare Seele im gesamten Körper Erfahrungen machen kann.

In der Welt finden wir, dass ein Licht, das in einer Ecke eines Raumes angebracht ist, den ganzen Raum erhellt. So kann auch die Seele, obwohl sie atomar ist und daher einen bestimmten Teil des Körpers einnimmt, aufgrund ihrer Intelligenzqualität, die den ganzen Körper durchdringt, im ganzen Körper Freude und Schmerz erfahren.


Brahma-Sutra 2.3.26: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

व्यतिरेको गन्धवत् ॥ २६ ॥

vyatireko gandhavat || 26 ||

vyatirekaḥ-Die Ausdehnung jenseits (des Objekts, d.h. der Seele); gandhavat-ähnlicher Geruch.

Die Ausdehnung (der Qualität der Intelligenz) über (die Seele, der sie innewohnt) hinaus ist wie der Geruch (der über das duftende Objekt hinausgeht)

Wir stellen fest, dass der süße Geruch von Blumen über sie hinaus in die umliegende Region reicht. Genauso geht die Intelligenz der Seele, die atomar ist, über die Seele hinaus und durchdringt den ganzen Körper.


Brahma-Sutra 2.3.27: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

तथा च दर्शयति ॥ २७ ॥

tathā ca darśayati || 27 ||

tathā - also; ca - auch; darśayati - (die Sruti) zeigt oder erklärt.

So erklärt sich auch (die Sruti)

Die Sruti erklärt auch, dass die Atomseele durch die Qualität der Intelligenz den ganzen Körper durchdringt. So heißt es zum Beispiel: "Genauso hat das intelligente Selbst diesen Körper bis in die Haare und Fingernägel durchdrungen" (Kau. 4. 20).


Brahma-Sutra 2.3.28: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

पृथगुपदेशात् ॥ २८ ॥

pṛthagupadeśāt || 28 ||

pṛthak-getrennt; upadeśāt-auf Grund der Lehre.

Aufgrund der separaten Lehre (der Sruti) (dass die Seele den Körper aufgrund ihrer Intelligenzqualität so durchdringt)

Ein weiteres Argument wird angeführt, um die Aussage des letzten Sutras zu belegen. Der Text "Nachdem er durch Prajna (Intelligenz) Besitz vom Körper ergriffen hat" (Kau. 3. 6), zeigt, dass die Intelligenz von der Seele verschieden ist, indem sie als Instrument und Mittel verwandt ist, und dass die Seele mit dieser Eigenschaft den ganzen Körper durchdringt.


Brahma-Sutra 2.3.29: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

तद्गुणसारत्वात् तु तद्व्यपदेशः, प्राज्ञवत् ॥ २९ ॥

tadguṇasāratvāt tu tadvyapadeśaḥ, prājñavat || 29 ||

tadguṇasāratvāt - aufgrund dessen, dass es für seine Essenz die Eigenschaften von dem (nämlich der Buddhi) hat; tu-but; tadvyapadeśaḥ - diese Erklärung (bezüglich seiner atomaren Größe); prājñavat - so wie der Intelligente Herr (als atomar erklärt wird).

Aber diese Erklärung (bezüglich der atomaren Größe der Seele) beruht darauf, dass sie für ihre Essenz die Eigenschaften dieser (nämlich der Buddhi) hat, so wie der Intelligente Herr (Brahman, das alles durchdringt, als atomar erklärt wird)

Das Wort "aber" widerlegt alles, was in den Sutras 19-28 gesagt wurde, und entscheidet, dass die Seele alldurchdringend ist, weil das alldurchdringende Brahman selbst als individuelle Seele in das Universum eingetreten sein soll, die wiederum als mit ihm identisch erklärt wird. Wie wird dann erklärt, dass die Seele atomar ist? Solche Erklärungen beruhen darauf, dass sie in den Eigenschaften der Buddhi (des Intellekts) überwiegt, solange man sich vorstellt, dass sie mit letzterer verbunden und in Knechtschaft ist. Hinausgehen, Gehen und Kommen sind Eigenschaften der Buddhi und werden nur der individuellen Seele zugeschrieben. Aus demselben Grund, nämlich der Begrenzung des Intellekts, wird der Atman als atomar betrachtet. Das ist so, als würde man sich den alles durchdringenden Herrn als begrenzt vorstellen, um Upasana, die andächtige Meditation, zu betreiben.


Brahma-Sutra 2.3.30: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

यावदात्मभावित्वाच्च न दोषः, तद्दर्शनात् ॥ ३० ॥

yāvadātmabhāvitvācca na doṣaḥ, taddarśanāt || 30 ||

yāvat-ātmabhāvitvāt-Solange die Seele (in ihrem relativen Aspekt) existiert; ca-und; na 'doṣaḥ-es gibt keinen Mangel; taddarśanāt-weil es so ssen (in den Schriften) ist.

Und es gibt keinen Fehler (in dem, was im vorhergehenden Sutra gesagt wurde), (da die Verbindung der Seele mit dem Intellekt existiert), solange die Seele (in ihrem relativen Aspekt) existiert: weil es so (in den Schriften) gesehen wird

Gegen das, was im vorhergehenden Sutra gesagt wurde, könnte der Einwand erhoben werden, dass, da die Verbindung von Seele und Intellekt, die unterschiedliche Wesenheiten sind, notwendigerweise irgendwann zu Ende gehen muss, die Seele, wenn sie so von der Buddhi getrennt ist, entweder ganz aufhören wird zu existieren oder zumindest aufhören wird, ein Samsarin (individualisiert) zu sein. Dieses Sutra antwortet: Es kann keinen solchen Fehler in der Argumentation des vorhergehenden Sutras geben, denn diese Verbindung mit dem Intellekt dauert so lange an, wie der Zustand des Samsara der Seele nicht durch die Verwirklichung des höchsten Wissens zerstört wird. Wie ist dies bekannt? Es ist aus der Erklärung der Schriften bekannt, dass diese Verbindung selbst beim Tod nicht unterbrochen wird. "Dieses unendliche Wesen, das mit dem Intellekt identifiziert wird .... Indem es die Ähnlichkeit des Intellekts annimmt, bewegt es sich zwischen den beiden Welten, es denkt gleichsam, es bewegt sich gleichsam" (Brih. 4. 3. 7). Die Ausdrücke "denkt gleichsam", "bewegt sich gleichsam" bedeuten auch, dass das Selbst nicht aus sich selbst heraus denkt und sich bewegt, sondern nur durch seine Verbindung mit dem Intellekt.


Brahma-Sutra 2.3.31: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

पुंस्त्वादिवत् त्वस्य सतोऽभिव्यक्तियोगात् ॥ ३१ ॥

puṃstvādivat tvasya sato'bhivyaktiyogāt || 31 ||

puṃstvādivat-Gleich der Potenz usw.; tu-verility; asya-its (d.h. der Verbindung mit dem Intellekt); sataḥ-existent; abhivyaktiyogāt-auf Grund der möglichen Manifestation.

Weil die Manifestation (der Verbindung mit dem Intellekt im erwachten Zustand) nur möglich ist, wenn sie (potentiell in Sushupti) existiert, wie die Potenz usw

Es wird der Einwand erhoben, dass es im Sushupti oder Tiefschlaf keine Verbindung mit dem Intellekt geben kann, denn es heißt: "Wenn er mit dem Wahren vereinigt wird, ist er zu seinem eigenen gegangen" (Chh. 6. 8. 1); wie kann dann gesagt werden, dass diese Verbindung so lange andauert, wie der individualisierte Zustand besteht.

Dieses Sutra widerlegt sie und sagt, dass selbst in Sushupti diese Verbindung in einer feinen oder potentiellen Form existiert. Ohne diese hätte sie sich im erwachten Zustand nicht manifestieren können. Die v'rile Kraft manifestiert sich in der Jugend nur, wenn sie in einem potentiellen Zustand im Kind existiert. Diese Verbindung mit dem Intellekt dauert also so lange an, wie der individualisierte Zustand existiert.


Sutra 2,3.32

नित्योपलब्ध्यनुपलब्धिप्रसङ्गोऽन्यतरनियमो वान्यथा ॥ ३२ ॥

nityopalabdhyanupalabdhiprasaṅgo'nyataraniyamo vānyathā || 32 ||

nityopalabdhi-anupalabdhi-prasaṅgaḥ-Das Ergebnis wäre fortwährende Wahrnehmung oder Nicht-Wahrnehmung; anyataraniyamaḥ-Beschränkung der Macht von einem der beiden; vā-oder sonst; vānyathā-anderenfalls;

Andernfalls (d.h. wenn der Intellekt oder der Verstand nicht angenommen wird) würde es entweder zu einer immerwährenden Wahrnehmung oder zu einer immerwährenden Nicht-Wahrnehmung kommen, oder aber zu einer Begrenzung der Macht eines der beiden (nämlich der Seele oder der Sinne)

Was ist die Notwendigkeit, ein inneres Organ (Antahkarana) anzunehmen, von dem der Intellekt nur eine Form ist? Das Sutra sagt, dass, wenn es nicht angenommen wird, die Sinne immer in Kontakt mit ihren Objekten sind, es immer zu einer Wahrnehmung von allem kommen würde, da alle Voraussetzungen, nämlich die Seele, die Sinne und die Objekte, vorhanden sind. Wird dies jedoch geleugnet, dann würde dies bedeuten, dass niemals Wissen entstehen kann und nichts jemals erkannt werden würde. Der Gegner wird also die Begrenzung der Macht entweder der Seele oder der Sinne akzeptieren müssen. So etwas ist im Atman, der unveränderlich ist, nicht möglich. Es kann auch nicht behauptet werden, dass die Kraft der Sinne, die weder im vorhergehenden noch im nachfolgenden Augenblick behindert wird, in der Mitte so begrenzt ist. Daher müssen wir ein inneres Organ (Antah-karana) annehmen, durch dessen Verbindung und Trennung Wahrnehmung und Nicht-Wahrnehmung stattfinden. Die Sruti verweist auch auf eine uns geläufige Erfahrung: "Ich war geistesabwesend, ich habe es nicht gehört" (Brih. 1. 5. 3). Es gibt also ein inneres Organ, von dem der Intellekt ein Modus ist, und es ist die Verbindung mit diesem, die den Atman als individualisierte Seele erscheinen lässt, wie in Sutra 29 erklärt wird.


Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XIV

Adhikarana Zusammenfassung: Die individuelle Seele als Akteur

Brahma-Sutra 2.3.33: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

कर्ता, शास्त्रार्थवत्त्वात् ॥ ३३ ॥

kartā, śāstrārthavattvāt || 33 ||

kartā-Agent; śāstrārthavattvāt-in, damit die Schriften einen Sinn haben.

(Die Seele ist) ein Agens, aufgrund der (Anweisungen der) Heiligen Schrift, die nur aus diesem Grund eine Bedeutung haben

Die Frage nach der Größe der Seele ist geklärt. Nun wird ein anderes Merkmal der Seele zur Diskussion gestellt. Die individuelle Seele ist ein Handelnder, denn nur auf dieser Grundlage haben Anordnungen der Schrift wie "Er soll opfern" usw. einen Sinn. Darin schreibt die Sruti bestimmte Handlungen vor, die der Handelnde ausführen soll, und wenn die Seele kein Handelnder wäre, würden diese Anordnungen bedeutungslos werden.


Brahma-Sutra 2.3.34: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

विहारोपदेशात् ॥ ३४ ॥

vihāropadeśāt || 34 ||

vihāra-upadeśāt-auf Grund der umherwandernden Sruti-Lehre.

Und wegen (der Sruti), die (ihr) Umherwandern lehrt

"Sie bewegt sich, indem sie die Organe nimmt, in ihrem eigenen Körper, wie es ihr gefällt" (Brill. 2. I. 18). Dieser Text, der das Umherwandern der Seele im Traumzustand beschreibt, zeigt deutlich, dass sie ein Akteur ist.


Brahma-Sutra 2.3.35: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

उपादानात् ॥ ३५ ॥

upādānāt || 35 ||

Wegen der Entnahme (der Organe)

Der im letzten Sutra zitierte Text zeigt auch, dass die Seele im Traumzustand die Organe mit sich nimmt und damit erklärt, dass sie ein Agens ist.


Brahma-Sutra 2.3.36: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

व्यपदेशाच्च क्रियायाम्, न चेन्निर्देशविपर्ययः ॥ ३६॥

vyapadeśācca kriyāyām, na cennirdeśaviparyayaḥ || 36 ||

vyapadeśāt-auf Grund der Erwähnung; ca-auch; kriyāyām-in Bezug auf die Handlung; na cet-wenn es nicht so wäre; nirdeśa-viparyayaḥ-die Erwähnung (wäre) von anderer Art gewesen.

Auch wegen der Erwähnung (der Seele als Agens) in Bezug auf die Handlung. Wäre es nicht so, dann wäre der Hinweis (anders) gewesen

"Die Intelligenz bringt Opfer dar, und sie führt auch alle Handlungen aus" (Taitt. 2. 5). Hier ist mit "Intelligenz" die Seele und nicht die Buddhi gemeint, was zeigt, dass die Seele ein Handelnder ist. Hätte die Absicht der Sruti darin bestanden, sich auf die Buddhi zu beziehen, dann hätte sie das Wort nicht im Nominativ, sondern im Instrumentalfall verwendet, als "durch die Intelligenz", d.h. durch ihre Instrumentalität, wie sie es an anderer Stelle unter ähnlichen Umständen getan hat. Vide Kau. 3. 6.


Brahma-Sutra 2.3.37: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

उपलब्धिवदनियमः ॥ ३७ ॥

upalabdhivadaniyamaḥ || 37 ||

upalabdhivat - Wie im Falle der Wahrnehmung; aniyamaḥ - (auch hier) gibt es keine Regel.

Wie im Fall der Wahrnehmung gibt es (auch) hier keine Regel

Es wird der Einwand erhoben, dass die Seele, wenn sie ein freier Akteur wäre, nur das tun würde, was für sie von Vorteil ist, und nicht sowohl gute als auch schlechte Taten. Dieser Einwand wird hier widerlegt. So wie die Seele, obwohl sie frei ist, sowohl Angenehmes als auch Unangenehmes wahrnimmt, so tut sie auch sowohl gute als auch schlechte Taten. Es gibt keine Regel, die besagt, dass sie nur das Gute tun und das Schlechte meiden soll.


Brahma-Sutra 2.3.38: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

शक्तिविपर्ययात् ॥ ३८ ॥

śaktiviparyayāt || 38 ||

Wegen der Umkehrung der Macht (der Buddhi, die unzulässig ist)

Wenn die Buddhi, die ein Instrument ist, zum Agens wird und aufhört, als Instrument zu fungieren, müssen wir uns ein anderes Ding als Instrument vorstellen. Der Streit bezieht sich also nur auf die Begriffe, und in beiden Fällen muss ein anderes Agens als das Instrument zugelassen werden.


Brahma-Sutra 2.3.39: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

समाध्यभावाच्च ॥ ३९ ॥

samādhyabhāvācca || 39 ||

samādhi-abhāvāt-auf Grund der Unmöglichkeit von Samadhi; ca-und.

Und wegen der Unmöglichkeit von Samadhi

Wenn die Seele kein Akteur ist, dann wäre die Verwirklichung, die in Texten wie "Der Atman ist zu verwirklichen" (Brih. 2. 4. 5) beschrieben wird, durch Samadhi unmöglich. Sie wäre nicht fähig zu Aktivitäten wie "Hören, Denken und Meditation", die zu Samadhi führen, in welchem Zustand vollkommenes Wissen dämmert. Daher wird es keine Befreiung für die Seele geben. Es ist also erwiesen, dass die Seele allein das Mittel ist, und nicht die Buddhi.


Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XV

Adhikarana Zusammenfassung: Die Seele ist nur so lange ein Agent, wie sie mit den Upadhis verbunden ist

Brahma-Sutra 2.3.40: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

यथा च तक्षोभयथा ॥ ४० ॥

yathā ca takṣobhayathā || 40 ||

yathā-Ebenso wie; ca-und; takṣa- Zimmermann; ubhayathā-ist beides;

Und selbst als Schreiner ist beides

Im letzten Sutra wurde das Thema, dass die Seele ein Handelnder ist, festgelegt. Nun wird die Frage aufgeworfen, ob dieses Wirken ihre wahre Natur ist oder nur eine Überlagerung. Die Nyaya-Schule vertritt die Ansicht, dass es ihre eigentliche Natur ist. Dieses Sutra widerlegt sie und sagt, dass sie der Seele überlagert und nicht real ist. Denn die Sruti erklärt: "Dieser Atman ist nicht angehaftet" (Brih. 4. 3. 15). So wie ein Zimmermann leidet, wenn er mit seinem Werkzeug beschäftigt ist, und glücklich ist, wenn er von der Arbeit ablässt, so leidet der Atman, wenn er durch seine Verbindung mit der Buddhi usw. aktiv ist, wie im Wach- und Traumzustand, und ist glückselig, wenn er aufhört, ein Akteur zu sein, wie im Tiefschlaf. Alle Anweisungen der Schriften beziehen sich auf den bedingten Zustand des Selbst. Von Natur aus ist es inaktiv, und es wird nur durch eine Verbindung mit seinen Upadhis (Anhängseln), dem Geist usw. aktiv. Der Einwand, dass die Anweisungen der Sruti bedeutungslos sind, wenn die Seele nicht von Natur aus ein Akteur ist, ist nicht stichhaltig, denn diese Schriften zielen nicht darauf ab, sie zu etablieren, sondern beziehen sich lediglich auf einen bereits existierenden Akteur, der ein Ergebnis der Unwissenheit ist.


Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XVI

Adhikarana Zusammenfassung: Die Seele ist in ihrer Aktivität vom Herrn abhängig

Brahma-Sutra 2.3.41: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

परात्तु तच्छ्रुतेः ॥ ४१ ॥

parāttu tacchruteḥ || 41 ||

parāt - vom Höchsten Herrn; tu-aber; tat-das (Mittel); śruteḥ - so erklärt die Sruti.

Aber (sogar) das (Wirken der Seele) kommt vom Höchsten Herrn; so erklärt es die Sruti

Das Wirken der 'che Seele ist auch dem Höchsten Herrn zu verdanken. Die Seele tut gute und schlechte Taten, weil sie vom Herrn so geleitet wird. "Er lässt diejenigen, die Er erheben will, gute Taten tun" (Kau. 3. 8). Durch Seine Gnade gelangt die Seele zur Erkenntnis und wird frei.


Brahma-Sutra 2.3.42: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

कृतप्रयत्नापेक्षस्तु विहितप्रतिषिद्धावैयर्थ्यादिभ्यः ॥ ४२ ॥

kṛtaprayatnāpekṣastu vihitapratiṣiddhāvaiyarthyādibhyaḥ || 42 ||

kṛtaprayatna-apekṣaḥ-Abhängig von getanen Arbeiten; tu-but; vihita-pratiṣiddha-avaiyarthyādibhyaḥ-auf Grund der Relevanz von Geboten und Verboten usw.

Aber (dass der Herr die Seele handeln lässt) hängt von den Werken ab, die (von ihr) vollbracht werden; (also wären nur) Gebote und Verbote usw. von Bedeutung

Dieses Sutra widerlegt einen möglichen Zweifel, dass der Herr, da er einige Menschen Gutes und andere Böses tun lässt, grausam und launisch sein muss. Es sagt, dass der Herr die Seele immer nach ihren guten oder schlechten Taten in früheren Geburten lenkt. Und da Samsara keinen Anfang hat, wird es immer frühere Geburten geben, in denen Taten vollbracht wurden, die der Führung des Herrn dienten. Man kann Ihm also nicht vorwerfen, grausam und launisch zu sein. Nur so können die Gebote und Verbote der Schriften einen Sinn haben, denn sonst würde der Jiva durch das Befolgen dieser Gebote nichts gewinnen.

Das tut der Unabhängigkeit des Herrn jedoch keinen Abbruch, auch wenn man sagen kann, dass er, da er von den Handlungen der Seele abhängt, nicht frei ist, zu tun, was er will; denn ein König, der seine Untertanen je nach ihren Handlungen beschenkt oder bestraft, hört dadurch nicht auf, ein Herrscher zu sein.



Kapitel II, Abschnitt III, Adhikarana XVII

Adhikarana Zusammenfassung: Die Beziehung der individuellen Seele zu Brahman

Sutra 2,3.43

अंशो नानाव्यपदेशात्, अन्यथा चापि दाशकितवादित्वमधीयत एके ॥ ४३ ॥

aṃśo nānāvyapadeśāt, anyathā cāpi dāśakitavāditvamadhīyata eke || 43 ||

aṃaḥ-Teil; nānāvyapadeśāt-auf Grund des erklärten Unterschieds; anyathā-sonst; ca-und; api-auch; dāśakitavāditvam-als Fischer, Knappen, usw.; adhīyate-lesen; eke-einige (Sakhas der Veden).

(Die Seele ist) ein Teil (des Herrn), weil der Unterschied (zwischen den beiden) erklärt wird und auch sonst (d.h. als nicht verschieden von ‘‘‘Brahman); denn in einigen (Sakhas oder Wiedergaben der vedischen Texte) wird (Brahman) als Fischer, Knappen usw. bezeichnet

Im letzten Thema wurde gezeigt, dass der Herr über die Seele herrscht. Das bringt uns zu der Frage nach der Beziehung zwischen den beiden. Ist es das von Herr und Diener oder das von Feuer und seinen Funken? Das Sutra sagt, dass die Beziehung wie die zwischen dem Feuer und seinen Funken ist, d.h. zwischen dem Ganzen und dem Teil. Aber dann ist die Seele nicht wirklich ein Teil, sondern sozusagen ein Teil - ein eingebildeter Teil, denn Brahman kann keine Teile haben. Warum sollte sie dann als ein Teil und nicht als identisch mit dem Herrn angesehen werden? Weil die Schriften einen Unterschied zwischen ihnen erklären, in Texten wie: "Indem man ihn allein kennt, wird man ein Weiser" (Brih. 4, 4. 22), "Der Atman ist zu sehen" (Brih. 2. 4. 5). Dieser Unterschied wird jedoch vom empirischen Standpunkt aus gesprochen; vom absoluten Standpunkt aus sind sie identisch. Der Text "Brahman ist die Fischer, Brahman die Sklaven, Brahman die Knechte" usw. zeigt, dass selbst so bescheidene Menschen wie diese in Wirklichkeit Brahman sind.


Brahma-Sutra 2.3.44: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

मन्त्रवर्णाच्च ॥ ४४॥

mantravarṇācca || 44 ||

mantravarṇāt-aus den Worten des Mantra; ca-also.

Auch aus den Worten des Mantras (es ist bekannt, dass die Seele ein Teil des Herrn ist)

Ein weiterer Grund wird angeführt, um zu zeigen, dass die Seele ein Teil des Herrn ist. "Ein Fuß von ihm sind alle diese Wesen" (Chh. 3. 12. 0) - wobei von den Wesen, einschließlich der Seelen, gesagt wird, dass sie ein Fuß oder Teil des Herrn sind.


Brahma-Sutra 2.3.45: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अपि च स्मर्यते ॥ ४५ ॥

api ca smaryate || 45 ||

api-Also; ca-und; smaryate-es ist (so) in der Smriti angegeben.

Und so steht es auch in der Smriti

"Ein ewiger Teil von mir selbst, der zu einer lebendigen Seele geworden ist" (Gita 15. 7).


Brahma-Sutra 2.3.46: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

प्रकाशादिवन्नैवं परः ॥ ४६ ॥

prakāśādivannaivaṃ paraḥ || 46 ||

prakāśādivat - wie Licht usw. na - ist nicht; evaṃ - wie dies; paraḥ - der Höchste Herr.

Der Höchste Herr ist nicht (von Freude und Schmerz) wie diese (individuelle Seele) betroffen, genauso wie Licht usw. (nicht von der Form der Dinge, die sie berühren, betroffen sind)

Wenn die Seele ein Teil des Herrn ist, kann die Frage aufkommen, ob der Herr auch Vergnügen und Schmerz erfährt wie die Seele, so wie ein Tuch beschmutzt wird, wenn seine Fäden verschmutzt sind. Dieses Sutra widerlegt sie und sagt, dass der Herr nicht wie die Seele Freude und Schmerz erfährt, die sich aufgrund von Unwissenheit mit Körper und Geist identifiziert und dadurch an deren Freude und Schmerz teilhat. So wie das Licht der Sonne, das alles durchdringt, gerade oder gebogen wird, wenn es mit bestimmten Objekten in Berührung kommt, oder wie der Äther, der in einem Glas eingeschlossen ist, sich zu bewegen scheint, wenn das Glas bewegt wird, oder wie die Sonne zu zittern scheint, wenn das Wasser, in dem sie sich spiegelt, zittert, aber in Wirklichkeit nichts von ihnen diese Veränderungen erfährt, so ist auch der Herr nicht von Vergnügen und Schmerz betroffen, die von jenem eingebildeten Teil von ihm, der individuellen Seele, erfahren werden, die ein Produkt der Unwissenheit ist und durch die Buddhi usw. begrenzt ist.


Brahma-Sutra 2.3.47: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

स्मरन्ति च ॥ ४७ ॥

smaranti ca || 47 ||

smaranti-Der Zustand der smritis; ca-und.

Die Smritis sagen auch (das)

"Von beiden wird gesagt, dass das Höchste Selbst ewig und frei von Eigenschaften ist. Es wird von den Früchten der Handlungen ebenso wenig berührt wie ein Lotusblatt vom Wasser. . . Smriti-Texte wie dieser erklären, dass der Höchste Herr weder Freude noch Schmerz erfährt. Auch die Srutis tun dasselbe.


Brahma-Sutra 2.3.48: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अनुज्ञापरिहारौ देहसम्बन्धाज्ज्योतिरादिवत् ॥ ४८ ॥

anujñāparihārau dehasambandhājjyotirādivat || 48 ||

anujñāparihārau - Gebote und Verbote; dehasambandhāt - wegen der Verbindung mit dem Körper; jyotirādi-vat-ähnliches Licht usw.

Gebote und Verbote (sind möglich) aufgrund der Verbindung (des Selbst) mit dem Körper; wie im Falle des Lichts usw

Obwohl das Selbst eins und unbeschreiblich ist und es in Bezug auf es keine Gebote und Verbote geben kann, sind solche Gebote und Verbote in Verbindung mit einem Körper möglich. Feuer ist eins, aber das Feuer eines Scheiterhaufens wird abgelehnt, das eines Opfers aber angenommen. Ähnlich verhält es sich mit dem Atman.


Brahma-Sutra 2.3.49: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

असन्ततेश्चाव्यतिकरः ॥ ४९ ॥

asantateścāvyatikaraḥ || 49 ||

asantateḥ-Nicht-Ausdehnung (über den eigenen Körper hinaus); ca-und; avyatikaraḥ-es gibt keine Verwirrung (der Ergebnisse von Handlungen).

Und wegen der Nicht-Ausdehnung (der Seele über ihren eigenen Körper hinaus) gibt es keine Verwirrung (der Ergebnisse von Handlungen)

Es wird der Einwand erhoben, dass es aufgrund der Einheit des Selbst zu einer Verwirrung der Ergebnisse von Handlungen kommen würde, d.h. jeder würde die Ergebnisse der Handlungen eines jeden anderen erhalten. Dieses Sutra widerlegt eine solche Möglichkeit; denn eine individualisierte Seele bedeutet die Verbindung des Atman mit einem bestimmten Körper, Geist usw., und da sich diese nicht überschneiden, sind die individuellen Seelen voneinander verschieden. Daher gibt es keine solche Möglichkeit der Verwechslung.


Brahma-Sutra 2.3.50: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

आभास एव च ॥ ५० ॥

ābhāsa eva ca || 50 ||

ābhāsaḥ-A Reflexion; eva-only; ca-und.

Und (die individuelle Seele ist) nur ein Spiegelbild (des Höchsten Herrn)

Nach dem Vedanta ist die individuelle Seele nur eine Reflexion, ein Abbild des Höchsten Herrn in seinem Upadhi (Anhang), dem Antahkarana (inneres Organ). Die Spiegelungen des Herrn in verschiedenen Antahkaranas sind also unterschiedlich, so wie die Spiegelungen der Sonne in verschiedenen Wasserflächen unterschiedlich sind. So wie das Zittern einer bestimmten Spiegelung der Sonne die anderen Spiegelungen nicht zum Zittern bringt, so wird auch das Erleben von Glück und Elend durch einen bestimmten Jiva oder eine individualisierte Seele nicht von anderen Seelen geteilt. Folglich kann es keine Verwechslung der Ergebnisse von Handlungen geben.


Brahma-Sutra 2.3.51: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अदृष्टानियमात् ॥ ५१ ॥

adṛṣṭāniyamāt || 51 ||

adṛṣṭa-aniyamāt-Das unsichtbare Prinzip ist nicht feststehend.

Da das unsichtbare Prinzip nicht feststeht (diese Verwirrung würde sich für diejenigen ergeben, die an viele Seelen glauben, von denen jede alles durchdringt)

Die Sankhyas, die Vaxseshikas und die Naiya-yikas nehmen eine Vielzahl von Seelen an, von denen jede allgegenwärtig ist. Unter solchen Umständen kann es nur zu einer Verwirrung der Früchte des Handelns kommen, denn jede Seele ist überall präsent, in unmittelbarer Nähe zu dem, was diese Ergebnisse in Form von Glück oder Elend verursacht. Diese Verwirrung kann auch nicht durch die Einführung des Adrishta oder des unsichtbaren Prinzips vermieden werden, das religiöser Verdienst und Fehler ist, die von den Seelen erworben werden. Nach den Sankhyas ist es nicht in der Seele enthalten, sondern im Pradhana, das allen Seelen gemeinsam ist, und als solches gibt es nichts, was festlegt, dass ein bestimmtes Adrishta in einer bestimmten Seele wirkt. Den anderen beiden Schulen zufolge wird das unsichtbare Prinzip durch die Verbindung der Seele mit dem Geist geschaffen; und da jede Seele alles durchdringt und daher gleichermaßen mit allen Geistern verbunden ist, gibt es auch hier nichts, woran man festmachen könnte, dass ein bestimmtes Adrishta zu einer bestimmten Seele gehört. Daher ist diese Verwirrung der Ergebnisse unvermeidlich.


Brahma-Sutra 2.3.52: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

अभिसन्ध्यादिष्वपि चैवम् ॥ ५२ ॥

abhisandhyādiṣvapi caivam || 52 ||

abhisandhyādiṣu-Entschlossenheit; api-eben; ca-und; evam-wie dies.

Und auch was die Entschlossenheit usw. betrifft, (wäre es) so

Wenn man behauptet, dass der Entschluss usw., den man fasst, um etwas zu erreichen oder zu vermeiden, die Adrishta bestimmten Seelen zuordnet, dann gibt es auch hier diese Verwirrung. Denn Entschlüsse usw. werden auch durch die Verbindung von Seele und Geist gebildet. Daher gilt auch hier das gleiche Argument.

Die Sutras 51-53 widerlegen die Doktrin der Sankhyas und anderer Schulen über die Pluralität der Seelen, von denen jede alldurchdringend ist. Sie führt zu Absurditäten.


Brahma-Sutra 2.3.53: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

प्रदेशादिति चेत्, न, अन्तर्भावात् ॥ ५३ ॥

pradeśāditi cet, na, antarbhāvāt || 53 ||

pradeśāt - vom (Unterschied des) Ortes; iti cet - wenn es gesagt wird; na - nicht so; antarbhāvāt - weil das Selbst in allen Körpern ist.

Wenn gesagt wird, dass die Unterscheidung von Lust und Schmerz aus dem Unterschied des Ortes resultiert, sagen wir, dass dies nicht der Fall ist, weil das Selbst in allen Körpern ist

Die Naiyayikas und andere versuchen, die im vorherigen Sutra aufgezeigte Schwierigkeit folgendermaßen zu überwinden: Obwohl jede Seele alldurchdringend ist, ist eine solche Verwechslung nicht wahrscheinlich, wenn wir annehmen, dass ihre Verbindung mit dem Geist in dem Teil von ihr stattfindet, der durch ihren Körper begrenzt ist. Denn jede Seele ist alldurchdringend und durchdringt daher alle Körper, und es gibt nichts, was festlegt, dass ein bestimmter Körper zu einer bestimmten Seele gehört. Auch kann es nicht mehr als eine alles durchdringende Einheit geben; gäbe es sie, würden sie sich gegenseitig begrenzen und folglich aufhören, alldurchdringend oder unendlich zu sein. Daher gibt es nur ein Selbst und nicht Maria. Die Pluralität der Selbste im Vedanta ist nur ein Produkt der Unwissenheit und keine Realität.



Kapitel II, Abschnitt IV, Einleitung

Adhikarana Zusammenfassung: Einleitung

Im dritten Abschnitt wurde gezeigt, dass der Äther und die anderen Elemente aus Brahman hervorgehen, indem die scheinbar widersprüchlichen Texte der Srutis in Bezug auf ihren Ursprung in Einklang gebracht wurden. In diesem Abschnitt werden in den Sutras Texte zur Diskussion gestellt, die sich mit der Entstehung der Sinne usw. befassen.


Kapitel II, Abschnitt IV, Adhikarana I

Adhikarana Zusammenfassung: Die Organe werden aus Brahman erzeugt

Brahma-Sutra 2.4.1: Sanskrit-Text und deutsche Übersetzung

तथा प्राणाः ॥ १ ॥

tathā prāṇāḥ || 1 ||

tathā-Gleichfalls; prāṇāḥ-die Organe.

Ebenso werden die Organe (aus ‘‘‘Brahman) hervorgebracht

In den Schriften, in den Abschnitten, die den Ursprung der Dinge behandeln, finden wir die Entstehung der Organe usw. nicht erwähnt. Auf der anderen Seite gibt es Texte wie: "Am Anfang war dies in der Tat nicht existent. Sie sagen: Was war am Anfang Nichtexistenz? Jene Rishis ... . Wer sind diese Rishis? Die Pranas (Organe) sind in der Tat die Rishis" (Sat. Br. 6. 1. 1. 1), die zeigen, dass die Organe ewig und nicht geschaffen sind.

Dieses Sutra widerlegt diese Ansicht und sagt, dass die Organe usw. genauso wie Äther usw. aus Brahman erzeugt werden. Das Wort "ebenso" bezieht sich nicht auf das unmittelbar vorangehende Thema des letzten Abschnitts, nämlich die Pluralität der Seelen, sondern auf die Erschaffung von Äther usw., von der im letzten Abschnitt die Rede ist. Die Sruti-Texte erklären direkt deren Entstehung. "Aus diesem (Selbst) werden die Lebenskraft, der Geist und alle Organe hervorgebracht" (Mu. 2. 1. 3). Daher sind die Sinne entstanden.