Versenkung
Versenkung
ein Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich
- Der Schüler: Und was ist Versenkung (Samâdhi)?
- Der Meister: Der Yoga kennt mehrere Formen von Entrückung, und es gibt mancherlei Arten von Versenkung. Aber die Versenkung, die ich lehre, ist von eigener Art. Sie ist naturhaft und entsteht von selbst (Sahaja Samâdhi), Zunächst erreichst du vollkommene Sammlung (Samâdhâna), du verharrst still und gesammelt, auch wenn du tätig bist; da erlebst du, daß es dein tieferes Selbst innen ist, das sich bewegt, du handelst und denkst unberührt von allem, was du tust, sprichst oder denkst, Du fühlst keine Bekümmernis, Beklemmung oder Sorge; denn du wirst gewahr, dass nichts dich, dein Ich, berührt, — alles geht von einem Wesen aus, mit dem du dich vereint weißt,
Der Schüler: Wenn diese Versenkung, die von selbst erwächst, der höchste erwünschte Zustand ist, so bedarf es nicht der »unter¬schiedslosen Versenkung« (Nirvikalpa Samâdhi), in der die Unterschiede zwischen Wahrnehmendem, Wahrgenommenem und Wahrnehmen und das Bewußtsein überhaupt verschwinden? Der Meister: Die »unterschiedslose Versenkung« des Râja Yoga hat ihren Wert. Aber im Yoga der Erkenntnis (Jnâna) ist dieser von selbst erwachsende Stand (Sahaja sthiti), dieses »Ruhen in sich selbst, das sich von allein einstellt« (Sahaja nishthâ), schon der Stand der »unterschiedslosen Versenkung«, Denn in diesem Stande ist das Gemüt jenseits aller Zweifel, das Denken schwingt nicht mehr zwischen Gegensatzpaaren von Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten, es vollzieht keine Unterscheidung (Vikalpa) irgendwelcher Art, Es ist der Wahrheit gewiß, es fühlt die Gegenwart des Wirklichen, Auch wenn es tätig rege ist, weiß es sich rege im Wirklichen: dem Selbst, dem höchsten Wesen.
Siehe auch
Literatur
- Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage