Niralamba Swami
Jatindra Nath Banerjee (geb. 19. November 1877 und gest. 5. September 1930 in Channa, Westbengalen) war neben Aurobindo Ghosh einer der großen indischen Nationalisten und Freiheitskämpfer. Er erlangte zwischen 1871 und 1910 auf dramatische Weise Bedeutung.
Die Verwandlung dieser zwei Menschen – von aktiven Freiheitskämpfern zu großen Yogis und Gurus – war nicht weniger dramatisch. So wurde Aurobindo Ghosh zu Sri Aurobindo und Jatindra Nath Banerjee zu Niralamba Swami.
Kindheit und frühe Jugend
Niralamba Swami wurde am 19. November 1877 als Jatindra Nath Banerjee in dem Dorf Channa im Bardhaman Bezirk von Westbengalen geboren. Sein Vater, Kalicharan Banerjee, arbeitete als Regierungsbeamter in Bangaon im Jessore Bezirk (heute in Bangladesh). Zunächst besuchte Niralamba Swami die Dorfschule. Später wurde er am Burdwan Raj College in Bardhaman (das der Universität von Kalkutta angegliedert wurde) für die B.A.-Klasse (Bachelor of Arts) zugelassen und absolvierte diese mit besten Noten.
Freiheitskampf
Schon während Jatindra Nath Banerjee auf dem College war, begann er, sich für die politischen Bewegungen in Indien zu interessieren. Er fühlte sich zu radikalen und revolutionären Methoden hingezogen, um die Unabhängigkeit Indiens von der britischen Besatzungsmacht zu erlangen. Er war der Ansicht, dass revolutionäre Methoden nötig seien, um die Unabhängigkeit zu erlangen, und so war er der Erste, der diese Methoden propagierte.
Um die revolutionären Methoden einzusetzen, wurde eine große Armee benötigt und deshalb war es entscheidend, Landsleuten die Kriegstechniken beizubringen. Aus diesen Gründen beendete Jatindra Nath Banerjee sein Studium auf halbem Wege und versuchte, sich für die Britische Armee einzuschreiben. Doch gelang dies ihm nicht.
Baroda
Da er von der Britischen Armee nicht aufgenommen wurde, wanderte Jatindra Nath Banerjee durch die Lande auf der Suche nach einer Arbeit. So kam er nach Baroda, einem ehemaligen Fürstenstaat im heutigen Bundesstaat Gujarat. In Baroda traff er Aurobindo Ghose (Sri Aurobindo). Aurobindo war sehr von Jatindra Naths widerstandsfähigem Körper beeindruckt und half ihm, eine Anstellung in der Baroda Armee zu finden. 1897 trat Jatindra Nath als Bodyguard des Königs in die Baroda Armee ein. Er wurde auch zum Partner von Aurobindo Ghose.
Aurobindo Ghose begann damit, sich im Rahmen nationaler Aktivitäten zu engagieren. Als Anushilan Samity in Kalkutta gegründet wurde, schickte Aurobindo Jatindra Nath eine Anfrage, ob er dieser Organisation beitreten wolle. So kam es, dass Jatindra Nath seine Arbeit in Baroda aufgab, um der Anushilan Samity Organisation beizutreten. Er wurde einer ihrer bedeutendsten Mitglieder.
Der Vater Jatindra Naths mochte es überhaupt nicht, dass sein Sohn sein Studium beendet hatte und sich stattdessen an anti-britischen Aktionen beteiligte. Um die Aufmerksamkeit seines Sohnes auf familiäre Angelegenheiten zu lenken, verheiratete er ihn. Dennoch vertiefte Jatindra Nath seine Einbindung in die indische Unabhängigkeitsbewegung.
Der Bombenanschlag von Alipore, der auf den Verwaltungsbeamten Kingsford abzielte, jedoch zwei britische Frauen tötete, und die Unterdrückung jeglicher revolutionärer Aktionen in Bengalen brachten Jatindra Nath Banerjee später dazu, das Interesse an der nationalen Unabhängigkeitsbewegung zu verlieren. Er ging zurück zu seinem Heimatdorf Channa.
Spirituelle Transformation
Frühe Anzeichen
Während seiner Kindheit war Jatinindra Nath Banerjee sehr ungezogen. Doch mit der Ankunft seiner Jugend wurde er nachdenklich. Er begann, regelmäßig den Tempel der Göttin Bishalakshi (auch Bishalaxmi, ein Name von Durga) zu besuchen. Dort saß er manchmal stundenlang in tiefe Kontemplation versunken.
Sannyasin
Nach der Unterdrückung der Unabhängigkeitsbewegung in Bengalen kehrte Jatinindra Nath Banerjee regelmäßig zu seinem Heimatort zurück. Sein Geist vertiefte sich in spirituelle Gedanken. Regelmäßig besuchte er den Tempel von Bishalakshi und blieb dort stundenlang. Er betete für geistige Stärke, Selbstreinigung sowie spirituelles Wissen und fühlte die Notwendigkeit eines Gurus. Inzwischen waren ihm schon eine Tochter geboren und seine Eltern gestorben. Doch fühlte er ein tiefes Verlangen, sich von den weltlichen Fesseln zu lösen. Deswegen wurde er eines Nachts zum Wandermönch, d. h. er wurde Sannyasin.
Jatinindra Nath Banerjee fühlte, dass er die Hilfe eines Gurus benötigte, um spirituelles Wissen zu erlangen. Daher suchte er nach einem Meister. Er wanderte zu vielen Orten, konnte aber keinen wahren Meister finden.
Wanderschaft
Dann kam er nach Varanasi. Dort traf er einen Mönch, der ihm vorschlug nach Nainital zu ziehen, wo er seinen Meister der Vorsehung entsprechend finden würde.
Nainital
Als Jatinindra Nath Banerjee von Varanasi aus nach Nainital gewandert war, war er sehr müde und erschöpft. Dennoch konnte er Soham Swami finden, seinen ausersehenen Guru. Soham Swami hatte einen Ashram gegründet nahe dem Ufer des Sees. Er hieß Jatindra Nath mit offenen Armen willkommen und machte ihn noch am selben Tag zu seinem Schüler.
Soham Swami war einer der hervorragendsten Schüler von Tibbetibaba, dem legendären Yogi Indiens. Er schrieb zum Beispiel die Bücher „Soham Gita”, „Soham Samhita“, „Common Sense“ und „Truth“. („Truth“ war das einzige Buch, das von ihm in Englisch verfasst wurde.)
In dem berühmten autobiografischen Buch „Why I Am An Atheist“ von Bhagat Singh bezog sich dieser legendäre indische Freiheitskämpfer fälschlicherweise auf Niralamba Swami als den Autor des Buches „Common Sense“. Tatsache ist, dass nur die Einleitung von Niralamba Swami geschrieben wurde.
Haridwar
Soham Swami bat Jatindra Nath Banerjee, nach Haridwar zu gehen, wo er einen anderen Ashram gegründet hatte. Dort erlangte Jatindra Nath große geistige Höhen und schließlich das Wissen von Brahman bzw. von Gott ohne jegliche Eigenschaften.
Soham Swami war sehr zufrieden mit dem spirituellen Erfolg Jatindra Naths und so wurde dieser unter dem Namen Srimat Niralamba Swami erneut getauft. Doch unter dem Namen Niralamba Swami wurde er bekannt.
Niralamba Swami wurde jetzt von vielen Anhängern aus dem Punjab, aus Haryana und aus der Region um Delhi verehrt. Sein Ruhm, ein großes geistiges Wissen und Weisheit erlangt zu haben, verbreitete sich über weite Distanzen hinweg. Nachdem er schon einige Jahre in Haridwar gelebt hatte, wollte er seinem Bedürfnis folgen, einen Ashram in Channa zu gründen. Er überbrachte seinem Meister diese Bitte und so wurde ihm erlaubt, einen Ashram in seiner Heimat zu gründen.
Channa
Nachdem er lange Zeit in Nordindien gelebt hatte, kehrte Niralamba Swami nach Channa zurück. Vielen Einwohner des Dorfes und benachbarter Dörfer versammelten sich, um einen Blick auf den berühmten Meister zu erhaschen. Dieser besuchte zunächst sein Zuhause, um seiner Frau zu begegnen. Sie erzählte ihm, dass sein einziges Kind, seine Tochter, gestorben war. Niralamba Swami überzeugte seine Frau, die restliche Zeit ihres Lebens mit ihm zu verbringen - als Mutter des bald zu errichtenden Dorfashrams.
Bald nun wurde der Ashram am Ufer des Flusses, der durch das Dorf fließt, errichtet. Niralamba Swami lebte in diesem Ashram mit seiner Frau und einigen seiner Schüler und Verehrer. Sein Ruhm als ein großer Meister und Yogi verbreitete sich immer mehr in Indien. Das Leben verbrachte er im Ashram als „bhogi“ (der Genießer; von bhoga: Vergnügen, Genuss) und yogi. Täglich verzehrte er Blätter der Betelnusspalme und Tabak von bester Qualität.
Es blieb nicht unentdeckt, dass der frühere Freiheitskämpfer ein berühmter Yogi geworden war. Deshalb kamen auch viele frühere Kameraden und Freiheitskämpfer zu ihm nach Channa und baten ihn um geistige Führung und Inspiration. Unter den namhaften Freiheitskämpfern war auch der legendäre Bhagat Singh. Er besuchte Niralamba Swami zu Beginn des Jahres 1929 (oder, wie von anderen berichtet wird, zwischen 1927 und 1928).
Des Weiteren besuchten viele angesehene Persönlichkeiten Niralamba Swami in seinem Ashram in Channa. Eine dieser berühmten Personen, die mit Niralamba Swami in Verbindung gebracht werden, ist Prajnanapada (1891–1974), der unter dem Namen Swami Prajnanapada bekannt wurde. Prajnanapada wurde 1924-25 Niralamba Swamis Schüler im Channa Ashram. Auch er wurde Sannyasin. Er folgte der Advaita Vedanta Lehre und lehrte dem Jnana Yoga folgend den Pfad der Selbstverwirklichung durch Wissen und Erkenntnis. Eine weitere berühmte Person war Tibbetibaba. Niralamba Swami pries Tibbetibaba als einen der größten Vertreter des Advaita Vedanta nach Adi Shankara.
Niralamba Swami starb am 5. September 1930.
Die Lehren
„Wach auf und erkenne, dass du Bewusstsein bist. Verwirkliche!“
„Erkenne dich selbst! Wenn du dich selbst nicht kennst, wie kannst du dann dein Land kennen?“
„Wenn du dich vom Leid deines Landes befreien willst, musst du stark werden. Um dich selbst zu stärken, musst du zunächst Selbsterkenntnis erlangen. Die eigene Stärke hilft dir, schwierige Wüsten zu durchqueren und schroffe Gebirge zu überwinden. Nichts ist unmöglich für ein Volk, das seine eigene Stärke besitzt.“