6-Schritte-Mantra-Meditation

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6-Schritte-Mantra-Meditation -

Die sechs Aspekte eines Mantras

Vayu Mudra aus Yoga Sicht

- Auszug aus dem Buch "Mantra Meditation" von Sukadev Bretz -

Jedes wahre Mantra hat sechs Eigenschaften. Diese Aspekte lauten:

1. Rishi - Seher, Heiliger; das Mantra wurde ursprünglich von einem Weisen Rishi enthüllt und von ihm weitergegeben, wodurch er Selbstverwirklichung erlangte;
2. Matra - Maß, Maßeinheit, Dauer, Versmaß; das Mantra hat einen bestimmten Vers-Rhythmus beziehungsweise Klang;
3. Ishta Devata - verehrte Gottheit, Schutzgottheit, persönlicher Gott; Aspekt Gottes, den man besonders verehrt; das Mantra gehört zu einer bestimmten Gottheit;
4. Bija - Samen, Saatkorn, Keim; Element, Anfang, Entstehungsgrund; das Mantra besitzt ein "Bija", einen Samen, als Essenz, das es mit besonderer Macht ausstattet;
5. Shakti - Kraft, (kosmische) Energie; die wirkende Kraft eines Gottes (insbesondere von Shiva); das Mantra enthält Shakti, die göttliche, kosmische Energie;
6. Kilaka - Keil, Verschluss oder Propfen des Mantras, Säule; neutrum: innere Silben eines Mantras; Das Mantra bewahrt den Schlüssel zur eigentlichen Essenz. Erst durch beständige Meditation öffnet sich der Verschluss bzw. Kilaka, wodurch das wahre Bewusstsein fließen kann.

Die praktische Anwendung der sechs Aspekte des Mantras

Du kannst dich in der Praxis auf einen dieser sechs Aspekte besonders konzentrieren, um diesen besonders ausbauen und stärken. Oder du arbeitest insgesamt mit allen sechs Kriterien.

Kombination aller sechs Aspekte in einer Meditation

Dabei konzentrierst du dich auf alle sechs Aspekte nacheinander in folgenden Schritten:

  • Verbindung mit den großen Meistern/Meisterinnen (Rishi)
  • Konzentration auf den Klang des Mantras (Mātrā)
  • Bewusstheit der Essenz des Lebens, des Seins (Bīja)
  • Verbindung mit dem Göttlichen (Ishta-devatā)
  • Bereitschaft zu Reinigungserfahrungen und durch Reinigungsphasen hindurch zu gehen (Kīlaka)
  • Die Kraft des Mantra (Shakti) spüren und dich in höhere Bewusstseinsebenen führen lassen.

Technik

  • Beginne mit oṃ
  • Dann in sechs Schritten mit dem Mantra oṃ namaḥ śivāya oder deinem eigenen Mantra, jeweils bei jedem Aspekt etwa eine Minute bleiben. Konzentration mit Mantra:
  • auf den Guru, den Meister/die Meisterin
  • auf den Klang
  • auf die Essenz
  • auf den jeweiligen Gottesaspekt
  • auf etwaige Blockaden
  • auf die Mantrakraft
  • Anschließend gehst du mit dem Mantra in die Stille, 5-10 Minuten oder länger oder kürzer.

 Lange Praxisanleitung  dieser Woche „Mantra Meditation in 6 Schritten über die 6 Aspekte eines Mantras“, siehe S. xxx, CD-Track xxx.

Konzentration auf einen einzigen Aspekt

Rishi Mantra Meditation

Während du einen Mantra wiederholst, kannst du dich besonders auf deinen Guru konzentrieren oder auf alle Rishis und Meister/Meisterinnen aller Zeiten. Lasse dich durch die Meditation auf diesen Aspekt tragen von der Kraft der großen Meister und Meisterinnen. Öffne dich für ihren Segen und für Zugang zu ihrer Energie und Führung.

Die Meditation über diesen Aspekt ist besonders geeignet, wenn du einen leichten Zugang zur Energie von Swami Sivananda oder eines anderen Meisters/Meisterin hast und darüber gut in die tiefe Meditation kommen kannst. Oder auch, wenn du bewusst eine spirituelle Herzensverbindung zu einem Meister/Meisterin aufbauen oder vertiefen willst.

 Praxisanleitung  dieser Woche „Mantra-Meditation mit Konzentration auf Guru und Rishi“, siehe S. xxx, CD-Track xxx.

Mātrā Mantra Meditation

Du kannst dich ganz besonders auf den Klang des Mantras konzentrieren. Du wiederholst den Mantra und spürst die Kraft des Klanges, der Schwingung.

Das Schöne der Mantras ist ja auch, dass sie sogar wirken, ohne dass man über die Bedeutung nachdenkt. Mantras wirken auch allein durch die Kraft des Klanges. Daher ist dies eine der ganz klassischen Meditationstechniken. Lasse dich dabei vom Klang des Mantras in die tiefe Stille führen, in die Ruhe. Spüre die besondere Energie, die kommt, wenn du dich ganz auf den Klang konzentrierst.

Wenn du für Klänge und Musik sehr empfänglich bist, ist dieser Aspekt vielleicht für dich besonders geeignet und du kannst in deiner Meditation den Fokus auf den reinen Klang des Mantras legen.

 Praxisanleitung  dieser Woche „Mantra-Meditation mit Konzentration auf den Klang“, siehe S. xxx, CD-Track xxx.

Bīja Mantra Meditation

Bei diesem Aspekt kannst du dir bewusst machen, dass der Mantra dich zur Gottverwirklichung führen möchte. Du wiederholst den Mantra voller Sehnsucht nach Erleuchtung und nach Gotteserfahrung.

Das Ziel, der Sinn des Lebens ist Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung, Erleuchtung. In dieser Meditation gibst du dieser tiefsten Sehnsucht Ausdruck, denn ein Mantra ist auch eine Anrufung des Göttlichen, des Unendlichen, des Ewigen.

Du kannst nach jeder geistigen Mantra-Wiederholung eine kurze Pause machen und versuchen, die Präsenz des Unendlichen in diesem Moment der Stille zu spüren. Wenn du das mit großer Intensität machst, wirst du immer wieder dieses Unendliche erfahren, denn es ist jetzt da. Wir müssen nur unser Herz dafür öffnen, unsere Achtsamkeit dafür öffnen.

Für viele Menschen ist das eine sehr machtvolle Meditationstechnik, die man vielleicht nicht jeden Tag übt, aber immer wieder einmal. Auch um sich bewusst zu machen, worum es im Mantra Yoga geht, worum es auf dem spirituellen Weg geht, worum es letztlich im Leben geht. Und alle spirituellen Praktiken dienen diesem Ziel der Selbstverwirklichung, des Aufwachens – wie immer du es nennen willst. Die Bīja Mantra Meditation hilft dir, dir dieses Zieles immer wieder bewusst zu werden.

 Praxisanleitung  dieser Woche „Bīja-Meditation über die Essenz des Mantras“, siehe S. xxx, CD-Track xxx.

Ishta-devatā Mantra Meditation

Du kannst die Mantra-Wiederholung verbinden mit Visualisierung und mit Bewusstheit des jeweiligen Gottesaspektes. Du kannst dir zum Beispiel Shiva, Krishna, Vishnu, Lakshmi oder Sarasvatī usw. vorstellen und dir bewusst machen, welche universelle Qualitäten durch diesen Gottesbezug repräsentiert werden. Die Ishta-devatā Meditation ist für jeden Mantra anders, führt aber letztlich zur selben höchsten bzw. tiefsten Erfahrung.

In der Praxisanleitung dieser Woche findest du als Beispiel die Konzentration auf oṃ namo nārāyaṇāya, einen Aspekt von Vishnu, dem erhaltenden Prinzip.

 Praxisanleitung  dieser Woche „Mantra-Meditation über Ishta-devatā mit Konzentration auf Gott“, siehe S. xxx, CD-Track xxx.

 Weitere Ishta-devatā-Meditationen zu allen anderen Aspekten findest du in Woche xxx, ab Seite xxx.

Kīlaka Mantra Meditation

Eine machtvolle Technik für starke energetische, emotionale, geistig-spirituelle Reinigung. Dabei wiederholst du den Mantra und beobachtest, was dabei hochkommt – etwaige Emotionen wie Trauer, Wut, Verletzungen oder Enttäuschungen, Erwartungen. Vielleicht spürst du eine Müdigkeit oder ein Bedauern oder eine Spannung im Körper.

Beobachte und werde dir bewusst, welche Unreinheiten an die Oberfläche kommen. Wenn du sie bewusst wahrgenommen hast – ohne sie zu bewerten oder sie oder dich zu be-/verurteilen - wiederhole nochmals den Mantra sehr bewusst, schicke es dorthin und stelle dir vor, wie du mit dem Mantra die Unreinheit weggehen lässt oder sie in Licht auflöst.

Wenn du visuell veranlagt bist und es dir liegt, könntest du dir zum Beispiel auch vorstellen, beim Einatmen fließt mit der Wiederholung des Mantras reinigendes Wasser in dich hinein. Beim Ausatmen fließt das Wasser ab und nimmt allen Staub und Schmutz mit, schwemmt alles Überflüssige, Störende weg. Dann kannst du dich freuen, wenn zwischendurch alles Mögliche hochkommt, denn du lässt das alles wegfließen.

Praxisanleitung - „Mantra-Meditation über Kīlaka mit Konzentration auf die Reinigungswirkung“,

Shakti Mantra Meditation

Durch Rezitation eines Mantras erweckst du seine Shakti für eine tiefe Energieerfahrung. Du wiederholst den Mantra und spürst einfach die Shakti in dir. Das kannst du auf verschiedene Weisen machen: - Du kannst dich zum Beispiel auf das dritte Auge konzentrieren, das Ājnā Chakra. Und dir dabei vorstellen, du lässt den Mantra durch diesen Punkt hindurchfließen. Und spüren, wie sich der Mantra im dritten Auge anfühlt. - Oder du konzentrierst dich auf diese Weise im Herzen. - Oder du schickst mit dem Mantra die Shakti durch die Sushumnā, die feinstoffliche Wirbelsäule nach oben und nach unten.

Diese Woche gibt es eine kurze Shakti Mantra Meditation: Praxisanleitung - „Mantra Meditation über Shakti mit Konzentration auf die innere Energie“

Etwas ausgefeiltere Techniken von Energiemeditationen in Kombination mit Mantra lernst du in Woche 7 kennen. Eine Form hast du mit der Chakra Harmonisierung im vorherigen Kapitel schon kennen gelernt.

Die Anwendung im Alltag

Denke immer wieder daran: Mantra ist eine einfache Weise, jeden Tag mit Spiritualität zu erfüllen. Mit dem Mantra

  • erfüllst du dich und alles mit göttlicher Kraft
  • verbindest du dich mit den großen Meistern und Meisterinnen
  • lässt du die Energie in dir pulsieren
  • drückst du deine Sehnsucht nach Gottverwirklichung aus
  • verbindest du dich mit Gott
  • reinigst du dich
  • und bekommst Zugang zu vielen Fähigkeiten in dir.

Tipps für deinen Alltag

  • Wenn du irgendwohin gehst, wiederhole geistig dabei einen Mantra.
  • Bei der Hausarbeit – wenn du kochst, spülst, saugst, wäschst, bügelst, das Bad reinigst – wiederhole dabei auch einen Mantra.
  • Wenn du in einem Meeting bist, kannst du bewusst zwischendurch den Mantra wiederholen und Shakti, Lichtkraft, in das Meeting, zu den Teilnehmern, zu dem Thema, hinschicken.
  • Wenn du ein Problem hast: Zu Beginn oder zum Ende der Meditation oder Tiefenentspannung oder vor dem Einschlafen schicke den Mantra dorthin und bitte um eine Lösung. Du kannst den Mantra allgemein hinschicken, oder die Rishi- oder Mātrā- oder Kīlaka- oder Ishta-devatā-Kraft, je nachdem, worum es sich handelt und was dir am besten liegt.
  • Ebenso wenn du neue Kraft brauchst: Wiederhole den Mantra mit Vertrauen und du wirst merken, wie eine neue Kraft, eine Shakti, dich erfüllt.
  • Wenn du Schutz brauchst: Wiederhole den Mantra zusammen mit einem Gebet, insbesondere an den Ishta-devatā-Aspekt. Fühle dich dabei beschützt und geborgen oder bitte um Schutz und Führung.
  • Auch beim Einschlafen ist es gut, an den Mantra zu denken. So kann er im Unterbewusstsein und im Geist weiter wirken.
  • Und am Morgen beim Aufwachen denke kurz an den Mantra. So beginnst du den Tag mit einer erhebenden Schwingung.