Morbus Scheuermann

Aus Yogawiki

Morbus Scheuermann, benannt nach dem dänischen Radiologen H. W. Scheuermann, ist eine starke Ausprägung der Hyperkyphose, also einer starken konvexen Verkrümmung (Buckel) der Brustwirbelsäule nach hinten, tritt meist in der Wachstumsphase bei Jugendlichen auf und betrifft männliche Jugendliche sehr viel häufiger als weibliche. Die Krankheit kann mit dumpfen Rückenschmerzen verbunden sein. Sofern die Erkrankung noch während der Wachstumsphase durch aktive Übungen wie Yoga, Rückenschwimmen und Physiotherapie korrigiert wird, sind die Heilungschancen sehr gut.

Ursachen, Symptome und Verlauf

Die Ätiologie ist unklar, es werden verschiedene Hypothesen diskutiert. Die Krankheit kann angeboren sein, es werden jedoch auch Fehlhaltungen (langes falsches, gebeugtes Sitzen) und Muskelschwäche, insbesondere bei gleichzeitiger starker Belastung der Wirbelsäule, in Betracht gezogen.

Bei Fehlhaltungen in der Wachstumsphase wird durch die ungleiche Belastung nach Engelhardt der Aufbau "der vorderen Wirbelkörperanteile in Höhe der knorpeligen Randleisten" gestört, so dass es zu einer keilförmigen Verformung der Wirbelkörper kommt.

Dies wiederum führt zu einem Verlust an Festigkeit, der einen Prolaps des Bandscheibengewebes in die Deckplatte des Wirbelkörpers zur Folge haben kann, in der durch die Schäden kleine Hohlräume entstanden sind ("Schmorl-Knötchen"), in die das Bandscheibengewebe gedrückt wird. Die Distanz der Wirbelkörper zueinander nimmt ab und durch die keilförmige Verformung der Wirbelkörper kommt es zur Wölbung des Rückens.

In der Wachstumsphase schreitet die Krankheit bei Nichtbehandlung weiter fort. Wie bei jeder Form der Hyperkyphose können durch die Buckelbildung auch als "Gegengewicht" zusätzliche Hyperlordosen oder auch Skoliosen entstehen und es kann zu Gewebeverfall und hierdurch zu Wirbelgleiten (siehe Gleitwirbel) kommen. Nach Abschluss des Wachstums kommt die Krankheit von selbst zum Stillstand. Bis dahin entstandene und nicht korrigierte Schäden bleiben auch im Erwachsenenalter bestehen und werden als Post-Scheuermann-Syndrom bezeichnet.

Auch Verletzungen wie Wirbelkörperfrakturen, Zerstörungen durch Tumore, angeborene Erkrankungen der Wirbelsäule und entzündliche Erkrankungen können der Verkrümmung zugrunde liegen, seltener auch Systemerkrankungen.

Diagnose

Wie bereits erwähnt, können zusätzlich zur Hyperkyphose der Brustwirbelsäule eine Hyperlordose im Lendenwirbelbereich oder auch eine Skoliose entstehen; sitzt die Hyperkyphose tiefer, dann kann der Lendenbereich sogar ebenfalls konvex sein. Das Becken ist nach vorn geneigt und die Schultern hängen gleichfalls nach vorn.

Die Hyperkyphose wird nach Engelhardt als Morbus Scheuermann erst dann bezeichnet, wenn im Röntgenbild mindestens drei Wirbelkörper die keilförmige Verformung aufweisen. Zu sehen ist dort auch die veränderte Struktur der vorderen Deckplatten der Wirbelkörper mit den Schmorl-Knötchen als hellen Flecken. Für die Diagnose muss die Keilform der Wirbelkörper nach Engelhardt mindestens 5% betragen und die Hyperkyphose der Brustwirbelsäule mindestens 45%.

Zu Beginn der Erkrankung kann der Patient die Verkrümmung noch durch Muskelanstrengung ausgleichen, was im weiteren Verlauf oft nicht mehr möglich ist. Die schwache Muskulatur ist durch den sogenannten Armvorhaltetest nach Matthiass gut zu erkennen.

Bei diesem Test wird der Jugendliche gebeten, sich im Stand aktiv aufzurichten und dabei die Arme gerade nach vorn und parallel zum Boden auszustrecken. Bei einem gesunden Kind spannt sich hierbei die Rückenmuskulatur an, um die Verlagerung des Schwerpunkts auszugleichen. Das erkrankte Kind verlagert den Rücken nach hinten und auch die Arme sinken ab.

Therapie

Auch die Schulmedizin greift bei Morbus Scheuermann nur in extremen Fällen zum Skalpell; empfohlen werden vielmehr aktive Übungen, mit denen der Erkrankte eine starke Rückenmuskulatur zur korrekten Ausrichtung der Wirbelsäule aufbauen kann. Ferner muss die Brust- und Bauchmuskulatur gedehnt werden und der Jugendliche muss lernen, sich gerade zu halten (siehe hierzu das Kapitel "Prävention von Beschwerden" unter Rücken.

Wird die Wirbelsäule durch aktive Übungen rechtzeitig noch während der Wachstumsphase korrigiert, dann bestehen gute Heilungschancen. Hier sind zur Stärkung und Dehnung Yogaübungen sehr geeignet; auch Rückenschwimmen und eventuell zusätzliche Physiotherapie werden empfohlen. Nach Abschluss der Wachstumsphase sind keine neuen Schübe zu befürchten, da die Krankheit mit dem Ende des Wachstums ja zum Stillstand kommt. Daher ist es wichtig, dass die Korrektur vorher erfolgt.

Auch das Tragen eines Korsetts (in den USA vor allem das sogenannte Milwaukee-Korsett) wird in Betracht gezogen, ist aber umstritten, weil es den Patienten behindert und damit auch die Entwicklung von Muskulatur. Es ist daher nur sinnvoll, wenn der Patient zusätzlich zum Korsett täglich auch aktive Übungen macht.

Siehe auch

Literatur/Quellen

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