Die Verwirklichung des Absoluten

Aus Yogawiki

Die Verwirklichung des Absoluten - ist ein Buch von Swami Krishnananda, dass eine beispielloses Werk der Vedanta Philosophie, des Jnana Yoga ist. Die Theorie und Philosophie rund um das höchste Bewusstsein, Brahman liegt im Fokus und wird von Swami Krishnananda klar und aufschlussreich besprochen. Weiter erklärt er eindringlich den zweckmäßigen Umgang zur Auflösung aller Täuschungen, die uns scheinbar von dem Höchsten trennen. Er schreibt aus eigener Erfahrung, was dem Leser seine Aussagen auf charismatische Weise überbringt und erschließt.

Über den Autor

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Kapitel 1 Ganzheitlichkeit und Bestrebung
Kapitel 2 Die Natur der Welt
Kapitel 3 Das Bedürfnis nach ganzheitlicher Erkenntnis
Kapitel 4 Die Natur der Wirklichkeit
Kapitel 5 Der Prozess der Wahrheits-Verwirklichung
Kapitel 6 Eintritt in die Befreiung

Einleitung

Eine Abhandlung über die VEDANTA-Philosophie und ihre Methodologie

von Shri Swami Krishnananda Maharaj

Gott sprach zu den Menschen,
nicht Krishna zu Arjuna
Das Universale sprach zu dem einzelnen Individuum.
Om

Es bedarf in dem Versuch, irgend etwas hinsichtlich des Absoluten oder Unendlichen zu erklären, stets der vollen Vorbereitung, um der Unwägbarkeit, in verderblichen Kreisen gefangen zu sein und siegreich aus ihnen hervorzugehen, standzuhalten. Es ist eine äußerst schwierige Aufgabe und es erscheint häufig müßig, sich mit dem Versuch zu beschäftigen, die Natur der Ewigen Wahrheit, die über dem Intellekt angesiedelt ist, zu verstehen. Der Mensch, des Intellektes beraubt, ist nichts, - und der Intellekt ist ein sehr unangemessenes Instrument zur Ermittlung der Wahrheit. Und dennoch, - wie unvollständig er auch immer sein mag, - er ist die einzige, der Wirklichkeit am Nächsten befindliche menschliche Erkenntnisfähigkeit. Wir können die Wirklichkeit entweder unvollständig oder überhaupt nicht erkennen. Doch wie auch immer, - es ist unmöglich, die Wirklichkeit über einen Prozess vollständig zu erkennen, denn die Wirklichkeit ist kein Prozess. Es darf nicht erwartet werden, dass in diesen Buchseiten Erklärungen zu finden sind, die nicht offen wären für eine weitergehende Betrachtung und Diskussion, denn es ist nicht möglich, etwas auszudrücken, ohne sich dabei in Opposition zu etwas anderem zu setzen. Das auszudrücken, was vollständig ist, ist dem Erkenntnisprozess nicht möglich. Jede Erkenntnis ist ein Prozess, und jeder Prozess ist unvollständig. Das Vollständige zu kennen, heißt, vollständig zu sein und nicht, dieses auszudrücken. Jeder Ausdruck ist in Beziehungen verwickelt, und nichts, was in Beziehung zu etwas steht, ist in sich vollständig. Von der Intuition (unmittelbare Wahrnehmung) wird gesagt, dass sie vollständig ist, doch das bedeutet, dass keine Philosophie vollständig ist, da diese eine intellektuelle Entscheidung oder Beurteilung ist. Der Intellekt ist keine Offenbarung wie die Intuition, obwohl selbst der Intellekt eine unvollständige Offenbarung darstellt. Mit wirklicher Offenbarung ist die integrale Gesamtsicht und nicht ein verhältnismäßiges Verstehen gemeint. Der Intellekt ist niemals frei von der Subjekt-Objekt-Beziehung, und eine solche Beziehung gereicht nicht zur Wirklichkeit. Wir können niemals eine Philosophie entwickeln, die vor dem Licht der Intuition bestehen könnte, da alle Beziehungen in der Intuition transzendiert werden. Die Erklärung in der Mandukyopanishad über die Natur der Wirklichkeit bewirkt Aufruhr im Herzen jeder spekulativen Philosophie, welche vergeblich versucht, die Wirklichkeit anhand vergänglicher Kategorien zu erkennen. Solange der Philosoph bis zur tatsächlichen Selbst-Erfahrung nicht darauf eingestellt ist, dies zu akzeptieren, rühmt er lediglich die Schatten (ob ihrer Größe) und er kann schließlich nicht bestreiten, dass seine Verlautbarungen keine selbst-genügsamen und selbst-existenten Werte sind. Die Philosophie erscheint wie eine Rechtfertigung für die Verwirklichung der Wahrheit, und sie erfüllt sich selbst, wenn sie den Bedingungen der Intuition begegnet.

Lasst uns akzeptieren, dass der Intellekt unvollständig ist. Ohne dieses unvollständige Instrument scheinen wir jedoch nicht mehr als rein instinktgelenkte Tiere zu sein. Es gibt einige universelle Standards für die intellektuelle Ermittlung der Wirklichkeit hinter den Formen. Die positive Behauptung solcher universaler Wahrheiten und die Meditation auf dieselben werden nicht voranschreiten, ohne den Meditierenden zu dem zu führen, was im absoluten Sinne 'wirklich ist'. Wir können uns durch das Medium des Intellektes über den Intellekt selbst hinausbegeben, wenn derselbe mit dem Glauben in und mit der Hingabe an das angestrebte Ideal befrachtet ist. Solange die Höchste Wirklichkeit nicht erfahren worden ist, sollte den universalen Ermittlungen mittels philosophischer Untersuchungen nicht gestattet sein, miteinander zu streiten. Es ist wahr, dass jede wirkliche Philosophie im Absolutismus endet, wobei die intellektuellen Kategorien nicht in der Lage sind, ohne die Erschaffung von Formen des Absolutismus zu arbeiten, die scheinbar miteinander rivalisieren. Es entspräche einem weisen Verlauf, jede Form als die höchst logische Form anzusehen, solange ihr Wirkungsbereich das Absolute ist und solange sie dazu ausreicht, den Menschen zum Transzendentalen Sein zu führen. Als Beispiel sei 'Saguna-Brahman', das 'Persönliche Absolute' und 'Nirguna-Brahman', das 'Unpersönliche Absolute' angemerkt, welche nicht als gegensätzlich angeschaut werden sollten, solange sie nicht die Subjekte oder Objekte von irgendetwas sind, - denn beide sind in ihren eigenen Bereichen das Absolute und beide sind in keinerlei Beziehungen verwickelt, obwohl die auf Vernunft gestützte Fähigkeit versucht, einen Unterschied zwischen beiden herzustellen. Wenn feindliche Beziehungen zwischen einem Absoluten und einem anderen Absoluten aufgrund der Formen des intellektuellen Verständnisses entwickelt werden, wird das Leben in Fehlschlägen und in Trübsal enden. Der Intellekt sollte nicht über sich selbst hinaus bis zum Zusammenbruch ausgedehnt werden. Ansonsten besteht die große Gefahr des Selbstbetruges und der Unwissenheit. Die Vernunft sollte immer von der Toleranz begleitet sein und ihre eigenen Begrenzungen niemals vergessen.

Inwieweit dieses Werk in dieser Hinsicht ein Erfolg ist, bleibt dem Urteil des intelligenten Suchers nach der Wahrheit überlassen. Dies ist kein Versuch, etwas Neues zu präsentieren, sondern soll eher dazu dienen, demjenigen eine Methode zu vermitteln, der vom Streben, das Höchste zu verwirklichen, entflammt ist. Somit besteht der Zweck dieser Arbeit darin, all denjenigen eine Stütze zu geben, die dazu bestimmt sind, in die Pflicht der Bemühung um SELBST-Verwirklichung einzutauchen. Der reine und aufrichtige Sucher wird gewiss durch diesen ernsthaften Versuch, sich die Wahrheit im Licht der Upanishaden anzueignen, begünstigt sein. Für jemanden mit durchdringendem Denkvermögen, gepaart mit einem leidenschaftslosen Herzen, ist es unmöglich, von dem Unternehmen Abstand zu nehmen, die über die Erfahrung hinaus­ge­hende Wirklichkeit zu suchen, was auch immer der weltliche Verlust sein mag, den er sich dadurch zuzieht. Jene jedoch, die das nicht wünschen, müssen allmählich zu weisen und wahrhaftigen Menschen heranwachsen. Die niedere Natur findet Freude an ihren Fehltritten, und sie kann all jenes nicht tolerieren, von dem sie denkt, dass es auf ihre geliebten egoistischen Neigungen zerstörerisch einwirkt.

Wir können uns glücklicherweise durch das Eingeständnis, dass die Vernunft die Natur der Wahrheit nicht bestimmen kann, selbst trösten. Die ganze Philosophie ist wie das Spiel eines Kindes. Selbst die Upanishaden sind lediglich durch Worte ausgedrückte Wahrheiten, und Worte können ohne den Intellekt nicht verstanden werden. Irgendwie kann nicht bestritten werden, dass wir uns in einem gewissen Umfang durch einen sorgfältig überwachten Intellekt, - unter Mithilfe des Glaubens -, von der Natur der Wirklichkeit überzeugen können. Die einzige Bedingung ist jedoch, dass der strebende Intellekt rein und unangehaftet ist.

Das Hauptproblem, das aus der UPANISHADEN-Philosophie aufsteigt, besteht in Bezug auf die Gültigkeit dessen, ob ein Gedanke im Absoluten aufkommen kann. Das Universum wird als der Wille oder Wunsch Brahmans erklärt. Wenn Brahman kein Wunsch zugeschrieben werden kann, dann ist das Universum auch keine Wirklichkeit. Wenn es Brahmans Wunsch ist, dann wird Brahman begrenzt und vergänglich. Irgendwie sehen wir irgend etwas als das Universum an. Doch da wir aufrichtig zu uns selbst sein müssen, können wir nicht anders, als entweder unsere kritische Intelligenz oder unsere praktische Erfahrung in dieser Welt zu leugnen. Unsere gewöhnlichen Sinneserfahrungen sind auf gewisse Art und Weise unglaubwürdiger als unsere tiefste Intelligenz. Sie sind oft bedeutungslos, und selbst im täglichen Leben können wir sehen, wie wenig weise wir durch unsere fehlerhaften Vorstellungen und deren nachfolgende Erfahrungen, geführt werden. Selbst der Tod ereignet sich nur aufgrund eines falschen Glaubens und das Leben wird durch bloßen Glauben zu retten versucht. Wie können wir dann fragen, warum wir eine Welt sehen, wenn in BRAHMAN keine Veränderung stattfindet? Wir müssen einfach zugeben, dass wir trotz der Intelligenz, die etwas ganz anderes ermittelt als das, was wir irgendwie durch die Welterscheinung wie auch durch unsere vielen täglichen Schwächen tatsächlich erfahren, getäuscht werden. Obwohl die Vernunft selbst für gewöhnlich von unseren praktischen Erfahrungen in der Welt beeinflusst wird, offenbart sie dennoch eine Art von Unabhängigkeit, wenn sie vom Unrat der Wünsche gereinigt und in der Lage ist, ein zuverlässiger Führer zu sein. Wenn der Eine Brahman die Unterschiedslose Wirklichkeit ist, kann es keine Welt der Unterscheidungen und Beziehungen geben. Wenn wir etwas erfahren, müssen wir es mittels der Kraft der Intelligenz verwerfen, ohne unsere Unwissenheit durch unnötiges Hinterfragen des 'warum' und 'wie' noch weiter zu vertiefen. Wenn wir jedoch durch Erfahrungsdruck die Wirklichkeit einer räumlichen und zeitlichen Welt-Manifestation anerkennen, müssen wir dadurch die Existenz der Ewigen Wirklichkeit verleugnen. Sollten wir zu keinerlei Ergebnis kommen, dann müssen wir in einer ruhenden Trägheit Zuflucht suchen, was wir unserer wahren Natur gemäß jedoch nicht willentlich tun.

Die Erfahrung lehrt uns, dass es eine beständige Bewegung gibt, die sich der Einheit des Bewusstseins zuneigt und Zeichen größerer Vollkommenheit und umfassender Freude vorweisen kann. Hier verbinden sich Vernunft und Erfahrung zu einer Einheit, was uns schlussfolgern lässt, dass die Unterschiedslosigkeit und Unendlichkeit der Erfahrung die wahre Natur der Wirklichkeit sein muss. Dieser Rückschluss stimmt außerdem mit den Heiligen Schriften, den Upanishaden überein. Aus der Ewigen Existenz kann keine Idee entspringen. Und es wird uns hier angeraten, die Schöpfungstheorie rein förmlich zum Verständnis der weniger Intelligenten anzunehmen, wobei diese Theorie dazu bestimmt ist, deren Verstandesorgane durch den voranschreitenden Prozess der relativen Wirklichkeit aufwärts zu führen. Dies wird, wenn auch nicht sehr ausführlich, in den Upanishaden selbst empfohlen. Unsere empirische Erfahrung muss als eine Art von Selbstverwicklung betrachtet werden, welche im Reich der Erscheinungen nicht so ohne weiteres zu veranschaulichen ist. Die Erklärung dafür ergibt sich genau dann, wenn das Absolute verwirklicht ist. Bei dieser Aufgabe sollte die Vernunft von einem leidenschaftslosen Herzen geführt werden, damit sich keine ungenauen Darstellungen der Tatsachen einschleichen.

Während hier die Philosophie der Upanishaden erklärt wird, sind Anteile mit theologischer und ritueller Betonung ausgelassen worden, da diese nicht so wesentlich sind für das Verständnis der grundlegenden Lehren der Upanishaden, gleichwohl sie natürlich nützlich sein mögen in der Ausübung bestimmter Upasanas (Formen der Gottesverehrung). Diejenigen Sucher, die an diesen Upasanas interessiert sind, werden gebeten, die Upasanas-Kanda mit einem geeigneten Kommentar zu studieren. Die zahlreichen niederen Vidyas (Wissensformen Gottes) oder die Meditationen auf die niederen Manifestationen Brahmans sind gleichfalls nicht in diesem Buch enthalten, da sie sich außerhalb des hier behandelten Untersuchungsbereiches befinden.

Die Übersetzung der Original-Sanskritpassagen ist zum Großteil wortgetreu vorhanden. Doch da, wo eine wörtliche Wiedergabe als günstiger dafür erschien, den Geist einer Textstelle in lesbarer Weise zu übermitteln, ist eine Paraphrase oder die Grundidee entweder durch das Herannehmen bestimmter Wörter, die zum vollständigen Verständnis gebraucht werden, oder durch die Aussparung dessen, was für den hier vorliegenden Zweck nicht benötigt wird, gegeben.

Aufgrund bestimmter unvermeidbarer und unangenehmer Umstände wurde eine umfangreichere, noch mehr ins Detail gehende Ausführung später in die Texte eingefügt.

1. August 1947 - Swami Krishnananda

Erste deutsche Ausgabe: 2001
übersetzt von Wolfgang Seitz (1998)
Für das Internet zum individuellen Download freigegeben: 2001 - Hans-J. Schröer (Divya Jyoti)

© Divine Life Society

Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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