Ärger Transformations-Atmung: Unterschied zwischen den Versionen

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==Einführung in die Ärger-Transformationsatmung==
'''Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev'''
<mp3player>http://yoga-meditation-blog.de/wordpress/podpress_trac/web/4870/0/62_aerger-transformations-atmung_einfuehrung.mp3</mp3player>
Ich werde heute eine kurze Einführung geben, was ist die Ärger-Transformationsatmung, auch Murcha genannt, eine Atemübung, um dich gelassener zu machen und Ärger umzuwandeln in positiv nutzbare Energie.
Neben der angst ist die zweite Sache, die einem natürlich die Gelassenheit rauben kann, Ärger, Zorn. Auch hier, vom Kundalini Yoga Standpunkt aus, Ärger, insbesondere Alltagsärger, ist nichts anderes als manifestierte Energie, auch wieder Energieerweckung. Und Energieerweckung ist doch eigentlich gut. Angenommen es ist später Nachmittag, eigentlich ist man müde, man kriegt nicht mehr ganz hin, die letzten Emails zu bearbeiten, die man sich klugerweise für den Nachmittag aufgehoben hat. Kreative Tätigkeiten setzt man ja besser auf den Vormittag, das gilt zumindest für die meisten Menschen, es sei denn, man ist der spätnachmittags kreative Mensch. Irgendwo freut man sich, der Arbeitstag ist bald zu Ende. Und plötzlich liest man eine Email, die unverschämt ist. Frage: Wie fühlt man sich? Wie ist das Energieniveau? Plötzlich, Kundalinierweckung. War man noch vorher müde spürt man jetzt plötzlich, wie alle Fasern des Wesens durchdrungen sind von dieser Energie. Eigentlich hätte man jetzt große Lust, schnell hoch zu rennen und diesen Kollegen zur Rede zu stellen. Aber zunächst einmal, wenn man es objektiv und neutral betrachtet, es ist Energie. Energie ist gut. Übrigens vermutlich, was ihr alle wisst, wenn man eine Email kriegt, über die man sich ärgert, was darf man unter keinen Umständen machen? Sofort antworten. Wenn man antwortet, unbedingt wichtig, nicht abschicken. Am besten in den Papierkorb oder irgendwo ablegen und vielleicht als Beispiel aufheben, wie man niemals eine Email beantworten darf. Also niemals eine Email am gleichen Tag schreiben, wenn man sich über etwas geärgert hat. Diese Stürme der Entrüstung, die dort entstehen… Normalerweise funktioniert es nicht. Stattdessen, was man machen kann, ist, auch wieder erst mal sich bewusst machen, Ärger ist auch wieder vom Kundalini Yoga Standpunkt her gesehen eine Energieaktivierung, vom evolutionsbiologischen Standpunkt etwas sehr Sinnvolles, dass der Mensch, wenn er angegriffen wird, sofort Energie bekommt, sich zur Wehr setzen kann, dass, wenn er nicht berücksichtigt wird, von der Gruppe nicht ausreichend zu Essen kriegt oder ausgeschlossen wird, dass er Energie bekommt, um sich durchzusetzen. Oder wenn Ungerechtigkeit irgendwo herrscht, dass Menschen dagegen etwas tun, deshalb hat die Natur diese Energiemanifestationen aktiviert und so war das sinnvoll und ist auch jetzt sinnvoll. Erster Schritt wäre also, erst mal sich darüber freuen. Also, das nächste Mal, wenn euch etwas ärgert, erster Schritt wäre, freut euch darüber. Zweiter Schritt ist natürlich, diese Ärgeraktivierung nicht gleich ausdrücken. In unserer heutigen Gesellschaft sagt man: „Wer schreit, hat unrecht.“ Weshalb in den seltensten Fällen ihr etwas Positives bewirkt, wenn ihr gleich schreit. Wenn ihr gleich eine Mail abschickt, dann könnt ihr einen Kunden verlieren, ihr könnt eine Abmahnung kriegen, ihr könnt das Verhältnis mit einem Kollegen dauerhaft stören, ihr könnt mit euren Freunden in Probleme geraten, es kann eine Partnerschaftskrise geben usw. Hoffentlich ist es so, dass eine gute Partnerschaft so etwas aushält, wenn man mal sehr ärgerlich ist und so eine Email verschickt. Oder auch wenn es mündlich ist, wenn ihr gleich voller Ärger antwortet, könnt ihr euren Job verlieren, Kunden verlieren, Kundenbeziehung stören, Kollegenbeziehung stören usw. Und selbst, wenn das nicht so schlimm wird, euer Anliegen wird zumindest nicht ernstgenommen. In Deutschland gilt: „Wer schreit, hat unrecht.“ Wenn ihr das gegenüber eurem Partner macht, angenommen, ihr habt so ein cholerisches Temperament, was macht ein Partner in einer guten Partnerschaft? Hört weg, abschalten, warten bis Sturm vorbei ist, „meiner Liebsten ist eine Laus über die Leber gelaufen, warte ich erst mal ab, in einer Stunde ist sie wieder zurechnungsfähig“. Ist auch eine Strategie. Anders wäre es, wenn ihr nur einmal im Vierteljahr ärgerlich werdet, dann kann das unglaublich wirkungsvoll sein. Oder auch wenn ihr Chef seid und cholerisch seid, selbst dann, Mitarbeiter haben sich irgendwann daran gewöhnt, „warten wir mal ab, bis er wieder ruhig ist, hat vielleicht Probleme zu Hause, hat vielleicht eine schwierige Partnerschaft oder hat mit den Kindern Probleme oder ist gerade besonders gefordert, Pflegefall in der Familie, muss ich irgendwie aushalten“. Menschen haben ja so ihre Strategien. Damit ist einem aber nicht gedient, denn wenn man ärgerlich ist, hat man ja typischerweise ein Anliegen. Und dass es ignoriert wird, macht es auch nicht besser, und wenn man dann lauter schreit, macht es das auch nicht besser. Daher, besser ist erst mal, wie es so schön heißt, tief durchatmen. Tief durchatmen heißt übrigens TIEF durchatmen und tief ist hier unten. Die meisten Menschen, denen man sagt, tief durchatmen, was machen sie? Hoch atmen. Übrigens, wenn man bisher noch nicht richtig ärgerlich ist, da muss man hier oben atmen. Im Sinne von Gemütsmodifikation, ihr wollt irgendwie ein bisschen ärgerlicher sein, könnt ihr auch mal ausprobieren. Aus einem leichten Ärger kriegt ihr so einen etwas stärkeren Ärger zustande. Yoga heißt ja auch Freiheit. Im Raja Yoga ist eines der Ziele, die man hat,  Freiheit, da kann es ja mal gut sein, wenn man sagt, man will ein bisschen ärgerlicher sein. Das kann ja auch mal hilfreich sein. Dann kann man auch gelassener sein, man ist dem Ärger gar nicht so ausgeliefert, man kann ihn auch steigern, wenn man will, und man kann ihn umwandeln, wenn man will. Und wenn man ihn umwandelt, macht man das über tiefe Bauchatmung. Aber jetzt gibt es einen Unterschied zur Lampenfieber-Transformationsatmung. Bei der Ärgertransformation atmet man doppelt so langsam aus wie ein. Um das mal zu probieren ist es hilfreich, aufzustehen. Diese Übung nennt sich auch Murcha, für diejenigen, die wissen wollen, wie diese Übungen heißen. Eine Übung zur Beruhigung des Geistes. Jetzt für die Ayurveda Experten unter euch, das ist eine Übung, um Pitta-Element zu reduzieren und umzuwandeln in ruhige Energie. Pitta, für die Nicht-Ayurvedaexperten, ist Feuer in einem. Also, das unruhige Feuer zu harmonisieren, dazu ist Murcha da. Diese Übung kann übrigens auch helfen, Entzündungsschmerz zu reduzieren, kann auch helfen, Kopfschmerzen zu reduzieren, kann auch helfen, Allergien zu reduzieren, auch Heuschnupfen usw. Insbesondere aber hilft sie,  Ärger reduzieren. Was heißt das? Langsam einatmen und doppelt so langsam ausatmen.  Beim nächsten Mal werde ich zu dieser Atemübung anleiten. Du kannst also gespannt sein, wie sie tatsächlich geht.
==Ärger-Transformationsatmung – praktische Übungsanleitung==
'''Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev'''
<mp3player>http://yoga-meditation-blog.de/wordpress/podpress_trac/web/4875/0/63_aerger-transformation-anleitung.mp3</mp3player>
Du kannst dich für diese Übung entweder hinsetzen oder aufstellen, denn beide Haltungen sind geeignet, um Ärger oder Reizbarkeit umzuwandeln in positiv nutzbare Energie.
Ihr könnt euch jetzt gerade auch wieder eine Situation vorstellen, wo ihr euch leicht ärgert. So ein leichter Alltagsärger, der passieren kann. Und jetzt, einatmen in den Bauch und dann sehr langsam ausatmen. Ihr könnt z.B. einatmen vier Sekunden, einatmen, Om eins, Om zwei, Om drei, Om vier, und ausatmen acht Sekunden, Om eins, Om zwei, Om drei, Om vier, Om fünf, Om sechs, Om sieben, Om acht. Einatmen, Om eins, Om zwei, Om drei, Bauch hinaus, Om vier,  ausatmen, ganz ausatmen, Om eins, Om zwei, Om drei, Om vier, Om fünf, Om sechs, Om sieben, Om acht. So könnt ihr ein paar Mal atmen. Es kommt übrigens nicht auf das genaue Verhältnis an, es kommt nur darauf an, dass die Ausatmung ein gutes Stück langsamer ist als die Einatmung. Das kann man jetzt auch noch verbinden mit eben dieser gleichen Visualisierung wie vorher. Einatmen, Licht strömt hinein in den Bauch, und dann ausatmen, Licht vom Bauch über das Herz zu dem Menschen, man kann dabei auch lächeln, wenn man will. Man muss aber gar nicht zu dem Menschen hin atmen, man kann auch einfach wieder die Energie nach oben oder auch in alle Richtungen ausatmen.
Mein Tipp: Für die nächsten Tage übe das mal besonders bewusst. Wann immer dich jemand reizt oder leicht ärgert, freue dich darüber, denn dann hast du eine gute Gelegenheit, den Ärger-Transformationsatem zu üben. Und du wirst feststellen, du bekommst viel mehr Energie und du kannst dich jedes Mal freuen, wenn du leicht gereizt wirst von jemandem. Du hast immer mehr Kraft und kannst beschwingt durch die Gegend gehen oder einfach beschwingt stehen oder sitzen.
==Ärger-Transformationsatmung – weitere Erläuterungen==
'''Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev'''
<mp3player>http://yoga-meditation-blog.de/wordpress/podpress_trac/web/4880/0/64_aerger-transformation-weitere-erlaeuterungen.mp3</mp3player>
Heute noch ein paar Anmerkungen zu Ärger und Gereiztheit im  Alltag und wie sehr du dich darüber freuen kannst, denn du hast mit der Ärger-Transformationsatmung ein machtvolles Instrument in der Hand, aus Alltagsärger neue Kraft zu bekommen.
Das ist eine einfache und hoch wirksame Übung für Alltagsärger. Das wirkt jetzt nicht unbedingt und ist vielleicht auch nicht unbedingt angemessen, wenn ihr wirklich großen Ärger habt. Man könnte sagen, ein bisschen wirkt es auch, aber sie wäre nicht die einzige Strategie und es ist auch nicht immer notwendig, den Ärger auch wirklich weg zu atmen. Angenommen, ihr kriegt die Kündigung wegen einer Verleumdungskampagne, jetzt einfach nur vier Sekunden einatmen und acht Sekunden ausatmen, zehnmal, wird vermutlich nicht ausreichen und der richtige Umgang mit solchen Situationen ist natürlich mehr als nur Atmung. Aber für kleinen Alltagsärger ist es sehr hilfreich und dann könnt ihr nämlich auch feststellen, ist es der Anlass  wert, anschließend etwas zu machen, und dann könnt ihr auch etwas machen. Also angenommen, ihr seid in irgend so einem Meeting und irgendein Kollege greift euch gerade an, der redet aber glücklicherweise erst noch weiter und ihr könnt dann zehnmal tief durchatmen. Danach habt ihr Kraft und habt Power und was ihr jetzt sagen werdet, das wird auch sitzen. Und ihr könnt es auch relativ souverän rüberbringen. Relativ. Man muss auch nicht vollständig souverän sein, wenn man vorher angegriffen wurde, aber relativ souverän. Man kann aber auch feststellen, es rentiert sich gar nicht. Der andere hat sich selbst dadurch lächerlich gemacht, dass er das gesagt hat, und das ist allen bewusst geworden. Man braucht gar nicht reagieren, aber man ist dem anderen dankbar: „Er hat mir jetzt Energie geschenkt. Er hat mein Prana aktiviert. Ich habe die Gelegenheit gehabt, tief zu atmen, jetzt kann ich ja was ganz anderes sagen oder ich gehe jetzt einfach fröhlich beschwingt in die Pause danach.“ Das funktioniert tatsächlich. Das könnt ihr ausprobieren. Könnt ihr künftig immer, zumindest bei kleinem Ärger und wenn er sich nicht zu schnell hintereinander anhäuft, könnt ihr den Leuten dankbar sein, die euer Prana erwecken, ihr habt euch ein paar Runden Kapalabhati gespart. Umgekehrt wäre es nämlich, wenn man den Ärger nicht umwandelt und er kommt zu häufig, dann irgendwann kippt der um und man ist dann müde und geschafft.

Version vom 6. November 2014, 15:18 Uhr

Ärger Transformations-Atmung: Eine von Sukadev populär gemachte Atemübung, um Alltagsärger in neue Energie zu transformieren. Es ist eine Variation des klassischen Murccha Kumbhaka Pranayama.

Einführung in die Ärger-Transformationsatmung

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://yoga-meditation-blog.de/wordpress/podpress_trac/web/4870/0/62_aerger-transformations-atmung_einfuehrung.mp3</mp3player>

Ich werde heute eine kurze Einführung geben, was ist die Ärger-Transformationsatmung, auch Murcha genannt, eine Atemübung, um dich gelassener zu machen und Ärger umzuwandeln in positiv nutzbare Energie. Neben der angst ist die zweite Sache, die einem natürlich die Gelassenheit rauben kann, Ärger, Zorn. Auch hier, vom Kundalini Yoga Standpunkt aus, Ärger, insbesondere Alltagsärger, ist nichts anderes als manifestierte Energie, auch wieder Energieerweckung. Und Energieerweckung ist doch eigentlich gut. Angenommen es ist später Nachmittag, eigentlich ist man müde, man kriegt nicht mehr ganz hin, die letzten Emails zu bearbeiten, die man sich klugerweise für den Nachmittag aufgehoben hat. Kreative Tätigkeiten setzt man ja besser auf den Vormittag, das gilt zumindest für die meisten Menschen, es sei denn, man ist der spätnachmittags kreative Mensch. Irgendwo freut man sich, der Arbeitstag ist bald zu Ende. Und plötzlich liest man eine Email, die unverschämt ist. Frage: Wie fühlt man sich? Wie ist das Energieniveau? Plötzlich, Kundalinierweckung. War man noch vorher müde spürt man jetzt plötzlich, wie alle Fasern des Wesens durchdrungen sind von dieser Energie. Eigentlich hätte man jetzt große Lust, schnell hoch zu rennen und diesen Kollegen zur Rede zu stellen. Aber zunächst einmal, wenn man es objektiv und neutral betrachtet, es ist Energie. Energie ist gut. Übrigens vermutlich, was ihr alle wisst, wenn man eine Email kriegt, über die man sich ärgert, was darf man unter keinen Umständen machen? Sofort antworten. Wenn man antwortet, unbedingt wichtig, nicht abschicken. Am besten in den Papierkorb oder irgendwo ablegen und vielleicht als Beispiel aufheben, wie man niemals eine Email beantworten darf. Also niemals eine Email am gleichen Tag schreiben, wenn man sich über etwas geärgert hat. Diese Stürme der Entrüstung, die dort entstehen… Normalerweise funktioniert es nicht. Stattdessen, was man machen kann, ist, auch wieder erst mal sich bewusst machen, Ärger ist auch wieder vom Kundalini Yoga Standpunkt her gesehen eine Energieaktivierung, vom evolutionsbiologischen Standpunkt etwas sehr Sinnvolles, dass der Mensch, wenn er angegriffen wird, sofort Energie bekommt, sich zur Wehr setzen kann, dass, wenn er nicht berücksichtigt wird, von der Gruppe nicht ausreichend zu Essen kriegt oder ausgeschlossen wird, dass er Energie bekommt, um sich durchzusetzen. Oder wenn Ungerechtigkeit irgendwo herrscht, dass Menschen dagegen etwas tun, deshalb hat die Natur diese Energiemanifestationen aktiviert und so war das sinnvoll und ist auch jetzt sinnvoll. Erster Schritt wäre also, erst mal sich darüber freuen. Also, das nächste Mal, wenn euch etwas ärgert, erster Schritt wäre, freut euch darüber. Zweiter Schritt ist natürlich, diese Ärgeraktivierung nicht gleich ausdrücken. In unserer heutigen Gesellschaft sagt man: „Wer schreit, hat unrecht.“ Weshalb in den seltensten Fällen ihr etwas Positives bewirkt, wenn ihr gleich schreit. Wenn ihr gleich eine Mail abschickt, dann könnt ihr einen Kunden verlieren, ihr könnt eine Abmahnung kriegen, ihr könnt das Verhältnis mit einem Kollegen dauerhaft stören, ihr könnt mit euren Freunden in Probleme geraten, es kann eine Partnerschaftskrise geben usw. Hoffentlich ist es so, dass eine gute Partnerschaft so etwas aushält, wenn man mal sehr ärgerlich ist und so eine Email verschickt. Oder auch wenn es mündlich ist, wenn ihr gleich voller Ärger antwortet, könnt ihr euren Job verlieren, Kunden verlieren, Kundenbeziehung stören, Kollegenbeziehung stören usw. Und selbst, wenn das nicht so schlimm wird, euer Anliegen wird zumindest nicht ernstgenommen. In Deutschland gilt: „Wer schreit, hat unrecht.“ Wenn ihr das gegenüber eurem Partner macht, angenommen, ihr habt so ein cholerisches Temperament, was macht ein Partner in einer guten Partnerschaft? Hört weg, abschalten, warten bis Sturm vorbei ist, „meiner Liebsten ist eine Laus über die Leber gelaufen, warte ich erst mal ab, in einer Stunde ist sie wieder zurechnungsfähig“. Ist auch eine Strategie. Anders wäre es, wenn ihr nur einmal im Vierteljahr ärgerlich werdet, dann kann das unglaublich wirkungsvoll sein. Oder auch wenn ihr Chef seid und cholerisch seid, selbst dann, Mitarbeiter haben sich irgendwann daran gewöhnt, „warten wir mal ab, bis er wieder ruhig ist, hat vielleicht Probleme zu Hause, hat vielleicht eine schwierige Partnerschaft oder hat mit den Kindern Probleme oder ist gerade besonders gefordert, Pflegefall in der Familie, muss ich irgendwie aushalten“. Menschen haben ja so ihre Strategien. Damit ist einem aber nicht gedient, denn wenn man ärgerlich ist, hat man ja typischerweise ein Anliegen. Und dass es ignoriert wird, macht es auch nicht besser, und wenn man dann lauter schreit, macht es das auch nicht besser. Daher, besser ist erst mal, wie es so schön heißt, tief durchatmen. Tief durchatmen heißt übrigens TIEF durchatmen und tief ist hier unten. Die meisten Menschen, denen man sagt, tief durchatmen, was machen sie? Hoch atmen. Übrigens, wenn man bisher noch nicht richtig ärgerlich ist, da muss man hier oben atmen. Im Sinne von Gemütsmodifikation, ihr wollt irgendwie ein bisschen ärgerlicher sein, könnt ihr auch mal ausprobieren. Aus einem leichten Ärger kriegt ihr so einen etwas stärkeren Ärger zustande. Yoga heißt ja auch Freiheit. Im Raja Yoga ist eines der Ziele, die man hat, Freiheit, da kann es ja mal gut sein, wenn man sagt, man will ein bisschen ärgerlicher sein. Das kann ja auch mal hilfreich sein. Dann kann man auch gelassener sein, man ist dem Ärger gar nicht so ausgeliefert, man kann ihn auch steigern, wenn man will, und man kann ihn umwandeln, wenn man will. Und wenn man ihn umwandelt, macht man das über tiefe Bauchatmung. Aber jetzt gibt es einen Unterschied zur Lampenfieber-Transformationsatmung. Bei der Ärgertransformation atmet man doppelt so langsam aus wie ein. Um das mal zu probieren ist es hilfreich, aufzustehen. Diese Übung nennt sich auch Murcha, für diejenigen, die wissen wollen, wie diese Übungen heißen. Eine Übung zur Beruhigung des Geistes. Jetzt für die Ayurveda Experten unter euch, das ist eine Übung, um Pitta-Element zu reduzieren und umzuwandeln in ruhige Energie. Pitta, für die Nicht-Ayurvedaexperten, ist Feuer in einem. Also, das unruhige Feuer zu harmonisieren, dazu ist Murcha da. Diese Übung kann übrigens auch helfen, Entzündungsschmerz zu reduzieren, kann auch helfen, Kopfschmerzen zu reduzieren, kann auch helfen, Allergien zu reduzieren, auch Heuschnupfen usw. Insbesondere aber hilft sie, Ärger reduzieren. Was heißt das? Langsam einatmen und doppelt so langsam ausatmen. Beim nächsten Mal werde ich zu dieser Atemübung anleiten. Du kannst also gespannt sein, wie sie tatsächlich geht.

Ärger-Transformationsatmung – praktische Übungsanleitung

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://yoga-meditation-blog.de/wordpress/podpress_trac/web/4875/0/63_aerger-transformation-anleitung.mp3</mp3player>

Du kannst dich für diese Übung entweder hinsetzen oder aufstellen, denn beide Haltungen sind geeignet, um Ärger oder Reizbarkeit umzuwandeln in positiv nutzbare Energie. Ihr könnt euch jetzt gerade auch wieder eine Situation vorstellen, wo ihr euch leicht ärgert. So ein leichter Alltagsärger, der passieren kann. Und jetzt, einatmen in den Bauch und dann sehr langsam ausatmen. Ihr könnt z.B. einatmen vier Sekunden, einatmen, Om eins, Om zwei, Om drei, Om vier, und ausatmen acht Sekunden, Om eins, Om zwei, Om drei, Om vier, Om fünf, Om sechs, Om sieben, Om acht. Einatmen, Om eins, Om zwei, Om drei, Bauch hinaus, Om vier, ausatmen, ganz ausatmen, Om eins, Om zwei, Om drei, Om vier, Om fünf, Om sechs, Om sieben, Om acht. So könnt ihr ein paar Mal atmen. Es kommt übrigens nicht auf das genaue Verhältnis an, es kommt nur darauf an, dass die Ausatmung ein gutes Stück langsamer ist als die Einatmung. Das kann man jetzt auch noch verbinden mit eben dieser gleichen Visualisierung wie vorher. Einatmen, Licht strömt hinein in den Bauch, und dann ausatmen, Licht vom Bauch über das Herz zu dem Menschen, man kann dabei auch lächeln, wenn man will. Man muss aber gar nicht zu dem Menschen hin atmen, man kann auch einfach wieder die Energie nach oben oder auch in alle Richtungen ausatmen. Mein Tipp: Für die nächsten Tage übe das mal besonders bewusst. Wann immer dich jemand reizt oder leicht ärgert, freue dich darüber, denn dann hast du eine gute Gelegenheit, den Ärger-Transformationsatem zu üben. Und du wirst feststellen, du bekommst viel mehr Energie und du kannst dich jedes Mal freuen, wenn du leicht gereizt wirst von jemandem. Du hast immer mehr Kraft und kannst beschwingt durch die Gegend gehen oder einfach beschwingt stehen oder sitzen.

Ärger-Transformationsatmung – weitere Erläuterungen

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://yoga-meditation-blog.de/wordpress/podpress_trac/web/4880/0/64_aerger-transformation-weitere-erlaeuterungen.mp3</mp3player>

Heute noch ein paar Anmerkungen zu Ärger und Gereiztheit im Alltag und wie sehr du dich darüber freuen kannst, denn du hast mit der Ärger-Transformationsatmung ein machtvolles Instrument in der Hand, aus Alltagsärger neue Kraft zu bekommen. Das ist eine einfache und hoch wirksame Übung für Alltagsärger. Das wirkt jetzt nicht unbedingt und ist vielleicht auch nicht unbedingt angemessen, wenn ihr wirklich großen Ärger habt. Man könnte sagen, ein bisschen wirkt es auch, aber sie wäre nicht die einzige Strategie und es ist auch nicht immer notwendig, den Ärger auch wirklich weg zu atmen. Angenommen, ihr kriegt die Kündigung wegen einer Verleumdungskampagne, jetzt einfach nur vier Sekunden einatmen und acht Sekunden ausatmen, zehnmal, wird vermutlich nicht ausreichen und der richtige Umgang mit solchen Situationen ist natürlich mehr als nur Atmung. Aber für kleinen Alltagsärger ist es sehr hilfreich und dann könnt ihr nämlich auch feststellen, ist es der Anlass wert, anschließend etwas zu machen, und dann könnt ihr auch etwas machen. Also angenommen, ihr seid in irgend so einem Meeting und irgendein Kollege greift euch gerade an, der redet aber glücklicherweise erst noch weiter und ihr könnt dann zehnmal tief durchatmen. Danach habt ihr Kraft und habt Power und was ihr jetzt sagen werdet, das wird auch sitzen. Und ihr könnt es auch relativ souverän rüberbringen. Relativ. Man muss auch nicht vollständig souverän sein, wenn man vorher angegriffen wurde, aber relativ souverän. Man kann aber auch feststellen, es rentiert sich gar nicht. Der andere hat sich selbst dadurch lächerlich gemacht, dass er das gesagt hat, und das ist allen bewusst geworden. Man braucht gar nicht reagieren, aber man ist dem anderen dankbar: „Er hat mir jetzt Energie geschenkt. Er hat mein Prana aktiviert. Ich habe die Gelegenheit gehabt, tief zu atmen, jetzt kann ich ja was ganz anderes sagen oder ich gehe jetzt einfach fröhlich beschwingt in die Pause danach.“ Das funktioniert tatsächlich. Das könnt ihr ausprobieren. Könnt ihr künftig immer, zumindest bei kleinem Ärger und wenn er sich nicht zu schnell hintereinander anhäuft, könnt ihr den Leuten dankbar sein, die euer Prana erwecken, ihr habt euch ein paar Runden Kapalabhati gespart. Umgekehrt wäre es nämlich, wenn man den Ärger nicht umwandelt und er kommt zu häufig, dann irgendwann kippt der um und man ist dann müde und geschafft.