Tägliche Lesung Sivananda November 01

Aus Yogawiki

Auf dieser Seite sind Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Werken stammen. Diese wurden bereits im November 2001 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht.


01.11.01 DAS RÄTSEL DER WELT

Wir alle tragen Verantwortung für sie

Ihr selbst habt euer Leben kompliziert gemacht. Ihr selbst habt euch in diesem Morast verstrickt. Ihr habt eure Bedürfnisse und Wünsche vervielfältigt. Jeden Tag schmiedet ihr neue Glieder in der Kette der Knechtschaft. Einfachheit ist verschwunden. Luxuriöse Gewohnheiten werden täglich entwickelt. Die Menschen sterben den Hungertod; überall herrscht Niedergeschlagenheit und Ruhelosigkeit. Es gibt Verwüstungen durch Erdbeben. Die Scheidungsverfahren mehren sich. Eine Nation fürchtet sich vor einer anderen Nation. Das Leben an sich wurde zu einem Unsicherheitsfaktor. Eine Menge an Durcheinander und Verwirrung entstand; das Leben wurde stürmisch und rau.

Ihr könnt diesen Ärgernissen und Schwierigkeiten entkommen, wenn ihr ein Leben der Leidenschaftslosigkeit, der Selbstbeherrschung, der Reinheit und des selbstlosen Dienstes führt, wenn ihr kosmische Liebe entwickelt, wenn ihr die Gewohnheit bildet, den rechten Standpunkt und das rechte Gefühl mit der rechten geistigen Einstellung zu entwickeln und wenn ihr Meditation und Hingabe praktiziert.

Wenn ihr kein anhaltendes vairagya (Leidenschaftslosigkeit) habt, werdet ihr in eurer Spiritualität keine Verbesserung oder Entwicklung finden. Versprechungen, Energie, Enthaltsamkeit und Meditation werden ausströmen wie Wasser aus einem zerbrochenen Topf. Ihr habt acht Stunden mit Schlafen verbracht und den Rest mit unnützem Gerede, Lügenerzählen und mit dem Betrügen anderer. Wie könnt ihr spirituellen Nutzen oder Unsterblichkeit erwarten, wenn ihr nicht einmal eine halbe Stunde mit dem Dienst an Gott verbringt, mit dem Singen seines Namens und mit göttlicher Kontemplation?

Ist da Schmerz oder Vergnügen in der Welt? Wenn es Vergnügen gibt, warum ziehen sich dann junge, gebildete Männer in die Wälder zurück? Wenn es Schmerz gibt, warum laufen junge Männer Reichtum, Stellung und Frauen hinterher? Geheimnisvoll ist maya (Illusion)! Geheimnisvoll ist moha (Selbsttäuschung)! Versucht, das Rätsel des Lebens und das Rätsel des Universums zu verstehen. Gewinnt viveka (Weisheit). Habt satsanga (heilige Gesellschaft). Erforscht die Natur des atman. Studiert die Yoga Vasishta und die Upanishaden. Dann werdet ihr ein umfassendes Verständnis der Probleme des Lebens haben. In dieser Welt gibt es kein Jota Glücksgefühle.

Wahre Freiheit ist Freiheit von Geburt und Tod. Wahre Freiheit ist Freiheit von den Fesseln von Fleisch und Geist (mind). Wahre Freiheit - ist Freiheit von karmischen Bindungen. Wahre Freiheit ist Freiheit von der Bindung an den Körper, etc. Wahre Freiheit ist Freiheit von Wünschen und von Selbstsucht.

02.11.01 SEID MIT ALLEM EINS

Bloße intellektuelle Konzepte der Gleichheit oder Einheit wird eurem Zweck nicht dienlich sein. Ihr müsst die Wahrheit hiervon wirklich intuitiv fühlen. Ihr müsst euch des wahren Selbst, welches das Fundament oder der Nährboden oder die Grundlage dieser Welt, des Körpers, des Geistes, von prana (Leben) und Sinnen ist, vollkommen gewahr sein. Ihr müsst in ein Bewusstsein eintreten, in welchem die Verwirklichung ein Teil eures täglichen Lebens wird. Ihr müsst das ideale spirituelle Leben täglich leben. Eure Nachbarn sollten tatsächlich spüren, dass ihr ein völlig verändertes Wesen seid, ein Übermensch. Sie sollten den heiligen Duft in euch riechen. Ein voll erblühter yogi oder jnani kann niemals inkognito bleiben. So wie wohlriechender Rauch einem parfümierten Räucherstäbchen entströmt, so entströmt ein spiritueller Wohlgeruch seinem Körper.

Etwas wie unbelebte Materie gibt es nicht. In allem ist Leben. Auch in einem Stein ist Leben eingeschlossen. Alle Materie vibriert vor Leben - dies wurde schlüssig von modernen Wissenschaftlern nachgewiesen. Lächelt mit den Blumen und dem grünen Gras. Spielt mit den Schmetterlingen, den Vögeln und dem Hirsch. Schüttelt den Sträuchern, den Farnen und den Zweigen der Bäume die Hände. Sprecht mit dem Regenbogen, dem Wind, den Sternen und der Sonne. Unterhaltet euch mit den fließenden Bächen und den Wellen des Meeres. Sprecht zu dem Spazierstock. Entwickelt Freundschaft mit all euren Nachbarn, Hunden, Katzen, Kühen, menschlichen Geschöpfen, Bäumen, Blumen, usw. Dann werdet ihr ein weites, vollkommenes, reiches und volles Leben haben. Ihr werdet euer Einssein oder die Einheit des Lebens realisieren. Dies kann nur schwerlich mit Worten beschrieben werden - ihr müsst es selbst fühlen.

Ein starker Geist (mind) hat Einfluss über einen schwachen Geist. Der Geist (mind) hat Einfluss über den physischen Körper. Der Geist richtet sich nach der Materie. Der Geist bringt Knechtschaft. Der Geist gibt Freiheit. Der Geist ist der Teufel. Der Geist ist euer Freund. Der Geist ist euer guru. Ihr werdet den Geist zähmen müssen. Ihr werdet den Geist disziplinieren müssen. Das ist eure wesentliche Pflicht.

Es gibt nur eine Kaste - die Kaste der Menschlichkeit. Es gibt nur eine Religion - die Religion der Liebe, die Religion des vedanta. Es gibt nur ein dharma - das dharma der Wahrhaftigkeit. Es gibt nur ein Gesetz - das Gesetz von Ursache und Wirkung. Es gibt nur einen Gott - der allgegenwärtige, allwissende, allmächtige Herr. Es gibt nur eine Sprache - die Sprache des Herzens; die Sprache der Stille.

3.11. nicht gefunden

04.11.01 LERNT VOM SCHLAF

Studiert den Zustand des Tiefschlafes, in dem es weder das Spiel des Geistes (mind) noch das der Sinne gibt. Dort gibt es keine Objekte; dort gibt es weder Anziehung noch Abstoßung. Woher leitet ihr dann ananda (Glückseligkeit) im Schlaf her? Diese Erfahrung ist universell; jeder sagt: "Ich habe fest geschlafen. Ich erlebte nichts. Ich war sehr glücklich im Schlaf." Im Tiefschlaf ruht ihr in satcidananda atman und erfreut euch der atmischen Glückseligkeit, welche unabhängig von Objekten ist. Der Unterschied zwischen Tiefschlaf und samadhi (Überbewusstsein) ist, dass es im Tiefschlaf noch den Schleier der Unwissenheit gibt, wohingegen er im samadhi entfernt ist.

Aus dem Schlaf kann man vier Schlüsse ziehen:
1. Ihr existiert. Es gibt ein Gefühl der Kontinuität des Bewusstseins.
2. Im Schlaf ist advaita (Einheit).
3. Ihr seid ananda svarupa (von der Beschaffenheit der Glückseligkeit).
4. Die Welt ist mithya (ein Spiel des Geistes).

Namen und Formen sind illusorisch. Die Welt ist bloß ein Spiel des Geistes. Wo der Geist (mind) ist, da ist Welt. Wenn ihr durch yoga sadhana (Praxis) die Zerstörung des Geistes herbeiführen könnt, wird die Welt verschwinden und ihr werdet den atman (die Seele) überall fühlen.

Selbst am Tag werdet ihr mit atman eins und zwar immer dann, wenn ein Wunsch befriedigt wurde. Wenn ihr euch eines Objektes erfreut, werdet ihr für eine kurze Zeit `geistlos´. Ihr ruht in eurem eigenen atman und erfreut euch atmischer Glückseligkeit. Unwissende Leute schreiben dieses Glücksgefühl den Objekten zu. So wie der Hund, welcher an einem trockenen Knochen saugt, närrischer Weise glaubt, dass das Blut von dem trockenen Knochen kommt, wohingegen das Blut in Wirklichkeit seinem eigenen Zahnfleisch entströmt, so glauben auch die närrischen Leute, dass Glücksgefühle den äußeren Objekten entspringen, obwohl sie das Glücksgefühl eigentlich aus ihrem eigenen inneren atman erhalten. Sie werden aufgrund des Einflusses der Illusion und der Unwissenheit getäuscht.

Habt kein Verlangen nach Objekten. Reduziert eure Bedürfnisse. Kultiviert vairagya (Leidenschaftslosigkeit); das dünnt den Geist aus.

Verkehrt nur wenig mit anderen. Sprecht nicht viel. Lauft nicht viel. Esst nicht viel. Schlaft nicht viel. Kontrolliert eure Gefühle. Entsagt Wünschen und vasanas (Neigungen). Kontrolliert eure Reizbarkeit und eure Sinneslust.

05.11.01 DIE EINHEIT ALLER EXISTENZ

Erkennt die Vollständigkeit und Gesamtheit eures Lebens. Euer Sein ist kosmisch. Ihr bewohnt all die Welten - all die Welten entsprechen eurer direkten Ausdruckskraft. Die Liebe, die einer für Freunde, Söhne, etc. fühlt, empfindet er nicht den anderen zuliebe, sondern des eigenen Selbst zuliebe. Deshalb ist die Liebe für das Selbst das Höchste und voller erhabener Glücksgefühle. Je mehr ihr euer Verlangen nach Objekten aufgebt und versucht, eure Gleichheit mit dem wahren Selbst oder atman zu realisieren, umso mehr werdet ihr euer wahres Glücklichsein erkennen.

Der Pfad der Evolution geht vom Unbewussten zum Leben, vom Leben zum Bewusstsein, vom Bewusstsein zum Selbstbewusstsein und vom Selbstbewusstsein zum Überbewusstsein. Mystizismus ist die Kunst der Einheit mit der Wahrheit. Ein Mystiker ist eine Person, die diese Einheit mit der Wahrheit erlangt hat, oder die auf die Erlangung dieser Einheit zielt.

Was ist dieses Ego; was ist dieses kleine "Ich"? Ist es euer Fuß, oder Fleisch, oder eure Hand oder das Blut - oder irgendein anderer Teil eures Körpers? Überlegt gut. Ihr wisst, dass es da kein solches Ding gibt, das "Ich" genannt werden kann. Das "Ich" wird im Nichts verschwinden. Was zurückbleibt, ist der reine, unendliche atman. Wenn das Ego sich auflöst, offenbart die höchste Seele sich selbst in all ihrer ursprünglichen Herrlichkeit und Pracht.

Versucht nicht, das Ego zu befriedigen - opfert euer ganzes Leben und all eure Taten als heiliges Opfer dem höchsten Göttlichen. Ihr selbst legt einen Geruch des Todes über euch - ihr schafft eine Hölle durch eure eigenen schlechten Gedanken. Es ist sinnlos, nach oben in den Himmel zu schauen, um das Göttliche zu finden. Kehrt euch nach Innen. In eurem eigenen Herzen weilt das Ewige.

DAS KOSMISCHE KRAFTWERK

Individuelle Seelen sind wie elektrische Glühbirnen. Die Glühbirnen bekommen ihr Licht aus dem Kraftwerk. Die jivas (Seelen) erhalten ihre Energie von Brahman, dem unbegrenzten kosmischen Kraftwerk. Die Glühbirne bildet sich ein, unabhängig zu sein und prahlt mit ihrer Leuchtkraft und Energie. Sie hat keine Ahnung von ihrem Ursprung. Wenn der Strom ausfällt, lässt sie beschämt den Kopf hängen und weint. Genauso verfährt der jiva mit seinem Egoismus. Oh Narren, oh Dummköpfe, erkennt durch die Praxis von Reinheit, Hingabe, tapas und Meditation die Quelle und erfreut euch an dem erhabenen Frieden und ewiger Glückseligkeit.

06.11.01 EIN FOKUSSIERTER GEIST

(Swami Sivananda war mit dem Verteilen kostenloser Bücher sehr beschäftigt. Plötzlich stoppte er und schaute auf.)

"Von dem Moment an, als ich aus der Morgenklasse kam, musste ich ständig daran denken, einige Gedichte zu schreiben, aber ich finde keine Zeit dazu. Ich mache diese Arbeit, aber mein Geist arbeitet nach wie vor an den Gedichten. Selbst als ich meine Milch zu mir nahm, war ich innerlich damit beschäftigt, die Punkte für die Gedichte zu überprüfen. Erst wenn ich die Gedichte beendet habe, wird mein Geist zur Ruhe kommen.

Habt ihr alle ein Notizbuch, um eure Gedanken aufzuschreiben? Zuallererst solltet ihr in dem Buch all die neuen Sachen notieren, die ihr in der Klasse lernt. Dann gibt es da entsprechende Gedanken, die euch in den Sinn kommen mögen, oder Ideen entspringen dem, was andere in der Klasse ausgedrückt haben. Diese mögen neu, ungewöhnlich und unbekannt für die anderen sein. Diese sollten auf der Stelle niedergeschrieben werden. Führt ihr ein solches Notizbuch?

Böses sollte keine Zeit haben, in eurem Geist zu verweilen. Was ist, wenn irgendeiner sich weigert, euch Milch zu geben oder Essen zu geben? Was ist, wenn einer mit euch zankt? Wiederholt immerfort: "Ich bin nicht dieser Körper; ich bin nicht dieser Geist; ich bin der ewige unsterbliche satcidananda atman".

Ertragt Beleidigungen und Verletzungen. Wenn euch einer auf eure Wange schlägt, solltet ihr es nicht einmal beachten; ihr solltet es sozusagen noch nicht einmal bemerken. Das ist sehr schwierig. Aber es ist höchst wichtig. Wenn der andere Mensch euch beschimpft, sollte euer Geist mit vicara (Selbstbetrachtung) beschäftigt sein. Nach einer Weile wird diese Person erkennen: "Was ist das? Ich habe mehrmals mit ihm geschimpft; er wird nicht verärgert, er erwidert meine Beschimpfung nicht. Da muss etwas in ihm sein, dass ich lernen sollte." Dann wird er euch zu Füßen fallen und sich entschuldigen. Ihr habt gewonnen.

Das, welches verborgenes Bewusstsein über den atman hervorlockt, ist das höchste Wissen. Die Lehren, die eure Knechtschaft zerbrechen und euch Freiheit schenken, sind die Lehren der alt berühmten rishis (Weisen), die die Mysterien des Universums offenlegen. Wenn wahres Wissen aufsteigt, wird der Schleier der Unwissenheit gehoben und damit wird alle illusorische Erscheinung der Phänomene aufgehoben. Was verbleibt, ist nur das erkennende Selbst, der Leugner aller Verneinungen - welcher niemand anderes ist als Brahman, reine Existenz, reines Wissen, reine Glückseligkeit."

07.11.01 VOLLKOMMENHEIT

Eine wesentliche Voraussetzung für einen sadhu (Mensch der Entsagung) ist, dass er sich selbst allen Umständen und Verhältnissen anpassen und anderen keine Unannehmlichkeiten bereiten sollte. Er hat die Pflicht zu dienen - und nicht, andere zu beunruhigen. Sehr wenige sadhus wissen, was sie sind und was sie sein sollten.

Heute morgen kam ein alter sadhu vom Swarg Ashram hierher. Er war hier, als auch ich hier war. Er ist jetzt 80 Jahre alt. Heute haben sie hier kein roti zubereitet. Es gab nur Reis und Curry. Aber der sadhu wollte es nicht nehmen. Er wollte nur roti (Brot). Es scheint, dass Reis Blähungen verursacht. Wenn ihr es ihm gestattet, wird er euch eine halbe Stunde lang einen Vortrag über die üblen Wirkungen des Essens von Reis halten. Aber er wird es ablehnen, daran erinnert zu werden, dass eine sehr große Bevölkerungszahl in Indien und der Welt alleine von Reis lebt.

Das ist alles, was er in all diesen dreißig Jahren seines Lebens als sadhu vom sadhana (spirituelle Praxis) begriffen hat: "Reis sollte nicht gegessen werden. Alleine roti ist gut für die Gesundheit und die Meditation." Ihr ganzes Leben werden diese Leute auf diesen einen Gedanken verschwenden, was die richtige und was die falsche Nahrung ist. Was gibt es, wenn ihr eines Tages nicht euer Essen bekommt, das nach eurem Geschmack ist? Selbst eure eigene Frau wird euch nicht einen Tag lang tolerieren, wenn ihr derart ausgeprägt darin seid, was Essen beinhalten sollte.

Es ist die besondere Pflicht eines sadhu, einem Haushälter keinerlei Unannehmlichkeiten zu bereiten. Wir sollten für Haushälter keine Last darstellen, sondern sollten ihnen irgendwie dienlich sein. Wann wird der sadhu das verstehen? Manche sadhakas (Sucher), auch hier, haben diesen Eindruck, dass sie in einem asrama leben und dass eine Gegenleistung genug sein sollte, um ihnen die Tore zu kaivalya (Befreiung) zu öffnen. Ich versichere euch: selbst wenn sie viele hundert Jahre ihrer Leben in der Nähe der größten Heiligen in der Welt leben würden, werden sie kein bisschen vorankommen. Sie müssen sich selbst anstrengen. Jeder muss für sich selbst denken, für sich selbst handeln. Einige sadhakas waren hier, denen ich selbst vertraute und daher an verantwortungsvolle Positionen für die Angelegenheiten des asrama setzte - dann fürchtete ich selbst mich, an sie heranzutreten. Wenn ich zum Beispiel zu ihnen gehe und sie bitte, ein wenig mehr von dem zuzubereiten, was sie mir zu essen geben, in der Absicht, die Extra-Portion jemandem anderen zu geben, würden sie mich abweisen. Was ich bei solchen Gelegenheiten tue, ist, dass ich meinen eigenen Verbrauch reduziere und dieses würde ich dann den anderen geben.

Wenn ein sadhaka nach einhundert Leben wahres samadhi (Überbewusstsein) erlangt, ist das eine sehr große Errungenschaft. Gott ist vollkommen; und sofern und bis nicht all die schlechten Eigenschaften ausgerottet sind und heilige Eigenschaften bis zum Grad der Vollkommenheit erworben wurden, wird es kein samadhi geben.

08.11.01 DAS SADHANA, DAS ABHÄRTET

(Ein Brief lag auf Siva´s (Swami Sivananda´s) Tisch: ein großer europäischer Yogi hatte Siva geschrieben, mit der Bitte, ihn nach Indien einzuladen. Die Einladung war notwendig, um einen Reisepass zu erhalten.)

"Was für eine große Schau diese sogenannten Heiligen von sich selbst machen. Von diesem Land in jenes Land fliegen: überall gehen sie hin, Partys, Empfänge und dann Abschiedsfeiern. Ist es nicht so?

Manche von ihnen sollten mit einer ungewöhnlichen Ehre empfangen werden. Anstelle des Eingangs des Empfangsortes mit Flaggen und Girlanden zu schmücken, sollten die Leute alte Schuhe und Besenstiele hinhängen.

Wir sollten nicht warten, bis die Sache schließlich passiert. Wir sollten uns selbst trainieren. Ich habe das getan. Ich habe mich selbst ernstlich mit Schuhen geschlagen. Ich war es gewohnt, dies besonders an Geburtstagen zu tun - Gleich nach der Rückkehr in mein Kutir, nach den Treffen, wo die Leute mich lobpreisen, mich verherrlichen, mich als Gott verehren, gehe ich in mein Kutir und schlage mich sorgfältig mit einem Paar Schuhen: "Wer bist du? Du aus Fleisch, Blut und Fäkalien gemachter Körper? Möchtest du Blumengirlanden? Kannst du nicht abgetragene Kleidung tragen? Glaubst du, dass du großartig bist? Möchtest du, dass man sich vor dir niederwirft? Nun nimm diese Girlanden."

Suka Deva wurde auf diese Weise von Janaka getestet. Er war ein großer jnani. Als er zur Unterweisung zu Janaka ging, ließ man ihn, ohne ihn zu beachten, außerhalb des Palastes warten, ohne Essen, ohne Obdach und ohne jede Ehrerbietung. Dann warteten ihm die Frauen des Hofes und die Maharanis auf. Auf diese Weise testete Janaka den Geistesfrieden Suka Devas. Suka Deva war jenseits all dieser Dinge. Er hatte seine Gelassenheit durchgehend bewahrt. So sollte ein sadhaka sein!

Ich habe auch gehört, dass man dies vom Heiligen Franz von Assisi erzählt. Er nannte seinen Körper `Herr Esel´. Welch gewaltige vairagya sie alle hatten.

Selbst dieses gelegentliche Schlagen mit Schuhen ist für mich nicht genug. Ich sollte diesem Körper eine Dosis dieser abhärtenden Medizin wenigstens einmal in der Woche geben."

09.11.01 WORTE DER WEISHEIT

Das individuelle Ego, vorgefasste Meinungen, Lieblingsvorurteile und selbstsüchtige Interessen sollten aufgegeben werden. Diese stehen alle dem spirituellen Fortschritt im Wege. Die Gnade des Herrn beginnt zu wirken, wenn ihr lernt, euch selbst zu disziplinieren, eure Selbstsucht zurückzustellen und euch Ihm völlig hinzugeben.

Warum versucht ihr, euren Gott in Gottheiten und Tempeln zu finden, wenn ihr die sichtbaren Götter außen vor gehalten habt, hungrig und nackt? Wenn ihr Ihn als überall manifestiert anseht, solltet ihr allen Geschöpfen mit intensivem bhava dienen, solltet ihr wünschen, höchste Vollkommenheit zu erlangen. Tatsächlich sollte eure Liebe für den Herrn Liebe für das gesamte Universum hervorbringen - weil ihr Ihn in allem sehen müsst.

Entzündet das Licht der Liebe in eurem Herzen, da Liebe der unmittelbare Weg in das Königreich Gottes ist, dem unermesslichen Wohnsitz anhaltenden Friedens und Freude. Wo Liebe ist, da ist Frieden. Wo Frieden ist, da ist Liebe. Leben und Tod sind die zwei Szenen des Dramas das Lebens. Alles vergeht; alles ist Sorge; alles ist Schmerz; alles ist unwirklich.

Diese Welt ist lediglich ein Spiel der Farben und Töne. Daher, oh Mensch, suche das Beständige, das All-Glückselige, das Wirkliche, welches selbstleuchtend, unendlich, unveränderlich und ewig ist. Moksa (Befreiung) meint nichts anderes als die Vernichtung der Unreinheiten des Geistes. Der Geist wird rein, wenn alle Wünsche und Ängste ausgelöscht werden. Führt ein göttliches Leben. Entzündet überall die Lampe göttlichen Lebens.

Euer Ziel sollte es sein, eine unerschütterliche Süße in eurer Wesensart zu bewahren, rein und freundlich und unter allen Umständen glücklich zu sein. Sich immer des Göttlichen bewusst zu sein, immer die göttliche Gegenwart zu fühlen, immer im Gewahrsein des höchsten Wesens in den Kammern eures Herzens und überall um euch herum zu sein, bedeutet wahrlich ein Leben der Fülle und göttlichen Vollkommenheit zu leben, selbst während ihr auf der Erde weilt.

Dieser Körper ist eine Lampe. Das Herz ist der Docht. Das Öl ist eure Liebe für den Herrn. Ihr könnt durch die Abwesenheit von Zorn, durch die Praxis von Menschlichkeit, Mitleid, Vergebung, Glaube, Hingabe, Meditation, Gebet und durch das Rezitieren des Namens Gottes einen Tempel in eurem Herzen bauen.

10.11.01 MAYA

In der Wahrheit gibt es keine Dualität. Alle Modifizierungen sind illusorisch; Vielfalt ist eine Illusion.

Maya (die täuschende Kraft des Herrn) projiziert Vielfalt. Maya schafft Trennung - Trennung zwischen der individuellen Seele und der höchsten Seele.

Maya ist eine enorme, irreführende Kraft Gottes. Maya ist der materielle Stoff dieser Welt. Maya ist der Ursprung des physikalischen Universums. Diese Welt der Namen und Formen ist eine falsche Schau, die durch das Jonglieren der maya aufrechterhalten wird. So wie ein an einem Ende brennender Stock, wenn er schnell im Kreis gedreht wird, die Illusion eines Kreises aus Feuer erzeugt, so ist es auch mit der Vielfalt der Welt. Maya führt uns in die Irre. Maya erzeugt Verwüstungen im Geist. Die Dinge, die wir um uns herum wahrnehmen, sind nichts als Geist (mind) in Form oder Materie. Die Welt ist ein Produkt des Geistes. Die ganze Welt ist eine Erweiterung des Geistes. Das gesamte Universum entsteht und existiert im Geist. Nichts in der Welt ist außerhalb des Geistes. Erde, Berge und Flüsse - sie alle sind Fragmente des Geistes und erscheinen so, als würden sie Außen existieren. Die Welt existiert nicht durch sich selbst. Sie wird nicht ohne die Hilfe des Geistes gesehen. Sie verschwindet, wenn der Geist aufhört zu funktionieren, wie zum Beispiel im Tiefschlaf.

Es ist alleine die Vorstellungskraft, die die Formen der Zeit, des Raumes und der Bewegung annimmt. Raum und Zeit haben keinen unabhängigen Status, der von Brahman oder dem Selbst, welches reines Gewahrsein ist, getrennt ist. Es gibt keinen Raum ohne Zeit und es gibt keine Zeit ohne Raum. Raum und Zeit gehören zusammen. Raum und Zeit sind voneinander abhängig. Sie sind beide unwirklich. Zeit und Raum sind geistige Projektionen, so unwirklich wie Träume. So wirklich sie auch immer scheinen mögen, letztendlich sind sie nicht wirklich. Der zeitlose, raumlose Brahman ist die einzige Wirklichkeit.

Alleine Brahman IST. Es ist alleine Brahman, der sich als die Welt der variierenden Objekte hervortut, so wie Wasser durch die Wellen in verschiedenste Arten des Schaumes, Blasen unterschieden werden kann. Brahman erscheint als die Welt, wenn Er durch den Geist und die Sinne wahrgenommen wird.

Maya verbirgt die Wahrheit und bietet einen Irrtum dar - sie verschleiert die Wirklichkeit und zeigt die Welt. Die Verwechslung des Körpers mit atman oder dem Selbst, wird maya genannt. Maya schirmt das Wissen des atman ab und deshalb verwechselt der Mensch das eine mit dem anderen. Das ist die Ursache der Bindung - wir haben das irrende Bewusstsein, dass wir objektive Wesen sind, dass unsere Taten objektive Ausdrücke sind, projiziert in Raum und Zeit.

11.11.01 DIE WELT IST DER KÖRPER GOTTES

Das Universum ist ein Spiegel, in welchem das Sein und die Schönheit Gottes reflektiert wird. Gottes Universum wird durch seine ewigen Gesetze gelenkt. Im Osten nennt man das Gesetz der Ursache und Wirkung das Gesetz des karma. Im Neuen Testament wird es mit den Worten: "Was immer ein Mensch sät, wird er auch ernten" ausgedrückt. Was geschrieben steht, steht geschrieben und kein Mensch kann den ewigen Plan ändern. Das, was durch Gottes Willen verfügt wird, geschieht auf dieser Erde. Überall in diesem Universum gibt es System, Methode, Ordnung und Regelmäßigkeit, weil das Universum letzten Endes von Gott regiert wird.

Diese Welt ist der Körper des Herrn. Diese Welt, obwohl sie in Wirklichkeit nicht existiert, erscheint so, als würde sie existieren. Wisst, dass dies nichts weiter als eine Reflexion ist. Wenn ihr um des Seiles wisst, verschwindet das "Schlangen-Wissen" *. Ebenso existiert die Welt in Wirklichkeit nicht und doch scheint sie durch unsere Unwissenheit zu existieren. Sie verschwindet mit dem Wissen über den atman, über welchem die Illusion der Welt gelegt ist. In Brahman oder dem Absoluten scheint diese Welt aufgrund der Unwissenheit trügerisch. Sie ist nicht wirklich, wie auch Träume unter dem Einfluss des Schlafes nicht wirklich sind. Wegen der illusorischen Überlagerung von Seiten des Individuums erscheinen die empirischen Namen und Formen als wirklich. Wenn durch die Kraft der Meditation die Wirkung (Welt) als unwirklich negiert wird, hört auch die Ursache (Brahman) auf, eine Ursache zu sein. Die Gewissheit oder Überzeugung selbst, dass das Universum nicht der erhabene Brahman ist, ist avidya (Unwissenheit). Folglich ist die Gewissheit, dass "das Universum alleine Brahman ist", Befreiung.

Die Welt ist ein Geist (spirit), manifestiert in Raum und Zeit. Wenn ihr durch die Sinne auf das Absolute schaut, erscheint es als Universum. Der puryastaka (Körper) wird aus den folgenden acht Teilen zusammengesetzt, nämlich Geist (mind), Selbstsucht, Intellekt und den fünf Objekten der Sinne (Klang, Sicht, usw.). All diese, zusammengesetzt aus den fünf Elementen, sind nur Erscheinungen. So erkennt man auch, durch rechtes Unterscheiden, die wahre Natur der Zeit. In dieser sterblichen Welt vergeht alles, aber die Vorstellungen und die Ideale vergehen nicht. Vorstellungen sind fortdauernder als Objekte, welche vergänglich sind; aber die Dauer der Existenz von atman, der unsterblichen Seele, ist ohne Ende. So wie das Universum dem Blinden als dunkel erscheint und für jene, die Augen haben, als leuchtend, so erscheint es als reine Glückseligkeit für die Weisen und schmerzhaft für die Unwissenden.

12.11.01 UNWISSENHEIT

Der Geist (mind) ist ein Werk von avidya (Unwissenheit) und die Folge von avidya. Der Geist ist gefüllt mit Täuschungen - darum führt er euch in Versuchung und lässt euch auf Abwege geraten. Wenn ihr den Ursprung des Geistes zerstören könnt, indem ihr Wissen über das höchste Selbst erlangt, ist der Geist nirgendwo; er entschwindet in das luftige Nichts.

Die ganze Erfahrung von Dualität, zusammengesetzt aus dem Wahrnehmenden und dem Wahrgenommenen, ist reine Imagination. Es gibt keine vom Geist getrennte Unwissenheit. Nach der Vernichtung des Geistes, ist alles zerstört. Die Aktivität des Geistes ist die Ursache aller Erscheinungen. Aufgrund der Unwissenheit denkt ihr, dass die äußeren Objekte von euch getrennt und real sind.

Solange es den Geist gibt, gibt es die ganzen Unterschiede - groß und klein, hoch und niedrig, überlegen und unterlegen, gut und schlecht, usw., aber die höchste Wahrheit ist, dass es da keine Relativität gibt. Wenn ihr den Geist durch konstante und tiefschürfende Meditation auf den atman transzendieren könnt, werdet ihr in der Lage sein, einen Zustand jenseits der Gegensatzpaare zu erreichen, in welchem erhabener Frieden und höchstes Wissen liegt.

Der erste Gedanke ist der "Ich-Gedanke". So wie dieser "Ich-Gedanke" die Grundlage aller anderer Gedanken ist, so ist Selbstsucht der Samen des Geistes. Die Vorstellung des "Ich" bringt im Zuge seiner Entstehung die Vorstellung der Zeit, des Raumes und anderer Einflüsse mit sich. Vermittels dieses Milieus, entsteht in ihm der Name "jiva" (Seele). Und gleichzeitig damit entsteht der buddhi (Intellekt), die Erinnerungen und manas (der Geist), welcher der Same des Baumes der Wünsche ist.

Wenn ihr auch nur die kleinste Spur von Selbstsucht habt, oder Anhaftung an Namen und Form, oder den geringsten Anflug von weltlichen Wünschen in eurem Geist habt, könnt ihr Gott nicht verwirklichen. Versucht, die Selbstsucht Stück für Stück zu verringern. Vernichtet sie durch Selbstaufopferung, durch karma yoga, durch Selbsthingabe oder durch das vedantische Forschen nach dem Selbst.Wann immer sich Selbstsucht geltend macht, erhebt die Frage in euch: "Was ist der Ursprung dieses kleinen `Ich´s´"?" Stellt euch diese Frage wieder und wieder; wenn ihr Schicht um Schicht entfernt, schwindet die Zwiebel zu Nichts. Analysiert das kleine "Ich" und es wird zu einem Nichts.

Das Ego ist der Herr, zu dessen Unterhaltung der Tanz aufgeführt wird und die Sinnesobjekte sind seine Gefährten. Der Intellekt ist das tanzende Mädchen und die Sinne sind die Leute, die auf den Instrumenten spielen, welche den Tanz begleiten. Der saksi (die beobachtende Seele) ist die Lampe, die die Szenerie beleuchtet. Genauso wie die Lampe, ohne dass sie von ihrem Platz bewegt wird, den ganzen Raum mit Licht versieht, so erleuchtet auch der saksi von seiner unveränderlichen Position aus alles, was sich Innen oder Außen befindet.

13.11.01 DER KÖRPER IST NICHT DAS ICH

Dies ist eine Welt der Verschiedenheit. Die Intellekte sind verschieden; Gesichter sind verschieden; Klänge sind verschieden; Religionen sind verschieden; Glaubensbekenntnisse sind verschieden. Farben sind verschieden; Fähigkeiten sind verschieden; Geschmäcker und Temperamente sind verschieden. Aber eine Sache haben alle gemein - jeder von uns wünscht sich nitya sukha (ewige Freude), unendliches Wissen, Unsterblichkeit, Unabhängigkeit und Freiheit. Diese Dinge können alleine durch das Wissen über das Selbst erlangt werden.

Jeder wünscht sich Freude, die nicht mit Sorgen und Schmerz vermischt ist, aber die Leute wissen nicht, wo sie diese erhabene Glückseligkeit bekommen können. Das beste Werkzeug, dieses Wissen zu erlangen, ist das Fragen nach dem: "Wer bin ich?". Diese Frage hat das Potential, Stille des Geistes zu erzeugen, welche es ihm ermöglicht, sich durch diesen Ozean des samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) zu kämpfen. Es erfordert einen scharfen, feinen, reinen Verstand, kühnes Verstehen und gigantischen Willen. Die Plattitüde `Ich´, von der jeder zungenfertig spricht und es bedauerlicherweise in jedem Moment des Lebens genießt, vom brabbelnden Baby bis hin zum geschwätzigen alten Mann, muss klar verstanden werden.

Der physische Körper ist nicht das `Ich´, er ist ein Produkt der Nahrung - er lebt von Nahrung und stirbt ohne Nahrung. Er ist ein Bündel aus Haut, Fleisch, Fett, Knochen, Mark, Blut und einer Menge anderer scheußlicher Sachen. Er existiert nicht vor der Geburt oder nach dem Tod. Er währt für eine kurze, zwischen Geburt und Tod liegende, Zeitspanne. Er ist vergänglich. Er unterliegt Veränderungen, wie z.B. Kindheit, Jugend und Alter. Er durchläuft sechs Verwandlungsphasen - Existenz, Geburt, Wachstum, Modifikationen, Verfall und Tod. Er ist nicht aus einer homogenen Substanz; er ist mannigfaltig, bewusstlos, inaktiv. Er ist ein Objekt der Wahrnehmung, wie auch ein Stuhl oder ein Tisch. Ihr fahrt fort zu leben, selbst wenn Hände und Beine weg sind.

Wie kann der Körper der aus sich selbst existierende, ewig reine atman sein, der Wissende, der stille Zeuge der Veränderungen, die im Körper und in allen Dingen vor sich gehen, der innere Herrscher von allem?

Ihr habt erfahren, dass der Körper und der Geist nicht das `Ich´ sind.
Ihr habt erfahren, dass das prana nicht das `Ich´ ist.
Die Welt ist unwirklich; das habt ihr verstanden.
Ihr habt verstanden, dass alleine Brahman wirklich ist.
Meditiert jetzt über die Formel: "Ich bin Brahman" -
Verliert euch selbst, vereinigt euch mit Ihm.
Ruht dort, voller Frieden, voller Freude.
Das ist der angemessene Ort, der Wohnort der Reinen.

14.11.01 BIN ICH DAS ICH?

Ihr sagt: "Das ist mein Körper" - das besagt, dass ihr verschieden von dem Körper seid und der Körper euer Instrument ist. Ihr haltet ihn, als würdet ihr einen Spazierstock in eurer Hand halten.

Im Schlaf existiert ihr unabhängig von dem Spazierstock, den ihr in eurer Hand (Körper) haltet. In Träumen wirkt ihr durch euren Astralkörper, ohne jegliche Sorgen um euren fleischlichen Körper zu haben. Durch Unwissenheit habt ihr euch mit eurem physischen Körper identifiziert und ihn mit dem wahren "Ich" verwechselt, welches immer-rein, all-durchdringend, selbst-existierend, selbst-leuchtend und selbst-beständig ist, welches weder Anfang, noch Ende hat, welches unveränderlich ist, jenseits von Zeit, Raum und Ursache und welches in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft existiert.

Das prana (Lebenskraft) ist nicht das "Ich". Es ist die Wirkung von rajas (Energie). Es ist innerlich. Es kann einen Menschen nicht willkommen heißen, während ihr schlaft, obschon es fließend ist. Es nimmt zu und nimmt ab. Ihr sagt: "Mein prana" - das zeigt, dass ihr verschieden vom prana seid. Es ist nur euer Instrument. Ihr könnt den Atem durch pranayama kontrollieren. Der Kontrolleur ist verschieden von dem Kontrollierten (prana). Prana ist nicht das "Ich".

Auch der Geist (mind) ist nicht das "Ich". Er tastet im Dunkeln umher. Er borgt sich Licht von einer höheren Macht. Er wird verwirrt und konfus. In Schock- oder Angstzuständen wird er bewusstlos. Er ist die Wirkung von sattva. Er ist euer Instrument. Ihr sagt: "Mein Geist" - demzufolge ist der Geist verschieden vom "Ich". Er ist voller sich veränderbarer Vorstellungen. Er hat ein Anfang und ein Ende. Ihr könnt den Geist und die Gedanken kontrollieren - der Kontrolleur ist vom Kontrollierten (dem Geist) verschieden. Er ist ebenso euer Eigentum und außerhalb von euch, wie eure Körperglieder, oder eure Kleidung, Stuhl, etc. Im Schlaf gibt es keinen Geist, daher wacht ihr mit einem Gefühl der Kontinuität des Bewusstseins auf. Weder im Delirium, noch im Koma gibt es einen Geist; dennoch verbleibt das "Ich". Der Geist ist ein Bündel von Gedanken und alle Gedanken sind zentriert um das falsche, selbstsüchtige, kleine "Ich". Der Grundgedanke all dieser Gedanken ist das "Ich", das voll der Eitelkeiten ist.

Wenn ich von mir selbst spreche, spreche ich immer vom "Ich". Die Hüllen, in welchen ich glücklich, alt, schwarz, ein sanyasi (Mönch), etc. bin, sind Folge der Kontinuität des "Ich". Sie verändern sich immer und variieren, aber das "Ich" bleibt das gleiche - unveränderlich inmitten des Veränderlichen.

15.11. Nicht gefunden