Bibliotherapie

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Bibliotherapie bedeutet "Therapie mit Hilfe von Büchern", sehr selten auch "von Büchern" (d.h. Wiederherstellung beschädigter Bücher, siehe Buchkonservierung). Nutzung von weisen Büchern und anderen heilsamen Medien wird - so über Yoga...- wird auch indirekter Satsang genannt.

Selbstverständlich: Schon die Pharaonen schrieben „Psyches Iatreion“, d.h. Heilstätte der Seele ..., die alten Griechen auch "Lesen heilt" über den Eingang. Über vielen Klosterbibliotheken finden wir die Inschrift wieder, so in St. Gallen.

1802 begann Benjamin Rush, mit Bibliotheken in den USA Hospitäler zu reformieren. Man spricht seit 85 Jahren von Bibliotherapie. Viktor Frankl: „Das rechte Buch zur rechten Zeit hat viele Menschen vor dem Selbstmord bewahrt.“ Franz Kafka: „Ein Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns“.

Es geht keineswegs um Bücher verschlingen: sondern lesen lässt sich geradezu ableiten von der Divination, so gehen „Buchstaben“ auf Buchenstäbe zurück, mit denen Germanen den Götterwillen erforschten. Entsprechendes existiert etymologisch bei "Alphabet" (..). Auslesen = aussuchen, siehe Sortimenter = Buchhändler... Hamartanein, hebräisch „sündigen“ heisst auch den Punkt verfehlen. Wir spüren nach und nach, wann Worte helfen und wo sie „die Wurzel der Weisheit ausreissen“, Distanz angesagt wäre. Auch in der Esoterikszene erschöpft sich vieles in Fluten, in fast allen Buchsparten sind Neuerscheinungen oft schlechter als alte, vergriffene Titel zum selben Thema... Zahlreiche Anthologien und Sprüchesammlungen über das Buch und das Lesen beschreiben die heilsame Wirkung. Auch Buchhändler, Bibliothekare können unterstützen, ohne das eigens bibliotherapeutisch zu nennen.

Anders als in Deutschland setzen in den USA und Skandinavien Kliniken, Schulen, Gefängnisse, Rehabilitationszentren, Beratungsstellen, Kinder- und Altersheime ausdrücklich gezielt Bibliotherapie ein. Auch malen und musizieren, Sportarten und Spiele, autogenes Training etc. prägen die klinische Beschäftigungstherapie und auch Selbsttherapie mit. Überdies Schreiben als Therapie, therapeutisches Schreiben, Erfahrungsberichte (Schicksalsberichte), meist von einem Tagebuch ausgehend. Eine jahrzehntelange Analyse gedruckter Biografien von Menschen in schweren Krisen, mit Behinderungen und ihren Angehörigen, Copatienten führt Erika Schuchardt zu dem Modell einer Spirale, in dem persönliche Unterstützung über Bibliotherapie und Schreiben hinaus ansteht.

Eingesetzte Literaturformen Nach Anstett und Poole (1983) kommen in der Bibliotherapie drei Formen von Literatur zum Einsatz: Imaginative Literatur, d.h. Therapie mit Hilfe von Dichtung und Fiktion, Schicksalsberichte, d.h. Therapie mit Hilfe von Berichten Betroffener (emotionale und Selbsthilfeaspekte; so auch als Blick über den Zaun in ein aus anderem Grund schweres Leben) und Selbsthilfe- und Problemlösebücher, d.h. Therapie mit Hilfe von Büchern, die eine Veränderung im emotionalen Befinden bewirken. Meist sind diese Bücher auf ein konkretes Problem wie etwa Ängste, Rauchen und Übergewicht bezogen, aber es gibt auch vereinzelt allgemeine problemunspezifische Problemlösebücher.


Therapieformen Bibliotherapie kann als therapeutisches Instrument nach Glasgow und Rosen (1978) in drei Formen vorgegeben werden: Im therapeutisch angeleiteten Programm klärt der Patient in regelmäßigem Kontakt zum Therapeuten Informationen aus dem bibliotherapeutischen Material. Im minimalen Kontaktprogramm ist der Kontakt zwischen Patient und Therapeut zeitlich begrenzt. Der Patient arbeitet primär mit dem bibliotherapeutischen Material. Der minimale Kontakt besteht meist aus wöchentlichen Telefonanrufen, schriftlicher Korrespondenz oder gelegentlichem Zusammentreffen. Im Selbsthilfeprogramm ist das schriftliche Programm Grundlage der Behandlung, der Patient arbeitet das bibliotherapeutische Material in eigenem Rhythmus mit selbstgesetzten Zielen durch.

Insbesondere die Verhaltenstherapie setzt bibliotherapeutische Materialien zur Therapiebegleitung ein. In ihrer sozialwissenschaftlich-statistischen Dissertation haben die beiden Diplom-Psychologen Rolf Merkle und Doris Wolf überprüft, in wieweit emotionales und körperliches Befinden durch ein strukturiertes Problemlösebuch auf der Basis der kognitiven Verhaltenstherapie, das als Selbsthilfeprogramm und unter therapeutischer Anleitung eingesetzt wird, positiv beeinflusst werden können.

Klienten, die das strukturierte Problemlösebuch "Gefühle verstehen, Probleme bewältigen" als therapeutisches Begleitmaterial zur Therapie erhielten, schilderten eine Zunahme an Gelassenheit, Aktivität, allgemeinem Wohlbefinden und eine Abnahme an Introversion, Empfindlichkeit und Erregtheit. Im kognitiven Bereich verbesserte sich Tendenz zu katastrophieren, wohingegen sich im körperlichen Allgemeinbefinden keine Veränderungen bemerkbar machten. Über 50% der Patienten betrachteten das Problemlösebuch als Unterstützung zur Therapie und 40% haben es mehr als zweimal im Untersuchungszeitraum gelesen.

Literatur

Anstett, R.E. & Poole, S. R.: Bibliotherapy; An adjunct to care of patients with problems of living. Journal of family practice nov 1983, 17 (5), 845 - 853. Margit und Ruediger Dahlke (Hg.): Das spirituelle Lesebuch. Einleitung. (Dalai Lama, C.G. Jung und viele) Knaur ISBN 3-426-87024-X Glasgow, R.E. & Rosen, G.M.: Behavioral Bibliotherapy: A review of behavior therapy manuals. Psychological Bulletin 1978, 85, 1-23. Anselm Grün u.a. In: Sammle deine Kraft. Vier-Türme-Verlag 2001, ISBN 3-87868-232-8 Elisabeth Mardorf: Das kann doch kein Zufall sein. /Tagebuchschreiben Kösel-Verlag. siehe E.M.s page: www.lebensweisheit.de Erika Schuchardt: Warum gerade ich? Göttingen, Vandenhoek und Ruprecht, 2002 mit Preisverleihung an das Buch, 2005. Übersetzt als "Why me?". Doris Wolf & Rolf Merkle: Gefühle verstehen, Probleme bewältigen. PAL-Verlag, Mannheim Doris Wolf: Bibliotherapie in der psychotherapeutischen Praxis. Der Einfluss des therapiebegleitenden Lesens auf kognitive Variablen und körperliches Befinden, PAL-Verlag, Mannheim. Rolf Merkle: Bibliotherapie. Der Einfluss des therapiebegleitenden Lesens auf das emotionale Befinden bei ambulant behandelten Patienten, PAL-Verlag, Mannheim. Tanja C. Vollmer: Himmel, Arsch und Wolkenbruch. Mit Krebskranken auf der Suche nach dem Reim auf ihr Schicksal. Ein ungewöhnliches Handbuch über die Bibliotherapie. Herbert Utz Verlag, München 2004, ISBN 3-8316-0335-9 Gilbert Belo: Der Seele ungeheure Kluft'; Leben, Reisen und Schicksal des Gil B., frei nach dem deutschen Gil Blas des Johann Christoph Sachse und einem Vorwort von J. W. v. Goethe; ISBN 3-9805535-9-0

Weblinks Anja Oehme: Möglichkeiten und Grenzen bibliotherapeutischer Arbeit für den Literaturunterricht unter Berücksichtigung von Prävention bzw. Abbau von Verhaltensstörungen., Examensarbeit 1997. Mit DER Literatur allgemein zu Bibliotherapie. T. Vollmer/W. Wibmer: Bibliotherapie. [1]