Yogazweige
17 in Deutschland bekannte Yogazweige
Artikel von Lore Tomalla, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 17
(Anmerkung für den Wiki-Bearbeiter: bitte für jeden Yogazweig einen eigenen ===Abschnitt=== bilden)
Jeder der 17 Yogazweige von ihnen führt auf seine Weise zu Vollkommenheit: Hatha Yoga Asthtanga Yoga Bhakti Yoga Jnana Yoga Prana Yoga Laya Yoga Purna Yoga Mantra Yoga Yantra Yoga Raja Yoga Svara Yoga Ghatastha Yoga Karma Yoga Tantra Yoga Kriya Yoga Kundalini Yoga Integraler Yoga
Alle Yogaarten kann man nicht ausführen – das wäre ein zu umfangreiches Programm. Man beginnt am besten mit
HATHA YOGA
der bekanntesten Yoga-Art. HA bedeutet Sonne und THA bedeutet Mond. Wir Europäer verstehen das am besten, wenn wir es so auffassen, dass wir unsere anregenden und hemmenden Nervenenergien in Harmonie bringen. Das erreichen wir mit Atemtechniken, Körper - haltungen und Meditationstechniken des Yoga. Wer mehr darüber wissen möchte, wendet sich dem
ASHTANGA YOGA
zu. Ashtanga Yoga hat acht Stufen: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi. Yamas sind die Verbote: alles, was ich nicht tun sollte, wenn ich glücklich werden will: Nicht lügen, nicht stehlen, mich anständig benehmen, nicht verletzen in Wort und Tat.
Niyamas sind die Gebote: alles was ich tun sollte, wenn ich glücklich werden will. Santosha Zufriedenheit, Tapas Strebsamkeit, Swadhyaya Selbsterkenntnis, Ishwara Pranidhana, sich demjenigen, was man als Höchste Wahrheit erkennt, bedingungslos unterwerfen, d.h. es ausführen, in den Alltag integrieren.
Asana nennt man die Körperhaltungen des Yoga. Man beginnt mit ganz einfachen Körperhaltungen, die jedem gesunden Menschen möglich sind. Es ist anders als wir das vom Sport her kennen: Man nimmt eine Position ein, verharrt mindestens drei Atemzüge in dieser Position, legt sich dann ruhig hin und beobachtet den Atem, bis er sich wieder beruhigt. Erst dann nimmt man die nächste Position ein. Man praktiziert täglich vor dem Frühstück, weil der Magen noch leer sein soll. Es dauert zunächst eine Viertelstunde, wenn man schon mehrere Asanas kennt, dauert es eine halbe Stunde.
Länger als 90 Minuten braucht man nicht üben. Der Alltag soll nicht vernachlässigt werden, sagt eine der wichtigsten Yogaüberlieferungen, die SIVA SAMHITA. Die Asanas sind beschrieben in der HATHA YOGA PRADIPIKA. Das bedeutet, unbeweglich sitzen. In Bewegung ist nur unser Atem. Wir spüren, wie der Atem uns durchströmt. Wenn wir das Asana schon zehn Atemzüge beibehalten können, werden sogar die schwierigen Yogaübungen leicht und angenehm. Asana bedeutet bequeme, feste Haltung. Während der Anleitung zu praktischen Übungen ernte ich zunächst Lacherfolge: das ist doch nicht leicht! Wenn sechs Wochen praktisches Training vorüber sind, bestätigen alle, dass die Asanas tatsächlich leicht und angenehm sind und dass ihnen etwas zum Wohlbefinden fehlt, wenn sie nicht üben.
Ich beginne jede Yoga-Praxis mit Pranayama, den Atemtechniken des Yoga. Zuerst einfach still sitzen und den Atem beobachten. Luft strömt ein und aus. Wo im Körper kann ich das spüren? Es gibt Atemräume im Körper: im Brustkorb bewegen sich die Schlüsselbeine, das ist die obere Atmung, die Rippen bewegen sich, das ist die mittlere Atmung, das Zwerchfell bewegt sich, das ist die untere Atmung. Wenn wir auf dem Bauch liegen, bewegt sich der Rücken. Es ist wichtig, in den Rücken zu atmen. Eine der vielen Pranayama-Atemtechniken ist die Wechselatmung oder Nadi Sodhana Pranayama. Nadis sind Energiebahnen.
Unsere Lebensenergie entsteht durch den Atem. Unsere Lebens energie ist eine Lichtenergie. Wir sind Lichtwesen, Kinder des Lichtes. Dieses Lebenslicht fließt in den Energiebahnen, den Nadis. Sodhana bedeutet rein. Die Shiva Samhita lehrt in Kap. 3 Vers 64 wie man die Wechselatmung mit Kumbhakas (Atem anhalten) verbindet. Täglich eine halbe Stunde vor dem Sonnenaufgang und eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang durchgeführt, werden nicht nur die Atemwege rein, sondern auch die Energiebahnen. Die Nadis müssen rein sein, damit die Lebens - energie (Prana) ungehindert fließen kann. Durch unreine Ernährung verschlacken die Nadis, der Energiefluss wird gestört und wir erkranken. Wir lernen während des Pranayama unsere Lebensenergie zu lenken. Das entspannt und was entspannt ist, kann heilen, z.B. können Magengeschwüre abheilen, wenn diese Übung konsequent ein halbes Jahr lang täglich dreimal ausgeführt wird. Die nächste Stufe ist Pratyahara. Praty heißt „darüber hinausgehen“. Pratyahara kann man nicht lehren, Pratyahara geschieht.
Wenn wir regelmäßig Yoga üben, geschieht das, was unser Sprichwort: „Mensch werde wesentlich“, sagen will. Yogatechniken bewirken, daß wir Prioritäten setzen. Wir nehmen freiwillig eine Disziplin auf uns, regeln damit unser Leben, werden besser mit Problemen fertig. Wir haben nicht weniger Probleme, aber sie zermürben uns nicht. Es macht Freude, sie zu meistern und zu überwinden.
Ich beschließe jede Yoga Praxis mit Dharana, stillsitzen, den Atem beobachten, an nichts denken. Das Denken soll ruhen. Das schaffen wir nicht ohne weiteres. Je mehr wir uns bemühen, nichts zu denken, desto heftiger stören uns Gedanken. Gestern habe ich dies vergessen, morgen muß ich jenes erledigen und und und... Gedanken ohne Ende. Wir nehmen ein Desha zu Hilfe. Desha heißt Gegend. Wir können uns eine schöne Gegend vorstellen, wo wir in Gedanken spazieren gehen oder wir blicken die Sonne an. Man kann auch den Mond anblicken oder ein christliches Symbol, z.B. das Kreuz.
Ich möchte meditieren, aber es gelingt noch nicht. Ich schaffe Bedingungen, die mir helfen, meine Gedanken zu beruhigen. Ich wähle ein Meditationsobjekt und bleibe dabei. Ich wechsle nicht, ich benutze immer dasselbe Desha. Jeden Tag. Ich sitze. Ich setze mich jeden Tag zur einmal gewählten Zeit. Ich meditiere täglich zehn Minuten. Ich übe die Gedankenstille. Ich gönne meinem Gehirn ein Ausruhen. Es wird mir diese Pause danken. Eines Tages geschieht es: Ich werde eins mit dem Meditationsobjekt. Es ist mir gelungen, zehn Minuten nur an mein Meditationsobjekt zu denken. Das ist Dhyana, die siebente Stufe des Ashtanga Yoga. Wenn ich das erreicht habe, dauert es nicht mehr lange, bis ich die achte Stufe, das Ziel des Ashtanga Yoga, erreichen kann: SAMADHI. Ich sitze bewegungslos, ich schlafe nicht, aber ich nehme nichts mehr wahr, es geschieht REINES SEIN.
BHAKTI YOGA
Bhakti heißt, dass ein Gott verehrt wird. Im Hindu - ismus hilft man sich mit der Definition: es gibt nur einen Gott. Er hat viele Namen. Die hinduistische Glaubenswelt ist bunt wie unsere Gedanken. Erst wenn man weiß, wie die Kanpatha Yogis geübt haben, versteht man, wie das gemeint ist. Es heißt: ICH bin der Herr, dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Lächerlich, Gott ist eifersüchtig. Das darf doch nicht wahr sein!
Wir haben aber andere Götter neben ihm, zum Beispiel das Geld. Wir rennen dem Geld nach, statt Gott zu verehren. Jesus hat uns ermahnt, anspruchslos zu sein. Im Bhakti Yoga ist das der Digam - barji, der „Luftbekleidete“, der sich nur das Allernotwendigste gönnt. Im Buch „Reise in die innere Welt“ hat uns Kumbaripava ein Schaubild überliefert, das uns erklärt, was Jesus gemeint hat, als er sagte: „Das Himmelreich ist inwendig in euch.“ Im Beckenboden wohnt laut Hinduismus Ganesha. Hier ist Bhoga zu Hause, das Genießen, das zur Ausschweifung werden kann. Darüber wohnt Brahma, der Schöpfergott, wo in der Höhle, im warmen Bauch der Mutter das Kind heranwächst. Darüber wohnt Rudra. Wer hat nicht schon mal festgestellt, dass er „Wut im Bauch“ hatte? Darüber befindet sich der Bereich Antakarana Sthana, eine Ampel mit acht Herzblättern.
Je nachdem, auf welchem dieser Herzblätter sich unsere Gedanken konzentrieren, ist unser Verhalten ausgerichtet. Darüber befindet sich im Halsbereich unsere Stimme. Es ist erforderlich, reine Gedanken zu formulieren und auszusprechen, wenn wir gesund bleiben wollen. Bhakti Yoga ist der Weg der dienenden Liebe. Ein Bhakta ist nicht fanatisch. Er nimmt nicht das Schwert, wie Petrus – er verteidigt seinen Gott nicht gegen imaginäre andere Götter – weil es sie nicht gibt. Ein Bhakta ist glücklich. Er singt und tanzt und preist Gott in allem, was er tut. Ein Bhakta betet:
O Herr, wenn ich mich mit meinem Körper identifiziere, bin ich dein Diener. Wenn ich mich als eine verkörperte Seele betrachte, bin ich eine Zelle deiner Herrlichkeit. Wenn ich mich mit dem Selbst identifiziere, tue ich nichts ohne dich. Das ist meine feste Überzeugung.“
Jeder Gottesbegriff beschreibt nur einen Teil des Göttlichen. Jeder Kult wendet sich an einen speziellen Aspekt dieser Einen Höchsten Wirklichkeit. Dieses Höchste Sein ist Eines, unteilbar, neben ihm gibt es kein Zweites, es hat viele Namen, aber es gibt nur das EINE. Ein Gleichnis: Eine Gruppe Blinder wurde zu einem Elefanten geführt: Jeder fasste einen Teil des Elefanten an und glaubte Bescheid zu wissen: Einer hatte das Ohr angefasst und sagte: Ein Elefant ist wie eine Matte. Ein anderer hatte den Bauch angefasst und sagte: Ein Elefant ist wie ein großes Fass. Ein anderer fasste den Rüssel an und sagte.
Ein Elefant ist wie eine Schlange. Ein anderer fasste ein Bein an und sagte. Ein Elefant ist wie eine Säule. Keiner hat begriffen, was ein Elefant ist, jeder vermag lediglich über einen Teil des Elefanten zu reden. So verhalten sich Fanatiker, die ihre Religion gegen andere Religionen verteidigen.
JNANA YOGA
Jnana heißt Weisheit, Erkenntnis. Jede Wissenschaft könnte man als Jnana Yoga bezeichnen. Alles, was jemals gewusst wurde, in Frage stellen, neu überdenken, das ist Jnana Yoga. Wer Jnana Yoga übt, sucht die absolute Wirklichkeit (Brahman).
Er verwirft die relative, begrenzte Wirklichkeit die Bedingungen unterworfen ist als Maya, als Illusion. Nur die absolute Wirklichkeit ist ewig und real. Alle Phänomene, seien sie nun subjektiv oder objektiv, sind in Bewegung, sind vergänglich und ständiger Umformung unterworfen. Viveka – die Unterscheidung, macht uns diese Tatsache bewußt. Indien hatte immer diese großartige Idee religiöser Freiheit.
In Unfreiheit kann nichts wachsen. Nur wenn Menschen die Freiheit genießen, ist die einzig richtige Bedingung für Wachstum vorhanden. Gut und Böse gibt es nicht. Es gibt nur unser subjektives Urteil.
Ein ganz einfaches Beispiel: Dieselbe Sache kann Vergnügen und Verdruss bereiten: Die Gartenpflanzen drohen zu verdorren, es regnet, wie erfreulich – aber gerade an dem Tage hatten wir zu einer Gartenparty eingeladen.
PRANA YOGA
ist ein eigenständiger Yogapfad für Menschen, die hauptsächlich die vierte Stufe des Ashtanga Yoga üben, Atemtechniken und Pranalenkung. VASISHTA SAMHITA beschreibt vierzehn der wichtigsten Nadis in Kapitel 2 Vers 1 bis 69 und wie diese zu reinigen sind. Die wichtigste Nadi ist Sushumna Nadi. Sie durchzieht den Rumpf vom Scheitel bis zum Steiß. GORAKSA SATAKAM widmet Vers 56 Sushumna Nadi und den beiden sie umgebenden Nadis Ida und Pingala.
Sushumna zieht zum Soma mandala heißt es da und die beiden anderen Nadis überkreuzen sie in jedem Chakra. Mit Chakra sind Energiefelder gemeint, die in der Siva Samhita im fünften Kapitel Vers 56 bis 131 erwähnt werden. Sie haben folgende Namen: Im Beckenboden Mula Chakra, darüber, etwa auf Höhe der Bauchfalte Swadhisthana Chakra, im Nabelbereich Manipura Chakra, im Herzbereich Anahata Chakra, im Kehlbereich Vishuddha Chakra, im Stirnbereich Ajna Chakra. Über dem Gaumendach, das ihm als Basis dient, befindet sich der tausendblättrige Lotus Sahasrara.
Vers 106 erwähnt, dass sich zwischen Brahmarandhra und Muladhara die Sonne befindet. Die Sonnenenergie fließt in der an der rechten Seite befindlichen Pingala Nadi, die Mondenergie in der an der linken Seite befindlichen Ida Nadi. Der menschliche Körper wird von 72000 Nadis durchzogen, so Siva Samhita. Wie die Meridiane der Erde vom Nordpol zum Südpol ziehen, so beginnen die Nadis im Mula Chakra und ziehen zum Brahmarandhra. Diese Form wird das Brahmanda genannt, das Ei Brahmans. In der Meditation kann man die Ränder der Aura spüren, man kann auch Lichterlebnisse haben als wäre man eine mit Sonnenlicht erfüllte Pyramide. Die Schriften betonen die Wichtigkeit bestimmter Yogahaltungen.
Siva Samhita nennt die Vorwärtsbeuge und die Dehnung der Rückenpartie vornehme Haltungen, die jeden Tag zu üben sind. In der Vorwärtbeuge (Paschimotanasana) hat man die Fingerspitzen an den Zehen. Nun ist es möglich, die Lebensenergie von den Fingerspitzen über die Zehen die Beine hinauf, den Rücken hinauf und über die Schultern wieder die Arme hinunter zu den Finger - spitzen und den Beinen zu führen. Wenn man regelmäßig übt, wird dieser Pranastrom deutlich spürbar.
Das 3. Kapitel der Shiva Samhita betont, was von Sängern und Rednern intensiv geübt wird: Nämlich dass Vokale und Konsonanten, wenn mit Einsatz der Unterleibsmuskulatur (d.h. vom Swadhisthana
Chakra aus) die Sprache „gestützt“ und gesprochen wird, sich in den verschiedenen Chakras gesund - heits fördernd auswirken. Von der bei HATHA YOGA als Pranayama erwähnten Wechselatmung Nadi Sodhana wird in Shiva Samhita Kap. 3 Vers 64 ausführlich erläutert, dass man diesen mit Konzentration auf die verschiedenen Chakras üben soll, ein halbes Jahr auf Mula Chakra, ein halbes Jahr auf Swadhisthana, ein weiteres halbes Jahr auf Manipura, ein halbes Jahr auf Anahata, danach ein halbes Jahr auf Vishuddha und ein halbes Jahr auf Ajna, die Stelle zwischen den Augenbrauen. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass mehrere Jahre Praxis dieser Atemtechnik, jeden Morgen und Abend je eine halbe Stunde, Herzbeschwerden zu lindern vermag.
Bei mir sind sie sogar vollständig ausgeheilt. Konsequentes Üben ist unerlässlich. Das dritte Kapitel der VASISHTA SAMHITA klärt uns in den Versen 61 bis 75 über die Vitalen Punkte, die Marmas auf. Das ist Geheimwissen der Kshatrya, der Kriegerkaste. Diese wichtigen Punkte, so lernen es die jungen Krieger, sind bei sich selbst zu schützen und bei den Feinden zu verletzen, um sie zu töten oder mindestens außer Gefecht zu setzen. In den Yoga Zentren wird Meditation auf diese Körperzentren durchgeführt, um die Übenden gesund zu halten und zu kräftigen. Wenn sich Menschen zum regelmäßigen Pranayama Üben treffen, nennt man das ein Prana Darshana.
LAYA YOGA
ist der Yoga der Auflösung von Granthis, „Knoten“, die sich infolge unreiner Ernährung oder auch durch Ärger in den Nadis als Verunreinigungen bilden. Das kann sogar zu Verschlüssen führen, dass die Energie nicht mehr strömen kann. Dadurch werden die Organe unzureichend oder gar nicht mit wichtiger Lebensenergie versorgt und wir erkranken. Die Sprachen Sanskrit und Deutsch sind verwandt: Es gibt umgangssprachlich für jemanden der ärgerlich ist das Sprichwort: „Der ist heute aber grantig.“
Über LAYA Yoga klärt uns ein Buch von Shyam Sundar Goswami auf, der diese Techniken regelmäßig praktizierte und mit neunzig Jahren wie sechzig aussah. In Kapitel 14 beschreibt er die Disziplin der „mental rejuvenation“ und wie Ojas (sublimierte Energie) zu gewinnen ist, die Voraussetzung für Verjüngung.
Zu Beginn der Yoga-Praktiken wird ein mildes Fasten angeraten, viel Trinken, Wasser mit Orangenund/oder Zitronensaft, viel Liegen, damit der Körper Schlacken ausschwemmen kann. Es gibt viele Beispiele: Eine Frau hatte Gallensteine, fuhr nach Indien, meditierte dort sechs Wochen unter Anleitung, praktizierte Asanas und Pranayama. Als sie nach Deutschland zurückkehrte, hatten sich die Gallensteine aufgelöst.
PURNA YOGA
(„vollständiger Yoga“) ist ein Unding. Den vollständigen Yoga kann es nicht geben. Im Laufe der Zeit ist unendlich viel verloren gegangen, Palmblätter durch Insektenfraß unleserlich geworden, kenntnisreiche Yogis fanden keine Schüler und nahmen ihr Wissen mit ins Grab. Außerdem haben übereifrige Schreiber beim Abschreiben der Texte offensichtlich Textstellen eingefügt, die sie für wichtig hielten, die aber nicht dazu gehörten. Bis all das gesichtet und abgeklärt ist, werden Jahrzehnte vergehen.
MANTRA YOGA
ist ein sehr umfangreiches Gebiet und wichtiger als man zunächst glaubt. Das Chanten von Mantras kann Menschen so aufbauen, dass es deren Erfolg bewirkt. Unumstritten ist die Wirksamkeit des Heiligen Lautes Om. Es wird in allen Yoga Schriften gelobt, so im Kapitel 6 der Vasishta Samhita, außerdem besonders ausführlich in der Brihadyogi Yajnavalkya Smritih im OMKARA NIRNAYA. Beim Chanten der Mantras zählt man die Anzahl mit einer Mala, einer Kette aus Sandelholzkügelchen. Es gibt verschiedene Anweisungen, je nach Absicht des Guru und auch nach Fähigkeit des Schülers, die der Guru durch Erfahrung einschätzen gelernt hat. Das Mitschwingen der Buchstaben läßt sich sehr leicht nachprüfen, indem man die Vokale summt: a im Herzen, e in der Kehle, das i im Kopf, das o im Bauchraum und das u im Unterleib bis zu den Füßen.
Es gibt viel Mystisches und Unerklärliches in Indien, das man selbst erlebt haben muss, sonst vermag man es nicht zu glauben. So wird z.B. dem Gangeswasser heilende Kraft zugeschrieben, obwohl es sehr trübe aussieht. Außerdem werfen Leute ihre toten Angehörigen hinein, weil sie kein Geld für teures Holz und die Feuerbestattung haben. Ein europäischer Indienbesucher hatte eine Wunde am Fuß und schützte sie ängstlich vor dem vermeintlich verunreinigten Gangeswasser. Durch Zufall bekam sein Fuß trotzdem eine Welle ab. Zu seinem größten Erstaunen heilte die Wunde anschließend. Indien ist für Europäer voller Wunder. Die Wunder des Mantra Yoga können wir hier zu Hause erleben.
YANTRA YOGA
Yantras sind Zeichnungen, denen mystische Wirkungen zugeschrieben werden. Man legt sie mit verschiedenfarbigen Steinen in den Sand – wie z.B. auch die Indianer. Mandalas und Yantras bestehen aus Quadraten, Kreisen und mystischen Zeichen. Jesus soll seine Jünger in einer bestimmten Weise aufgestellt haben. Jeder stellte eine mystische Zahl dar, so wie im Hebräischen jeder Buchstabe zugleich eine Zahl ist. Es gibt drei Arten von Yantras: Raksha Yantras (beschützende), Devata oder Pujana Yantras (für den Gottesdienst) und Dhyana Yantras (für die Meditation). Sie werden von einem zentralen Punkt aus, dem Bindu, angefertigt oder von den Randfiguren zur Mitte hin. Dabei werden Mantras rezitiert. Wie alle Yogawege enthält auch Yantra Yoga in sich verschiedene Wege: Mosaike aus Blumen, Steinen oder farbigem Sand, geometrische Zeichnungen.
Es gibt unendliche Möglichkeiten, schöpferisch tätig zu sein, Entsprechend unserer Bewusstseinsstufe entscheiden wir uns für den individuell notwendigen Weg zur Vollkommenheit.
ENERGIE YOGA
wird in Frankreich geübt. Es ist eine sehr anspruchsvolle Yoga Praxis für Fortge - schrittene. Die bereits oben erwähnte Pranalenkung wird in schwierigen Yogapositionen geübt. Es heißt: Gymnastik kostet Kraft, Yoga schenkt Kraft.
===RAJA YOGA=== ist der königliche Pfad des Yoga. Raja Yoga beinhaltet hauptsächlich Vorstellungs übun gen, Meditation und Gleichnisse. Als Körperpositionen werden lediglich Siddha Asana (Sitzhaltung) und Padma Asana (Lotussitz)praktiziert. Auch Raja Yoga fordert Ishvara Pranidhana, die Unterwerfung unter den Willen Gottes, der im Herzen wohnt und keine Form hat. Vivekananda, ein Schüler Rama krischnas, hielt 1893 in Europa und Nordamerika Vorträge über Raja Yoga, die heute noch aktuell sind.
Er berief sich auf die Sutren des Patanjali, die auf Deutsch in einer auch für Anfänger nachvollziehbaren Übersetzung von Sukadev Bretz im Buchhandel sind. Yoga bedeutet Disziplin. Hatha Yoga verlangt Disziplin der Körperhaltungen, führt aber weiter zu den mentalen und geistigen Techniken des Raja Yoga. Raja Yoga geht zurück auf die in Indien sehr bekannte Shankhya-Philosophie. Der Purusha ist reiner Geist und nicht materiell, er kann sich durch Hinzutreten der Prakriti in unsere Welt begeben, die ihn spiegelt. Das ist so zu verstehen: Die Wirklichkeit befindet sich außerhalb unserer Wahrnehmungsfähigkeit, weil wir uns jenseits dieser Spiegelungsebene befinden, eben in der Maya. Yoga Praktiken wollen erreichen, dass es zu einer Zusammenschau, zu Samyama kommt, der intuitiven Klarschau. Es ist ein psychophysischer Vorgang: Was ein Auge ist, wissen wir alle, auch was ein Ohr ist. In der Mitte unseres Kopfes, in der Mitte unseres Denkorgans haben wir einen Bereich, wo alles Wahrgenommene bewußt gemacht und koordiniert wird. Religion erwartet, dass wir etwas glauben, ohne es zu sehen oder zu erkennen. Yoga verhilft zu intuitivem Erfassen. Ein Gleichnis für Raja Yoga: Ein Mann wurde in einem Turm eingekerkert. Abends kam seine Frau und rief von unten zu seinem Turmfenster hinauf. Er bat sie, am anderen Tag wieder zu kommen und Honig,