Wissende: Unterschied zwischen den Versionen

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Dialog zwischen einem Schüler und seinem [[Meister]] [[Ramana Maharshi]] aus einer Nacherzählung von [[Heinrich Zimmer]] aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich
Dialog zwischen einem Schüler und seinem [[Meister]] [[Ramana Maharshi]] aus einer Nacherzählung von [[Heinrich Zimmer]] aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich


:Der Schüler: Du hast gesagt, der Weise, der in Erkenntnis vollendet ist (jnânin), vermag tätig zu sein und ist es, er gibt sich mit Menschen und Dingen ab. Ich sehe das ein. Aber zugleich sagst du, er sei über alle Unterschiedlichkeit hinaus, für ihn sei alles eines, er sei reines Innesein. Wie geht er dann mit dem Unter¬schiedlichen um, mit Menschen und Dingen, die so verschieden sind?
:Der Schüler: Du hast gesagt, der Weise, der in Erkenntnis vollendet ist (jnânin), vermag tätig zu sein und ist es, er gibt sich mit Menschen und Dingen ab. Ich sehe das ein. Aber zugleich sagst du, er sei über alle Unterschiedlichkeit hinaus, für ihn sei alles eines, er sei reines Innesein. Wie geht er dann mit dem Unterschiedlichen um, mit Menschen und Dingen, die so verschieden sind?
:Der Meister: Er sieht das Unterschiedliche, aber als Schein; er sieht es nicht geschieden vom wahrhaft Wirklichen, mit dem er eins ist.
:Der Meister: Er sieht das Unterschiedliche, aber als Schein; er sieht es nicht geschieden vom wahrhaft Wirklichen, mit dem er eins ist.
:Der Schüler: Der Wissende (jnânin) erscheint genauer in seinen Aeußerungen, er erfaßt die Unterschiede schärfer als der gewöhnliche Mensch; — mir schmeckt Zucker süß und Wermut bitter, der Wissende empfindet beide ebenso; alle Formen und Laute, Geschmacksempfindungen und dergleichen sind ihm das gleiche wie anderen Menschen, — wie kann man da sagen: sie seien nur Schein? Sind sie nicht ein Teil seiner täglichen Erfahrung?
:Der Schüler: Der Wissende (jnânin) erscheint genauer in seinen Aeußerungen, er erfaßt die Unterschiede schärfer als der gewöhnliche Mensch; — mir schmeckt Zucker süß und Wermut bitter, der Wissende empfindet beide ebenso; alle Formen und Laute, Geschmacksempfindungen und dergleichen sind ihm das gleiche wie anderen Menschen, — wie kann man da sagen: sie seien nur Schein? Sind sie nicht ein Teil seiner täglichen Erfahrung?

Version vom 24. September 2013, 09:14 Uhr

Dem Wissenden ist Alles gleich

Dialog zwischen einem Schüler und seinem Meister Ramana Maharshi aus einer Nacherzählung von Heinrich Zimmer aus seinem Buch "Der Weg zum Selbst" 1944 erschienen im Rascher Verlag Zürich

Der Schüler: Du hast gesagt, der Weise, der in Erkenntnis vollendet ist (jnânin), vermag tätig zu sein und ist es, er gibt sich mit Menschen und Dingen ab. Ich sehe das ein. Aber zugleich sagst du, er sei über alle Unterschiedlichkeit hinaus, für ihn sei alles eines, er sei reines Innesein. Wie geht er dann mit dem Unterschiedlichen um, mit Menschen und Dingen, die so verschieden sind?
Der Meister: Er sieht das Unterschiedliche, aber als Schein; er sieht es nicht geschieden vom wahrhaft Wirklichen, mit dem er eins ist.
Der Schüler: Der Wissende (jnânin) erscheint genauer in seinen Aeußerungen, er erfaßt die Unterschiede schärfer als der gewöhnliche Mensch; — mir schmeckt Zucker süß und Wermut bitter, der Wissende empfindet beide ebenso; alle Formen und Laute, Geschmacksempfindungen und dergleichen sind ihm das gleiche wie anderen Menschen, — wie kann man da sagen: sie seien nur Schein? Sind sie nicht ein Teil seiner täglichen Erfahrung?
Der Meister: Ich habe gesagt: das »Gleichsein« ist das wahre Zeichen der Erkenntnis (jnana). Der bloße Begriff des Gleichseins (samatva) schließt schon das Vorhandensein des Unterschiedlichen ein, Wer im Besitz der Erkenntnis ist (jiïânin), der sieht die Einheit in allem Unterschiedlichen: das nenne ich das »Gleichsein«. Aber »Gleichsein« gegenüber allem Mannigfaltigen meint nicht, daß man nicht um das Unterscheidende wüßte. Wenn du das Erlebnis des Wirklichen erlangt hast, vermagst du gewahr zu werden, daß alle diese Unterschiede sehr äußerlich sind. Sie sind nicht wesenhaft und nicht beständig, das Eigentliche in allen bloßen Erscheinungen ist das eine Wahre, das Wirkliche, Das nenne ich die Einheit, Du sprachst von Schall und Geschmack, Gestalt und Geruch, — gewiß nimmt der Wissende ihr Eigentümliches wahr, aber in allem gewahrt und erlebt er immer wieder das eine Wirkliche. Darum zieht er nicht eins dem anderen vor. Ob er umhergeht, redet oder tätig ist, es ist immer das eine Wirkliche, in dem er tätig ist, sich bewegt und redet. Für ihn gibt es nichts neben dem höchsten Wahren.

Siehe auch

Literatur

  • Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage