Sankt Rochus

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Sohn aus reichem Hause

In Frankreich ist eine Stadt, genannt Montpellier, und über die herrschte ein Fürst, Johannes, der geboren war von dem königlichen Geschlecht von Frankreich. Und der hatte eine Hausfrau, genannt Libera. Und da sie keinen Erben hatten, so baten sie Gott, dass er ihnen ein Kind geben soll. Und um der Fürsprache willen der Mutter Gottes, so empfing seine Frau und gebar einen Sohn. Und da man ihn tauft, so ward er Rochus genannt. Und als das Kind geboren ward, so hatte es ein Kreuz gedrückt in seine Haut auf der linken Seiten. Und da dies die Eltern sahen, so verwunderten sie sich, und benedeiten den Herrn. Und die Mutter, ob gleich sie edel war und zart, nährt und sorgte für das Kind selber. Und wenn die Mutter fastet zwei Tage in der Wochen, so enthielt sich auch das heilige Kindlein zwei Tag von der Mutter Brüsten und sog nicht, als einmal des Tages. Und als das Kind war sieben Jahre alt geworden war, so nahm es auf sich mancherlei Buße. Und das Kreuz wuchs mit seinem andern Leibe und schien größer. Darnach wurde sein Vater krank, und rief Rochus und sprach: »0 Rochus, mein alleiniger Sohn, ich soll nun sterben. So befehle ich dir vier Dinge mit meinem Erbe: das erste, dass du Unserm Herrn Jesus alle Zeit dienen sollst. Das andere, dass du solltest dich der Armen erinnern. Das dritte, dass ich dich einsetze als Besitzer meiner Güter und Ausgeber, dass du sie möglichst austeilst an die Armen. Das vierte, dass du fleißig die Hospitäler der Kranken versorgst und der Armen.« Und Rochus gelobte dem Vater, dass er alle diese Dinge mit Ernst vollbringen wölle.


Der letzte Wille

Und als Rochus zwanzig Jahre alt war, so starb seine Mutter und eine kurze Zeit danach, da begann er, das Testament seines Vaters auszurichten. Er besuchte die Häuser der armen Menschen; und die Kranken, und die Bedürfnisse waren, die tröstet er mit Rat und Tat. Die armen Töchter stattet er mit Ehemännern aus, und alles, was ihm sein Vater vermacht hatte, das gab er den Armen. Und da er das Testament seines Vaters vollbracht hatte, so machte er einen Aufsatz seiner Landschaft und des, was Montpellier solle gelassen werden und seinen Leuten; und wollt sein Leben verbringen auf der Pilgerschaft.


== Auf Pilgerfahrt

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Also kleidete er sich wie ein Pilger, setzte sich einen Pilgerhut auf, nahm einen Sack auf seine Schultern und einen Stab in seine rechte Hand. Und als er viel Landschaften durchwandert hatte, kam er nach Rom, wo gerade die Pest wütete, so dass in Rom kein Platz war, an dem es nicht gefährlich war. Und er kam in das Haus eines Kardinals, der auch kurz darnach krank war an der Pest. Und da machte Rochus ein Kreuz an seine Stirne und erlöste ihn. Und als ihn der Kardinal fragte, aus welchem Land und Geschlecht er stamme, so offenbarte er dies; verschmähte jedoch die weltliche Ehre. Bei dem Kardinal blieb er drei Jahre, und binnen dieser Zeit, so diente er den Armen und den Kranken mit großer Sorgfalt. Und als der Kardinal gestorben war, so reiste er von Rom und kam gen Placentia', denn er hatte vernommen, dass dort die Pest grässlich regiere. Denn Sankt Rochus vermochte, dass er alle Menschen in dem Namen Unsers Herrn Jesus Christus und durch sein Heiliges Leiden erlöste von der Pest. Und erst ging er in das Hospital, und da er eine lange Zeit darin gewesen und alle Kranken hatte gesund gemacht, so hörte er des Nachts eine Stimme, ein Engel, der sprach: »0 Rochus, steh auf! Und die Pestilenz, die du hast, die mach gesund!« Und recht fort, so fühlte er, dass er an einem Bein die Pest hatte, und er dankte Gott. Und als er sehr gepeinigt war und mit seinem Leiden nirgends rasten mochte, so wurden all die Kranken bewegt mit Zorn, dass sie nicht schlafen konnten, und ihn suchten und klagten. Also ging Sankt Rochus hastig aus der Kammer vor die Haustüre, so lange, bis es begann, Tag zu werden.


Der Ausgestoßene

Und des Morgens, da die Bürger der Stadt vorbei gingen und sahen den Pilger, der Rochus genannt wurde, vor dem Hospital liegen, so beschimpften sie den Chef des Hospital wegen seiner Roheit und Unbarmherzigkeit. Aber der entschuldigt sich und sprach: »Der Pilger hat die Pest, und wider unseren Willen ist er hinaus gegangen.« Da dies die Bürger hörten, so trieben sie ihn aus der Stadt, auf dass die Stadt durch ihn nicht gefährdet werde. Und Sankt Rochus ging geduldig aus der Stadt und kam in einen Wald nicht fern von Placentia. Und dort machte er eine Hütte von Reisern und machte sein Gebet zu unserm Herrn. Und sobald als er sein Gebet getan hätt, da kam ein Nebel von oben, und der ward verwandelt in einen schönen und klaren Brunnen neben seiner Hütten, und daraus labet sich Sankt Rochus. Nicht fern von dem Walde war ein Dorf gelegen, und darin wohnten Hofleute, und unter denen war einer, der Gotthard genannt war. Und der hatte einen Jagdhund, den er sehr kecklich auf gezogen hatte. Und dieser Hund kam alle Tage und nahm ein Stück Brotes von des Junkers Tafel und brachte es Sankt Rochus. Und da Gotthardus merket, daß der Hund dies täglich täte, und wußte nicht, wem, noch wohin er das Brot brächte, so hieß er, ihm auf einen Tag schön Weißbrot auf die Tafel legen. Und der Hund kam und nahm das von der Tafel, als er pfleget, und trug es zu Sankt Rochus. Und Gotthardus folget dem Hund auf seinen Füßen nach und sah da, dass er das Brot Sankt Rocho brachte. Und er grüßte ehrwürdiglich Sankt Rochum und saß nieder neben ihn. Und Sankt Rochus fürchtet, dass er von der Krankheit solle empfangen, und sprach: »Freund, geh von mir! denn ich habe die Pestilenz.« Und also ging Gotthardus von Sankt Rocho wieder in sein Haus und sprach in sich selbst: »Fürwahr, der Mann, den ich in der Wüsten verlassen habe, der ist ein Gottes Knecht, dem der Hund, der ein unvernünftig Tier ist, also das Brot bringet. Und ich, der das sehe, sollte das eher tun, denn ich bin ein Mensch und dazu ein Christ.« Und also in den Gedanken kehret er wieder zu Sankt Rocho und sprach: »Heiliger Pilgrim, ich begehre, dir Barmher¬zigkeit zu beweisen, und darum komme ich zu dir, daß ich dich nun nimmer mehr lassen will. « Und Rochus dankte Gott, dass er ihm Gotthard gesandt hatte, und er lehrte ihn das Gesetz Gottes.


Und als sie eine Zeit lang bei einander gewesen waren und der Hund kein Brot brachte, so suchte er Rat, wie er Brot kriegen könnte. Und da ihn mehr und mehr hungerte, so fragte er Sankt Rochus. Und der antwortet ihm und ermahnte ihn, dass er all sein Gut hinter sich lassen wollte um Christi willen, und folgte dem Wege Christi, dass er sein Brot bettle. Aber Gotthard sprach, weil er reich und bekannt dort wäre, so schämte er sich, das Brot zu betteln unter seinen Freunden und Nachbauern. Und da ihn Sankt Rochus stets ermahnte, dass er das tun söllte, so ging er nach Placentia, wo er auch sehr wohl bekannt war, und bat das Brot. Und als er kam betteln vor seines Vaters Haus, so begann er, Gotthard so sehr zu schelten und zu verspotten, dass er sein Geschlecht und seine Freunde und all seine Magen' beschäme mit offenem Brotbetteln. Und er stieß ihn hinweg und verspottet ihn und sprach: »Welche Not drängt Gotthard dazu, dass er vor der anderen Bürger Haus geht, Brot betteln?« Und auf denselben Tag kam ihn die Pestilenz an, und viel andere, die Gotthard die Almosen verweigert hatten. Und als Gotthard wieder kam zu Sankt Rocho, so erzählte er diese Worte, die man ihm gesagt hatte. Und Sankt Rochus ging nach Placentia und ließ Gotthard in dem Wald. Und ob gleich Sankt Rochus selbst die Pestilenz hatte, so ging er noch mit großer Mühe und half der ganzen Stadt. Und erlöste das Hospital von der Pestilenz, und kam danach wieder zu Gotthard. Und danach ging Gotthard nach Placentia wegen Sachen, die er da zu tun hatte, und ließ Sankt Rochum allein in dem Walde.


Und Sankt Rochus sprach ein Gebet, dass ihn Gott erlösen solle von dieser Krankheit. Und Unser Herr erlöste ihn, und gebot ihm, dass er wieder in seine Landschaft gehen sölle. Und als er ging zu seiner Landschaft, so ward er gefangen und versperret. Und man legte ihn in einen Kerker, und da lag er acht Jahre, und die litt er geduldig, und lobte Gott den Herrn. Und in dem achten Jahr, da sah der Verwahrer, der ihn bewachet und ihm Speis brachte, alle Tage in dem düstern Kerker ein großes Licht, und sah Sankt Rochum alle Zeit betete. Und das berichtete er seinem Herrn, und dies Gerücht kam durch die ganze Stadt. Und da Sankt Rochus erkannte, dass die Zeit nahte, dass er sterben sollte, so rief er zu sich den Bewahrer des Kerkers und bat ihn, dass er seinem Herrn sagen solle, dass er begehre um Gottes und Maria‘s Gnade, dass er ihm einem Priester sende in den Kerker, dem er beichten möchte. Und das geschah also, und danach starb er in dem Herrn. Und da der Richter den Verwahrer in den Kerker sendet, dass er Rochum aus dem Kerker holen solle, so fand er ihn tot. Und unter seinem Haupte fand er eine Schrifttafel, und darauf war geschrieben sein Name und seine Macht. Und da sie den Namen gelesen hatten, so erkannten sie, dass er gewesen des Johannes Sohn von Montpellier. Und da trugen sie ihn aus dem Gefängnis und begruben ihn ehrlich.