Der Aufstieg des Geistes - Die fortschreitende Evolution des Menschen

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Der Aufstieg des Geistes - Die fortschreitende Evolution des Menschen


Der Aufstieg des Geistes - Die fortschreitende Evolution des Menschen

Man kann durchaus sagen, dass das menschliche Individuum innerhalb des Prozesses, in den es gegenwärtig verwickelt ist, psychologisch unterentwickelt ist. Es muss nicht extra erwähnt werden, dass die Geschichte seit jeher ein Prozess der Wandlung ist, der in sich nicht nur die menschliche Spezies umfasst, sondern die gesamte Schöpfung, wobei nicht einmal die physikalischen Elemente ausgenommen sind, die das astronomische Weltall bilden. Obwohl der analytische Verstand dazu imstande ist, überall in der Natur den Prozess der Wandlungen zu beobachten, hindert ihn die eigentümliche Struktur des psychischen Organs daran, sich dieser Tatsache bewusst zu sein, und lässt ihn in der Vorstellung, die sich wandelnden Dinge seien dennoch beständig, ein Gefühl der Selbstzufriedenheit empfinden. Häufig ist man sich des Phänomens der Veränderung jedoch überhaupt nicht bewusst. Man könnte sagen, dass sich der Geist des Menschen in einem Zustand der Illusion befindet, solange er dazu unfähig ist, sich den Erfordernissen der im Weltall stattfindenden Veränderungen anzupassen, die wir für gewöhnlich Evolution nennen, und solange er sich auf ein einzelnes Merkmal des sich stets Verändernden konzentriert, in dem er Beständigkeit erblickt und auf Grund dessen er sich, wie auch immer, mit einem Band der Liebe oder des Hasses an Personen und Dinge bindet. Eine solche Situation nannten die Alten Samsara oder die Verwicklung in die irdische Existenz.

Eine philosophisch orientierte wissenschaftliche Denkhaltung erklärt die Ursache für das eigene blinde Festhalten an der Vorstellung von der Beständigkeit der Objekte dieser Welt sowie die Unfähigkeit unseres Geistes, allen Wandel und alle Veränderung als Tatsache zu akzeptieren - was ja die Ursache für Emotionen, Anhänglichkeit, Abneigungen und dergleichen ist - damit, dass es sich hierbei um einen Kompromiss handelt, den der Geist mit einer Menge von Schwingungs- und Kräftesequenzen in einem Akt der Wahrnehmung eingeht, wobei er für seine Zwecke nur bestimmte Aspekte der Kraftmerkmale auswählt und andere Aspekte, die seinen eigenen persönlichen Zielen nicht dienlich sind, zurückweist. Die Tatsache, dass dieser Wahrnehmungsakt nur durch die Übereinstimmung jener Frequenzen möglich ist, die sowohl in der Bewegung des menschlichen Geistes als auch in jener Kraft vorherrschen, die die äußeren Objekte bildet, beschert uns inmitten der Vergänglichkeit der Objekte die Illusion von deren Beständigkeit. Diese Art der Übereinstimmung und des Kompromisses zwischen Verstand und Wahrnehmungsobjekt findet man beispielsweise, wenn auch auf andere Art, in der Wahrnehmung eines “laufenden” Kinofilms. Die Struktur der optischen Organe, durch die der Verstand währenddessen arbeitet, befindet sich hier in der Illusion einer Beständigkeit der auf die Leinwand projizierten, sich bewegenden Bilder, obwohl sehr wohl bekannt ist, dass der laufende Film mindestens sechzehn Bilder in der Sekunde projiziert. Dies ist eine Tatsache, die der Verstand jedoch auf Grund seiner Zuordnung zu den Organen der Augen und auf Grund seiner Abhängigkeit von ihnen nicht erfassen kann. Obwohl wir wissen, dass keines der erzeugten Bilder des sich bewegenden Filmes in sich statisch ist, täuschen uns die Augen und lassen uns glauben, dass eine, wenn auch vorübergehende Statik in ihnen vorhanden sei. Obgleich in diesem Phänomen ein Widerspruch zwischen dem Verstand und der Sinneswahrnehmung vorliegt, lässt der Verstand es zu, von der Wahrnehmung der Augen getäuscht zu werden, und versorgt uns mit diesem falschen Glauben, so dass durch das ungerechtfertigte Akzeptieren dieser Täuschung seitens des Verstandes das gesamte Lebensmuster und Lebensprogramm einer Person in völlig andere Bahnen gelenkt werden kann. Ein ähnlicher Sachverhalt würde unsere Wahrnehmung von den beständigen Objekten dieser Welt erklären. Die Wahrheit, die Buddha vor Jahrhunderten verkündete, dass alles unbeständig ist, wird heute durch die Beobachtungen der modernen Physik bestätigt, die innerhalb eines scheinbar statischen Objekts Partikel und Kräfte tanzen sieht, welche die eigentliche Grundsubstanz jenes Objektes bilden. Die Persönlichkeit des Menschen ist von der Wirkung dieses Gesetzes nicht ausgenommen, und man kann durchaus sagen, dass sich jede Zelle unseres Körpers in jedem Moment verändert.

Diese Tatsache, die uns dabei hilft herauszufinden, in welchen Verstrickungen sich die menschliche Natur befindet, zeigt uns, wie notwendig es ist, sowohl die Position des Menschen innerhalb der Komplexität des Universums richtig einzuschätzen als auch den Funktionscharakter, der dem Menschen in der Anordnung der Dinge abverlangt wird. Dies birgt jedoch das Problem in sich, dass der Mensch nicht in der Lage ist, die Wirklichkeit hinter den Erscheinungen zu kennen, da die Verstandesfähigkeit des Menschen unentwirrbar in die Struktur der Erscheinungen verwoben ist. So schränken zum Beispiel die Bedingungen von Raum, Zeit und Schwerkraft die Freiheit des Verstehens ein, da diese weit tiefgreifendere Verwicklungen enthalten, als dies an der Oberfläche erscheint, die sowohl die bloße Existenz der menschlichen Persönlichkeit als auch jenes mysteriöse Etwas kontrollieren, das wir im Aufbau der Dinge für gewöhnlich als Kausalität bezeichnen. Diese Schwierigkeit bedeutet jedoch noch nicht das Ende aller Weisheit, auch wenn sie in der Tat ein anscheinend unlösbares Problem darstellt. Schließlich dirigiert sie den Verstand gleichzeitig auch zur Erkenntnis eines fundamentaleren Sachverhalts, nämlich dem, dass es keine Erscheinungen geben kann, wenn es keine Wirklichkeit hinter ihnen gibt, die sie trägt.

Das Resultat dieser Analyse sind somit folgende zwei Entdeckungen: (1) dass sich hinter den Veränderungen der Oberflächenexistenz der Dinge irgend etwas Beständiges befinden muss, und (2) dass die bloße Tatsache, die es dem Verstand ermöglichte, zu dem Schluss zu gelangen, dass es hinter den Erscheinungen eine “Wirklichkeit” gibt, ausreichender Beweis dafür ist, dass der Verstand, obwohl er in die Welt der Erscheinungen verwickelt ist, auch in der Wirklichkeit verwurzelt ist. Andernfalls hätte er nicht zu einer derartigen Schlussfolgerung wie der Existenz einer “Wirklichkeit” kommen können. Der Mensch ist somit sowohl phänomenal als auch nominal. Er ist sterblich und unsterblich zugleich. Wie ein Philosoph es humorvoll bezeichnete, ist der Mensch Knotenpunkt von beiden - von Gott und Tier.

Trotz der unvermeidlichen Schwächen, die wir durch unsere Verwicklung in die Erscheinungen haben, sieht es so aus, als könnten wir unser Ziel dennoch erreichen, da wir ja eine Verbindung zur Wirklichkeit haben. Und vielleicht können wir sogar Gott, das Absolute, erreichen, da Er uns mindestens so nah ist, wie uns dies in Beziehung zu irgend etwas in der Welt überhaupt möglich sein kann. Ja, vielleicht ruhen wir enger und näher an Seinem Busen, als wir ahnen, denn wie könnte das Konzept der “Wirklichkeit” in uns auftauchen, wenn wir nicht selbst in der Wirklichkeit verwurzelt wären?