Sivananda - Fragen und Antworten

Aus Yogawiki

F=Frage

A=Antwort von Swami Sivananda

Swami Sivananda - Fragen zu Bhakti Yoga

F: Was ist Bhakti Yoga? A: Es ist der Weg der Frömmigkeit, in der Verhaftung an Gott besteht, den Partner der Seele des Menschen, was zur Beendigung von Bedürfnissen, Wünschen und des Leides des weltlichen Lebens führt. Es ist der Pfad von Prem, der den Jiva mit dem Herrn vereinigt.

F: Was ist es, das sogar Rama überlegen ist? A: Rama Nama.

F: Wie? A: Sri Hanuman sagte zu Gott Rama: „Oh mein Herr, es gibt etwas, das höher ist als Du.“ Gott Rama war sehr erstaunt. Er fragte Hanuman: „Was ist es, Oh Hanuman, das Mir überlegen ist?“ Hanuman antwortete: „Hey Prabho, Du hast den Fluß in einem Boot überquert. Ich aber überquerte den Ozean allein mit Hilfe der Macht und Kraft Deines Namens. Die Steine trieben alleine in Deinem Namen. Deshalb ist in der Tat Dein Name Dir überlegen.

F: Was ist das Mahamantra, das in diesem eisernen Zeitalter leicht zu Freiheit führt? A: ‹Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare. Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare.‹

F: Was ist Bhakti? A: Es ist höchste Frömmigkeit und intensive Verhaftung an den Herrn.

F: Was sind die sechs Mittel, um Bhakti zu entwickeln und zu pflegen? A: Dienst für Bhagavatas, Sadhus und Sannyasins, das Wiederholen von Gottes Namen, Satsang, Hari Kirtan, Studium von Bhagavata oder Ramayana, Aufenthalt in Brindavan, Pandarpur, Chitrakuta oder Ayodhya - das sind die sechs Mittel, um Bhakti zu entwickeln.

F: Wer kann den Namen von Hari singen? „Trinapadi suneechena taporapi sahishnunaa,Amaninaa manadena kirtaneeyah sada harih.“ A: Wer bescheidener ist als ein Grashalm und so standhaft wie ein Baum, keinen Respekt erwartet und doch jedem Respekt entgegenbringt, ist geeignet, allezeit den Namen von Hari zu singen.

F: Wo ist göttlicher Nektar? A: Gebildete Menschen sagen, daß der Nektar im Ozean, im Mond, in der Welt der Schlangen (Nagaloka) und im Himmel gefunden werden kann. Wenn das wahr ist, wieso ist der Ozean dann salzig, warum nimmt der Mond dann ab, und warum ist im Mund der Schlangen Gift, der Tod Indras (die Entthronung)? Deshalb befindet sich der wahre Nektar im Hals (der Rede oder den Lehren) von Bhagavatas (Verehrern des Herrn).

F: Wie erkennt man Bhaktas? A: Bhaktas kümmern sich um nichts. Ihre Herzen sind auf die Lotusfüße des Herrn geheftet. Sie sind sehr demutsvoll. Sie sehen keine Unterschiede. Sie haben keine Verhaftung an jemanden oder an etwas. Sie sind ohne den Gedanken von Ich oder mein. Für sie besteht kein Unterschied zwischen Sorge und Glück. Sie nehmen nichts von anderen. Sie können Hitze, Kälte und Schmerz ertragen. Sie lieben alle Wesen. Sie haben keine Feinde. Sie sind heiter und gelassen. Sie haben einen vorbildlichen Charakter. Der Name von Gott Hari ist stets auf ihren Lippen. Sie sind sehr fromm. Sie sehen Hari in allen Wesen und Dingen. Sie verletzen niemals die Gefühle anderer. Sie sind zu jedem freundlich. Sie sind frei von Zorn, Haß und Stolz.

F: Welche zwei inneren Feinde stehen der Entwicklung von Bhakti im Wege? A: Lust und Zorn.

F: Welche zehn Laster entspringen der Lust? A: Jagdlust, Glücksspiel, Schlafen am Tag, Verleumdung, Umgang mit leichten Frauen, Trinken, Singen von Liebesliedern, Tanzen, vulgäre Musik und zielloses Herumstrolchen.

F: Welche acht Laster begleiten den Zorn? A: Ungerechtigkeit, Unbesonnenheit, Verfolgung, Eifersucht, Spitzfindigkeit, Betrug (sich des Besitzes anderer bemächtigen), harte Worte und Grausamkeit.

F: Was sind die acht Zeichen von Bhakti? A: Asrupat (Tränen), Pulaka (zu Berge stehen der Haare), Kampana (Muskelzucken), Weinen, Lachen, Schwitzen, Murcha (in Ohnmacht fallen) und Swara Bhanga (Unfähigkeit zu sprechen).

F: Wie kam der Herr Seinen Bhaktas zu Hilfe? A: Sri Krishna Selbst leitete die Hochzeitszeremonie von Narsi Mehtas Tochter. Er brachte Ghee für das Shraddha von Narsis Mutter. Er führte den blinden Vilwamangal nach Brindavan, indem er den Stock in Seinen Händen hielt. Er massierte die Füße des Rajah während der Tage, als sein Barbier Bhakta abwesend war.

F: Welche fünf Voraussetzungen sind in Bhakti Marga unerläßlich? A: Bhakti muß Nishkamya sein. Es muß auch Avyabhicharini sein. Es muß gleichmäßig sein wie das Fließen von Öl. Der Strebende muß Sadachara beachten, richtiges Verhalten. Er muß in seinen frommen Praktiken sehr sehr ernsthaft und aufrichtig sein. Nur dann wird die Verwirklichung Gottes sehr rasch kommen.

F: Wie macht man Anushthana über 40 Tage? A: Mache Japa von Rama Rama hundertfünfundzwanzigtausendmal, 3000 mal täglich. Stehe um 4.00 früh auf. Mache Japa. Mache das Anushthana in Rishikesh, Hardwar, Prayag, Nasik oder Varanasi oder Brindavan oder Ayodha oder Chitrakuta. Ansonsten mache es zu Hause. In den letzten fünf Tagen mache 4000 Japas. Man kann auch täglich hunderttausend Japas machen und dabei in einer einzigen Asana verharren. Am letzten Tag mache Havan und bitte Brahmanen, Sadhus und Sannyasins zum Essen.

F: Wie kann Nirakara zu Sakara werden? A: So wie Wasser zwei Formen haben kann, nämlich Nirakara (formlos) und Sakara (mit Form) in der Form von Eis, so ist auch Brahman sowohl Nirakara als auch Sakara. Nirakara Brahman nimmt nur zum Zwecke der frommen Meditation Seiner Bhaktas eine Form an. So wie Luft formlos ist und als Zyklon eine Form annimmt, so nimmt auch das formlose Brahman eine Form an.

F: Sind Bhakti und Jnana unvereinbar wie Säure und Alkali? A: Nein. Jnana verstärkt Bhakti. Die Frucht von Bhakti ist Jnana. Para Bhakti und Jnana sind eins. Sri Sankara, ein Kevala Advaita Jnani war ein großer Bhakta von Gott Hari, Hara und Devi. Sri Ramakrishna Paramahamsa verehrte Kali und erhielt Jnana durch Swami Totapuri, seinen Advaita Guru. Appayya Dikshitar, ein berühmter Jnani aus Südindien, war ein frommer Bhakta von Gott Siva.

F: Wie ist es möglich, sowohl Jnana als auch Bhakti Yoga zu praktizieren? Ist es nicht besser, sich alleine Bhakti Yoga zuzuwenden und das Verlangen durch Denken an die Eigenschaften des Herrn zu zügeln? A: Ja, man kann auch nur mit Bhakti Yoga beginnen. Du kannst an die Lotusfüße des Herrn denken. Jedes Verlangen und alle Wünsche werden ausgerottet.

F: Was sind die zwei Arten von Bhakti? A: Apara Bhakti, niedere Hingabe, und Para Bhakti, höhere Hingabe.

F: Was ist Apara Bhakti? A: Der Bhakta hat das Idol seiner Wahl. Er hat rituelle Verehrung und Zeremonien. Er macht Puja mit Darstellungen.

F: Was ist Para Bhakti? A: Ein solcher Bhakta sieht Hari überall und in allen Objekten. Sein Geist ist immer auf die Lotusfüße des Herrn geheftet wie das Fließen von Öl (unausgesetzt). Er besitzt allumfassende, alleinschließende, universelle Liebe. Er hat nicht den geringsten Haß gegenüber irgendeinem Wesen. Er sieht die ganze Welt als Visva Brindavan.

F: Was ist Sakama Bhakti? A: Der Gläubige verehrt Gott, um Geld, einen Sohn oder Erfolg in einem Vorhaben zu erhalten, oder um sich von einer Krankheit zu befreien.

F: Was ist Nishkama Bhakti? A: Der Gläubige erwartet keine Früchte. Er möchte Gott und nichts als Gott. Es ist Liebe um der Liebe willen.

F: Was ist Vyabhicharini Bhakti? A: Zwei Stunden lang Gott zu lieben und die übrige Zeit Frau, Kind und Besitz.

F: Was sind die neun Arten von Bhakti? A: Sravanam, Hören der Lilas des Herrn; Kirtanam, Singen seines Lobes; Smaranam, Denken an Gott; Padasevanam, Verehrung der Lotusfüße des Herrn (Dienst für die Menschen, das Land und Arme); Archanam, Darbringen von Blumen; Vandanam, Verbeugungen; Dasyam, Dienen; Sakhyam, Freundschaft; Atmanivedan, vollständige Selbsthingabe.

F: Wie unterscheiden sich Sneha, Prema, Sraddha und Bhakti? A: Liebe gegenüber niedereren Personen wie Kinder ist Sneha. Prem ist die Liebe zu Gleichwertigen, wie Frau oder Freunde. Sraddha ist die Liebe zu Höhergestellten wie Eltern, Lehrer und zu anderen in ähnlicher Position. Bhakti ist Hingabe an Gott.

F: Was sind die fünf Arten von Frömmigkeit? A: Santa Bhava (Stille), Dasya Bhava (Dienen), Sakhya Bhava (Freundschaft), Vatsalya Bhava (Väterlichkeit) und Madhurya Bhava (eheliche Liebe).

F: Was sind die fünf Kategorien der Verehrung? A: Verehrung von Elementen und Geistern von Verstorbenen; Verehrung von Rishis, Devas und Pitrus; Verehrung von Avataras; Verehrung des Saguna Brahman; Verehrung des Nirguna Brahman.

F: Was sind die vier Grade von Bhakti? A: Sanfte Zuneigung, warme Zärtlichkeit, glühende Liebe und brennende Leidenschaft. Eine andere Klassifikation ist Bewunderung, Anziehung, Verhaftung und höchste Liebe.

F: Was sind die vier Arten von Mukti? A: Der Bhakta weilt in dem Loka, in dem Gott Vishnu wohnt, wie der Bewohner eines Staates. Das ist Salokya Mukti. Er weilt in nächster Umgebung des Herrn, wie der Assistent eines Königs. Das ist Sameepya Mukti. Er erhält die gleiche Gestalt wie der Herr, so wie der Bruder eines Raja oder Yuvaraja. Das ist Saroopya Mukti. Er wird eins mit dem Herrn wie Salz oder Zucker im Wasser. Das ist Sayujya Mukti.

F: Wie wird Bhakti Yoga praktiziert? A: Fünf Bhavas, Gefühle gegenüber dem Herrn sind von unseren Bhakti Acharyas beschrieben worden. Es sind die sublimierten inneren Transformationen der normalen menschlichen Ausdrucksweise der Liebe. Vatsalya Bhava (das Gefühl, Gott als das eigene Kind sehen); Sakhya Bhava (Gott als Freund sehen); Dasya Bhava (sich selbst als Seinen Diener sehen); Madhurya Bhava (Gott als Geliebten sehen); und Santa Bhava (über Ihn meditieren als im eigenen Herzen weilend, als das eigene Selbst, friedvoll). Man kann das Gefühl wählen, das auf natürliche Weise kommt. Finde heraus, wem gegenüber du im täglichen Leben die größte Liebe empfindest - Kind, Freund, Meister, Geliebtem oder zu niemandem im speziellen. Verehre Gott im entsprechenden Aspekt. Fühle, daß du einzig und allein dazu lebst, um Ihn zu verwirklichen. Fühle in jedem Moment, daß du Ihm und nur Ihm alleine durch Seine unendlichen Manifestationen dienst. Sieh Gott und nur Gott in jedem Gesicht. Verbeuge dich geistig vor allem und jedem - auch vor Tieren: „Oh mein Herr! Ich sehe Dich und nur Dich in all diesen Wesen.“ Und meditiere über folgende Formel morgens und abends und wiederhole auch während der täglichen Arbeit: „Ich bin Dein. Alles ist Dein, mein Herr! Dein Wille geschehe.“ Du wirst sehr schnell intensive Hingabe zu Ihm entwickeln. Er Selbst wird dich von innen führen. Wiederhole seinen Namen mit jedem Atemzug; sei regelmäßig in Japa, Kirtan und Meditation, morgens und abends.

F: Was sind die wesentlichen Eigenschaften eines Bhakta? Und kann man sie erwerben? A: Ethische Vollendung ist der Duft, der den Bhakta umgibt. Wenn der Herr im Herzen des Bhakta seinen Thronsitz eingenommen hat, zieht Dharma in ihn ein. Rechtschaffenheit wird zu seiner eigentlichen Natur. So wie Finsternis nicht neben Licht bestehen kann, kann das Böse nicht sein, wo Er wohnt. Finde durch strenge Selbstanalyse deine verborgenen oder offenliegenden schlechten Charakterzüge heraus; meditiere über die entgegengesetzte Tugend. Wenn du Japa und Dhyana praktizierst, fühle, daß der Herr, der die eigentliche Quelle und Vollendung dieser Tugend ist, stets in deinem Herzen wohnt, diese Tugend ausstrahlt und dein ganzes Wesen mit dieser Tugend erfüllt. Während Vyavahara unterstreiche immer und immer wieder, daß diese üble Eigenschaft dich verlassen hat. Du wirst in göttlichen Eigenschaften wachsen.

F: Was ist der einfachste Weg zur Verwirklichung? A: Der einfachste Weg zur Selbstverwirklichung ist ständiges Japa, den Namen des Herrn zum integralen Bestandteil von sich selbst zu machen, Ihn und nichts als Ihn, in allen Namen und Formen zu sehen, Egoismus zu vernichten und Raga-Dvesha zu beseitigen. Der spirituelle Weg ist ein Weg auf Messers Schneide für den, der kein Shraddha hat; es ist ein Weg voller Rosen für den, der Glauben und Frömmigkeit hat und sich völlig den Lotusfüßen des Herrn hingibt.

F: Wie macht man Dhyana von Hari? A: Hefte den Geist gedanklich auf Seine Lotusfüße. Lasse den Geist über Sein seidenes Gewand (Pitambar) gleiten, über Srivatsa, das Koustubha Juwel auf Seiner Brust, die Reifen an Seinen Armen, die Ohrringe, die Krone auf dem Haupt, dann über Muschelhorn, Diskus, Keule und Lotus in den Händen und komme dann zu Seinen Füßen. Wiederhole diesen Vorgang immer wieder.

Swami Sivananda - Definition von Glauben und Entwickeln von Frömmigkeit

F: Ist es nicht der Glaube, der den Menschen befähigt, den Willen des Schöpfers zu lesen? A: Glaube liest nicht den Willen des Schöpfers, versetzt den Menschen aber in die Lage, geistige Ablenkung einzuschränken und auszulöschen, und in seiner letztendlichen absoluten Form läßt er ihn sich auf seinen Schöpfer einstimmen und Ihn verwirklichen.

F: Wie unterscheiden sich Glaube und Frömmigkeit? A: Glaube heißt, die Existenz Gottes, die Lehren der heiligen Schriften und die Worte des Gurus, des Lehrers, anzunehmen. Frömmigkeit ist Liebe zu Gott. Ohne an die Existenz Gottes zu glauben, ist es nicht möglich, Frömmigkeit Ihm gegenüber zu haben.

F: Wenn man weder Glaube noch Frömmigkeit hat, in welcher Weise kann die Wiederholung von Gottes Namen helfen? A: Sie hilft. Es liegt eine geheimnisvolle, unerforschliche Kraft in den Namen Gottes; sie legen sowohl Glaube als auch Frömmigkeit in das Herz.

F: Kann jemand, der weder Glauben noch Frömmigkeit hat, Erleuchtung erlangen? A: Nein, nicht bevor er sich nicht bemüht und beides erlangt, sowohl Glauben als auch Frömmigkeit.

F: Wie kann reine Frömmigkeit entwickelt werden? A: Durch Meditation, Liebe, Japa, Kirtan, Satsang und intensives Studium frommer Bücher.


Swami Sivananda - Hatha Yoga

F: Was ist Hatha Yoga? A: Es ist der Yoga, der den Körper durch die Praxis von Asanas und Mudras stark und gesund macht; das Prana wird mit Apana vereint und geht durch die Sushumna zum Sahasrara Chakra am Scheitel.

F: Ist die Praxis von Hatha Yoga notwendig, bevor man mit Raja Yoga beginnt? A: Ja. Asana und Pranayama sind zwei Angas, Glieder, des Ashtanga Yoga (Raja Yoga). Wie kann man Raja Yoga praktizieren, wenn der Körper nicht kräftig und gesund ist? Wie kann man Meditation praktizieren, wenn man nicht Asana Jaya, Kontrolle über die Stellung, besitzt. Man muß 3 Stunden durchgehend in Padma, Siddha oder Sukha Asana sitzen können. Dann wird man gut meditieren können. Wenn der Körper unruhig ist, wird auch der Geist unruhig werden. Es besteht eine enge Beziehung zwischen Körper und Geist.

F: Wird die Praxis von Hatha Yoga zu Raja Yoga führen? A: Ja. Hatha Yoga und Raja Yoga sind nicht voneinander zu trennen. Wo Hatha Yoga endet, beginnt Raja Yoga. Das Ziel von Hatha Yoga ist körperliche Vollkommenheit, und ein gesunder kräftiger Körper hilft dem Schüler im Raja Yoga in seiner Praxis von Yama, Niyama, Dharana, Dhyana und Samadhi.

F: Wird allein die Praxis von Pranayama die schlafende Kundalini Shakti erwecken? A: Nein. Asanas, Bandhas, Mudras, Pranayama, Japa, Meditation, ein starker und reiner, unverrückbarer und analytischer Wille, die Gnade eines Gurus, Frömmigkeit - all das erweckt die Kundalini Shakti.

F: Ist es richtig zu sagen, daß Pranayama in der Praxis von Raja Yoga unnötig ist? A: Nein. Pranayama ist eines der acht Glieder des Raja Yoga.

F: Ist es gefährlich, ohne Hilfe eines Gurus (Lehrers) Pranayama zu üben? A: Die Menschen sind unnötigerweise beunruhigt. Man kann gewöhnliche Pranayama Übungen ohne Hilfe eines Gurus machen. Ein Guru ist notwendig, wenn man längere Zeit Kumbhaka, Atemanhalten, praktizieren und Apana mit Prana verbinden will. Bücher, die erfahrene Yogis geschriebenen haben, können helfen, wenn man keinen Guru haben kann. Aber es ist besser, einen Guru an seiner Seite zu haben, von ihm Aufgabenstellungen zu bekommen und sie zu Hause zu üben. Man kann ihm regelmäßig schreiben. Man kann den Atem 1/2, 1 oder 2 Minuten ohne jede Schwierigkeit oder Gefahr anhalten. Wenn man keinen verwirklichten Yogi bekommen kann, kann man sich an erfahrene Yogaschüler wenden. Sie können helfen.

F: Welche Wirkungen hat die Praxis von Khechari Mudra? A: Es hilft dem Schüler, den Atem zu stoppen. Er kann gute Konzentration und Meditation haben. Er wird frei sein von Hunger und Durst. Er kann ganz leicht den Atem von einem Nasenloch zum anderen wechseln. Er kann auch ganz leicht Kevala Kumbhaka haben.

F: Was soll ich tun, wenn ich keinen verwirklichten Guru finde? A: Du kannst einen fortgeschrittenen Yogaschüler als deinen Guru annehmen. Er wird dich führen. Wenn du wirklich bereit bist, wenn du in der Lage bist, die Halle der Weisheit zu betreten, wirst du deinen Sat Guru, den höchsten Lehrer, an der Schwelle finden.

F: Warum zeigen auch große Seelen manchmal Zorn? A: Ihr Zorn ist Abhasa Matra. Er dauert nur eine Sekunde. Er ist ähnlich dem Eindruck, der hervorgerufen wird, wenn man mit einem Stock auf das Wasser eines Sees schlägt. Sie zeigen Zorn nur, um den Schüler zu korrigieren und zu erziehen. Von innen her sind sie immer kühl.

F: Kann ich nicht Samadhi erreichen, ohne Chitta Suddhi zu haben? A: Nein. So wie ein Überbau nicht ohne gutes Fundament errichtet werden kann, so kann auch Samadhi nicht ohne das Fundament von Chitta Suddhi errichtet werden. So wie das Gebäude, das auf einem schlechten Fundament errichtet ist, einstürzen wird, so wird auch der Sadhak, der versucht, ohne Chitta Suddhi Samadhi zu erlangen, abstürzen. Reinheit des Herzens ist die erste Voraussetzung auf dem spirituellen Weg, sei es Raja Yoga, Bhakti Yoga oder Jnana Yoga.

F: Was sind die Erfahrungen in Samadhi? A: Erfahrungen in Samadhi können nicht beschrieben werden. Worte sind unvollkommen. Die Sprache ist unvollkommen. So wie der Mensch, der Kandiszucker gegessen hat, anderen den Geschmack nicht beschreiben kann, so kann auch der Yogi seine Erfahrung anderen gegenüber nicht ausdrücken. Samadhi ist eine Erfahrung, die der Yogi intuitiv spüren kann. In Samadhi erfährt der Yogi unendliche Wonne und gelangt zu höchster Erkenntnis.

F: Schritt für Schritt, was sehen oder erfahren wir in Samadhi? A: Die Schritte in Samadhi sind unterschiedlich, je nach der Art des Yoga. Ein Bhakta erlangt Bhava Samadhi und Maha Bhava Samadhi durch einen reinen Geist und durch Frömmigkeit. Shraddha, Bhakti, Nishtha, Ruchi, Rati, Sthayee Bhava und Maha Bhava (Premamaya) sind die Stadien, durch die der Gläubige geht. Ein Raja Yogi erlangt Savichara, Nirvichara, Savitarka, Nirvitarka, Saasmita, Saananda und dann Asamprajnata Samadhi durch das Unterdrücken von Gedanken und durch Samyama. Er erlangt Ritambhara, Prajna, Madhubhumika, Dharmamegha und Prasankhya, usw. Ein Jnani oder Vedantin erfährt Ekstase, Innenschau, Intuition, Offenbarung, Erleuchtung und Paramananda. Er geht durch die Phasen von Moha, Dunkelheit, den leeren Zustand des unendlichen Raums, einen Zustand, in dem es weder Wahrnehmung noch Nichtwahrnehmung gibt, ein Zustand von unendlichem Bewußtsein und unendlicher Wonne. Subheccha, Suvichar, Tanumanasi, Sattvapatti, Asamsakti, Padartha Bhavana und Turiya sind die sieben Phasen, durch die der Vedantin geht. Ein Jnana Yogi ist immer in Samadhi. Für ihn gibt es weder in Samadhi noch außerhalb von Samadhi.

F: Wann wird der Geist universell? A: Wenn Rajo Guna durch die Entwicklung sattviger Tugenden wie Brahmacharya, Kshama, kosmische Liebe, Daya, Karuna, Aparigraha, Satya und Santosh zerstört wird, und wenn der niedere instinktive (Kama Manas, der Wunsch-Geist) ausgelöscht ist, wenn man den reinen Shuddha Manas besitzt, dann wird der Geist universell. Rajas im Geist zersplittert, teilt und trennt. Rajas ist Unreinheit. Sattva ist Reinheit.

Swami Sivananda - Yoga und das göttliche Leben

F: Was ist Yoga? A: Yoga bedeutet „Vereinigung“ - Vereinigung der individuellen Seele mit der kosmischen Seele, das Aufgehen des endlichen Bewußtseins im höchsten Bewußtsein. Ausgewogenheit des Geistes ist Yoga. Freisein von Verhaftung, Egoismus und Unvollkommenheiten ist Yoga. F: Kann Yoga alle Probleme dieser Welt lösen? Wie entwickelt man Vertrauen dazu? A: Ja: in der Tat ist Yoga die einzige Lösung für die Probleme der Welt. Meditiere über das vergängliche, unbeständige und unwirkliche Wesen der Welt. Mache Vichara. Verstehe, daß alle Freuden der Welt zahlreiche Leiden gebären. Erkenne, daß, selbst wenn du die Herrschaft über die drei Welten erlangst, du doch nicht den höchsten, ungetrübten und immerwährenden Frieden genießen kannst, den du alleine im Yoga (der Vereinigung der individuellen Seele mit der höchsten Seele) haben kannst. Wenn durch fortgesetztes Vichara, das nach diesen Richtlinien erfolgt, Viveka in deinem Herz aufdämmert, wirst du unerschütterliches Vertrauen zu Yoga haben. F: Was sind die Prinzipien göttlichen Lebens? A: Ahimsa, Satya, Brahmacharya und Verhaftungslosigkeit und die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung sind die Prinzipien göttlichen Lebens. Göttliches Leben ist Leben in Gott. Man kann ein göttliches Leben führen, auch wenn man aktiv im Leben steht und seine Pflichten erfüllt, aber dazu sind Verzicht auf Egoismus, Verhaftung, Sehnsüchte usw. notwendig. Lege die Hände in die Arbeit und den Geist in Gott. F: Was ist besser, die Dvaita oder die Advaita Philosophie? A: Beide sind ideal für verschiedene Temperamente. Der emotionale und fromme Typ von Suchendem praktiziert Bhakti (Dvaita). Der willensstarke und intellektuelle Typ praktiziert Jnana (Advaita). Der Dvaitin fühlt sich als Diener des Herrn. Der Advaitin fühlt sich eins mit dem Herrn. Beides führt zum selben Ziel, Vereinigung mit dem Göttlichen, Verschmelzen des individuellen Bewußtseins mit dem göttlichen Bewußtsein. F: Was ist die Bedeutung von Dehadhyas? Sri Sankaracharya hatte zum Unberührbaren gesagt: „Ich möchte nicht, daß dein Körper und auch nicht daß deine Seele verschwindet, sondern Dehadhyas, usw.“ A: Dehadhyas ist die Identifikation der Seele mit dem physischen Körper aufgrund von Täuschung. F: Wer ist der Adhikari (der geeignete Mensch), der den Pfad von Vedanta beschreiten kann? A: Derjenige, der Mala, Sünde und Unreinheit durch Nishkama Karma Yoga beseitigt hat, Vikshep, das Schwanken und Fluktuieren des Geistes, durch Upasana, die Verehrung der Saguna Murti, und der, der Sadhana Chatushtaya, die vier Voraussetzungen besitzt, nämlich Viveka, Vairagya, Shat-Sampat und Mumukshutva, nur er ist geeignet, die Praxis von Vedanta aufzunehmen.  

Welt und Entsagung

F: Wann muß ich der Welt entsagen? A: Entsage der Welt genau an dem Tage, an dem du vollkommenes Vairagya hast. Das ist die ausdrückliche Erklärung der Srutis (Jabala Upanishad). Dieses Vairagya muß das Produkt reinen Vivekas sein. Andernfalls hält man es nicht aus und kann nicht auf dem Weg der Entsagung bleiben. F: Ist diese Welt unwirklich? A: Die Welt ist unwirklich, denn vom absoluten Standpunkt aus gesehen, erweist sie sich als in sich selbst widersprüchlich, vergänglich und vollkommen abhängig von den vorbeiziehenden Erscheinungsformen und den Phasen des sie wahrnehmenden Bewußtseins. Sie ist kein unabhängiger Wert, keine unabhängige Existenz, und sie wird in der Selbstverwirklichung verneint.