Entwicklung spezifischer Aspekte von Spiritualität während einer sechsmonatigen intensiven Yogapraxis: Unterschied zwischen den Versionen

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==Materialien und Methoden==
==Materialien und Methoden==
===Teilnehmer===
In einer anonymen prospektiven Prä-/Post- Studie hatten wir 191 Individuen zu Beginn einer 2-jährigen Yogalehrerausbildung in den Yoga Vidya Zentren von Bad Meinberg und Westerwald (Deutschland) zur Verfügung, die eine Einwilligungserklärung zur Teilnahme abgaben (90% der Teilnehmer).
Beim ersten Ausbildungswochenende in diesen Zentren gab ein Yoga Vidya Mitarbeiter den Teilnehmern eine kurze Einweisung in die Studie. Alle gaben vor dem Ausfüllen der Fragebögen eine Einwilligungserklärung zur Teilnahme ab (Beginn im März 2010), welche weder nach dem Namen, noch den Initialen, noch der Adresse fragte. Die Studie wurde durch die ethische Kommission unseres Instituts genehmigt (No. 23/2010).
Wir erfassten die Messungen zu Beginn des Intensivtrainings (T1), 3 Monate Später (T2) und nochmal 6 Monate später (T3). Schließlich lieferten 160 Individuen, die durch selbstgegebene Codenamen identifiziert wurden, ausreichend Daten bei mindestens zwei Zeitpunkten  (75.5%). Wir schlossen Individuen aufgrund ihrer Nichtidentifizierung, unzureichender Beantwortung oder fehlenden Follow-Up-Fragebögen aus.
===Praktiken===
Während den ersten 6 Monaten des 2-jährigen standardisierten Yoga Vidya Yogalehrerausbildungsprogramms, lernten und praktizierten die Auszubildenden spezifische Körperhaltungen (Asanas); Atemtechniken (Pranayama), Entspannungs- und Meditationspraktiken und spezielle Mantren. Desweiteren wurden sie auch mit Anweisungen in der Kultivierung und Entwicklung von positiven Qualitäten und Einstellungen, die auf den klassischen Yogalehren basiert sind, ausgestattet, bekamen Vorlesungen über Yoga und Philosophie und so weiter. Auszubildende wurden auch ermutigt empfohlene Bücher über Yoga zu lesen und zu Hause zu praktizieren.
Vor allen Dingen beinhaltete der Basisunterrichtsplan ein wöchentliches Abendtutorium in Kleingruppen in den individuellen Unterzentren über ganz Deutschland verteilt. Innerhalb jeder Sitzung bekamen sie spezielle und manchmal persönliche Bewegungen zum Üben unter der Woche. Zusätzlich nahmen Teilnehmer ungefähr alle 2 Monate an intensiven Trainingswochenenden in den Hauptzentren teil. Das Erste fand 3 Wochen nach Beginn in den individuellen Unterzentren teil. Die Umfragen bei T1, T2 und T3 fanden in den ersten 3 Sitzungen in den Hauptzentren statt.
Weiterhin wurden die Teilnehmer dazu angeraten das Yogalehrerhandbuch mindestens 1 Mal täglich zu lesen und zu studieren und mindestens 1h täglich zu Hause zu praktizieren, einschließlich Asanas, Pranayama, Meditation, Entspannung und/oder Mantras. Außerdem wurden sie dazu ermutigt in ihrem Alltag so weit wie möglich dem yogischen Lebensstil zu folgen, einschließlich der Anpassung an eine vegetarische Diät, der Verzicht auf Drogen (einschließlich Koffein), und ethischem Verhalten, wie es in den Yoga Sutras von Patanjali beschrieben wird.
Gegenstand innerhalb jedes Tutoriums oder intensivem Trainingswochenendes war eine Mischung aus Theorie über Yoga und seinem Lebensstil, Asanas, Pranayama, Entspannung, Mantra und Meditation. Jedes Fach wurde sowohl in theoretischen als auch in praktischen Aspekten der Yogapraxis unterrichtet. Der Fokus der Tutorien lag bei der Erreichung einer angemessenen Praxis für jeden Teilnehmer, Selbstentwicklung und der Entwicklung von Fähigkeiten, um Yoga als Lehrer anzuweisen.
===Messungen===
====Aspekte von Spiritualität====
Um eine große Vielzahl an wichtigen Aspekten von Spiritualität jenseits der konventionellen konzeptionellen Grenzen zu messen, verwendeten wir ein Instrument, welches auf der Basis von Antworten von Expertenvertretern (d.h. Katholiken, Protestanten, Mitglieder der anthroposophischen Christengemeinschaft, Bahai, Muslime, Juden, Buddhisten und Atheisten) entwickelt wurde [19]. Sie hatten diverse spirituelle Ausrichtungen und sie wurden gefragt darüber zu berichten, welche Aspekte von Spiritualität wichtig für sie wären. Die identifizierten Motive komprimierten wir auf 40 Items des Original ASP-Fragebogens [18].
Für diese Analyse verwendeten wir die 25-Item ASP 2.1 [20], die (1) religiöse Orientierung: Gebet/Vertrauen in Gott (religiöse Sichtweisen; 9 Items, Cronbach’s alpha = .93), (2) Suche nach Einsicht/Weisheit (philosophische/existentielle Sichtweisen; 7 Items, alpha = .88), (3) bewusste Interaktionen/Mitgefühl (bewusste Interaktionen mit anderen, dem Selbst, Umgebung, Mitgefühl, Großzügigkeit; 5 Items, Alpha = .83), und (4) transzendente Überzeugung (Glaube an Wiedergeburt, Existenz von höheren Mächten und Wesen, Seele hat seinen Ursprung in einer höheren Dimension und Mensch ist ein spirituelles Wesen; 4 Items, alpha = 85) unterscheidet. Der spezifische Begriff Gott wurde nur ein Mal verwendet. Alle Items wurden auf einer 5-Punkte Skala von Nichtübereinstimmung bis Übereinstimmung basiert, das heißt: 0 starke Nichtübereinstimmung; 1: nicht Übereinstimmung; 2: neutral; 3: etwas zustimmend; 4: stark übereinstimmend). Die Punktzahlen beziehen sich auf ein 100% Level, mit 4: starke Übereinstimmung = 100%.
====Spirituelle/Religiöse Selbstkategorisierung====
Entsprechend ihrer Antworten auf die SpREUK Items f2.6 („In meinen Augen bin ich ein religiöses Individuum“ = R), wurden die Praktizierenden als religiös, aber nicht spirituell (R+S-), als nicht religiös, aber spirituell (R−S+), als beides religiös und spirituell (R+S+), oder als weder religiös noch spirituell (R−S−) kategorisiert. Um interne Konflikte zu vermeiden, stellten wir keine Informationen darüber, wie religiös oder spirituell ein Individuum definiert werden sollte, zur Verfügung; dennoch haben vorherige Studien gezeigt, dass diese Selbstkategorisierung Konsistenz mit spirituellen/religiösen Überzeugungen von Patienten [21,22] und ihrem Engagement in speziellen Formen von spirituellen /religiösen Praktiken aufweist [23,24].
====Achtsamkeit====
Achtsamkeit wurde mit dem Freiburg Mindfulness Inventory (FMI) gemessen [25]. Für diese Studie verwendeten wir die 14-Item Kurzversion [26], die sich als semantisch robust und psychometrisch stabil herausstellte (Cronbach’s alpha =.83). „Itembeispiele sind „meine Gefühle beobachten ohne mich in ihnen zu verlieren“, „offen für die Erfahrung des gegenwärtigen Moments“, „verbunden fühlen zu meiner Erfahrung im hier und jetzt“, „Momente des inneren Friedens und Leichtigkeit erfahren, selbst wenn Dinge hektisch und stressig werden“ und so weiter“. Alle Items wurden auf einer 4-Punkte Skala gezählt (0: selten; 1: gelegentlich; 2: ziemlich oft; 3: fast immer). FMI Punkzahlen sind als Summenpunktzahlen gegeben.
====Lebenszufriedenheit====
Lebenszufriedenheit wurde mit der Brief Multidimensional Life Satisfaction Scale (BMLSS) [27] gemessen, welche die Items von Hübners “Brief Multidimensional Students” Life Satisfaction Scale [28, 29] verwendet, und bei erwachsenen getestet wurde [23]. Die acht Items der BMLSS adressieren intrinsische (Ich selbst, Leben im Allgemeinen), soziale (Freundschaften, Familienleben), externe (Schulsituation, wo ich lebe) und zukünftige (finanzielle Situation, zukünftige Aussichten) Dimensionen. Die interne Konsistenz des Instruments war gut (Cronbach’s alpha =.87) [27]. Jedes Item wurde durch den Satz „Ich würde mein Level der Zufriedenheit einstufen als…“ eingeführt und auf einer 7-Punkte Skala von Unzufriedenheit bis Zufriedenheit (0: schrecklich; 1: unglücklich; 2: überwiegend unzufrieden; 3: gemischt (ungefähr gleichermaßen zufrieden und unzufrieden); 4: hauptsächlich zufrieden; 5: zufrieden; 6: erfreut) gemessen. Die BMLSS Summenpunktzahl bezieht sich auf ein 100% Level (erfreut).
====Fröhlichkeit/Leichtigkeit====
Die Fröhlichkeit-/Leichtigkeitsskala wurde vom Deutschsprachigen ERG (emotionale und physische Reaktionen) Fragebogen übernommen [30], der nach spezifischen Wahrnehmungen, Reaktionen und Gefühlen in Begriff von dem Umgang des Patienten mit Krankheit fragt. Die Absicht war es die Assoziation von individuellen (emotionalen und verhaltens-) Einstellungen mit einem Aufschwung von Vitalität und Lebensfreude zu bestimmen, das heißt, positive interne Einstellung wie zum Beispiel Leichtigkeit und anschließende Offenheit für externe Kontakte („soziales Interesse/Kontakte“). Diese Einstellungen wurden im Kontext einer zunehmenden positiven Gesundheit/Wohlbefinden anstatt einer Abnahme von funktionalen und emotionalen Gesundheitsbeeinträchtigungen Defiziten operationalisiert. Die primäre Skala um diese „externe Erwärmung“ zu messen, hat 9 Items und eine 2-Faktorenstruktur mit zufriedenstellenden internen Konsistenzkoeffizienten, das heißt, Fröhlichkeit/Leichtigkeit (LHR; Cronbach’s alpha = .74) und soziales Interesse/Kontakt (Cronbach’s alpha = .79) [30]. Für diese Analyse konzentrierten wir uns auf die 5-Item Unterskala LHR, weil es in vorherigen Studien signifikante konträre Qualitäten bezüglich psychischer Erschöpfung (Korrelation r 0 -.49) und unterbrochene Schlafregeneration (r = −.53) aufwies, sie korrelierte moderat mit sozialem Interesse/Kontakten (r = .43) [30], war stark mit positiver Stimmung und moderat mit Achtsamkeit, mentaler Gesundheit und Lebenszufriedenheit assoziiert [31]. Die Items adressierten Gefühle wie „fühlte mich (innerlich) zutiefst erleichtert“, „spezifische Affären gelangen besser und besser“, „Bewegungen sind leicht und fließend“, „erfüllt mit strahlendem Glück“ und ein gegensätzliches Statement „fühlte innerlich leer“. Sie wurden auf einer 5-Punkt Skala gezählt, von Nichtübereinstimmen bis Übereinstimmen (0: trifft überhaupt nicht zu; 1: trifft nicht wirklich zu; 2: Ich kann es nicht entscheiden/kann es nicht sagen; 3: trifft ziemlich viel zu und 4: trifft sehr zu). Die Endpunktzahl bezog sich auf ein 100% Level (transformierte Skala Punktzahl).
===Statistische Analysen===
Alle statistischen Analysen wurden mit SPSS 17.0/20.0 für Windows (SPSS GmbH Software, München) durchgeführt. Wir betrachteten ein Level von P < 0.05 als statistisch signifikant. Um die Prä-/Post Effekte zu bestimmen, verglichen wir Daten zu Beginn (T1), nach 3 Monaten (T2) und nach 6 Monaten (T3), anhand des Wilcoxon Vorzeichenrangtest durch (TA versus T2, T1 versus T3, und T3 versus T2) und um die Unterschiede über Zeit zu messen (T1 ≤ T2 ≤ T3), den Friedman Test. Effektgrößen wurden als Cohen’s d ausgedrückt [32], mit der Verwendung von T1 und T3 Daten. Nach Cohen [32] und Wolff [33], beurteilten wir Effektgrößen >0.8 als Indikatoren von großen Effekten und Effektgrößen von 0.5 bis 0.8 als Indikatoren von moderaten Effekten.
==Ergebnisse==

Version vom 17. Februar 2014, 13:55 Uhr

Entwicklung spezifischer Aspekte von Spiritualität während einer sechsmonatigen intensiven Yogapraxis ist eine Studie von Arndt Büssing1, Anemone Hedtstück1, Sat Bir S. Khalsa2, Thomas Ostermann1 und Peter Heusser1,3. Die Mehrheit der Forschung über Yoga konzentriert sich auf seinen psychophysiologischen und therapeutischen Nutzen, wohingegen die spirituellen Aspekte selten thematisiert werden. Aus diesem Grund wurden die Veränderungen spezifischer Aspekte von Spiritualität unter 160 Teilnehmern untersucht (91% Frauen, Durchschnittsalter 40,9 ± 8,3 Jahre; 57% Christen), die eine zweijährige Yogalehrerausbildung begannen. Wir verwendeten standardisierte Fragebögen, um Aspekte von Spiritualität (ASP), Achtsamkeit (FMI- Freiburger Fragebogen zu Achtsamkeit, Lebenszufriedenheit (BMLSS – Kurze Multidimensionale Lebenszufriedenheitsskala) und positive Stimmung (Fröhlichkeit/Leichtigkeit) zu messen. Zu Kursbeginn waren die Punkzahlen der entsprechenden ASP-Unterskalen-Suche nach Einsicht/Freiheit, transzendente Überzeugung und bewusste Interaktionen/Mitgefühl hoch, während die für religiöse Orientierung niedrig waren. Innerhalb der sechsmonatigen Observationsphase waren bewusste Interaktionen/Mitgefühl (Effektgröße, Cohen’s d = .33), Religiöse Orientierung (d = .21), Fröhlichkeit/Leichtigkeit (d = .75) und Achtsamkeit (d = .53) signifikant erhöht. Insbesonders zeigten nichtreligiöse/nichtspirituelle Individuen moderate Effekte für eine Zunahme in bewusster Interaktion/Mitgefühl. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass intensive Yogapraxis (1) bestimmte Aspekte der Spiritualität, Achtsamkeit und Stimmung des Praktizierenden signifikant erhöhen könnte, (2) dass diese Veränderungen teilweise von ihrer ursprünglichen spirituellen/religiösen Selbstwahrnehmung abhängen und (3) es starke Korrelationen innerhalb dieser Konstrukte gibt (das heißt bewusste Interaktionen/Mitgefühl und Achtsamkeit).

1Center of Integrative Medicine, Faculty of Health, Witten/Herdecke University, Gerhard-Kienle-Weg 4, 58313 Herdecke, Germany 2Division of Sleep Medicine, Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA 02115, USA 3 Theory in Medicine, Integrative and AnthroposophicMedicine, Faculty of Health,Witten/Herdecke University, Gerhard-Kienle-Weg 4, 58313 Herdecke, Germany

Einleitung

Geschichtlich betrachtet ist Yoga eine besinnliche Disziplin mit ihrem Ursprung im indischen Subkontinent, welche sowohl physische als auch mentale Praktiken mit dem Ziel vereinte Bewusstseinsstadien und spirituellen Fortschritt zu erreichen. Moderne Yogapraktiken werden mit zahlreichen unterschiedlichen Schulen oder Richtungen des Yoga in Verbindung gebracht (d.h. Iyengar, Viniyoga, und Sivananda), wovon jede unterschiedliche Prioritäten bezüglich der Betonung von spirituellen und physischen Praktiken setzt [1].

Komponenten der Yogapraxis beinhalten bestimmte Körperhaltungen (Asanas), Atemkontrolle (Pranayama), Teifenentspannungstechniken und Meditationspraxis, um Bewusstheit und Achtsamkeit zu kultivieren. Yogapraktiken sind größtenteils aufgrund ihrer Fähigkeit psychophysiologische Veränderungen einzuleiten, die die Aktivität des Stressreaktionssystems reduzieren und Selbstregulation, Resilienz, Stimmung, Wohlbefinden und Lebensqualität zu erhöhen, beliebt geworden [2].

Diese psychophysiologischen Vorteile haben zur rationalen Verwendung von Yoga als therapeutische Intervention in einer Vielzahl von physischen und psychologischen Konditionen geführt [3], einschließlich Depression [4, 5], chronischen Schmerzzuständen [6, 7], Schmerzen im unteren Rücken [8], Arthritis [9] und zahlreichen anderen Konditionen [10].

Obwohl Yoga eine Praxis ist, die keine Annahme eines religiösen Glaubens oder eines Dogmas voraussetzt, zielen seine Praktiken auf die Erfahrung von besinnlichen Zuständen des Bewusstseins und der Spiritualität ab. Yoga kann zu Recht als eine praktisch angewandte Philosophie innerhalt der philosophischen Disziplin des Mystizismus, dessen Hauptanliegen die Erfahrung von einem transzendenten, vereinten Bewusstseinszustand ist, eingeteilt werden [11]. Dennoch lag bis heute bei der Mehrheit der Forschung über Yoga der Hauptfokus auf seinem psychophysiologischen und therapeutischen Nutzen und es gibt relativ wenige Studien, die die spirituellen Aspekte der Yogapraxis thematisieren.

Eine frühere Studie teilte Meditierende, die sich noch in der Ausbildung befanden, in verschiedene Kategorien der Meditationserfahrung (transzendente Meditation oder zahlreiche Buddhistische Formen) in Nichtmeditierende, Anfänger, Kurzzeit und Langzeitmeditierende ein [12]. Den Teilnehmern wurde der Shor Personal Experience-Fragebogen ausgeteilt, die Persönlichkeitsvariablen, die die Hypnotisierbarkeit vorhersagt und die Stadien von Bewusstheit und Erfahrung wiederspiegeln und die Tellegen Absorptionsskala, die konsistent mit Hypnotisierbarkeit korreliert und Absorption als eine Disposition für das Haben von Episoden totaler Aufmerksamkeit und die Versenkung in ein Aufmerksamkeitsobjekt definiert. Punktzahlen dieser Fragebögen zeigten signifikante Zunahmen in der Meditationserfahrung, was darauf hindeutet, dass Meditationspraxis langzeitige Veränderungen im Zustand von Bewusstsein und Erfahrung induziert [12].

Eine Studie über Mitglieder eines Yoga Ashrams zeigte, dass sie statistisch mehr psychologische Charakteristiken des Bewusstseinszustandes und Nachwirkungen und Interpretationen von Lebenserfahrungen zeigten als bei einer Kontrollgruppe von nicht-Ashrambewohnern [13]. Die Befragten des Ashrams zeigten bei einer Anzahl von Anzeichen einen höheren prozentualen Anteil von positiven Antworten. Diese beinhalteten „Gefühlte Persönlichkeitsveränderung“, „Erfahrung resultierte in einer Lebensveränderung“, „Erfahrung von Einheit“, und „In Einheit mit dem Göttlichen oder Spirituellen“ [13]. Diese Daten würden die Vorstellung unterstützen, dass Yogapraxis Transformationsprozesse, einschließlich spirituellen, transzendenten Zuständen, erhöht.

Monk-Turner und Turner [14] untersuchten mentale Gesundheit in Yoga Praktizierenden und College- Studenten und fanden heraus, dass Studenten mehr mentales Wohlbefinden berichteten als Yogapraktizierende. Desweiteren unterschieden sich vier bis fünf Maßstäbe von spiritueller Gesundheit signifikant von Yogapraktizierenden und College Studenten; das heißt mehr Yogapraktizierende fühlten „dass sie ihre Spiritualität angemessen auf eine gesunde Weise zum Ausdruck brachten“, „erkannten den positiven Beitrag, den Glaube auf ihr Leben beitragen konnte“, während mehr Collegestudenten „ selten neue Erfahrungen unternahmen um ihre spirituelle Gesundheit zu erhöhen“ [14]. Obwohl man den Wert dieser Items kritisieren und die Frage stellen kann, ob diese Stichproben vergleichbar waren, sind die Daten nichtsdestotrotz wichtig für die Generierung von Hypothesen für zukünftige Studien.

In 28 Japanischen Krebspatienten, die an zwei Runden achtsamkeitsbasierter Meditationstherapie (welche Yoga beinhaltete) teilnahmen, berichteten Ando et al. [15] eine marginale, nicht signifikante Zunahme von spirituellem Wohlbefinden. Nichtsdestotrotz war spirituelles Wohlbefinden mit Angst, Depression und Schmerz verwandt [15]. Eine neuere prospektive Studie von Studenten mit schwacher bis mittelstarker Depression, Angst oder Stress berichtete nach einer 7 - wöchigen Yoga Intervention über Verbesserungen in einer Anzahl von Stimmungs- und Stressmaßstäben, jedoch nicht in spirituellem Wohlbefinden [17].

Dennoch könnte die Verwendung von relativ naiven Subjekten mit Stimmungs- und/oder Stressbeeinträchtigung über eine kurze Zeitperiode dafür verantwortlich sein und es könnte eine längere Übungsdauer notwendig sein, um messbare Verbesserung in Spiritualität zu erzielen. Andererseits berichteten Studien über Yoga Interventionen bei Krebspatienten über Verbesserungen in den Messungen von Spiritualität im Vergleich zu den Kontrollgruppen [16,17]. Insbesondere die Bedeutung/Friedenskomponent von spirituellem Wohlbefinden (FACIT-Sp) nahm innerhalb von 10 Wochen in Yoga- Untergruppen (aber nicht in ihrem emotionalen, sozialen oder funktionalen Wohlbefinden) zu, während sich diese Variablen in der entsprechenden Kontrollgruppen nicht ändern würden oder sogar abnahmen [17]. Das würde einen speziellen Effekt von Yoga hinsichtlich des spirituellen Wohlbefindens anzeigen.

MacDonald und Friedmann [18] stellten Informationen über die mutmaßlichen wichtigen Maßstäbe für spirituelle und transpersonale Konstrukten zur Verfügung, die in der Yogaforschung verwendet werden könnten. Sie behaupteten, dass es ihre Intention war „dass die in diesem Artikel dargestellte Information als ein Katalysator für neue Wege von spiritueller und transpersonaler Forschung im Gebiet der Yogastudien dient“. Ob dieses Paper zu neuen Studien angeregt hat oder nicht bleibt unklar.

Aus diesem Grund beabsichtigten wir es zu untersuchen, ob und wie sich spezifische Aspekte von Spiritualität innerhalb einer 6-monatigen intensiven Yogapraxis verändern könnte. Um diese Frage anzugehen, wählten wir Individuen, die bereits Yoga praktizierten und sich dazu entschieden an einer Yogalehrerausbildung teilzunehmen, welche sie einer größeren Intensität, Häufigkeit und Dauer an Praxis unterwerfen würde. Als ein standardisiertes Maß für spezifische Aspekte von Spiritualität gebrauchten wir ein Instrument, welches die weltlichen Aspekte von Spiritualität (d.h. bewusste Interaktion, Mitgefühl und existentielle Belange), religiöse Angelegenheiten und kognitive transzendente Überzeugungen adressieren. Dieser Aspekte von Spiritualität (ASP) Fragebogen unterscheidet und quantifiziert kognitive, emotionale, intentionale und aktivitätsorientierte Belange [19,20].

Materialien und Methoden

Teilnehmer

In einer anonymen prospektiven Prä-/Post- Studie hatten wir 191 Individuen zu Beginn einer 2-jährigen Yogalehrerausbildung in den Yoga Vidya Zentren von Bad Meinberg und Westerwald (Deutschland) zur Verfügung, die eine Einwilligungserklärung zur Teilnahme abgaben (90% der Teilnehmer).

Beim ersten Ausbildungswochenende in diesen Zentren gab ein Yoga Vidya Mitarbeiter den Teilnehmern eine kurze Einweisung in die Studie. Alle gaben vor dem Ausfüllen der Fragebögen eine Einwilligungserklärung zur Teilnahme ab (Beginn im März 2010), welche weder nach dem Namen, noch den Initialen, noch der Adresse fragte. Die Studie wurde durch die ethische Kommission unseres Instituts genehmigt (No. 23/2010).

Wir erfassten die Messungen zu Beginn des Intensivtrainings (T1), 3 Monate Später (T2) und nochmal 6 Monate später (T3). Schließlich lieferten 160 Individuen, die durch selbstgegebene Codenamen identifiziert wurden, ausreichend Daten bei mindestens zwei Zeitpunkten (75.5%). Wir schlossen Individuen aufgrund ihrer Nichtidentifizierung, unzureichender Beantwortung oder fehlenden Follow-Up-Fragebögen aus.

Praktiken

Während den ersten 6 Monaten des 2-jährigen standardisierten Yoga Vidya Yogalehrerausbildungsprogramms, lernten und praktizierten die Auszubildenden spezifische Körperhaltungen (Asanas); Atemtechniken (Pranayama), Entspannungs- und Meditationspraktiken und spezielle Mantren. Desweiteren wurden sie auch mit Anweisungen in der Kultivierung und Entwicklung von positiven Qualitäten und Einstellungen, die auf den klassischen Yogalehren basiert sind, ausgestattet, bekamen Vorlesungen über Yoga und Philosophie und so weiter. Auszubildende wurden auch ermutigt empfohlene Bücher über Yoga zu lesen und zu Hause zu praktizieren.

Vor allen Dingen beinhaltete der Basisunterrichtsplan ein wöchentliches Abendtutorium in Kleingruppen in den individuellen Unterzentren über ganz Deutschland verteilt. Innerhalb jeder Sitzung bekamen sie spezielle und manchmal persönliche Bewegungen zum Üben unter der Woche. Zusätzlich nahmen Teilnehmer ungefähr alle 2 Monate an intensiven Trainingswochenenden in den Hauptzentren teil. Das Erste fand 3 Wochen nach Beginn in den individuellen Unterzentren teil. Die Umfragen bei T1, T2 und T3 fanden in den ersten 3 Sitzungen in den Hauptzentren statt.

Weiterhin wurden die Teilnehmer dazu angeraten das Yogalehrerhandbuch mindestens 1 Mal täglich zu lesen und zu studieren und mindestens 1h täglich zu Hause zu praktizieren, einschließlich Asanas, Pranayama, Meditation, Entspannung und/oder Mantras. Außerdem wurden sie dazu ermutigt in ihrem Alltag so weit wie möglich dem yogischen Lebensstil zu folgen, einschließlich der Anpassung an eine vegetarische Diät, der Verzicht auf Drogen (einschließlich Koffein), und ethischem Verhalten, wie es in den Yoga Sutras von Patanjali beschrieben wird.

Gegenstand innerhalb jedes Tutoriums oder intensivem Trainingswochenendes war eine Mischung aus Theorie über Yoga und seinem Lebensstil, Asanas, Pranayama, Entspannung, Mantra und Meditation. Jedes Fach wurde sowohl in theoretischen als auch in praktischen Aspekten der Yogapraxis unterrichtet. Der Fokus der Tutorien lag bei der Erreichung einer angemessenen Praxis für jeden Teilnehmer, Selbstentwicklung und der Entwicklung von Fähigkeiten, um Yoga als Lehrer anzuweisen.

Messungen

Aspekte von Spiritualität

Um eine große Vielzahl an wichtigen Aspekten von Spiritualität jenseits der konventionellen konzeptionellen Grenzen zu messen, verwendeten wir ein Instrument, welches auf der Basis von Antworten von Expertenvertretern (d.h. Katholiken, Protestanten, Mitglieder der anthroposophischen Christengemeinschaft, Bahai, Muslime, Juden, Buddhisten und Atheisten) entwickelt wurde [19]. Sie hatten diverse spirituelle Ausrichtungen und sie wurden gefragt darüber zu berichten, welche Aspekte von Spiritualität wichtig für sie wären. Die identifizierten Motive komprimierten wir auf 40 Items des Original ASP-Fragebogens [18].

Für diese Analyse verwendeten wir die 25-Item ASP 2.1 [20], die (1) religiöse Orientierung: Gebet/Vertrauen in Gott (religiöse Sichtweisen; 9 Items, Cronbach’s alpha = .93), (2) Suche nach Einsicht/Weisheit (philosophische/existentielle Sichtweisen; 7 Items, alpha = .88), (3) bewusste Interaktionen/Mitgefühl (bewusste Interaktionen mit anderen, dem Selbst, Umgebung, Mitgefühl, Großzügigkeit; 5 Items, Alpha = .83), und (4) transzendente Überzeugung (Glaube an Wiedergeburt, Existenz von höheren Mächten und Wesen, Seele hat seinen Ursprung in einer höheren Dimension und Mensch ist ein spirituelles Wesen; 4 Items, alpha = 85) unterscheidet. Der spezifische Begriff Gott wurde nur ein Mal verwendet. Alle Items wurden auf einer 5-Punkte Skala von Nichtübereinstimmung bis Übereinstimmung basiert, das heißt: 0 starke Nichtübereinstimmung; 1: nicht Übereinstimmung; 2: neutral; 3: etwas zustimmend; 4: stark übereinstimmend). Die Punktzahlen beziehen sich auf ein 100% Level, mit 4: starke Übereinstimmung = 100%.

Spirituelle/Religiöse Selbstkategorisierung

Entsprechend ihrer Antworten auf die SpREUK Items f2.6 („In meinen Augen bin ich ein religiöses Individuum“ = R), wurden die Praktizierenden als religiös, aber nicht spirituell (R+S-), als nicht religiös, aber spirituell (R−S+), als beides religiös und spirituell (R+S+), oder als weder religiös noch spirituell (R−S−) kategorisiert. Um interne Konflikte zu vermeiden, stellten wir keine Informationen darüber, wie religiös oder spirituell ein Individuum definiert werden sollte, zur Verfügung; dennoch haben vorherige Studien gezeigt, dass diese Selbstkategorisierung Konsistenz mit spirituellen/religiösen Überzeugungen von Patienten [21,22] und ihrem Engagement in speziellen Formen von spirituellen /religiösen Praktiken aufweist [23,24].

Achtsamkeit

Achtsamkeit wurde mit dem Freiburg Mindfulness Inventory (FMI) gemessen [25]. Für diese Studie verwendeten wir die 14-Item Kurzversion [26], die sich als semantisch robust und psychometrisch stabil herausstellte (Cronbach’s alpha =.83). „Itembeispiele sind „meine Gefühle beobachten ohne mich in ihnen zu verlieren“, „offen für die Erfahrung des gegenwärtigen Moments“, „verbunden fühlen zu meiner Erfahrung im hier und jetzt“, „Momente des inneren Friedens und Leichtigkeit erfahren, selbst wenn Dinge hektisch und stressig werden“ und so weiter“. Alle Items wurden auf einer 4-Punkte Skala gezählt (0: selten; 1: gelegentlich; 2: ziemlich oft; 3: fast immer). FMI Punkzahlen sind als Summenpunktzahlen gegeben.

Lebenszufriedenheit

Lebenszufriedenheit wurde mit der Brief Multidimensional Life Satisfaction Scale (BMLSS) [27] gemessen, welche die Items von Hübners “Brief Multidimensional Students” Life Satisfaction Scale [28, 29] verwendet, und bei erwachsenen getestet wurde [23]. Die acht Items der BMLSS adressieren intrinsische (Ich selbst, Leben im Allgemeinen), soziale (Freundschaften, Familienleben), externe (Schulsituation, wo ich lebe) und zukünftige (finanzielle Situation, zukünftige Aussichten) Dimensionen. Die interne Konsistenz des Instruments war gut (Cronbach’s alpha =.87) [27]. Jedes Item wurde durch den Satz „Ich würde mein Level der Zufriedenheit einstufen als…“ eingeführt und auf einer 7-Punkte Skala von Unzufriedenheit bis Zufriedenheit (0: schrecklich; 1: unglücklich; 2: überwiegend unzufrieden; 3: gemischt (ungefähr gleichermaßen zufrieden und unzufrieden); 4: hauptsächlich zufrieden; 5: zufrieden; 6: erfreut) gemessen. Die BMLSS Summenpunktzahl bezieht sich auf ein 100% Level (erfreut).

Fröhlichkeit/Leichtigkeit

Die Fröhlichkeit-/Leichtigkeitsskala wurde vom Deutschsprachigen ERG (emotionale und physische Reaktionen) Fragebogen übernommen [30], der nach spezifischen Wahrnehmungen, Reaktionen und Gefühlen in Begriff von dem Umgang des Patienten mit Krankheit fragt. Die Absicht war es die Assoziation von individuellen (emotionalen und verhaltens-) Einstellungen mit einem Aufschwung von Vitalität und Lebensfreude zu bestimmen, das heißt, positive interne Einstellung wie zum Beispiel Leichtigkeit und anschließende Offenheit für externe Kontakte („soziales Interesse/Kontakte“). Diese Einstellungen wurden im Kontext einer zunehmenden positiven Gesundheit/Wohlbefinden anstatt einer Abnahme von funktionalen und emotionalen Gesundheitsbeeinträchtigungen Defiziten operationalisiert. Die primäre Skala um diese „externe Erwärmung“ zu messen, hat 9 Items und eine 2-Faktorenstruktur mit zufriedenstellenden internen Konsistenzkoeffizienten, das heißt, Fröhlichkeit/Leichtigkeit (LHR; Cronbach’s alpha = .74) und soziales Interesse/Kontakt (Cronbach’s alpha = .79) [30]. Für diese Analyse konzentrierten wir uns auf die 5-Item Unterskala LHR, weil es in vorherigen Studien signifikante konträre Qualitäten bezüglich psychischer Erschöpfung (Korrelation r 0 -.49) und unterbrochene Schlafregeneration (r = −.53) aufwies, sie korrelierte moderat mit sozialem Interesse/Kontakten (r = .43) [30], war stark mit positiver Stimmung und moderat mit Achtsamkeit, mentaler Gesundheit und Lebenszufriedenheit assoziiert [31]. Die Items adressierten Gefühle wie „fühlte mich (innerlich) zutiefst erleichtert“, „spezifische Affären gelangen besser und besser“, „Bewegungen sind leicht und fließend“, „erfüllt mit strahlendem Glück“ und ein gegensätzliches Statement „fühlte innerlich leer“. Sie wurden auf einer 5-Punkt Skala gezählt, von Nichtübereinstimmen bis Übereinstimmen (0: trifft überhaupt nicht zu; 1: trifft nicht wirklich zu; 2: Ich kann es nicht entscheiden/kann es nicht sagen; 3: trifft ziemlich viel zu und 4: trifft sehr zu). Die Endpunktzahl bezog sich auf ein 100% Level (transformierte Skala Punktzahl).

Statistische Analysen

Alle statistischen Analysen wurden mit SPSS 17.0/20.0 für Windows (SPSS GmbH Software, München) durchgeführt. Wir betrachteten ein Level von P < 0.05 als statistisch signifikant. Um die Prä-/Post Effekte zu bestimmen, verglichen wir Daten zu Beginn (T1), nach 3 Monaten (T2) und nach 6 Monaten (T3), anhand des Wilcoxon Vorzeichenrangtest durch (TA versus T2, T1 versus T3, und T3 versus T2) und um die Unterschiede über Zeit zu messen (T1 ≤ T2 ≤ T3), den Friedman Test. Effektgrößen wurden als Cohen’s d ausgedrückt [32], mit der Verwendung von T1 und T3 Daten. Nach Cohen [32] und Wolff [33], beurteilten wir Effektgrößen >0.8 als Indikatoren von großen Effekten und Effektgrößen von 0.5 bis 0.8 als Indikatoren von moderaten Effekten.

Ergebnisse