Göttliche Mutter
Göttliche Mutter
Buch 1 Tantra Yoga von Swami Sivananda
Kapitel 3
Verehrung der Mutter
Die Verehrung der Mutter ist die Verehrung Gottes in Gestalt der Göttlichen Mutter -- Sri Mata. Shakti ist die Kraft des Herrn oder die kosmische Energie. Shakti ist der Energie-Aspekt von Isvara oder Gott. Shakti ist Gott innewohnend. So wie man nicht Feuer und Hitze voneinander trennen kann, so kann man auch nicht Shakti von Gott, dem Shakta oder dem Besitzer von Shakti trennen. Shakti und Shakta sind eins. Sie sind unzertrennlich. Die Verehrung von Durga oder Parvati oder Kali ist Verehrung des Lord Shiva. Die Göttliche Mutter wird in Ihrem Aspekt der Durga so dargestellt, dass Sie zehn verschiedene Waffen in Ihren zehn Händen hat und auf einem Löwen sitzt.
Elektrizität, Magnetismus, Druck, Hitze, Licht, die fünf Elemente und ihre Kombinationen sind alle ewigliche Manifestationen von Shakti. Intelligenz, Urteilsvermögen, psychische Kraft und der Wille, sie alle sind Ihre inneren Manifestationen. Durch die drei Gunas -- Sattva, Rajas und Tamas -- erhält sie das Lila des Herrn aufrecht. Vidya, Shanti, Lust, Zorn, Gier, Egoismus und Stolz sind alle Ihre Formen. Unzählbar sind Ihre Manifestationen. Durga, Kali, Bhagavati, Bhavani, Ambal, Ambika, Jagadamba, Kamesvari, Ganga, Uma, Chandi, Chamundi, Lalita, Gouri, Kundalini, Tara, Rajesvari, Tripurasundari etc., sie alle sind Ihre Gestaltsformen. Sie ist Para Shakti, und Radha, Durga, Lakshmi, Sarasvati und Savitri sind die fünf Prakritis. Während der neun Tage des Dussera-Festes wird Sie als Durga, Lakshmi und Sarasvati verehrt.
Sie liegt ruhend im Muladhara Chakra in Form einer gewundenen Schlange oder zusammengerollten Energie, welche als "Kundalini Shakti" bekannt ist. Sie ist im Lebensmittelpunkt des Universums. Sie ist die treibende Ur-Lebenskraft, welche allem zugrunde liegt, was existiert. Sie vitalisiert unseren Körper durch den Sushumnanadi und die Nerven. Sie nährt ihn mit Speisesaft und Blut. Sie belebt das ganze Universum durch Ihre Energie. Sie ist die Energie in der Sonne, der Duft in den Blumen, die Schönheit in den Landschaften, die Gayatri oder Gesegnete Mutter in den Veden, die Farben im Regenbogen, die Intelligenz im Verstand, der Wirkstoff in den homöopathischen Globuli, die Kraft in Makaradhvaja und Goldoxid, die Willenskraft und Vichara Shakti in den Weisen, die Hingabe in den Bhaktas, Samyama und Samdhi in den Yogis.
Niemandem sonst gegenüber seid ihr so frei und offen wie gegenüber eurer Mutter. Es fällt euch leichter, eurer Mutter euer Herz zu offenbaren, als eurem Vater. "Na Matuh Paramadaivatam -- es gibt keinen Gott, der größer ist, als die Mutter." Sie ist es, die euch beschützt, euch ernährt, tröstet, aufmuntert und großzieht. Sie ist euer erster Guru. Die ersten Silben, die ein menschliches Wesen von sich gibt, ist der Name der geliebten Mutter (Ma). Sie opfert alles, was sie hat, für das Wohl ihrer Kinder.
Ein Kind ist der Mutter näher als dem Vater, weil sie es ist, die gütig, liebevoll, zärtlich und herzlich ist und sich um die Bedürfnisse des Kindes kümmert. Wann immer das Kind etwas will, es rennt mit ausgestreckten Armen eher zur Mutter als zum Vater. Wenn sie das Weinen des Kindes hört, lässt sie sofort all ihre Hausarbeit liegen und läuft gleich, um dem Kind beizustehen. Auch im spirituellen Bereich hat der Übende oder Aspirant, das spirituelle Kind sozusagen, eine intimere Beziehung zur Mutter Durga als zum Vater Shiva. Lord Shiva ist die äußere Welt ziemlich gleichgültig. Er ist ein Tyagi und ein Virakta, Er trägt Girlanden aus Totenköpfen seiner Anhänger, reibt seinen ganzen Körper mit Vibhuti oder heiliger Asche ein und verbleibt in den Verbrennungsstätten in einem berauschten Zustand. Er ist voll und ganz mit der Kontemplation Seiner Selbst beschäftigt. Er verharrt in einem Zustand von Nirvikalpa Samadhi. Er hat alle Vollmachten an seine Gemahlin Durga weitergegeben. So ist es Mutter Durga, die sich um die Angelegenheiten der Welt kümmert. Lord Shiva (Purusha) schaut staunend auf Prakriti (Durga), Seine Shakti. Denn Sie ist es, die sich mit Schöpfung, Erhalt und Zerstörung befasst.
Daher ziemt es sich für den Aspiranten, sich zuerst der Mutter zu nähern und Sie anzusprechen, damit Sie dann Ihr spirituelles Kind für seine Erleuchtung und Selbstverwirklichung dem Vater präsentieren möge. Genau das ist der Grund, warum die Gläubigen in den Yugala-Namas Namen wie Radha, Sita, Gouri voranstellen, nämlich Radha Krishna, Sita Rama, Gouri Shankar, Uma Shankar, Bhavani Shankar, Lakshmi Narayana.
Upasana oder die Verehrung der Devi oder der Universellen Mutter führt zu Erlangen des Wissens um das Hohe Selbst. Die Geschichte im Kenopanishad, die als "Yaksha Prasna" bekannt ist und in der Uma die Götter die Wahrheit lehrt, unterstützt diese Sichtweise.
Die Gnade der Mutter ist unermesslich. Ihre Barmherzigkeit und Ihr Segen sind grenzenlos. Ihr Wissen ist unendlich. Ihre Kraft ist unfassbar groß. Ihre Pracht und Ehre sind unaussprechbar. Ihr Glanz ist unbeschreibbar. Sie gibt euch sowohl Bhukti (materiellen Wohlstand) als auch Mukti (Befreiung).
Nähere dich Ihr mit offenem Herzen. Offenbare Ihr dein Herz in Aufrichtigkeit und Demut. Sei einfach wie ein Kind. Vernichte schonungslos Egoismus, Verschlagenheit, Eigennützigkeit und Unehrlichkeit. Geh zu Ihr in totaler, uneingeschränkter, bereitwilliger Ergebung. Singe und lobpreise Sie. Wiederhole Ihren Namen. Verehre sie mit Vertrauen und unbeirrbarer, entschlossener Hingabe. Gestalte an Navaratri Tagen spezielle Pujas. Navaratri bietet die passendste Gelegenheit, intensiv Sadhana zu üben. Diese neun Tage sind sehr heilig für Devi. Tauche tief ein in Ihre Verehrung. Führe Anushthana aus. Devi kämpfte neun Tage und neun Nächte mit Bhandasura und seinen Kräften. Der Krieg endete am Abend des zehnten Tages, bekannt als "Vijaya Dasami" oder "der Tag des Sieges". Am Vijaya Dasami wird Akshara Abhyasa für Kinder gemacht. An diesem Tag werden Aspiranten eingeweiht. Der Beginn jeglicher wissenschaftlicher Studien wird auf diesen glückverheißenden Tag gelegt. Es war dieser Tag, an dem Arjuna betend Devi verehrte, bevor er den Kampf gegen die Kauravas im Feld von Kurukshetra begann.
Möge die Göttliche Mutter Durga Rechtschaffenheit oder Dharma in diese Welt bringen! Möge Sie alle dunklen, feindseligen Kräfte vernichten, welche den Frieden auf dieser Welt stören! Möge Sie alle Krankheiten und Hungersnöte von allen Ländern fernhalten! Möge Sie höchsten Frieden, Wohlstand und immerwährende Glückseligkeit all Ihren Kindern in dieser Welt gewähren! Möge Sie die Asuras oder Dämonen oder Leute mit diabolischen Tendenzen in sattvische Menschen umwandeln! Möge Sie asurische Tendenzen wie Gier, Zorn, Stolz, Scheinheiligkeit etc., welche Madhu, Kaithaba, Mahisha, Sumbha und Nisumbha repräsentieren, in den menschlichen Wesen auslöschen!
Möge sie Ihre Kinder mit der Milch göttlicher Weisheit nähren und sie emporheben in die höchsten Höhen göttlicher Pracht und Glorie, dem unvergänglichen Zustand von Kaivalya und ewigwährendem Sonnenschein!