Hilfestellungen Adjustments Korrekturen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Hatha Yoga Hilfestellungen: Unterschiede bei Anfängern und Fortgeschrittenen==
== Hatha Yoga Hilfestellungen – Unterschiede Zwischen Adjustments für Anfänger & Fortgeschrittene ==
''- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -''
 
Was sind Unterschiede zwischen Korrekturen, Hilfestellungen und Adjustments beim Unterrichten von Anfängern und Fortgeschrittenen? Wie sollte man Fortgeschrittene in fortgeschrittene Stellungen hineinbringen? Diese Fragen werden hier erläutert.
 
Im Yoga Vidya Stil wollen wir Menschen immer in den Stellungen helfen. Swami Vishnu-Devananda hat immer gesagt: „Don’t just sit, don’t just stand!“ – Sitz nicht einfach, steh nicht einfach! „Help, correct, and help people to improve!“ – Mach Hilfestellungen, mach Korrekturen, hilf Menschen, in den Asanas voranzuschreiten. So ist geradezu charakteristisch beim Yoga Vidya Stil, dass der Yogalehrende/die Yogalehrende ständig durch die Reihen geht und schaut, wem man helfen kann.
 
Grundsätzlich gibt es Anfänger-Hilfestellungen und Fortgeschrittene-Hilfestellungen. Bei Anfängern ist das Ziel der Hilfestellungen Entspannung, Erzeugen von Vertrauen, und sicher zu stellen, dass der Anfänger sich nicht weh tut, also Vermeidung von Schäden. Das ist für Anfänger.      
 
Für Fortgeschrittene gilt: Hineinhelfen in Stellungen, die der Kursteilnehmer ansonsten nicht machen könnte und Erläuterung von fortgeschrittenen Variationen, die vielleicht die Kursteilnehmerin alleine nicht verstehen würde, auch nicht von Bildern.
 
=== Hilfestellungen für Anfänger ===
 
* 1. Bei Anfängern sind die Hilfestellungen sanft. Wir wollen, dass Anfänger sich entspannen. Wenn du zum Beispiel einem Anfänger in der Anfangsentspannung hilfst, hältst du Ausschau nach folgendem: Sind die Schultern hochgezogen? – Dann gibst du langsam von hinten die Hände auf die Schultern und drückst die Schultern nach unten. Du merkst sofort: Der Anfänger entspannt die Schultern. Oder wenn du jemanden in der Vorwärtsbeuge siehst, und du siehst, die Waden und Oberschenkel sind angespannt: Dann gehst du langsam hin, berührst sanft und sagst vielleicht auch „Entspannen…“. Oder du siehst im Schulterstand, wie die Zehen nach oben zur Decke gestreckt sind, die Waden verspannt: Dann tippst du sanft die Waden an, sanft die Fußsohlen an und sagst „Entspannen…“. Das erste Ziel der Anfängerkorrekturen ist Entspannung.      
* 2. Das zweite Ziel ist natürlich auch, dass der Teilnehmer/die Teilnehmerin Vertrauen zu dir gewinnt. Dass er/sie spürt: Wenn du ihn oder sie sanft berührst, dann fühlt er oder sie sich besser, die Stellung fühlt sich angenehmer an, es entsteht Entspannung. Das ist deshalb sehr wichtig, die entspannende Wirkung sollte da sein.
* 3. Ein nächstes Ziel von Anfängerkorrekturen ist natürlich zu vermeiden, dass der Teilnehmer sich weh tut. Wenn du zum Beispiel jemanden siehst, der relativ steif sitzt, in der Vorwärtsbeuge einen runden Rücken hat und dann krampfhaft an den Füßen zieht, mit schmerzverzerrtem Gesicht, dann solltest du ihm oder ihr natürlich zeigen, nur so weit zu gehen, wie es angenehm ist, und vielleicht den Rücken etwas gerader zu halten. Oder wenn du siehst, wie jemand sich in der Kobra mit den Armen richtig hochdrückt und dabei in der Lendenwirbelsäule stark abknickt, dann gehst du langsam zu dem Teilnehmer hin, bittest ihn/sie, nur bis zum Nabel hochzukommen, den Nabel auf dem Boden zu halten, und ziehst sanft die Schultern nach hinten. Der/die Übenden merkt, wie Weite in der Brust entsteht, ein schönes Gefühl von Herzöffnung.
* 4. Damit sind wir eigentlich schon beim vierten Punkt: Wir wollen Anfängern natürlich helfen, dass sie ein schönes Gefühl haben, ein Gefühl von Freude, von Entspannung, von Weite und von Leichtigkeit. Gerade Yogalehrende, die erst beginnen zu unterrichten, müssen sich sehr beherrschen. Wenn sie nämlich sehen, dass jemand nicht sehr weit in die Vorwärtsbeuge kommt, kommt der natürliche Instinkt, man will „hineindrücken“, dass die Vorwärtsbeuge nach etwas aussieht. Tu das nicht! Das Ziel der Hilfestellungen und Korrekturen bei Anfängern ist nicht, Menschen weiter in die Stellung zu führen, sondern Entspannung, Vertrauen und Vermeidung von Schädigungen.
 
=== Hilfestellungen für Fortgeschrittene ===
 
Fortgeschrittene sind nicht nur Leute, die „die Füße von vorne, hinten und von der Seite an die Ohren bringen können“, sondern fortgeschritten in DIESEM Sinn ist jeder, der schon eine Weile Yoga macht. In diesem Sinne: Wenn jemand ein halbes Jahr oder ein Jahr in die Yogastunde kommt, und die Hände in der Vorwärtsbeuge nicht an die Fußgelenke bekommt, ist er trotzdem in dieser Definition fortgeschritten.          
 
Natürlich machst du bei Fortgeschrittenen auch Korrekturen, dass die Yogastellung korrekt ist, dass der/die Teilnehmende auch spürt, wie sich eine Stellung gut anfühlt. Das ist identisch wie bei Anfängern. Natürlich sind die Adjustments auch mit dem Ziel, dass Entspannung entstehen kann, und dass der/die Teilnehmende Vertrauen zum Yogalehrer/zur Yogalehrerin hat – du hast also im Grunde die Zielsetzung der Anfängerkorrektur auch bei der Fortgeschrittenenkorrektur. Es kommen aber ein paar Dinge dazu.
 
Du schiebst den Teilnehmer/die Teilnehmerin weiter in die Stellung hinein, um ihm/ihr zu helfen, weiter voranzuschreiten. Ab einem gewissen Fortschritt braucht es tatsächlich die Hilfe eines Yogalehrers/einer Yogalehrerin, dass der/die Teilnehmende noch weiterkommt.
 
Sukadev berichtet aus seiner eigenen Praxis am Beispiel der Vorwärtsbeuge; dass er – als ursprünglich eher steifer Mensch – irgendwann die Hände zu den Füßen bringen konnte. Ab da haben seine Yogalehrer ihn behutsam immer weiter in die Stellung gebracht, bis er schlussendlich den Bauch auf die Oberschenkel und das Kinn auf die Knie ablegen konnte. Auf die gleiche Weise hat er gelernt, vollständig in die Stellung der Taube zu kommen. Er ist dankbar für diese Hilfe seiner Yogalehrer, denn alleine hätte er das nicht geschafft.
 
Auf die gleiche Weise kannst du Menschen vom Kopfstand in den Skorpion hineinhelfen, Menschen, die nie in der Lage wären, von sich aus den Skorpion zu machen. Und du kannst überhaupt Menschen helfen, erst einmal den Kopfstand zu erfahren. Hilf also bei Fortgeschrittenen Menschen in Stellungen zu kommen, die sie alleine nicht beherrschen würden. Gerade wenn Menschen, die regelmäßig Yoga üben, merken, dass sie in Yogastunden erheblich weiterkommen, und daher auch tiefere Erfahrungen machen, weil der Yogalehrer/die Yogalehrerin stärker in die Stellung hineinhilft, dann kommen die Menschen gerne regelmäßig zur Yogastunde. Wenn dagegen die Fortgeschrittenen das Gefühl haben, zu Hause kommen sie genauso weit wie in der Yogastunde, dann überlegen sie: Warum sollte ich diesen Aufwand betreiben, Auto parken oder mich in die vollen U-Bahnen zu setzen? Oder bei Regen mit dem Fahrrad zur Yogastunde zu fahren? Übe ich doch lieber bei mir zu Hause. Daher, wenn du Fortgeschrittene unterrichten willst und unterrichtest, schiebe sie nach vorne! Jeder Fortgeschrittene sollte idealerweise nach jeder Stunde das Gefühl haben, dass er/sie mindestens eine Stellung besser in der Yogastunde machen konnte durch die Hilfestellungen der Yogalehrerin, als wenn er es alleine gemacht hätte.
 
Es gibt auch komplexere Yogastellungen, wo es nicht nur darum geht, fortgeschrittener in die Dehnung hineinzukommen. Z.B. die Füße hinter den Kopf zu bekommen (Yoga Nidrasana) ist nicht nur eine Frage der Flexibilität, es ist auch eine Frage des Wissens. Und allein mit einer Abbildung merken die Menschen das nicht. Der Yogalehrer/die Yogalehrerin kann dem Teilnehmer/der Teilnehmerin helfen, wie das Bein hinter der Schulter sein muss, wie der Fuß hinter den Kopf geht, wo man die Oberarme hingibt, dass die Oberschenkel hinter den Oberarmen sind und so weiter. Der Yogalehrer/die Yogalehrerin kann also dem Teilnehmer/der Teilnehmerin helfen, wie die Stellung geht und auf diese Weise auch helfen, die Stellung zu halten. Ähnlich auch im Handstand: Natürlich können die Teilnehmer/Teilnehmerinnen Handstand üben, aber du kannst zeigen, wie der Handstand aussieht, wie er sich anfühlt, wie die Ellbogen gebeugt sein sollen, wie der Kopf im Verhältnis zum oberen Rücken und so weiter ist. Die Adjustments bei Fortgeschrittenen sollen also auch zeigen, wie die Stellung überhaupt geht.
 
Natürlich gilt bei all diesen Adjustments und Hilfestellungen, dass du deine Teilnehmer selbstverständlich auch nicht schädigen solltest. Dort gilt es also, aufzupassen. Normalerweise sollten die Anfängerkorrekturen/Anfängerhilfestellungen unproblematisch sein. Es gilt nur, dass du die Hilfestellungen so machen musst, dass der Teilnehmer/die Teilnehmerin Vertrauen zu dir hat.        
 
Es gibt Menschen, die vielleicht schlechte Erfahrungen haben. Sexueller Missbrauch, unzüchtiges berührt werden, vielleicht von älteren Menschen, und die vielleicht gute Gründe haben, dass sie eventuell ein bisschen vorsichtig sind, und ein unverhofftes berührt werden nicht so schön finden. Dort gilt es, Rücksicht zu nehmen und sanft zu sein. Die Mehrheit der Menschen wird in der entspannten und geschützten Atmosphäre eines Yogaunterrichtes sich gut fühlen und sich entspannen, wenn du sie berührst. Solltest du aber bemerken, dass ein Teilnehmer/eine Teilnehmerin ein bisschen zusammenzuckt und verspannt, wenn du ihn/sie sanft berührst, dann wäre zu empfehlen, erst einmal die Berührungen sein zu lassen, und nach der Yogastunde unter 4 Augen kurz zu fragen, ob es okay ist, wenn du ihn/sie in den Stellungen berührst. Eventuell sagt der Teilnehmer „Ja, ich war nur etwas erschrocken, dass du plötzlich da bist.“ Ein Tipp wäre hier: Wenn du korrigierst, bewege dich nicht ganz lautlos. Geh nicht in der Stille lautlos zu einem anderen Menschen hin. Der Mensch hat vorher gedacht, du bist im östlichen Teil des Raumes, er ist im westlichen, und plötzlich taucht jemand auf und berührt – der Mensch zuckt zusammen. Entweder machst du deine Schritte hörbar, oder du sagst ein kurzes Wort, vielleicht an die ganze Gruppe, und dann weiß der Teilnehmer/die Teilnehmerin, wo du stehst. Angenommen, du hast eine große Yogastunde mit mehreren Assistenten und Assistentinnen (bei Yoga Vidya Bad Meinberg können bis zu 140 Menschen in einem großen Yogaraum sein), ist es gut, das vorher anzusagen. Dann wissen die Menschen, wenn von vorne eine Ansage kommt, kann auch von hinten jemand kommen, um sie zu berühren.
 
Bei fortgeschrittenen Korrekturen ist natürlich auch wichtig, dass du den Teilnehmer/die Teilnehmerin nicht verletzt. Es gibt manche Korrekturen, die kann man bei manchen Menschen machen, aber bei anderen nicht. Wenn du bei Yoga Vidya die Yogalehrer-Ausbildung mitmachst, dann lernst du natürlich, was es zu beachten gilt. Es gibt manche, bei denen kannst du im Pflug Zugkorrekturen machen, bei der Mehrheit machst du keine Hilfestellung, um jemanden tiefer in den Pflug zu bringen. So gibt es eine Reihe von Adjustments, die man nur bei bestimmten Menschen macht.
 
Es sei auch noch darauf hingewiesen, dass es eine Videoreihe „Typische Fehler und Korrekturen“ gibt. Da werden die wichtigsten Asanas vorgestellt, und da kannst du sehen, welche Adjustments gut sind. Es gibt auch 2 längere Videos, wo alle Adjustments und Hilfestellungen (sowohl Anfänger, als auch Fortgeschrittene) der Yoga Vidya Grundreihe gezeigt werden. Du findest die Videos auf Youtube, wenn du nach „Yoga Vidya Typische Fehler und Korrekturen“ suchst. Oder gehe auf die Internetseiten von Yoga Vidya, unter www.yoga-vidya.de  findest du zu jeder der Yoga Vidya Stellungen auch die Korrekturen. Und wenn du eine Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung mitgemacht hast oder mitmachst, findest du typische Fehler und Korrekturen, desgleichen Hilfestellungen (auch Fortgeschrittene) natürlich auch im Yoga Vidya Yogalehrer Handbuch (16.Auflage).
 
Bei Yoga Vidya gibt es auch sogenannte Bodywork-Seminare: Hineinhelfen in fortgeschrittene Asanas – auch ein hervorragendes Seminar für Yogalehrende, die insbesondere fortgeschrittene Teilnehmende unterrichten wollen. Dieses Seminar besteht geradezu daraus, dass Teilnehmende sich gegenseitig in fortgeschrittene Stellungen hineinhelfen, und so bekommst du eine Fülle von eigener Erfahrung, wie man fortgeschrittene Hilfestellungen machen kann.
 
=== Video - Hatha Yoga Hilfestellungen: Unterschiede bei Anfängern und Fortgeschrittenen===


Hier ein Vortrag zum Thema '' Hatha Yoga Hilfestellungen Anfänger und Fortgeschrittene '' von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe [[Yoga Vidya Schulung]], Vorträge zum ganzheitlichen [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga].
Hier ein Vortrag zum Thema '' Hatha Yoga Hilfestellungen Anfänger und Fortgeschrittene '' von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe [[Yoga Vidya Schulung]], Vorträge zum ganzheitlichen [https://www.yoga-vidya.de/yoga/ Yoga].


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==Typische Fehler und Korrekturen==
==Typische Fehler und Korrekturen==
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[[Kategorie:Yoga Ausbildung]]
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[[Kategorie:Yogawiki:Überarbeiten]]
[[Kategorie:Yogawiki:Überarbeiten]]
[[Kategorie:Yoga Vidya Schulung Videoreihe]]

Version vom 21. Februar 2020, 09:14 Uhr

Hilfestellungen, Adjustments, Korrekturen - damit helfen Yogalehrerinnen und Yogalehrer, Yoga Kursteilnehmer/innen die Yoga Übungen korrekt zu machen - und ein Gefühl zu bekommen, wie sich eine Yoga Übung anfühlen kann.

Video Yoga für Yogalehrende - Typische Fehler und Korrekturen

Hier zwei Videos mit Hilfestellungen, Adjustments und Korrekturen mit Sukadev Bretz aus dem Jahr 2009. Dies sind Mitschnitte aus einer Weiterbildung für Yogalehrer/innen:

Teil 1 typischer Fehler und Korrekturen

Dieses Hilfestellungen Video Teil 1 in besserer Qualität

Teil 2 typischer Fehler und Korrekturen

Dieses Hilfestellungen Video Teil 2 in besserer Qualität

Hatha Yoga Hilfestellungen – Unterschiede Zwischen Adjustments für Anfänger & Fortgeschrittene

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Was sind Unterschiede zwischen Korrekturen, Hilfestellungen und Adjustments beim Unterrichten von Anfängern und Fortgeschrittenen? Wie sollte man Fortgeschrittene in fortgeschrittene Stellungen hineinbringen? Diese Fragen werden hier erläutert.

Im Yoga Vidya Stil wollen wir Menschen immer in den Stellungen helfen. Swami Vishnu-Devananda hat immer gesagt: „Don’t just sit, don’t just stand!“ – Sitz nicht einfach, steh nicht einfach! „Help, correct, and help people to improve!“ – Mach Hilfestellungen, mach Korrekturen, hilf Menschen, in den Asanas voranzuschreiten. So ist geradezu charakteristisch beim Yoga Vidya Stil, dass der Yogalehrende/die Yogalehrende ständig durch die Reihen geht und schaut, wem man helfen kann.

Grundsätzlich gibt es Anfänger-Hilfestellungen und Fortgeschrittene-Hilfestellungen. Bei Anfängern ist das Ziel der Hilfestellungen Entspannung, Erzeugen von Vertrauen, und sicher zu stellen, dass der Anfänger sich nicht weh tut, also Vermeidung von Schäden. Das ist für Anfänger.

Für Fortgeschrittene gilt: Hineinhelfen in Stellungen, die der Kursteilnehmer ansonsten nicht machen könnte und Erläuterung von fortgeschrittenen Variationen, die vielleicht die Kursteilnehmerin alleine nicht verstehen würde, auch nicht von Bildern.

Hilfestellungen für Anfänger

  • 1. Bei Anfängern sind die Hilfestellungen sanft. Wir wollen, dass Anfänger sich entspannen. Wenn du zum Beispiel einem Anfänger in der Anfangsentspannung hilfst, hältst du Ausschau nach folgendem: Sind die Schultern hochgezogen? – Dann gibst du langsam von hinten die Hände auf die Schultern und drückst die Schultern nach unten. Du merkst sofort: Der Anfänger entspannt die Schultern. Oder wenn du jemanden in der Vorwärtsbeuge siehst, und du siehst, die Waden und Oberschenkel sind angespannt: Dann gehst du langsam hin, berührst sanft und sagst vielleicht auch „Entspannen…“. Oder du siehst im Schulterstand, wie die Zehen nach oben zur Decke gestreckt sind, die Waden verspannt: Dann tippst du sanft die Waden an, sanft die Fußsohlen an und sagst „Entspannen…“. Das erste Ziel der Anfängerkorrekturen ist Entspannung.
  • 2. Das zweite Ziel ist natürlich auch, dass der Teilnehmer/die Teilnehmerin Vertrauen zu dir gewinnt. Dass er/sie spürt: Wenn du ihn oder sie sanft berührst, dann fühlt er oder sie sich besser, die Stellung fühlt sich angenehmer an, es entsteht Entspannung. Das ist deshalb sehr wichtig, die entspannende Wirkung sollte da sein.
  • 3. Ein nächstes Ziel von Anfängerkorrekturen ist natürlich zu vermeiden, dass der Teilnehmer sich weh tut. Wenn du zum Beispiel jemanden siehst, der relativ steif sitzt, in der Vorwärtsbeuge einen runden Rücken hat und dann krampfhaft an den Füßen zieht, mit schmerzverzerrtem Gesicht, dann solltest du ihm oder ihr natürlich zeigen, nur so weit zu gehen, wie es angenehm ist, und vielleicht den Rücken etwas gerader zu halten. Oder wenn du siehst, wie jemand sich in der Kobra mit den Armen richtig hochdrückt und dabei in der Lendenwirbelsäule stark abknickt, dann gehst du langsam zu dem Teilnehmer hin, bittest ihn/sie, nur bis zum Nabel hochzukommen, den Nabel auf dem Boden zu halten, und ziehst sanft die Schultern nach hinten. Der/die Übenden merkt, wie Weite in der Brust entsteht, ein schönes Gefühl von Herzöffnung.
  • 4. Damit sind wir eigentlich schon beim vierten Punkt: Wir wollen Anfängern natürlich helfen, dass sie ein schönes Gefühl haben, ein Gefühl von Freude, von Entspannung, von Weite und von Leichtigkeit. Gerade Yogalehrende, die erst beginnen zu unterrichten, müssen sich sehr beherrschen. Wenn sie nämlich sehen, dass jemand nicht sehr weit in die Vorwärtsbeuge kommt, kommt der natürliche Instinkt, man will „hineindrücken“, dass die Vorwärtsbeuge nach etwas aussieht. Tu das nicht! Das Ziel der Hilfestellungen und Korrekturen bei Anfängern ist nicht, Menschen weiter in die Stellung zu führen, sondern Entspannung, Vertrauen und Vermeidung von Schädigungen.

Hilfestellungen für Fortgeschrittene

Fortgeschrittene sind nicht nur Leute, die „die Füße von vorne, hinten und von der Seite an die Ohren bringen können“, sondern fortgeschritten in DIESEM Sinn ist jeder, der schon eine Weile Yoga macht. In diesem Sinne: Wenn jemand ein halbes Jahr oder ein Jahr in die Yogastunde kommt, und die Hände in der Vorwärtsbeuge nicht an die Fußgelenke bekommt, ist er trotzdem in dieser Definition fortgeschritten.

Natürlich machst du bei Fortgeschrittenen auch Korrekturen, dass die Yogastellung korrekt ist, dass der/die Teilnehmende auch spürt, wie sich eine Stellung gut anfühlt. Das ist identisch wie bei Anfängern. Natürlich sind die Adjustments auch mit dem Ziel, dass Entspannung entstehen kann, und dass der/die Teilnehmende Vertrauen zum Yogalehrer/zur Yogalehrerin hat – du hast also im Grunde die Zielsetzung der Anfängerkorrektur auch bei der Fortgeschrittenenkorrektur. Es kommen aber ein paar Dinge dazu.

Du schiebst den Teilnehmer/die Teilnehmerin weiter in die Stellung hinein, um ihm/ihr zu helfen, weiter voranzuschreiten. Ab einem gewissen Fortschritt braucht es tatsächlich die Hilfe eines Yogalehrers/einer Yogalehrerin, dass der/die Teilnehmende noch weiterkommt.

Sukadev berichtet aus seiner eigenen Praxis am Beispiel der Vorwärtsbeuge; dass er – als ursprünglich eher steifer Mensch – irgendwann die Hände zu den Füßen bringen konnte. Ab da haben seine Yogalehrer ihn behutsam immer weiter in die Stellung gebracht, bis er schlussendlich den Bauch auf die Oberschenkel und das Kinn auf die Knie ablegen konnte. Auf die gleiche Weise hat er gelernt, vollständig in die Stellung der Taube zu kommen. Er ist dankbar für diese Hilfe seiner Yogalehrer, denn alleine hätte er das nicht geschafft.

Auf die gleiche Weise kannst du Menschen vom Kopfstand in den Skorpion hineinhelfen, Menschen, die nie in der Lage wären, von sich aus den Skorpion zu machen. Und du kannst überhaupt Menschen helfen, erst einmal den Kopfstand zu erfahren. Hilf also bei Fortgeschrittenen Menschen in Stellungen zu kommen, die sie alleine nicht beherrschen würden. Gerade wenn Menschen, die regelmäßig Yoga üben, merken, dass sie in Yogastunden erheblich weiterkommen, und daher auch tiefere Erfahrungen machen, weil der Yogalehrer/die Yogalehrerin stärker in die Stellung hineinhilft, dann kommen die Menschen gerne regelmäßig zur Yogastunde. Wenn dagegen die Fortgeschrittenen das Gefühl haben, zu Hause kommen sie genauso weit wie in der Yogastunde, dann überlegen sie: Warum sollte ich diesen Aufwand betreiben, Auto parken oder mich in die vollen U-Bahnen zu setzen? Oder bei Regen mit dem Fahrrad zur Yogastunde zu fahren? Übe ich doch lieber bei mir zu Hause. Daher, wenn du Fortgeschrittene unterrichten willst und unterrichtest, schiebe sie nach vorne! Jeder Fortgeschrittene sollte idealerweise nach jeder Stunde das Gefühl haben, dass er/sie mindestens eine Stellung besser in der Yogastunde machen konnte durch die Hilfestellungen der Yogalehrerin, als wenn er es alleine gemacht hätte.

Es gibt auch komplexere Yogastellungen, wo es nicht nur darum geht, fortgeschrittener in die Dehnung hineinzukommen. Z.B. die Füße hinter den Kopf zu bekommen (Yoga Nidrasana) ist nicht nur eine Frage der Flexibilität, es ist auch eine Frage des Wissens. Und allein mit einer Abbildung merken die Menschen das nicht. Der Yogalehrer/die Yogalehrerin kann dem Teilnehmer/der Teilnehmerin helfen, wie das Bein hinter der Schulter sein muss, wie der Fuß hinter den Kopf geht, wo man die Oberarme hingibt, dass die Oberschenkel hinter den Oberarmen sind und so weiter. Der Yogalehrer/die Yogalehrerin kann also dem Teilnehmer/der Teilnehmerin helfen, wie die Stellung geht und auf diese Weise auch helfen, die Stellung zu halten. Ähnlich auch im Handstand: Natürlich können die Teilnehmer/Teilnehmerinnen Handstand üben, aber du kannst zeigen, wie der Handstand aussieht, wie er sich anfühlt, wie die Ellbogen gebeugt sein sollen, wie der Kopf im Verhältnis zum oberen Rücken und so weiter ist. Die Adjustments bei Fortgeschrittenen sollen also auch zeigen, wie die Stellung überhaupt geht.

Natürlich gilt bei all diesen Adjustments und Hilfestellungen, dass du deine Teilnehmer selbstverständlich auch nicht schädigen solltest. Dort gilt es also, aufzupassen. Normalerweise sollten die Anfängerkorrekturen/Anfängerhilfestellungen unproblematisch sein. Es gilt nur, dass du die Hilfestellungen so machen musst, dass der Teilnehmer/die Teilnehmerin Vertrauen zu dir hat.

Es gibt Menschen, die vielleicht schlechte Erfahrungen haben. Sexueller Missbrauch, unzüchtiges berührt werden, vielleicht von älteren Menschen, und die vielleicht gute Gründe haben, dass sie eventuell ein bisschen vorsichtig sind, und ein unverhofftes berührt werden nicht so schön finden. Dort gilt es, Rücksicht zu nehmen und sanft zu sein. Die Mehrheit der Menschen wird in der entspannten und geschützten Atmosphäre eines Yogaunterrichtes sich gut fühlen und sich entspannen, wenn du sie berührst. Solltest du aber bemerken, dass ein Teilnehmer/eine Teilnehmerin ein bisschen zusammenzuckt und verspannt, wenn du ihn/sie sanft berührst, dann wäre zu empfehlen, erst einmal die Berührungen sein zu lassen, und nach der Yogastunde unter 4 Augen kurz zu fragen, ob es okay ist, wenn du ihn/sie in den Stellungen berührst. Eventuell sagt der Teilnehmer „Ja, ich war nur etwas erschrocken, dass du plötzlich da bist.“ Ein Tipp wäre hier: Wenn du korrigierst, bewege dich nicht ganz lautlos. Geh nicht in der Stille lautlos zu einem anderen Menschen hin. Der Mensch hat vorher gedacht, du bist im östlichen Teil des Raumes, er ist im westlichen, und plötzlich taucht jemand auf und berührt – der Mensch zuckt zusammen. Entweder machst du deine Schritte hörbar, oder du sagst ein kurzes Wort, vielleicht an die ganze Gruppe, und dann weiß der Teilnehmer/die Teilnehmerin, wo du stehst. Angenommen, du hast eine große Yogastunde mit mehreren Assistenten und Assistentinnen (bei Yoga Vidya Bad Meinberg können bis zu 140 Menschen in einem großen Yogaraum sein), ist es gut, das vorher anzusagen. Dann wissen die Menschen, wenn von vorne eine Ansage kommt, kann auch von hinten jemand kommen, um sie zu berühren.

Bei fortgeschrittenen Korrekturen ist natürlich auch wichtig, dass du den Teilnehmer/die Teilnehmerin nicht verletzt. Es gibt manche Korrekturen, die kann man bei manchen Menschen machen, aber bei anderen nicht. Wenn du bei Yoga Vidya die Yogalehrer-Ausbildung mitmachst, dann lernst du natürlich, was es zu beachten gilt. Es gibt manche, bei denen kannst du im Pflug Zugkorrekturen machen, bei der Mehrheit machst du keine Hilfestellung, um jemanden tiefer in den Pflug zu bringen. So gibt es eine Reihe von Adjustments, die man nur bei bestimmten Menschen macht.

Es sei auch noch darauf hingewiesen, dass es eine Videoreihe „Typische Fehler und Korrekturen“ gibt. Da werden die wichtigsten Asanas vorgestellt, und da kannst du sehen, welche Adjustments gut sind. Es gibt auch 2 längere Videos, wo alle Adjustments und Hilfestellungen (sowohl Anfänger, als auch Fortgeschrittene) der Yoga Vidya Grundreihe gezeigt werden. Du findest die Videos auf Youtube, wenn du nach „Yoga Vidya Typische Fehler und Korrekturen“ suchst. Oder gehe auf die Internetseiten von Yoga Vidya, unter www.yoga-vidya.de findest du zu jeder der Yoga Vidya Stellungen auch die Korrekturen. Und wenn du eine Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung mitgemacht hast oder mitmachst, findest du typische Fehler und Korrekturen, desgleichen Hilfestellungen (auch Fortgeschrittene) natürlich auch im Yoga Vidya Yogalehrer Handbuch (16.Auflage).

Bei Yoga Vidya gibt es auch sogenannte Bodywork-Seminare: Hineinhelfen in fortgeschrittene Asanas – auch ein hervorragendes Seminar für Yogalehrende, die insbesondere fortgeschrittene Teilnehmende unterrichten wollen. Dieses Seminar besteht geradezu daraus, dass Teilnehmende sich gegenseitig in fortgeschrittene Stellungen hineinhelfen, und so bekommst du eine Fülle von eigener Erfahrung, wie man fortgeschrittene Hilfestellungen machen kann.

Video - Hatha Yoga Hilfestellungen: Unterschiede bei Anfängern und Fortgeschrittenen

Hier ein Vortrag zum Thema Hatha Yoga Hilfestellungen Anfänger und Fortgeschrittene von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.

Typische Fehler und Korrekturen

Auf den Yoga Vidya Seiten findest du umfangreiche Infos zum Thema Hilfestellungen, Adjustements, Korrekturen: