Eine kurze Geschichte des religiösen und philosophischen Denkens in Indien - Kapitel VIII - Die Smritis oder ethischen Kodizes: Unterschied zwischen den Versionen

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Herz, wird zu gegebener Zeit Zeugnis von den eigenen Handlungen ablegen. Indem man seinen Geist in einem Zustand des gedanklichen Gleichgewichts hält, sollte man sich sowohl das Gute als auch das Schlechte als Erscheinungen des Selbst vorstellen. Auf diese Weise macht man allen Neigungen zur Ungerechtigkeit ein Ende. Das Selbst allein ist alle Götter, und alles ist in diesem Selbst enthalten. Das ist als der Höchste Purusha zu erkennen, der der Lenker aller Dinge ist, subtiler als das Feinstoffliche und mit scharfem Verstand zu erkennen. Wer auf diese Weise das Selbst in allen Wesen sieht, erlangt Gleichheit mit allem und verwirklicht den Zustand von Brahman. Die in der Manu-smriti vorgeschriebene Meditationsmethode ist die der Rückführung der Wirkungen in ihre Ursachen, d.h. das Erdelement geht in das Wasserelement über, Wasser in Feuer, Feuer in Luft, Luft in Äther und Äther in das Höchste Wesen. Die Verordnungen des Manu werden als ebenso wirksam angesehen wie die Verordnungen eines Arztes (Yad vai manur avadat tad bheshajam).  
Herz, wird zu gegebener Zeit Zeugnis von den eigenen Handlungen ablegen. Indem man seinen Geist in einem Zustand des gedanklichen Gleichgewichts hält, sollte man sich sowohl das Gute als auch das Schlechte als Erscheinungen des Selbst vorstellen. Auf diese Weise macht man allen Neigungen zur Ungerechtigkeit ein Ende. Das Selbst allein ist alle Götter, und alles ist in diesem Selbst enthalten. Das ist als der Höchste Purusha zu erkennen, der der Lenker aller Dinge ist, subtiler als das Feinstoffliche und mit scharfem Verstand zu erkennen. Wer auf diese Weise das Selbst in allen Wesen sieht, erlangt Gleichheit mit allem und verwirklicht den Zustand von Brahman. Die in der Manu-smriti vorgeschriebene Meditationsmethode ist die der Rückführung der Wirkungen in ihre Ursachen, d.h. das Erdelement geht in das Wasserelement über, Wasser in Feuer, Feuer in Luft, Luft in Äther und Äther in das Höchste Wesen. Die Verordnungen des Manu werden als ebenso wirksam angesehen wie die Verordnungen eines Arztes (Yad vai manur avadat tad bheshajam).  
=== Die Bedeutung des Rituals ===
Sein Zweck und seine Methode: Das Karma Kanda bildet den rituellen Teil der indischen Religion und hat seinen Ursprung in den Anweisungen des BrahmanaAbschnitts der Veden. Das Ritual der Veden erhielt einen starken Akzent durch die Purva-Mimamsa-Sutras von Jaimini, die mit dem berühmten Kommentar von Sabara zum klassischen Text des brahmanischen Ritualismus vedischer Art wurden. Aber das Ritual der Hindus von heute beschränkt sich nicht nur auf die alte vedische Form des Opfers. Das hinduistische
Ritual hat eine vielseitige Form und wird in den Smritis, Kalpa-Sutras, Agamas und Tantras erweitert.
Rituale sind Religion, die sich in einer äußeren Handlung zeigt. Es erleichtert es dem menschlichen Geist, die Religion äußerlich, im täglichen Leben, zu beobachten und sich so an die Ziele der Religion zu erinnern. Das Ritual ist in gewissem Sinne wie die Basis oder die Füße der Religion, was keineswegs bedeutet, dass das Ritual ein unwesentlicher Teil der Religion ist, so wie die Füße kein unwesentlicher Teil des Körpers sind, denn auf den Füßen ruht der Körper. Das Ritual ist die äußere Form und nicht die Essenz der Religion, und wenn sein Geist fehlt, stagniert die Religion auf dieser Ebene und erhebt sich nicht zu ihrer höheren Bedeutung. Dies wäre eine Travestie des Zwecks des Rituals, schmälert aber nicht seinen Wert in der Religion. Ein außenstehender Beobachter einer Religion erhält seine ersten Eindrücke von ihr durch ihre Rituale und die in der Gesellschaft gelebten Praktiken. Dies ist eine soziale Form der Religion, durch die sie in öffentliche Beziehungen zu den Menschen tritt. Es ist diese Form der Religion, die die Gesellschaft und die Nation zu einem einzigen Ganzen vereint, in dem die Teile durch ein Band der Affinität von Gefühl und Ziel zusammengehalten werden. Dieses soziale Element, das in der Religion vorhanden ist, hat den positiven Effekt, dass es die Menschen durch Versammlungen und eine Brüderlichkeit gegenseitiger Wertschätzung vereint und der Gesellschaft eine Art von Stärke verleiht. Der Aspekt der Pilgerfahrt (Tirtha-Yatra) in dieser Form der Religion bringt auch den Vorteil der historischen Erneuerung und des Respekts für die alten Traditionen verschiedener Orte mit sich und weckt in den Köpfen der Menschen eine kulturelle und soziale Beziehung, selbst aus der Ferne, durch die
Achtung von Orten, die nicht der eigenen Gemeinschaft angehören. Ohne solche Anordnungen würden die Menschen die Verbindung mit anderen verlieren, vor allem mit denen, die weit weg sind, und die Nation wäre um jenen wesentlichen Teil beraubt, der für die Vereinigung ihrer Bevölkerung notwendig ist.
verschiedene Gliedmaßen zu einem einzigen Zeichen, genannt Kultur und gemeinsames Ziel.
Das Ritual als Symbol für den Glauben und die Überzeugungen der Menschen ermöglicht es ihnen, ihre eigenen Herzen im täglichen Leben zu vergegenwärtigen und so ihre eigenen Gefühle in der äußeren Gesellschaft zu respektieren. Dadurch wird die soziale Bindung weiter gestärkt, vor allem dann, wenn die Überzeugungen mit denen der anderen übereinstimmen. Die eigenen Sehnsüchte werden in Ritualen nach außen getragen, und indem man die äußere Form des Lebens mit den inneren Sehnsüchten des Geistes ausstattet, wird das Leben hell und lebenswert. Es ist eine Wahrheit der Psychologie, dass jeder Beobachter der Dinge in der Welt sie mit seinen eigenen Ansichten und Einstellungen zu ihnen färbt und die Objekte der Welt nicht so gesehen werden, wie sie in Wirklichkeit sind. Die Zweiteilung des Denkens in die
Betrachtung des Wünschenswerten und des
Unerwünschten in der Welt ist auf den Zwang des Denkens zurückzuführen, die Dinge an sich mit seinen eigenen relativen Bewertungen zu versehen, während es gleichzeitig unfähig ist, eine unparteiische Haltung gegenüber allen Dingen zu entwickeln. Diese Tatsache wurde von den weisen Weisen erkannt, die das System der Rituale einführten und den Geist daran hinderten, in sich selbst ungesunde Reaktionen auf die Außenwelt zu projizieren, indem sie auf diese Weise einen Weg für die Visualisierung erhabener Ideale in äußeren Objekten schufen. Das Ritual symbolisiert die höheren Ziele des menschlichen Geistes in Form der
äußeren Handlungen des religiösen Dienstes und der Zeremonie.
Rituale wirken auch als Korrektiv für die psychologischen Spannungen des menschlichen Geistes, die, wenn sie nicht richtig gehandhabt werden, zu Komplexen und einem allgemeinen Zustand geistiger Krankheit führen können. Rituale bieten eine gute Gelegenheit, die eigenen Emotionen zu äußern und zu sehen
Sie werden sozusagen in seiner Gegenwart aus dem Herzen befreit, befreit von unnatürlichen Zuständen, die durch unerfüllte Wünsche verursacht werden. Die Freuden und Sorgen des Geistes werden vor der Gottheit, die man verehrt, demonstriert, zum Beispiel in einem aufwändigen Akt der Verehrung (Puja) oder des Opfers (Yajna), was den Vorteil hat, dass man während des Rituals seinen geistigen Zustand vor einer Versammlung anderer Menschen zur Schau stellt und sich selbst die Genugtuung verschafft, dass die Gottheit zufriedengestellt und die gewünschte Gnade erlangt wurde. Der Geist tritt aus seiner Begrenzung heraus und spürt eine Erweiterung seines Inhalts und seiner Existenz im Akt des religiösen Rituals.
Der Ritualismus in Form der Tempelverehrung hat zu aufwendigen Strukturen von architektonischer Größe und bildhauerischer Schönheit geführt. Rituale waren in Indien nicht nur ein System mechanisierter Handlungen und Routinen der Anbetung und des Gebets, sondern wurden auch mit der Kunst als einem Aspekt der religiösen Praxis in Verbindung gebracht. Religion war nicht nur eine Wissenschaft der formalistischen Praxis festgelegter Lehren, sondern eine interessante und attraktive Darstellung der Bedürfnisse der Seele im sozialen Leben. Die großen Tempel in den verschiedenen wichtigen Heiligtümern Indiens waren aufgrund der Würde ihrer Form und der künstlerischen Vollkommenheit ihrer Bauweise eine ständige Quelle der Inspiration. Die hoch aufragenden und massiven Bauwerke, die mit ihren Türmen oft den Himmel streifen, erheben die Gedanken des Betrachters auf eine Höhe mystischer Pracht, die er tief in seinem Herzen spürt. Die berühmten Tempel
waren Mäzene der architektonischen Kunst und Quellen erhabener Gefühle, frei von den Fesseln des täglichen Lebens, nicht nur in den Köpfen der Gläubigen, sondern auch für unparteiische Kenner der
die Bedeutung der Kunst im Allgemeinen. Große Tempel werden nach dem Muster oder Symbol des Virat-Purusha oder der in den Veden und Upanishaden besungenen kosmischen Person gebaut. Vom Eingang bis zum innersten "Allerheiligsten" beinhaltet der Bau des Tempels stufenweise die Darstellung der Glieder des Virat und verleiht so der Kunst des Tempelbaus und dem Ritual der Tempelverehrung einen Hauch des höchsten Ziels der Religion als Gottesverwirklichung.





Version vom 26. August 2023, 09:26 Uhr

Swami Krishnanandas Füße - Puja zum 60. Geburtstag

Eine kurze Geschichte des religiösen und philosophischen Denkens in Indien - Kapitel VIII - Die Smritis oder ethischen Kodizes


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Die Smritis oder ethischen Kodizes

Allgemeine Merkmale

Obwohl die Smritis, insbesondere die Smriti des Manu, vom Standpunkt der Chronologie, der Art der Behandlung von Religion und Ethik und der allgemeinen Lebenseinstellung als älter als die Epen und Puranas angesehen werden können, wird das in den Smritis behandelte Thema nach der Diskussion über die Epen und Puranas aufgegriffen, Der Grund dafür ist, dass der religiöse Geist, der seinen Höhepunkt in den VedaSamhitas und Upanishaden erreicht hat, in letzteren seinen größten Ausdruck gefunden hat, und dass die Bestrebungen des Geistes der großen heutigen Bevölkerung Indiens in ihnen am meisten zum Ausdruck kommen, und nicht so sehr in den Smritis, die mehr die Form von legalistischen Texten über soziales Verhalten haben als direkte Anreize zur Erfüllung der höheren Bereiche der menschlichen Natur. Außerdem wird der Inhalt der Smritis in der epischen und der Purana-Literatur auf ansprechendere Weise ausgearbeitet, so dass man sich getrost auf das Studium dieser großen religiösen Überlieferung beschränken kann, ohne etwas zu verpassen, was in den Smritis von Bedeutung ist. Das Mahabharata selbst wird als eine große Smriti angesehen, da es die Lehren über Dharma nahezu erschöpft. Die Kalpa-Sutras, Agamas und Tantras sind ein weiteres Regelwerk über altindische Rituale und Ethik. Die

vorliegende Darstellung ist eine umfassende Interpretation dieses großen Korpus von Lehren in ihrer Essenz.


Die Smritis, die als eine Ausarbeitung der Srutis oder Veden gelten, sind die wichtigsten Sozialgesetzbücher. Unter den Smritis sind die von Manu, Yajnavalkya und Parasara die maßgeblichen und bekanntesten. Die Veden, sagt Manu, sind die Hauptquellen des Dharma, und daneben kommen die Smritis derer, die dieses Dharma kennen und praktizieren. Die Smritis ergänzen und erläutern die soziologischen und rituellen Anweisungen der Veden, die Vidhi genannt werden, und werden daher auch Dharma-Sastras (Schriften über Dharma) genannt. Sie legen die Gesetze fest, die die nationalen, gemeinschaftlichen, familiären und individuellen Pflichten im Allgemeinen (samanya) wie auch im Besonderen (visesha) regeln. Sie befassen sich ausführlich mit den Dharmas der vier Kasten, nämlich den Brahmanen oder denjenigen, die die philosophische und spirituelle Schicht der Gesellschaft bilden, den Kshatriyas oder den Königen und Kriegern oder der militärischen Klasse im Allgemeinen, den Vaisyas oder der Handelsklasse, die den wirtschaftlichen Teil des gesellschaftlichen Lebens ausmacht, und den Sudras oder der Dienstbotenklasse der Gesellschaft. Die Smritis befassen sich auch mit den Dharmas der Brahmacharins oder Studenten, die ein Leben der Enthaltsamkeit und des Studiums unter einem Lehrer oder Guru führen, der Grihasthas oder Haushälter, die den aktiven, funktionalen und beruflichen Aspekt der Gesellschaft bilden, der Vanaprasthas oder Einsiedler und Eremiten, die sich aus dem aktiven Leben zurückgezogen haben, um sich auf das Streben nach spiritueller Verwirklichung vorzubereiten, und der Sannyasins oder Mönche, die auf die Welt der Aktivität und

der sozialen Kontakte verzichtet haben, um sich ganz dem Ideal der Verwirklichung des Absoluten zu widmen. So sind die Smritis eine Art allgemeiner Leitfaden für das soziale Leben unter verschiedenen Umständen und zu verschiedenen Zeiten.


Die Manu-smriti ist der wichtigste dieser Kodizes oder dharma-Sastras. Nach Manu ist Dharma durch die Veden, die Smritis, das Verhalten der Heiligen und schließlich durch das eigene gereinigte Gewissen zu erkennen. Indem man dem Dharma folgt, erlangt man Vollkommenheit. Manu geht detailliert auf die Pflichten eines Studenten, eines Hausvaters, eines Einsiedlers, eines Mönchs und eines Königs ein, ebenso wie auf die Grundsätze der politischen Verwaltung und die Gelübde und Observanzen, die als Sühne für das Begehen bestimmter Sünden einzuhalten sind. Er fasst seine Anweisungen zusammen und sagt, dass von allen Dharmas das Wissen um das Selbst das höchste ist, denn dadurch erlangt man Unsterblichkeit. Indem man das Selbst in allen Wesen und alle Wesen im Selbst sieht und so die Gleichheit des Sehens praktiziert, erlangt man absolute Oberhoheit oder Selbstverwirklichung. Man wird allein geboren und man stirbt allein. Man genießt auch die Früchte seiner Taten allein. Vater, Mutter, Frau, Kinder und Freunde werden einem in der anderen Welt nicht zu Hilfe kommen. Es ist allein der Dharma, der einem am Ende zu Hilfe kommt.


Man sollte sich weder an das Leben klammern noch den Tod herbeisehnen, sondern ein Leben ohne Anhaftung führen und seine Pflichten richtig erfüllen. Die Essenz des Dharma besteht in der Praxis von Tapferkeit (dhriti), Nachsicht (kshama), Sinneskontrolle (dama), Nichtaneignung von dem, was nicht einem selbst gehört (asteya), Reinheit in Gedanken, Worten und Taten (saucha), Beherrschung des Geistes (indriyanigraha), geklärtes Verständnis (dhi), Wissen um die Wahrheit (vidya),

Wahrhaftigkeit (satya) und Freiheit von Ärger (akrodha). Man sollte nicht den Eindruck haben, dass man im Verborgenen, ohne das Wissen anderer, Falsches oder Böses tun kann, denn Himmel, Erde, Wasser, Sonne, Mond, Feuer, Wind, Tag und Nacht und auch die eigenen

Herz, wird zu gegebener Zeit Zeugnis von den eigenen Handlungen ablegen. Indem man seinen Geist in einem Zustand des gedanklichen Gleichgewichts hält, sollte man sich sowohl das Gute als auch das Schlechte als Erscheinungen des Selbst vorstellen. Auf diese Weise macht man allen Neigungen zur Ungerechtigkeit ein Ende. Das Selbst allein ist alle Götter, und alles ist in diesem Selbst enthalten. Das ist als der Höchste Purusha zu erkennen, der der Lenker aller Dinge ist, subtiler als das Feinstoffliche und mit scharfem Verstand zu erkennen. Wer auf diese Weise das Selbst in allen Wesen sieht, erlangt Gleichheit mit allem und verwirklicht den Zustand von Brahman. Die in der Manu-smriti vorgeschriebene Meditationsmethode ist die der Rückführung der Wirkungen in ihre Ursachen, d.h. das Erdelement geht in das Wasserelement über, Wasser in Feuer, Feuer in Luft, Luft in Äther und Äther in das Höchste Wesen. Die Verordnungen des Manu werden als ebenso wirksam angesehen wie die Verordnungen eines Arztes (Yad vai manur avadat tad bheshajam).

Die Bedeutung des Rituals

Sein Zweck und seine Methode: Das Karma Kanda bildet den rituellen Teil der indischen Religion und hat seinen Ursprung in den Anweisungen des BrahmanaAbschnitts der Veden. Das Ritual der Veden erhielt einen starken Akzent durch die Purva-Mimamsa-Sutras von Jaimini, die mit dem berühmten Kommentar von Sabara zum klassischen Text des brahmanischen Ritualismus vedischer Art wurden. Aber das Ritual der Hindus von heute beschränkt sich nicht nur auf die alte vedische Form des Opfers. Das hinduistische

Ritual hat eine vielseitige Form und wird in den Smritis, Kalpa-Sutras, Agamas und Tantras erweitert.


Rituale sind Religion, die sich in einer äußeren Handlung zeigt. Es erleichtert es dem menschlichen Geist, die Religion äußerlich, im täglichen Leben, zu beobachten und sich so an die Ziele der Religion zu erinnern. Das Ritual ist in gewissem Sinne wie die Basis oder die Füße der Religion, was keineswegs bedeutet, dass das Ritual ein unwesentlicher Teil der Religion ist, so wie die Füße kein unwesentlicher Teil des Körpers sind, denn auf den Füßen ruht der Körper. Das Ritual ist die äußere Form und nicht die Essenz der Religion, und wenn sein Geist fehlt, stagniert die Religion auf dieser Ebene und erhebt sich nicht zu ihrer höheren Bedeutung. Dies wäre eine Travestie des Zwecks des Rituals, schmälert aber nicht seinen Wert in der Religion. Ein außenstehender Beobachter einer Religion erhält seine ersten Eindrücke von ihr durch ihre Rituale und die in der Gesellschaft gelebten Praktiken. Dies ist eine soziale Form der Religion, durch die sie in öffentliche Beziehungen zu den Menschen tritt. Es ist diese Form der Religion, die die Gesellschaft und die Nation zu einem einzigen Ganzen vereint, in dem die Teile durch ein Band der Affinität von Gefühl und Ziel zusammengehalten werden. Dieses soziale Element, das in der Religion vorhanden ist, hat den positiven Effekt, dass es die Menschen durch Versammlungen und eine Brüderlichkeit gegenseitiger Wertschätzung vereint und der Gesellschaft eine Art von Stärke verleiht. Der Aspekt der Pilgerfahrt (Tirtha-Yatra) in dieser Form der Religion bringt auch den Vorteil der historischen Erneuerung und des Respekts für die alten Traditionen verschiedener Orte mit sich und weckt in den Köpfen der Menschen eine kulturelle und soziale Beziehung, selbst aus der Ferne, durch die

Achtung von Orten, die nicht der eigenen Gemeinschaft angehören. Ohne solche Anordnungen würden die Menschen die Verbindung mit anderen verlieren, vor allem mit denen, die weit weg sind, und die Nation wäre um jenen wesentlichen Teil beraubt, der für die Vereinigung ihrer Bevölkerung notwendig ist.

verschiedene Gliedmaßen zu einem einzigen Zeichen, genannt Kultur und gemeinsames Ziel.


Das Ritual als Symbol für den Glauben und die Überzeugungen der Menschen ermöglicht es ihnen, ihre eigenen Herzen im täglichen Leben zu vergegenwärtigen und so ihre eigenen Gefühle in der äußeren Gesellschaft zu respektieren. Dadurch wird die soziale Bindung weiter gestärkt, vor allem dann, wenn die Überzeugungen mit denen der anderen übereinstimmen. Die eigenen Sehnsüchte werden in Ritualen nach außen getragen, und indem man die äußere Form des Lebens mit den inneren Sehnsüchten des Geistes ausstattet, wird das Leben hell und lebenswert. Es ist eine Wahrheit der Psychologie, dass jeder Beobachter der Dinge in der Welt sie mit seinen eigenen Ansichten und Einstellungen zu ihnen färbt und die Objekte der Welt nicht so gesehen werden, wie sie in Wirklichkeit sind. Die Zweiteilung des Denkens in die Betrachtung des Wünschenswerten und des Unerwünschten in der Welt ist auf den Zwang des Denkens zurückzuführen, die Dinge an sich mit seinen eigenen relativen Bewertungen zu versehen, während es gleichzeitig unfähig ist, eine unparteiische Haltung gegenüber allen Dingen zu entwickeln. Diese Tatsache wurde von den weisen Weisen erkannt, die das System der Rituale einführten und den Geist daran hinderten, in sich selbst ungesunde Reaktionen auf die Außenwelt zu projizieren, indem sie auf diese Weise einen Weg für die Visualisierung erhabener Ideale in äußeren Objekten schufen. Das Ritual symbolisiert die höheren Ziele des menschlichen Geistes in Form der

äußeren Handlungen des religiösen Dienstes und der Zeremonie.


Rituale wirken auch als Korrektiv für die psychologischen Spannungen des menschlichen Geistes, die, wenn sie nicht richtig gehandhabt werden, zu Komplexen und einem allgemeinen Zustand geistiger Krankheit führen können. Rituale bieten eine gute Gelegenheit, die eigenen Emotionen zu äußern und zu sehen

Sie werden sozusagen in seiner Gegenwart aus dem Herzen befreit, befreit von unnatürlichen Zuständen, die durch unerfüllte Wünsche verursacht werden. Die Freuden und Sorgen des Geistes werden vor der Gottheit, die man verehrt, demonstriert, zum Beispiel in einem aufwändigen Akt der Verehrung (Puja) oder des Opfers (Yajna), was den Vorteil hat, dass man während des Rituals seinen geistigen Zustand vor einer Versammlung anderer Menschen zur Schau stellt und sich selbst die Genugtuung verschafft, dass die Gottheit zufriedengestellt und die gewünschte Gnade erlangt wurde. Der Geist tritt aus seiner Begrenzung heraus und spürt eine Erweiterung seines Inhalts und seiner Existenz im Akt des religiösen Rituals.


Der Ritualismus in Form der Tempelverehrung hat zu aufwendigen Strukturen von architektonischer Größe und bildhauerischer Schönheit geführt. Rituale waren in Indien nicht nur ein System mechanisierter Handlungen und Routinen der Anbetung und des Gebets, sondern wurden auch mit der Kunst als einem Aspekt der religiösen Praxis in Verbindung gebracht. Religion war nicht nur eine Wissenschaft der formalistischen Praxis festgelegter Lehren, sondern eine interessante und attraktive Darstellung der Bedürfnisse der Seele im sozialen Leben. Die großen Tempel in den verschiedenen wichtigen Heiligtümern Indiens waren aufgrund der Würde ihrer Form und der künstlerischen Vollkommenheit ihrer Bauweise eine ständige Quelle der Inspiration. Die hoch aufragenden und massiven Bauwerke, die mit ihren Türmen oft den Himmel streifen, erheben die Gedanken des Betrachters auf eine Höhe mystischer Pracht, die er tief in seinem Herzen spürt. Die berühmten Tempel

waren Mäzene der architektonischen Kunst und Quellen erhabener Gefühle, frei von den Fesseln des täglichen Lebens, nicht nur in den Köpfen der Gläubigen, sondern auch für unparteiische Kenner der

die Bedeutung der Kunst im Allgemeinen. Große Tempel werden nach dem Muster oder Symbol des Virat-Purusha oder der in den Veden und Upanishaden besungenen kosmischen Person gebaut. Vom Eingang bis zum innersten "Allerheiligsten" beinhaltet der Bau des Tempels stufenweise die Darstellung der Glieder des Virat und verleiht so der Kunst des Tempelbaus und dem Ritual der Tempelverehrung einen Hauch des höchsten Ziels der Religion als Gottesverwirklichung.


© Divine Life Society

Siehe auch


Literatur


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