Ordnung

Aus Yogawiki

Die Ordnung der Lebensstufen

Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich

Der Schüler: Die Menschen sprechen von den vier Lebensstufen (âshrama) des Schülers, des Hausvaters, des Einsiedels und des Bettelpilgers zur Vollendung, — was ist ihr Sinn?
Der Meister: In Stufen vollzieht sich das Leben der vielen. Aber eine gereifte Seele (pakvin) bedarf dieser Ordnung nicht. Jung oder alt, Mann oder Weib, Brahmane oder Paria, — wer völlig gereift ist (paripakvin), der geht stracks ans Ziel und hält sich nicht an die Stufen,
Der Schiller: Die Lebensstufen haben also keinen Nutzen für das geistliche Leben?
Der Meister: Die ersten drei Stufen dienen der Erfüllung welt¬licher Lebensgehalte; sie sind so gesetzt, daß sie dem Ideal geist¬licher Erkenntnis nicht im Wege stehen.
Der Schüler: Und die vierte Stufe des Weltverzichtes (sannyâsa) ?
Der Meister: Oh, Weltverzicht meint nicht, daß einer den Bettelnapf zur Hand nimmt, sich das Haupt kahl schert oder ein gelbrotes Gewand anlegt. Wenn der Brahmanenschüler auf der

ersten Lebensstufe (brahmachârin) voll Keuschheit und Gehorsam sich zu vollkommener Reinheit in entsagendem Wandel erhoben hat, wird er in seiner Losgelöstheit von den Dingen der Welt ein idealer Hausvater sein im Dienste der anderen und der Gemein-schaft, — unwillkürlich strahlt er Licht aus. Die dritte Lebensstufe des Einsiedels (vânaprastha) ist geschaffen zum Wandel in Askese (tapas), zur Sammlung der Kräfte nach innen. Wenn der Asket (tapasvin) in glühender Askese kristallen rein und reif geworden ist, setzt die vierte Lebensstufe von selbst ein. Wie gesagt: sie ist nichts Aeußerliches, das einer annähme.

Siehe auch

Literatur

  • Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage