Externsteine: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. Februar 2014, 08:04 Uhr
Die Externsteine sind eines der bedeutendsten Natur- und Kulturdenkmäler Deutschlands. Bis 40 Meter ragen die Externsteine im Tal der Wiembecke im südlichen Teutobuger Wald in die Höhe. In der Nähe von Horn-Bad Meinberg im Landkreis Lippe gelegen sind die Externsteine eine Felsformation, die 13 Sandsteinfelsen umfasst - inmitten einer sonst weitgehend felsenlosen Umgebung. Die Felsgruppe der Externsteine befindet sich im gleichnamigen Naturschutzgebiet. Um die Geschichte der Externsteine und seine sakrale Bedeutung ranken sich verschiedene volkstümliche Legenden. Zum Beispiel sollen die Externsteine der Standort des von Karl dem Großen 772 zerstörten sächsischen Heiligtums Irminsul gewesen sein.
Schon der Märchensammler Wilhelm Grimm genoss hier 1817 die Aussicht. Und der Naturforscher und Sammler Johann Wolfgang von Goethe schrieb über die Externsteine: „An der südwestlichen Gränze der Grafschaft Lippe zieht sich ein langes waldiges Gebirge hin. (...) An der nordöstlichen Seite gegen das flache Land zu, in der Nähe der Stadt Horn, am Ausgang eines Thales, stehen, abgesondert vom Gebirg, drey bis vier einzelne senkrecht in die Höhe strebende Felsen; ein Umstand der bei genannter Gebirgsart nicht selten ist. Ihre ausgezeichnete Merkwürdigkeit erregte von frühesten Zeiten Ehrfurcht; sie mochten dem heidnischen Gottesdienst gewidmet seyn und wurden sodann dem christlichen geweiht.“
Entstehung
Vor 100 bis 135 Millionen Jahren befand sich im nördlichen Mitteleuropa – und damit auch im Gebiet der Externsteine – ein kreidezeitliches Meer. Auf sedimentäre Ablagerungen dieses Meeres weisen die noch heute in der Gegend der Externsteine anzutreffenden fossilen Muscheln, Krebse und Wasserlilien. Diese Sandstein-Meeresablagerungen der Kreidezeit wurden vor etwa 70-80 Millionen Jahren im Rahmen des durch Plattentektonik entstehenden Teutoburger Waldes senkrecht aufgepresst und durch Erosionskräfte wie Bäche und das Gletschereis der Eiszeiten freigelegt und geformt. Daneben prägten auch Menschen das Erscheinungsbild der Externsteine. So entstanden das Felsengrab, die Grotten, die Höhenkammer, ein Felsrelief und Treppen, die nach oben zum eingeebneten Gipfelplateau führen.
Der Grottenfels, der drei Grotten bzw. Höhlen einschließt, ist einer der zentralen Felsen der Externsteine. Er enthält die Kuppelgrotte, an deren Eingang eine undeutlich aus dem Felsen gehauene und als Petrus gedeutete Gestalt steht und die sich nach oben hin zu einer Kuppel weitet. Außerdem umfasst der Grottenfels die Hauptgrotte, die ihre Kastenform mit Hilfe von Hammer und Meißel erhielt und an deren Tür sich eine mittelalterliche Inschrift und eine Fratze finden. Die Nebengrotte der Externsteine ist die dritte Grotte des Grottenfels, in der sich ein im Jahre 1929 freigelegtes Zeichen befindet, welches von der heutigen Wissenschaft als frühneuzeitliche Darstellung eines Galgens gedeutet wird und damit auf eine Nutzung des Grottenfels als Gefängnis der Stadt Horn hinweist. Am Fuß des Grottenfels befindet sich der Sargstein.
Etymologie
Der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verwendete Name Externsteine ist nicht eindeutig zurückzuverfolgen. Eventuell rührt er daher, dass bei den Externsteinen früher viele Elstern lebten. Darauf deuten die im 18. und 19. Jahrhundert auftauchenden Formen „Eggster-“, „Eggester-“ und „Egistersteine“. Die Ähnlichkeit mit dem ostwestfälischen Wort „Eckster“ oder auch „Exter“ für die Elster ist sichtbar. Schon 1564 verwendeten die beiden Theologen und Chronisten Hermann Hamelmann und Mauritius Piderit den Begriff „Rupes picarum“ (lat.: Felsen der Elstern).
Neben dem Begriff Elster könnte der Name Externsteine jedoch auch vom mittelniederdeutschen Egg(e) stammen, das scharf oder spitz bedeutet und einen lang gestreckten Hügelkamm oder einen Felsgrat bezeichnet. Dies würde zum nahe gelegenen Eggegebirge passen.
Geomantie
Die Externsteine werden von verschiedenen Gruppen (Geomantiker, Laienforscher, Esoteriker) als zentraler europäischer Kraftort betrachtet. In der Geomantie finden sich Untersuchungsergebnisse, die dies bestätigen. So bilden die Externsteine die Spitze der sogenannten Externstein-Pyramide nach Walther Machalett, einem Volksschullehrer aus Maschen bei Hamburg. Die beiden südlichen Endpunkte der Externstein-Pyramide bilden Salvage (Atlantis/ Kanarische Inseln) im Westen und Gizeh (Cheopspyramide) im Osten.
Obwohl Walther Machalett mit Protagonisten der rechten Szene zusammen arbeitete und in den 60er Jahren den „Forschungskreis Externsteine“ gründete (welcher auch heute noch mit völkischem Gedankengut und der rechten Szene in Verbindung tritt, siehe dazu), so sind seine Forschungsergebnisse doch von Bedeutung für die Geschichte der Geomantie und stimmen mit denen von Jens M. Möller überein.
Auch Jens M. Möller gibt folgende Linien an: eine Linie führt von den Externsteinen südwestlich über Luxemburg, Lourdes und Gibraltar zu den Kanarischen Inseln (Atlantis), eine weitere Linie, die auch der EC-Linie (E-xternsteine/ C-heopspyramide) von Walther Machalett entspricht, führt von den Externsteinen südöstlich über Regenstauf, Zagreb und Delphi nach Gizeh (Cheopspyramide). Markierungen der Landvermesser zur Kennzeichnung der Linienführung finden sich zum Beispiel in Altenbeken, am Neunzehn-Berg bei Bebra, in Regenstauf (Walhalla), in Zagreb, am Olymp sowie auf den Inseln Delos und Naxos. Die Vermessungssteine entwickelten sich dabei zu Orten menschlicher Zusammenkünfte und bedeutenden frühgeschichtlichen Zentren. Jens M. Möller führt außerdem noch eine weitere Linie an, die über die Externsteine verläuft: die Atlantis-Linie.
Geschichte
Frühzeit
Schon in der Frühzeit um etwa 10.000 v. Chr. haben sich Menschen bei den Externsteinen aufgehalten. Dies beweisen archäologische Funde aus der Umgebung der Externsteine wie Klingen, Stielspitzen, Feuersteingeräte und Steinschlagplätze aus der späten Altsteinzeit. Außerdem gibt es Funde aus der Mittelsteinzeit (etwa 8000-4000 v. Chr.). Ein Teil der Funde wird im Lippischen Landesmuseum Detmold aufbewahrt. Aus der Jungsteinzeit, der Bronze- und Eisenzeit fehlen Grabungsbelege.
Wie eine von Burkard Steinrücken durchgeführte Studie zeigt, konnten die Externsteine als Observatorium benutzt werden. Burkard Steinrücken ließ die Höhenkammer des Turmfels der Externsteine mit einem Laserscanner ausmessen. Dadurch gewann er die Einsicht, dass das kreisrunde Loch, welches sich in einer Wand der Höhenkammer befindet, auf jenen Punkt am Horizont ausgerichtet ist, an dem die Sonne zur Sommersonnenwende aufgeht. Außerdem weist es auf eine Stelle am Firmament, die der Mond auf seiner nördlichsten Bahn durchläuft. Auch das sogenannte Sargstein-Podest ließ Steinrücken vermessen und erkannte, dass von diesem Platz der Externsteine die Tag-und-Nacht-Gleiche bestimmt werden konnte.
Die Externsteine dienten also astronomischen Beobachtungen. Schon 1823 wurde die Höhenkammer erstmalig als Ort zur Beobachtung von Himmelskörpern angesehen. Später erkannte der Bochumer Astronom Wolfhard Schlosser, der auch die Himmelsscheibe von Nebra untersuchte, dass das kreisrunde Loch der Höhenkammer der Externsteine eine Beobachtungsrichtung vorgibt. Und der oben schon erwähnte Walther Machalett „(…) fand auf der EC-Linie immer wieder Orte der Gestirnsbeobachtung, zum Beispiel den Neunzehn-Berg bei Bebra.“
Auch Wilhelm Teudt aus Detmold untersuchte in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts die Höhenkammer und ihre Funktion zur Bestimmung der Sommersonnenwende. Allerdings war Teudt Mitglied der DNVP und später der NSDAP und engagierte sich im Sinne der Nationalsozialisten für einen „heiligen Erinnerungshain“ auf dem Gebiet der Externsteine. Er vertrat die These, dass die Externsteine der ursprüngliche Standort des sächsischen Irminsul-Heiligtums gewesen und damit ein Zeugnis einer germanischen Hochkultur seien. Deshalb wurde Teudts Vorstellung von der Funktion der Externsteine als frühgeschichtliches Observatorium nach dem Krieg als nationalsozialistische Ideologie angesehen und von der Wissenschaft abgelehnt.
Die Entnazifizierung der Externsteine war nicht erfolgreich – wie zu sehen bei Walther Machalett und anderen Mitgliedern des „Forschungskreises Externsteine“. Trotzdem hofft Burkard Steinrücken nun, dass seine Studie dazu beiträgt, „ein Klima für eine ideologiefreie, enttabuisierte Untersuchung archäoastronomischer Objekte wie der Externsteine zu schaffen“.
Mittelalter
Die Externsteine wurden durch den Menschen vor allem im Mittelalter geformt. Hierher stammen das Kreuzabnahme-Relief und das Rundbogengrab. Auch in der Höhenkammer finden sich romanische Formen.
Johannes Mundhenk belegt in seinen Untersuchungen der Externsteine, dass die 10 x 3 Meter große Hauptgrotte 1115 vom Paderborner Bischof Heinrich II. geweiht wurde und somit als Kapelle diente. Darauf deuten die Weihinschrift von 1115 und mittelalterliche Urkunden des 14./15. Jahrhunderts, die an den Externsteinen eine Kapelle erwähnen. Ebenso wird die hintere Nebengrotte von Vertretern der christlichen These als Sakristei interpretiert.
Insgesamt wurden drei Grotten angelegt, die miteinander verbunden und durch die Technik der Brandsetzung entstanden sind. Riesige Feuer machten den Stein porös, damit dieser sich leichter bearbeiten ließ. In der dritten Grotte der Externsteine gibt es eine aus dem Fels gehauene Petrusfigur, die ihr den Namen Petrusgrotte gab.
Das Kreuzabnahme-Relief, ein Kunstwerk der Spätromanik, ist das Kernstück der Externsteine. Es ist um 1130 bis 1150 auf einer Fläche von ca. 5,5 x 3,6 Metern entstanden und verweist zusammen mit den Steinsäulen und dem offenen Felsengrab auf die Jerusalemer Heilig-Grab-Stätten. Das Rundbogengrab steht dabei für das Grab Christi in der Grabeskirche in Jerusalem, die Grotten erinnern an die Kreuzauffindungsgrotte und die Höhenkammer an den Golgathafelsen. Das Kreuzabnahme-Relief der Externsteine ist das bedeutendste Werk christlicher Steinmetzplastik in ganz Nordwest-Europa.
Archäologen fanden in der Nähe der Externsteine mittelalterliche Keramik aus dem 10. bis 14. Jahrhundert. Für eine Nutzung der Externsteine als Wallfahrtsort fehlen allerdings eindeutige Belege. Doch führte bereits im Mittelalter ein wichtiger Fernhandelsweg an den Externsteinen entlang. Vielleicht deshalb hatte schon im 16. Jahrhundert der Lemgoer Pfarrer und Regionalchronist Hermann Hamelmann die Externsteine als ein früheres heidnisches Heiligtum, das von Karl dem Großen in eine christliche Pilgerstätte umgewandelt wurde, interpretiert.
In der Umgebung der Externsteine existierten viele Klöster. Nach der Abdinghofer Urkunde wurden die Externsteine 1093 von dem Paderborner Kloster gekauft. Die Mönche des Abdinghofer Klosters – und eventuell auch anderer umliegender Klöster – haben höchstwahrscheinlich die architektonischen und gestalterischen Arbeiten an den Externsteinen durchgeführt. Auch dienten ihnen die Höhlen der Externsteine wahrscheinlich als Eremitage.
19. Jahrhundert
1813 wurde der mittelalterliche Fernhandelsweg - der heutige Wanderweg - zur Straße ausgebaut und befestigt. Zur Herstellung der Verkehrssicherheit wurde auch der sagenumwobene Wackelstein der Externsteine, der sich auf einem der Felsen seitlich der Straße befindet, mit Eisenhaken verankert. (Zur Sage über den Wackelstein siehe oder Karl Paetow)
1836 wurde der Wiembecke-Bach aus romantisch-landschaftsästhetischen Gründen zu Füßen der Externsteine zu einem Teich aufgestaut. Aus dem 19. Jahrhundert stammt außerdem die Aussichtsplattform mit der heutigen Treppenanlage.
Nationalsozialismus
Wie schon oben erwähnt interpretierte der nationalsozialistisch orientierte Laienforscher Wilhelm Teudt die Externsteine als ursprünglichen Standort des sächsischen Heiligtums, der Weltsäule in Form des Baumes Irminsul. Die Irminsul symbolisierte in völkischen Kreisen den letzten Widerstand der alten germanischen Religion gegen das Christentum. Wilhelm Teudts Buch „Germanische Heiligtümer“ wurde zur nationalsozialistischen Verherrlichung des Germanentums verwandt. Eine Replik der Irminsul sollte auf den Externsteinen angebracht werden, um die Externsteine als heiliges Monument, als „Heiligen Hain“ zur Erinnerung an die Ahnen, wiederzubeleben.
Heinrich Himmler gründete 1933 die Externstein-Stiftung. 1934 und 1935 wurden im östlichen Vorgelände der Externsteine von der SS-Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe beauftragte archäologische Grabungen durchgeführt, um Belege für eine vorchristliche germanische Kultstätte zu finden. Doch gab es dahingehend keinen Erfolg. Trotzdem hieß es: „Die Externsteine sind bis auf Weiteres germanisch!“ Juden und „Judengenossen“ wurde deswegen der Zutritt schon ab 1935 verwehrt.
Gegenwart
Die Externsteine sind ein Natur- und Kulturdenkmal inmitten des bereits 1926 geschaffenen gleichnamigen Naturschutzgebietes. Heute gehört das etwa 127 ha große Naturschutzgebiet Externsteine zum Landesverband Lippe. Neben den berühmten markanten Hauptfelsen umfassen die Externsteine viele weitere Felsen, die sich über mehrere Hundert Meter in den Wald hinein ausstrecken. Da die Externsteine einen Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere bieten, wurden sie in das Schutzgebietssystem Natura 2000 der Europäischen Union aufgenommen.
Auf einer Wanderung durch die umliegenden Wälder der Externsteine kann man zum Beispiel die dort vorhandene Bergheide, Besenheide, Moor- und Sandbirken, Binsen, Wacholder und Torfmoose entdecken. Es gibt Erlen-Eschenwälder und die Alteichen früherer Hutewälder. Außerdem geschützte Tierarten wie Grau-, Schwarz- und Mittelspecht sowie Nördlicher Kammmolch und Eremit. Über den Hermannsweg und den Eggeweg als Teil des Europäischen Fernwanderwegs E1 können Wanderer die Externsteine erreichen.
2011 wurde das Informationszentrum an den Externsteinen eröffnet. Es zeigt den aktuellen Stand der archäologischen, naturkundlichen und kulturgeschichtlichen Forschungen sowie die Mythen der Externsteine. Auf 200 Quadratmetern finden die Besucher Wissenswertes zur Geologie der Sandsteinformation, zu den Externsteinen als mönchische Einsiedelei oder mittelalterliche Wallfahrtsstätte.