Yoga des Erfolgs: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Yoga des Erfolgs''' ist eine Abschlussarbeit im Yoga-Vidya-Visharada-Studiengang von Dr.-Ing. Thomas Probol (Kalidas), August 2007. ==Vorwort== Trotz des m…“)
 
Zeile 55: Zeile 55:


3.13. Anmerkung: In diesem Buch werden Selbstver- wirklichung, Verwirklichung des Atman, Befrei- ung und Erleuchtung gleichwertig benutzt.
3.13. Anmerkung: In diesem Buch werden Selbstver- wirklichung, Verwirklichung des Atman, Befrei- ung und Erleuchtung gleichwertig benutzt.
3.14. Die erste notwendige Einsicht für die Transfor- mation lautet: „Einen Teil des Nebels verursache ich selbst.“
3.15.  Aus ihr resultiert die nächste Einsicht: „Wenn ich ihn verursacht habe, kann ich den Nebel ändern.“
3.16.  Die Transformation beginnt mit dem Vorsatz, den eigenen Nebel zu transformieren. Ein Meister hat sinngemäß gesagt: 100 Meister können einen Aspiranten nicht erheben, wenn der Aspirant nicht den brennenden Wunsch nach Selbstverwirkli- chung hat.
3.17. Das einzig wirklich Wichtige im Leben ist die Transformation des eigenen Nebels. Aus ihr ent- wickelt sich die Qualitäten Atmans.
3.18.  Eines der großen Paradoxa des Lebens ist es, dass Atmans Nebel das Erkennen von Atman behindert und das Erkennen von Atman, obwohl wir selbst Atman sind, Beharrlichkeit und Einsatz erfordert. So kann sich Atman in den verschiedensten Spielweisen selbst erleben.
3.19. Alle Probleme mit der Außenwelt sind in Wirklichkeit eigener Nebel, der nicht als solcher wahrgenommen wird.
3.20.  Das nachhaltige Lösen eines Problems beginnt mit dem Erkennen dieses eigenen Nebels.
3.21. Das erfordert die Ehrlichkeit, (vermeintliche) Unzulänglichkeiten bei sich zu suchen und nicht bei anderen.
3.22.  Aus Atmans Sicht gibt es keine Unzulänglichkei- ten, nur das Ich kennt welche.
3.23.  Denn alles auf diesem Planeten gehört zu Lila, wie das große kosmische Schauspiel in diesem Universum in Sanskrit heißt.
3.24.  Nach dem Ehrlich werden ist der Nebel zu trans- formieren. In jeder Unzulänglichkeit schlummert ein Potenzial. Ist  der  Nebel  transformiert, steht dem Aspiranten das dem Nebel innewohnende Potenzial zur Verfügung.
3.25.  Ist der Nebel transformiert, ist auch das Problem mit  der  Außenwelt  auf  (scheinbar)  magische Weise verschwunden.
3.26.  Auch das ist Teil des Lila.
3.27.  Eine wichtige Grundidee auf dem Weg zum Erle- ben  Atmans:  solange  Atman  nicht  erlebt  ist, kommt mehr Nebel von einem selbst als vermutet.
3.28.  Sie beruht auf der Tatsache, dass es jedem nicht
Selbstverwirklichten schwer  fällt,  wirklich  jede
bei sich nicht geliebte Eigenschaft einzugestehen und sie zu transformieren.
3.29. Das Eingeständnis und das „dran bleiben“ fällt leichter, wenn man sich regelmäßig den gewünschten Zustand (z. B. Charaktereigenschaf- ten, Lebensumstände, Ereignisse) nach der erfolgten Transformation vorstellt.
3.30. Insbesondere in Momenten, in denen man nicht mehr daran glaubt, dass man es schafft.
3.31. Die Grundidee entsteht aus der Kenntnis der Funktionsweise des Ego: anstatt die nicht gelieb- ten Eigenschaften anzunehmen und zu transfor- mieren, was die Liebe zu sich selbst und anderen steigern würde, ignoriert oder kontrolliert oder tarnt man die nicht geliebten Eigenschaften. Und das führt zu unnötigem Nebel des Leidens.
3.32.  Das ist Teil der so genannten Maya, der kosmi- schen Illusion, die mit ihren Kräften dafür sorgt, dass der Aspirant nicht zu schnell die Erleuchtung erlangt.
3.33.  Denn dann wäre Lila, das große kosmische Schau- spiel, schnell beendet.
3.34.  Transformation geschieht über direkte spirituelle körperliche oder geistige Übungen, Lernen über das Leben, Dienst am anderen oder Hingabe an Brahman in Form von diesem oder einem der an- deren Namen.
3.35.  Echte Transformation geht über die Einsicht hin- aus und verändert dein Leben in die gewünschte Richtung.
3.36. Der  Nebel  setzt  sich  aus  vielen  kleinen Mosaiksteinen zusammen. Ist ein Mosaikstein transformiert, wird das Licht in diesem Bereich des Lebens heller.
3.37. Echte Transformation erhöht die Bereitschaft, weitere Mosaiksteine des Nebels als die eigenen anzuerkennen.
3.38.  Verändert sich das (Er-)Leben nach einer (schein- baren) Transformation nicht, ist die Transforma- tion nur eingeredet.
3.39.  Besteht der Aspirant darauf, dass die Transforma- tion vollzogen worden ist, wird der Nebel durch die Einbildung sogar noch größer: der mächtige Mosaikstein  der  scheinbaren  Transformation wurde hinzugefügt.
3.40. Die Freude über die ersten Fortschritte gaukelt häufig vor, dass der Aspirant glaubt, schon viel weiter zu sein als er ist. Diese kurzfristige Zufrie- denheit kann zum neuen Mosaikstein werden. Beständigkeit in der Transformation nimmt auch diesen Nebel.
3.41.  Wenn sich der Aspirant messen möchte, dann an denen, die kaum noch oder vielleicht gar keinen Nebel (mehr) haben. Ihre Nähe ist Ansporn und stärkt die eigene Transformationskraft.
3.42. Jeder kann bei anderen, die Atman noch nicht verwirklicht haben, Nebel finden, wenn er sich dafür entscheidet.
3.43.  Er kann sogar mit Leichtigkeit Nebel erfinden, oh- ne dass er es merkt, in dem er durch seinen unbe- wussten Nebel hindurchschaut und den Nebel an- deren zuordnet.
3.44.  Die Verurteilung des (vermeintlichen) Nebels an- derer, egal ob bewusst oder unbewusst, gibt einen Hinweis auf noch unbewusste Mosaiksteine in einem selbst.
3.45.  Dementsprechend lautet es im chinesischen: „Am besten kannst Du von Deinen Feinden lernen. Von den Freunden geht es häufig nicht so gut, da sie dir zu ähnlich sind.“
3.46.  Genau  so  kann  man  in  anderen  immer  Atman sehen. Das Erarbeiten dieser Fähigkeit transfor- miert viele Mosaiksteine. Beständigkeit und Leichtigkeit dieser Fähigkeit erhebt den Aspiran- ten auf eine hohe Stufe des Daseins.
3.47.  Der Anzahl der Mosaiksteine sind viele. Transfor- mation geschieht in vielen kleinen Schritten. Viele Wenig ergeben ein Viel. Fortschritte bei der Transformation machen immer neugieriger auf Atman.
3.48.  Beständige, nicht nur eingebildete Transformation wird zur freiwilligen Gewohnheit. Der einzigen Gewohnheit, die die Sonne im Aspiranten erhellt.
3.49. Sie schenkt Leichtigkeit auch im Annehmen scheinbar schwieriger Umstände und damit im- merwährendes Glück.
3.50.  Unbeständige oder  seltene  Transformation kann das Vertrauen in Atman schwächen und sogar die Transformation einschlafen lassen.
3.51.  Doch  es  kommen  die  Ereignisse,  die  geradezu zum Wiederaufleben des Transformationsprozes- ses einladen. Letztendlich bleibt es die Entschei- dung des Aspiranten, die Einladung zur Transfor- mation anzunehmen.
3.52. Göttliche Gnade kann auch ohne eigenes Zutun Nebel entfernen. Die letzten Mosaiksteine entfernt Atman persönlich. Der letzte Mosaikstein vor der Selbstverwirklichung ist die Angst vor dem Tod.
===Struktur und Erleben des Nebels===
4.1. Die Kenntnis über die Wirkungsweise des Nebels ist bei der Transformation sehr hilfreich. (Das ist einer der Gründe für das Entstehen dieses Buches.)
4.2. Die Verhaftung mit dem Nebel geschieht auf mehrere Weisen. Einige von ihnen sind:
*Man glaubt, man ist der Nebel.
*Man glaubt, man ist etwas Bestimmtes nicht.
*Man glaubt, den Nebel nicht transformieren zu können.
*Man hat Widerstand gegen ihn.
*Man ist gar verliebt in ihn.
*Er ist für den Aspiranten unsichtbar.
*Man bewertet den Nebel.
4.3. All diese Kräfte der Maya verschleiern das Bewusstsein von Atman und gaukeln vor, dass die Welt so ist wie sie ist.
4.4. Diese Kräfte sind sehr mächtig und erhalten Maya und Lila aufrecht.
4.5. Der Nebel ist in 5 Hüllen1 gespeichert. [Die 4 dichtesten Hüllen sind genau in Teil III beschrieben.]
4.6. Die fünfte Hülle beschreibt die Gesetze des Le- bens.
4.7. Ihr folgen das intellektuelle Denken und das Erle- ben des Ichs als eigenständig handelnde Person.
4.8. Emotionen schließen sich in einer eigenen Hülle an.
4.9. Die Energien, die alles zum Handeln und Leben bringen, befinden sich in einer eigenen Hülle.
4.10. Die gröbste Manifestation des Nebels ist der physikalische Körper.
4.11. Alle Hüllen sind miteinander verbunden.
4.12. Die Transformation einer Hülle transformiert alle anderen Hüllen mit. Wie intensiv, hängt im Ein- zelfall ab.
4.13. Das direkte Einwirken auf eine Hülle wirkt stärker als das indirekte.
4.14. Mosaiksteine des Nebels resultieren aus vergange- nem Handeln, Denken und Erleben.
4.15. Ob das vergangene Handeln, Denken und Erleben aus  einem  vergangenen  Leben  resultiert  oder nicht, ist für die Transformation unerheblich.
4.16. Das heutige Denken, Fühlen und Handeln be- stimmt Art und Intensität der Mosaiksteine des Nebels und der Fähigkeiten in der Zukunft.
4.17. Jede  Transformation  eines  Mosaiksteins  einer Hülle lässt das Licht Atmans und die Fähigkeiten größer werden.
4.18. Alles, was nur zum eigenen Nutzen getan wird, vermindert das Licht Atmans, erzeugt neue Mo- saiksteine.
4.19. Alles, was zum Wohle anderer getan wird, ver- stärkt das Licht Atmans im Handelnden.
4.20. Ist bei Mischformen das Wohl zwischen Handeln- dem und anderen ausgewogen, folgt der Han- delnde immer dem göttlichen Weg des rechen Maßes.
4.21. Intention ist das, was der Aspirant erlebt und anrichtet.
4.22. Es kann sich stark von dem unterscheiden, was er zu tun glaubt, was sich an der Oberfläche abspielt.
4.23. Fast immer legt nicht das Was, sondern das Wie diese Intention fest. (Genaueres erläutert Kapitel 6)
4.24. Das kann eine gut gemeinte Handlung oder Idee in ihrer Wirkung umkehren.
4.25. Die Intention bestimmt mehr als das sichtbare Handeln über die Zukunft von Licht und Nebel im Aspiranten.
4.26. Für den, der aus dem Leben lernt, ist das Erfor- schen des Wies und der Intention der Schlüssel zum Bewusstsein und zum erleben von Atman.
4.27. Was und  wie  etwas erlebt  wird,  weist auf  den Nebel hin.
4.28. Wenn der Aspirant ihn denn sehen möchte.
4.29. Je unveränderlicher Leben und Umstände erschei- nen, desto dichter ist der Nebel.
4.30. Will der Aspirant schnell voran schreiten, nimmt er das direkte Erleben als Basis für die Transfor- mation. Und nicht das Denken darüber.
4.31. Das Denken über andere sagt häufig mehr über den Sprecher als ihm lieb ist.
4.32. Je mehr sich der Nebel gelichtet hat, desto positi- ver und mitfühlender sieht der Aspirant auch andere.
===Aktiver und schlafender Nebel; Aktivierung und Transformation des Nebels===
5.1. Ist der ganze Nebel transformiert, lebt der Mensch im Bewusstsein des Atman. Die Eigenschaften des Atman treten mühelos und beständig hervor.
5.2. Ist noch Nebel vorhanden, aber kein Nebel im Moment aktiv, scheint die Sonne Atmans in die- sem Moment recht hell.
5.3. Menschen, die nicht beständig an sich arbeiten, neigen dazu, den eigenen Nebel zum Schlafen bringen zu wollen und den Nebel anderer zu akti- vieren, um den eigenen nicht mehr sehen zu müs- sen.
5.4. Das Einschlafen kann durch Vermeiden von Situationen und Menschen erfolgen, die eigenen Nebel aktivieren würden. Es ist dem Aspiranten nur selten klar, dass dabei der eigene Nebel ver- mieden werden soll.
5.5.    Oder durch Genussmittel, ungesunde Ernährung, übermäßige oder mangelhafte Ernährung, Drogen, Medienkonsum, Selbstkasteiung, Sex, Denken, Sprechen  und  intensives  Handeln.  Hier entscheidet die Intention der Handlung über Transformation des Nebels oder Erschaffen neuen Nebels.
5.6.    Schlafender Nebel kann durch das bewusste Er- schaffen neuen Nebels erzeugt werden.
5.7. Das  Nicht-Nutzen  von  Fähigkeiten  und  /  oder
Verantwortung gehört dazu.
5.8.    Oder Rechtfertigen, Ausreden, Notlügen, Lügen und (emotional geführte) Angriffe auf andere.
5.9. Oder durch Beschäftigung mit dem Nebel anderer.
5.10. Oder  durch  die  bewusste  oder  unbewusste Erschaffung von Neid, Bewunderung, Arroganz, Distanz, Süchten, Wut, Aggression, Selbstmitleid, Selbstsucht, (Selbst-)Zerstörung, Machtmiss- brauch, Eifersucht.
5.11.  Oder durch das bewusste oder unbewusste Aufsu- chen von Situationen und Menschen, die den Ne- bel nicht aktivieren.
5.12.  Die  Intention  all  dieser  Dinge  eignet  sich  nur selten zur Transformation. Es ist neuer Nebel, der den schon vorhandenen Nebel tarnt und den Aspi- ranten weiter von Atman entfernt.
5.13.  Die Idee, Nebel zum Schlafen bringen zu wollen, bringt nur kurzfristigen Erfolg. Atman will sich verwirklichen und unbewusst erschafft der Nebel in Form des Egos Situationen, die den eingeschla- fenen Nebel wieder aktivieren.
5.14.  Es zieht Menschen und Situationen an, die sich anders entpuppen, als beim ersten Mal wahrge- nommen.
5.15.  Oder es entstehen Situationen, in denen die Kon- trolle zusammenbricht.
5.16.  Oder der Erfolg geht verloren.
5.17.  Oder wichtige Bereiche des  Lebens lassen sich nicht in die gewünschte Richtung lenken.
5.18. Oder in Situationen wird es in einer Weise emotional, wofür es, von außen betrachtet, keine Erklärung gibt.
5.19.  Oder das reale Handeln weicht vom Vorsatz ab.
5.20.  Oder der Aspirant oder andere werden geschädigt.
5.21.  Oder er wird krank.
5.22. Es ist also immer besser, sich gleich mit der Transformation des Nebels zu beschäftigen. Der langfristige Lohn werden nicht zerstörbare Zufrie- denheit, Gelassenheit, Humor und erfolgreiche Schaffenskraft sein.
5.23.  Das Streben nach den Qualitäten des Atman bringt jeglichen eigenen Nebel hervor.
5.24.  Auch beim Dienst am anderen, egal ob in Familie, Beruf oder bei Freunden und Bekannten.
5.25.  Gerade  deshalb  bedarf  der  Dienst  am  anderen auch der beständigen eigenen Transformation, damit er aus Herzen und in Leichtigkeit erfolgen kann.
5.26.  Auch das Arbeiten im Team und das Leben in der
Gemeinschaft fördern das Auftauchen von Nebel.
5.27.  Und das kreative Erschaffen von neuem Nebel.
5.28.  Alleine sein kann viel Nebel aktivieren, insbeson- dere bei gleichzeitigem Reizentzug und der Absti- nenz von den oben genannten Konsumgütern.
5.29.  Transformation geschieht leichter, wenn der Aspi- rant entspannt ist und sein Umfeld erlaubt, dass er so sein kann, wie er ist. Mit all seinem Nebel.
5.30.  Der  Aspirant  muss  auch  davon  überzeugt  sein, dass er so sein kann, wie er ist. Die Anwesenheit eines entsprechenden Umfeldes reicht nicht aus, wenn der Aspirant durch seinen Nebel des Miss- trauens die Außenwelt verzerrt wahrnimmt.
5.31.  Allerdings nimmt ein derartiges Umfeld, sofern es lange genug besteht, das Misstrauen und erhöht die Einsichtsfähigkeit des Aspiranten.
5.32.  Meditation (siehe Kapitel 39) aktiviert nicht nur, Meditation transformiert gleichzeitig. Ein Mantra (siehe Kapitel 36) verhindert, dass Meditation zur scheinbaren Transformation verkommt.
5.33.  Sage Dinge nur, wenn sie ehrlich, gut gemeint und zum Wohle von allen sind.
5.34.  Kann sich der Aspirant am Auftauchen von Nebel erfreuen, egal wie unbequem er ist, wird seine Transformation leicht und beständig.
5.35.  Patanjali schreibt: Für einen Yogi ist Karma we- der weiß noch schwarz; für andere ist es dreierlei Art (Kap IV, Vers 7 [4]).
5.36.  Die Vision über das Erleben können der Qualitä- ten Atmans ist immer stärker als die Ent- Täuschung über das bisherige Leben.
==Teil II: Grundlegende Lebensideen==

Version vom 8. Februar 2014, 08:21 Uhr

Yoga des Erfolgs ist eine Abschlussarbeit im Yoga-Vidya-Visharada-Studiengang von Dr.-Ing. Thomas Probol (Kalidas), August 2007.

Vorwort

Trotz des materiellen Wohlstandes im westlichen Kulturkreis gibt es nicht gerade viele glückliche und zufriedene Men- schen. Dabei versucht jeder Mensch – bewusst oder unbewusst – auf seine Weise täglich aufs Neue, Glück zu erlangen und Leid zu vermeiden. Und doch gelingt es vielen Menschen bei weitem nicht so, wie sie sich das vorstellen.

Der indische Yogameister Swami Sivânanda hat sinngemäß geschrieben, dass Glück, Gesundheit und Zufriedenheit Ge- burtsrechte des Menschen sind. Doch was ist aus diesen Rechten in unserer Kultur geworden?

Streben nach Glück und Vermeiden von Leid reichen alleine nicht aus, um diese Geburtsrechte zu erlangen. Das, was wir tun, ist fast immer richtig. Das „Wie“ ist es, was viele Dinge immer wieder in eine nicht erwartete und nicht gewollte Richtung lenkt.

Hier setzt dieses Buch an. Hier geht es um das „Wie“. Und auch um das „Wie besser nicht.“ Damit das Streben nach Glück und Erfolg erfolgreich wird. Dabei geht es um allgemeine Grundsätze und Prinzipien, welche Ideen, Entscheidungen und Handlungen zu Glück und Erfolg führen. Beruf, Familienstand, Alter und andere (aus spiritueller Sicht) Äußerlichkeiten sind für Glück und Erfolg fast unbedeutend im Vergleich zu den Motivationen und Intentionen, aus denen heraus wir unser Leben täglich neu gestalten.

Dieses Buch will Beziehungen zwischen Positivität, Persönlichkeitsentwicklung, Lernen, Erfolg und Umgang mit Misslun- genem lehren. Das Fundament dazu bilden Erkenntnisse und Weisheit aus Yoga, Psychologie und Mentaltraining, die in diesem Buch zu einem neuen Wissen verschmolzen sind. So soll eine neue Form der Ganzheitlichkeit entstehen: Zum einen aus dem resultierenden Wissen dieser recht nahe beieinander liegenden Wissenschaften. Zum anderen aus einer völlig neuen Verschmelzung von Spiritualität und Meisterung des Alltags: Immer wieder wird hervorgehoben, dass Spiritualität und Meisterung des Alltags ein- und dasselbe sind, solange unter der Meisterung des Alltags ein fröhliches, erfolgreiches, müheloses Dasein zum Wohle von allen (einschließlich einem selbst) verstanden wird.

Mein Yoga-Wissen stammt größtenteils aus dem Hause Yoga Vidya unter der Leitung von Sukadev Bretz, der nach der Tradition von Swami Sivânanda lehrt. Auch von Büchern der Meister Swami Vivekananda, Paramahansa Yogananda und Ramana Maharshi wurde ich geprägt. Der Großteil meines Wissens über Mentaltraining stammt aus dem Avatar-Weg, der von Harry Palmer kreiert wurde. Das intensive Praktizieren beider Richtungen setzte und setzt auch immer noch große Synergien frei, die ich mit einem Weg alleine nicht gefunden hätte.

Das Wissen dieses Buches ist nicht wirklich neu. Das Wissen über die Meisterung des Alltags kann auch nicht wirklich neu erfunden werden. Schließlich ist und war es großen Meistern über Jahrtausende bekannt. Neu ist vielleicht der Versuch, dieses Wissen in die Denkweise des westlichen Menschen des 21. Jahrhunderts zu übertragen.

Mir ist dabei wohl bewusst, dass ich das, was ich hier alles in Reinform geschrieben habe, selbst noch nicht in Perfektion lebe. Auch wenn ich weiterhin viel praktiziere und den Wunsch verspüre, mich den hier beschriebenen Idealen noch viel mehr zu nähern, vielleicht sogar die Gnade erlebe, sie zu erreichen. Falls mir ein Mensch begegnet und mein noch vorhandenes Ego sieht, möge er Nachsicht und Geduld üben, wie auch ich das Leben dieser beiden Eigenschaften noch steigern kann.

Wohlweislich habe ich mich auf das Wissen beschränkt, das ich mindestens ansatzweise selbst erlebt habe. So soll dieses Buch einen möglichst hohen Grad an Authentizität erlangen. Eine große Ausnahme musste ich dennoch aus didaktischen Gründen tun. Ich habe Gott (oder Brahman, oder welchen Namen er auch immer in anderen Religionen oder spirituellen Richtungen bekommen hat) selbst noch nicht erlebt. Das ganze Konzept rund um Spiritualität, Persönlichkeitsentwicklung, Ego und Meisterung des Egos setzt das Unsichtbare, Hintergründige voraus, mit dem das ganze Weltall durchwoben ist und dennoch, solange noch ein Ego vorhanden ist, nicht greifbar ist. So habe ich das Konzept von Brahman und Atman aus dem Jnana Yoga als Grundlage dieses Buches genommen und es so gut beschrieben, wie es mir als noch nicht Selbstverwirk- lichtem möglich war.

Dieses Buch ist meine Abschlussarbeit im Yoga-Vidya-Visharada-Studiengang. Es enthält in kompakter Form fast mein gesamtes momentanes Wissen über Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität. So ist dann momentan die Zielgruppe der Leser auf spirituelle Aspiranten mit Vorkenntnissen beschränkt. Was aus dieser Kompaktform zukünftig noch entstehen kann, wird sich zeigen. Ich glaube, dass allein schon das Aufzeigen vieler Zusammenhänge zwischen Innenwelt (z. B. Ge- danken, Gefühle) und Außenwelt (z. B. unsere Umgebung, unsere Beziehungen) zu vielen neuen Einsichten führen kann.

Meine Vision für die nächsten zwei Jahrzehnte ist es, dass Eigenverantwortung und Mitgefühl einen völlig neuen, ange- messenen Stellenwert im westlichen Kulturkreis bekommen. So entsteht ein völlig neues Miteinander mit mehr Erfolg, Glück, Schaffenskraft und Kreativität.

Mein Dank für die Entstehung dieses Buches richtet sich an alle Yogalehrer, in deren Unterricht und von deren Sein ich lernen durfte und an all die Avatar-Master, mit denen ich gemeinsam Übungen durchgeführt habe. Stellvertretend für viele andere sei hier der Leiter von Yoga Vidya Sukadev Bretz genannt, der in vielen Yoga-Weiterbildungen sein Wissen wei- tergegeben und viele hochspirituelle Aspiranten bei Yoga Vidya ausgebildet hat. In der Avatar-Linie möchte stellvertretend für viele andere Avatar-Master Julie Armitage danken. Sie hat mich bei dem diesjährigen Wizard-Kurs liebevoll und be- harrlich in eine völlig neue Tiefe meines eigenen Bewusstseins geführt, was einige Schichten meines Egos partout nicht wollten und was zu einem völlig neuen Schub in meinem eigenen Wachstum führte.

Für die Entstehung dieses Buches waren auch viele eigene Schüler besonders wichtig, die meine Schärfe im Denken und Denken in Zusammenhängen durch konstruktive Fragen und Anmerkungen besonders gefördert haben und von denen ich noch viel lernen konnte. Madelaine Brinkmann und Markus Wentzke danke ich für die wertvollen Tipps und Anregen bei der Fertigstellung des Buches. Besonders danken möchte ich meiner Frau Maheshwari für das Leben der gemeinsamen Idee, dass jeder für sein eigenes Glück selbst verantwortlich ist, was sich jedoch besser gemeinsam als alleine erreichen lässt. So konnten viele verbundene Stunden gemeinsam und alleine entstehen, die ohne das gemeinsame Wachstum niemals möglich gewesen wären.

Teil I: Die Lebensaufgabe

Brahman, Atman, der Nebel und die Transformation

3.1. Eine große Kraft durchzieht das ganze Universum. Sie, mit dem von Menschen gegebenen Namen Brahman, hat es erschaffen, durchwebt das Uni- versum und steht doch jenseits von ihr. Im Herzen eines jeden Menschen spiegelt sie sich als Atman wider.

3.2. Anmerkung: Ist der Glaube an Brahman oder Gott oder wie man „Es“ auch immer bezeichnen möge nicht gewünscht oder noch nicht möglich, ist die- ses Buch trotzdem für alle sehr wertvoll, die ihr Leben verstärkt selbst in die Hand nehmen und / oder ihre Fähigkeiten ausbauen möchten.

3.3. Atman ist gütige, fröhliche, gelassene und mäch- tige Seins- und Schaffenskraft.

3.4. Dieses Bild von Atman ist für dieses Buch sehr hilfreich.

3.5. Jedes Bild von Atman und Brahman bleibt nur ein Bild. Um Atman zu verstehen, muss man ihn erleben und dadurch verwirklichen.

3.6. Der Mensch, der Atman lebt, denkt, fühlt und handelt als Atman. Und weiß doch, dass er als Mensch auf diesem Planeten ist (Doppelbewusst- sein). Er lebt in Verbindung mit allem und lebt die positive Veränderung von allem.

3.7. Atman will sich in dieser Form in jedem Men- schen verwirklichen.

3.8. Ein Nebel verhindert die Gestaltung des Lebens in der gewünschten Weise und in der Leichtigkeit, in der es möglich wäre.

3.9. Der Nebel scheint zunächst nur außerhalb zu sein.

3.10. Die Transformation des Nebels ist möglich. Die in schwierigen Situationen unbewusst mit erworbe- nen Fähigkeiten können sich durch die Trans- formation entfalten.

3.11. Die Sehnsucht nach Atman und seinen Fähigkei- ten fördert die Transformation.

3.12. Der Aspirant, dessen Herz nach Atman brennt und der sich ganz auf die Transformation konzentriert, wird die Selbstverwirklichung noch in diesem Le- ben erreichen.

3.13. Anmerkung: In diesem Buch werden Selbstver- wirklichung, Verwirklichung des Atman, Befrei- ung und Erleuchtung gleichwertig benutzt.

3.14. Die erste notwendige Einsicht für die Transfor- mation lautet: „Einen Teil des Nebels verursache ich selbst.“

3.15. Aus ihr resultiert die nächste Einsicht: „Wenn ich ihn verursacht habe, kann ich den Nebel ändern.“

3.16. Die Transformation beginnt mit dem Vorsatz, den eigenen Nebel zu transformieren. Ein Meister hat sinngemäß gesagt: 100 Meister können einen Aspiranten nicht erheben, wenn der Aspirant nicht den brennenden Wunsch nach Selbstverwirkli- chung hat.

3.17. Das einzig wirklich Wichtige im Leben ist die Transformation des eigenen Nebels. Aus ihr ent- wickelt sich die Qualitäten Atmans.

3.18. Eines der großen Paradoxa des Lebens ist es, dass Atmans Nebel das Erkennen von Atman behindert und das Erkennen von Atman, obwohl wir selbst Atman sind, Beharrlichkeit und Einsatz erfordert. So kann sich Atman in den verschiedensten Spielweisen selbst erleben.

3.19. Alle Probleme mit der Außenwelt sind in Wirklichkeit eigener Nebel, der nicht als solcher wahrgenommen wird.

3.20. Das nachhaltige Lösen eines Problems beginnt mit dem Erkennen dieses eigenen Nebels.

3.21. Das erfordert die Ehrlichkeit, (vermeintliche) Unzulänglichkeiten bei sich zu suchen und nicht bei anderen.

3.22. Aus Atmans Sicht gibt es keine Unzulänglichkei- ten, nur das Ich kennt welche.

3.23. Denn alles auf diesem Planeten gehört zu Lila, wie das große kosmische Schauspiel in diesem Universum in Sanskrit heißt.

3.24. Nach dem Ehrlich werden ist der Nebel zu trans- formieren. In jeder Unzulänglichkeit schlummert ein Potenzial. Ist der Nebel transformiert, steht dem Aspiranten das dem Nebel innewohnende Potenzial zur Verfügung.

3.25. Ist der Nebel transformiert, ist auch das Problem mit der Außenwelt auf (scheinbar) magische Weise verschwunden.

3.26. Auch das ist Teil des Lila.

3.27. Eine wichtige Grundidee auf dem Weg zum Erle- ben Atmans: solange Atman nicht erlebt ist, kommt mehr Nebel von einem selbst als vermutet.

3.28. Sie beruht auf der Tatsache, dass es jedem nicht Selbstverwirklichten schwer fällt, wirklich jede

bei sich nicht geliebte Eigenschaft einzugestehen und sie zu transformieren.

3.29. Das Eingeständnis und das „dran bleiben“ fällt leichter, wenn man sich regelmäßig den gewünschten Zustand (z. B. Charaktereigenschaf- ten, Lebensumstände, Ereignisse) nach der erfolgten Transformation vorstellt.

3.30. Insbesondere in Momenten, in denen man nicht mehr daran glaubt, dass man es schafft.

3.31. Die Grundidee entsteht aus der Kenntnis der Funktionsweise des Ego: anstatt die nicht gelieb- ten Eigenschaften anzunehmen und zu transfor- mieren, was die Liebe zu sich selbst und anderen steigern würde, ignoriert oder kontrolliert oder tarnt man die nicht geliebten Eigenschaften. Und das führt zu unnötigem Nebel des Leidens.

3.32. Das ist Teil der so genannten Maya, der kosmi- schen Illusion, die mit ihren Kräften dafür sorgt, dass der Aspirant nicht zu schnell die Erleuchtung erlangt.

3.33. Denn dann wäre Lila, das große kosmische Schau- spiel, schnell beendet.

3.34. Transformation geschieht über direkte spirituelle körperliche oder geistige Übungen, Lernen über das Leben, Dienst am anderen oder Hingabe an Brahman in Form von diesem oder einem der an- deren Namen.

3.35. Echte Transformation geht über die Einsicht hin- aus und verändert dein Leben in die gewünschte Richtung.

3.36. Der Nebel setzt sich aus vielen kleinen Mosaiksteinen zusammen. Ist ein Mosaikstein transformiert, wird das Licht in diesem Bereich des Lebens heller.

3.37. Echte Transformation erhöht die Bereitschaft, weitere Mosaiksteine des Nebels als die eigenen anzuerkennen.

3.38. Verändert sich das (Er-)Leben nach einer (schein- baren) Transformation nicht, ist die Transforma- tion nur eingeredet.

3.39. Besteht der Aspirant darauf, dass die Transforma- tion vollzogen worden ist, wird der Nebel durch die Einbildung sogar noch größer: der mächtige Mosaikstein der scheinbaren Transformation wurde hinzugefügt.

3.40. Die Freude über die ersten Fortschritte gaukelt häufig vor, dass der Aspirant glaubt, schon viel weiter zu sein als er ist. Diese kurzfristige Zufrie- denheit kann zum neuen Mosaikstein werden. Beständigkeit in der Transformation nimmt auch diesen Nebel.

3.41. Wenn sich der Aspirant messen möchte, dann an denen, die kaum noch oder vielleicht gar keinen Nebel (mehr) haben. Ihre Nähe ist Ansporn und stärkt die eigene Transformationskraft.

3.42. Jeder kann bei anderen, die Atman noch nicht verwirklicht haben, Nebel finden, wenn er sich dafür entscheidet.

3.43. Er kann sogar mit Leichtigkeit Nebel erfinden, oh- ne dass er es merkt, in dem er durch seinen unbe- wussten Nebel hindurchschaut und den Nebel an- deren zuordnet.

3.44. Die Verurteilung des (vermeintlichen) Nebels an- derer, egal ob bewusst oder unbewusst, gibt einen Hinweis auf noch unbewusste Mosaiksteine in einem selbst.

3.45. Dementsprechend lautet es im chinesischen: „Am besten kannst Du von Deinen Feinden lernen. Von den Freunden geht es häufig nicht so gut, da sie dir zu ähnlich sind.“

3.46. Genau so kann man in anderen immer Atman sehen. Das Erarbeiten dieser Fähigkeit transfor- miert viele Mosaiksteine. Beständigkeit und Leichtigkeit dieser Fähigkeit erhebt den Aspiran- ten auf eine hohe Stufe des Daseins.

3.47. Der Anzahl der Mosaiksteine sind viele. Transfor- mation geschieht in vielen kleinen Schritten. Viele Wenig ergeben ein Viel. Fortschritte bei der Transformation machen immer neugieriger auf Atman.

3.48. Beständige, nicht nur eingebildete Transformation wird zur freiwilligen Gewohnheit. Der einzigen Gewohnheit, die die Sonne im Aspiranten erhellt.

3.49. Sie schenkt Leichtigkeit auch im Annehmen scheinbar schwieriger Umstände und damit im- merwährendes Glück.

3.50. Unbeständige oder seltene Transformation kann das Vertrauen in Atman schwächen und sogar die Transformation einschlafen lassen.

3.51. Doch es kommen die Ereignisse, die geradezu zum Wiederaufleben des Transformationsprozes- ses einladen. Letztendlich bleibt es die Entschei- dung des Aspiranten, die Einladung zur Transfor- mation anzunehmen.

3.52. Göttliche Gnade kann auch ohne eigenes Zutun Nebel entfernen. Die letzten Mosaiksteine entfernt Atman persönlich. Der letzte Mosaikstein vor der Selbstverwirklichung ist die Angst vor dem Tod.

Struktur und Erleben des Nebels

4.1. Die Kenntnis über die Wirkungsweise des Nebels ist bei der Transformation sehr hilfreich. (Das ist einer der Gründe für das Entstehen dieses Buches.)

4.2. Die Verhaftung mit dem Nebel geschieht auf mehrere Weisen. Einige von ihnen sind:

  • Man glaubt, man ist der Nebel.
  • Man glaubt, man ist etwas Bestimmtes nicht.
  • Man glaubt, den Nebel nicht transformieren zu können.
  • Man hat Widerstand gegen ihn.
  • Man ist gar verliebt in ihn.
  • Er ist für den Aspiranten unsichtbar.
  • Man bewertet den Nebel.

4.3. All diese Kräfte der Maya verschleiern das Bewusstsein von Atman und gaukeln vor, dass die Welt so ist wie sie ist.

4.4. Diese Kräfte sind sehr mächtig und erhalten Maya und Lila aufrecht.

4.5. Der Nebel ist in 5 Hüllen1 gespeichert. [Die 4 dichtesten Hüllen sind genau in Teil III beschrieben.]

4.6. Die fünfte Hülle beschreibt die Gesetze des Le- bens.

4.7. Ihr folgen das intellektuelle Denken und das Erle- ben des Ichs als eigenständig handelnde Person.

4.8. Emotionen schließen sich in einer eigenen Hülle an.

4.9. Die Energien, die alles zum Handeln und Leben bringen, befinden sich in einer eigenen Hülle.

4.10. Die gröbste Manifestation des Nebels ist der physikalische Körper.

4.11. Alle Hüllen sind miteinander verbunden.

4.12. Die Transformation einer Hülle transformiert alle anderen Hüllen mit. Wie intensiv, hängt im Ein- zelfall ab.

4.13. Das direkte Einwirken auf eine Hülle wirkt stärker als das indirekte.

4.14. Mosaiksteine des Nebels resultieren aus vergange- nem Handeln, Denken und Erleben.

4.15. Ob das vergangene Handeln, Denken und Erleben aus einem vergangenen Leben resultiert oder nicht, ist für die Transformation unerheblich.

4.16. Das heutige Denken, Fühlen und Handeln be- stimmt Art und Intensität der Mosaiksteine des Nebels und der Fähigkeiten in der Zukunft.

4.17. Jede Transformation eines Mosaiksteins einer Hülle lässt das Licht Atmans und die Fähigkeiten größer werden.

4.18. Alles, was nur zum eigenen Nutzen getan wird, vermindert das Licht Atmans, erzeugt neue Mo- saiksteine.

4.19. Alles, was zum Wohle anderer getan wird, ver- stärkt das Licht Atmans im Handelnden.

4.20. Ist bei Mischformen das Wohl zwischen Handeln- dem und anderen ausgewogen, folgt der Han- delnde immer dem göttlichen Weg des rechen Maßes.

4.21. Intention ist das, was der Aspirant erlebt und anrichtet.

4.22. Es kann sich stark von dem unterscheiden, was er zu tun glaubt, was sich an der Oberfläche abspielt.

4.23. Fast immer legt nicht das Was, sondern das Wie diese Intention fest. (Genaueres erläutert Kapitel 6)

4.24. Das kann eine gut gemeinte Handlung oder Idee in ihrer Wirkung umkehren.

4.25. Die Intention bestimmt mehr als das sichtbare Handeln über die Zukunft von Licht und Nebel im Aspiranten.

4.26. Für den, der aus dem Leben lernt, ist das Erfor- schen des Wies und der Intention der Schlüssel zum Bewusstsein und zum erleben von Atman.

4.27. Was und wie etwas erlebt wird, weist auf den Nebel hin.

4.28. Wenn der Aspirant ihn denn sehen möchte.

4.29. Je unveränderlicher Leben und Umstände erschei- nen, desto dichter ist der Nebel.

4.30. Will der Aspirant schnell voran schreiten, nimmt er das direkte Erleben als Basis für die Transfor- mation. Und nicht das Denken darüber.

4.31. Das Denken über andere sagt häufig mehr über den Sprecher als ihm lieb ist.

4.32. Je mehr sich der Nebel gelichtet hat, desto positi- ver und mitfühlender sieht der Aspirant auch andere.

Aktiver und schlafender Nebel; Aktivierung und Transformation des Nebels

5.1. Ist der ganze Nebel transformiert, lebt der Mensch im Bewusstsein des Atman. Die Eigenschaften des Atman treten mühelos und beständig hervor.

5.2. Ist noch Nebel vorhanden, aber kein Nebel im Moment aktiv, scheint die Sonne Atmans in die- sem Moment recht hell.

5.3. Menschen, die nicht beständig an sich arbeiten, neigen dazu, den eigenen Nebel zum Schlafen bringen zu wollen und den Nebel anderer zu akti- vieren, um den eigenen nicht mehr sehen zu müs- sen.

5.4. Das Einschlafen kann durch Vermeiden von Situationen und Menschen erfolgen, die eigenen Nebel aktivieren würden. Es ist dem Aspiranten nur selten klar, dass dabei der eigene Nebel ver- mieden werden soll.

5.5. Oder durch Genussmittel, ungesunde Ernährung, übermäßige oder mangelhafte Ernährung, Drogen, Medienkonsum, Selbstkasteiung, Sex, Denken, Sprechen und intensives Handeln. Hier entscheidet die Intention der Handlung über Transformation des Nebels oder Erschaffen neuen Nebels.

5.6. Schlafender Nebel kann durch das bewusste Er- schaffen neuen Nebels erzeugt werden.

5.7. Das Nicht-Nutzen von Fähigkeiten und / oder Verantwortung gehört dazu.

5.8. Oder Rechtfertigen, Ausreden, Notlügen, Lügen und (emotional geführte) Angriffe auf andere.

5.9. Oder durch Beschäftigung mit dem Nebel anderer.

5.10. Oder durch die bewusste oder unbewusste Erschaffung von Neid, Bewunderung, Arroganz, Distanz, Süchten, Wut, Aggression, Selbstmitleid, Selbstsucht, (Selbst-)Zerstörung, Machtmiss- brauch, Eifersucht.

5.11. Oder durch das bewusste oder unbewusste Aufsu- chen von Situationen und Menschen, die den Ne- bel nicht aktivieren.

5.12. Die Intention all dieser Dinge eignet sich nur selten zur Transformation. Es ist neuer Nebel, der den schon vorhandenen Nebel tarnt und den Aspi- ranten weiter von Atman entfernt.

5.13. Die Idee, Nebel zum Schlafen bringen zu wollen, bringt nur kurzfristigen Erfolg. Atman will sich verwirklichen und unbewusst erschafft der Nebel in Form des Egos Situationen, die den eingeschla- fenen Nebel wieder aktivieren.

5.14. Es zieht Menschen und Situationen an, die sich anders entpuppen, als beim ersten Mal wahrge- nommen.

5.15. Oder es entstehen Situationen, in denen die Kon- trolle zusammenbricht.

5.16. Oder der Erfolg geht verloren.

5.17. Oder wichtige Bereiche des Lebens lassen sich nicht in die gewünschte Richtung lenken.

5.18. Oder in Situationen wird es in einer Weise emotional, wofür es, von außen betrachtet, keine Erklärung gibt.

5.19. Oder das reale Handeln weicht vom Vorsatz ab.

5.20. Oder der Aspirant oder andere werden geschädigt.

5.21. Oder er wird krank.

5.22. Es ist also immer besser, sich gleich mit der Transformation des Nebels zu beschäftigen. Der langfristige Lohn werden nicht zerstörbare Zufrie- denheit, Gelassenheit, Humor und erfolgreiche Schaffenskraft sein.

5.23. Das Streben nach den Qualitäten des Atman bringt jeglichen eigenen Nebel hervor.

5.24. Auch beim Dienst am anderen, egal ob in Familie, Beruf oder bei Freunden und Bekannten.

5.25. Gerade deshalb bedarf der Dienst am anderen auch der beständigen eigenen Transformation, damit er aus Herzen und in Leichtigkeit erfolgen kann.

5.26. Auch das Arbeiten im Team und das Leben in der Gemeinschaft fördern das Auftauchen von Nebel.

5.27. Und das kreative Erschaffen von neuem Nebel.

5.28. Alleine sein kann viel Nebel aktivieren, insbeson- dere bei gleichzeitigem Reizentzug und der Absti- nenz von den oben genannten Konsumgütern.

5.29. Transformation geschieht leichter, wenn der Aspi- rant entspannt ist und sein Umfeld erlaubt, dass er so sein kann, wie er ist. Mit all seinem Nebel.

5.30. Der Aspirant muss auch davon überzeugt sein, dass er so sein kann, wie er ist. Die Anwesenheit eines entsprechenden Umfeldes reicht nicht aus, wenn der Aspirant durch seinen Nebel des Miss- trauens die Außenwelt verzerrt wahrnimmt.

5.31. Allerdings nimmt ein derartiges Umfeld, sofern es lange genug besteht, das Misstrauen und erhöht die Einsichtsfähigkeit des Aspiranten.

5.32. Meditation (siehe Kapitel 39) aktiviert nicht nur, Meditation transformiert gleichzeitig. Ein Mantra (siehe Kapitel 36) verhindert, dass Meditation zur scheinbaren Transformation verkommt.

5.33. Sage Dinge nur, wenn sie ehrlich, gut gemeint und zum Wohle von allen sind.

5.34. Kann sich der Aspirant am Auftauchen von Nebel erfreuen, egal wie unbequem er ist, wird seine Transformation leicht und beständig.

5.35. Patanjali schreibt: Für einen Yogi ist Karma we- der weiß noch schwarz; für andere ist es dreierlei Art (Kap IV, Vers 7 [4]).

5.36. Die Vision über das Erleben können der Qualitä- ten Atmans ist immer stärker als die Ent- Täuschung über das bisherige Leben.

Teil II: Grundlegende Lebensideen