Tägliche Lesung Sivananda Februar 02
Auf dieser Seite sind Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Quellen stammen. Diese wurden bereits im Februar 2002 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht. Leider sind viele Texte nicht mehr vorhanden. Diese Tage fehlen.
08.02.02 DER SELBSTBEHERRSCHTE MENSCH
Menschen mit Selbstbeherrschung werden frei von Sünde und furchtlos. Sie erlangen große Erfolge. Jede Art der Erregung wird durch Selbstbeherrschung mühelos kontrolliert. Die Feinde des selbstbeherrschten Menschen - das sind Lust, Ärger und Wünsche - werden von ihm so betrachtet, als wenn sie in einem von ihm abgetrennten Körper weilen würden.
Der selbstbeherrschte Mensch sehnt sich nach Befreiung. Er erduldet ruhig vorhandene Freuden und Sorgen und Kummer; er ist niemals außer sich vor Freude oder deprimiert durch das, was vor ihm liegt. Er ist frei von Rachsucht und Tücke. Lob oder Tadel berühren ihn nicht.
Ein selbstbeherrschter Mensch ist innerlich ausgeglichen. Er hat gute Manieren, Reinheit und seelische Kraft. Er ist ein vollkommener Meister seiner Leidenschaften. Er ist voll aufopfernder universeller Güte. Er empfindet niemals Feindseligkeit gegenüber irgendjemandem. Er ist ruhig, weise und fröhlich.
Ein selbstbeherrschter Mensch ist mit Intelligenz ausgestattet. Er erlangt universelle Verehrung. Er fürchtet kein Geschöpf und im Gegenzug wird er von keinem Geschöpf gefürchtet.
Lust und Ärger bewältigend, das Gelübde des brahmacarya (Keuschheit) einhaltend und ein völliger Meister seiner Sinne werdend, warten der Heilige geduldig. Die strengsten Bußen praktizierend und die rigidesten Einschränkungen einhaltend lebt er in der Welt und wartet gelassen auf die Zeit. Er ist wie jemand, der einen Körper hat und doch zu wissen scheint, dass er kein vergängliches Subjekt ist.
Meditation befreit den Geist von allen Objekten und Gedanken an sinnliche Vergnügungen. Wenn das geschehen ist, kommt Gottverwirklichung ganz von selbst. Gott wird sich in eurem Herzen inthronisieren und dann kommt Meditation von selbst. Wenn ihr ein Licht in eine Höhle bringt, die für tausende von Jahren im Dunkeln lag, wird die Dunkelheit sofort verschwinden, von selbst. Ihr müsst nicht danach streben, die Dunkelheit zu vertreiben. Wenn ihr versucht, eure Hand in einen Topf zu stecken, der mit Staub und Schmutz gefüllt ist, wird euch das nicht gelingen. Aber wenn ihr ihn leert, könnt ihr eure Hand ganz leicht in den Topf stecken. Ebenso wird Gott, nachdem ihr den Geist von allem Staub und Schmutz geleert habt, ihn im Zeitraum eines Augenzwinkerns betreten.
09.02.02 DISZIPLIN DER SPRACHE
Zähmt eure Zunge - sie ist ein aufsässiger Teufel. Opferhandlungen, Gaben, Enthaltsamkeit, das Studium der heiligen Schriften, Wahrheitsliebe - all dies wird euch helfen, tugendhaftes Verhalten zu lernen. Praktiziert Enthaltsamkeit der Sprache. Was immer ihr sprecht, muss wahr und wohltuend sein.
Äußert nichts, was irgendjemanden ärgern könnte. Ein gedankenloser Mensch, der sein Sprachorgan nicht unter Kontrolle hat und einfach drauflos redet, verheddert sich in die Torheit seiner eigenen Worte. Seid deshalb vorsichtig, wenn ihr sprecht.
Sprecht wenig. Denkt zweimal, denkt zehnmal, bevor ihr redet. Wägt eure Worte sorgsam ab, bevor sie aus eurem Mund kommen. Sprecht nur Worte, die anderen Gutes tun können. Seid immer höflich und liebenswürdig. Sprecht niemals in einer harschen Weise, verletzt niemals die Gefühle anderer.
Sprecht nicht viel. Werdet zu einem Menschen der wohl überlegten Worte. Gott hat euch zwei Ohren und zwei Augen gegeben. Aber er gab euch nur eine Zunge, sodass ihr mehr hört und seht, als dass ihr sprecht. Sprachlicher Durchfall ist eine furchtbare Krankheit.
Worte existieren für die Übermittlung von Idee. Worte und Ideen sind unzertrennlich; sie sind wie Feuer und Hitze, oder wie Eis und Kälte. Seid vorsichtig in der Auswahl eurer Worte. Sie können heftige Störungen in den Gefühlen anderer auslösen. Sprecht nur solche Worte, die anderen Trost und Glück bringen.
Denkt mehr. Tut viel. Sprecht wohlüberlegte Worte. Lasst eure Zunge niemals ein unfreundliches oder harsches Wort äußern. Lasst sie niemals scharfe Kritik sprechen. Eine undisziplinierte Zunge ist ein Schwert, das die Herzen anderer zerschneidet. Sie stellt eine Wunde her, die niemals heilt, selbst in einem ganzen Menschenleben nicht.
Bewahrt Stillschweigen. Ihr werdet Energie im Überfluss besitzen. Auf diese Weise werdet ihr eure Energie bewahren. Ihr werdet euch an geistigem Frieden und guter Gesundheit erfreuen. Ihr werdet in der Lage sein, mehr Arbeit zu bewältigen. Stille ist wohltuend für Gehirn und Nerven.
Euer Ziel ist Gott. Euer Mittelpunkt ist Gott. Euer Vorbild ist Gott. Kehrt zu Gott zurück und verwirklicht immer währende Glückseligkeit. In ihm ruhend, seid ihr gerettet. Wie die Lampe nicht ohne Öl brennen kann, so könnt ihr nicht ohne Gott leben. Gott ist jederzeit in euch, inspiriert euch, erhebt euch. Zieht euch zurück. Strebt. Meditiert. Verwirklicht.
11.02.02 SCHWEIGT
Nutzt beim Sprechen wohl bemessene Worte. Redet nicht viel. Versucht ein Gespräch innerhalb weniger Minuten zu beenden. Versteht die Natur des Menschen richtig. Wenn er euer Büro oder Haus für ein Gespräch betritt, sprecht höflich und mit großem Respekt für den Menschen. Schickt ihn dann umgehend fort und bewahrt eure Energie.
Frönt nicht unnötigen Gesprächen und Diskussionen. Der Mensch ist ein soziales Tier. Er neigt zu vielem Gerede. Er ist sehr geschwätzig. Diese redselige Angewohnheit ist tief in ihm verwurzelt und er ist sehr beunruhigt, wenn er keine Gesellschaft erhält. Er möchte nicht in sich, in die Abgeschiedenheit, gehen.
Das Einhalten von mauna (Schweigen) bedeutet für ihn Tod und Todesstrafe. Frauen sind noch geschwätziger. Sie verursachen immer irgend eine Sorte unnötigen Streites im Haus.
Ich verordne immer allen die Praxis von mauna, da dies der Bewahrung von Energie, der Entwicklung des Willens und des Genusses von Frieden dient. Alle Sorten von Streit, Missverständnissen, Ärger, usw., können durch tägliches zweistündiges mauna, sechsstündiges mauna an Sonntagen und mauna für eine volle Woche während langer Ferien verhindert werden.
Aber auch zu jeder anderen Zeit sollten ihr nur wenige Worte sprechen. Wenn ihr redet, sprecht sanft und lieblich. Während mauna müsst ihr alleine leben. Verkehrt nicht mit anderen Leuten. Drückt eure Gedanken nicht einmal in Gesten aus.
Der andere Kanal, durch den Energie vergeudet wird, ist der Geist. Diese Vergeudung geschieht aufgrund von losen (unmoralischen; d.Ü.) Gedanken, Unruhe, Ärger und Furcht. So wie Energie durch zu viel Gerede verschwendet wird, so wird Energie auch durch loses Denken verschwendet.
Wenn diese geistige Energie bewahrt wird, habt ihr ein gewaltiges Lager an Energie zu eurer Verfügung. Diese könnt ihr für verschiedene andere Zwecke und für euer sadhana (spirituelle Praxis) nutzen. Wenn diese Energie bewahrt wird, werdet ihr spüren, dass ihr sehr stark seid. Ihr werdet keine Erschöpfung spüren, selbst wenn ihr enorme Leistungen ausführt.
Um dies tun zu können, müsst ihr durch Introspektion und Meditation eure Gedanken sehr sorgfältig beobachten. Ihr werdet die geistige Energie für nützliches Denken ableiten müssen. Am Anfang wird es dabei manche Kämpfe geben. Aber nach einiger Zeit wird der Geist an verheißungsvolle und nützliche Dinge denken.
12.02.02 Angst
Angst ist ein großer menschlicher Fluch. Sie ist euer schlimmster Feind. Angst nimmt viele Formen an und macht viele Leben zunichte. Aber ein ruhiger Geist bringt Mut mit sich. Mit Mut werdet ihr den Prüfungen und Schwierigkeiten des spirituellen Weges ohne Angst begegnen. Furchtlosigkeit ist eine göttliche Eigenschaft. Was ist Angst? Sie ist ein imaginäres nichts, eine Täuschung der maya. Sie ist ein geistiger Irrglauben. Sie ist eine negative Modifikation, die aus dem Geist-See entspringt, wenn man seine wahre, göttliche Natur vergisst. Sie ist ein Whirlpool, der von dem chitta (Geist) ausgeht, wenn man eine intensive Bindung an den Körper hat.
Freunde, es gibt nichts, was ihr wirklich fürchten müsst. Angst existiert aufgrund der Akzeptanz von Suggestionen. Sieg über die Angst meint wirklich Sieg über die Sache, die wir fürchten. Wir ziehen die Sachen an, die wir fürchten. Das ist das universelle Gesetz der Natur. Ihr braucht euch vor nichts auf dieser Welt zu fürchten, ausgenommen der Furcht selbst.
Autosuggestion hilft eine Menge dabei, Furcht zu beseitigen. Verteidigt die Wahrheit des Seins. Stellt folgende Behauptung auf: "Nichts in den drei Welten kann mich ängstigen. Ich bin vollkommen furchtlos. Mein Wille ist stark und unwiderstehlich." Schließt Freundschaft mit den bedrohlichen Erfahrungen oder den Dingen, die ihr nicht mögt. Die Raja-Yoga-Methode ist das Wiederholen der Formel: "Ich bin mutig" oder "OM Mut". Meditiert Morgens über die Tugend des Mutes.
Die Methode des Verehrers ist das Gebet an Gott, voller Glauben und Aufrichtigkeit und die völlige Selbsthingabe: "Oh Gott, mach mich furchtlos. Gewähre mir die Tugend des Mutes. Oh Mutter, nimm deinen Sohn in deinen Schoß. Du bist Furcht; du bist Mut. Lass mich nur dich in all diesen Formen sehen." Fühlt die unsichtbare helfende Hand der ishta devata (eurer eigenen Gottheit). Habt starken Glauben. Wahre Stärke liegt in der Furchtlosigkeit. Entfernt Ängste jeder Art.
Die vedantische Methode ist das Nachforschen nach dem "Wer bin ich?". Identifiziert euch mit dem inneren Selbst. Proklamiert: "Ich bin die Verkörperung des Mutes - Ich bin der unsterbliche atman - Ich bin nicht dieser sterbliche Körper. Wer sollte wen fürchten, wenn all dies das Selbst ist?" Dies wird die Furcht bis zu ihrer Wurzel zerstören. Wie friedvoll und stark sind die, die ihre Furcht besiegt haben. Mögen wir alle in göttlicher Herrlichkeit leuchten, Mut überall um uns herum verströmend. Möge der göttliche Glanz, die brahmische Aura, in allen Gesichtern leuchten und die Dunkelheit der Angst, der Unwissenheit und des Schreckens beseitigen. Mögen wir alle den Zustand der völligen Furchtlosigkeit erlangen - brahmi sthiti (der Zustand von Brahman). Mögen wir eins werden mit dem furchtlosen Brahman.
13.02.02 SEID MUTIG
Menschen erschaffen sich selbst Unannehmlichkeiten und Elend. Gebt alle Arten von Angst auf. Erhebt euch wie ein Löwe. Zieht Mut aus eurem Inneren. Es gibt Menschen, die sind so ängstlich, dass sie sich Nachts nicht rühren. Selbst wenn sie in der Nacht eine Katze sehen, beginnen sie zu zittern. Welch eine Schande.
Sie sind eine Verkörperung der Ängstlichkeit. Sie sind `Schnurrbart-Frauen´. Es gibt so manche sanyasins (Mönche), die immer wieder "SHIVOHAM SHIVOHAM" ("Ich bin Shiva") wiederholen - aber sie zittern vor Angst, wenn sie einer kleinen Prüfung unterzogen werden. Sie beginnen zu schwitzen und zu zittern, sobald eine bedrohliche Gefahr aufkommt!
Sie sind arme, erbärmliche Beispiele. Ich sage immer, dass ein Räuber ein guter Vedantin werden kann, wenn seine Energie in eine spirituelle Richtung gelenkt wird, weil er völlig furchtlos ist und kein deha adhyasa (das Gefühl des "Ich bin der Körper") hat; ein ängstlicher Mensch kann das nicht.
Furchtlosigkeit ist die größte Qualifikation für einen spirituellen Aspiranten. Alle Ängste sind imaginär. Sie habe keine wahre Grundlage. Wenn ihr ernsthaft nachdenkt, werden sie hinwegschmelzen wie Schnee in der Sonne. Stellt euch vor, dass ein Tiger oder ein Löwe auf euch zukommt und ihr euch ihm stellen müsst. Stellt euch vor, dass ihr vor den Lauf eines Maschinengewehres gestellt werdet und dass ihr genau jetzt in die Luft gesprengt werdet. Zieht jetzt Mut (aus eurem Innern; d.Ü.). Denkt an die Verse des zweiten Kapitels der Bhagavad Gita. Sie handeln von der Unsterblichkeit der Seele. Denkt wieder und wieder an die heiligen Verse der Avadhut Gita. Ihr werdet Mut bekommen - wenn auch nicht augenblicklich. Ihr werdet feststellen, dass ihr allmählich an Mut gewinnt.
Denkt ständig, dass ihr der atman seid, das Selbst. Schrittweise werdet ihr großen Mut entwickeln. Sorgen und Angst sind furchtbare Kräfte in uns. Sie vergiften die Quellen des Lebens; sie zerstören Harmonie, Vitalität und Lebenskraft. Gedanken der Heiterkeit, Freude und des Mutes sind heilend und besänftigend. Seid immer heiter. Lacht und lächelt immer.
Sowenig wie die Dunkelheit in der Gegenwart des Lichtes existieren kann, sowenig kann Furcht in der Gegenwart von Selbstverneinung oder Selbstverwirklichung oder in der Gegenwart von Mut existieren. Zeigt einen unerschrockenen Geist, Unerschrockenheit und Tapferkeit. Fasst einen festen Entschluss: "Ich werde sterben oder das Selbst verwirklichen." Gebt die Vorstellung auf, dass ihr der Körper seid. Furchtlosigkeit ist ein Merkmal eines befreiten Wesens.