Vedanta Philosophie
Vedanta Philosphie - Jnana-Yoga - Der Yoga der Erkenntnis und des Wissens
Im Jnana Yoga geht es um Fragen wie: • Wer bin ich? • Woher komme ich? • Wohin gehe ich? • Was ist wirklich? • Was ist die Welt? • Gibt es eine höhere Wirklichkeit und wenn ja, was ist diese höhere Wirklichkeit, ist sie erfahrbar? • Was ist meine Aufgabe? • Was geschieht vor der Geburt, was geschieht nach dem Leben, nach dem physischen Leben, nach dem Tod? • Was ist das Ziel des Lebens, der Sinn des Lebens und wie kann ich ihn erreichen? Das sind natürlich sehr große und wichtige Fragen, welche nicht alle in dieser Einheit beantwortet werden. Es sei verwiesen auf die Vortragsreihe ‚Vedanta Meditation und Jnana Yoga‘ in Verbindung mit Meditationen und Übungen für das tägliche Leben. Im Rahmen der Yoga Vidya Schulung soll dies nur ein großer Überblick über Vedanta sein, auch in dieser Yoga Vidya Schulungsreihe sind noch weitere Informationen über Vedanta enthalten. Vedanta – die Philosophie hinter Jnana Yoga Der Begriff Vedanta Vedanta heißt ‚Ende des Wissens‘. ‚Veda‘ heißt Wissen, ‚Anta‘ heißt Ende. Veda bezeichnet alles Wissen in der ganzen Welt und Vedanta stellt die letzten Fragen, die Fragen des höchsten Wissens, was in der westlichen Philosophie auch als Metaphysik bezeichnet wird: also das Wissen, das über diese Welt hinaus reicht, ‚meta‘ – jenseits von und ‚vedanta‘ – das, was über das normale Wissen hinausreicht, das, was die letzten Fragen der Menschheit bezeichnen oder ergründen will. Veden und Upanishaden Vedanta bezieht sich auf eine bestimmte Schriftart oder eine Gattung von Schriften, die sogenannten Upanishaden. Die Upanishaden sind Teile der Veden. Veda heißt Wissen, wie bereits erwähnt, und Veda ist auch die Bezeichnung von uralten Schriften, die nach der klassischen indischen Chronologie viele Tausend Jahre alt sind, vermutlich zwischen 1500-1800 v. Chr. in der heutigen Form überliefert worden sind und ein paar Hundert Jahre später dann niedergeschrieben wurden. Der letzte Teil der Vedas, ‚Anta‘, sind die Upanishaden. ‚Upanishad‘ heißt sitzen, bei sitzen, zu Füßen von sitzen, in der Nähe von sitzen. Upanishad bezieht sich darauf, dass Schüler zum Meister gegangen sind, zum Lehrer, und von ihm Fragen beantwortet bekommen wollten. Die Schüler sind zum Meister gegangen und haben gefragt: ‚Meister, bitte erkläre mir das, nach dessen Erkenntnis alles gekannt wird. Sage mir das, nach dessen Erfahrung alles erfahren wird. Zeige mir den Weg zur Unsterblichkeit‘. Die Schüler zur Zeit der Upanishaden haben also sehr tiefe Fragen gestellt. Hoffentlich stellst du dir auch diese Fragen ab und zu mal. Methodologie des Jnana Yoga Die Meister haben diese Fragen beantwortet, doch es reicht nicht aus, die Antwort nur zu hören, die verschiedenen Schritte bei der Beantwortung von Fragen im Vedanta sind: 1. Shravana – Hören: Du hörst dem zu, was dein Meister oder dein Lehrer sagt. Ein Meister muss nicht gleich der Selbstverwirklichte sein. Hören könnte heutzutage auch etwas lesen heißen oder auch einem Internetvortrag folgen. 2. Manana – Denken: Ein besonders wichtiger Schritt ist, über das Gehörte nachdenken, darüber reflektieren, was damit gemeint ist: Wie sehe ich das, wie ist das zu verstehen, wie kann ich es ergründen. Manana kann auch die Form einer Diskussion annehmen. Bei einer 2-jährigen Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung z.B. kann es auch sein, dass dort lebhaft über diese Fragen diskutiert wird oder bei Teilnahme an einem längeren Yoga Vidya Jnana Yoga Kurses gibt es diese Fragen und Überlegungen. Natürlich hofft man, dass der, der lehrt, ein bisschen mehr weiß, als der der gelehrt wird. So ist es eher so, dass der Schüler Fragen stellt und der Lehrer antwortet, dass der Schüler Zweifel äußert, der Lehrer versucht diesen zu begegnen. Es ist also keine freie Diskussionsrunde, wo jeder sagt, was er denkt, sondern man geht davon aus, dass es einen gibt, der etwas mehr weiß. Wenn du z.B. Auto fahren lernen willst, tust du nicht mit anderen zusammen, die nicht Auto fahren können und ihr überlegt, wie man fahren könnte, tauscht euch aus und in demokratischer Abstimmung bestimmt ihr, welches Pedal was zu tun hat. Man geht stattdessen zu einem Fahrlehrer, der mehr weiß, der einem das erklärt und dann überlegt man, was damit gemeint ist, setzt es um und lernt so schrittweise das Autofahren. So ähnlich ist es im Vedanta und im Jnana Yoga, du gehst zu einem Lehrer, du hörst ihm zu, du hakst nach, du denkst nach, du stellst Fragen, äußerst Zweifel, der Lehrer versucht die Zweifel zu klären und du überlegst inwieweit das Sinn macht. 3. Nididhyasana – Meditieren: Ein weiterer wichtiger Schritt ist über das Gesagte, Ausgetauschte zu meditieren. Im Vedanta gibt es Meditationstechniken, abstrakte Meditationstechniken, mit denen du diese Fragen ergründen kannst. Nididhyasana heißt aber auch im Alltag danach leben, also auch im Alltag zu überlegen: Wie kann ich das umsetzen? Was heißt das? Und angenommen, du setzt einige dieser Empfehlungen um – zu welcher Erfahrung führt das? 4. Anubhava: ‚Anubhava‘ heißt die Erfahrung der Einheit. ‚Anu‘ heißt eins und ‚Bhava‘ heißt sowohl Erfahrung, wie auch Einstellung, Werden, Seinszustand. Anubhava ist dann also die Erfahrung der Einheit. Es gibt kleine Anubhavas, wo dir plötzlich etwas klar wird, und es eine Erfahrung ist, die du auch im Alltag leben kannst und es gibt die große Anubhava, d.h. die Erleuchtung, die Erfahrung der vollständigen Einheit. Beziehung zwischen Vedanta und Jnana Yoga Vedanta ist die Philosophie hinter dem Jnana Yoga, zumindest in unserer Tradition, der Yoga Vidya Tradition. In unserer Tradition folgen wir Swami Vishnu-devananda, Swami Sivananda, es ist eine Shankaracharya Tradition. Shankaracharya war der Vertreter von Kevala Advaita Vedanta: • Kevala heißt bedingungslos, natürlich • Advaita heißt Nicht-Zweiheit, non-dualistisch • Vedanta heißt Ende des Wissens, Weisheitslehre. Es gibt auch andere Jnana Yoga Traditionen, die auf anderen Philosophien beruhen und andere Terminologie verwenden, auch in Indien. Letztlich läuft zwar alles auf das Gleiche hinaus, d.h. Jnana Yoga ist der Yoga des Wissens und mit welchen Inhalten das gefüllt wird, ist unterschiedlich. Man könnte auch Jnana Yoga üben und das anstelle der Vedanta-Philosophie mit christlicher Terminologie füllen. Es gibt ja auch einige Non-Dualisten unter den christlichen Mystikern, wie z.B. Meister Eckhart oder Johannes vom Kreuz, die andere Ausdrücke verwenden. Wenn du die Fragen stellst: „Wer bin ich, woher komm ich, wohin geh ich und was ist wirklich, was ist Gott, was ist der Sinn des Lebens?“ und mit jemandem darüber sprichst oder in einer Tradition von jemandem lernst, der die höchste Wahrheit erfahren hat, dann ist das immer Jnana Yoga und die Terminologie kann eine unterschiedliche sein. Es gibt auch Jnana Yoga im Buddhismus. Es gibt Traditionen, wie die von Buddha selbst und auch der Theravada Buddhismus, die keine metaphysischen Spekulationen haben wollen, aber es gibt auch buddhistische Traditionen, bei denen die Metaphysik auch eine große Rolle spielt, und wo auch diese großen Fragen mit Terminologie gefüllt werden, z.B. die Tradition von Nagarjuna und anderen, oder auch der Tibetische Buddhismus haben sehr wohl diese ganze Metaphysik und diesen Aspekt des Jnana Yoga. Im Taoismus gibt es zum einen Traditionen, die sagen, wir wollen uns nicht zu viele Gedanken philosophischer Natur machen, es gilt einfach zu leben, andere taoistische Lehren stellen sehr wohl die Fragen danach, was die Welt, der Mensch, die Beziehung zwischen Welt und Mensch sei, was das Ziel des Lebens ist, wie man es erfährt, was vor der Geburt und nach dem Tod ist. Jana Yoga ist also der Yoga des Wissens und dieser Jnana Yoga kann gefüllt werden mit unterschiedlichen philosophischen Konzepten. Ähnliche wie Bhakti Yoga der Yoga der Hingabe und Gottesliebe ist, kann man Bhakti Yoga füllen mit Inhalten unterschiedlicher Traditionen. Bei Yoga Vidya folgen wir dabei wiederum der Yoga Vedanta Tradition, wo Rituale wie Puja, Arati und Homa ausgeführt werden, Mantras verwendet werden, Gott in seinen verschiedenen Gestalten verehrt wird, wie Brahma, Vishnu, Shiva, Lakshmi, Durga, Saraswati usw. Die Bhakti Prinzipien könnten aber auch genutzt werden und dann mit z.B. christlicher Tradition gefüllt werden. Im katholischen Christentum könnte die Gottesverehrung auf Maria oder Heilige übertragen werden, im reformierten Christentum wird nicht Jesus dargestellt, sondern es wird sich nur auf Gott bezogen, Gott ist zwar auch Jesus, aber Jesus soll man sich nicht vorstellen. Es gibt also unterschiedliche Weisen, wie man Bhakti üben kann. Begriffe des Jnana Yoga Das was hier über Vedanta dargestellt wird, ist das eine kurze Zusammenfassung, es ist nicht erwartet, dass das sofort alles klar ist, sondern es werden ein paar Grundbegriffe erläutert und im Lauf der weiteren 200-300 Vorträge dieser Yoga Vidya Schulung, wird schrittweise mehr darauf eingegangen, bzw. wird im Rahmen des Vedanta Kurses in 20 Lektionen, den es separat gibt, detaillierter darauf eingegangen. Der wichtigste Begriff im Vedanta ist Brahman. Brahman ist das Absolute, das Unendliche, das Ewige, das, was nicht beschrieben werden kann, das, was existiert. Im Vedanta heißt es sogar, es gibt nur Brahman, letztlich ist alles Brahman. Brahman ist die Welt vor der Welt, vor Zeit und Raum, und Brahman ist auch die Welt und die Welt in Zeit und Raum. Brahman ist das Unendliche, das Ewige, eine höhere Wirklichkeit, nicht wirklich in Worte zu fassen, auch wenn hier zur Beschreibung viele Worte gebraucht werden. Diese höchste Wirklichkeit ist erfassbar, erfahrbar als Sat, Chid und Ananda: • ‚Sat‘ heißt reines Sein, d.h. diese höchste Wirklichkeit existiert, was auch heißt, dass in diesem Konzept davon ausgegangen wird, dass es nie eine Zeit gab, wo nichts existierte, sondern es gab immer etwas, was existiert hat, was heute existiert und immer existieren wird – Sat, reines Sein, absolutes Sein, also jenseits von Zeit und Raum. • ‚Chid‘ heißt Bewusstsein. Brahman ist nicht einfach nur, sondern Brahman ist Bewusstsein. In der westlichen Philosophie, Biologie, Evolutionsbiologie fragt man sich manchmal wann Bewusstsein entstanden ist. Es hieß mal, nur der Mensch habe Bewusstsein, dann fragte man sich, wann in der Evolution der Mensch plötzlich Bewusstsein entwickelt hat. Heute weiß man, dass Tiere in jedem Fall auch ein Bewusstsein haben. Dann stellt man sich die Frage, ab welcher Tierart es Bewusstsein gibt. Aber auch Pflanzen verhalten sich zum Teil so, als ob sie Bewusstsein hätten. Im Yoga, im Vedanta, im Jnana Yoga wird gesagt, Brahman selbst ist Bewusstsein. Es ist nicht die Frage, wann Bewusstsein entstanden ist, sondern hier geht man davon aus, dass Bewusstsein immer war. • Dieses Bewusstsein ist nicht einfach nur ein kaltes Bewusstsein, sondern dieses Bewusstsein ist ‚Ananda‘. ‚Ananda‘ heißt Freude und in der Freude ist auch Liebe. Das heißt es gab immer, gibt immer und wird immer Brahman geben. Ein unendliches Sein, eine reine Bewusstheit, unbegrenzt, voller Freude und Liebe. Aus diesem unendlichen Brahman manifestiert sich irgendwann ‚Maya‘. ‚Maya‘ wird oft übersetzt als Täuschung, ‚Ma‘ heißt auch Mutter, Maya ist auch so etwas, was die Mutter des Universums ist. In Brahman selbst kann man sagen, entsteht etwas, das sich Maya nennt, diese schafft dann Zeit und Raum und entwickelt letztlich das gesamte Universum. Woraus besteht Maya? – aus Brahman. Woraus macht Maya dieses Universum? – aus sich selbst heraus und Maya selbst ist Brahman. So war vorher Brahman, das Universum besteht aus Brahman und geht wieder zurück in Brahman. Diese Kraft der Illusion soll auch besagen: Es erscheint nur so. Da gibt es eine Aussage im Vedanta, die jetzt nicht überbewertet werden soll: Das Universum existiert nur scheinbar als von Brahman getrennt, in Wahrheit ist das Universum immer in Brahman und wir sind alle Teil von Brahman, in der Tiefe unseres Wesens sind wir Brahman. Dieses von Maya geschaffene Universum wird ‚Jagat‘ genannt. ‚Jagat‘ heißt Universum. Das Universum hat drei Dichtigkeitsstufen: • Karana: das Kausaluniversum. ‚Karana‘ heißt auch Ursache, Karana Jagat‘ – die Ursachenebene. Die Kausalwelt ist jenseits vom Zeit- und Raumbegriff, wie wir ihn kennen. Hier sind die Urprinzipien, die platonischen Ideen, die Archetypen, die Naturgesetze usw. • Sukshma: das feinstoffliche Universum. So wie es den feinstofflichen, Astralkörper gibt, gibt es auch das astrale Universum, das feinstoffliche Universum, wo die Ursachen für das physische Universum sind und wo auch Feinstoffwesen existieren. In den Astralwelten sind die Ebenen der Verstorbenen, der Naturwesen, der Engel, des Prana, der Lichtenergie usw. • Sthula: das grobstoffliche Universum, physische Universum. Für die Physiker ist es ja weiterhin ein Rätsel wieso es die Welt überhaupt gibt, man geht vom Urknall aus, und dass die physikalischen Gesetzmäßigkeiten irgendwann einmal gewesen sind und ab da kann man alles erklären. Aber wie die physikalischen Grundgesetze entstanden sind, das ist in den Naturwissenschaften unklar. Im Yoga würde man sagen, diese kommen letztlich über Karana und Sukshma in Sthula. Der Beginn des physischen Universums heißt, dass die ursprünglichen Gesetze aus Karana über Sukshma sich in Sthula hineinmanifestieren und dann diese physische Welt bestimmen. So ist also durch die Kraft der Maya Jagat entstanden. Jagat bleibt immer Teil von Brahman und es gibt diese Doppelgeschichte im Vedanta: Einerseits gibt es das Universum, andererseits ist das Universum nur ein Schein, es wird sogar gesagt, dass diese Welt so etwas wie ein Traum ist. So ähnlich wie du jede Nacht träumst und in deinem Traum ein ganzes Universum entsteht, so ähnlich ist diese Welt ein Traum von Brahman. Und hier würde man sagen, Maya ist die Traumkraft von Brahman, die Welt ist die Traumwelt. Dann gibt es ‚Ishvara‘, das wird übersetzt als der persönliche Gott, d.h. Gott, der schafft, als Schöpfer wird er als ‚Brahma‘ bezeichnet; Gott der erhält, der Erhalter wird als ‚Vishnu‘ bezeichnet und Gott der zerstört, als solcher wird er als ‚Shiva‘ bezeichnet. In der Traum-Analogie könnte man sagen, dass Ishvara die Grundprinzipien des Träumenden sind, das Bewusstsein hinter dem gesamten Universum, Brahman durch Maya gespiegelt in Jagat wird Ishvara und Ishvara schafft, erhält und zerstört. Auch in diesem Universum ist also nicht nur Chaos, es gibt die Naturgesetze, die sich aus der Karana ergeben, und diesem Universum ist auch ein Bewusstsein aktiv und im Universum kann man das Wirken Gottes entdecken. Makro- und mikroskosmische Betrachtungsweisen im Vedanta Das eben Dargestellte ist die makrokosmische Betrachtungsweise als die eine Seite im Vedanta, also das gesamte Universum. Dann gibt es auch die mikrokosmische Betrachtungsweise: Wer bin ich? In der makrokosmischen Betrachtungsweise geht es um die Fragen: • Was ist die Welt? • Gibt es eine höhere Wirklichkeit? • Wie ist die Welt entstanden? • Was sind die Prinzipien der Welt? • Was ist die Beziehung von Welt und Gott? • Wie geht die Welt zu Ende? Hier wird gesagt, dass Brahman das Absolute, das Unendliche ist, immer war und die Welt aus Brahman entstanden ist. Brahman hat die Welt geschaffen, er manifestiert sich als die Welt, aber es ist ein Universum, das wie ein Traum ist, ein Geist geschaffenes Universum. Brahman manifestiert sich im Traum als Ishvara, als Brahma, als Vishnu, als Shiva und das Ganze ist nur scheinbar von Brahman getrennt, es bleibt immer eins mit Brahman. In der mikrokosmischen Betrachtungsweise sind die Fragen: • Wer bin ich? • Woher komme ich? • Wohin gehe ich? • Was ist das Ziel meines Lebens? Wer bin ich? Die Frage ‚Wer bin ich?‘ wird mit ‚Atman‘ beantwortet, das unendliche Selbst. ‚Atman‘ als Sanskrit-Wort heißt ‚Selbst‘ und kann unterschiedlich interpretiert werden. im Vedanta ist Atman das Selbst als Bewusstsein, das sich manifestiert als ‚Sat‘ – Sein. Das heißt auch Atman ist eins mit Brahman. Man könnte sagen, wenn du tief in dich hineingehst, erfährst du dein wahres Selbst und dieses Selbst ist eins mit der Weltenseele, man kann Brahman übersetzen als Weltenseele. Vedanta gilt als ‚Advaita‘, als nicht-dualistisch, denn es gibt keinen Unterschied zwischen Brahman und der Welt, die Welt ist in Brahman und in Wahrheit Welt; und auch das Individuum ist eins mit Brahman, die Tiefe der Seele ist eins mit der Weltenseele. Du kannst dich in der Tiefe deines Wesen selbst erfahren als reines Sein, eins mit dem kosmischen Sein, du kannst dich selbst erfahren als Chid, als Bewusstsein, Wissen, eins mit dem kosmischen Bewusstsein und du kannst dich selbst erfahren als Ananda, als wahre Freude, Wonne und eins mit der Weltenseele. Die tiefste Freude ist, wenn du aus deinem Ich-Gefühl herauskommst und dich selbst verbunden, ja sogar eins fühlst mit einem anderen oder mit allem an sich. Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Allerdings weißt du das nicht, in dir manifestiert sich Maya als ‚Avidya‘. ‚Avidya‘ bedeutet Unwissenheit. Du hast vergessen, wer du wirklich bist und du identifizierst dich mit einem Teil von Jagat, einem Teil es Universums, nämlich mit ‚Upadhi‘.‚Upadhi‘ kann übersetzt werden als begrenzendes Attribut oder auch als das hinzugefügt worden ist. Upadhi sind letztlich deine Körper: • Karana Sharira – der Kausalkörper • Sukshma Sharira – der Astralkörper • Sthula Sharira – der physische Körper Du identifzierst dich mit deinem physischen Körper und sagst: ‚Das bin ich‘. Du identifizierst dich mit deinem Sukshma Sharira und damit mit deinem Energielevel, deinen Emotionen, Gedanken, deiner Persönlichkeit, deinen Fähigkeiten und Talenten, du hast ein Selbstbild davon usw. Karana Sharira, der Kausalkörper, ist etwas komplexer zu beschreiben, mit Karana Sharira bist du noch enger verbunden mit Karana Jagat, da es hier schon nicht mehr Zeit und Raum gibt, so wie es im normalen Alltag erfahren wird. Du identifizierst dich also damit und fühlst dich als Konsequenz als ‚Jiva‘, als individuelle Seele. Als individuelle Seele denkst du, dass du dieser Körper, diese Psyche bist und die und die Aufgaben hast usw. Die individuelle Seele kann sich ‚Sattwa‘, ‚Rajas‘ und ‚Tamas‘ fühlen: • Sattwa – rein, hell, freudvoll. • Rajas – unruhig, getrieben. • Tamas‘ – träge, fest, grobstofflich, faul, dunkel. ‚Tamas‘ heißt eigentlich dunkel. Über diese drei Zustände, die drei Gunas gibt es noch eine ausführlichere Lektion. Die Frage ‚Wer bin ich?‘ kann also mit ‚Atman‘ beantwortet werden – unendliches Selbst. Woher komme ich? – aus Brahman heraus. Wohin gehe ich? – dahin, wo ich immer war, Brahman, Atman. Was geschieht nach dem Tod? – Nach dem Tod verlässt Jiva den physischene Körper,Sthula Sharira, existiert aber weiter als Individuum mit einem Astralkörper, Sukshma Sharira, und Kausalkörper, Karana Sharira, bleibt weiter Atman; sucht sich irgendwann einen neuen physischen Körper und inkarniert sich in den zwei Schritten Empfängnis und Geburt. Was ist das Ziel des Lebens? – Das Ziel des Lebens ist zu fragen: Wer bin ich? Und letztlich zu erkennen: Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht die Psyche, ich bin das unsterbliche Selbst, Atman. Das Ziel ist zu erfahren, wer du wirklich bist, Atman und Brahman. Das erreichst du über viele Inkarnationen. Du musst aber nicht warten, bis du in der Inkarnation bist, wo du es vollständig erfährst. Du kannst dir immer wieder die Frage stellen: Wer bin ich? Und du kannst feststellen: ‚Ich bin Bewusstsein – ich kann den Körper beobachten. Ich bin Bewusstsein – ich kann die Psyche beobachten. Ich bin Bewusstsein – ich kann meine Gedanken beobachten und meine Persönlichkeit beeinflussen. Mein wahres Selbst geht über Körper und Psyche hinaus‘. Wenn du erkennst, dass du nicht Körper und Psyche bist, bist du frei. Der Körper ist den Prozessen von Geburt, Wachstum, Veränderung, Verkümmern und Tod unterworfen, im Kleinen wie auch im Großen. Identifizierst du dich mit dem Körper, hast du Angst, denn der Körper kann jederzeit vernichtet werden. Die Psyche geht durch alle möglichen Mechanismen, man könnte sagen evolutionsbiologische Mechanismen, wo auch Angst, Ärger usw. dazu gehören, durch verschiedene psychische Prozesse. Identifizierst du dich mit deinen Emotionen, dann gehst du immer wieder durch Höhen und Tiefen. Wenn du aber erkennst, dass du das unsterbliche Selbst bist, weißt du: ‚Mein Körper ist mein Fahrzeug, den Körper nutze ich als Instrument der Wahrnehmung und Erfahrung. Die Psyche ist auch mein Fahrzeug, über die Psyche mache ich Erfahrungen und kann Dinge in dieser Welt bewirken. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen, Glückseligkeit‘. Wie kommst du dorthin, dies zu erfahren? 1. Du hörst öfters Vorträge, gehst in Seminare oder Kurse, wo du solche Inhalte hören kannst. 2. Manana: Du denkst darüber nach. 3. Du meditierst jeden Tag. 4. Du kommst zu einer solchen Erfahrung. Abschluss und Empfehlungen: Denke darüber nach, sei dir bewusst, das Universum, das es gibt, ist eine Manifestation von Brahman. Immer wieder, wenn du deine Bewusstheit ausdehnst, erfährst du ein Göttliches überall. Wann immer du eine Verbindung zu einem anderen Menschen aufnimmst, wann immer du in die Weite gehst mit deinen Gefühlen, Emotionen, Bewusstsein, spürst du, dass da ein Göttliches ist. Mache dir öfters bewusst: ‚Ich bin unsterbliches Selbst‘ und spüre den Körper und sogar die Psyche als Instrument. Komme immer wieder in diese Beobachterrolle hinein, wo du dir bewusst machst: ‚Da ist Körper, da ist Psyche, ich bin Bewusstsein‘. Dehne auch immer wieder die Bewusstheit aus, dass du merkst, nicht nur Bewusstsein in dem Körper zu sein, sondern eins mit dem Bewusstsein hinter der ganzen Welt.