Geburt
Jede Geburt ist auch die Geburt eines Sterns, da wir alle aus Sternenstaub sind! Sollten wir unter diesem Aspekt dem Vorgang nicht respektvoller und vertrauensvoller entgegenblicken – schließlich werden Sterne schon seit unendlichen Zeiten geboren und wiedergeboren!
Wie aktiv ist der Vorgang heute noch und wer hat die Verantwortung?
Die Ärzte versuchen den Müttern/Eltern und auch den ungeborenen Kindern immer mehr Entscheidungen abzunehmen. Ultraschall-, Blut- und andere zum Teil nutzlose und sogar gefährliche Vorsorgeuntersuchungen, Vitamin- und andere Präperate füllen die Kassen der Versicherungen ebenso wie die der Ärzte. Geplante Kaiserschnitte bringen nicht nur Geld sondern auch (planbare!) Zeit!
Aber auch die Eltern lassen sich gerne die Verantwortung abnehmen. Die Hörigkeit gegenüber den „Göttern in Weiß“ hat wohl oftmals die Stellung der Religion eingenommen. Wenn ich nicht mehr selbst bestimme, trage ich nicht mehr die Verantwortung; muss nicht mehr selber nachdenken (fühlen). Mir bleibt jedes Schwimmen gegen den Strom erspart, jede Diskussion….
Aber welche Möglichkeiten gibt es?
Klinik (heute ca. 99%; vor 100 Jahren 1%) Geburtshaus Hausgeburt (heute 2%
Wie hat sich die Geburt im Laufe der Zeit gewandelt?
In der frühen Neuzeit war die Geburt eines Kindes ein öffentliches Ereignis. Sie fand in der häuslichen Umgebung in nachbarschaftlicher Gemeinschaft statt. Die werdende Mutter wurde seelisch als auch in ihren häuslichen Pflichten unterstützt. Die anderen Frauen spendeten Trost und leisteten aktive Geburtshilfe. Das Ganze wurde von der Hebamme koordiniert, die außerdem Rituale durchführte, Geburtshilfe leistete und im Falle des Todes des Kindes die Notfalltaufe durchführte und den natürlichen Tod bescheinigte. Diese Form der Geburt ist unter dem Stichwort „Frauenklüngel“ bekannt.
Männer hatten normalerweise keinen Zutritt, selbst Ärzten wurde dieser nur nach dem Tod von Mutter oder Kind für chirurgische Eingriffe gewährt. Den Tod des Kindes durften sie nicht feststellen, dies war der Hebamme oder dem Pfarrer vorbehalten.
Die werdenden Mütter wurden so physisch und psychisch betreut und aufgefangen.
Die Hausgeburt mit Hebamme wurde als Privileg betrachtet, in Geburtshäuser gingen im 18. und 19. Jahrhundert nur arme und ledige Mütter.
Ab dem 16. Jahrhundert beanspruchten die Ärzte die oberste Autorität in der Geburtshilfe, doch erst ab dem 18. Jahrhundert fand ein aktives Vordringen statt –motiviert von finanziellen uns wissenschaftlichen Interessen. Die Geburt wurde zur Wissenschaft, gelehrt wurde an Universitäten, zu denen noch Frauen keinen Zugang hatten. Den Hebammen wurden die „normalen“ Geburten überlassen, sowie die Betreuung im Wochenbett und die Säuglingspflege. Die Hebamme unterstand dem Arzt, das Verhältnis entsprach dem einer Dienerin.
Auch die Haltung der werdenden Mutter während der Geburt änderte sich. War es früher üblich, das im Stehen oder Hocken (Gebärhocker oder auf den gespreizten Beinen einer anderen Frau sitzend) geboren wurde, um die Hilfe der Schwerkraft voll auszunutzen, wurde nun die Geburt im Liegen eingeführt. Dies machte den Ärzten die Geburt bequemer, da sie sich nicht hinunterbücken mussten und es entfiel ebenfalls das Tragen der Mutter nach der Geburt oder bei Komplikationen.
Der Rückgang der Todesfälle von Mutter oder Kind während der Geburt ist der Einführung der Hygiene ab dem 18. Jahrhundert zu verdanken sowie den Möglichkeiten der operativen Eingriffe im Falle schwerwiegender Komplikationen.
Der Trend in der Klinik zu gebären begann in Deutschland in den 40-er/50-er Jahren. Damals war die Klinikgeburt bei normalem Geburtsverlauf allerdings noch den finanziell priveligierten vorbehalten. Seit den 60-er Jahren wird die Klinikentbindung von den Krankenkassen auch ohne Risikobescheinigung des Arztes oder der Hebamme bezahlt.
Wieviel Technik braucht und verträgt eine Geburt?
Allerdings muss festgestellt werden, dass die inzwischen normal gewordene Medikalisierung, Instrumentalisierung und Technisierung der Geburten zu keinem weiteren Rückgang der Sterblichkeit geführt hat. Dies ist in einem direkten Vergleich mit den Niederlanden leicht zu erkennen. Dort finden 33% der Geburten außerklinisch begleitet von Hebammen statt. Die Hebammen müssen eine 4-jährige Ausbildung in Theorie und Praxis absolvieren und brauchen 40 angeleitete Geburten um ihr Examen ablegen zu dürfen. Außerdem unterstützen spezielle Wochenbettpflegerinnen die Mutter nach der Geburt. Es herrscht eine klare Unterscheidung zwischen Geburtshilfe und Geburtsmedizin.
Die psychologische Sicherheit durch familiäre und nachbarschaftliche Unterstützung (also menschliche Zuwendung und Anteilnahme) wird durch medizinische Sicherheit zu ersetzen versucht.
Was können wir uns also für die Geburt unserer Kinder wünschen? Der Forschritt in der Medizin hat viel Gutes gebracht und vielen Müttern und Kindern das Leben gerettet. Allerdings sollten wir uns an unsere Wurzeln erinnern. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das aufgehoben in einer Gemeinschaft durchaus in der Lage ist, die Geburt zu einem wunder-vollen Ereignis werden zu lassen.