Tanztherapie

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Tanztherapie

Geschichte der Tanztherapie

Die Wurzeln der Tanztherapie finden sich Anfang der 20er Jahre in der deutschen Ausdruckstanz- und rhythmischen Gymnastikbewegung; es bestand hier zur Zeit des Nationalsozialismus jedoch keinerlei Möglichkeit zur Entwicklung. Wichtige Impulse für diese Therapieform gingen von Schülerinnen (insbesondere Mary Wigman) des ungarischen Tänzers und Choreografen Rudolf von Laban aus. Weitere Schülerinnen wie Liljan Espenak, Franziska Boas, Mary Whitehouse und Irmgard Batenieff wanderten in die USA aus und arbeiteten dort mit behinderten und psychisch kranken Menschen. Sie trugen dort ebenso maßgeblich zur Entwicklung der Tanztherapie in den 40er Jahren bei wie die Bühnentänzerinnen Trudi Schoop und Marian Chase. 1966 wurde die American Dance Therapy Association (ADTA) gegründet. Anfang der 80er Jahre etablierte sich in den USA das zweijährige Studium für einen Master- Abschluss in Tanztherapie mit vorgegebenen Standards. Ungefähr zeitgleich entstanden auch in Deutschland mehrere Institute, die tanztherapeutische Aus- und Weiterbildungen anboten. Seitdem verbreitet sich die Tanztherapie als therapeutische Methode wieder in ihrem Ursprungsland. Als klinisches Verfahren hat die Tanztherapie in Deutschland seit Anfang der 90er Jahre an Bedeutung gewonnen. 1995 wurde der Berufsverband der Tanztherapeuten/innen Deutschlands (BTD)gegründet, dieser vertritt mittlerweile ca. 300 anerkannte Tanztherapeuten/innen und kooperiert auch mit internationalen Verbänden. Der BTG gibt Standards für die fundierte vierjährige berufsbegleitende Ausbildung vor. Das Niveau der Standards orientiert sich an anderen psychotherapeutischen Ausbildungen und den entsprechenden nationalen und internationalen Entwicklungen. Ausbildungsinstitute müssen für die Anerkennung durch den BTG die Ausbildungsstandards erfüllen, welche durchaus Schwerpunkte erlauben ohne die grundsätzlichen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vernachlässigen. Allerdings ist der Begriff „Tanztherapie“ als Berufsbezeichnung nicht geschützt, weder die Zulassung zur Ausbildung, die Ausbildungsinhalte, das Abschlussverfahren und die Zulassung zur Ausübung sind bisher gesetzlich geregelt. Somit werden auch Aus- bzw. Fortbildungen von kürzerer Dauer angeboten, die nicht nur unzureichend qualifizieren, sondern häufig auch in ihren Methoden nicht dem international gängigen Verständnis der Tanztherapie entsprechen. In Heidelberg wurde 2012 der Masterstudiengang „Tanz- und Bewegungstherapie“ zugelassen. An der Etablierung eines europäischen Tanztherapieverbandes, welcher die berufspolitischen Interessen innerhalb Europas vertreten kann, wird derzeit gearbeitet.

Was ist Tanztherapie?

Tanztherapie ist eine körperorientierte und künstlerische Psychotherapie. Sie wird zur Verbesserung des Verstehens von physischen und psychischen Erkrankungen, zur Heilung bzw. zum Umgang mit diesen eingesetzt. Tanz ist ein grundlegendes Ausdrucksmittel zur Verständigung und ein uraltes Heilmittel zur Bewältigung von Lebensereignissen. Der frei improvisierte Tanz unterscheidet sich von anderen körpertherapeutischen Methoden insbesondere durch die aktive, emotionale und kreative Gestaltung sowie das individuelle Erleben. Der Zugang über die Sprache des Körpers bietet eine erhebliche Erweiterung der gängigen therapeutischen Möglichkeiten.

Bei einem frei gestalteten Tanz mit Musik und Bildern fällt es vielen Menschen leichter, Gefühle zu verstehen, auszudrücken und zu verarbeiten. Die Tanztherapie kann zum Ausdruck bringen, was verbal schwer oder sogar nie formulierbar ist. Das Einbeziehen des Körpers, welcher sein eigenes Gedächtnis hat und der Körpersprache, ermöglicht die therapeutische Berücksichtigung sogar von kleinkindlichen, vorsprachlichen Erlebnissen. „Ausdrucks-, Anpassungs- und Kommunikationsverhalten sind in Muskelspannung, Atmung, Rhythmen, Formen, Haltung und Bewegungsdynamik beobachtbar und durch tanztherapeutische Interventionen beeinflussbar.“ (Infoblatt Berufsverband der Tanztherapeuten/ innen Deutschlands e.V., Koch & Bräuninger,04/2008) Als Einzel- bzw. Gruppentherapie findet die Tanztherapie durch ihre Methodenvielfalt bei allen Altersgruppen Anwendung.

Tanztherapie in der Praxis

Alltägliche Bewegung und Tanz wird als Ausdrucksform für eigene Gefühle, Kommunikation und Interaktion mit anderen, sowie zur Gestaltung der therapeutischen Beziehung genutzt.

Anhand der Atmung, Muskelspannung, Haltung, Gestik, Mimik und Bewegungsdynamik sowie dem Rhythmus, Tempo und der Beziehung zum Raum wird das Verhalten des Erlebens und der Kommunikation beobachtet. Der/ die Therapeut/in erstellt schließlich eine Bewegungsanalyse. Über die Tanzbewegung und deren Symbolgehalt kann auf die emotionalen Belange des Einzelnen geschlossen werden. Der therapeutische Prozess wird durch die Tanztherapeuten/innen initiiert, indem sie im Besonderen mittels Tanz und Bewegung intervenieren und strukturieren.

Meist wird bei den gesunden Persönlichkeitsanteilen begonnen, um zunächst die psychische Stabilität und das Selbstbewusstsein zu fördern. Im weiteren Therapieprozess werden neue Bewegungsmöglichkeiten und alternative Handlungsmodelle erarbeitet bzw. erlebt. Finden Veränderungen auf der Bewegungsebene statt, so wirken diese auf die gesamte Persönlichkeit. Das Geschehen wird in einem therapeutischen Gespräch reflektiert, um die Bewusstwerdung des Erlebten zu fördern; entsprechend der Behandlungssituation wird dies unterschiedlich angewandt. Das tatsächlich empfundene Erleben spielt die zentrale Rolle im Veränderungsprozess.

Methoden der Tanztherapie

Hauptelemente der Tanztherapie sind die Tanztechnik, Nachahmung, Improvisation und die Gestaltung:

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