Swami Abhishiktananda: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wichtige Stationen im Leben von Henri Le Saux'''  
'''Wichtige Stationen im Leben von Henri Le Saux'''  


Henri Briac Marie war der älteste Sohn des Ehepaars Alfred Le Saux und Louise Sonnerfaud. Von Kind an verspürte er den Wunsch, “die Präsenz von Gott” zu finden. (2) Mit 19 Jahren wurde er in das Benediktinerkloster von Sainte-Anne de Kergonan aufgenommen, wo er weitere 19 Jahre verbracht. Während des zweiten Weltkriegs musste er das Kloster für zwei Jahre verlassen, um für die französische Armee am Krieg teilzunehmen. Bereits 1934 interessierte er sich dafür, in Indien das Leben eines Mönches zu leben, um das kontemplative Dasein zu vertiefen.  
Henri Briac Marie war der älteste Sohn des Ehepaars Alfred Le Saux und Louise Sonnerfaud. Von Kind an verspürte er den Wunsch, “die Präsenz von Gott” zu finden. (2) Mit 19 Jahren wurde er in das Benediktinerkloster von Sainte-Anne de Kergonan aufgenommen, wo er weitere 19 Jahre verbracht. Während des zweiten Weltkriegs musste er das Kloster für zwei Jahre verlassen, um für die französische Armee am Krieg teilzunehmen. Bereits 1934 interessierte er sich dafür, in Indien das Leben eines Mönches zu leben, um das kontemplative Dasein zu vertiefen.  

Version vom 10. Oktober 2021, 10:51 Uhr

Swami Abhishiktananda, mit bürgerlichem Namen Henri Le Saux, wurde am 30. August 1910 in Saint Briac in der Region Britanny im Westen von Frankreich geboren. Er war ein Benediktinermönch, der sich intensiv mit der vedischen Advaitatradition auseinandersetzte. Am 7. Dezember 1973 starb er in Indore, im indischen Distrikt Madhya Pradesh. (1)

Wichtige Stationen im Leben von Henri Le Saux

Henri Briac Marie war der älteste Sohn des Ehepaars Alfred Le Saux und Louise Sonnerfaud. Von Kind an verspürte er den Wunsch, “die Präsenz von Gott” zu finden. (2) Mit 19 Jahren wurde er in das Benediktinerkloster von Sainte-Anne de Kergonan aufgenommen, wo er weitere 19 Jahre verbracht. Während des zweiten Weltkriegs musste er das Kloster für zwei Jahre verlassen, um für die französische Armee am Krieg teilzunehmen. Bereits 1934 interessierte er sich dafür, in Indien das Leben eines Mönches zu leben, um das kontemplative Dasein zu vertiefen.

Im Jahr 1948 war es schließlich so weit, dass er nach Kulittalai im Distrikt Tamil Nadu im Süden Indiens reisen konnte und er wurde dort von dem französischen Priester Jules Monchanin empfangen, der bereits seit 9 Jahren dort lebte. Zusammen reisten sie im darauffolgenden Januar zu einer Begegnung mit Sri Ramana Maharshi, der ebenfalls in Tamil Nadu, am Fuße des Berges Arunachala, lebte. Diese Begegnung war für Henri Le Saux zutiefst inspirierend und so kam es, dass er ein Jahr später zusammen mit Monchanin am Ufer des Kaveri-Flusses den Saccidananda Ashram gründete, später besser bekannt als Shantivanam. Entsprechend der indischen Sannyasin-Tradition nahmen die beiden neue Namen an und Le Saux nannte sich von da an Abhishikteshvarananda, was zu Abhishiktananda abgekürzt wurde. Das Leben im Ashram folgt bis heute dem traditionellen Rhythmus der hinduistischen Brahmanen, sich täglich dreimal zur Rezitation heiliger Schriften zu versammeln.

Ein Leben in Indien als Swami Abhishiktananda

Zwei wichtige Begegnungen folgten für Swami Abhishiktananda in den nächsten Jahren. 1953 lernte er den bekannten Advaitalehrer Sri H.W.L. Poonja kennen und im Jahr 1955 den weisen Swami Sri Gnanananda Giri. Zu letzterem entfaltete sich ein profundes Lehrer-Schüler-Verhältnis, über das Swami Abhishiktananda später in dem Buch Guru and Disciple (1970) ausführlich berichtet. Die Lehren von Sri Gnanananda Giri betrafen vor allem die Meditation und nachdem Swami Abhishiktananda in den 60er Jahren wiederholt in den indischen Norden gepilgert und sich zu langen Meditationsaufenthalten zurückgezogen hatte, traf er die Entscheidung, sich ganz dem kontemplativen Leben zu widmen. Er legte die Leitung des Ashrams nieder und übergab sie seinem Nachfolger Bede Griffith, in dessen Hände der Ashram zu einem Ort internationaler Begegnung zwischen östlicher und westlicher Spiritualität wurde. (3)

1968 siedelte er sich zunächst in einer einfachen Hütte am Fluss Gyanso in der Nähe der Stadt Uttarkashi im Distrikt Uttarakand im Norden Indiens an. In diesen Jahren hatte ein brieflicher Austausch mit dem jungen Franzosen Marc Chaduc begonnen. Dieser verspürte so wie er selbst damals in jungen Jahren den Wunsch, sich ganz in Indien niederzulassen. 1971 begegneten sich die beiden Männer in Delhi und nun entfaltete sich seinerseits ein intensivstes Lehrer-Schüler-Verhältnis. Diese Erfahrung, selbst als Lehrer zu wirken, bewirkte einen enormen Umbruch im Inneren von Abhishiktananda. “Mit ihm (Chaduc) und zwei jungen Hindus erlebe ich von der anderen Seite, was ein Lehrer (guru) bedeutet. Es ist wahrhaftig der Schüler, der den Lehrer zum Lehrer macht und man muss diese Erfahrung, die über alle Worte hinaus geht, erleben, um sie gänzlich zu erfassen.” (4)

Am 14. Juli 1973 erlitt Abhishiktananda eine Herzattacke, die er selbst als Moment eines spirituellen Erwachens erlebte. Er verbrachte mehrere Monate in einem Zustand von Seligkeit und Verwirklichung, bevor er am 7. Dezember 1973, nach einer weiteren Herzattacke verstarb.

Christliche Trinität und die Advaita-Lehre

siehe der Abschnitt Die Upanishaden und das Christentum im Artikel Upanishad.

Das ganze philosophische und theologische Denken von Swami Abhishiktananda kreiste um die Erfahrung der christlichen Trinität als Erlebnis der advaitischen All-Einheits-Erfahrung. Für ihn war der christliche Vaterbegriff identisch mit Brahman und der Sohn mit Atman. Die Durchdringung der christlichen theologischen Begriffe mit dem indischen Gedankengut aus den Upanishaden erlebte er als eine “größte Reinigung des christlichen Gottesbegriffes.” (5)

Bibliographie

Die umfangreiche literarische Hinterlassenschaft von Swami Abhishiktananda wird derzeit von der Vereinigung Monastic Interreligious Dialogue (DIMMID) für die Sprachen außer Englisch und den indischen Sprachen verwaltet. Nur ein sehr kleiner Teil seines Werkes ist bislang in deutscher Sprache erhältlich und selbst diese Bücher sind zum Teil bereits wieder vergriffen. Wer sich also für das Leben und das Werk von Swami Abhishiktananda interessiert, tut besser daran, auf die originale englische Literatur zurückzugreifen. Im Folgenden eine Liste der deutschsprachigen Publikationen:

Bettina Bäumer und Ulrich Winkler (Hrsg.), Unterwegs zur Quelle des Seins: Die Relevanz des Lebens und Denkens von Henri Le Saux/Abhishiktananda für die hindu-christliche Begegnung (Salzburger Theologische Studien interkulturell), Tyrolia Verlag 2016, ISBN 978-3702234553

Das Feuer der Weisheit, Aquamarin Verlag 2009

Interreligiöse Existenz: Spirituelle Erfahrung und Identität bei Henri Le Saux (O.S.B.)/Swami Abhishiktananda (1910-1973) (Europäische Hochschulschriften 23: Theology / Série 23: Théologie, Band 763), Verlag Peter Lang GmbH 2003, ISBN 978-3631503331 Wege der Glückseligkeit, Kösel Verlag 1995, SBN 978-3466203956

Das Geheimnis des heiligen Berges. Als christlicher Mönch unter den Weisen Indiens, Herder Verlag 1989, ISBN 978-3451213892 Die Spiritualität der Upanishaden. Der Weg zum Anderen Ufer, Diederichs Gelbe Reihe, Bd. 26, 1980, ISBN 978-3424006261

Die Gegenwart Gottes erfahren, Matthias-Grünewald-Verlag 1980.

Anmerkungen

1 Der Artikel ist eine Zusammenfassung aus dem Beitrag “Abhishiktananda” in der englischen Wikipedia. [1]

2 Letter of December 4, 1982, in Stuart, James, Swami Abhishiktananda: His Life Told through his Letters , Delhi (ISPCK), 2000, p. 29.

3 siehe die Webseite des Saccidananda Ashram Shantivanam, [2]

4 Letter to Odette Baumer-Despeigne (January 7, 1972), Stuart, James, Swami Abhishiktananda: His Life Told through his Letters , p.258.

5 Bettina Bäumer, Befreiung zum Sein. Auswahl aus den Upanishaden, Zürich 1986, S. 41