Tantra Einführung und Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 12: | Zeile 12: | ||
== Unterteilung Tantra in Vamachara und Dakshinachara == | == Unterteilung Tantra in Vamachara und Dakshinachara == | ||
=== Vamachara (linkshändiger Tantra) | === Vamachara (linkshändiger Tantra) === | ||
Im Vamachara Tantra werden Praktiken geübt, die außerhalb der gesellschaftlichen Gepflogenheiten sind. Dazu gehören dann Meditation auf Friedhöfen und in Krematorien, eventuell sogar auf einer ausgegrabenen Leiche; diverse sexuelle Praktiken, Einnahme von Drogen. Oft wird im linkshändigen Tantra von den fünf M’s (Panchamakara) gesprochen, welche die Verkehrung der fünf vedischen Reinigungsriten sind: | Im Vamachara Tantra werden Praktiken geübt, die außerhalb der gesellschaftlichen Gepflogenheiten sind. Dazu gehören dann Meditation auf Friedhöfen und in Krematorien, eventuell sogar auf einer ausgegrabenen Leiche; diverse sexuelle Praktiken, Einnahme von Drogen. Oft wird im linkshändigen Tantra von den fünf M’s (Panchamakara) gesprochen, welche die Verkehrung der fünf vedischen Reinigungsriten sind: | ||
* Matsya [oder Mīna] (Fisch) | * Matsya [oder Mīna] (Fisch) |
Version vom 27. September 2021, 06:46 Uhr
Das Wort Tantra kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Gewebe“, „Zusammenhang“. Tantrismus ist eine religionsübergreifende spirituelle Bewegung, deren Ursprünge im Dunkeln liegen. Sie erachtet das Göttliche als im Universum manifest. Tantrismus sieht das Universum als ein Zusammenspiel von Bewusstsein (oft als Shiva bezeichnet) und Energie (Shakti). Beides sind göttliche Prinzipien, die in Wahrheit eins sind. Da alles im Universum ein Zusammenspiel von Bewusstsein und göttlicher Energie ist, ist letztlich alles göttlich. So ist Tantrismus wahrhaft monistisch (also von Einheit ausgehend). Vom höchsten Standpunkt aus gibt es nichts Gutes, nichts Schlechtes, da alles göttlich ist. Es gibt auch nicht die Unterscheidung von wirklich und unwirklich. Ziel ist es, zum höchsten Bewusstsein der Einheit zu kommen. Dies wird erreicht, indem man mittels verschiedener Praktiken den eigenen Energielevel so erhöht, dass man die Einheit von Shiva und Shakti wahrnimmt. Da das Bewusstsein als passiv gesehen wird, wird vor allem Shakti, die Kosmische Energie, verehrt. So ist Tantrismus meist mit der Verehrung des Göttlichen in der weiblichen Form, der Göttin, der Urmutter, eben der Kosmischen Energie verbunden.
Unterscheidung rotes, schwarzes und weißes Tantra
Rotes Tantra
Im roten Tantra übt man diverse Energiepraktiken, um sinnliches und sexuelles Vergnügen zu erhöhen. Im Westen wird, wie bereits ausgeführt, Tantra oft auf das rote Tantra reduziert.
Schwarzes Tantra
Im schwarzen Tantra werden Mantras rezitiert, Yantras als Amulette getragen, Rituale ausgeführt, um egoistische Ziele zu erwirklichen. Dazu können beispielsweise gehören: Reichtum, Macht, jemand anderes becircen oder sogar jemandem schaden zu können. Auf gewisse Weise ist diese Form des Tantra wie schwarze Magie, auch wenn sie nicht notwendigerweise negativ genutzt wird. In manchen Teilen Indiens wird Tantra mit schwarzem Tantra gleichgesetzt. Da kann es geschehen, dass man vor einem bestimmten Menschen gewarnt wird: „Sei vorsichtig, Mister X ist ein Tantriker!“, was so viel heißt wie: Er hat geistige Kräfte, mit denen er anderen schaden kann; er führt schwarzmagische Riten aus, er hat den bösen Blick oder anderes. Da ist sicher auch viel Aberglaube dabei.
Weißes Tantra
Im weißen Tantra übt man, um sich selbst zu reinigen, seinen Energielevel zu erhöhen, um zum Instrument der göttlichen Kraft zu werden, Liebesfähigkeit zu entwickeln und schließlich zur Einheit zu gelangen. Weißes Tantra kann stark rituell und damit religiös geprägt sein. Dabei werden verschiedene Formen von Pujas (Verehrungsrituale), Homas (Feuerzeremonien) oder Yatras (Pilgerreisen) zu Tempeln ausgeführt, Heilige Schriften rezitiert; die Göttin wird auf verschiedene Weisen verehrt. Weißes Tantra kann aber auch aus weniger religiös gebundenen Formen von Sadhana (spirituelle Praxis) bestehen. Dieses nichtrituelle Tantra ist gleichbedeutend mit Kundalini-Yoga. Nichtrituelles Tantra und damit Kundalini-Yoga kann unabhängig von einer Religionszugehörigkeit praktiziert werden und verbindet auch in Indien Hindus mit Buddhisten und Sikhs, teilweise sogar mit islamischen Sufis und im indischen Mittelalter mit nestorianischen Christen. Kundalini-Yoga kann natürlich auch mit rituellem Tantra verbunden sein. Überdies schließt weißes Tantra rotes und schwarzes Tantra nicht notwendigerweise aus, so wie eigentlich (fast) nichts im Tantra ausgeschlossen wird.
Unterteilung Tantra in Vamachara und Dakshinachara
Vamachara (linkshändiger Tantra)
Im Vamachara Tantra werden Praktiken geübt, die außerhalb der gesellschaftlichen Gepflogenheiten sind. Dazu gehören dann Meditation auf Friedhöfen und in Krematorien, eventuell sogar auf einer ausgegrabenen Leiche; diverse sexuelle Praktiken, Einnahme von Drogen. Oft wird im linkshändigen Tantra von den fünf M’s (Panchamakara) gesprochen, welche die Verkehrung der fünf vedischen Reinigungsriten sind:
- Matsya [oder Mīna] (Fisch)
- Māmsa (Fleisch)
- Madya (Wein)
- Mudrā (getrocknete Körner, auch Drogen)
- Maithuna (ritualisierter Geschlechtsakt)