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PraŚna-UPanIṢaD
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Einleitung
Die Praśna-Upaniṣad ist in Prosa und gehört zum Atharva-Veda, Pippalāda-śākhā
(zweig, abteilung). Pippalāda ist der hauptlehrer in der Upanishad. sie ist eine
der drei klassischen Upanishaden des Atharva-Veda. sie ist eine spätere Upanis-
had. sie wird manchmal auch Śatpraśna-Upaniṣad genannt, weil sie sechs (śat)
Fragen (praśna) enthält.
Die Praśna-, Muṇḍaka- und Māṇḍūkya-Upaniṣads gehören zum Atharva-
Veda. alle drei legen großes Gewicht auf die heilige silbe om, den praṇava.
Śaṅkara sagt zu Beginn seines Kommentars: „Dieses brāhmaṇa vertieft das,
was in den versabschnitten dargelegt worden war.“ Dies bezieht sich auf die
Muṇḍaka-Upaniṣad, die als eine mantra-upaniṣad betrachtet wird. Śaṅkara nennt
die Praśna-Upaniṣad ein brāhmaṇa, das der mantra-upaniṣad der Muṇḍaka ent-
spricht und diese ergänzt. eine gemeinsame Idee zieht sich durch die Praśna-,
Muṇḍaka- und Māṇḍūkya-Upaniṣads. sie haben Familienähnlichkeit. einige
Punkte, die in der Muṇḍaka-Upaniṣad angesprochen waren, werden in voller
Breite in dieser Upanishad erklärt.
sechs suchende des brahman nähern sich dem seher Pippalāda und stellen
diesem sechs Fragen. Diese Fragen und die antworten bilden den stoff dieser
Upanishad. Die erste Frage ist sehr allgemein und die sechste ist die speziellste.
Die erste Frage bezieht sich auf die schöpfung bzw. die Kosmogonie.
Prāṇa (das lebensprinzip) und rayi (Materie) wurden als erstes von Gott er-
schaffen. Prāṇa wirkt auf rayi ein. verschiedene Formen manifestieren sich da-
durch. es ist die Untermischung der beiden, prāṇa und rayi, die die Welt der
vielfältigen Formen hervortreten lässt. Das eine, prāṇa, ist aktiv, positiv – das
männliche Prinzip; das andere ist passiv, negativ – das weibliche Prinzip. Prāṇa
gehört zum Bewusstsein der schöpfung, während rayi die Form darstellt.
Die erste Frage beleuchtet die Beziehung zwischen Prajāpati (dem schöpfer)
und den Geschöpfen, die Dauer der schöpfung und die Weise, wie man Prajāpati
verehren sollte. Die ganze schilderung ist mythologisch und symbolisch. Prajāpati
wünschte sich nachkommen. aus diesem Wunsch entsprang ein Paar, nämlich
Materie bzw. die universale nahrung einerseits und prāṇa (das leben bzw. der
verzehrer) andererseits. als leben und Materie wird Prajāpati nacheinander die
sonne, der Mond, das Jahr mit seinen zwei hälften, tag und nacht etc. prāṇa,
āditya (die sonne), der tag, amūrta (ohne Form), leben, Geist, der nördliche
Weg, das Unsichtbare gehören zur seite des lebens. Rayi, der Mond, die nacht,
mūrta (mit Form), Materie, der südliche Weg, das sichtbare gehören zur seite der
 
157
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
Materie. Der Körper besteht aus fünf elementen. Die zehn sinne üben ihre Funk-
tion durch den Körper aus. Der Körper wird aufrechterhalten durch prāṇam, das
lebensprinzip.
Die zweite Frage betrifft die devas, die den Menschen unterstützen und die den
sinnen und den Bestandteilen des Körpers licht geben. Die dritte Frage geht auf
die natur und den Ursprung des prāṇa ein; die vierte bezieht sich auf schlaf und
träumen, die fünfte auf praṇava bzw. om und die sechste auf die höchste seele
(puruṣa), die aus sechzehn kalās (teilen) besteht.
 
158
 
einleitung
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ॐ नमः परमान।ेहिरः ॐ॥
ॐ सकुेशाच भाराजः शैसकामः सौया
 
 
यणी च गायः
कौसालायनो भागवोवदैिभःकबी काायन ेहतैे
परा िनाः परंाषेमाणा एष ह व ैतववतीित त ेह
सिमाणयो भगव ंिपलादम
 
 
पसाः॥१॥ 
 
 
I
 
 
 
 
 
 
 
 
ॐ भंकणिभःणयुामदवेाः।  भंपयमेािभयजाः।
िर
 
रैुवुासंनिूभशमेदवेिहत ंयदायःु।
ि न इो वृवाः।  ि नः पषूािववदेाः।
ि नाऽिरनिेमःि नो बहृितदधात॥ु
ॐ शािः शािः शािः॥
 
 
 
 
 
 
 
 
I
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
Prathamaḥ Praśnaḥ
(erste Frage)
KaBanDhIn & PIPPalāDa
 
oṃ bhadraṃ karṇebhiḥ śṛṇuyāma devāḥ। bhadraṃ paśyemākṣibhiryajatrāḥ।
sthirairaṅgaistuṣṭuvāṃsastanūbhirvyaśema devahitaṃ yadāyuḥ।
svasti na indro vṛddha-śravāḥ svasti naḥ pūṣā viśvavedāh।̣
svasti nastārkṣyo ariṣṭanemiḥ svasti no bṛhaspatirdadhātu॥
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ॥
Oṃ, o Götter, mögen wir mit unseren Ohren hören, was glückverheißend ist;
o Ihr, die Ihr verehrungswürdig seid, mögen wir, mit unseren Augen, sehen, was
glückbringend ist. Mögen wir uns des Lebens erfreuen, das uns von den Göttern
zugeteilt worden ist, indem wir unseren Lobpreis anbieten, mit unseren Körpern
starker Glieder. Möge Indra, der machtvolle, ruhmvoll seit alters, uns Wohlstand
gewähren. Möge Er, der Nahrungsgeber und Besitzer von Reichtum, uns geben,
was gut für uns ist. Möge der Herr von schneller Bewegung uns gnädig sei, und
möge der Beschützer der Großen auch uns beschützen. Oṃ, Frieden, Frieden,
Frieden.
 
anfangs-Mantra, 1.1
 
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Die wichtigsten UpanishaDen
 
oṃ namaḥ paramātmane।  hariḥ om॥
sukeśā ca bhāradvājaḥ śaibyaśca satyakāmaḥ sauryāyaṇī ca gārgyaḥ
kausalyaścāśvalāyano bhārgavo vaidarbhiḥ kabandhī kātyāyanaste haite
brahmaparā brahmaniṣṭhāḥ paraṃ brahmānveṣamāṇāḥ eṣa ha vai tatsarvaṃ
vakṣyatīti te ha samitpāṇayo bhagavantaṃ pippalādamupasannāḥ॥ 1॥
1. Erläuterung: Oṃ, gepriesen sei der höchste ātman! Hariḥ om. Sukeśā, der
Sohn von Bhāradvāja, Satyakāma, der Sohn von Śibi, Gārgya, der Enkel von
Sūrya, Kausalya, der Sohn von Aśvala, Bhārgava, der Sohn von Vidharbi, und
Kabandhin, der Sohn von Kātya – all diese, die brahman hingegeben und in
brahman gefestigt waren, näherten sich dem allseits verehrten Pippalāda mit
Feuerholz (samidh) in den Händen, in der Zuversicht, dass der ihnen alles er-
klären würde.  
erläUterUnG: Dieses brāhmaṇa soll im einzelnen erklären, was in den mantras
ausgerückt war. Wissen um brahman kann gewonnen werden von Menschen, die
zölibatär gelebt, tapas ausgeübt und für ein Jahr bei einem Meister gelebt haben.
Dieses Wissen sollte nur von Weisen wie Pippalāda ausgegeben werden, die ātma-
sākṣāt-kāra (direkte selbstverwirklichung) erreicht haben und durch keinen an-
deren.
Gārgya – ein abkömmling der Garga-Familie; (gārgyaḥ sauryāyaṇī ca – sohn
des sonnengeschlechts); bhārgavaḥ – ein abkömmling der Bhṛgu-Familie;
vaidarbhiḥ – in vidarbha geboren. Bharadvāja, Śaibya, Garga, aśvalayana,
Bhārgava und Kātyāyana sind namen von gotras (Familien); brahma-parāḥ –
brahman gewidmet. Mit brahman ist hier saguṇa-brahman oder apara-brahman
(niedere brahman) gemeint. sie sind also experten im studium der veden;
brahma-niṣṭhāḥ – auf brahman konzentriert bzw. ausgerichtet. Gefestigt in den
Übungen der hingabe an saguṇa-brahman bzw. hiraṇya-garbha; paraṃ brahmān-
veṣamāṇāḥ – des höchste brahman suchend; sie möchten das transzendentale,
triguṇātīta, reine para-brahman erreichen.
sie näherten sich dem verehrungswürdigen lehrer Pippalāda, mit jeder Menge
samidh (Feuerholz für das Opfer) in den händen, damit er ihnen alles über den
höchsten brahman lehrte.
Das Feuerholz galt früher als zeichen, dass der lernwillige aspirant bereit war
vom guru aufgenommen und eingeweiht zu werden.
 
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1.1
 
 
 
I
 
 
तान ह्सऋिषवाच भयूएव तपसा चयणया सवंरंसवंथ 
यथाकाम ंान प्ृत यिद िवाामः सवहवो वाम इित॥२॥
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
tān ha sa ṛṣiruvāca bhūya eva tapasā brahmacaryeṇa śraddhayā saṃvatsaraṃ
saṃvatsyatha yathākāmaṃ praśnān pṛcchata yadi vijñāsyāmah sarvaṃ ha vo
vakṣyāma iti॥ 2॥
2. Jener ṛṣi (Seher) sagte zu ihnen: „Bleibt ein weiteres Jahr hier, in Askese,
Zölibat und mit Vertrauen; dann dürft ihr Fragen stellen, wie ihr mögt; und
wenn ich die Antwort weiß, werde ich euch sicher alles erklären.“
erläUterUnG: Pippalāda sagte zu den suchenden: Obwohl ihr schon tapas prak-
tiziert und die sinne kontrolliert habt, so bleibt doch trotzdem noch für ein wei-
teres Jahr bei mir, übt tapas (Kontrolle der sinne) und seid insbesondere achtsam
mit brahma-carya (zölibat); entwickelt noch mehr Glauben und dient eurem leh-
rer von ganzem herzen. Dann kann jeder von euch mir Fragen stellen, wie es ihm
gefällt.
Die subtilen Wahrheiten des vedānta können nicht durch einen groben und
unreinen Geist erfasst werden. Der Geist sollte gereinigt werden, verfeinert und
scharf werden. nur dann wird er fähig sein, Konzentration und Meditation zu
üben und die subtilen Wahrheiten der Upanishaden zu begreifen. Tapas und se-
xuelle enthaltsamkeit tragen zu reinigung des Geistes bei. Wer das Gelübde des
zölibats abgelegt hat, sollte folgende acht Dinge vermeiden:
1. an Frauen (bzw. Männer) mit niederen Gedanken denken,
2. über Frauen (bzw. Männer) sprechen,
3. mit ihnen spielen,
4. ihnen lustvoll nachblicken,
5. mit ihnen an einem abgelegenen Ort reden,
6. sie begehren,
7. versuchen, sie bekommen,
8. Geschlechtsverkehr mit ihnen haben.
Dienst am guru, dem Meister, mit Glauben und hingabe reinigt den Geist sehr
schnell. Das ist das kraftvollste Mittel, den Geist zu reinigen.
Der spirituelle lehrer erkennt, durch seine innere Intuition, den Geisteszu-
stand des aspiranten, den entwicklungsgrad, seine schwächen etc. In der tat sieht
er durch sein inneres auge der Weisheit ihren astralen und kausalen Körper. Der
seher Pippalāda fand durch seine innere vision, dass noch Unreinheiten in ihnen
waren und so forderte er sie auf, noch ein Jahr bei ihm zu bleiben und tapas, ent-
haltsamkeit und Glauben zu üben. 
„Wenn ich […] weiß“ – Das Wort „wenn“ soll zeigen, dass der lehrer nicht
 
1.2
 
161
 
 
 
त ैसहोवाच जाकामो व ैजापितः स तपोऽतत स तपा 
स िमथ
 
 
नमुादयत।े
रिय ंचाणेतेौम ेबधा जाः किरत इित॥४॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
I
 
 
 
 
 
 
अथ कबी काायन उपेप भगवन क्ुतोह वा इमाः जाः 
जाय इित॥३॥
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
stolz war – und nicht, dass er sich mit dem Thema nicht auskannte. es gab keinen
zweifel an seinem Wissen. er war ein allwissender seher. er selbst sagte: „Ich
werde euch alles erklären“. Das weist darauf hin, dass er vollkommenes Wissen
über brahman hatte und dass er alle Fragen beantworten konnte. er war sehr be-
scheiden und demütig und daher sagte er: „Wenn ich weiß…“.
 
atha kabandhī kātyāyana upetya papraccha bhagavan kuto ha vā imāḥ prajāḥ
prajāyanta iti ॥ 3॥
3. Dann sprach Kabandhin Kātyāyana ihn an und fragte: „Verehrter Meister, von
wo her werden diese Geschöpfe geboren?“
erläUterUnG: Kabandhin aus der Familie Kātyāyana sprach Pippalāda an und
fragte ihn: Woher werden diese lebewesen, Brahmanen und alle anderen, gebo-
ren?
Atha – dann, nach einem Jahr; nachdem er tapas, enthaltsamkeit und Glauben
geübt hatte, wie angewiesen; kātyāyana – aus der Familie Kātyāyana.
Die tendenz der Frage ist, nach Śaṅkara: Was ist die Frucht von apara-vidyā
(niederem Wissen) und von handlungen in ihrer Kombination? Die Frage soll
herausfinden: Welche resultate erhält man und welchen Weg durchläuft man,
wenn man apara-vidyā und karma verbindet?
leben hat keinen anfang (anādi). es gibt keinen anbeginn für die Geschöpfe.
Die Welt ist nicht geschaffen worden. sie wird lediglich „projiziert“ durch hiraṇya-
garbha.
 
tasmai sa hovāca prajākāmo vai prajāpatiḥ sa tapo'tapyata sa tapastaptvā
sa mithunamutpādayate।
rayiṃ ca prāṇañcety etau me bahudhā prajāḥ kariṣyata iti॥ 4॥
4. Er antwortete: „Prajāpati („Herr der Kreaturen“, Schöpfer) wünschte Nach-
kommen. Er übte Askese (tapas) (Gedanken) und nachdem er tapas geübt hatte,
schuf er ein Paar, rayi und prāṇa (Materie und Leben bzw. Nahrung und
162
 
1.2-4
 
 
 
 
 
 
 
आिदो ह व ैाणो रियरेवचमा रियवा एतत स्वयतू
चामतूचतािूतरेवरियः॥५॥
 
 
 
 
 
 
I
y
 
praśna-UpaniṣaD
 
Verzehrer), in der Erwartung, dass sie zusammen für ihn in vielfältiger Weise
Geschöpfe hervorbringen würden.“ 
erläUterUnG: Prajā-kāmaḥ – in dem Wunsch, Wesen zu erschaffen (aus sich selbst
heraus); in dem Wunsch nach Geschöpfen; prajāpati – der schöpfer, hiraṇya-
garbha; tapaḥ – askese; hier bedeutet es nachdenken oder Meditation über das,
was getan werden soll; nachdenken, über wie und was zu erschaffen ist; mithunam
– ein Paar (u.a. in Form von Gegensätzen): energie und Materie, prāṇa und rayi,
männlich und weiblich.
Der herr der Geschöpfe wünschte sich Geschöpfe am Beginn des kalpa. er
dachte nach und plante. er erinnerte sich an die vergangenen kalpas und machte
Pläne nach dem vorbild der vergangenheit. er reflektierte über das Wissen, das
ihm aus den früheren kalpas geblieben war. nachdem er einen Plan gemacht hatte,
schuf er ein Paar, prāṇa (energie) und rayi (Materie), und sagte: „Diese beiden
werden vielfältige Kreaturen für mich schaffen.“ er dachte nach über das Wissen
aus den śrutis und schuf ein Paar, das notwendig war für die schöpfung: den
Mond, d.h. nahrung, und prāṇa (Feuer, sonne), d.h. den verzehrer. er dachte,
dass sonne, Mond, nahrung und verzehrer, vielfältige Geschöpfe erzeugen wür-
den, deshalb schuf er sie.
nach Śaṅkara bedeutet rayi „nahrung“, „Mond“ und prāṇa „Feuer“, „verzeh-
rer“, „sonne“. nur durch den einfluss des Mondes wird der köstliche soma (nek-
tar) produziert, der rasa (saft) der erde, der die Pflanzen und Kräuter nährt. Die
sonne ist das Feuer, das den rasa verzehrt. so betrachten es die veden. Dieses
leben wird erhalten durch annam (nahrung) und prāṇa (luft).
 
ādityo ha vai prāṇo rayireva candramā rayirvā etat sarvaṃ yanmūrtaṃ
cāmūrtaṃ ca tasmānmūrtireva rayiḥ॥ 5॥
5. Die Sonne ist wahrlich das Leben (prāṇa) und der Mond ist die Nahrung (Ma-
terie). All dies, was Form hat und formlos ist, ist Nahrung. Und daher ist Form
in Wahrheit Nahrung.
erläUterUnG: Mūrtam – mit Form, grob (feste, flüssige und feurige Dinge);
amūrtam – ohne Form, subtil (luft und äther).
Die sonne ist energie und der Mond Materie. all dies, was einen Körper
(Form) hat und was keinen Körper hat (formlos ist und subtil), ist Materie; und
daher ist Körper (Form) in der tat Materie. Die sichtweise des Weisen Pippalāda
 
1.4-5
 
163
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
अथािद उदयन य्त्ाच िदश ंिवशित 
तनेाान ्ाणान र्िमष ुसिध।े
यिणा ंयत
 
 
तीच यदीच यदधो ययदरा िदशो 
यवकाशयित तनेसवान्ाणान र्िमष ुसिध
 
 
॥६॥
 
 
I
y
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
stimmt mit der modernen Wissenschaft überein.
Die sonne ist prāṇa, verzehrer, Feuer. Der Mond ist nahrung. verzehrer und
nahrung sind in Wahrheit eins. sie sind aspekte des schöpfers.
Die sonne ist das zentrum von energie. sie wird daher mit dem prāṇa iden-
tifiziert.
 
athāditya udayan yat prācīṃ diśaṃ praviśati
tena prācyān prāṇān raśmiṣu sannidhatte।
yaddakṣiṇāṃ yat pratīcīṃ yadudīcīṃ yadadho yadūrdhvaṃ yadantarā diśo
yatsarvaṃ prakāśayati tena sarvān prāṇān raśmiṣu sannidhatte॥ 6॥
6. Jetzt: Die Sonne, wenn sie aufgeht, erfüllt den Osten. Dadurch badet sie in
ihren Strahlen alle prāṇas im Osten. Wenn sie die südlichen, westlichen und
nördlichen Viertel erleuchtet, den Nadir bzw. Zenith, die Zwischenbereiche und
alles, dann nimmt sie dadurch alle Kreaturen in ihre Strahlen auf.
erläUterUnG: Jetzt: Die sonne, wenn sie aufgeht, betritt sie das östliche viertel.
Dadurch sammelt (hält oder badet) sie die lebewesen (prāṇa) des Ostens in ihren
strahlen. Wenn sie die südlichen, westlichen, nördlichen, die unteren, oberen
viertel und die dazwischen – wenn sie also alles erleuchtet, dann sammelt (badet
oder hält) sie dadurch alle lebewesen in ihren strahlen.
Prācīm – Osten; raśmiṣu – in den strahlen (bzw. süden); sannidhatte – hält,
erhält; pratīcīm – Westen; udīcīm – norden.
alle lebewesen werden durchdrungen von den allbeherrschenden lichtstrah-
len der sonne. Die sonne badet alle Wesen in allen vierteln und richtungen mit
ihrem licht. Indem die sonne alle Wesen mit ihrem licht durchdringt, macht sie
sie eins mit ihrem eigenen selbst. Wo immer leben ist, wo immer energie ist, ist
das durch den einfluss der sonne. Die sonne ist die größte und die unerschöpfli-
che Kraftquelle auf dieser erde. sie unterstützt durch ihre strahlen alles leben in
allen richtungen.
 
164
 
1.5-6
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
I
y
 
 
 
 
 
िवप ंहिरण ंजातव
 
 
दस ंपरायण ंोितरेकंतपम।्
सहरिमः शतधा वतमानः ाणः जानाम
 
 
दयषेसयूः॥८॥
 
 
 
 
 
 
 
I
y
स एष वैानरो िवपः ाणोऽिदयत।े
तद
 
 
तचाऽ
 
 
म
 
 
॥७॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
sa eṣa vaiśvānaro viśvarūpaḥ prāṇo'gnirudayate।
tadetad ṛcā'bhyuktam॥ 7॥
7. Das ist sie (vaiśvānara), die Summe aller Lebewesen, alle Formen annehmend,
Leben und Feuer, die jeden Tag aufgeht. Dies wurde gesagt im folgenden mantra
des Ṛg-Veda. 
erläUterUnG: Die sonne erleuchtet die ganze Welt. sie ist das zentrum von Kraft
und energie. sie ist die Quelle von leben und aktivität. sie ist daher, in gewisser
Weise, schöpferin. sie ist verbunden mit allen aktivitäten der Menschen. sie ist
in der tat das leben der Welt.
Dieses leben, die seele aller Kreaturen (vaiśvānara), die natur von allem, das
leben, geht als Feuer auf jeden tag und macht dabei die himmelsrichtungen wie
zu sich selbst. Das ist im folgenden vers dargestellt.
Die sonne und das Feuer sind beide Manifestationen desselben prāṇa, welches
alldurchdringend ist. Die sonne ist eine Masse von energie. ebenso ist Feuer eine
energie. auch die sicht der modernen Wissenschaft ist, dass energie bzw. die
elektronen, alles ist. Die śruti drückt dieselbe sichtweise aus. Die alten ṛṣis fanden
durch Meditation heraus, dass brahman das innere selbst aller Wesen ist und dass
es auch die seele und die stütze dieses Universums ist. sie analysierten diese Welt
und entdeckten die verschiedenen Prinzipien (tattvas), die die Welt konstituieren.
Das ist er, der verzehrer, die totalität aller Wesen, das leben, der ātman von allem,
der alle Formen annimmt, insofern er die seele, der ātman der Welt ist, der prāṇa
und das Feuer. Dies ist der verzehrer, der jeden tag aufgeht, der alle richtungen
erleuchtet und sie sein eigen macht. Das, was hier erklärt wurde, wird auch im
folgenden vers des Rig-Veda dargestellt.
 
viśvarūpaṃ hariṇaṃ jātavedasaṃ parāyaṇaṃ jyotirekaṃ tapantam।
sahasraraśmiḥ śatadhā vartamānaḥ prāṇaḥ prajānāmudayatyeṣa sūryaḥ॥ 8॥
8. Alle Formen annehmend, strahlend, allwissend, das höchste Ziel, das eine
Licht, der Hitzegeber, der Tausendstrahlige, in hundert Formen existierend, das
Leben aller Geschöpfe, diese Sonne erhebt sich und steigt auf.
 
1.7-8
 
165
 
 
y
 
 
 
 
 
 
 
 
 
सवंरो व ैजापितायन ेदिणोरंच।
त ेहवैतिदापतूकृतिमपुासत ेतेचामसमवे
लोकमिभजय े।तएव प
 
 
नरावत।े
तादतेऋषयः जाकामा दिण ंितप।े
एष ह व ैरिययःिपतयृाणः॥९॥
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
erläUterUnG: Viśvarūpam – alle Formen besitzend; von universeller Form;
hariṇam – voller strahlen, leuchtend, gelb und golden; jātavedasam – allwissend;
parāyaṇaṃ – das letztendliche ziel, die höchste zuflucht aller Wesen, der höchste
aufenthalt; ekam jyotiḥ – das eine licht, ohne ein zweites, sozusagen das auge
aller lebewesen; tapantam – hitze gebend; sahasraraśmiḥ – von tausend strahlen.
Die seher, die Kenner des brahman, haben die sonne, ihre eigenes selbst, das
innerste selbst erkannt. Die sonne, das leben aller Kreaturen, geht auf und erhebt
sich. sie hat tausend, d.h. viele strahlen; sie existiert in hundert, d.h. in vielen For-
men in verschiedenen lebewesen.
 
saṃvatsaro vai prajāpatistasyāyane dakṣiṇañcottaraṃ ca।
tadye ha vai tad
pūrte kṛtamityupāsate te cāndramasameva
lokamabhijayante। ta eva punarāvartante।
tasmādeta ṛṣayaḥ prajākāmā dakṣiṇaṃ pratipadyante।
eṣa ha vai rayiryaḥ pitṛyāṇaḥ॥ 9॥
9. Das Jahr ist wahrlich Prajāpati („Herr der Geschöpfe“). Darin gibt es zwei
Pfade: den südlichen und den nördlichen. Die dem Weg des karma allein folgen,
durch Opfer und fromme Handlungen, erreichen die Welt des Mondes und keh-
ren sicherlich zurück. Deswegen nehmen die Weisen, welche Nachkommen wün-
schen, den südlichen Weg. Diese Nahrung ist wahrlich der Weg der Vorfahren.
erläUterUnG: Saṃvatsaraḥ – ein Jahr; das höchste selbst in der Form der konti-
nuierlichen zeit; zeit.
es wird erklärt, wie dieses Paar – einerseits der Mond, die Form, die nahrung,
und andererseits der prāṇa, das Formlose, der verzehrer, die sonne – wie die alle
Wesen schaffen können. Dieses Paar ist selbst die zeit.
Man sagt, dass das Jahr, welches aus tagen und nächten besteht – bedingt
durch Mond und sonne – die natur des Paares hat: die nahrung und den ver-
zehrer. es gibt zwei Wege, nämlich dakṣiṇāyaṇa, den südlichen Weg, und uttarā-
yaṇa, den nördlichen Weg. Diejenigen, die iṣṭāpūrta (iṣṭa Opfer; pūrta fromme
166
 
1.8-9
 
 
 
 
अथोरेणतपसा चयणया िव-
याानमिािदमिभजय।े
एत ैाणानामायतनमतेदमतृमभयमतेतप्रायणम-े
ता पनुरावतइषेिनरोधः।  तदषेोकः॥१०॥ 
 
 
t
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
handlungen) ausführen, erreichen die Welt des Mondes (candra-loka) durch den
Pfad der Manen (pitrỵan̄ạ) und kehren auf diese Welt zurück. Dies ist der südliche
Weg, der zur Welt des Mondes führt.
Iṣṭa – tägliche Durchführung des agni-hotra, askese, Wahrhaftigkeit, halten
von tieren, Beköstigung von Gästen, Füttern von vögeln und tieren – all das
wird iṣṭa genannt; pūrta – anlegen von Brunnen und Wasserreservoirs für die
allgemeinheit, Bauen von tempeln, Krankenhäusern und choultries (rastplätzen
bzw. herbergen für reisende), essen spenden für die armen und hungernden,
anlegen von öffentlichen Gärten etc. – all das wird pūrta genannt.
 
athottareṇa tapasā brahmacaryeṇa śraddhayā vidya-
yātmānamanviṣyādityamabhijayante।
etadvai prāṇānāmāyatanametadamṛtamabhayametat parāyaṇame-
tasmānna punarāvartanta ityeṣa nirodhaḥ। tadeṣa ślokaḥ॥ 10॥
10. Aber diejenigen, die den ātman durch Askese, Zölibat, Glauben und Wissen
gesucht haben, die erreichen den nördlichen Weg, die Sonne. Dies ist das Heim
aller Leben, das Unsterbliche, Furchtlose, das höchste Ziel. Von dort kehren sie
nicht zurück, denn es ist das Ende. Dies ist unerreichbar (für die Unwissenden).
Dazu gibt es diesen Vers. 
erläUterUnG: Diejenigen, die das selbst auf dem nördlichen Weg suchen – durch
askese, Kontrolle der sinne, zölibat, Glauben und Wissen –, erreichen die sonne,
d.h. brahma-loka. sie erreichen den zustand von Prajāpati (das leben) und āditya
(der verzehrer). sie gehen den devayāna, den Pfad der Götter, zur Welt der sonne;
und von dort gehen sie zum brahma-loka. sie verschmelzen mit brahman am ende
des Weltzyklus. Dies ist krama-mukti, allmähliche Befreiung.
Etad amṛtam – dies ist unsterblich und daher furchtlos. Diejenigen, die brahma-
loka erreicht haben, kehren nicht auf diese Welt zurück. sie werden nicht wieder-
geboren, im Gegensatz zu den anhängern von reinem karma (religiösen hand-
lungen); nirodhaḥ – hindernis. Die Unwissenden, behindert durch die sonne,
erreichen nicht das Jahr, die sonne, den prāṇa. Der nördliche Pfad ist für die Un-
wissenden blockiert, da sie nicht die notwendigen vorbedingungen erfüllen.
 
1.9-10
 
167
 
 
 
 
t
 
पपाद ंिपतरंादशाकृितंिदवआः पर ेअध परुीिषणम।्
अथमेेअ उ पर ेिवचण ंसचेषडर आरिपतिमित॥११॥
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
pañcapādaṃ pitaraṃ dvādaśākṛtiṃ diva āhuḥ pare ardhe purīṣiṇam।
atheme anya u pare vicakṣaṇaṃ saptacakre ṣaḍara āhurarpitamiti॥ 11॥
11. Mit fünf Füßen (d.h. Jahreszeiten), der Vater, mit zwölf Formen (d.h. Mona-
ten), der Spender von Regen – sie (die Weisen) sagen: Er wohnt an einem Ort,
der höher ist als der Himmel. Andere nennen ihn allweise, auf dem die ganze
Welt ruht, wie ein Gefährt (das von sieben Pferden gezogen wird) mit sieben
Rädern und sechs Speichen.
erläUterUnG: Pañca-pādam – fünf Füße. Die fünf Jahreszeiten (ṛtus) sind die
fünf Füße. Hemanta und śiśira (kalte Jahreszeit, Winter) werden als eins betrach-
tet; vicakṣaṇaṃ – der seher (die sonne).
Die fünf Jahreszeiten sind die Füße der sonne. Die sonne ist nichts anderes
als das Jahr bzw. die zeit. Die sonne ist der schaffer, das Maß, der zeit. Die sonne
markiert diese als Jahr, mit dessen Unterteilungen, den Jahreszeiten und Monaten;
und insofern ist die sonne der vater von allem. Das Jahr bewegt sich mit den Jah-
reszeiten als seinen Füßen. Die sonne wird der vater genannt, denn er ist der
schöpfer von allem, er hält alles leben aufrecht und alles leben kommt aus ihm
hervor.
Dvādaśākṛtim – mit zwölf Formen. Die zwölf Monate sind die zwölf Formen,
d.h. die Glieder oder Komponenten des Jahres. er wohnt an einem Ort, der höher
ist als der dyu-loka (der dritte himmel). himmel bedeutet hier: die atmosphäre;
purīṣiṇam – voll Wasser, ausscheidend, regen gebend. Die sonne hat einen Über-
fluss an regen, da sie diesen aus den Wassern der Ozeane herauszieht; āhuḥ – sie
sagen, d.h. die Weisen sagen. Die Kenner der zeit sagen, dass die Welt an dem
rad der zeit befestigt ist; sie bewegt sich immer in der Form von sieben Pferden
und sechs Jahreszeiten. Die Welt ist dort befestigt wie speichen in einem rad. Das
Jahr, welches die natur der zeit hat, der herr der schöpfung, in der Form von
sonne und Mond, ist die Ursache dieser Welt; saptacakre – mit sieben rädern.
Die sieben strahlen oder Farben der sonne sind bekannt als die sieben Pferde der
sonne. Oder sie sind vielleicht auch die Unterteilungen des Jahres: halbjahre, Jah-
reszeiten, Monate, halbe Monate, tage, nächte und muhūrtas (stunden). Oder
sie sind die sieben cakras, durch die der prāṇa aufsteigt; ṣaḍare – auf (einem
Wagen) mit sechs speichen. Die sechs speichen sind die sechs Jahreszeiten. Der
seher, die sonne, sitzt auf einem Wagen mit sieben rädern und sechs speichen.
Die sechs speichen sind vielleicht auch ṛc (bzw. ṛg), yajus, sāman, yajña, kṣatra
und brāhmaṇa. Die zwölf Gesichter sind die zwölf aspekte des prāṇa.
168
 
1.11
 
 
 
 
 
 
 
 
t
 
 
 
 
 
अहोराो व ैजापिताहरेवाणो रािरेवरियः।
ाण ंवाएत ेि य ेिदवा रा सयं
 
 
 ेचयमवे
 
ताौ रा सयं
 
 

 
 
॥१३॥
 
t
 
 
 
 
 
मासो व ैजापित कृप एव रियः शुःाणादते
ऋषयः शुइ ंकुवीतर इतरिन॥्१२॥
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
Der fünffüßige vater kann auch der prāṇa sein, der fünf Füße oder Bewegungs-
formen hat: prāṇa, apāna, vyāna, samāna, udāna (die Funktionen atem, aus-
scheidung, verdauung, Kreislauf und schlaf).
 
māso vai prajāpatistasya kṛṣṇapakṣa eva rayiḥ śuklaḥ prāṇastasmādeta
ṛṣayaḥ śukla iṣṭaṃ kurvantītara itarasmin॥ 12॥
12. Der Monat ist Prajāpatī, seine dunkle Hälfte ist wahrlich die Nahrung, die
helle Hälfte ist prāṇa. Deswegen führen diese ṛṣis Opfer in der hellen Hälfte aus,
die anderen in der dunklen Hälfte.
erläUterUnG: Der Monat ist wahrlich Prajāpati („herr der Geschöpfe“). Prajā-
patī, in der Form des Jahres, erfährt vollendung durch seine teile, die Monate.
Der Monat ist seiner natur nach wiederum ein Paar: Der eine teil, die dunkle
hälfte, ist nahrung, Materie oder der Mond. Der andere teil, die helle hälfte, ist
die sonne, der verzehrer, das Feuer oder prāṇa.
einige ṛṣis (seher) betrachten alles als prāṇa, gekennzeichnet durch die helle
hälfte. sie sehen die natur von allem als leben. Obwohl sie daher auch in der
dunklen hälfte Opferhandlungen ausführen, so führen sie sie in Wahrheit nur in
der hellen hälfte aus, da sie die dunkle hälfte nicht als getrennt vom prāṇa, der
hellen hälfte ansehen. Dies ist eine verfeinerte sichtweise. andere dagegen sehen
nicht den prāṇa, sondern sie sehen nur die dunkle hälfte. Obwohl sie daher auch
Opferhandlungen in der hellen hälfte durchführen, so führen sie diese doch in
dunklen hälfte aus, da sie den prāṇa, das leben, nicht sehen; sie sehen die natur
nur in ihrer Dunkelheit.
Da ist rhythmus und harmonie in der Welt. Während pralaya (auflösung,
rückzug der Welt) ist ruhe. Diese wird gefolgt von Bewegung, wenn die Welt nach
außen projiziert wird. Im Jahr gibt es zwei sonnenwenden, wo die sonne nach nor-
den bzw. nach süden wandert. Im Monat gibt es die helle hälfte und die dunkle.
Innerhalb eines tages gibt es tag und nacht. Die nacht ist der tägliche pralaya.
 
1.11-13
 
169
 
 
 
 
 
 
अ ंवैजापिततो ह व ैतेतािदमाः जाः जाय इित॥१४॥
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
ahorātro vai prajāpatistasyāhareva prāṇo rātrireva rayiḥ।
prāṇaṃ vā ete praskandanti ye divā ratyā saṃyujyante brahmacaryameva
tadyadrātrau ratyā saṃyujyante॥ 13॥
13. Tag und Nacht sind Prajāpatī; der Tag ist der prāṇa und die Nacht ist wahr-
lich die Nahrung. Diejenigen, die sich bei Tage in Liebe vereinigen, vergeuden
ihren prāṇa; die sich aber bei Nacht in Liebe vereinigen, kann man wahrlich als
brahma-cārī betrachten.
erläUterUnG: tage und nächte sind die teile des Monats. Der tag ist in der tat
prāṇa, der verzehrer, das Feuer; und die nacht ist die nahrung.
Die sich bei tage in liebe vereinigen, vergeuden ihre energie. nebenbei wird
hier die regel gesetzt, dass man sich nicht bei tage vereinigen sollte. Wenn sie
sich aber in der nacht vereinigen, in der rechten zeit (ṛtu), so ist das in der tat
brahma-cārya (sexuelle selbstkontrolle). Ganz nebenbei wird hier die regel auf-
gestellt, dass man sich seiner Frau nur zur geeigneten zeit nähern soll.
 
annaṃ vai prajāpatistato ha vai tadretastasmādimāḥ prajāḥ prajāyanta iti॥ 14॥
14. Nahrung ist wahrlich Prajāpatī; aus ihr entsteht der Samen und aus diesem
werden alle Geschöpfe geboren. 
erläUterUnG: Retaḥ – samen; annam – nahrung. Das bedeutet: nahrung ist der
herr der schöpfung. Inwiefern? aus der nahrung entsteht der samen, der die Ur-
sache der schöpfung ist. Diese Geschöpfe, Menschen und alle anderen, haben
ihren Ursprung im samen.
Dieser vers antwortet unmittelbar auf die erste Frage „O verehrter Meister, von
wo werden diese Geschöpfe geboren?“ Die Geschöpfe entstehen als Paare: sonne
und Mond etc., bis hin zu tag und nacht, auf dem Weg über nahrung, Blut und
samen.
zuvor war gesagt worden, dass Jahr, Monat, tag und nacht Prajāpati sind. Jetzt
in diesem vers, wird gesagt, dass auch nahrung und samen Prajāpati sind. Primär
ist Prajāpati ein Beiname Brahmās und ein synonym für hiraṇya-garbha. Da diese
aber Manifestationen von Prajāpati sind, d.h. Materie und energie, werden sie
selbst auch Prajāpati genannt. Dieser physische Körper ist aus dem samen her-
vorgegangen. samen ist der Ursprung dieses Körpers. Daher wird auch der samen
als Prajāpati bezeichnet.
auch die zeit ist ein ausdruck, eine Manifestation, von Prajāpatī, d.h. von
Brahmā. In der Bhagavad-Gītā (10.30,33) sagt Kṛṣṇa: kāla kalayatānaham – „unter
170
 
1.13-14
 
 
 
 
त ेहवैतजापितत ंचरि त ेिमथ
 
 
नमुादय।े
तषेामवेषैलोको यषेांतपो चय यषेुस ंितितम॥्१५॥
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
zählsystemen bin Ich die zeit“; aham eva akṣayaḥ kālaḥ – „Ich bin die immer-
währende zeit.“
Wenn die zeit Prajāpati (Brahmā) ist, dann sind die Unterteilungen der zeit –
Jahre, Jahreszeiten, Monate, tage und nächte – auch Brahmā. In diesem Univer-
sum gibt es nichts anderes als brahman. Diese Unterteilungen sind Funktionen
derselben Materie und energie, welche die Grundprinzipien der schöpfung sind.
Die zeit wird hervorgebracht durch die Bewegung der sonne. Wenn da keine
sonne wäre, gäbe es keine zeit, kein Jahr, keinen Monat, keine Jahreszeit, keinen
tag, keine nacht, keine nahrung, kein leben, überhaupt keine schöpfung. Die
sonne, die zeit, die nahrung, das leben und Prajāpati sind eins. Die sonne und
die zeit kontrollieren das leben. Und die nahrung nährt das leben. all diese ver-
schiedenen Prinzipien sind eng miteinander verflochten. hinter der Materie, der
energie, der nahrung etc. ist ein gemeinsamer Faden, das reine Bewusstsein, wel-
ches die Quelle und der Mutterschoß von allem ist, welches selbstleuchtend ist,
ewig, unveränderlich und alldurchdringend.
 
tadye ha vai tatprajāpativrataṃ caranti te mithunamutpādayante।
teṣāmevaiṣa brahmaloko yeṣāṃ tapo brahmacaryaṃ yeṣu satyaṃ pratiṣṭhitam॥ 15॥
15. Daher: Diejenigen, die die Regel des Prajāpati einhalten (siehe Vers 13), er-
zeugen ein Paar. Nur für diejenigen, in denen Askese, Enthaltsamkeit und Wahr-
heit verankert sind ist dieser brahma-loka.
erläUterUnG: Prajāpati-vratam – das Gelübde des Prajāpati bzw. die regel des
Prajāpatī, nach der der ehemann sich der ehefrau nur zu der richtigen zeit nähert
(ṛtu-kāla-gamanam); mithunam – ein Paar. Diejenigen, die das Gelübde/die regel
des Prajāpati einhalten, erzeugen ein Paar, d.h. einen sohn und eine tochter;
brahma-loka – hier ist nur der candra-loka (die „Welt des Mondes“) gemeint und
nicht die (reine) Welt des Brahmā. sie wird hier die „Welt des Brahmā“ genannt,
weil sie ein teil von Prajāpatī, also Brahmā, ist.
Jene unwissenden hausväter, welche nur einfach die regel des Prajāpati ein-
halten, ernten die Früchte davon in dieser Welt, nämlich söhne und töchter. aber
diejenigen, die askese, zölibat und Wahrhaftigkeit praktiziert haben und außer-
dem Opferrituale, fromme handlungen und milde Gaben, komen nach diesem
leben zum candra-loka, der zum Weg der vorfahren (pitṛyāṇa) führt.
 
1.14-15
 
171
 
 
 
 
तषेामसौ िवरजो लोको न यषेुिजमनतृंनमाया चिेत॥१६॥
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
teṣāmasau virajo brahmaloko na yeṣu jihmamanṛtaṃ na māyā ceti॥ 16॥
16. Jener reine brahma-loka gehört nur denen, die frei sind von Täuschung,
Falschheit oder Heuchelei.
erläUterUnG: Virajaḥ – rein, makellos; jihmam – Unehrlichkeit, täuschung;
anṛtam – Falschheit; māyā – heuchelei, verstellung, arglist.
Brahma-loka – die Welt von Brahmā (satya-loka). Diese Welt ist rein, ohne
Makel – anders als die Welt des Mondes (candra-loka). Die Welt von Brahmā un-
terliegt nicht Wachstum oder Minderung. Brahma-loka, der in diesem vers er-
wähnt wird, ist das ziel derjenigen, die karma mit verehrung verbinden. Der
brahma-loka, der im vorangehenden vers genannt wurde, ist für die, die aus-
schließlich karma (Opfer und milde Gaben) durchführen.
Betrug und täuschung führen zu handlungen, die Konflikte bringen. spiel,
Witze-reißen und sich-amüsieren führen dazu, dass man die Unwahrheit sagt.
sie sollten also vermieden werden. heuchelei bedeutet, dass man vorgibt etwas
zu sein was man nicht ist. Der heuchler spricht von sich selbst auf die eine Weise,
handelt aber anders. Betrug, Unehrlichkeit, Falschheit und täuschung verschmut-
zen das herz. sie stellen ein großes hindernis auf dem spirituellen Weg dar. Man
sollte sie eliminieren, indem man die gegenteiligen tugenden, wie ehrlichkeit,
Geradlinigkeit und Wahrhaftigkeit übt.
 
hIer enDet Der erste PraŚna.
OM
 
172
 
1.16
 
 
 
 
 
 
 
 
अथ हनैंभा錀铐वगोव
 
 
दरभ
 
 
鏰逰 प  ।
भ錀铐वन क्वेदवेा鏰逰 जा ंरवधारय  ेकतर 
एत काशय  ेक鏰逰प
 
 
नरेषांवरर 鏰逰 इरत॥१॥
 
 
 
 
 
 
 
p
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
Dvitīyaḥ Praśnaḥ
(zweite Frage)
BhārGava & PIPPalāDa
 
atha hainaṃ bhārgavo vaidarbhiḥ papraccha।
bhagavan katyeva devāḥ prajāṃ vidhārayante katara
etatprakāśayante kaḥ punareṣāṃ variṣṭhaḥ iti॥ 1॥
1. Dann fragte ihn Bhārgava, der Sohn von Vidarbhi: O bhagavan! Wie viele
devas unterstützen den geschaffenen Menschen? Welche von ihnen erhellen
ihn? Wer ist unter ihnen der größte?
erläUterUnG: Devāḥ – Götter, Kräfte, Organe oder sinne; prakāśayante – mani-
festieren, erleuchten; variṣṭhaḥ – der größte bzw. Gott.
Bhārgava, der sohn des vidarbhi fragte Pippalāda: O bhagavan (verehrungs-
würdiger Meister)! Wie viele devas (sinne) unterstützen diese schöpfung, d.h.
den Körper? Welche unter den sinnen manifestieren ihre herrlichkeit, ihre Kraft,
im äußeren? Mittels welcher devas erhält Gott diese Geschöpfe und lässt sie das
äußere Universum erfahren? Welche energien, d.h. devas, erleuchten diesen Kör-
per? Welche sind beteiligt an den vorgängen der Wahrnehmung und des erken-
nens? Und außerdem: Wer ist der beste und größte unter ihnen?
In der Beantwortung der ersten Frage wurde gelehrt, dass Gott alles erschuf,
einschließlich prāṇa und rayi. auf das schaffen folgt das erhalten. Die zweite Frage
und antwort befassen sich genau damit. es war erklärt worden, dass prāṇa der
größte ist. In der ersten Frage war das leben als der verzehrer, als Prajāpati, dar-
gestellt worden. In der zweiten Frage wird analysiert, wie dessen natur als
Prajāpati – das universelle leben bzw. der verzehrer – sich im Körper ausdrückt.
Die zweite Frage behandelt die Kräfte, die herrlichkeit und die Brillanz des prāṇa.
es ist der prāṇa, der den Mikrokosmos und den Makrokosmos aufrechterhält. er
erleuchtet sie und ist daher der Beste von allen.
 
2.1
 
173
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
p
 
 
 
तान व्रर鏰逰  ाण उवाच।
मा मोहमाप थ अहमवेतै धा ान ंरवभ तैाणमव   
रवधारयामीरत तऽेधाना बभवू
 
 
鏰逰॥३॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
त  ैसहोवाच।आकाशो ह वा एष दवेोवाय
 
 
ररिराप鏰逰 
 
परृथवी वा न 酐铐
 
 
鏰逰  ो  ंच।
त ेका鍠铐यारभवदर  वयमतेाणमव  रवधारयाम鏰逰॥२॥
 
 
p
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
tasmai sa hovāca। ākāśo ha vā eṣa devo vāyuragnirāpaḥ
pṛthivī vāṅmanaścakṣuḥ śrotraṃ ca।
te prakāśyābhivadanti vayametadbāṇamavaṣṭabhya vidhārayāmaḥ॥ 2॥
2. Er antwortete: Jene devas sind wahrlich Äther, Wind, Feuer, Wasser, Erde,
Sprache, manas, Auge und Ohr. Indem sie ihre Herrlichkeit darstellten (sich
rühmten und wetteiferten), sagten sie: „Wir sind es, die diesen Körper zusam-
menhalten und stützen.“ 
erläUterUnG: Abhivadanti – sie diskutierten untereinander; bāṇam („Pfeil“) –
nach Śaṅkara: der Körper.
Diese devas, also die sinne, stellten ihre herrlichkeit heraus und wetteiferten
miteinander um den vorrang; sie sagten: „Wir allein sind es, die den Körper auf-
rechterhalten und stützen.“ Jeder sinn glaubt, dass er allein den Körper aufrech-
terhält. sie diskutieren miteinander. Die fünf groben elemente stellen die Grund-
lage des Körpers dar.
neben sprache, manas, auge und Ohr sollten auch die anderen sieben sinne
eingeschlossen sein. es sind diese die fünf Organe des Wissens (jñānendriyas)
und die fünf Organe des handelns (karmendriyas). Die fünf jñānendriyas sind
Ohr, haut, auge, zunge, nase. Die fünf karmendriyas sind sprache, hände, Füße,
Geschlechtsorgane und anus.
 
tān variṣṭhaḥ prāṇa uvāca।
mā mohamāpadyatha ahamevaitatpañcadhātmānaṃ pravibhajyaitadbāṇa-
mavaṣṭabhya vidhārayāmīti te'śraddadhānā babhūvuḥ॥ 3॥
3. Der größte prāṇa sagte zu ihnen: „Verliert euch nicht in dieser Täuschung
(habt keinen falschen Stolz)! Ich allein unterstütze diesen Körper und erhalte
ihn, indem ich mich in fünf Teile aufteile. 
 
174
 
2.2-3
 
 
 
 
 
 
 
 
 
p
 
 
 
 
 
 
 
 
सोऽरभमाना鉠鐠 मगुामत इव तर  ुाम थ
 
 
तर े
सव गएवो ाम  ेतर  ंरत मान ेसवगएव रत  ।े
त था मर酐铐का मध
 
 
करराजानम ुाम  ं
सव गएवो ाम  ेतर  ंरत मान ेसवगएव रत   
एव ंवा न 酐铐
 
 
鏰逰  ो  ंचत ेीता鏰逰  ाण ं ुर ॥४॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
erläUterUnG: Variṣṭhaḥ prāṇaḥ – der größte prāṇa bzw. der haupt-prāṇa; pañca-
dhā – in fünf teilen; in fünf Weisen, in denen ich mich in prāṇa, apāna, vyāna,
samāna und udāna aufteile.
Der haupt-prāṇa sprach zu den devas, die auf diese Weise miteinander argu-
mentierten: „Wie seid ihr in diese täuschung verfallen? Warum seid ihr so einge-
bildet? Wieso denkt jeder von euch: ‘Ich unterstütze und erleuchte den Körper?’
lasst diese falschen Ideen! Ich bin es, der diesen Körper erhält und belebt, indem
ich mich in fünf teile aufteile.“ Die anderen devas glaubten ihm nicht. sie dachten:
‘Wie könnte das sein?’
Gehirn, lunge, herz, leber, Milz, nieren, Blase, Bauchspeicheldrüse, Unter-
leibsorgane, Dünndarm, Dickdarm etc. – all diese üben ihre Funktion durch prāṇa
(die lebensenergie) aus. auch das sympathische nervensystem, die motorischen
nerven und die sinnesnerven – alle funktionieren durch prāṇa. Der manas, der
Intellekt und die zehn Organe, auch sie arbeiten allein durch prāṇa. Der atem
und die Gedanken sind alle nur ausdruck von prāṇa. Prāṇa ist das wichtigste
und grundlegende Prinzip (tattva) im Körper und in der natur. Deswegen wird
prāṇa auch als brahman bezeichnet. Der individuelle prāṇa ist ebenfalls ein teil
des universellen prāṇa bzw. der kosmischen energie.
 
so'bhimānādūrdhvamutkrāmata iva tasminnutkrāmatyathetare
sarva evotkrāmante tasmiṃśca pratiṣṭhamāne sarva eva pratiṣṭhante।
tadyathā makṣikā madhukararājānamutkrāmantaṃ
sarva evotkrāmante tasmiṃśca pratiṣṭhamāne sarva eva pratiṣṭanta
evaṃ vāṅmanaścakṣuḥ śrotraṃ ca te prītāḥ prāṇaṃ stunvanti॥ 4॥
4. Sie glaubten ihm nicht. Er (der Haupt-prāṇa) tat so, als wolle er aus Ärger nach
oben aus dem Körper austreten. Als der prāṇa hinausging, gingen unmittelbar
auch die anderen und wenn er blieb, so blieben auch die anderen – so wie Bienen
ausfliegen, wenn die Königin ausfliegt und zurückkehren, wenn sie zurückkehrt.
Daraufhin priesen Denkorgan, Sprachorgan, Auge, Ohr etc., die jetzt zufrieden-
gestellt waren, den prāṇa auf folgende Weise:
 
2.3-4
 
175
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
एषोऽरि प षेसयूगएषपज गोमघवानषेवाय
 
 
鏰逰।
 
एष परृथवी ररयदवे鏰逰सदस ामतृंचयत
 
 
॥५॥
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
erläUterUnG: Utkrāmanti – nachdem sie hinausgegangen waren; makṣikāḥ –
Bienen; madhukara-rājānam – der König der Bienen, die Bienenkönigin; pra-
tiṣṭhante – bleiben.
als die devas die wahre aussage des haupt-prāṇa nicht glaubten, tat er so –
um sie zu überzeugen –, als wolle er den Körper verlassen. Prāṇa spielte quasi den
verletzten, als die devas ihm nicht glaubten. er begann den Körper zu verlassen,
gleichsam aus verärgerung.
verläßt der prāṇa den Körper, verlassen ihn auch die sinne; bliebt er im Körper,
blieben auch die sinne. so wie die Bienen den stock verlassen, wenn die die Kö-
nigin ausfliegt, und wie sie bleiben, wenn die Königin bleibt, so taten es auch
manas, sprachorgan, auge, Ohr etc. Der manas und die Organe gaben ihre Un-
gläubigkeit auf, anerkannten die herrlichkeit und Größe des prāṇa, waren erfreut
und priesen den prāṇa. (zu diesem Disput zwischen den Organen und dem prāṇa
siehe auch Bṛhadāraṇyaka-Upaniṣad, 6.1 und Chāndogya-Upaniṣad, 5.1.)
 
eṣo'gnistapatyeṣa sūrya eṣa parjanyo maghavāneṣa vāyuḥ।
eṣa pṛthivī rayirdevaḥ sadasaccāmṛtaṃ ca yat॥ 5॥
5. Siehe, das ist der, der das Feuer (agni) ist, das brennt (tapati); das ist der, der
die Sonne (sūrya) ist; das ist der, der Regen (parjanyaḥ) ist; das ist der, der Indra
(Maghavān) ist; das ist der, der die Luft (vāyu) ist; das ist der, der Gott ist; das ist
der, der die Erde (pṛthivī) ist; das ist der, der Materie (rayi) ist; das ist er, der Form
(sat) und formlos (asat) ist; und das ist der, der Unsterblichkeit (amṛta) ist.
erläUterUnG: Sat – was sein ist, Form, grob, sichtbare Objekte; asat – was nicht
ist, nichtsein, formlos, subtil, nicht wahrnehmbar, kausale Materie, die nicht
durch die sinne erkannt und wahrgenommen werden kann.
Dieser prāṇa ist ganz und gar energie, wo immer er zu finden ist, sei es im
Feuer, in der sonne, im regen oder im Wind. alle Kräfte der natur sind prāṇa
und nichts anderes. er ist die erde (die alles hält) und der Mond (der alles er-
nährt). er ist auch amṛta, welches die Grundlage und der sitz aller devas ist.
 
176
 
2.4-5
 
 
 
 
 
 
 
जापरत ररस 錀铐भ ेमवेरतजायस।े
त ुंाण  जारिमा बर ंहरर  य鏰逰  ाण
 
 
鏰逰  रतरत रस॥७॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
अरा इव रथनाभौ  ाण ेसवंरतर तम।्
ऋचो यजरूंषसामारन य 鏰逰 酐铐  ंच॥६॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
arā iva rathanābhau prāṇe sarvaṃ pratiṣṭhitam।
ṛco yajūṃṣi sāmāni yajñaḥ kṣatraṃ brahma ca॥ 6॥
6. Wie die Speichen in der Nabe eines Rades, so ist alles im prāṇa zentriert, so
auch die Verse des Ṛg-Veda, Yajur-Veda, Sāma-Veda, die Opfer, die kṣatriyas
und die brāhmaṇas.
erläUterUnG: Kṣatram (kṣatriya) – Kraft, angehöriger der Kriegerkaste; brahma
(brāhmaṇa) – Weisheit, angehöriger der Priesterkaste.
so wie die speichen in der nabe des rades festgemacht sind, so ist alles – von
āśā (Wunsch, Wille, hauch) bis hinunter zum namen (zur Materialisierung und
Bezeichnung) – festgemacht im prāṇa (siehe Chāndogya-Upaniṣad, 7.1-15). auch
die veden sind im prāṇa festgemacht, d.h. sie kamen aus hiraṇya-garbha, dem
universellen prāṇa. sie können nur mithilfe des prāṇa rezitiert werden. Die drei
arten von mantras und was durch sie erreicht wird, d.h. die Opferhandlungen,
die kṣatriyas, die Beschützer von allen, die brāhmaṇas, die befähigt sind, Opfer
und religiöse handlungen auszuführen – all diese sind in prāṇa gegründet und
festgemacht. Prāṇa ist all dies. Prāṇa ist die universelle lebenskraft.
 
prajāpatiścarasi garbhe tvameva pratijāyase।
tubhyaṃ prāṇa prajāstvimā baliṃ haranti yaḥ prāṇaiḥ pratitiṣṭhasi॥ 7॥
7. Als Prajāpati („Herr der Geschöpfe“) bewegst du dich im Mutterleib; du wirst
immer wieder neu geboren. Dir, o prāṇa, der du zusammen mit den anderen
prāṇas (den Sinnen) wohnst, bringen diese Lebewesen Opfer dar.
erläUterUnG: Prāṇa (lebensenergie) ist Prajāpati. er bewegt sich im Mutterleib.
Im Mutterleib bewirkt er das Wachstum des Fötus. er treibt das Kind aus dem
leib, wenn es gewachsen ist. er wird geboren als Kind, als eine neue verkörperung
des vaters und der Mutter. Prāṇa ist sowohl vater als auch Mutter, da er Prajāpati,
das universelle leben, ist. Der Mensch opfert dem prāṇa durch die augen, Ohren,
nase, Mund etc. Die sinne bringen die Wahrnehmungen ihrer jeweiligen Objekte
herbei, um das leben in dem Körper zu nähren und aufrechtzuerhalten. Das sind
die Opfer an prāṇa, den herrn der sinne. Prāṇa ist der verzehrer. alles ist nah-
 
2.6-7
 
177
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
दवेानामरस वरितम鏰逰 रपतणृांथमा  धा।
ऋषीणा ंचररत ंसमथवारगिरसामरस॥८॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
rung für prāṇa.
In den vorangegangenen zwei versen (5 und 6) war prāṇa in der dritten Person
gepriesen worden. In den versen 7 bis 11 wird er direkt angesprochen: „als Prajā-
patī bewegst du dich [...]“.
 
devānāmasi vahnitamaḥ pitṝṇāṃ prathamā svadhā।
ṛṣīṇāṃ caritaṃ satyamatharvāṅgirasāmasi॥ 8॥
8. Du bist der beste überbringer an die Götter, die erste Opfergabe an die Vor-
väter. Du bist das wahre aktive Prinzip der Sinne (prāṇas), welche die Essenz
des Körpers sind. 
erläUterUnG: Vahnitamaḥ – du bist der beste Überbringer; pitṝṇāṃ prathamā
svadhā – die erste Opfergabe an die ahnen; aṅgirasām – von den söhnen aṅgiras;
atharvā – bist du atharvān; ṛṣīṇām – von den Weisen; satyam caritam asi – bist
du die Wahrheit und die tugend. Śaṅkara deutet dies als die sinne; die sinne wer-
den atharvā genannt. Die zweite zeile kann so übersetzt werden: „Du bist das
wahre tun der Weisen, der abkömmlinge des atharvān und aṅgiras.“; ṛṣi (von
der Wurzel ṛṣa) – gehen, bekommen, erhalten, denn die sinne sind die erzeuger
von Wissen.
Prāṇa ist der beste der Überbringer der Opfergaben an die devas, z.B. agni,
der Feuergott, überbringt den Göttern die Opfergaben, die in das Feuer gegeben
wurden. Deswegen wird es vahni (träger, Überbringer) genannt. „Agni“ (Feuer)
ist nur eine andere ausdrucksform von „prāṇa“ (lebensenergie). „Dieses leben
als Feuer brennt, prāṇa brennt als Feuer.“ (siehe vers 2.5).
Die nahrung, die im nāndī-śrāddha den ahnen dargebracht wird, geht sogar
jener voran, die Indra geopfert wird. Prāṇa allein ist der Überbringer der ersten
Opferung an die vorfahren. Prāṇa ist das aktive Prinzip, das die sinne und den
Körper aufrechterhält. Die Glieder und die Organe würden sofort vertrocknen
und verdorren, wenn da kein prāṇa wäre. Prāṇa ist also die essenz, der saft, aller
sinne und des Körpers.
 
178
 
2.7-8
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
यदा  मरभवष गथमेा鏰逰 ाण त ेजा鏰逰।
आन 錀鐠पार  र  कामाया  ंभरव तीरत॥१०॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
इ ि ंाण त
 
 
जसा 錀鐐 ोऽरस परररर酐铐ता।
म रर酐铐 ेचररस सयूिगंोरतषा ंपरत鏰逰॥९॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
indrastvaṃ prāṇa tejasā rudro'si parirakṣitā।
tvamantarikṣe carasi sūryastvaṃ jyotiṣāṃ patiḥ॥ 9॥
9. O prāṇa! Du bist Indra, du bist kühn wie Rudra, du bist der Beschützer, du
bewegst dich im Himmel, du bist die Sonne, der Herr aller Himmelslichter.
erläUterUnG: Indraḥ – Indra bzw. Parameśvara, der höchste Gott; tejasā – hin-
sichtlich Glanz, stärke, Mut; rudraḥ – rudra (name von Śiva), der zerstörer;
parirakṣitā – der Beschützer, also viṣṇu; jyotiṣāṃ patiḥ – der Gott aller lichter,
alle lichter scheinen durch dich.
agni, o prāṇa! Du bist Indra (bzw. Parameśvara), der höchste Gott. an stärke
bist du rudra, der zerstörer der Welt. Du bist viṣṇu, der Beschützer der Welt
durch deinen milden aspekt. Du bewegst dich immer in dem himmelsraum. Du
bist die sonne, der Gott aller himmlischen lichter.
 
yadā tvamabhivarṣasyathemāḥ prāṇa te prajāḥ।
ānandarūpāstiṣṭhanti kāmāyānnaṃ bhaviṣyatīti॥ 10॥
10. Wenn du Regen herniederfallen lässt, dann, o prāṇa, sind deine Geschöpfe
beglückt und hoffen, dass da Nahrung sein wird, wie sie es sich wünschen.
erläUterUnG: Wenn du, als Wolke, von allen seiten regen niedergehen lässt,
dann werden diese Geschöpfe lebendig und freuen sich, in der hoffnung, dass es
reichlich nahrung geben wird. Wenn sie nahrung erhalten haben, arbeiten sie
eifrig.
O prāṇa, diese deine Geschöpfe, die du selbst bist, genährt durch deine nah-
rung, freuen sich beim bloßen anblick des regens, den du schickst. sie denken,
dass es reichlich zu essen geben wird, wie sie es sich wünschen.
nach der lesart Prāṇate wäre der sinn: „Dann leben diese Geschöpfe.“
 
2.9-10
 
179
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
या त ेतनवूा
 
 
रच  रतर ता या  ो  ेयाच च酐铐
 
 
रष।
या च मनरस स ता रशवा ंतांकु錀鐐मो मी鏰逰॥१२॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ा ि ंाण
 
 
करषरगारव  स रत鏰逰।
वयमा  दातार鏰逰 रपता  ंमातरर  न鏰逰॥११॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
vrātyastvaṃ prāṇaikarṣirattā viśvasya satpatiḥ।
vayamādyasya dātāraḥ pitā tvaṃ mātariśva naḥ॥ 11॥
11. O prāṇa! Du bist ein vrātya (Nichtgereinigter), du bist das Feuer ekaṛṣiḥ, der
Allesverzehrende, der gute devatā der Welt. Wir sind die Opfernden, o Mātari-
śvan; du bist unser Vater.
erläUterUnG: Vrātyaḥ – nicht gereinigt; eine Person, für den die saṃskāras, die
Initiationsriten, nicht durchgeführt worden sind. Da du der erste bist, war da nie-
mand, der dich hätte initiieren können. Da prāṇa der erstgeborene ist, war nie-
mand da, der die saṃskāras, die Initiationsriten, hätte durchführen können. Da
er von natur aus vollkommen rein ist, gab es keine notwendigkeit, reinigende ri-
tuale durchzuführen.
Ekaṛṣiḥ – du bist das berühmte Feuer der anhänger des Atharva-Veda; du bist
der verzehrer der Opfergaben. Du allein bist der Gott alles seienden, du bist der
gute Gott; satpatiḥ – der Gott alles seins, der Gott der Wahrheit, der gute Gott.
Wir sind die Opfernden, die dir, als deine anbeter, Gaben darbringen; mātariśva
– o Mātariśvan, du bist unser vater. (Oder: du bist der vater von Mātariśvan, dem
Wind.) Daher ist ein gesichertes Faktum, dass du der vater des ganzen Univer-
sums bist.
 
yā te tanūrvāci pratiṣṭhitā yā śrotre yā ca cakṣuṣi।
yā ca manasi santatā śivāṃ tāṃ kuru motkramīḥ॥ 12॥
12. Lass deinen Körper wohlgesonnen sein, der in der Sprache, dem Ohr, dem
Auge wohnt und der auch den manas durchdringt – geh nicht hinaus!
erläUterUnG: Tanuḥ – Körper oder teil, ausdruck von prāṇa.
Deine Form, die in der sprache, in dem Ohr, in dem auge und in dem manas
existiert, ist in allen anwesend. Mache sie alle glückbringend. O prāṇa, geh nicht
aus diesem Körper heraus.
O prāṇa, dein Körper, deine Form, ist in der sprache. Du bewegst den Mund
des sprechers. Deine Form ist in dem Ohr und du machst, dass das Ohr hört.
Deine Form ist im auge und du lässt das auge sehen. Deine Form ist im manas
180
 
2.11-12
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ाण देंवशेसवंररदव ेयत ्रतर तम।्
मातवेपुानर्酐铐  ी    ा ंचरवध
 
 
रह न इरत॥१३॥
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
und du lässt den manas denken. Mache diese Formen still und ruhig. Mach sie
nicht unruhig, indem du (nach oben) aus dem Körper weicht.
 
prāṇasyedaṃ vaśe sarvaṃ tridive yat pratiṣṭhitam।
māteva putrān rakṣasva śrīśca prajñāṃ ca vidhehi na iti॥ 13॥
13. All dies ist in der Kontrolle des prāṇa, ebenso wie all das, was im dritten
Himmel existiert. Schütze uns wie eine Mutter. Gib uns Reichtum und Weisheit.
erläUterUnG: alle Dinge, die wir in dieser Welt genießen, sind unter der Kon-
trolle des prāṇa. alle Dinge im himmel, die von den devas genossen werden, sind
auch unter der Kontrolle des prāṇa. Tridive bedeutet wohl „die drei Welten“. Was
immer in den drei Welten existiert, ist unter der Kontrolle von prāṇa. Du gibst
den Glanz und ruhm den brāhmaṇas und die Kraft den kṣatriyas. Prāṇa allein ist
Gott, der Beschützer. Deswegen, O prāṇa, beschütze uns, wie eine Mutter ihre
Kinder beschützt. Gib uns den reichtum und das Wissen, die in dir sind.
Prāṇa ist der Gott der schöpfung. er ist der verzehrer. er ist der Gott von spra-
che, auge, Ohr, manas etc. seine herrlichkeit, Größe und Überlegenheit sind also
eine gesicherte tatsache. 
 
hIer enDet Der zWeIte PraŚna.
OM
 
2.12-13
 
181
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
अथ हनैंकौस  ा लायनः प  । भगवन क्ुतएष  ाणो 
जायत ेकथमाया  ि रीर आ ान ंवा वभ  कथ ंत त े
केनो मत ेकथंबाम भधत ेकथम ा  म त॥१॥
 
 
 
 
t
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
Tṛtīyaḥ Praśnaḥ
(Dritte Frage)
KaUsalYa & PIPPalāDa
 
atha hainaṃ kausalyaścāśvalāyanaḥ papraccha।  bhagavan kuta eṣa prāṇo
jāyate kathamāyātyasmiñśarīra ātmānaṃ vā pravibhajya kathaṃ pratiṣṭhate
kenotkramate kathaṃ bāhyamabhidhate kathamadhyātmamiti ॥ 1॥
1. Dann fragte ihn Kausalya, der Sohn von Aśvala: „O bhagavan! Woraus ist der
prāṇa geboren? Wie gelangt er in den Körper? Wie verweilt er dort, nachdem
er sich selbst aufgeteilt hat? Wie verlässt er ihn? Wie unterstützt er alles, was
außerhalb des Körpers ist, und alles, was im Innern ist?“
erläUterUnG: Diese Frage zeigt, dass der höchste Gott nicht nur der schöpfer des
ganzen Universums ist, sondern auch den Mikrokosmos regiert, als der fünffältige
prāṇa. nachdem festgestellt worden ist, dass die natur von Prajāpati, dem ver-
zehrer, zum leben gehört, wird jetzt eine weitere Frage gestellt, um die art und
Weise zu klären, wie er verehrt werden sollte.
Atha – dann, als nächstes; enam – ihn; kutaḥ - woher; katham – wie; kena –
durch welche Mittel; utkramate – geht heraus (aus diesem Körper); iti – so.
Dann fragte Kausalya, der sohn des aśvala, den Pippalāda. Obwohl nun die
herrlichkeit des prāṇa erkannt worden ist, so mag er doch eine Wirkung oder
eine Kombination (saṃhata) oder eine Modifikation von etwas sein. Darum frage
ich, o verehrungswürdiger Meister, woher, aus welcher Ursache, ist prāṇa geschaf-
fen und wie gelangt er in diesen Körper, nachdem er geschaffen worden ist? Was
ist der Grund dafür, dass er einen Körper annimmt? Wie verweilt er dort, nach-
dem er sich selbst aufgeteilt hat? Wie tritt er aus dem Körper heraus? Wie unter-
stützt (bzw. belebt) er das, was ohne Körper ist und sich außerhalb des Körpers
befindet (adhibhūta und adhidaiva)? Wie unterstürzt (bzw. belebt) er die Gesamt-
heit aller elemente und Kräfte? Wie unterstützt (bzw. belebt) er, was im Innern
des Körpers ist, die sinne und den manas?
 
182
 
3.1
 
 
 
 
 
 
ति ैसहोवाच।अ त  ा  ृस  ि ोऽसी त तिा ऽेहंवी म॥२॥ 
t
t
आ न एष  ाणो जायत।े
यथषैाप
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
錀鐐ष ेछायतैि
 
 
तदातत ंमनोकृतनेाया  ि रीर
 
 
॥३॥
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
tasmai sa hovāca। atipraśnan̄prc̣chasi brahmiṣṭho'sīti tasmātte'haṃ bravīmi॥ 2॥
2. Er antwortete: Du stellst Fragen über transzendentale Dinge. Ich werde sie
dir erklären, weil du ein großer Frager (Erforscher) von brahman bist.
erläUterUnG: Atipraśnān – große Fragen, tiefe und schwierige Fragen, Fragen,
die über normales verständnis hinausgehen, über Mysterien, die man normaler-
weise nicht erforscht, Fragen über transzendentale Dinge.
Pippalāda sagte (sinngemäß): O Kausalya, du fragst über den Ursprung des
prāṇa. Du fragst über transzendentale Dinge. Du bist ein großer Forschender, was
brahman betrifft. Du bist ein Kenner des brahman, d.h. du bist in dem niederen
brahman verankert. Du bist ein verehrer des niederen brahman. Du bist ein echter
und tiefschürfender suchender. Daher werde ich dir jetzt erklären, wonach du ge-
fragt hast. höre aufmerksam zu.
 
ātmana eṣa prāṇo jāyate yathaiṣā। 
puruṣe chāyaitasminnetadātataṃ manokṛtenāyātyasmiñcharīre॥ 3॥
3. Dieser prāṇa ist aus dem ātman geboren. So wie der Schatten für einen Men-
schen, so ist dieser (der prāṇa) für den ātman. Durch das Wirken der manas be-
tritt er den Körper. 
erläUterUnG: Manokṛtena – durch das Wirken des manas (Gedankenkraft)
durch Wollen und Wünschen, durch gute und schlechte taten – die wiederum
vom manas abhängen.
aus dem ātman, dem höheren puruṣa, dem selbst, das unvergänglich und wahr
ist, ist dieser prāṇa geboren. so wie der schatten dem Menschen zugehört, so breitet
sich in diesem ātman, dem brahman, der prāṇa aus. Prāṇa hat keine unabhängige
existenz. er ist nicht abgetrennt vom ātman. Die Form des Menschen ist die Ur-
sache seines schattens, welcher selbst die Folge ist. ebenso ist der ātman die Ursa-
che und der prāṇa ist die Wirkung. Durch einen rein geistigen akt betritt er den
Körper, d.h. durch das karma (tugend und laster), das wiederum durch Wollen
(saṅkalpa), Wunsch (icchā) etc. des manas hervorgebracht ist. eine andere śruti
sagt: „ausgerichtet auf die Frucht erhält er den Körper mit seinem karma“.
Das leben eines Menschen in seinem Körper ist das sichere und angemessene
resultat seiner Gedanken in einer früheren existenz, genau wie der schatten
zwangsweise dem Körper des Menschen gleichen muss, der ihn verursacht.
 
3.2-3
 
183
 
 
 
 
 
t
पायपू
 
 
ऽपान ंच酐铐ःुो ेम
 
 
खना सका鋐铐ा ंाणः 
य ंात त ेम ेतुसमानः। 
एष  ते
 
 
तम  ंसमंनयत तिादतेाःस ा चषिोभव ि॥५॥
 
यथा स ाडवेाधकृताि नय ुे।एतन  ्ामानतेान ्ामान ध त -
  े
 
 
वमवेषैाण इतरान  ्ाणान प्थृकप्थृगवेस ध
 
 
॥४॥
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
yathā samrāḍevādhikṛtānviniyuṅkte।  etan grāmānetān grāmānadhitiṣṭha-
svetyevamevaiṣa prāṇa itarān prāṇān pṛthakpṛthageva sannidhatte॥ 4॥
4. So wie ein König seinen Beamten befielt: „Bleibt in diesen und jenen Dörfern
und regiert sie“, so setzt der prāṇa die anderen prāṇas ein, jeweils für deren spe-
zielle Aufgabe.
erläUterUnG: Samrāṭ – ein König, ein herrscher, ein souverän.
so wie in der Welt ein König die Beamten den verschiedenen Dörfern zuteilt
und ihnen befiehlt: „regiert diese und jene Dörfer!“, so setzt auch der haupt-
prāṇa die Unter-prāṇas (prāṇa, apāna, vyāna, samāna, udāna) ein, jeweils in ihren
speziellen Posten (Organen) und Funktionen. Und er bestimmt auch andere
prāṇas, z.B. die augen, für die jeweiligen Posten, damit sie dort ihre aufgaben er-
füllen.
 
pāyūpasthe'pānaṃ cakṣuḥśrotre mukhanāsikābhyāṃ prāṇaḥ
svayaṃ prātiṣṭhate madhye tu samānaḥ। 
eṣa hyetaddhutamannaṃ samaṃ nayati tasmādetāḥ saptārciṣo bhavanti॥ 5॥
5. Der apāna wohnt in den Ausscheidungs- und Geschlechtsorganen, der prāṇa
selbst in den Augen, den Ohren, dem Mund und der Nase. In der Mitte ist der
samāna; er verteilt die zugeführte Nahrung gleichmäßig und die sieben Flam-
men kommen aus ihm hervor. 
erläUterUnG: Dieser vers legt die verschiedenen Orte dar, wo diese prāṇas resi-
dieren. auch werden ihre aufgabenbereiche definiert. Apāna wohnt im anus und
in den Geschlechtsorganen. er sorgt für die ausscheidung. Prāṇa verrichtet die
lebensfunktionen der sinne. er wohnt in den augen, den Ohren etc. Samāna
wohnt im nabel. er sorgt für die verdauung. Vyāna kümmert sich um die Blut-
zirkulation. er durchdringt alles. Udāna hilft, die nahrung und die Flüssigkeiten
zu schlucken. Während des tiefschlafes nimmt er den jīva mit zu brahman und
führt ihn zu anderen Welten. es residiert in der Kehle; pāyūpasthe – im anus und
im Geschlechtsorgan, herrscht über die Funktionen des stuhlgangs und der Urin-
184
 
3.3-5
 
 
鎐鐰 द  षेआ ा। 
 
तद
 
 
कशत ंनाडीना ंतासा ंशतंशतमकेैक鎀铐ा ंास  त ा-ि
स  तः  तशाखानाडीसह ा ण भव ास ुान र त॥६॥ 
 
praśna-UpaniṣaD
 
ausscheidung; sapta-arciṣaḥ – sieben lichter oder Flammen. aus dem verdau-
ungsfeuer kommen sieben Flammen: kālī, karālī, manojava, sulohita, sudhūm-
ravarṇā, sphuliṅginī und viśvarucī. Daneben werden auch die sieben Organe des
Wissens als sieben Flammen bezeichnet; es sind die zwei Ohren, die zwei augen,
die zwei nasenlöcher und der Mund. Diese Organe hängen von der nahrung ab,
die durch das verdauungsfeuer aufgearbeitet werden; hūtam – geopfert (gegessen
oder getrunken); samāna wird verglichen mit dem Feuer, das die geopferte nah-
rung verzehrt und sie gleichmäßig unter die Götter verteilt.
Die sieben Flammen kommen heraus aus dem Feuer im Magen, genährt durch
nahrung und Getränke, und erreichen die region des herzens und dann die Öff-
nungen im Kopf, d.h. die Objekte des sehens, hörens etc. werden erleuchtet durch
den prāṇa und daraufhin erfährt der Mensch hören, sehen, riechen etc.
 
hṛdi hyeṣa ātmā। 
atraitadekaśataṃ nāḍīnāṃ tāsāṃ śataṃ śatamekaikasyāṃ dvāsaptatirdvā-
saptatiḥ pratiśākhānāḍīsahasrāṇi bhavantyāsu vyānaścarati॥ 6॥
6. Dieser ātman ist im Herzen. Dort befinden sich hundertundein Nerven
(nāḍīs), jede von diesen hat hundert Zweige, und von diesen wiederum hat jeder
zweiundsiebzig Unterzweige. In diesen bewegt sich vyāna. 
erläUterUnG: Nāḍī – die astrale röhre bzw. der nervenkanal, der die energie-
ströme befördert. sie kann nicht mit dem physischen auge gesehen werden. Im
allgemeinen wird sie übersetzt mit „arterie, die das Blut befördert“.
Im herzen, im ākāśa (raum) des herzens, ist dieser ātman – das bedeutet: der
feinstoffliche Körper, der mit dem ātman verbunden ist. Der vyāna bewegt sich
in diesen nerven; vyāna durchdringt den ganzen Körper. so wie die sonnenstrah-
len von der sonne ausgehen, so gehen diese nerven vom herzen aus zu allen tei-
len des Körpers hin. Der Mensch vollführt handlungen, die große stärke
erfordern, mithilfe von vyāna. Vyāna ist die energie, die durch das nervensystem,
die arterien und die venen fließt und wirkt. es erfüllt die Funktion, das Blut durch
den Körper zirkulieren zu lassen.
es gibt hundertundein hauptnerven; das, mal hundert, ergibt 10 100 und jede
mit 72 000 multipliziert, ergibt eine Menge von 727 200 000. Und wenn wir noch
die hauptnerven hinzuaddieren, so bekommen wir eine Gesamtmenge von
727 210 101 nerven.
 
3.5-6
 
185
 
 
 
 
 
 
आ द ो ह व ैबाः  ाण उदय षेनेंचा酐铐षुंाणमनगुृानः।
प ृथा ंयाद
 
 
वता सषैाप
 
 
錀鐐ष鎀铐ापानमव 鋐铐ािरा यदाकाशः स 
 
समानो वाय ुानिः॥८॥
 
 
 
 
 
 
 
 
अथ
 
कयो  िउदानः प
 
 
鈰铐यनेप
 
 
鈰铐य ंलोकंनयत पापने
पापमभुा鋐铐ामवेमन ुलोकम॥्७॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
athaikayordhva udānaḥ puṇyena puṇyaṃ lokaṃ nayati pāpena
pāpamubhābhyāmeva manuṣyalokam॥ 7॥
7. Das heißt, durch einen Nerv führt uns udāna aufwärts – zu den Welten der
Tugend durch gute Taten, und durch sündhafte Taten zu den Welten der Sünde;
und zu der Welt der Menschen durch eine Mischung von Tugend und Sünde.
erläUterUnG: Ūrdhva – aufwärts; nayati – führt, lenkt; ubhāyām – durch beide
(gute und schlechte taten); manuṣyalokam – die Welt der Menschen.
einer dieser hundertundein nerven wird suṣumnā genannt; er verläuft auf-
wärts. Durch ihn führt uns udāna, der den ganzen Körper von Fuß zu Kopf durch-
dringt, zu tugendhaften Welten, wie den himmel, und zwar durch tugendhafte
handlungen, die durch die schriften vorgeschrieben sind. Durch sündhafte hand-
lungen führt er uns in sündige Welten, in niedere Welten und in niedere Geburten,
z.B. als tiere, Insekten etc. Durch eine Mischung von tugend und sünde führt er
uns in die Welt der Menschen. Udāna kontrolliert den subtilen Körper (liṅga-
śarīra, der aus 19 tattvas besteht) und trägt die seele nach dem tod zu verschie-
denen Welten. es ist auch udāna, der den Menschen in den Bereich des
tiefschlafes mitnimmt und der über die Funktion des schluckens (von nahrung)
herrscht.
 
ādityo ha vai bāhyaḥ prāṇa udayatyeṣa hyenaṃ cākṣuṣaṃ prāṇamanu-
gṛhṇānaḥ।  pṛthivyāṃ yā devatā saiṣā puruṣasyāpānamavaṣṭabhyāntarā
yadākāśaḥ sa samāno vāyurvyānaḥ ॥ 8॥
8. Die Sonne ist wahrlich der äußere prāṇa. Sie steigt auf und fördert dadurch
den prāṇa im Auge. Die Göttin der Erde zieht den apāna abwärts. Der ākāśa
(Äther) zwischen (der Sonne und der Erde) ist samāna. Der Wind ist vyāna.
erläUterUnG: Avaṣṭabhya – hinaufziehend, kontrollierend; nachdem sie apāna
kontrolliert hat, lenkt sie ihn abwärts.
Die sonne geht auf und durch ihr licht fördert sie den prāṇa im auge; d.h. sie
 
186
 
3.6-8
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
तजेोह वाव उदान िा鉠鐐पशाितजेाः। 
 
 
नभविमियमैनिसस  मानःै॥९॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
hilft den augen mit ihrem licht, die Formen und Farben zu erkennen. Ohne die
sonne können die augen nicht sehen.
Die Göttin der erde zieht die aktivität von apāna im Menschen an und kon-
trolliert sie. sie hilft dem apāna in seiner arbeit dadurch, dass sie abwärts zieht.
sonst könnte der Körper durch sein Gewicht fallen oder könnte wegfliegen durch
die entgegengesetzte Kraft. Die „Göttin der erde“ – das weist ganz offensichtlich
auf die Gravitationskraft hin.
Der raum bzw. der äther zwischen erde und sonne ist der kosmische samāna.
er hilft dem samāna im Innern des Menschen. Śaṇkara sieht es so, dass samāna
die luft im ākāśa – in der Mitte zwischen erde und himmel – ist. er sagt: „Im
Wort ‚ākāśa‘ wird der Wind darin angedeutet – ähnlich wie das vieh, das sich im
stall befindet, durch das Wort ‚stall‘ angedeutet wird.“ Der kosmische samāna
ähnelt dem samāna im Menschen in der hinsicht, dass er im ākāśa in der Mitte
eingeschlossen ist; und er fördert auch den samāna im Menschen. Der Wind
(vāyu) ähnelt dem vyāna in seiner Funktion des Durchdringens und fördert so
auch vyāna.
 
tejo ha vāva udānastasmādupaśāntatejāḥ।
punarbhavamindriyairmanasi sampadyamānaiḥ ॥ 9॥
9. Das äußere Feuer ist in der Tat udāna. Daher tritt einer, dessen Feuer erlo-
schen ist, in einen anderen Körper ein, wobei seine Sinne im manas absorbiert
werden.
erläUterUnG: Tejaḥ - Feuer. Das äußere Feuer ist der udāna im Körper. es fördert
durch seine hitze und sein licht den udāna im Körper. Der udāna im Menschen,
unterstützt und gefördert durch das äußere Feuer, steigt aus dem Körper auf und
nimmt den jīva, die individuelle seele, zu den verschiedenen Welten; upaśānta-
tejaḥ – die dessen Feuer erlöscht ist; punarbhavam – Wiedergeburt, sie gehen in
die Wiedergeburt, d.h. sie sterben und nehmen einen neuen Körper an.
Wenn das natürliche Feuer eines Menschen erloschen ist, wenn die tierische
Wärme gewichen ist, dann weiß man, dass sein leben vorbei ist, d.h. dass er stirbt.
er tritt in einen anderen Körper ein, zusammen mit den sinnen, die an dem manas
hängen oder von diesem absorbiert worden sind.
In der Bhagavad-Gītā (15.8) finden wir: „Wenn ein Mensch einen Körper an-
nimmt und wenn er ihn verlässt, dann nimmt er die Organe und geht mit ihnen,
genau wie der Wind den Duft von den Blüten mitnimmt.“
 
3.8-9
 
187
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
य एव ंवान  ्ाणंवदेनहा鎀铐  जा हीयत
 
 
ऽमतृोभव त तदषेःोकः॥११॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
य ि  नेषैाणमाया त  ाण
 
 
जसा य ुः।
सहा ना यथास  ित ंलोकंनयत॥१०॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
yaccittastenaiṣa prāṇamāyāti prāṇastejasā yuktaḥ ।
sahātmanā yathāsaṅkalpitaṃ lokaṃ nayati ॥ 10॥
10. Was immer sein Gedanke ist (zum Zeitpunkt des Todes), mit dem erreicht
er prāṇa; und der prāṇa, vereinigt mit dem udāna und zusammen mit dem
jīvātman, führt ihn zu der Welt, an die er gedacht hatte. 
erläUterUnG: Yathā-saṅkalpitam – wie gewünscht, wie gedacht; – der jīv; lokam
– Welt, Körper; prāṇam āyāti – kommt zu prāṇa, nähert sich prāṇa, erreicht
prāṇa.
zum zeitpunkt des todes wird die aktivität der sinne eingestellt. alle Funk-
tionen, so wie Denken, erinnern etc. hören auf. nur die atmung geht weiter, denn
der jīva verschmilzt mit dem prāṇa. er kommt in die Gegenwart des haupt-prāṇa.
Der jīva, umgeben von dem subtilen Körper, erscheint dann vor dem haupt-
prāṇa. er lebt jetzt nur noch durch die aktivität des haupt-prāṇa. Dann sagen
die verwandten und die anderen leute, die um ihn herumstehen: „er atmet und
lebt noch.“ Der jīva trennt sich zur zeit des todes vom physischen Körper und
kommt zu dem prāṇa-maya-kośa (liṅga-śarīra), mit dem Gedanken, den er zum
todeszeitpunkt hatte.
Der udāna, in verbindung mit dem prāṇa, wirft den Mieter (die seele, jīva)
aus dem haus (dem Körper) und führt ihn (den „Genießenden“ bzw. den Besitzer)
zu den Welten, d.h. Körpern, an die er gedacht hatte, entsprechend seinen guten
oder schlechten taten. Die Bhagavad-Gītā sagt: „Wer am ende den Körper verlässt
und dabei an irgendein Wesen denkt, geht allein zu diesem, o Kaunteya, durch
sein ständiges Denken an dieses Wesen.“
 
ya evaṃ vidvān prāṇaṃ veda na hāsya prajā hīyate'mṛto bhavati tadeṣaḥ
ślokaḥ ॥ 11॥
11. Der Wissende, der prāṇa so kennt – seine Nachkommen vergehen nicht und
er wird unsterblich. Dazu gibt es folgenden Vers.
erläUterUnG: Evam – so, wie oben beschrieben; mit all den attributen, die schon
über seine (des prāṇa) Geburt, seine herrlichkeit etc. geschrieben worden sind.
hier werden die Früchte dieses Wissens, sowohl hier als auch nach diesem leben,
 
188
 
3.10-11
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
उ  माय त ंान ंवभ ुंचवैप धा। 
अ ा  ंचवैाण鎀铐  व ायामतृम तुेवायामतृम तुइत॥१२॥
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
angedeutet: Die linie seiner nachkommen endet niemals und erlöscht nicht. Und
er selbst erreicht, nach dem tod, Unsterblichkeit (in einem relativen sinne). Der
folgende vers erklärt das in Kürze.
 
utpattimāyatiṃ sthānaṃ vibhutvaṃ caiva pañcadhā। 
adhyātmaṃ caiva prāṇasya vijñāyāmṛtamaśnute vijñāyāmṛtamaśnuta iti ॥ 12॥
12. Wer die Entstehung, das Eintreten, den Sitz und die fünffache Aufteilung
des prāṇa kennt und auch dessen inneren Zustand im Körper, erreicht Unsterb-
lichkeit, ja, er erreicht Unsterblichkeit.
erläUterUnG: Wenn man weiß, dass der prāṇa aus dem param, dem höchsten
selbst, geboren wurde; wenn man weiß, dass der prāṇa durch die Wirkung des
manas (Gedanken und Wünsche) in den Körper kommt und dass er in den un-
teren Öffnungen, den sinnen, dem nabel, der Kehle und anderen Orten residiert;
wenn man seine fünffache herrschaft kennt – dass er wie ein König die prāṇas in
ihren jeweiligen Orten und Funktionen einsetzt –, wenn man außerdem seine äu-
ßeren Manifestationen als sonne, äther, Wind, Feuer etc.kennt und auch seine
inneren Manifestationen als auge usw., dann erreicht man relative Unsterblich-
keit, den stand von hiraṇya-garbha, d.h. Brahmā.
 
hIer enDet Der DrItte PraŚna.
OM
 
3.11-12
 
189
 
 
 
 
 
 
 
 
अथ हनैंसौयायणीगायःप।  भगवतेिन प्ुषेकािन 
पि कािाित कतर एष दवेःान प्यित 
कतैखुंभवित कि ुसवसितिता भवीित॥१॥
 
 
 
 
 
 
t
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
caturthaḥ Praśnaḥ
(vierte Frage)
saUrYāYaṇIn & PIPPalāDa
 
atha hainaṃ sauryāyaṇī gārgyaḥ papraccha। bhagavannetasmin puruṣe kāni
svapanti kānyasmiñjāgrati katara eṣa devaḥ svapnān paśyati
kasyaitatsukhaṃ bhavati kasminnu sarve sampratiṣṭhitā bhavantīti॥ 1॥
1. Dann fragte ihn Gārgya, der Enkel von Sūrya: O bhagavan, wer sind die, die
im Menschen schlafen? Und wer sind die, die in ihm wach sind? Welcher ist der
deva, der Träume sieht? Wer hat dieses Glücksgefühl? Wovon hängen all diese ab?
erläUterUnG: sauryāyaṇin Gārgya fragte Pippalāda: „O verehrenswerter Meister!
Welche Organe schlafen in dem Körper bzw. hören auf zu arbeiten, wenn der
Mensch schläft? Welche sind wach, üben also ihre tätigkeit aus? Welcher Gott ist
es, der träume sieht? Durch welches Organ träumt der jīva? Wem gehört dieses
Glücklichsein? In wem sind all diese Organe gegründet oder zentriert? Wo ver-
binden sie sich ununterscheidbar im schlaf, wie der saft im honig oder die Flüsse
im Ozean? In wem werden all diese Organe absorbiert – im schlaf und auch im
pralaya?
Atha – als nächstes; ha – wahrlich; enam – ihn (Pippalāda); etasmin – in die-
sem; kāni – welche (Organe oder sinne)? asmin – in diesem (Körper); kataraḥ -
wer von diesen? kasya – wem gehört? etat – dieses; kasmin – von wem? iti – so
(sprach er).
Die ersten drei Fragen beschäftigen sich mit saṃsāra, also der sichtbaren exis-
tenz, dem Gegenstand von apara-vidyā, dem niederen Wissen. Die nächsten drei
Fragen werden gestellt, damit brahman, der Gegenstand von para-vidyā, erkannt
werden möge – brahman, das ungeboren, unvergänglich, selbstleuchtend, all-
durchdringend, unvergänglich und für den manas unerreichbar ist.
 
190
 
4.1
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
t
 
 
ाणाय एवतैिन प्रुेजाित। 
गाह
 
 
पो ह वा एषोऽपानो ानोऽाहाय
 
 
पचनो यद ्
 
गाह
 
 
पात
 
 
णीयत ेणयनादाहवनीयः ाणः॥३॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
त ैसहोवाच।  यथा गाय मरीचयोऽका ंगतः सवा 
एतिंजेोमडल एकीभवि।  ताः पनुःप
 
 
नदयतः 
चरवेंहवैततस्वपरेदवेेमनकेीभवित। 
तनेतषपुषोन णोित न पयित न िजित न रसयत ेनशृते
नािभवदत ेनाद ेनानयत ेनिवसजृतेनयेायत ेिपतीाचत
 
 
॥२॥
 
 
t
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
tasmai sa hovaca। yathā gārgya marīcayo'rkasyāstaṃ gacchataḥ sarvā
etasmiṃstejomaṇḍala ekībhavanti।    tāḥ punaḥ punarudayataḥ
pracarantyevaṃ ha vai tat sarvaṃ pare deve manasyekībhavati।   
tena tarhyeṣa puruṣo na śṛṇoti na paśyati na jighrati na rasayate na spṛśate
nābhivadate nādatte nānandayate na visṛjate neyāyate svapitītyācakṣate॥ 2॥
2. Er antwortete: O Gārgya, genau wie die Strahlen der Sonne, wenn diese un-
tergeht, eins werden mit jener Scheibe aus Licht und wieder hervortreten, wenn
die Sonne wieder aufgeht, so werden all diese eins mit dem höchsten deva, dem
manas. Daher, zu jener Zeit, hört der Mensch nicht, er sieht, riecht, schmeckt,
fühlt, spricht nicht, nimmt oder genießt nicht, scheidet nicht aus und bewegt
sich nicht. Sie sagen dann: Er schläft. 
erläUterUnG: alle Organe und sinne schlafen während des tiefschlafs im manas.
sie werden eins mit dem manas. Der manas ist die höchste Gottheit, der höchste
sinn, denn das auge und die anderen sinne sind unter der Kontrolle des manas.
Im tiefschlaf hören die aktivitäten der sinne auf. Der Mensch hört nicht, sieht
nicht, riecht nicht, scheidet nicht aus und bewegt sich nicht. Die Menschen mit
einem weltlichen verständnis sagen: er schläft.
 
prāṇāgnaya evaitasmin pure jāgrati। 
gārhapatyo ha vā eṣo'pāno vyāno'nvāhāryapacano yad
gārhapatyāt praṇīyate praṇayanādāhavanīyaḥ prāṇaḥ॥ 3॥
3. Allein die Feuer des prāṇa sind wach in der Stadt (dem Körper). Der apāna
ist das gārhapatya-Feuer. Vyāna ist das anvāhāryapacana-Feuer. Prāṇa ist das
āhavanīya-Feuer, weil es aus dem gārhapatya-Feuer herausgenommen wird.
 
4.2-3
 
191
 
 
 
 
 
 
 
 
t
 
 
 
 
 
 
 
यासिनःासावतेावाती सम ंनयतीित स समानः।
मनो ह वाव यजमानः इफलमवेोदानः स एन ं
यजमानमहरहगमयित॥४॥
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
erläUterUnG: Prāṇāgnayaḥ – die prāṇa-Feuer; die Feuer, die aus prāṇa, apāna
etc. bestehen; die physiologischen energien. Etasmin pure – in dieser stadt (mit
neun toren), in diesem Körper; jāgrati – bleibt wach, passt auf, fährt fort mit sei-
nen Funktionen, den Organismus zu erhalten.
Wenn die sinne, das Ohr etc. schlafen gegangen sind in diesem Körper mit
neun Öffnungen, bleiben die fünf prāṇas wach – die hier Feuer genannt werden,
weil sie wie Feuer sind. sie bleiben immer aktiv.
Gārhapatya – Feuer des haushalts, das Feuer in der Küche. Gārhapatya, das
im Westen des hauses platziert ist, wird immer am Brennen gehalten. von diesem
wird das Feuer zu den anderen altären getragen. Der apāna ist das gārhapatya-
Feuer. Genau wie bei der ausführung des agni-hotra ein anderes Feuer, genannt
āvahanīya, vom gārhapatya abgenommen wird, so wird während des schlafes
prāṇa vom apāna genommen. Dies ist die entsprechung zwischen apāna und dem
gārhapatya-Feuer. außerdem sind beide im Westen stationiert. so wie das
gārhapatya-Feuer im westlichen herd des hauses entzündet wird, so ist apāna
die westliche oder abwärts gerichtete Funktion, die ausscheidung. alle Opferga-
ben an die Götter werden in das āvahanīya-Feuer gegeben.
Vyāna – geht aus der südlichen höhlung des herzens hervor. Deswegen wird
er anvāhāryapacana- oder auch dakṣiṇāgni-Feuer (das südliche Feuer) genannt,
weil es mit dem süden verbunden ist. außerdem verbrennen beide, vyāna und
anvāhāryapacana, Opfergaben. Das anvāhāryapacana-Feuer wird eingesetzt, um
Gaben an die vorfahren zu opfern. 
 
yaducchvāsaniḥśvāsāvetāvāhutī samaṃ nayatīti sa samānaḥ।
mano ha vāva yajamānaḥ iṣṭaphalamevodānaḥ sa enaṃ
yajamānamaharaharbrahma gamayati॥ 4॥
4. Weil samāna die Opfergaben gleichmäßig verteilt, die Ausatmung und die
Einatmung, ist er der Priester (hotṛ). Der manas ist der Opfernde, der udāna ist
der Lohn der Opfer; er führt den Opfernden jeden Tag (zu brahman, im Tief-
schlaf).
erläUterUnG: Ucchvāsaniḥśvāsau – ausatmung und einatmung; yajamānaḥ –
der Opfernde. Samāna ist der adhvaryu, der fungierende Priester. Samāna ist auch
mit der Funktion der ausatmung verbunden. er sichert das Gleichgewicht zwi-
192
 
4.3-4
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
अषैदवेः ेमिहमानमन
 
 
भवित।
यद ्ंमनपुयित तुंतुमवेाथ
 
 
मन
 
 
णोित 
 
दशेिदगरैनभुतूंपनुःपनुःन
 
 
भवित 
 ंचा ंचतुंचातुंचानभुतूंचाननभुतूं
च सास सवपयित सवःपयित॥५॥
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
schen ausatmung und einatmung.
so wie der Opferer, der Gott des Opfers, zum himmel reist, so geht auch der
manas zu brahman, um die Glückseligkeit des brahman zu erfahren, nachdem er
die äußeren sinne und deren Objekte als Opfergaben in die immer-wachen prāṇa-
Feuer gegeben hat.
Der udāna führt den manas, den Opfergöttern, jeden tag während des tief-
schlafes zu dem unsterblichen, glückseligen brahman. Daher ist udāna die Frucht
des Opfers.
 
atraiṣa devaḥ svapne mahimānamanubhavati।
yad dṛṣṭaṃ dṛṣṭamanupaśyati śrutaṃ śrutamevārthamanuśṛṇoti
deśadigantaraiśca pratyanubhūtaṃ punaḥ punaḥ pratyanubhavati
dṛṣṭaṃ cādṛṣṭaṃ ca śrutaṃ cāśrutaṃ cānubhūtaṃ cānanubhūtaṃ
ca saccāsacca sarvaṃ paśyati sarvaḥ paśyati॥ 5॥
5. In diesem Zustand genießt dieser deva (bzw. manas) im Traum seine Größe.
Was gesehen worden war, das sieht er erneut, was gehört worden war, das hört
er wieder, und was in verschieden Ländern und Gegenden erfahren worden war,
das genießt er erneut. Was gesehen und nicht gesehen, gehört und nicht gehört,
erfahren und nicht erfahren, wirklich und unwirklich war, all das nimmt er
wahr. Indem er alles ist, nimmt er alles wahr.
erläUterUnG: Atra – hier in diesem zustand; im traum, wenn der prāṇa von den
sinnesorganen, Ohren usw. zurückgezogen ist, werden doch die grundlegenden
lebensfunktionen aufrechterhalten: atmung, Blutkreislauf und verdauung etc.
Deva – Gott, manas; anubhūtam – in diesem leben erfahren; ananubhūtam
– nicht in diesem leben (aber in einem vergangenen leben) erfahren; nichtwahr-
genommen.
Im traum erzeugt der manas seine eigene Welt – aus den eindrücken, die er
im Wachzustand empfangen hatte – und genießt die Bilder. Der manas selbst ist
der Wahrnehmende (das subjekt) und das Wahrgenommene (das Objekt). Der
manas selbst nimmt die Form von Bergen, Flüssen, Bäumen, Blumen etc. an. Was
immer im Wachzustand gesehen worden war – der manas sieht es erneut im
 
4.4-5
 
193
 
 
d
 
 
स यदा त
 
 
जसाऽिभभतूोभवषैदवेःान न्पयथ 
यदतैिरीर एतखुंभवित॥६॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
traum als Bild. Was auch immer gesehen oder nicht gesehen war, gehört oder
nicht gehört, erfahren oder nicht erfahren, wahr oder falsch – all das sieht der
manas. Im traum werden die geistigen eindrücke neu belebt. Der manas erzeugt
eine neue und phantastische eigene Mischung und erfährt Dinge, die du niemals
vorher im Wachzustand gesehen oder gehört hast. Im traum fliegst du in der luft;
du träumst, dass du tot bist. Im traum wirkt der subtile Körper. Manchmal taucht
der manas tief in eindrücke aus einem früheren leben ein und belebt sie neu. In
einigen träumen gibt es keine Kohärenz von zeit und raum.
In diesem vers finden wir die antwort auf die Frage: Welcher ist der deva, der
die träume sieht? vor dem erreichen des tiefschlafs hören auge und Ohr etc.
auf zu funktionieren und prāṇa und die anderen Unter-prāṇas bleiben wach, um
den Körper zu erhalten. In diesem zwischenzustand sind die sinne in diesem
deva (dem manas) absorbiert, genau wie die sonnenstrahlen in der sonnenscheibe
absorbiert sind. Dann sieht er im traum seine eigene Größe und herrlichkeit.
er sieht in den träumen, was in diesem leben gesehen wurde und auch, was
nicht gesehen wurde, d.h. was in früheren leben erlebt worden war. er sieht, was
real ist, z.B. Wasser, aber auch was unreal ist, wie das Wasser einer Fata Morgana.
Im traum lebt der manas in der hītā-nāḍī (energiekanal, der den Körper mit
der sonne verbindet) und im tiefschlaf ruht er in der purītat-nāḍī (energiekanal
am herzen). Der ātman leuchtet aus sich selbst heraus in den träumen.
 
sa yadā tejasā'bhibhūto bhavatyatraiṣa devaḥ svapnān na paśyatyatha
yadaitasmiñśarīra etatsukhaṃ bhavati ॥ 6॥
6. Wenn er überwältigt wird durch Licht, dann sieht dieser Gott (der manas)
keine Träume, und zu der Zeit steigt die Glückseligkeit im Körper auf.
erläUterUnG: Tejasā – durch das licht; śarīre – in diesem Körper, der jīva.
Im tiefschlaf hört auch der manas auf zu funktionieren. Die seele, der jīva,
erfährt Glück, und nicht der Körper, der ohne Intelligenz ist. Der Kausalkörper
ist im tiefschlaf aktiv. Der Kausalkörper ist das Organ, durch das das Glück des
tiefschlafes (suṣupti) genossen wird.
Wenn der deva (bzw. manas) überwältigt ist, d.h. wenn all die ausgänge ge-
schlossen sind durch das licht der sonne, das in der hītā-nāḍī wohnt, dann wird
der manas im herzen absorbiert, zusammen mit seinen tendenzen und mit den
sinnen. Dann schläft er. Während des tiefschlafs (suṣupti) sieht der deva (bzw.
manas) keine träume, da das tor des Gesichtssinnes geschlossen ist durch das
194
 
4.5-6
 
 
d
 
 
 
 
 
 
स यथा सो वयािंसवासोवृंसंित।े
एव ंहवैततस्वपरआिन संितत
 
 
॥७॥
 
 
d
 
 
 
 
पिृ
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
थवी च पिृथवीमाा चापापोमाा च तजेतजेोमाा च वायु
वायमुाा चाकाशाकाशमाा च चु ंचो ंचोत ं
च ाण ंचात ंचरस रसियत ंच शियत ंचवा व ं
च हौ चादात ंचोपाऽऽनियत ंचपायुिवसजियत ंचपादौ 
च ग ंचमन म ंचबिुबो ंचाहंकाराहंकतंचिच ं
च चतेियत ंचतजेिवोतियत ंचाण िवधारियत ंच॥८॥
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
licht. Dann steigt Glückseligkeit auf.
Wenn der jīva (bzw. manas) überwältigt wird durch massives tamas, gelangt
er in den tiefen schlaf. Der jīva ruht in brahman. Da ist dann nur ein dünner
schleier von avidyā zwischen ihm und dem höchsten selbst. In samādhi, dem
überbewussten zustand, ist auch dieser schleier der Unwissenheit zerrissen und
der jīva verschmilzt mit brahman und erreicht höchstes Wissen. Dies ist der Un-
terschied zwischen schlaf und samādhi.
 
sa yathā sobhya vāyāṃsi vasovṛkṣaṃ saṃpratiṣṭhante।
evaṃ ha vai tat sarvaṃ para ātmani saṃpratiṣṭhate ॥ 7॥
(anvaya-transliteration, syntax: he saumya vayāṃsi yathā vāsovṛkṣaṃ
sampratiṣṭhante evaṃ ha tat sarvaṃ para ātmani sampratiṣṭhate)
7. O geliebter Freund, genau wie die Vögel zu einem Baum fliegen, um dort zu
ruhen, so ruht all dies im höchsten ātman.
erläUterUnG: He saumya – O geliebter Freund, mein junger Freund, mein guter
Junge; vayāṃsi – vögel; vāsovṛkṣam – der Baum, wo sie wohnen oder ruhen; sar-
vam – alles, was im nächsten vers aufgezählt wird.
Während des tiefschlafs werden alle Organe und der manas ruhig. auch der
jīvātman ist frei von sorgen, schmerz und aufregung. er genießt die Glückselig-
keit des brahman. Genau wie die vögel zu einem Baum fliegen, um sich auszuru-
hen, so ruhen auch all diese (im nächsten vers aufgezählt) im höchsten ātman.
 
pṛthivī ca pṛthivīmātrā cāpaścāpomātrā ca tejaśca tejomātrā ca vāyuśca
vāyumātrā cākāśaścākāśamātrā ca cakṣuśca draṣṭavyaṃ ca śrotraṃ
 
4.6-8
 
195
 
 
d
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
एष िह ा ा ोता ाता रसियता मा बोा कता 
िवानाा पुषः।  स परऽेर आिन संितत॥े९॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
ca śrotavyaṃ ca ghrāṇaṃ ca ghrātavyaṃ ca rasaśca rasayitavyaṃ ca tvakca
sparśayitavyaṃ ca vākca vaktavyaṃ ca hastau cādātavyaṃ copasthaścā''nanda-
yitavyaṃ ca pāyuśca visarjayitavyaṃ ca pādau ca gantavyaṃ ca manaśca
mantavyaṃ ca buddhiśca boddhavyaṃ cāhaṃkāraścāhaṃkartavyaṃ ca cittaṃ
ca cetayitavyaṃ ca tejaśca vidyotayitavyaṃ ca prāṇaśca vidhārayitavyaṃ ca॥ 8॥
8. Die Erde und die subtilen Elemente, das Wasser und seine subtilen Elemente,
das Feuer und seine subtilen Elemente, die Luft und ihre subtilen Elemente,
ākāśa und seine subtilen Elemente, das Auge und das Gesehene, das Ohr und
das Gehörte, die Nase und was gerochen werden kann, der Geschmackssinn und
sein Objekt, der Tastsinn und sein Objekt, die Sprache und ihr Gegenstand, die
Hände und was ergriffen werden kann, die Füße und was begangen werden
kann, das Geschlechtsorgan und was genossen werden kann, das Ausscheidungs-
organ und was ausgeschieden werden muss, der manas und was gedacht werden
muss, der Intellekt und was entschieden werden muss, Egoismus und sein Objekt
citta, sein Objekt Licht, sein Objekt prāṇa und was durch ihn unterstützt werden
soll – (all diese ruhen im Tiefschlaf in dem höchsten ātman).
erläUterUnG: hier werden die Kategorien des sāṅkhya bzw. die tattvas aufgezählt.
Pṛthivīmātrā – das subtile, feinstoffliche erdelement, das subtile tan-mātra,
das Wurzelelement der erde, aus dem die grobe erde hervorgeht.
Die fünf elemente (tan-mātras), die zehn Organe und ihre Objekte (viṣayas),
der vierfache manas und seine Funktionen – all diese ruhen während des tief-
schlafs im höchsten ātman. Der manas (das Denkorgan) fragt sich: „sollte ich das
tun oder sollte ich es nicht tun?“ Der buddhi (Intellekt) entscheidet: „Ich muss
dies tun.“ Der ahaṅ-kāra („Ich-Macher“, ego), ist das Prinzip, welches sich alles
selbst zuschreibt. er sagt: „Ich habe das getan“, „Ich habe das genossen.“ Das citta
(empirische Bewusstsein) ist die Fähigkeit des erinnerns.
Tejas – Śaṅkara erklärt, dass die haut, neben dem tastsinn, licht aufnimmt.
Demnach ist dieses besondere Organ, neben der feinen Kutikula (Kapsel der au-
genlinse), die Ursache der Wahrnehmung.
 
eṣa hi draṣṭā spraṣṭā śrotā ghrātā rasayitā mantā boddhā kartā
vijñānātmā puruṣaḥ।  sa pare'kṣara ātmani saṃpratiṣṭhate॥ 9॥
 
196
 
4.8-9
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
परमवेारंितपत ेसयो ह व ैतदायमशरीरमलोिहत ं
 
 
मरंव
 
 
दयत ेय ुसो स सवःसव भवित तदषेोकः॥१०॥
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
9. Er ist es, der sieht, fühlt, hört, riecht, tastet, denkt, weiß. Er ist der Täter, der
Handelnde, die intelligente Seele, der puruṣa. Er wohnt im höchsten, unzerstör-
baren Selbst.
erläUterUnG: Draṣṭā – der seher; spraṣṭā – der Fühlende; śrotā – der hörende;
ghrātā – der riechende; rasayitā – der schmeckende; mantā – der Denkende;
boddhā – der, welcher entscheidet; kartā – der handelnde; vijñānātmā – das in-
telligente selbst. Vijñāna bedeutet Intellekt, das Instrument, durch das die Dinge
erkannt werden; daher bedeutet vijñānātmā: der, der erkennt, der erkennende –
er ist von seiner natur her ein erkennender.
Der jīvātman, mit seinen attributen handelder und erfahrender, ist der seher,
hörer etc. so wie das abbild der sonne im Wasser gespiegelt wird, so wird das
abbild von brahman im manas gespiegelt. Dieses reflektierte Bild ist der jīva. Die-
ser ist nur ein schein, nicht wirklich.
Puruṣaḥ – er wird puruṣa genannt, weil er gefüllt ist mit begrenzenden attri-
buten; er füllt all die genannten Bereiche aus, die in sich Kombinationen von Ur-
sache und Wirkung sind. Der jīvātman tritt in das höchste ein, den unsterblichen,
unvergänglichen ātman, so wie das im Wasser reflektierte abbild der sonne in
die sonne eintritt.
 
paramevākṣaraṃ pratipadyate sa yo ha vai tadacchāyamaśarīramalohitaṃ
śubhramakṣaraṃ vedayate yastu somya sa sarvajñaḥ sarvo bhavati tadeṣa
ślokaḥ॥ 10॥
10. Das höchste, unzerstörbare Wesen erreicht er wahrlich. Wer immer, o ge-
liebter Freund, dieses Wesen kennt, welches ohne Schatten ist, ohne Körper,
ohne Farbe, welches rein und unzerstörbar ist, wird allwissend und wird alles.
Dazu gibt es folgenden Vers.
erläUterUnG: In diesem vers werden die Früchte der selbstverwirklichung ge-
nannt – was man durch die einheit mit dem ātman gewinnt. Wer das selbst er-
kennt, erreicht ganz gewiss den höchsten, unzerstörbaren, reinen ātman. er wird
zu allem und allwissend.
Acchāyam – das schattenlose, frei von tamas und Unwissenheit, nicht verhüllt
durch Unwissenheit (avidyā); aśarīram – körperlos, ohne den Körper, der den
Bedingungen von name und Form unterworfen ist; alohitam – das Farbenlose,
frei von allen attributen, von den guṇas (tamas, rajas, sattva); śubhram – weiß,
rein, scheinend.
 
4.9-10
 
197
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
िवानाा सह दवेैसवःाणा भतुािनसंिति य।
तदरंव
 
 
दयत ेय ुसो स सवःसवमवेािववशेिेत॥११॥
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
Brahman ist frei von guṇas (eigenschaften) und daher allzeit rein. er ist kör-
perlos und daher unvergänglich. Der jīva war eingehüllt in Unwissenheit und
daher war er vorher nicht allwissend. er wird zu allem – durch die zerstörung
der Unwisssenheit, durch das Gewinnen von Wissen.
Brahman ist ewig, unbegreifbar, ungeboren. seiner natur nach ist er ganz und
gar Glückseligkeit, frei von allem elend und allen sorgen. er existiert außerhalb
und innerhalb von allem.
 
vijñānātmā saha devaiśca sarvaiḥ prāṇā bhutāni saṃpratiṣṭhanti yatra।
tadakṣaraṃ vedayate yastu somya sa sarvajñaḥ sarvamevāviveśeti॥ 11॥
11. O geliebter Freund, wer den unvergänglichen ātman kennt – in dem das wis-
sende Selbst ruht, mit all den devas, den prāṇas und den fünf Elementen –, der
wird unsterblich und geht ein in alle und alles.
erläUterUnG: Vijñānātma – das wissende selbst, das sein, dessen natur Wissen
ist; devaiḥ – die devas, die über die Funktionen der sinne herrschen (agni, Indra
etc.); prāṇāḥ - die prāṇas (sinne, auge etc.); bhūtāni – die bhūtas, elemente (erde,
Wasser etc.); aviveśa – tritt ein; sarvam eva āviveśa iti– tritt ein in alles, realisiert,
dass er das selbst ist, der ātman in allen Wesen, und fühlt, dass er selbst in allen
existiert.
 
hIer enDet Der vIerte PraŚna.
OM
 
198
 
4.10-11
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
त ैसहोवाच।एतद ्वैसकाम परंचापरंच यदोारः।
ताद ्िवानतेनेवैायतननेकैतरमिेत॥२॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
अथ हनैंशैःसकामः प। 
स यो ह व ैतद्भगवनुषेुायणामोारमिभायीत 
कतम ंवावस तनेलोकंजयतीित॥१॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
Pañcamaḥ Praśnaḥ
(Fünfte Frage)
satYaKāMa & PIPPalāDa
 
atha hainaṃ śaibyaḥ satyakāmaḥ papraccha। 
sa yo ha vai tad bhagavanmanuṣyeṣu prāyaṇāntamoṅkāramabhidhyāyīta
katamaṃ vāva sa tena lokaṃ jayatīti॥ 1॥
1. Dann fragte ihn Satyakāma, der Sohn von Śibi: O bhagavān! Welche Welt er-
reicht der unter den Menschen, der bis zum Tod über om meditiert?
erläUterUnG: Dieses Kapitel handelt von der heiligen silbe om (oṅkāram, oṃ-
kāram), dem großen, erhabenen namen, mit dem man über das höchste brahman
meditieren sollte. zugleich wird erklärt, welchen nutzen eine solche Meditation
bringt.
Dieser praśna soll die verehrung der silbe om (praṇava) ans herz legen, als
ein Mittel, das höhere (para) wie auch das niedere (apara) brahman zu erreichen.
Om ist das pratīka, der stellvertreter, für brahman. es ist das symbol von brahman.
Meditation auf om, mit bhāva (Gefühl) und mit dem Wissen über seine Bedeutung
ist wahre Meditation über brahman. Meditation über om bedeutet, den stetigen
Fluss einer Idee über das höchste selbst aufrechtzuerhalten. es ist wie das Fließen
von Öl von einem Gefäß zu einem anderen. Der Geist sollte stetig sein wie die
Flamme einer lampe in einem windfreien Platz. Meditation kann nur praktiziert
werden von einem suchenden, dessen sinne von äußeren Objekten abgekehrt
sind, der einen ruhigen Geist hat, der ahiṃsā (Gewaltlosigkeit), satya (Wahrheit),
brahma-carya (enthaltsamkeit) praktiziert hat, der außerdem Unterscheidungs-
fähigkeit, leidenschaftslosigkeit, selbstkontrolle, entsagung, reinheit, Glaube,
ausdauer und eine starke sehnsucht nach endgültiger Befreiung hat.
 
tasmai sa hovāca। etad vai satyakāma paraṃ cāparaṃ ca brahma yadoṅkāraḥ।
tasmād vidvānetenaivāyatanenaikataramanveti॥ 2॥
 
5.1-2
 
199
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
स य
 
 
कमामिभायीत स तनेवैसवंिेदतणूमवे
जगामिभसपंत।ेतमचृोमनुलोकम
 
 
पनय ेसत तपसा 
चयणया सपंोमिहमानमनभुवित॥३॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
2. Er antwortete: O Satyakāma! Om ist wahrhaftig das höhere und das niedere
brahman. Deshalb: Wer ES auf diese Weise erkennt, erreicht ganz sicher eins
von beiden.
erläUterUnG: Dieses brahman, unmanifest, das höchste, transzendental, triguṇa-
tīta, absolut, bekannt als puruṣa, und das niedere brahman, bekannt als prāṇa, als
der erstgeborene (hiraṇya-garbha) sind wahrlich om. Om ist auch sein pratīka,
sein stellvertreter.
Om bezeichnet in erster linie para-brahman, das höchste selbst und in zweiter
linie hiraṇya-garbha, denn letzterer ist nur eine Manifestation oder ausdrucks-
weise des ersteren. Om repräsentiert den manifesten saguṇa-brahman durch sei-
nen hörbaren Klang und den unmanifesten para-brahman oder nirguṇa-brahman
durch seine unhörbare, unausgedrückte Form, die bekannt ist als ardhamātra.
Vidvān – der Wissende; āyatana – zuflucht, Mittel, stütze (ālambana), Fahr-
zeug; anveti – erreicht.
Das reine para-brahman ist frei von allen unterscheidenden attributen. es ist
jenseits der reichweite des niederen, unreinen manas. es kann nicht durch Worte
ausgedrückt werden. es ist jenseits der reichweite von sprache und Intellekt, da
es extrem subtil und unbegreifbar ist. es kann durch die sinne nicht erfasst wer-
den. aber jene wohlvorbereiteten suchenden, die mit einem reinen und konzen-
trierten manas über om meditieren und dessen wahre Bedeutung verstehen,
erreichen brahman, entweder des höhere oder des niedere. 
 
sa yadyekamātramabhidhyāyīta sa tenaiva saṃveditastūrṇameva
jagatyāmabhisaṃpadyate।  tamṛco manuṣyaloka
mupanayante sa tatra tapasā brahmacaryeṇa śraddhayā saṃpanno
mahimānamanubhavati॥ 3॥
3. Wenn er über ein mātrā (Maß) des aum (nämlich a) meditiert, dann kommt
er schnell zur Erde, nachdem er dadurch erleuchtet worden ist. Die Ṛg-Hymnen
führen ihn zur Welt der Menschen und er erreicht dort Erhabenheit, nachdem
er Askese, Zölibat und Glauben geübt hat.
erläUterUnG: Ekamātram – ein Maß; den Buchstaben a; jenen aspekt des brah-
man, der durch den Buchstaben a allein bezeichnet ist; anubhavati – erfährt, er-
reicht.  
200
 
5.2-3
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
अथ यिद िमाणेमनिस सपंत ेसोऽिर ंयजिुभीयत े
सोमलोकम।्ससोमलोकेिवभिूतमनभुयूप
 
 
नरावतत
 
 
॥४॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
Obwohl er vielleicht die Unterteilung aller mātrās (Maße) der silbe om nicht
kennen mag, so erreicht er doch ein ausgezeichnetes ziel, indem er nur über die
eine mātrā der silbe om meditiert. Ihm kann nichts schlechtes zukommen, weil
er vielleicht nur teilweises Wissen von om hat. er erreicht erleuchtung durch Me-
ditation über om mit nur einem mātrā. Die Ṛg-hymnen bringen ihn zur Welt der
Menschen, wo er Größe im leben erreicht. er wird hervorragen unter den Men-
schen, indem er mit askese, enthaltsamkeit und Glauben ausgestattet ist. er er-
reicht ganz sicher allen reichtum auf dieser erde. Die Ṛg-hymnen führen ihn
eine menschliche Inkarnation und geben ihm alles Glück. er wird kein Ungläu-
biger werden. er hat tiefen Glauben in die veden, in die existenz von brahman,
in die Worte seines lehrers und in sein eigenes selbst. er handelt nicht aus seinen
persönlichen launen heraus oder nur nach seinem vergnügen. er wählt den Weg
der rechtschaffenheit. er folgt den vorschriften der schriften und daher erlangt
er Größe und wird von den leuten hoch geachtet.
einige interpretieren die Meditation über om als ein mātrā, sodass man nur
über das a der silbe meditiert. andere glauben, dass die Meditation über die ganze
silbe om gemeint ist. nur die ersteren sehen es richtig, denn vers 4 handelt von
der Meditation über u und vers 5 handelt von der Meditation über die ganze silbe
om.
 
atha yadi dvimātreṇa manasi saṃpadyate so'ntarikṣaṃ yajurbhirunnīyate
somalokam।  sa somaloke vibhūtimanubhūya punarāvartate॥ 4॥
4. Aber wenn er über das (erste und) zweite mātrā meditiert, wird er eins mit
dem manas. Er wird durch die Yajur-Hymnen zum Himmel geleitet, der Welt
des Mondes. Nachdem er dort Größe genossen hat, kehrt er wieder zurück.
erläUterUnG: Dvimātreṇa – durch zwei silben (a und u).
Wenn jemand über u (das zweite mātrā des om) meditiert oder über a und u
(also beide mātrās), dann leiten ihn die Yajur-hymnen zur Welt der vorfahren
(candra-loka) im himmelszwischenraum (antarikṣa). nachdem er dort dessen
Großartigkeit und erhabenheit genossen hat, kommt er wieder zurück zur Welt
der Menschen.
Manasi saṃpadyate – wird vereint mit dem manas, d.h. er bleibt im Mental-
körper (liṅga-śarīra bzw. im subtilen Körper, sūkṣma-śarīra).
 
5.3-4
 
201
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ितो माा मृ
 
 
मः युाअोसा अनिवयुाः।
ियास ुबाारममास ुसयुास ुनकत ेः॥६॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
यः प
 
 
नरेतंिमाणेोिमतेनेवैारणेपरंपुषमिभायीत स 
तजेिससयूसपंः।  यथा पादोदरचा िविनमुतएव ंहवै
स पाना िविनमुःस सामिभीयत ेलोकंसएताीव-
घनारारंपिुरशय ंप
 
 
षमीत ेतदतेौोकौ भवतः॥५॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
yaḥ punaretaṃ trimātreṇomityetenaivākṣareṇa paraṃ puruṣamabhidhyāyīta
sa tejasi sūrye saṃpannaḥ।  yathā pādodarastvacā vinirmucyata evaṃ ha vai
sa pāpmanā vinirmuktaḥ sa sāmabhirunnīyate brahmalokaṃ sa etasmājjīva-
ghanātparātparaṃ puriśayaṃ puruṣamīkṣate tadetau ślokau bhavataḥ॥ 5॥
5. Aber wiederum: Wenn er über den höchsten puruṣa meditiert mit dieser Silbe
om aus drei mātrās, dann wird er vereint mit der strahlenden Sonne. So wie eine
Schlange von ihrer Haut befreit wird, so wird er von Sünde befreit. Er wird durch
die Sāma-Hymnen zur Welt des Brahmā (hiraṇya-garbha) geleitet, und von dort,
voller Leben, erblickt er den höchsten puruṣa, der im Herzen wohnt. Dazu die
folgenden beiden Verse (6 und 7): 
erläUterUnG: Trimātreṇa – mit den drei mātrās (a, u, m); jīvaghanaḥ – alles le-
bende in sich enthaltend, jīva-Masse (dichte/kompakte lebensmasse), hiraṇya-
garbha. In hiraṇya-garbha sind alle jīvas aufgereiht wie Perlen auf einer schnur.
Hiraṇya-garbha ist die seelenschnur, der sūtrātman [sūtra – schnur; ātman –
seele]; tejasi sūrye saṃpannaḥ – wird vereint mit der sonne, er erreicht den
devayāna, den Pfad der Götter, den Pfad von krama-mukti.
Wer direkt über dieses höchste selbst mit dem om aus drei mātrās meditiert,
wird eins mit der sonne. so wie eine schlange befreit wird von ihrer haut, so wird
auch er befreit von sünden und er wird die die Sāma-hymnen aufwärts geführt
zur Welt von Brahmā, nämlich satya-loka. er sieht die Person, die im herzen lebt
und die höher steht sogar als die höhere lebensmasse (hiraṇya-garbha).
Om ist identisch mit brahman. Om ist auch ein Mittel, um brahman zu errei-
chen. Wer die silbe om aus drei mātrās kennt, erblickt den höchsten puruṣa, den
paramātman, der höher steht als hiraṇya-garbha und der in den herzen aller
wohnt.
 
tisro mātrā mṛtyumatyaḥ prayuktā anyonyasaktā anaviprayuktāḥ।
kriyāsu bāhyābhyantaramadhyamāsu samyakprayuktāsu na kampate jñaḥ॥ 6॥
 
202
 
5.5-6
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ऋिरेतंयजिुभरिर ंसामिभय
 
 
वयो व
 
 
दय।े
 
तमकारणेवैायतननेािेतिवान
 
 
यामजरममतृमभय ंपरंचिेत॥७॥
 
praśna-UpaniṣaD
 
6. Die drei mātrās, wenn getrennt angewandt, sind sterblich. Aber miteinander
verbunden, sind sie nicht falsch angewandt. (Wenn sie) richtig angewandt wer-
den, in allen inneren, äußeren und mittleren Funktionen, dann zittert der Wis-
sende nicht mehr.
erläUterUnG: Wenn man jede der mātrās einzeln nimmt und darüber meditiert,
muss man wieder und wieder in diese Welt geboren werden (siehe verse 3 und
4). Wenn man über die drei mātrās in ihrer verbindung meditiert, dann gewinnt
man die Frucht, die im vorangehenden vers beschrieben wurde. Die drei mātrās
beziehen sich auf die drei aspekte von brahman:
1. vaiśvānara oder viśva steht für den Wachzustand, repr. durch a
2. hiraṇya-garbha oder taijasa steht für den traumzustand, repr. durch u
3. īśvara oder prājña steht für den schlafzustand, repr. durch m
Wer so meditiert, kann nicht erschüttert werden. er zittert nicht, denn er hat das
höchste brahman erreicht, er ist der ātman geworden, das innere selbst von allem,
und eins mit om. Wie könnte er da noch zittern? Die puruṣas, die den Wach-,
traum- und schlafzustand repräsentieren (repr.), mit ihren jeweiligen Orten, wer-
den von ihm als eins mit dem om aus drei mātrās gesehen. er ist der Kenner des
brahman in seinen drei aspekten im Makrokosmos und im Mikrokosmos. er
wird nicht aus seinem brahman-Bewusstsein oder überbewussten zustand he-
rausgeworfen. er ist für immer gefestigt in dem Bewusstsein: „Ich bin brahman“.
Bāhyābhyantaramadhyamāsu kriyāsu – äußere, innere und mittlere Funktio-
nen, d.h. Wachzustand, traumzustand und tiefschlaf. es kann sich auch auf die
drei arten von aussprache beziehen, nämlich tāra (laut), mandra (mental) und
madhyama (gemurmelt).
 
ṛgbhiretaṃ yajurbhirantarikṣaṃ sāmabhiryattatkavayo vedayante।
tamoṃkāreṇaivāyatanenānveti vidvān yattacchāntamajaramamṛtamabhayaṃ
paraṃ ceti॥ 7॥
7. Durch die Ṛg-Hymnen kommt er in diese Welt, durch die Yajur-Hymnen zum
Himmel, durch die Sāma-Hymnen zu dem, was die Seher kennen (brahmā-loka).
Mithilfe der Silbe om erreicht der Weise diese und auch das, was still ist, unver-
gänglich, unsterblich, das Höchste.
 
5.6-7
 
203
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
erläUterUnG: In diesem letzten vers wird eine kurze zusammenfassung des fünf-
ten praśna gegeben.
Antarikṣa – der himmel, die Welt, die dem Mond untersteht, candra-loka, die
Welt der vorväter.
Der Wissende erreicht, mithilfe der heiligen silbe om, die dreifältige Welt und
auch das höchste brahman, das still, unvergänglich, unsterblich, furchtlos und das
höchste ist.
Brahman ist frei von allen charakteristika der Welt, wie z.B. namen, Formen,
handlungen, Wach-, traum- und schlafzustand. Deswegen ist es unvergänglich,
frei von alter und verfall. es ist ohne tod, denn es verfällt nicht und verändert
sich nicht. es ist das höchste, unübertreffbar, denn es ist furchtlos, unvergänglich
und ohne tod.
 
hIer enDet Der FÜnFte PraŚna.
OM
 
204
 
5.7
 
 
 
 
 
 
 
 
अथ हनैंसकुेशाभाराजः प।  भगवन ि्हरयनाभः 
कौसो राजपुोमामपुेतैंमपृत षोडशकलं
भाराज प
 
 
ष ंवे। तमहंकुमारमवुंनाहिमम ंवदे
यहिमममविेदषंकथंतेनाविमित।  समलूोवा एष पिरशुित 
योऽनतृमिभवदित तााहा
 
 
नतृंवुम।्सतूरथमा 
वाज।  त ंापृािम ासौ पुषइित॥१॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
Ṣaṣṭhaḥ Praśnaḥ
(sechste Frage)
sUKeŚa & PIPPalāDa
 
atha hainaṃ sukeśā bhāradvājaḥ papraccha।  bhagavan hiraṇyanābhaḥ
kausalyo rājaputro māmupetyaitaṃ praśnamapṛcchata ṣoḍaśakalaṃ
bhāradvāja puruṣaṃ vettha।  tamahaṃ kumāramabruvaṃ nāhamimaṃ veda
yadyahamimamavediṣaṃ kathaṃ te nāvakṣyamiti।  samūlo vā eṣa pariśuṣyati
yo'nṛtamabhivadati tasmānnārhāmyanṛtaṃ vaktum।  sa tūṣṇīṃ rathamāruhya
pravavrāja।  taṃ tvā pṛcchāmi kvāsau puruṣa iti॥ 1॥
1. Dann fragte ihn Sukeśā, der Sohn von Bharadvāja: O bhagavan! Einmal kam
Hiraṇyanābha, ein Prinz von Kosala, zu mir und fragte mich Folgendes: „O
Bhāradvāja, kennst du den puruṣa aus sechzehn kalās (Teilen)?“. Ich sagte zu
dem jungen Mann: „Ich kenne ihn nicht. Wenn ich ihn kennen würde, warum
sollte ich es nicht sagen? Wer etwas sagt, was nicht wahr ist, der verdorrt mit
Wurzeln und allem. Deswegen wage ich nicht, die Unwahrheit zu sagen.“ Nach-
dem er seinen Wagen bestiegen hatte, fuhr er fort in Schweigen. Das also frage
ich dich: Was ist jener puruṣa?
erläUterUnG: Ṣoḍaśakalam puruṣam – der puruṣa aus sechzehn teilen; der
puruṣa, dem – durch Unwissenheit – sechzehn teile überlagert sind; samūla –
mit der ganzen Wurzel; anṛtam – Unwahrheit (wer lügen ausspricht, wird zer-
stört, in dieser Welt und in der nächsten, und alle verdienste durch seine guten
taten gehen verloren); tūṣṇīm – schweigend.
Im vorangehenden Kapitel war gesagt worden, dass alle jīvas, mit ihrem manas
und ihren sinnen, während des schlafes in brahman eingehen. Und auch das
ganze Universum geht während des pralaya in jenes höchste, unvergängliche, un-
sterbliche, selbstleuchtende brahman ein. Die Welt ist aus brahman, ihrer Ursache,
 
6.1
 
205
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
त ैसहोवाच। 
इहवैाःशरीर ेसो स पुषोयितेाःषोडशकलाः भवीित॥२॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
hervorgetreten und sie, als Wirkung, wird naturgemäß während der auflösung
in brahman absorbiert. Die absorption einer Wirkung in etwas anderes als seine
Ursache wäre sicherlich nicht richtig. es war auch gesagt worden, dass prāṇa aus
dem ātman geboren wurde.
Man erreicht die höchste vollendung durch das Wissen über das, was die Ur-
sache dieses Universums ist. Das ist die emphatische erklärung aller Upanishaden.
es ist auch gesagt worden: „Der alles weiß, wird alles.“ Wo also ist jener unver-
gängliche, unsterbliche, vollkommen glückselige ātman, der bekannt ist als
puruṣa? zu diesem zweck wurde diese Frage gestellt.
aus dem Gespräch zwischen sukeśā und dem Prinzen von Kosala wird klar,
dass es schwierig ist, brahman zu erreichen. Diese anekdote ist hier eingefügt,
um den sucher zu motivieren, intensiv sādhana zu üben, strenge askese und Me-
ditation.
sukeśa war ein ernsthafter und aufrichtiger schüler. er war demütig und wahr-
haftig. er gab seine Unwissenheit zu. er war nicht eingebildet. er hatte nicht ver-
sucht, dem Prinzen irgendeine vage antwort zu geben, um diesem zu vermitteln,
dass er sehr gelehrt war – wie das so manche Menschen in dieser Welt machen.
sukeśā besaß die Qulitäten eines aufrichtigen schülers. Da der Prinz nicht glaubte,
dass sukeśā unwissend war, sagte dieser das Folgende, um den Prinzen an seine
Worte glauben zu lassen: „Wenn ich Ihn kennen würde, warum sollte ich es dir
nicht sagen? Wer etwas sagt, was nicht wahr ist, der verdorrt mit Wurzeln und
allem“. Da der Prinz nun überzeugt war, dass sukeśā die Wahrheit sagte und ihn
nicht einfach nur abschütteln wollte, ging er schweigend fort. hier wird die lehre
begründet, dass man niemals, unter keinen Umständen, eine lüge aussprechen
sollte und dass das Wissen um brahman durch einen erleuchteten nur an einen
würdigen suchenden weitergegeben werden sollte, der mit respekt an ihn heran-
getreten war.
 
tasmai sa hovāca। 
ihaivāntaḥśarīre somya sa puruṣo yasminnetāḥ ṣoḍaśakalāḥ prabhavantīti॥ 2॥
2. Er antwortete: O edler Jüngling, dieser puruṣa, in dem diese sechzehn kalās
geboren sind, ist direkt hier im Körper. 
erläUterUnG: Antaḥśarīre – im Innern des Körpers, in dem ākāśa des herz-
lotos. Man muss nicht weit suchen. er ist im lotos des herzens. er ist dir ganz
nahe, näher als dein atem und näher als deine hände. Man sagt, dass der ātman
206
 
6.1-2
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
स ईाचंे।
किहमुा उाो भिवािम किन व्ा
ितित ेिताामीित॥३॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
im herzen wohnt, um den aspiranten erkennen zu lassen, dass der ātman einfach
sein eigenes selbst ist. Das wird ihm helfen, Konzentration zu praktizieren. Der
puruṣa wird quasi in seinem eigenen Körper verwirklicht, durch nachdenken,
reflektieren und Meditation. Darum sagt man, dass der puruṣa in diesem Körper
wohnt. sogar ein narr wird nicht sagen, dass der puruṣa, der die Ursache von
ākāśa ist, sich wirklich in diesem Körper aufhält, wie etwa eine Mango in einer
Grube liegt. Wieviel weniger würden die autoritativen Upanishaden das sagen.
Der ātman ist in Wahrheit alldurchdringend und unendlich.
Der puruṣa hat in Wahrheit keine teile. er ist unteilbar, homogen und ohne
teile. nur aufgrund von Unwissenheit wird er als etwas gesehen, das teile hat.
Die kalās sind Bedingungen, die dem puruṣa aufgrund von Unwissenheit an-
gehängt werden. Wenn man Wissen gewinnt, fallen alle Bedingtheiten einfach ab.
Man erblickt den einen, homogenen, nichtbedingten höchsten puruṣa. Das ist der
Grund, warum man vom puruṣa spricht, „in dem diese sechzehn kalās geboren
worden sind“.
Man muss die sechzehn kalās eliminieren, indem man die lehre von neti, neti!
(„nicht dies..., nicht dies...“) praktiziert.
Intelligenz ist nicht ein attribut des ātman. Der ātman ist eine verkörperung
von Intelligenz (prajñāna-ghana), eine dichte Masse von Intelligenz (vijñāna-
ghana). Der ātman ist unveränderlich.
 
sa īkṣāṃcakre। 
kasminnahamutkrānta utkrānto bhaviṣyāmi kasmin vā
pratiṣṭhite pratiṣṭhāsyāmīti॥ 3॥
3. Er (der puruṣa) überlegte: Was ist das, durch dessen Weggehen ich gehen
werde und durch dessen Bleiben ich bleiben werde?
erläUterUnG: Saḥ - er (der puruṣa). Der puruṣa überlegte am Beginn des kalpa:
„lass mich kalās erschaffen“; īkṣāṃcakre – er überlegte, dachte, meditierte.
nach sāṅkhya ist prakṛti bzw. pradhāna der schöpfer und puruṣa ist in Wirk-
lichkeit der erfahrende und Genießende. Prakṛti transformiert sich selbst in
mahat, manas, egoismus, tan-mātras, bhūtas etc. – das alles dem puruṣa zuliebe.
nach dem vedānta hat brahman zwei aspekte, einen unbedingten und einen be-
dingten. In letzterem sind namen und Formen dem unbedingten überlagert. Das
geschieht durch Unwissenheit (avidyā). Der reine, unbedingte brahman erscheint
 
6.2-3
 
207
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
स ाणमसजृत।  ाणाा ंखंवायुितरापः पिृथवीिय ं
मनोऽमाीय तपो माः कम लोका लोकेषुचनाम च॥४॥
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
als das bedingte brahman. Der ātman, der den Bedingungen von name und Form
unterworfen ist, wird in den schriften behandelt, die von der sogenannten Ge-
bundenheit und Befreiung des ātman sprechen. Das Unendliche, das absolute,
bleibt für immer rein und unveränderlich.
 
sa prāṇamasṛjata।  prāṇācchraddhāṃ khaṃ vāyurjyotirāpaḥ pṛthivīndriyaṃ
mano'nnamannādvīryaṃ tapo mantrāḥ karma lokā lokeṣu ca nāma ca॥ 4॥
4. Er schuf prāṇa; aus prāṇa Glauben, ākāśa, Luft, Feuer, Wasser, Erde, die Sinne,
den manas und Nahrung. Und aus Nahrung schuf er Stärke, Buße/Askese, man-
tras, karma und Welten; und in den Welten auch den Namen.
erläUterUnG: In diesem vers werden die sechzehn kalās, teile, aufgezählt.
Vīryam – same, Kraft; mantrāḥ – die veden (Ṛg-Veda, Yajur-Veda, Sāma-
Veda, Atharva-Veda); nāma – namen, Individuen.
Durch den puruṣa, d.h. Īśvara selbst, ist prāṇa geschaffen worden. Prāṇa ist
hiraṇya-garbha, welcher der träger der aktiven Organe aller lebewesen ist und
der innere ātman von allen. aus dem prāṇa erzeugte er Glauben, welcher die Men-
schen antreibt, tugendhaft und recht zu handeln. Dann schuf er die großen bhūtas
(die fünf elemente), die den Menschen helfen, die Früchte ihrer handlungen
(karma) zu genießen.
Ākāśa (äther) hat als attribut den Klang. luft ist aus ākāśa geboren. sie hat
zwei attribute: ihr eigenes, nämlich Berührung, und das ihres Ursprungs, d.i.
Klang. Feuer ist aus luft geboren. es hat drei attribute: sein eigenes, d.i. Form,
und die zwei vorangehenden: Klang und Berührung. Wasser ist aus Feuer geboren.
es hat vier attribute: sein eigenes, d.i. Geschmack, und die vorher genannten.
erde ist geboren aus Wasser. sie hat fünf attribute: ihr eigenes, Geruch und die
vier zuvor genannten.
aus den bhūtas wurden die fünf Organe des Wissens, die fünf Organe der
handlung und der manas, ihr Gott, geformt, mit seinen charakteristika zweifel
und Wille (saṅkalpa-vikalpa). Dann schuf er die nahrung für ihren erhalt. nah-
rung erzeugt Kraft und stärke, die dem Menschen helfen, arbeit zu leisten. ver-
schiedene Welten wurden geschaffen, damit die Früchte der handlungen genossen
werden konnten. er schuf tapas (Meditation) für die geistige reinigung derjeni-
gen, die vom Pfad der rechtschaffenheit abgewichen waren.
 
208
 
6.3-4
 
 
 
 
 
अरा इव रथनाभौ कला यिन ्ितिताः।
त ंवेंप
 
 
ष ंवदेयथा मा वो मृःुपिरथा इित॥६॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
स यथमेानः मानाः समुायणाः समुंाा ं
गि िभतेेतासा ंनामप ेसमुइवेंोत।े
एवमवेा पिरिुरमाः षोडशकलाः पुषायणाः पुषं
ाा ंगि िभतेेचासा ंनामप ेप
 
 
ष इवें
ोत ेसएषोऽकलोऽमतृोभवित तदषेोकः॥५॥
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
sa yathemā nadyaḥ syandamānāḥ samudrāyaṇāḥ samudraṃ prāpyāstaṃ
gacchanti bhidyete tāsāṃ nāmarūpe samudra ityevaṃ procyate। 
evamevāsya paridraṣṭurimāḥ ṣoḍaśakalāḥ puruṣāyaṇāḥ puruṣaṃ
prāpyāstaṃ gacchanti bhidyete cāsāṃ nāmarūpe puruṣa ityevaṃ
procyate sa eṣo'kalo'mṛto bhavati tadeṣa ślokaḥ॥ 5॥
5. Genau wie diese Flüsse, die zum Meer fließen, verschwinden, wenn sie das
Meer erreicht haben – ihre Namen und Formen vergehen und alles wird nur
noch Meer genannt –, so verschwinden auch diese sechzehn Teile des Zeugen,
die zum puruṣa gehen; ihre Namen und Formen werden zerstört und alles wird
nur noch „puruṣa“ genannt. Er wird ohne Teile und unsterblich. Darüber gibt
es folgenden Vers (6): 
erläUterUnG: Genau wie der Ozean das ziel der Flüsse ist, so ist auch der höchste
puruṣa das ziel der sechzehn kalās, also von prāṇa etc. Genau wie die Flüsse im
Ozean absorbiert werden, so werden auch die sechzehn kalās – die durch Unwis-
senheit erschaffen wurden, durch Wunsch und karma – in brahman absorbiert,
nämlich in samādhi, dem überbewussten zustand. Dann bleibt nur noch brahman
in seiner ursprünglichen herrlichkeit und seinem Glanz. Wenn die kalās zerstört
werden, die durch Unwissenheit entstanden waren und die der Grund von sterb-
lichkeit sind, dann wird der Wissende unsterblich. er wird identisch mit brahman,
genau wie die Flüsse eins mit dem Ozean werden. (vgl. Muṇḍaka-Upaniṣad, 3.2.8)
 
arā iva rathanābhau kalā yasmin pratiṣṭhitāḥ।
taṃ vedyaṃ puruṣaṃ veda yathā mā vo mṛtyuḥ parivyathā iti॥ 6॥
6. Erkenne jenen puruṣa, der wert ist erkannt zu werden, in dem die kalās zen-
triert sind wie die Speichen in der Nabe des Rades, damit dir der Tod nichts an-
haben kann. 
 
6.5-6
 
209
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
त ेतमच
 
 
य ंिहनः िपता योऽाकमिवायाः परंपारंतारयसीित। 
नमः परमऋिषो नमः परमऋिषः॥८॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
तान ह्ोवाचतैावदवेाहमतेतप्रं वदे।
नातः परमीित॥७॥
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
erläUterUnG: Vedyam – erkennbar; wert, gewusst zu werden.
O schüler, erkennt jenen puruṣa, den ātman aller kalās, der wert ist, erkannt
zu werden, denn er ist das einzige Unsterbliche, das existiert. Wenn du Ihn er-
kennst, wirst du Unsterblichkeit erreichen, ewige Glückseligkeit und der tod wird
dir nichts anhaben können. Wenn du diesen puruṣa nicht erkennst, wirst du
schmerz, leiden und Kummer erfahren. Du wirst durch den tod hinweggerafft
werden.
Kalās sind nur erscheinungen. sie sind nicht in Wirklichkeit teile des puruṣa.
sie sind Manifestationen seiner täuschungskraft.
 
tān hovācaitāvadevāhametat paraṃ brahma veda। 
nātaḥ paramastīti॥ 7॥
7. Dann sagte er (Pippalāda) zu ihnen: Das ist alles, was ich über das höchste
brahman weiß; es gibt nichts Höheres darüber hinaus.
erläUterUnG: Der Weise Pippalāda sagte: „Das ist alles, was ich über das höchste
brahman weiß, der wert ist, erkannt zu werden. es gibt nichts darüber hinaus, was
noch höher sein könnte und was wert wäre, erkannt zu werden.“ Die schüler hät-
ten ja denken können, dass da noch etwas sei, das nicht erkannt wäre, etwas, das
noch höher stünde. Der Weise wollte diesen zweifel ausräumen und ihnen versi-
chern, dass ihr ziel erreicht sei.
 
te tamarcayantastvaṃ hi naḥ pitā yo'smākamavidyāyāḥ paraṃ pāraṃ tāra-
yasīti।  namaḥ paramaṛṣibhyo namaḥ paramaṛṣibhyaḥ॥ 8॥
8. Sie drückten ihre Verehrung aus und sagten: Du bist unser Vater, der uns hilft,
den unendlichen Ozean unserer Unwissenheit zu überqueren. Verehrung den
höchsten ṛṣis! Verehrung den höchsten ṛṣis!
erläUterUnG: In diesem mantra wird beschrieben, was die schüler taten, nach-
dem sie von ihrem lehrer Pippalāda Unterweisungen in brahma-vidyā, der Wis-
senschaft von der seele, erhalten hatten. sie erkannten, dass ihr ziel erreicht war.
 
210
 
6.6-8
 
 
 
 
 
 
 
ॐ भंकणिभःणयुामदवेाः।  भंपयमेािभयजाः।
िर
 
रैुवुासंनिूभशमेदवेिहत ंयदायःु।
ि न इो वृवाः।  ि नः पषूािववदेाः।
ि नाऽिरनिेमःि नो बहृितदधात॥ु
ॐ शािः शािः शािः॥
 
 
 
 
 
 
 
praśna-UpaniṣaD
 
Ihnen war klar, dass sie ihrem guru nicht angemessen zurückzahlen konnten, was
er ihnen, in Form des Wissens um brahman, gegeben hatte. sie verehrten ihn,
indem sie hände voll Blumen zu seinen Füßen niederlegten. sie warfen sich vor
ihm nieder und sagten: „Du bist unser wahrer vater. Du hast uns das Wissen um
brahman gegeben. Du hast uns, durch das Boot des Wissens, geholfen, den Ozean
der Unwissenheit zu überqueren, der mit falschem Wissen gefüllt ist und ver-
seucht mit den Übeln von Geburt, alter, tod, Krankheit, Kummer, schmerz,
elend etc. so konnten wir das andere Ufer der Furchtlosigkeit und der Unsterb-
lichkeit erreichen. Wie können wir dir danken, höchst verehrungswürdiger Meis-
ter? Wir haben nichts, was wir dir zurückzahlen könnten. Man muss sogar den
vater verehren, der einem den physischen Körper gegeben hat. Wie viel mehr
aber den spirituellen vater, der uns die inneren augen geöffnet hat, der uns an-
gehoben hat zum erhabenen status von brahman-Bewusstsein, der alles weltliche
elend von uns genommen hat und der uns befreit hat aus den Fesseln von Geburt
und tod!“
„verehrung den höchsten ṛṣis! verehrung den höchsten ṛṣis!“ – Die Wieder-
holung zeigt die tiefste verehrung gegenüber den spirituellen lehrern.
 
hIer enDet Der sechste PraŚna
UnD sOMIt DIe PraŚna-UPanIṢaD.
***
 
Abschluss-Mantra
 
oṃ bhadraṃ karṇebhiḥ śṛṇuyāma devāḥ । bhadraṃ paśyemākṣibhiryajatrāḥ ।
sthirairaṅgaistuṣṭuvāṃsastanūbhirvyaśema devahitaṃ yadāyuḥ ।
svasti na indro vṛddha-śravāḥ svasti naḥ pūṣā viśvavedāḥ ।
svasti nastārkṣyo ‘riṣṭanemiḥ svasti no bṛhaspatirdadhātu ॥
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ ॥
 
6.8, abschluss-Mantra
 
211
 
 
Die wichtigsten UpanishaDen
 
Oṃ, o Götter, mögen wir mit unseren Ohren hören, was glückverheißend ist;
o Ihr, die Ihr verehrungswürdig seid, mögen wir, mit unseren Augen, sehen, was
glückbringend ist. Mögen wir uns des Lebens erfreuen, das uns von den Göttern
zugeteilt worden ist, indem wir unseren Lobpreis anbieten, mit unseren Körpern
starker Glieder. Möge Indra, der machtvolle, ruhmvoll seit alters, uns Wohlstand
gewähren. Möge Er, der Nahrungsgeber und Besitzer von Reichtum, uns geben,
was gut für uns ist. Möge der Gott von schneller Bewegung uns gnädig sein, und
möge der Beschützer der Großen auch uns beschützen. Oṃ, Frieden, Frieden,
Frieden.

Version vom 15. Juni 2021, 09:40 Uhr

Bildbeschreibung Om namah Shivaya
Bildbeschreibung Om Namo Narayanaya
Bildbeschreibung Om Namo Bhagavate Vasudevaya
Bildbeschreibung Om Shri Ramaya Namaha
Bildbeschreibung Jaya Shiva Shankara