Sikhismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit der Einweihung erhält ein Sikh auch einen neuen Namen. Um die Gleichheit aller Wesen zu betonen und um die Gemeinschaft unter den Sikh zu stärken, bekommt jeder Mann den Namen Singh (Löwe) und jede Frau den Namen Kaur (Prinzessin). Dieser Akt soll auch einen Gegenpol zu der in Indien weit verbreiteten Hierarchisierung durch das Kastenwesen darstellen. Dennoch wird von den Sikh, aus praktischen Gründen, oft noch ein weiterer Zuname verwendet, der sich aus dem Herkunftsort oder dem Beruf ableitet kann.
Mit der Einweihung erhält ein Sikh auch einen neuen Namen. Um die Gleichheit aller Wesen zu betonen und um die Gemeinschaft unter den Sikh zu stärken, bekommt jeder Mann den Namen Singh (Löwe) und jede Frau den Namen Kaur (Prinzessin). Dieser Akt soll auch einen Gegenpol zu der in Indien weit verbreiteten Hierarchisierung durch das Kastenwesen darstellen. Dennoch wird von den Sikh, aus praktischen Gründen, oft noch ein weiterer Zuname verwendet, der sich aus dem Herkunftsort oder dem Beruf ableitet kann.


===Nitnem täglichen Übungen===
===Nitnem - täglichen Übungen===


===Sikh Feste===
===Sikh Feste===

Version vom 21. März 2015, 12:52 Uhr

Der Sikhismus (Punjab: ਸਿੱਖੀ, Hindu: सिख धर्म) ist eine monotheistische Religion, die ab 15 Jahrhundert von Guru Nanak und seinen neun Nachfolgern in der Region Punjab, in Indien gegründet wurde. Die Anhänger des Sikhismus werden Sikh genannt. Das Wort Sikh hat seinen Ursprung in dem Sanskrit Wort „śiṣya“ (शिष्य), das Schüler bedeutet oder auch in dem Wort „śikṣā“ (शिक्षा), für Anweisung/Erziehung. Die Aufgabe eines Sikh besteht somit im

Khanda, Symbol des Sikhimus

fortwährenden Lernen, mit dem Ziel der Vereinigung mit dem einen gestalt- und geschlechtslosen Schöpfergott. Aber auch der Dienst an der Menschheit, Fleiß und Ergebenheit gegenüber der Familie sind wichtige Aspekte der Religion. Gemäß Guru Nanak ist die „Erkenntnis der Wahrheit höher als alles andere. Höher ist nur noch das wahrhafte Leben selbst.“ [Zitat siehe 18 Wikipedia] Das wichtigste Werk des Sikhismus ist das Guru Granth Sahib. Die in ihm enthaltenen Lehren sind für die Shiks so wichtig, dass das Buch selbst als Guru verehrt wird. Die Gemeinschaft der getauften Sikh wird auch Khalsa (die Echten) genannt. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, die den Sikhismus dem Hinduismus oder dem Islam zuordnen, ist der Sikhismus eine völlig eigenständige Religion, auch wenn er Weisheiten aus beiden Religionen in seine Philosophie aufnimmt.

Philosophie des Sikhismus

Die wichtigsten Lehren des Sikhismus sind im dem Guru Grand Sahib vereint. Es wurde von Guru Nanak und den nachfolgenden Gurus zusammengetragen und enthält Beschreibungen über das Wesen Gottes, sowie Anweisungen für ein gotterfülltes Leben.

Vorstellung von Gott

Der Sikhismus vertritt eine monotheistische Vorstellung von Gott. Ihr Konzept Gottes unterscheidet sich jedoch von anderen monotheistischen Religionen, denn sie glauben, dass Gott weder ein Geschlecht, noch eine Form hat. Die Religion hat aber auch Züge des Pantheismus, wonach Gott eins mit der Natur und dem Kosmos ist und nicht nur in reiner Transzendenz existiert. Er ist bekannt als „Ek Onkar“ oder das „Eine Reale“[WP25], aber auch als das universelle Selbst. Zudem ist der Gott des Sikhismus kein strafender Gott und in allen Religionen der gleiche. Guru Nanak sagt sogar dass es viele Welten gibt, auf denen Gott Leben erschaffen hat [WP 28], und dass das Verständnis Gottes über das menschlichen Vermögen hinausgeht. [WP22] Gott ist gleichzeitig Immanent, Transzedent und Omnipotent. Im Eröffnungsvers (Mul Mantra) des Guru Grand Sahib, der auch als das Sikh-Glaubensbekenntnis bekannt ist, wird das Wesen Gottes beschrieben: Mul Mantra: „Ein universeller Schöpfergott, Wahrheit ist sein Name, der Schöpfer ohne Furcht und Hass, er ist unsterblich, ohne Geburt und Tod, selbst erleuchtet und selbst erschaffen, offenbart durch den Wahren Guru“

Erlösung in der Einheit mit Gott

Der Sikhismus sieht das Ziel des Lebens nicht im Himmel oder Hölle, sondern in der spirituellen Vereinigung mit Akal (das zeitlose Eine), woraus dann Erlösung oder Jivanmukta resultieren. Guru Gobind Singh betonnt, dass das Leben als Mensch ein großes Glück darstellt, weshalb er auch das Beste aus seinem Leben machen sollte. Das Leben ist in seiner ursprünglichen Form ohne Sünde und der Schöpfer liebt seine Schöpfung bedingungslos. Trotzdem kann der Mensch auch von Gott abgespalten leben, wenn er sich Maya hingibt. Durch Maya entstehen Schmerz und Leid. Die größten Hindernisse bei der Wiedervereinigung mit Akal sind die so genannten „fünf Diebe“. Diese sind das Ego, Wut, Gier, Stolz und Begierde. Erst in der Überwindung dieser Hindernisse und in der Wiedererinnerung der Natur Gottes erlangt der Mensch Erlösung. Die „fünf Waffen“ die ihm dafür zur Verfügung stehen sind Mitgefühl, Wahrheit, Zufriedenheit, Bescheidenheit und Liebe.


Karma (Hukam) siehe SW

Werte und Glaubenssätze

Ein besonderes Merkmal des Sikhismus ist seine weltliche Orientierung und Diesseitsbezogenheit. Er möchte seinen Glauben vor allem für den Alltag nutzbar machen und sieht seine Hauptaufgabe im Dienst an der Schöpfung. Daraus ergeben sich bestimmte Glaubenssätze und Werte, die den Sikhismus ausmache:

  • Gleichheit: Der Sikhismus glaubt an die Einheit aller Wesen. Alle Wesen sind gleich vor Gott und tragen Gottes Seele. Somit sind Toleranz und Respekt vor der Schöpfung für die Sikh sehr wichtig. Die Gleichheit von Mann und Frau wird betonnt und Diskriminierung jeglicher Art strikt abgelehnt. Deshalb sind auch Menschen aller Religionen und Kasten in den Tempeln der Sikh jederzeit willkommen.
  • Gerechtigkeit: Aus der Gleichheit folgt die Gerechtigkeit allen Wesen gegenüber. Ein Verstoß gegen die Gerechtigkeit ist ein Verstoß gegen Gottes Willen. Dharma bedeutet im Sikhismus auch „Pfad der Gerechtigkeit“.
  • Handeln: Nach dem Sikhismus kann Erlösung alleine durch Meditation und Erkenntnis nicht erreicht werden. Ebenso wichtig ist es sich im Leben zu engagieren, einer ehrlichen Arbeit nachzugehen, fleißig zu sein und Gerechtigkeit durch sein Handeln umzusetzen. Ganz allgemein ist Produktivität und Dienst an der Schöpfung ein wichtiger Faktor.
  • Positive Einstellung: „Chardi Kala“ – Man sollte immer eine positive Einstellung zum Leben behalten und auch in schwierigen Zeiten glücklich sein.
  • Familie: Es ist die Aufgabe eines Sikh eine Familie zu gründen und Kinder aufziehen, um den Fortlauf der Schöpfung zu erhalten. Dieses Konzept wird als Gegensatz zu dem Leben als Mönch gesehen, das eine gängige spirituelle Praxis in Indien ist.
  • Teilen: Ein Sikh soll seinen Besitz mit den ärmeren und bedürftigen Teilen. Es wird geboten 10 % seines Verdiensts mit der Allgemeinheit zu teilen.
  • Gottes Willen akzeptieren: Gottes Willen (Hukam) drückt sich sowohl in, für uns guten, wie auch schlechten Ereignissen aus. Dies zu akzeptieren ist ein Weg zur Erlösung.
  • Wahrheit: Ein Sikh sollte stets nach der Wahrheit streben. Alles was unlogisch ist wird abgelehnt. Dazu gehören Aberglauben, Esoterik, Okkultismus und sinnlose Rituale. Es gibt viele Pfade zu Gott. Der Sikhismus sieht sich selbst nicht als der einzige Weg zu Erlösung. Wahrheit wird über Ideologie gestellt.

Ein rechtschaffenes und tugendhaftes Leben zu führen ist für die Sikh die wichtigste Pflicht im Leben.

Praktiken des Sikhismus

Wiedererinnerung

Eine der Grundlegenden Übungen des Sikhismus ist Wiedererinnerung der Namen und der Identität Gottes (Naam). Diese Form der Kontemplation wird durch Naam Japna (Wiederholung der Namen Gottes) oder Naam Simran (Wiedererinnerung durch Rezitation) durchgeführt. Dadurch soll die vollständige Entfaltung seines Eigenen Wesens und die vollständige Anpassung an Dharma (göttliche Ordnung) erreicht werden. Die Namen, mit denen Gott beschrieben wird, erinnern an seine Allmacht und an seine vielen Qualitäten. Nanak beschreibt diese Praxis, als eine Entwicklung hin zu Gott oder in Gott hinein. Sie ist eine Wiedervereinigung von Geist und Realität. Die Übung gehört zur täglichen Routine eines Sikh. Erscheinungsbild Ein Sikh zeichnet sich durch die Fünf Ks (Kakas) aus, die er immer an sich haben sollte:

  • Kesh/Keshi (ungeschnittenes und gepflegtes Haar/Turban): Als Zeichen des Respekts vor der Schöpfung werden die Haare nicht geschnitten. Sie werden in einem kunstvoll gebundenen Turban getragen.
  • Kangha (Holzkamm): Der Kamm wird für die Haarpflege getragen.
  • Kirpan (Dolch): Als Zeichen, dass die Sikh das Leben verteidigen.
  • Kara (eiserner Armreif): Er wurde ursprünglich zum Schutz gegen Schwerthiebe eingesetzt.
  • Kachera (Unterhose die bis du den Knien geht): bequeme Unterwäsche für eine höhere Beweglichkeit.

Amrit Sanchar

Amrit Sanchar bezeichnet die Zeremonie der Einweihung, mit der eine Person in die Gemeinschaft der Sikh (Khalsa) aufgenommen wird. Die Zeremonie wurde 1966 von Guru Gobind Singh etabliert. Amrit steht für den Nektar und Sanchar für die heligen Füße des Gurus. Dabei wurden früher, zu den Lebzeiten des Gurus seine Füße gewaschen und anschließend das Wasser getrunken, um seinen Segen zu erhalten. Heutzutage beginnt die Zeremonie damit, dass der Anwärter zunächst ein volles Bad nimmt und sich anschließend mit den fünf Ks vor das Guru Granth Sahib stellt. Geleitet wird die Zeremonie durch die Panj Pyare (Fünf Geliebten) und einem weiteren Sikh der aus dem heiligen Buch vorliest. Nachdem der Kandidat sich einverstanden erklärt hat, nach den Regeln des Sikhismus zu leben, beginnt die eigentliche Zeremonie. Zunächst wird ein eiserner Kessel mit Wasser gefüllt und langsam mit Zucker gesüßt. Dabei sitzen die Panj Pyare um den Kessel herum, rühren das Wasser mit dem Khanda (Sikh-Schwert) und rezitieren Passagen aus den fünf Banis (Sikh-Verse). Dadurch wird das gesüßte Wasser zum Amrit, den heiligen Nektar der Unsterblichkeit. Danach werden dem Anwärter fünf Hände voll von dem Amrit zu trinken gegeben, fünf Hände voll über das Haar geschüttet und fünf Hände voll in die Augen gespritzt. Durch dieses Aufnahmeritual wird der Anwärter zu einem vollständigen Sikh und ein Teil der Khalsa (die Reinen). Das Alter spielt bei der Aufnahme keine Rolle, die Person sollte jedoch alt genug sein, um die Lehren des Sikhismus zu verstehen.

Namensgebung

Mit der Einweihung erhält ein Sikh auch einen neuen Namen. Um die Gleichheit aller Wesen zu betonen und um die Gemeinschaft unter den Sikh zu stärken, bekommt jeder Mann den Namen Singh (Löwe) und jede Frau den Namen Kaur (Prinzessin). Dieser Akt soll auch einen Gegenpol zu der in Indien weit verbreiteten Hierarchisierung durch das Kastenwesen darstellen. Dennoch wird von den Sikh, aus praktischen Gründen, oft noch ein weiterer Zuname verwendet, der sich aus dem Herkunftsort oder dem Beruf ableitet kann.

Nitnem - täglichen Übungen

Sikh Feste

Technisch gesehen gibt es im Sikhismus keine Feste, da er auf jeglichen Ritus verzichtet. Trotzdem werden einige Feste rund um das Leben der Gurus und Sikh Märtyrer gefeiert.

  • Gururpurab: Diese Feste werden zu ehren der Gurus, meistens an ihren Geburtstagen gefeiert. Die größten Gurupurabs sind die von Guru Nanak (November) und Guru Gobind Singh (Januar).
  • Nagar Kirtan: Eine Prozession, bei der Hymnen gesungen werden. Sie finden Haptsächlich während des Visakhi Monats statt. Die Prozession wird angeführt von den Panj Pyare (fünf Geliebten).
  • Visakhi: Es ist eines der wichtigsten Feste und feiert den Tag, an dem Guru Gobind Singh die Khalsa gegründet hat. Es wird jedes Jahr am 13. April gefeiert.
  • Bandi Chhor: An diesem Fest wird die Befreiung von Guru Hargobind auf dem Gwalior Fort gefeiert. Das Fest repräsentiert auch den Sieg des Guten über die Ungerechtigkeit.
  • Hola Mohallo: Dieses Fest wird immer am ersten Vollmond im März für drei Tage gefeiert. Es wurde von Guru Gobind Singh eingeführt, um die Sikh-Anhänger zu militärischen Übungen zu versammeln. An den Festtagen finden Schaukämpfe, Reitveranstaltungen, Demonstrationen historischer Waffen und viele andere Wettbewerbe statt.

Gurdwara - Tempel

Ein wichtiger Ort für die Praktiken des Sikhismus ist das Gurdwara („Tor zum Guru“). Das Gurdwara ist der Tempel, an dem die täglichen Gebete durchgeführt werden und Zeremonien stattfinden. Der Allerheiligste Gurdwara ist der Goldene Tempel in Amritsa, der im 16 Jahrhundert gebaut wurde. Die Gurdwaras stehen grundsätzlich allen Menschen, aus allen Religionen offen. So ist der Goldene Tempel mit vier Eingängen, in die vier Himmelsrichtigen ausgestattet, um zu zeigen, dass alle Menschen eingeladen sind. Die einzige Pflicht, die beim betreten eines Gurdwaras besteht, ist das tragen einer Kopfbedeckung, vornehmlich eines Turban. Da der Sikhismus, seinem Verständnis nach auf Rituale und Götzen verzichtet, gibt es keinen Altar, keine Sakramente und keine Priester. Das Zentrum der Gurdwaras bildet deshalb nur das Buch der Sikh-Weisheiten, das Guru Granth Sahib. Dieses wird in der Haupthalle (Drabar Sahib) auf einem Thron präsentiert. Weitere Bestandteile eines Sikh-Tempels sind die traditionelle Sikh Flagge (Nishan Sahib), ein offener Speisesaal (Langer) und die Sangat, eine Gruppe von besonderes ergebenen Sikh, die sich um die Angelegenheiten des Tempels und die Anliegen der Gemeinde kümmern. Dazu kommen noch Waschräume, Küche, in größeren Tempeln auch Schlafräume und ein Raum wo das Guru Granth Sahib über Nacht aufbewahrt wird.

Langar - offener Speisesaal

Eine Besonderheit der Sikh Tempel ist das Langer. Es ist ein offener Speisesaal, der nach den Grundsatz von Gleichheit zwischen den Menschen unabhängig von ihrer Religion, Kaste, Hautfarbe, ihres Alters oder Geschlechts gestalten wurde. Er soll die grundlegenden Prinzipien von Teilen, Gemeinschaft, Integration und Einheit repräsentieren. Jeder ist willkommen, um an den Speisungen teilzunehmen. Finanziert wird das Langer durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit.