Schöpfung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. Oktober 2012, 09:10 Uhr

Schöpfung Als Schöpfung wird der Ursprung der Welt (Kosmos, Erde, Natur, Lebensformen) bezeichnet. Zugeschrieben wird der Akt der Schöpfung einem Schöpfer oder Erschaffer. Der Begriff Schöpfung bezeichnet demnach sowohl den Akt der Erschaffung als auch das Erschaffene (die Welt) selbst. Nahezu alle Religionen kennen eine Schöpfungstheorie oder einen Schöpfungsmythos. Dabei geht dem Akt der Schöpfung meist die Annahme eines Nichts oder Chaos voraus. Aus diesem heraus erschafft eine höhere Macht (Schöpfer, Gott) selbstbestimmt die Welt, bzw. das Universum. Schöpfungsmythen dienen also als theologische Erklärung des Ursprungs der Welt, des Universums und der Menschheit. Die schöpfende Kraft wird des leichteren Verständnisses wegen häufig in personifizierter, vermenschlichter Form (Gott oder Göttin) dargestellt. Der Akt der Schöpfung wird nicht von allen Religionen als vollendet angesehen; so gibt es beispielsweise im Katholizismus die Vorstellung, dass er sich als immerwährender Prozess kontinuierlich fortsetzt. Im Gegensatz zu den religiösen Schöpfungsmythen und –theorien, geht die Naturwissenschaft von der Entstehung des Universums durch physikalische Ursachen aus. Der Begriff der Schöpfung findet in der Naturwissenschaft jedoch keine Anwendung und ist dem theologischen, evtl. auch philosophischen Kontext vorbehalten.

gott-brahma.jpg Brahma, der Schöpfergott

Die Weltreligionen und ihre Schöpfungsmythen

Antike Schöpfungsmythen

Zu den ältesten heute bekannten Schöpfungsmythen zählen die aus vorchristlicher Zeit stammenden Mythen der Sumerer, alten Ägypter und Babylonier. Das sumerische Atrahasis-Epos (entstanden um 1800 v. Chr.) und das babylonische „Enuma Elisch“ (aus dem 1. vorchristlichen Jahrtausend; eine genaue Datierung ist nicht möglich) sind hierbei wegen ihres Alters und ihrer vollständigen Überlieferung besonders hervorzuheben. In diesen Epen wird von Göttern berichtet, die sich den Menschen als ihr Ebenbild, aber auch als dienstbaren Geist erschaffen, um die Mühen des Seins von sich selbst abzuwenden. Ähnlichkeiten zur christlichen Schöpfungsgeschichte in der Bibel (Genesis) legen den Schluss nahe, dass Motive dieser alten Mythen später von den Christen übernommen wurden. Gemäß des Theogonie genannten Werkes des im 7. vorchristlichen Jahrhundert lebenden griechischen Dichters Hesiod, entstand die Welt aus einem Chaos und brachte Gaia, die Urmutter allen Lebens hervor. Sie ist die Vorfahrin aller Götter und der Menschen, die diese nach ihrem Ebenbild erschufen. Die vom persischen Religionsstifter Zarathrustra zwischen 1800 und 600 v. Chr. (eine genauere Datierung ist nicht möglich, da auch die Lebensdaten Zarathrustras umstritten sind) geründete Religion des Zoroastrismus sieht zunächst einen einzelnen Gott verantwortlich für die Erschaffung der geistigen und materiellen Welt. Damit ist der Zoroastrismus die erste bekannte monotheistische Religion, zumindest, was ihre Ursprünge betrifft. Später gesellen sich weitere Gottheiten, Engelwesen und – erstmals in der Geschichte der Schöpfungsmythen – auch ein göttlicher Gegenspieler hinzu. Letzterer wird später von anderen Religionen übernommen als Teufel oder Satan.

Christentum

Das als „Genesis“ bezeichnete erste Buch Mose der Bibel stellt die Erschaffung der Welt durch einen allmächtigen Gott dar. Dieser Gott erschafft in sechs Tagen das Universum, die Welt sowie alle Lebewesen und ihren Lebensraum. Viele Motive dieser Geschichte erinnern an die vorchristlichen Mythen der Sumerer und Ägypter, der große Unterschied jedoch besteht darin, dass die Erschaffung der Welt aus christlicher Sicht von einem einzigen Gott vorgenommen wird. Insbesondere im Katholizismus wird jedoch die Auffassung vertreten, dass die Schöpfung keineswegs ein abgeschlossener Prozess ist, sondern sich permanent fortsetzt. Judentum Auch die Juden erkennen den im Buch Genesis wirkenden Gott mit seiner Erschaffung der Welt aus dem Nichts als Schöpfer an. Engelswesen und der Teufel als Konkurrent Gottes sind aber vermutlich erst zu einem späteren Zeitpunkt aus dem in Persien beheimateten Zoroastrismus übernommen worden, als die von Juden besiedelten Gebiete unter persischen Einfluss gerieten.

Islam

In der heiligen Schrift des Islam, dem Koran, finden sich zahlreiche Elemente der christlich-jüdischen Schöpfungsgeschichte wieder. Allerdings wird hier dem Akt der Erschaffung der Welt durch einen Gott („Allah“) nicht so viel Bedeutung zugeschrieben; eine zusammenhängende Schöpfungsgeschichte findet sich im Koran nicht. Allerdings lassen sich einige der 99 Namen Gottes mit „Schöpfer“ übersetzen. Viel bedeutender ist im Islam die Frage nach der Entstehung des Korans selbst. Der Annahme, er habe schon immer existiert und sei somit unantastbar, steht die Frage gegenüber, ob es sich um ein von Menschen geschaffenes und somit kritisierbares Werk handelt.

Buddhismus

Der Buddhismus kennt keine konkrete Schöpfungsgeschichte. Zwar finden sich in den alten Schriften des Theravada-Buddhismus Gottheiten, die von sich selbst glauben, ewige Schöpfer der Welt zu sein, diese unterliegen jedoch einem Irrtum, da sie sich aufgrund ihrer langen Lebensdauer nicht an ihren Ursprung zu erinnern vermögen. Dass der Buddhismus die Frage nach der Schöpfung ignoriert, begründete der Religionsstifter Siddharta Gautama (Buddha) selbst damit, dass das Nachsinnen über eine niemals zu beantwortende Frage wie diese sinnlos und somit als Zeitverschwendung zu betrachten sei.

Hinduismus

Der Hinduismus sieht das Universum in einem ständigen Zyklus aus Erschaffung, Erhaltung, Vergehen und Wiedererschaffung. Als Erschaffer wird dabei der Gott Brahma verehrt, während die anderen beiden Hauptgötter Vishnu und Shiva für das erhaltende, bzw. zerstörerische Element stehen. Sie werden allerdings weniger als Gottheiten denn als Aspekte des Lebens in seinem endlosen Kreislauf betrachtet. Ein Schöpfungszyklus umfasst nach hinduistischer Auffassung mehrere Trillionen (Menschen-)Jahre, die für Brahma jedoch nur einen Tag bedeuten – ein Hinweis auf die Bedeutungslosigkeit des Zeitbegriffs. Aber auch die Wirkungszeit Brahmas unterliegt Grenzen. Nach hundert Jahren (100 x 365 Brahma-Tage) versinkt Brahma im höchsten Wesen, zusammen mit all den geschaffenen Welten. Dieses Brahma noch übergeordnete Wesen ist der eigentliche Schöpfer, der unveränderliche, unsterbliche, anfangslose Herr, die Seele des Universums. Die Frage nach dem Davor und Danach stellt sich nicht: er war immer und er wird immer sein.

Schöpfung im nichtreligiösen Kontext

Yoga und Schöpfung

Die yogische Philosophie beruht auf dem Schöpfungsmythos des Hinduismus. Der Kreislauf der Wiedergeburten, die Evolution und der Glaube an das karmische Prinzip spiegeln alle den großen Schöpfungskreislauf wieder. Der von den Yogis angestrebte Eingang in Samadhi (Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten) stellt die endgültige Auflösung in der Ur-Seele des Universums dar.

Naturwissenschaft und Schöpfung

Die Naturwissenschaft nimmt den Urknall als Anbeginn des Universums an. Er wird als physikalisches Phänomen beschrieben, aus dem nicht nur das Universum selbst sondern auch Raum und Zeit hervorgegangen sind. Da weder der Zustand vor dem Urknall noch das Ereignis selbst naturwissenschaftlich zur Gänze zu erfassen und zu erklären ist, gibt es bis heute keine allgemein anerkannte wissenschaftliche Definition. Der Begriff Schöpfung findet in der Naturwissenschaft keine Anwendung und ist philosophischen oder religiösen Kontexten vorbehalten. Die sich ausweitenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse finden jedoch immer mehr Akzeptanz in der Theologie, die versucht, die Urknalltheorie mit einer göttlichen Schöpferkraft in Verbindung zu bringen.

Philosophie und Schöpfung

Im alten Griechenland wurde die Frage der Schöpfung auch auf philosophischer Ebene behandelt. Während Platon an der Vorstellung eines „göttlichen Handwerkers“ festhielt, wurde in anderen philosophischen Schulen die Idee der „creatio ex nihilo“ (Schöpfung aus dem Nichts) diskutiert, die wiederum in Gegensatz zu der damals weit verbreiteten Überzeugung „ex nihilo nihil fit“ (aus nichts entsteht nichts), die auch von Aristoteles vertreten wurde, entgegenstand. Auch andere Denker der Antike und des Mittelalters machten sich Gedanken zum Schöpfungsthema. So vertrat der lateinische Kirchenlehrer und Philosoph Augustinus (354-430) die Auffassung einer fortdauernden Schöpfung (creatio continua), eine Annahme, die später von bekannten Philosophen wie Descartes und Spinoza aufgegriffen wurde und dauerhaft Eingang in den Katholizismus gefunden hat. Thomas von Aquin lehrte dagegen im 13. Jahrhundert die Theorie einer Schöpfung aus einer ersten Ursache und folgte damit dem Gedanken Aristoteles´, der an einen „unbewegten Erstbeweger“ glaubte. Nikolaus von Kues, deutscher Philosoph, Mathematiker und Theologe des 15. Jahrhunderts, erklärte die Schöpfung als Ausprägung des göttlichen Wesens.

Siehe auch

Literatur

„Das große illustrierte Yogabuch“ von Swami Vishnudevananda (zum Thema Schöpfung und Hinduismus, S. 309-311)


Weblinks

Multimedia

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