Sankt Alexius

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Der Vater von Sankt Alexius hieß Eufemiamus und war ein reicher Ritter zu Rom und war geboren aus eines Fürsten Geschlecht, und hätt Gott lieb und dienet ihm Tag und Nacht mit viel tu-gendlichen Werken. Und war barmherzig und satzet alle Tage viel arme Menschen zu Tisch und tät ihnen gütlich und pfleget ihrer wohl mit der Kost, und tröstet die armen Pilgrim mit der Gab. Zu den Zeiten war Theodosius Kaiser, der riet dem Eufemiamo, daß er ein Weib nähme. Also nahm er eines Fürsten Tochter, die hieß Aglaes, und die Jungfrau hätt Gott lieb und war tugendlich und fromm. Und da sie und ihr Gemahl zu einander kamen, da hätten sie Gott lieb. Und hätten große Ehr und Gut und tausend Ritter, die ihnen dienten, die waren wohl gekleidet mit Gold und mit Seiden; und hätten lange Zeit keinen Erben. Da baten sie Gott um einen Erben und gaben viel Almosen. Da gewähret ihnen Gott in seiner Gü-ten und gab ihnen das Kind Alexium. Des freueten sie sich, und dankten Gott für seine Gnaden. Da taufet der Papst das Kind selber und ward sein Pate. Und da das Kind sieben Jahr alt war, da ließ man es zur Schul gehen, da lernet es gar gut und war tugendlich und fromm und hätt Gott lieb. Und da es zwölf Jahr alt war, da tät man es an des Kaisers Hof, da lernet es Zucht und Ritterschaft. Also war Alexius an des Kaisers Hof, bis er zu zwanzig Jahren kam. Da verlobet man ihm eine schöne edele Frau, die hätt Gott ihre Keuschheit gelobet, und war von kaiserlichem Geschlecht und hieß Sabina. Und da nun Alexius und sein Gemahl an ihr Bett kamen, da saget Alexius der Jungfrauen, er hätt seine Keuschheit Gott gelobet. Des ward die Jungfrau froh, und danket Gott seiner Gnaden. Darnach gab Alexius seinem Gemahl ein köstliches Fingerlein und den Senkel von seinem Gürtel und sprach: »Liebes Gemahl, sieh, wie die Kerzen vor uns brennen, so sind sie doch bald erloschen. Also ist es mit der irdischen Freud auch; wie schön und jung, wie reich und edel, wie stark und gewaltig wir sind, so nimmt es alles ein End und ist alles vergänglich. Darum söllen wir beide trachten nach der Ewigen Freud, die im Himmel ist. Darum söllen wir beide rein und keusch bleiben, wie wir Gott gelobet ha¬ben. « Da sah die Jungfrau trauriglich und sprach: »Nun pfleg dein Gott zu allen Zeiten, ich will deine Lehr behalten.« Da schied Alexius von seinem Gemahl, und befahl sich Gott und tät seine reichen Kleider ab und tät arme an und kam in die Stadt Edessa und bettelt da mit anderen Leuten; und was er erbettelt, das teilet er mit den Armen.

Da nun sein Vater und Mutter des Morgens in die Kammer kamen, da fanden sie die Jungfrau weinen, und hätten ihren Sohn verloren. Da erschraken sie gar sehr, und frag¬ten die Jungfrau, wo denn ihr Sohn wäre. Da saget sie, wie sie mit ihm geredet hätt, und zeiget ihnen die Kleider und die Kleinod, die er ihr gab. Da wurden sie sehr betrübet, und sandten überall in die Land Boten aus, die ihn suchten. Da kamen die Boten in die Stadt, darin Alexius war, und kannten ihn nicht; denn er hätt kümmerlich gelebet und war jämmerlich geworden. Aber Alexius kennet seines Vaters Knecht wohl, und bat sie um Gottes Willen, ihm ein Almosen zu geben. Das täten sie; da ward er gar froh, und danket Gott für die Gab, die er von seines Vaters Knechten empfangen hätt. Darnach kamen die Boten wieder heim und sagten seinem Vater, sie könnten ihn nir¬gend finden. Da sprach seine Mutter; »Ich mag nimmer fröhlich werden, ich find denn meinen Sohn.« Da sprach die Jungfrau: »Ich will tun, als die Turteltaub tut: wenn sie ihren Gemahl verlieret, so ist sie fortan allein und nimmt keinen Gemahl mehr.«

Und da Alexius in der Stadt Edessa gewesen war bis in das siebzehente Jahr, da war ein großes Wetter an einem heili¬gen Tag. Des Morgens, da das Volk zu der Kirchen gekommen war, da wollt der Mesner die Kirch sperren, und trieb Alexium mit anderen armen Leuten aus der Kirchen. Da stand Unser liebe Frau an der Kirchtür, die sprach zu dem Mesner: »Laß mir meinen Diener hinein!« Da sah der Mes¬ner um und wußt nicht, wen das Bild meine; da sprach das Bild aber mal: »Du söllst meinen Diener bald erkennen, er trägt eine Kutte an und ein hären Hemde, und hat krauses Haar und einen Bart und heißt Alexius.« Und als bald ging der Mesner zu Alexio und redet mit ihm. Da läuteten zu-hand alle Glocken von selber, die an der geweihten Statt waren, da gingen die Priester all zusammen und ein großes Volk, und fragten, was das bedeute. Da sprach der Mesner: »Es ist ein heiliger Mann hie, um des willen tut Gott die Wunder.« Und saget ihnen, wie das Bild mit ihm geredet hätt, und zeiget ihnen Alexium. Und da sie seine Heiligkeit erkannten, da ehrten sie ihn fleißiglich und täten ihm gütlich. Das war ihm leid, und fürchtet, er verlör seinen Lohn und seine Arbeit, und floh die Ehr und ging aus der Stadt und kam auf das Meer. Da warf ihn der Wind nach der Stadt Rom, da sein Vater war. Der ging in köstlichen Kleidern und mit viel Dienern. Da seufzet Alexius und gedacht: Ach Gott, wär es dein Will, so wollt ich mei¬nes Lebens Nahrung aller gernest von meinem Vater haben. Aber sein Vater kennet ihn nicht. Da ging er zu seinem Vater und bat ihn um seines Sohnes Alexius willen, den er verloren hätt, daß er ihm in seinem Haus ein kleines Gemach gebe, darin er wär, und Gott darin diene. Das gewähret er ihm zuhand, und befahl ihn einem Knecht, der alle Zeit sein warte.

Da stand eine Stieg bei dem Weg in seinem Haus, darunter war eines Knechtes Gemach. Darein ging der liebe Herr Sankt Alexius. Da bracht ihm der Knecht zu essen, dem er befohlen war. Da dienet er Gott mit großem Ernst Tag und Nacht und litt auch viel Hunger und Durst, auch Schmach und Gespött von den Knechten, die gossen ihr Handwasser auf ihn. Er sah auch täglich seinen Vater und Mutter vor sich gehen, und redeten unter Weilen mit ihm. Und sein Gemahl redet auch mit ihm und fragt ihn, ob er Alex-ium kenne. Da sprach er: »Ja, ich kenn ihn wohl, denn er hat das Almosen oft mit mir ein genommen, und war ein Pilger wie ich und litt gar sehr.« Da sprach sie: »Wie hei¬ßest du denn?« Sprach er: »Mein Nam ist Gott dem Allmächtigen ergeben, ich sag Euch nicht mehr davon.« Da sprach aber mal sein Gemahl: »Lieber Pilger, sag mir, wie war er gestellt, da du ihn sahest?« Da sprach er: »Er ist also lang als ich, und die Tasche und der Stab waren sein.« So fraget sie ihn dann, ob er gar nichts von ihr geredet hätte. Da sprach er: »Ja, er saget mir, er hätt Euch ein gulden Fingerlein zum Abschied gegeben, und saget mir, wie er von Euch schied; denn er verhehlet weder Liebe noch Leid vor mir, und ließ mich auch wissen, ihm hätt alles sein Elend nicht so weh getan als das, daß er wüßt, daß sein Vater und Mutter und sein Gemahl betrübt wären um sei-netwegen. Das hätt ihm manchen Stoß in sein Herz getan, doch darin hätt er sich Gott ergeben.« Da sprach sie: »Hätt er nicht Willen, daß er wieder wollt kommen? Hat es ihn nicht gereuet?« Da sprach er: »Das hab ich von ihm nicht vernommen. Er vermeinet, er wölle sein Leben also en¬den.« Da sprach sie: »Ach, lieber Herre Jesu Christe, laß dir ihn befohlen sein, und sei mit ihm!« Die Rede währet zwischen ihnen manchen Tag. Und also währet es sieben-zehen Jahr, daß er unter der Stiegen lag. Und blieb fest in seinem Leben, und sehnet sich nicht nach guter Kost, die er seinem Vater und Mutter vor tragen sah.

Da nun die Zeit gekommen war, daß er seinen Lohn empfangen sollt, da rief er seinen Diener und bat ihn, daß er ihm Tinte und Feder brächt. Das tät er. Da schrieb er in einem Brief all sein Leben, auch wie es ihm ergangen war in dem Elend und unter der Stiegen, und wie er sich von seinem Gemahl geschieden hätt. Und bat auch in dem Brief Vater und Mutter, daß sie sein Erbteil um Gottes Wil¬len gäben. Und beschloß den Brief in seiner Hand, und gab seinen Geist auf in großer Andacht. Da fuhr seine See¬le auf zu den Ewigen Freuden. Das geschah an einem Sonntag zur Meßzeit. Da läuteten alle Glocken von selber in der Stadt zu Rom. Das wundert die Leut sehr, und hät¬ten gern gewußt, was das bedeute. Da sprach eine große Stimme drei Malen, daß es das Volk alles höret: »In des Eufemiamus Haus suchet den Freund Gottes, der bittet für Rom!« Da hob sich das Volk alles auf, und Eufemiamus ging zum ersten in das Haus unter die Stiege. Da lag Sankt Alexii Leichnam, und hätt den Brief in der Hand, und sein Angesicht leuchtet wie der Sonnen Schein. Des gleichen war der Papst auch darhin gekommen und zween Kaiser und viel Fürsten mit ihnen. (Denn es waren zu der Zeit viel Herren in der Stadt.) Da griff Eufemiamus zu dem Brief und wollt ihn genommen haben, da wollt er ihn ihm nicht lassen. Da neiget sich der Papst andächtiglich gegen ihn, da wollt er ihn ihm auch nicht lassen. Darnach kam sein Gemahl und griff auch nach dem Brief, da ließ er ihn zuhand. Da las man den Brief öffentlich, daß es alles Volk höret. Da nun Eufemiamus höret, daß er sein Sohn war, erschrak er sehr, daß er vor Leid nieder fiel, und seufzet und weinet und beklaget seinen Tod, und zerret sein Haar und Bart und schlug sich die Brust und fiel auf ihn und schrie jämmerlich: »Mein liebes Kind, warum hast du mich und deine Mutter nicht getröstet? Nun hast du doch nirgend des gleichen getan, als ob du unser Kind wärest. Ich habe alle Zeit gehoffet, ich sähe dich lebendig, nun seh ich dich leider tot vor mir liegen.« Da drang die Mutter auch herzu und schrie und weinet also jämmerlich, daß alles Volk Mitleiden mit ihr hätt. Und zerret ihr Gewand und riß ihr Gebänd' ab, und raufet ihr Haar aus und fiel auf ihn und sprach: »Mein alleiniges Kind, wie hast du uns gelassen! Ich wollt wähnen, ich söllt Freud von dir haben, so hab ich Herzeleid von dir. Darum, so helfet mir alle weinen und klagen; daß ich mein Kind in siebenzehen Jahren nicht erkennet hab.« Darnach kam sein Gemahl darhin und sprach: »Soll ich alle Zeit Wittib sein? Ich bin leider dein beraubet und hab all meine Hoffnung verloren. Nun hast du mir alle Zeit von meinem Gemahl gesagt und bist es selber gewesen.« Da nun der Mag gar viel ge¬schah, da sprach der Papst:»Man soll ihn in die Kirche tragen!« Denn ihn erbarmet der Jammer sehr. Da nahm ihn der Papst auf die Achsel, und die zween Kaiser wollten ihn in die Kirche tragen. Da ward das Gedräng all so groß von dem Volk, daß man ihn nirgend mochte bringen. Da warf der Kaiser viel Goldes über die Straß, daß es das arme Volk auf höbe, und das Gedräng minder würde. Und dennoch bracht man ihn kaum in Sankt Bonifazii Kirche. Da tät Gott seine Gnade an Sankt Alexio, denn alle Siechen, die seinen Leichnam berührten, die wurden gesund. Dar¬nach macht man ihm einen schönen Sarg von Gold und edelm Gestein, und ließen ihn sieben Tage ob der Erden, und sang das Volk, und lobten Gott. Und nach dem Sankt Alexius von seinem Gemahl ging, behielt sie seine Lehr, und dienet Gott mit großem Fleiß. Und gab all ihr Gut auf, und verdienet ihres Leibes Nahrung mit ihren Händen bis an ihren Tod, so reich und edel sie war. Da bauet Eufemia-mus ein Münster in seines Sohnes Ehr und wendet sein halbes Gut darauf, darein leget man Sankt Alexium. Dar¬nach starb sein Gemahl und wollt bei Sankt Alexio liegen. Und da man das Grab auf tät und sie darein wollt legen, da geschahen viel schöner Zeichen und ging ein süßer Ge¬ruch von ihr. Und da kam ein großes Licht vom Himmel, und höret man auch die Engel singen und Gott loben, und war ein großes Gedräng um ihr Grab. Und sahen alle, daß Sankt Alexius von seinem Ort rücket und seinem Gemahl eine Statt machet, und winket mit der Hand, daß man sie darhin lege. Und recket seine toten Arme von sich und umfing sein Gemahl damit.