Tägliche Lesung Sivananda Juni 02

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Auf dieser Seite sind Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Quellen stammen. Diese wurden bereits im ... 2002 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht. Leider sind viele Texte nicht mehr vorhanden. Diese Tage fehlen.

08.06.02 Gott dienen

Padasevana bedeutet, den Füßen des Herrn zu dienen. Eigentlich kann dies nur durch Lakshmi oder Parvati geschehen. Kein sterbliches Wesen hat bisher das Glück gehabt, diese Form des bhakti (Hingabe) praktizieren zu können, da der Herr für die physischen Augen nicht sichtbar ist.

Dennoch ist es möglich, dem Abbild Gottes in Figuren und Bildern zu dienen, oder, besser noch, indem man die Menschheit als Ganzes als Gott betrachtet. Padasevana ist Dienst an den Kranken, Dienst an den Armen - Dienst an der gesamten Menschheit im weitesten Sinne des Wortes. Dienst an den Füßen des Herrn kann durch formale Verehrung von murtis (Götterbildern oder -figuren) oder eines geistigen Bildnisses Gottes geschehen.

Die heiligen Füße des Herrn mit verehrenden und begierigen Augen wieder und wieder betrachten, sie verehren, ihnen dienen, das geheiligte Wasser trinken, mit dem die Füße des Herrn gewaschen wurden, verehren der hölzernen Sandalen des Herrn, über sie meditieren, zu ihnen beten, den Staub von den Füßen des Herrn abnehmen und auf die eigene Stirn auftragen, das Herz mit dem Staub der Füße des Herrn waschen, die heiligen Schreine und Orte besuchen, an denen sich Gott zum Wohle der Menschheit inkarnierte, den Ganges als direkt von den Füßen des Herrn fließend betrachten, verehren, baden und trinken von derart geheiligtem Wasser des Ganges - all dies sind verschiedene Formen des Dienstes an den Füßen des Herrn. Diese Form der Hingabe zerstört alle weltlichen Anhaftungen und erlaubt dem Geist, ausschließlich an Gott zu denken.

Verehrt Gott. Lobt Ihn. Sucht Erleuchtung. Verwirklicht göttliche Glückseligkeit. Stellt Gott keinerlei Bedingungen - verehrt ihn der Verehrung wegen. In der Verehrung verliert sich das Gefühl der Individualität in der Kontemplation über das verehrte Objekt.

Das konzentrierte Betrachten der göttlichen Bilder, selbst nur für einige Augenblicke täglich, ist ein großer Segen. Es wird euren Geist läutern. Meditation ist geistige Verehrung des Herrn. Singen des Namens des Herrn (kirtan) ist stimmliche Verehrung. Dienen der lebenden Geschöpfen mit Liebe und bhava ist physische Verehrung. Wenn der Verehrer einer Gottheit denkt, dass er von der Gottheit getrennt ist, ist er nur ein wildes Tier. Hingebungsvolle Verehrung der Lotusfüße des Herrn bedeutet vollkommene Freiheit von aller Furcht.

09.06.02 VEREHRUNG GOTTES 1

Ein Idol (murti - Götterfigur oder vigraha - "Verkörperung"), Sonne, Feuer, Wasser, Ganges, saligram (Symbol Vishnu´s), linga (Symbol Siva´s), sind alles Symbole Gottes, die dem Aspiranten helfen, einen fokusierten Geist und ein geläutertes Herz zu erlangen. Ein Symbol oder Zeichen ist absolut unentbehrlich, um den Geist zu fixieren. Auch die Christen haben ein Symbol - das Kreuz. Ein roher Geist benötigt ein konkretes Symbol; ein verfeinerter Geist benötigt ein abstraktes Symbol. Selbst ein vedantin (Anhänger der Vedanta-Philosophie) hat das Symbol Om, um den wandernden Geist zu fixieren. Am Anfang ist Konzentration oder Meditation ohne ein Symbol nicht möglich.

Der Geist wird am Anfang durch das Fixieren auf ein konkretes Objekt oder Symbol diszipliniert. Später, nachdem er beständig und verfeinert wurde, kann er auf eine subtile Idee, wie z.B. Aham Brahma Asmi (Ich bin das Unendliche), fixiert werden.

Der devotee (Verehrer, Anhänger) überträgt die Eigenschaften des Herrn auf das konkrete Idol. Er vollzieht für das Idol die sodasopacara puja - die sechzehn Arten der Achtung oder Dienstes am Herrn. Diese bestehen aus: padyam (Wasser zum Waschen der Füße), arghyam (Wasser zum Waschen der Hände), asana (Sitzplatz), snana (Baden), Opfern von Bekleidung, Auftragen von Sandelpaste, Opfern von Blumen (arcan), Verbrennen von Räucherwaren, Schwenken von Licht und Kampfer, Opfern von Nahrung (maha naivedyam), etc. Der umherwandernde Geist wird jetzt durch diese Form der Verehrung fixiert.Der Aspirant fühlt allmählich die Nähe des Herrn. Er erlangt einen geläuterten Geist und zerschlägt langsam seine Selbstsucht.

Wer eine Zeitlang mit Blumen und anderen Gegenständen puja (Verehrung Gottes) praktiziert hat, kann zu geistiger Verehrung fortschreiten. Bei der geistigen Verehrung bietet der devotee alle Opfer an den Herrn rein geistig dar. Das ist eine fortgeschrittene Form der Verehrung. Sie läutert das Herz und festigt den Geist. Sie füllt den Geist mit reiner Liebe für den Herrn und verwandelt den Menschen schrittweise in ein göttliches Geschöpf.

Selbst in der Verehrung eines kleinen Idoles hat er das Purusa Sukta (eine heilige Hymne) zu wiederholen und an den virat purusa (kosmische Form) zu denken - mit unzähligen Händen, unzähligen Köpfen, unzähligen Augen, unzähligen Händen, der sich über das Universum hinaus ausdehnt - und auch an den Herrn oder atman, der in den Herzen aller wohnt.

Der Aspirant beginnt allmählich zu fühlen, dass der Herr, den er verehrt, im Idol ist, in den Herzen aller Lebewesen und in den Namen und Formen des Universums. Er beginnt, überall Seine Gegenwart zu spüren.

10.06.02 VEREHRUNG GOTTES 2

Man kann Gott durch die Verehrung einer murti (Götterfigur) verwirklichen. Die Verehrung des Herrn in saguna (konkreter) Form ist auch für die vedantische Verwirklichung und für die Verwirklichung des Herrn in Seinem alldurchdingenden, formlosen Aspekt, eine große Hilfe. Die Verehrung einer murti ist, vor allem am Anfang, sehr wesentlich in Hinblick auf Konzentration und Meditation. Deratige Verehrung ist keineswegs ein Hindernis im Versuch, Gottverwirklichung zu erlangen. Diejeningen, die vehement die murti puja (Verehrung) attakieren, bewegen sich tastend in der Dunkelheit extremer Unwissenheit. Sie haben kein echtes Wissen. Sie begeben sich in sinnlose Debatten, um zu zeigen, dass sie gelehrte Leute sind, haben aber keinerlei sadhana (spirituelle Praxis) praktiziert. Nutzloses Geschwätz ist deren wahrer Beruf. Sie haben den Geist unzähliger Personen durcheinander gebracht. Die ganze Welt verehrt Symbole und murtis in der einen oder der anderen Form. Wenn einer in der Meditation voranschreitet, schmilzt die Form in das Formlose und der Aspirant wird eins mit der formlosen Essenz.

Leere Gefäße tönen nur. Ein praktisch veranlagter Mensch, der meditiert und verehrt, der voller Wissen und echter Hingabe ist, bleibt immer still. Er beeinflußt und lehrt andere durch Stille. Er weiß nur, ob eine murti am Anfang notwendig ist oder nicht.

Prasada ist "das, das Frieden gibt". Während des kirtan (singendes Rezitieren von mantras) wird der Herr durch Gottesdienste (wie puja, havan und arati) und die Opferung von Milch, Süßigkeiten und Früchten verehrt. Puja´s werden mit Bael-Blättern (Blätter des Holzapfel-Baumes), Blumen, tulsi (Basilikum) und heiliger Asche gemacht, welche später als prasada des Herrn verteilt werden. Sie sind durch das Singen von mantras (heiligen Hymnen) während puja und havan (Verehrung mit dem Feuer als heiligem Symbol) mit geheimnisvollen Kräften geladen.

Prasada ist ein großartiges Mittel zur Läuterung. Prasada ist ein Heilmittel für alle Krankheiten; es ist ein spirituelles Elixier. Prasada ist die Gnade des Herrn. Es ist eine Verkörperung von sakti (göttliche Energie). Prasada ist manifestierte Göttlichkeit. Viele ernsthafte Aspiranten machen alleine durch prasada wundervolle Erfahrungen. Viele unheilbare Krankheiten werden alleine durch prasada geheilt. Prasada energetisiert, belebt, kräftigt und flößt Hingabe ein. Es sollte mit großem Glauben genommen werden. Diejenigen, die in einer modernen Kultur mit einer modernen Erziehung aufgewachsen sind, haben die Herrlichkeit von prasada vergessen. Prasada gibt allen gute Gesundheit, langes Leben, Frieden und Erfolg. Die heilige Asche ist das prasada von Lord Siva. Sie wird auf der Stirn aufgetragen. Kumkum (zinnoberrotes Pulver) ist das prasada von Sri Devi oder Shakti. Es wird auf den Punkt zwischen den Augenbrauen aufgetragen.

11.06.02 VEREHRUNG GOTTES 3

Ein devotee wiederholt das mantra (mystische Formel) des Herrn während der Verehrung und berührt dabei sein Herz, seinen Kopf, Haarschopf, Arme und Hände. In jedem Buchstaben des mantra ist caitanya (Bewusstsein, Kraft) vorhanden. Durch das Wiederholen des mantra und das Berühren der Körperteile während der Wiederholung wird der Aspirant allmählich vergöttlicht. Es findet ein spirituelles Erwachen statt. Spirituelle Strömungen werden erzeugt - tamas (Trägheit) und rajas (Unreinheit) werden zerstört und der devotee füllt sich mit reinem sattva (Reinheit). Er wird mit dem Objekt der Verehrung identisch. Er erreicht die gleiche Welt von, oder Nähe zu, oder die gleiche Form von, oder Aufnahme in dem Herrn. Für einen Weisen gibt es keine empfindungslose Materie. Alles ist Vasudeva oder caitanya. Der devotee sieht den Herrn wirklich in dem Idol. Aber die Verehrung hört hier nicht auf. Der sadhaka (Sucher) wird durch die Verehrung des Idoles Schritt für Schritt zu höheren Stufen der Hingabe geführt. Obwohl er das Idol verehrt, hat er vor seinem geistigen Auge den alldurchdringenden Herrn zu bewahren. Er hat die Gegenwart des Herrn in seinem Herz, aber auch in allen Objekten, zu fühlen. Die Wege und Regeln der Verehrung, wie sie in den Hindu-Schriften beschrieben werden, sind wissenschaftlich präzise und höchst rational.

Nur unwissende Leute, die die Schriften nicht studiert haben und sich nicht anderen devotees oder `Großen Seelen´ angeschlossen haben, verunglimpfen die Verehrung von Idolen oder murtis. Der Aspirant, der anfangs Idole verehrt, sieht den Herrn überall und entwickelt para bhakti (höchste Hingabe); er sieht die ganze Welt als den Herrn. Alle Vorstellungen von gut und böse, richtig und falsch, etc., verschwinden. Seine Sicht ist jenseits jeder Beschreibung. Ruhm solch erhabenen devotees, die wahrhaftig Götter auf dieser Erde sind, die leben, um andere aus dem Sumpf von samsara (weltliche Existenz) zu ziehen und sie vor den Klauen des Todes bewahren.

Tulsidas realisierte die alldurchdringende Essenz. Er hatte kosmisches Bewusstsein. Er kommunizierte mit dem alldurchdringenden, formlosen Herrn. Und doch verschwand dadurch nicht seine Leidenschaft für Lord Rama, mit dem Bogen in dessen Hand. Als er nach Brindavan ging und dort die murti Lord Krishna´s mit der Flöte in der Hand sah, sagte er: "Ich werde meinen Kopf nicht vor dieser Form verneigen". Sofort nahm die murti Lord Krishna´s die Form von Lord Rama an. Erst dann beugte Tulsidas sein Haupt. Auch Mira realisierte ihre Identität mit dem alldurchdringenden Lord Krishna und doch wurde sie nie müde, wieder und wieder: "Mein Giridhar Nagar" * zu wiederholen. * Giridhara ist ein Name Lord Krishna´s und bedeutet soviel wie: `der, der den Berg trägt´. Er spielt auf die Geschichte aus dem Srimad Bhagavatam an, in der Lord Krishna als Kind die am Ufer des Flusses Yamuna gelegene Stadt Gokula, in der Er Seine Kindheit verbrachte, vor einem gewaltigen Regen und den hiervon hervorgerufenen Zerstörungen dadurch bewahrte, dass er den nahegelegenen Berg Govardhana hochhob und schützend über die Stadt hielt (Srimad Bhagavata, Skandha 10, Kapitel 25, Vers 14-33); Nagar = Stadt; d.Ü.

18.06.02 HÖCHSTE LIEBE IST SELBSTERKENNTNIS

Ein devotee (Anhänger, Verehrer) vom Typ des para bhakti (höchste Hingabe) ist all-umarmend und all-umfassend. Er hat kosmische Liebe und die ganze Welt ist für ihn heilig. Er besucht für den Gottesdienst keine Tempel, sondern sieht den Herrn in allem. Er fühlt, dass die Welt eine Manifestation des Herrn ist und dass alle Bewegungen und Handlungen Sein Spiel sind. Er hat keine Abneigung gegen Fäkalien oder Schmutz, gegen die Ausgestoßenen, die Lumpensammler, die Flickschuster, die Bettler, die Prostituierten oder den Dieb. Er sagt: "Ich sehe meinen süßen Herrn überall. Es ist Hari *, der die Rolle der Prostituierten, des Diebes, des Räubers oder des Lumpensammlers spielt!". Er lebt in einem alles umarmenden, alles umfassenden, erhöhtem geistigen Zustand. Dies kann nicht akkurat in Worte gefasst, sondern muss gefühlt werden. Mira, Gouranga, Hafiz, Tulsidas, Kabir, Ramdas - alle erfreuten sich an diesem Zustand.

Namdev sagte zu dem Hund: "Oh Vittala*, mein Lieber, in der Gestalt eines Hundes, renne nicht mit dem trockenen Brot davon. Es wird Deine zarte Kehle verletzen. Ich bitte Dich, lass mich ghee (geklärte Butter, Butterreinfett) auf Dein Brot auftragen." Er rannte mit ghee in einem Becher zu dem Hund. Sri Ramakrishna warf sich vor einem Mädchen von der Kaste der Ausgestoßenen nieder: "Oh Mutter Kali, ich sehe Dich in dem Mädchen." Eknath, ein bhakta aus Maharashtra, gab seinen Ring freiwillig dem Dieb, als letzterer in das Haus eindrang. "Oh Dieb, nimm auch den Ring. Deine Pflicht ist es, Dinge zu stehlen. Du bist Krishna. Führe dieses Spiel fort." Habt ihr den verfeinerten Zustand dieser erhöhten bhaktas begriffen, die einen neuen Blickwinkel in ihrer Sicht hatten? Eines Tages wird er auch zu euch kommen. Bemüht euch darum.

Para bhakti ist Selbsterkenntnis. Sri Sankara, der in dem Wissen des reinen Non-Dualismus (A-dvaita) etabliert war, war ein großer bhakta Lord Hari´s und Devi´s. Sri Ramakrishna verehrte Kali und erlangte Selbsterkenntnis durch Swami Totapuri, seinen guru. Appayya Dikshitar war ein hingebungsvoller bhakta von Lord Siva. Para bhakti und Selbsterkenntnis sind eins. Der einzige, geringfügige Unterschied ist, dass ein bhakta Emotionen benutzt, während ein Weiser seinen Willen und Intellekt gebraucht. Bhakti beginnt mit Liebe, während jnana oder Selbsterkenntnis mit Denken und Selbstanalyse beginnt. Das Ende von beiden ist das gleiche: Einheit mit dem Göttlichen.

19.06.02 GNADE LÄUTERT DAS HERZ

Nehmt die Gnade des Herrn in jedem Zentimeter Seiner Schöpfung wahr. An einem heißen Sommertag erfreut ihr euch an dem süßen Saft von Trauben, Gurken, Orangen und Granatäpfeln und an dem kühlen Wasser des Ganges in Rishikesh und Hardwar. Das ist die Gnade des Herrn. Wenn ihr unter einer ernsthaften Krankheit leidet, erfahrt ihr durch Kräuter sofortige Linderung und Heilung - das ist die Gnade des Herrn. Wenn ihr in dunkler Nacht herumlauft, blinken die Sterne und werfen Licht auf euren Weg - das ist die Gnade des Herrn. Wenn ihr nicht in der Lage seid, extremen Schmerz zu ertragen, werdet ihr ohnmächtig - das ist die Gnade des Herrn. Wenn das Wetter drückend und schwül ist und eine milde Brise aufkommt und euch erfrischt - das ist die Gnade des Herrn.

Die subtile Form von Lust, Ärger, Selbstsucht, Stolz, usw, kann nur durch die Gnade des Herrn völlig zerstört werden. So sehr ihr euch auch immer bemüht und sadhana (spirituelle Praxis) praktiziert, diese subtilen Formen können nicht alleine durch euer sadhana mit ihrer Wurzel ausgerissen werden. Nur durch die Gnade des Herrn wird euer Herz vollkommen geläutert.

Nur durch die Gnade des Herrn wird der Aspirant dazu bewegt, die richtigen Übungen auszuführen. Also setzt euch nicht untätig hin und sagt: "Oh, die Gnade des Herrn wird alles für mich tun; warum sollte ich sadhana machen?" Das ist die falsche Philosophie. Gott hilft denen, die sich selbst zu helfen wissen. Gottes Gnade wird nur über jene Personen kommen, die sich selbst bemühen. Ihr könnt nicht erwarten, dass der Herr sich euch ergibt. Macht euch auf und tut was. Strebt. Bemüht euch. Seid beharrlich. Der Herr wird euch mit seiner Gnade überschütten.

Es ist die Gnade des Herrn, die das Entstehen von aufrichtigem satsankalpa (gute und wahrhafte Gedanken und reine Entschlüsse) bewirkt. Ihr könnt im Moment eines Augenzwinkerns verwandelt werden. Im einen Moment mögt ihr in völliger Dunkelheit herumtasten und im nächsten Moment könnt ihr Erleuchtung erlangen.

Es gibt einen Zündpunkt der Seele. Wenn er verbunden ist, ist der Mensch transformiert. Sein Leben wendet sich von den früheren, weltlichen Wegen hin zu einem neuen, göttlichen Leben. Er ist spirituell erwacht.

Diese Klarheit wird sich in einen unerschütterlichen Frieden, inmitten der Mühen und Schwierigkeiten des Lebens, vertiefen. Nur dann werden Einsicht und Intuition dämmern. Nur dann werdet ihr Weisheit, Vollkommenheit und Freiheit erlangen.

21.06.02 DIE SICHTWEISE DES DEVOTEES

Der bhakta ist zu allen Zeiten glückselig. Sein Geist kann an nichts denken, weil alles Gott ist. "Yatra yatra mano yati tatra tatra samadhayah - Wohin auch immer der Geist geht, erfährt er samadhi " - weil er kein Objekt des Vergnügens findet. Gott füllt jeden Fleck des Raumes und die ganze Welt ist in die Herrlichkeit Gottes gekleidet.

Der Heilige und der Sünder, der Tugendhafte und der Lasterhafte, der Gute und der Böse, der Mensch und das Tier, alle sind Formen Gottes. Wie kann der Geist mit ihnen auf irgendeine unheilige Weise umgehen? Dort erfährt der Geist samadhi - er hat Bewusstsein, aber kein Objekt. Samadhi ist gedankenloses Bewusstsein - das ist para bhakti. Das ist das gleiche wie die Verwirklichung eines vedantins (Anhänger der Vedanta-Philosophie). Das Ergebnis ist die Auflösung des Ego´s bzw. die Zerstörung des Geistes.

Gott, der höchst mächtig, höchst weise und höchst glückselig ist, durchdringt die gesamte Atmosphäre und die Erde. Er ist die Erde und der Himmel; Er ist Vater, Mutter, Bruder, Schwester; Er ist die Vollendung aller Liebe und allen Strebens, aller Wünsche und allen Ehrgeizes; Er ist das Anhalten aller geistigen vrttis (Gedankenwellen) und Er ist das zu erreichende Ideal.

Kontrolliert den Geist und zerstört das Ego - das ist die Essenz von allen yogas. Es ist das Ideal im bhakti yoga, das eine sehr süße und einfache Methode oder Vorgehensweise ist. Man muss dafür nicht seine Emotionen zügeln und man muss dafür nicht in die Wälder wegrennen. Man muss dafür nur die Emotionen auf Gott richten. Man muss Gott als in der Welt gegenwärtig betrachten. Das ist die Essenz von bhakti sadhana (Praxis).

Bhakti ist somit nur eine Reflektion der Liebe für das Selbst, welches in den Upanishaden verkündet wird. Nur die Namen sind verschieden: der eine nennt es das Selbst, der andere nennt es Gott. Namen machen nichts aus; es ist das Gefühl, das zählt und das ist bei beidem das gleiche.

Selbsthingabe ist die höchste Form von bhakti. Es ist die Hingabe des Ego´s bzw. der Individualität. Was danach verbleibt, ist das `Absolute´ der vedantins. Bhakti gibt das Ego hin und ein vedantin löst das Ego auf. In beiden Fällen ist das Ego nicht mehr da - ihre Ideale sind die selben. Ob einer nun Reis isst, oder Weizen - es ist dasselbe - der Zweck von beiden ist, den Hunger zu stillen. Ob ihr also dem Weg des bhakti oder des vedanta folgt, das Ergebnis ist die Vernichtung des Ego. Das ist die Wahrheit.