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Allgemeine Hintergründe für die Meditation

Meditation macht frei

Diese Welt ist voller Elend und Leiden. Um sich von den Anfechtungen dieses Lebens (samsara) zu befreien, bedarf es der Meditation. Sie führt zur Selbsterkenntnis und damit zu ewigem Frieden und höchster Glückseligkeit. Meditation bereitet dich vor auf eine umfassende Erfahrung und unmittelbare, intuitive Erkenntnis. Sie schafft einen ununterbrochenen Fluss der Gedanken auf einen Punkt, zu Gott bzw. atman hin.

Meditation ist

  • der Pfad zum Göttlichen,
  • der königliche Weg zum Königreich brahmans,
  • die mystische Leiter, die von der Erde zum Himmel
  • vom Irrtum zur Wahrheit
  • von der Dunkelheit zum Licht
  • vom Leiden zur Freude
  • von Unruhe zum Frieden
  • von Unwissenheit zur Erkenntnis
  • von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit führt.

Die verschiedenen Meditationswege zur Wahrheit

Brahman ist Wahrheit. Atman ist Wahrheit. Ohne Reflexion und Meditation kann man diese Wahrheit nicht verwirklichen. Je nachdem, welchem Weg man folgt, sind die Meditationstechniken unterschiedlich. - Ein bhakta konzentriert sich in konkreter Meditation (saguna dhyana) auf den von ihm gewählten Gottesaspekt (ishta-devata). - Ein Hatha-Yogi meditiert über die chakras und die ihnen zugeordneten Symbole und Gottesaspekte. - Ein Jnana-Yogi meditiert über sein eigenes wahres Selbst (ahamgraha upasana). - Ein Raja-Yogi meditiert über die Weltenseele (purusha), die nicht betroffen ist von Schmerz und Wünschen.

Meditation färbt den Geist

Der Geist nimmt die Form des Objekts an, welches er wahrnimmt. Ansonsten wäre keine Wahrnehmung möglich.

Ein Bhakta meditiert über die Gestalt seiner Ishta-devata. Dadurch nimmt das Denken und Fühlen immer mehr die Form dieses Gottesaspektes an. Wenn er in dieser Meditation fest verankert ist, erreicht er den höchsten Zustand von Hingabe (Parabhakti). Dann sieht er immer und überall nur das Göttliche. Die äußeren Namen und Formen verschwinden für ihn. Für einen Verehrer von Krishna zum Beispiel ist alles nur Krishna. Er erfährt „Vasudevah sarvam iti – all dies ist wahrlich nur Vasudeva “ (BhG 7.19).

Für einen Vedanta-Anhänger (Jnani) ist alles nichts als das eigene Selbst, Atman. Die Welt der Worte und Formen in der Dualität schwindet für ihn. Er erfährt — wie es in den Upanishaden heißt — „sarvam khalvidam Brahma — All dies ist wahrlich brahman, Gott.“ (Chandogya Upanishad 3.14.1).

Voraussetzungen, um dorthin zu kommen

Nur ein reiner Geist vermag das Selbst zu erkennen. Nur wenn der Geist frei gemacht wurde von all den unzähligen Wünschen, Sehnsüchten, Sorgen, Vorstellungen, Stolz, Gier, Anhaftung, Vorlieben und Abneigungen, kann er in das Reich höchsten Friedens und ungestörter Glückseligkeit, die unsterbliche Wohnstätte, eingehen. Ein sinnlicher oder träger Mensch kann nicht Meditation üben. Wer aber seine Zunge und andere Sinnesorgane beherrscht, einen durchdringenden Geist besitzt, wer mit Maß isst, trinkt und schläft, wer Selbstsucht, Lust, Gier und Ärger hinter sich gelassen hat, kann durch Meditationspraxis zu Samadhi kommen.

Solange Zerstreuung und innere Unruhe (vikshepa) vorherrschen, erfährt man keinen geistigen Frieden. Vikshepa und Wünsche gehören zusammen, denn Wünsche verursachen logischerweise Zerstreuung und Unruhe. Daher sind Vairagya, Kultivieren von Wunschlosigkeit und Nicht-Anhaften sowie Hingabe an Gott so wichtig.

Grünes Holz brennt nicht, wenn man versucht, es anzuzünden, während trockenes sofort Feuer fängt. Ebenso wird, wer seine Denken und Fühlen nicht geläutert hat, das Feuer der Meditation nicht entfachen können. Während der Meditation wird er einschlafen, träumen oder Luftschlösser bauen. Wer sich aber durch Japa, selbstlosen Dienst, Wohltätigkeit, Pranayama usw. geläutert hat, fällt leicht in tiefe Meditation, sobald er sich dazu hinsetzt. Der reine, reife Geist wird sofort im Feuer der Meditation brennen.

Der Garten des Geistes

In einem Garten gedeihen schöne Blumen und gute Früchte, wenn man den Boden umgräbt, düngt, Unkraut und Dornen jätet und die Pflanzen gießt. Ebnso kannst du die Blume der Hingabe im Garten deines Geistes säen und pflegen, indem du die Unreinheiten in Form nicht hilfreicher Einstellungen und Eigenschaften jätest und ihn mit göttlichen Gedanken tränkst.

In der Regenzeit schießen Unkraut und Dornen empor. In der Hitze des Sommers verschwinden sie, aber ihre Samen bleiben im Boden. Sobald ein Regenguss kommt, keimen sie wieder.

Ebenso kommen die Vrittis an die Oberfläche des Bewusstseins, verschwinden dann nach einer Weile, bleiben aber weiter da in einem latenten Samenzustand in Form unbewusster Eindrücke. Diese Samskaras werden dann durch innere oder äußere Stimuli wieder zu Vrittis. Wenn dein Garten gut gepflegt ist, ohne Unkraut und Dornen, kannst du auch gute Früchte ernten. Ebenso, wenn der Geist frei von Gier, Ärger usw. ist, kannst du die Frucht tiefer Meditation ernten. Daher reinige und läutere den Geist zuerst. Dann fließt der Strom der Meditation von selbst.

Um den Garten dauerhaft gepflegt zu halten, musst du nicht nur das sichtbare Unkraut und andere kleine Sprösslinge jäten, sondern auch die Samen unter der Oberfläche, die in der Regenzeit wieder keimen.

Genau so musst du nicht nur mit den großen Gedankenwellen umgehen, sondern auch mit den Samskaras, den Samen für den Kreislauf von Geburt und Tod, die immer wieder neue Vrittis hervorrufen, wenn du in Samadhi eintreten und vollkommene Befreiung erlangen möchtest.

Ohne Hilfe der Meditation kannst du nicht zur Selbsterkenntnis und Unsterblichkeit kommen, nicht in den göttlichen Zustand hineinwachsen, dich nicht von den geistigen Begrenzungen befreien, den göttlichen Zustand nicht erreichen, der Unsterblichkeit gewährt. Ohne Meditation bleiben dir die strahlende Schönheit, die unvergängliche Herrlichkeit des atman verborgen. Durchtrenne die Schleier, die fünf Hüllen (Koshas), die die Seele verdecken, durch regelmäßige Meditation.