Kunst und Wissenschaft

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Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879

Kapitel 13: Kunst und Wissenschaft

Dichtkunst

In Künsten finden wir die vedischen Arier noch im Kindes¬alter stehen; nur eine Kunst ist bei ihnen in voller Blüthe, die Dichtkunst. Das lyrische Lied ist schon so vollendet wie später nie mehr; Kraft vereinigt sich mit Gedrungenheit des Ausdrucks und schöner Form. Die gebundene Rede (vac chandasya) stand von Anfang im Dienst der Religion : in ihr pries man bei Opfern und Festen die Götter.

Den Sängern der vedischen Lieder muss schon ein festes Bewusstsein metrischer Gesetze inne gewohnt haben ; die An¬wendung derselben war zu einem wohlgeordneteil (sudhita), den Göttern gefälligen Liede nothwendig, ein Verstoss gegen sie machte den Preisgesang zu einem ungeordneten (durdhita, vrjina). Es wird daher vielfach von der Dichtkunst geredet wie von gewissen Arbeiten der Hand, in denen man einige Fertigkeit erlangt hatte ;* vor allem gebraucht man für »dichten« den Aus¬druck taksh »zimmern.« So heisst es: »Dies Lied zimmerten dir (atakshishuh) die nach Gütern verlangenden Menschen, wie einen Wagen ein kunstsinniger (dhtra), geschickter Zimmermann« Rv. 1, 130, 6. »Ich der Sänger habe diesen Preisgesang gezim¬mert dir, o Starker, wie ein kunstsinniger, geschickter (Mann) einen Streitwagen« Rv. 5, 2, 11. »0 Indra, finde Gefallen an unseren dargebrachten Gebeten, die wir dir, o kräftigster, dar¬brachten (akarma) ; wie prächtige, gut gearbeitete Gewänder, wie einen Wagen ein kunstsinniger, geschickter habe ich sie dir aus Verlangen nach Gut gezimmert (ataksham)« Rv. 5, 29, 15; weitere Stellen sind Rv. 1, 62, 13 ; 5, 73, 10 ; 10, 39, 14. Daneben finden sich noch zwei Ausdrücke öfters, die nur die allgemeine Thätigkeit des Hervorbringens ausdrücken, kar »machen« und jan »hervorbringen, erzeugen« : »Diese stärkenden Gebete haben euch, o Açvin, die Ortsamada als Preislied gemacht (akran)« Rv. 2, 39, B. »Komm herbei, o Indra, wir wollen stärkende Gebete für dich machen (krnavama)« Rv. 8, 51, 4. »Ein neues Preis¬lied habe ich nun dem Agni, dem Falken des Himmel erzeugt (jljanam); ob er uns wohl Gut verschafft 2« Rv. 7, 15, 4. »Dich soll herwenden zur Hülfe dieser Hymnus, den die Gotama er¬zeugten« Rv. 8, 88, 4: weitere Belege siehe bei Muir ST. 3, 133 ff.

Das Zimmern, das Machen bezieht sich nur auf die äussere Form, auf die Worte , in die das Gebet sich kleidet: »Dieser Preisgesang, der Schätze spendende, wurde dem Götterge¬schlecht von den Sängern mit dem Munde (asaya) gemacht« heisst es Rv. 1, 20, 1. Das Material, wenn ich so sagen darf, ans dem die Hymnen gezimmert und verfertigt wurden, das lie¬ferte der Geist (manas) in andächtiger Stimmung (dhi); es be¬kommt daher dhï geradezu die Bedeutung »Lied, Preislied« : »Euch sollen die Lieder (dhiyah) herwenden zu den Opfern« Rv. 1, 135, 5 u. o. Hierher gehört ferner ein anderer Ausdruck für »Gebet« brahman, welches »die als Drang und Fülle des Oemüths auftretende und den Göttern zustrebende Andacht« in concreter, für die Sinne fassbarer Gestalt ist. Einzelne Sänger giengen soweit, in dieser Erhebung des Gemüthes jede eigne Thätigkeit von sich abzuweisen und das Lied der in ihnen thii¬tigen Macht der Götter zuzuschreiben : das der Marutschaar, Indra gesungene Lied (brbhnian) heisst von den Göttern eingegeben (devatta) Rv. 1, 37, 4; 8, 32, 27; Vasishtha nennt seinen Gesang (manisha, dht) göttlich (dcvt) Rv. 7, 37, 1. 9. Spätere Dichter, Epigonen,* die obwol mit Augen und Ohren begabt, die himm

  • Sicherlich ein Grund in der Beihe mancher anderer, die den Verfall der religibsen Poesie indiens, der schon gegen Ende der vedischen Periode beginnt, herbeifûhrten, ist der Umstand, dass man mit dem Wechsel der Wohnsitze den berauschenden Somatrank einbasste:Wenn er von mir gelisehe Göttin weder sahen noch hörten und denen sie sich noch viel weniger hingab, wie die willige, schön gekleidete Gattin dem Gatten (Rv. 10, 71, 4), diese fabelten , um eigene Unfähigkeit zu verdecken, von einem wirklichen Verkehr der sangesreichen Vorfahren mit den Göttern. Die Stellen aus dem Rigveda hat Muir ST. 3, 141 ff. gesammelt und besprochen. Die noch spä¬tere, nachvediache Zeit endlich führt die ihr heilig gewordenen Texte ganz auf Intuition zurück, so dass sogar der Name für die Sänger der vedischen Zeit rslsi von einem der ältesten Gram¬matiker (Aupamanyava) von der Wurzel drç »sehen« abgeleitet wird. Yäska Nirukta 2, 11.

Ein Eingehen auf die einzelnen, zum Theil kunstvollen Metra, die in den vedischen Liedern uns begegnen, ist die Auf¬gabe einer vedischen Metrik. Der rythmische Bau der Verse ist im Allgemeinen ein viel freierer als in der späteren Poesie. Einzelne Unregelmässigkeiten sind nur scheinbar; sie schwinden, wenn wir zuweilen noch an anderen Stellen bezeugte, ältere Sprachformen an Stelle der überlieferten lesen. Diese Erkennt-nias berechtigt uns jedoch keineswegs, nun auch überall strenge Regelmässigkeit im Sinne der mehr als 1000 Jahre jüngeren metrischen Gesetze zu verlangen und, wo solche nicht vorhanden ist, sie durch Annahme von möglichen und unmöglichen Formen herzustellen. Anderswo, beispielsweise auf dem Gebiete der altlateinischen oder altdeutschen Metrik, würden solche Experi¬mente, wie sie nach Grassmanns Vorgange mit den vedischen Versen besonders von sprachvergleichender Seite immer kühner unternommen werden , derbe Zurückweisung erfahren. Adalb. Kuhn's Untersuchungen sind viel mehr anregend als abschliessend.

In den jüngeren Liedern des Rigveda finden sich schon die technischen Namen der häufigst gebrauchten Metra, unter ihnen auch die der beiden in altéraniacher und altgermanischer Poesie eben¬falls vorkommenden: Anushtubh und Gäyatri. Es werden auch, trunken (der Soma) ist, treibt er hervor die Rede; dieser erregte (ajigar) das verlangende Andachtslied, Rv. 6, 47, 3. Der Soma heisst Vater (pitar), Er¬zeuger (ianitar) der Hymnen Rv. 9, 76, 4; 96, 5, Lieder erzeugend (janaynn yirah). Schon zur Zeit des Çatap. Br., wenn nicht schon früher, behalf man sich mit Substituten; ja es ist wahrscheinlich, dass die Pflanze, für welche Substitute vorgeschrieben werden (s. Seite 276), nicht mehr die ist, aus der jener im Rigveda so besungene Trank gewonnen wurde.

340 Kern•cz. XIII. worauf Roth in der Vorrede zu »Siebenzig Lieder des Rigveda übersetzt von Geldher und Kaegi« Seite vin aufmerksam mt ht, häufig mehrere Verse zu einer Strophe verbunden ; dies ist neuer¬dings auch für altéranische Poesie umfassender von K. Geldher in seiner Arbeit »Ueber die Metrik des jüngern Avesta« Tübingen 1877 gezeigt worden. Besonders wohlgelungene Hymnen oder solche, an deren Darbringung eine sichtliche Erhörung der Götter sich geknüpft hatte, erbten in den Familien von Geschlecht zu Geschlecht fort. Die Nachkommen wendeten die Lieder mit einigen für den speciellen Fall nöthigen Veränderungen wieder an , dichteten wohl auch neue Verse hinzu • »Mit einem alten Gebet putze ich meine Lieder heraus nach Kanva's Art, wodurch Indra Kraft empfängt« gesteht ein Sänger Rv. 8, 6,. 11 und zum Schluss desselben Hymnus heisst es: »Dies alte Andachtslied, das strotzt von Segensfülle, haben die Kanva um einen Spruch vermehrt« Rv. 8, 6, 43. »Indra, den von den Marut begleiteten rufen wir mit altem Liede herbei zum Trunke dieses Soma« Rv. 8, 76, 6. Gegenüber diesem Geständniss finden wir, wie andere Sänger mit besonderem Stolz hervorheben, dass ihr Lied ein neues ist: »Das tadellose, heute neu gemachte (navajata adya) Loblied nehmt, o Indra und Agni, Vrtratödter, gnädig an« fleht Vasishtba Rv. 7, 93, 1. »Für's allerneueste Lied (navyase naviyase suktaya) bereite nun (o Soma) die Pfade, nach alter Weise lass den Glanz aufleuchten« Rv. 9. 9, B. Die Stellen, in denen so das neue Lied angepriesen wird, sind zahlreich: Rv. 1, 109, 2; 2, 18, 3: 24, 1; 6, 50, 6; 7, 14, 4; 8, 23, 14 u. a.; siehe Muir ST. 3. 121-128. Ein Versuch, die vedischen Lieder nach Gattungen zu classificieren, ist gemacht schon von Yäska im Eingang zum zweiten Theil des Nirukta (7, 1). Aeusserlich unterscheidet er in ihnen drei Classen, je nach dem sie mittelbare, unmittelbare oder Selbstanrufungen enthalten. Die erste Classe umfasst also solche , in denen die Götter in dritter Person ale abwesend (paroksha) angeredet werden: »Indra herrscht über Himmel und Erde« Rv. 10, 89, 10 ; die zweite Classe diejenigen , in denen Götter in zweiter Person als gegenwärtig (pratyaksha) angerufen

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sind: »0 Indra, schlage unsere Feinde« Rv. 10, 153, 4; die dritte Classe endlich bietet die Lieder, in denen der Verfasser in der ersten Person und in Bezug auf sich selbst spricht wie Rv. 10, 119. Die beiden ersten Classen sind die zahlreichsten, am schwächsten vertreten ist die dritte Classe. Einzelne Lieder können Lobpreis enthalten ohne Bitte: »Indra's Mannesthaten will ich nun ver¬künden« Rv. 1, 32, 1, andere Bitte ohne Lobpreis : »Möge ich klar sehend sein mit meinen Augen, glänzend von Antlitz und wohlhörend mit den Ohren«. Ferner kommen vor Fluch und Verwünschung: »Heute will ich sterben, wenn ich ein YätudhMna bin« Rv. 7, 104, 15 ; weiterhin findet sich Schilderung eines Zu¬standes : »Nicht gab es Tod, auch nicht Unsterblichkeit damals« Rv. 10, 129, 2; auch Besorgniss über einen Zustand: »Dein Freudengenosse könnte wohl heute wegeilen ohne zurück zu kehren« Rv. 10, 95, 14. Endlich findet sich Tadel und Lob: »Wer allein isst, trägt allein die Schuld« Rv. 10, 117, 6, »des Freigiebigen Haus ist wie ein Lotusteich« Rv. 10, 107, 10; so wird in dem Spielerhymnus das Spiel getadelt und der Ackerbau gelobt. In dieser Weise bewegen sich die erschauten Dich¬tungen der Rishi auf verschiedenen Gebieten. Soweit Yäska. Seine Bemerkungen werden gegen Ende sehr wichtig; sie zeigen, dass auch dem orthodoxen Hindu, der den Veda fleissig studiert, die Beobachtung nicht entgehen kann, dass der Rigveda doch viele Stücke enthält, die zu der schon zu Yaska's Zeit als Glaubenssatz geltenden Lehre über den Ursprung der vedischen Poesie verzweifelt schlecht stimmen. Den Kern und auch die grosse Masse der erhaltenen ve¬dischen Poesie bilden lyrische Lieder; ihr Charakter ist, wie schon öfters hervorgehoben, ein religiöser. Brünstige Gebete steigen in Zeiten der Gefahr, sei es allgemeiner oder ein Indi¬viduum betreffender, aus der Seele zu den Göttern empor; laut und kräftig schallender Jubel erhebt sich zu des Himmels Kuppel und tritt in Preis - und Dankliedern vor die Götter, wenn die gewünschte Hülfe zu Theil wurde. Eine erotische Färbung be¬kommt diese religiöse Lyrik in den Hymnen an die Morgenröthe (Ushas), die Tochter des Himmelevaters (duhitar Divas _ , vycistie ehôç), die vielfach als prächtige Jungfrau auftritt, der die männlich gedachte Sonne (sûrya) nachfolgt wie ein liebender Jüngling der

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geliebten Jungfrau (Rv. 1, 115, 2); vergleiche Rv. 1, 123, 10. 11: »Wie eine Jungfrau, herrlioh von Gestalt nahst du, o Göttin. dem Gotte, der nach dir sich sehnet ; lächelnd enthüllst du jugend¬liche vor ihm deinen Busen in Reiz erstrahlend. Herrlich von Aussehen wie eine von der Mutter geschmückte Jungfrau ent¬hüllst du dich (deinen Körper tanvant) dem Anblick; lieblich leuchte weiterhin o Morgenröthe, nicht haben diese Pracht andere Morgenröthen erreicht«. Ein charakteristischer Zug ist den verschiedenen Schattie¬rungen der ältesten indischen Poesie gemein : sie ist höchst realistisch. Nahezu jede Seite unserer Darstellung hat mehr oder minder belehrende Belege hierfür geliefert, so dass eine Ausführung dieses Punktes unnöthig ist. In engster Verbindung mit der lyrischen Poesie steht die didaktische, die Spruchdichtung. Oefteres Eintreten ähnlicher Vorgänge bringt die Menschen leicht dahin, allgemeine Erfah¬rungssätze daraus zu ziehen. Diese Sprüche der Weisheit, ge¬flossen aus der Gesammterfahrung eines Volkes, erben von Geschlecht zu Geschlecht fort. Ein Zusammenfassen solcher Erfahrungssätze in poetischer Form ist die Spruchdichtung. Dass bei dem vedischen Volke diese Richtung der Poesie Pflege ge¬noss, dafür bieten die Lieder des Rigveda Zeugniss. Schon oben habe ich darauf hingewiesen , dass das Indra in den Mund ge¬legte Urtheil fiber das weibliche Geschlecht (Rv. 8, 33, 17) sehr ähnlich dem Odin's ist in Hävamfl 84. Rv. 10, 117, 1-6 finden wir eine Reihe solcher Sprüche vereinigt, die von Milde und Geiz handeln. I. Die Götter wollen nicht, dass Hunger Strafe sei, die Tode treten auch den satten Menschen an. Wer Armen gerne gibt, der mindert nicht sein Gut, des kargen Knausers nimmt indess kein Mensch sich an. 2. Und wer dem Bettler, dem herabgekommnen Mann, mit dem er früher gern verkehrte, sein Gesuch Um Brod, woran es ihm nicht fehlt, mit hartem Herz versagt, auch eines solchen nimmt kein Mensch sich an. 3. Der ist der rechte Geber, der den Bitter beschenkt, der ausgehungert Essen heischt; Dem Hilferufe kommt er gern entgegen und macht zum Freund sich jenen für die Zukunft.


4. Das ist_ kein Freund, der nicht sein Bred mag theilen mit einem treuen ihm ergebnen Freunde; Der kehrt den Rücken ihm — hier ist kein Bleiben — und sucht sich lieber einen fremden Geber. 5. Wer's kann, der soll dem Hilfsbedürftigen spenden, den fernern Weg des Lebens wohl bedenken. Das Glück rollt hin und her wie Wagenruder, bald kehrt es ein bei diesem, bald bei jenem. 6. Der Thor hat von dem Essen keinen Nutzen, fürwahr ich sag: es wird ihm nur zur Strafe; Er zieht sich keinen Lieben noch Genosen; er isst allein -- die Schuld ist ibm alleine. Hieran schliessen sich in loserem Zusammenhang noch einige andere Sentenzen. 7. Die Ptlugschaar schafft das Brod, wenn man sie zieht; wer seine Füsse regt, der kommt zum Ziele. Dem Brahman bringt das Reden mehr als Schweigen; ein Freund, der gibt, ist besser als ein Karger. B. Der Einfuss schreitet schneller als der Zweifuss, der Zweifuss überholt im Lauf den Dreifuss, Der Vierfuss läuft dem Zweifuss auf der Ferse, er schaut und steht, wo fünfe sich versammeln. 9. Zwei gleiche Hände schaffen nicht das Gleiche, und Schwesterkühe milchen nicht das Gleiche. Ein Zwilling gleicht dem andern nicht an StArke, und zwei Geschwister schenken nicht das Gleiche.. (Siebenzig Lieder Seite 155 R.) Auf diese Gattungen beschränkte sich jedoch die vedieche Poesie nicht. Die tapfere That fand ihr Lied wie im germa¬nischen Alterthum; die Thaten eines Volkes, eines Fürsten, in dessen Umgebung immer Sänger lebten, wurden laut duroh Ge sänge gepriesen. Solche historische Siegeslieder, die in die Sammlung des Rigveda Aufnahme erlangten, sind, wie Roth zuerst zeigte, z. B. Rv. 7, 18. 33; 83; sie finden ihre beste Parallele in dem auf den westfränkischen König Ludwig den Dritten nach seinem Sieg über die Normannen (881) gedichteten Hymnus. Es waren die Fürsten auf diese Loblieder gewiss nicht minder eifersüchtig als die altn. Janie auf die ihrer Skalden; ist es doch den Gottheiten der Flüsse Vipäç und Çutudri nicht gleichgültig, ob Viçvämitra unter den Menschen gut oder schlecht von ihnen rede: 'Dies Wort (vacers), o Siinger, vergiss nicht, das


von dir künftige Geschlechter laut verkünden sollen; in Liedern preise uns (eigentlich habe an uns Gefallen), o Sänger, setze uns nicht herab unter den Menschen; Ehre sei dir« Rv. 3, 33, B. Das Gegenstück zu dem Lobgedicht bildet das Spottlied. Sein Vorkommen ist uns durch Rv. 7, 103 bezeugt, worin das Aufwachen der Frösche zu Beginn der Regenzeit, ihr Gequake und ihre Lustigkeit mit dem Gesang somatrunkener Priester ver¬glichen wird. Rv. 9, 112 haben wir eine Satyre auf die Sucht der Menschen nach Geld und Gut. Als eine Entwicklung didaktischer Poesie sind auch die Zauber- und Beschwörungsformeln aufzufassen, vermittelst welcher dem Menschen drohendes Unheil abgewendet, geheime Natur¬kräfte zu seinem Dienst gezwungen werden sollen. Das Feld dieser Poesie ist hauptsächlich Av. 1-7; 19, wenn auch im Rig¬veda, in den übrigen Theilen der Atharva-Sathhitä, sowie in den Yajustexten dieselbe ihre Vertreter hat. Far alle Vorfälle des Lebens eines Erdenpilgers von seiner Erzeugung bis zu seinem Tode finden wir hier Sprüche : Hervorrufung der Schwangerschaft in einer unfruchtbaren Frau (vehat) bezwecken Av. 3, 23; 5, 25; 6, 11. 81 ; Impotenz des Mannes suchen abzuhelfen Av. 4, 4: 6, 72. 101; für Schwangere und Wöchnerinnen dienen Av. 1, 11: 6, 17; mit den Segensprüchen Av. 2, 28. 29; 6, 110 wird der junge Erdenbürger empfangen; wichtigere Momente in der Jugend des vedischen Ariers behandeln Av. 6, 140. 68; 2, 13: mit Av. 6, 89. 102. 130. 131: 7, 36. 37. 38 will das Mädchen Gegenliebe in dem Herzen des heisegeliebten Jünglings erwecken. mit Av. 2, 30; 3, 25; 6, B. 9. 82 versucht der unglücklich liebende JünglingKämà s sehneuchtbefiederten Pfeil in das Herz der Spröden zu schleudern; im Herzen des geliebten Gegenstandes entstandene Eifersucht beseitigt Av. 6, 18; 7, 45, und die Versöhnung kommt durch Av. 6, 42. 43. 94. 139 zu Stande; Segenswünsche jeder Art über ein neuvermähltes Paar bieten Av. 14 und Rv. 10, 85: Eintracht in Familie stellen Av. 3, 30; 6, 64. 74; 7, 52. 94 wieder her; vermögen Av. 8, 1; 3, 11 und viele andere Sprüche den Sterblichen nicht von Krankheit und dee Todes Banden zu be¬freien, dann bestattet man die irdische Hülle feierlichst und wünscht dem entflohenen Geist glückliche Fahrt und freundliche Aufnahme in Yama's Reich Rv. 10, 14. 16. 18: Av. 18.


Ins Ende der vedischen Zeit fallen schon die Anfänge der in späterer brahmanischer Periode so sehr gepflegten Speculation über den Ursprung der ersten Wesen, den Schöpfer des Welt¬alls, über das Verhältniss der sterblichen Menschen zur unsterb¬lichen Gottheit. Auch dieses Wissen wurde in der Form des Liedes überliefert ; hierher gehören Hymnen wie Rv. 10, 121. 129, die schon mehrfach Uebersetzung fanden. Rv. 10, 90 behandelt, wie viir sahen, den Ursprung des Weltalls aus dem Urwesen Pnrusha und die Entstehung der Kasten; es stammt jedoch schon aus nachvedischer Zeit. Reicher ist der Atharvaveda; es gehören hierher 2, 1 ; 4, 1; 5, 1 u. a. Mit der letzteren Art der didaktischen Dichtung steht eine andere Richtung der Poesie in engster Beziehung, die Räthsel¬dichtung. Fasste man das Wissen über die Verhältnisse der Götter, die Entstehung des »Seins aus dem Nichtsein«, über das im Weltenraum Vorhandene und Vorgehende nicht erzählend sondern in Fragen zusammen, so war das Räthsellied gegeben. Eine Reihe von Rätheelsprüchen ist in dem dem DIrghatamas zugeschriebenen Hymnus Rv. 1, 164 erhalten. Man erkennt sehr leicht (vgl. Haug Sitzungsb. der Münchener Akad. der Wissen¬schaften 1875. 2, 457 ff.), dass bier nicht die poetische Arbeit eines Einzigen vorliegt. Verschiedene Rätheelgruppen heben sich ohne Schwierigkeit ab ; so beziehen sich die Fragen in den Versen 4 — 7 auf den Ursprung des ersten Geschöpfs , den Ur¬heber des Alls, in 11---15 auf den Sonnenlauf, Jahreseintheilung in Jahreszeiten, Monate, Tage, Nächte ; andere haben wiederum das Opfer und dessen Symbolik zum Vorwurf. Noch an manchen Stellen des Rigveda treffen wir solche Räthselfragen, meistens jedoch nur eingestreut; so z. B. Rv. 10, 88, 17 ff. 1, 105, 4 ff. Grössere Stücke dieser Art bietet der Atharvaveda wie 10, 2; 10, 7. Fragen wir, bei welchen Gelegenheiten solche Räthsel ge¬stellt und gelöst wurden, so ist kein Zweifel, dass es bei grösseren Festen, Opferversammlungen geschah, wo öfters mehrere berühmte Sänger zusammentreffen mussten. Dass Wettkämpfe in der Poesie vorkamen, ersehen wir aus Rv. 10, 71, B. 11 deutlich; in Rv. 6, 9 liegt nach Kaegi (70 Lieder Seite 103) der Wettgesang eines jüngern Sängers gegen einen Altern vor. Wenn wir uns erinnern, dass bei den Trtsu und ihren freigiebigen Herrschern

nicht nur Vasiehtha und Viçv tmitra (d. h. Sänger aus dem Ge-schlechte beider) um den Vorrang stritten , sondern auch das Sängergeschlecht der Bharadvâja unter jenen thätig war (Rv. 6. 47, 22 ff.), so liegt es sehr nahe, in die Umgebung von Fürsten wie Divodasa oder 8udhs solche Sängerkriege zu verlegen. Das feierlichste Opfer des indischen Alterthums, das noch in Gebrauch, war das Pferdeopfer (açvamedha); gegen Schluss desselben kam. wie aus V. B. 23 (T.S. 7, 4, 18) erhellt, solcher Wettstreit in der Kenntniss heiliger Dinge (brakmodya) vor. Es fragt z. B. der Brahman den Hotar: »Wer wandelt wohl einsam und wer wird wieder geboren! Was ist Heilmittel gegen Kälte und welches ist das grosse Gefäss?« Hierauf erwiedert der Hotar: »Die Sonne wandelt einsam, der Mond wird wieder geboren. Feuer ist Heilmittel gegen Kälte, die Erde ist das grosse Ge¬fäss« und fragt seinerseits nun aus dem Brahman: »Welches war der erste Begriff?* was war hochkräftig? Was war wohl schlüpfrig** und was war bunt?« Es antwortet der Brahman: »Der Himmel war der erste Begriff, das Ross war was hoch¬kräftiges. Die Somaseihe *** war schlüpfrig, die Nacht war bunt.« Spätere Schriften berichten ausführlich über solche Wett¬kämpfe. So wünschte einst der König Janaka von Videha bei einem Opferfest, an dem die Weisen der Videha und der Kuru¬Paiicàla versammelt waren, zu wissen, wer unter ihnen der ge¬lehrteste sei in der Kenntniss des Brahman. Er liess 1000 Kühe festbinden und an die Hörner einer jeden zehn Mai zehn Päda Goldes. »Wer unter euch das Brahman am besten kennt, der nehme diese Kühe«, sprach er zu den versammelten Weisen. Ale keiner der andern dieser Aufforderung Folge leistete , befahl

  • D. h. was kennt man als zuerst Geschaffenes? cittir,>~idnarii, pdrva cittih pûrvacittirjasunaprabhrt{jilrïnar; utpanndna+ii yasyüri4 vidyatc sa pu- vacittih Say. zu T.S. 7, 4, 18, 1.
    • So Mahidhara ; pilippiln atyantamprakdtxim6nla çvetà Comment. zu T.S. Piçaii+gika erklart )llahidhara piçamiti rdpanama piçari: rsïpain giJati riçaragiki rdtrau sarvani rüpdnyantarbha.vanti; Say. sagt miçravarnä.
    • . avi : avatityavih prthivi Mahldhara. avati sarvam prdnijatamiti çriravils, saivatiprakdçd Sayana.


Yajfiavalkya seinem Schüler, für ihn die Kühe fort zu treiben. Nun wurden die übrigen wegen seiner Anmassung erzürnt, und es entspann Bich eine Disputation zwischen Yâjnavalkya und Açvala, dem Opferpriester des Janaka, nebst sieben anderen Weisen; ja selbst eine Brahmanin Garg3 legte dem Yajnavalkya Fragen vor. Er aber beantwortete alle Fragen und errang so den Preis (Çat. Br. 14, 6, 1 ff.). Ebenso behandelt die von Weber Ind. Stud. 9, 49ff. besprochene Ârsheya-Upan. einen Wettstreit zwischen Viçvämitra, Jamadagni, Bharadvaja, Gautama, Vasishtha fiber das Wesen des Brahman; Vasishtha bleibt Sieger. Ale Gattungen der Poesie werden Av. 15, 6, 3. 4 (of. 11, 7, 24) aufgezählt: I c, &iman, Yajus, Brahman; Itihâsa, Purâna, Gatha, Närâçatfisi. Die Unterschiede der vier ersten - Lieder, Gesänge, Opferformeln, Segen- und Zaubersprüche -- sind hin¬länglich klar; unter Güthâ, Näräcarl]si, Itihâsa versteht M. Müller Hist. of Anc. Sanskr. Litt. p. 40 »songs, legends, epic poems«. Nach Säy. zu T.S. 7, 5, 11, 2 sind Gâtba »Götterlieder« (devata¬vishayakhyanapara matatrah), Naraçamsi »Heldenlieder« (manushya¬vishayakhyanapara rcah, manushyapraçamsapadaka naraçatiasyah zu Çatap. Br. 11, 5, 6, 8). Yiska Nirukta 9, 9 sagt yena nardh praçasyante sa navaçamso mantrah und citiert als einen Beleg Rv. 1, 126, 1 (s. Seite 170). Die berühmtesten Stinger des indischen Alterthums werden Av. 4, 29 (vgl. 18, 3, 15. 16) aufgeführt: Aiigiras, Agasti, Jamadagni, Atri, Kaçyapa, Vasishtha, Bharadväja, Gavishthira, Kutsa, Viçvämitra, Kakshivant, Kanva, Medhâtithi, Triçoka, UçanA kâvya, Gotama, Mudgala; vgl. Roth Zur Litt. p. 44 f. Sieben gelten xas' gortjv als die Rishi der Vorzeit Rv. 10, 130, 7; 4, 42, B. Av. 11, 1, 1. 24; 12, 1, 39. V. S. 14, 28 ; 17, 26. 79 etc.; nach Çatap. Br. 14, 5, 2, 6 sind es Gotama, Bharadvâja, Viç¬vimitra, Jamadagni, Vasishtha, Kaçyapa, Atri.