Verhaftung: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Verhaftung''' ist hier in der Bedeutung von [[Anhaftung]] - siehe auch: [[Impuls]]
'''Verhaftung''' an Gegenstände ist überall vorhanden. Niemand ist
von irgendeiner Verhaftung frei. Das Sanskritwort hierfür ist [[Ashakti]].
Das Verlangen besteht aus dreierlei: aus Verhaftung, Sehnsucht
und Vorliebe. Verhaftung ist die mächtigste Waffe, mit der
[[Maya]] den Menschen an das Rad von Geburt und Tod kettet. Ihr
würdet niemals in die Welt kommen, wenn ihr an nichts gebunden
wäret. Die erste Verhaftung beginnt mit dem physischen Körper.
Daraus entsteht jede andere Gebundenheit. Dann kommt
die Beziehung zu Eltern, Geschwistern, zu Frau, Kind und so
fort. Man kann an einem Platz, an einem Menschen oder an einem
Gegenstand haften. Sobald man gebunden ist, entsteht der
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Gedanke des »Mein«. Der Verstand bindet sich an Objekte oder
Menschen, weil er Freude daran findet . Wo Vergnügen
herrscht, ist auch Verhaftung vorhanden.
Verhaftung ist die Ursache aller menschlichen Leiden lind Übel.
Sie entsteht aus Unwissenheit, Avidya. Jede Verhaftung bringt
Täuschung und Furcht, weil man an diesem vergänglichen Körper
und an Besitz hängt. Verhaftung und Furcht sind unzertrennlich
wie Feuer und Hitze.
Die Verhaftung nimmt verschiedenste Formen an . Man muß
achtsam sein, um ihre äußerst geschickten Auswirkungen zu bemerken
. Selbst Sannyasins können von ihr befallen werden,
wenn sie auch allem entsagt haben. So binden sie sich langsam
an ihren Ashram oder ihre Schüler. Eine solche Verhaftung ist stärker
als die weltlicher Menschen. Denn sie ist schwerer auszurotten
.
Der Gedanke sucht mit äußerster Mühe sich an irgendeine
Form zu binden. Er kann ohne sie gar nicht existieren. Wenn er
eine Verhaftung läßt, greift er sofort zur nächsten. Dies ist auf seine
Bewegung (Rajas) zurückzuftihrcn. Hat sich seine Energie verzehrt,
vergehen alle Verhaftungen von selbst. Die Menschen sind
an die größten wie kleinsten Dinge gebunden und die Gedanken
kehren immer wieder in die alten Gleise und Gräben zurück . Es
wird eine sehr strenge und harte Zucht verlangt und ein wahrhaft
geistiger Pfad, um von allen Arten der Verhaftung fortzukommen.
Die Gedanken verlangen andauernde Schulung. Durch
Verhaftung identifiziert man sich mit dem Objekt, an dem man
hängt oder mit einem Menschen. So ist man voller Sorge und
Angst.
Die Samen der Verhaftung sind in das Unbewußte eingegraben.
Durch rechtes Denken müssen wir diese Samen völlig vertilgen
oder ausbrennen. Durch das Schwert der Nichtgebundenheit
müssen die trugvollen Verhaftungen abgeschnitten werden.
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Vergleiche hierzu den Anfang des 15. Kapitels der Bhagavad
Gita.
Die Paramahamsa-Sannyasin wandern umher und sollten
nirgends länger als drei Tage bleiben, um alle Verhaftungen abzuschneiden.
Wahrer Verzicht besteht im Aufgeben des Gedankens:
>lIch bin der Körper« und im Entsagenjeder Art von Verhaftung
an diesen Körper. Das bedeutet nicht, daß man sich von
der Welt zurückziehen muß. Denn man kann auch in der Einsamkeit
noch an den Korper gebunden, in der Welt aber vollkommen
frei sein, selbst wenn man ein Herrscher ist.
Du mußt deine Gedanken täglich schulen und dich weder an
die Familie noch an Besitz binden. Die Welt gleicht einem
Wirtshaus. Menschen kommen und bleiben einige Zeit zusammen.
Dann gehen sie wieder auseinander.
Verhaftung ist wahrer Tod; Nicht-Gebundensein ist ewiges Leben.
Verhaftung bringt mannigfaltiges Elend; Nicht-Gebundensein
vielfjltigen Segen. Verhaftung zieht das Herz zusammen;
Nicht-Gebundensein weitet es ins Übermaß. Verhaftung macht
den Menschen klein; Nicht-Gebundensein bringt Freiheit, Unabhängigkeit,
Vollendung. Verhaftung bringt Uneinigkeit, Bruch
lind Zank; Nicht-Gebllndensein fUhrt zu Eintracht und Harmonie.
Verhaftung ist Gift; Nicht-Gebundensein ist Nektar. Verhaftung
ist dein täglicher Feind; Nicht-Gebundensein ist dein enger
Freund. Verhaftung zieht dich in diesen elenden Kreislauf von Geburt
und Tod herab. Nicht-Gebundensein hebt dich zu den Höhen
des Brahmanenturns empor.
Lerne zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen zu
unterscheiden. Versuche. so gut du kannst, Vairagya zu entwikkein.
Sei mit keinem zu eng verbunden, lebe ein Leben des
Nicht-Gebundenseins in dieser Welt. Gleiche dem Wasser auf
einem Lotusblatt. Rege dich nicht auf, wenn du geringes verlierst.
Denke stets, daß die vergänglichen Gegenstände dieser
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Welt wertlos sind. Wiederhole in Gedanken die Worte: »Alle
Gegenstände sind vergänglich.« Tue dies mehrere Male am
Tag. Meditiere täglich. Wer ohne Verhaftung in dieser Welt lebt,
ist der glücklichste Mensch. Er ist Gott selbst. Seine Freude ist
unbeschreiblich. Er muß bewundert werden . Verhaftung ist die
Wurzel allen Elends und macht die Geschöpfe unglücklich. Alle
weltlichen Begierden entspringen der Verhaftung. Ebenso wie
Feuer in einer Baumhöhle den ganzen Baum bis auf die Wurzel
verbrennt, so zerstört die Verhaftung, auch wenn sie noch so gering
ist, Ordnung und Ziel des Lebens. Wer sich von seinem Besitz
zurückgezogen hat, braucht noch nicht der Welt entsagt zu
haben. Dagegen kann ein Mensch, der im Kontakt mit der Welt
bleibt, aber ihre Fehler und ihr Versagen sicht, wahrhaft auf die
Welt verzichtet haben. Er ist frei von allen bösen Leidenscluften
und hängt an nichts mehr.

Version vom 17. April 2013, 10:44 Uhr

Verhaftung an Gegenstände ist überall vorhanden. Niemand ist von irgendeiner Verhaftung frei. Das Sanskritwort hierfür ist Ashakti. Das Verlangen besteht aus dreierlei: aus Verhaftung, Sehnsucht und Vorliebe. Verhaftung ist die mächtigste Waffe, mit der Maya den Menschen an das Rad von Geburt und Tod kettet. Ihr würdet niemals in die Welt kommen, wenn ihr an nichts gebunden wäret. Die erste Verhaftung beginnt mit dem physischen Körper. Daraus entsteht jede andere Gebundenheit. Dann kommt die Beziehung zu Eltern, Geschwistern, zu Frau, Kind und so fort. Man kann an einem Platz, an einem Menschen oder an einem Gegenstand haften. Sobald man gebunden ist, entsteht der 179 Gedanke des »Mein«. Der Verstand bindet sich an Objekte oder Menschen, weil er Freude daran findet . Wo Vergnügen herrscht, ist auch Verhaftung vorhanden. Verhaftung ist die Ursache aller menschlichen Leiden lind Übel. Sie entsteht aus Unwissenheit, Avidya. Jede Verhaftung bringt Täuschung und Furcht, weil man an diesem vergänglichen Körper und an Besitz hängt. Verhaftung und Furcht sind unzertrennlich wie Feuer und Hitze. Die Verhaftung nimmt verschiedenste Formen an . Man muß achtsam sein, um ihre äußerst geschickten Auswirkungen zu bemerken . Selbst Sannyasins können von ihr befallen werden, wenn sie auch allem entsagt haben. So binden sie sich langsam an ihren Ashram oder ihre Schüler. Eine solche Verhaftung ist stärker als die weltlicher Menschen. Denn sie ist schwerer auszurotten . Der Gedanke sucht mit äußerster Mühe sich an irgendeine Form zu binden. Er kann ohne sie gar nicht existieren. Wenn er eine Verhaftung läßt, greift er sofort zur nächsten. Dies ist auf seine Bewegung (Rajas) zurückzuftihrcn. Hat sich seine Energie verzehrt, vergehen alle Verhaftungen von selbst. Die Menschen sind an die größten wie kleinsten Dinge gebunden und die Gedanken kehren immer wieder in die alten Gleise und Gräben zurück . Es wird eine sehr strenge und harte Zucht verlangt und ein wahrhaft geistiger Pfad, um von allen Arten der Verhaftung fortzukommen. Die Gedanken verlangen andauernde Schulung. Durch Verhaftung identifiziert man sich mit dem Objekt, an dem man hängt oder mit einem Menschen. So ist man voller Sorge und Angst. Die Samen der Verhaftung sind in das Unbewußte eingegraben. Durch rechtes Denken müssen wir diese Samen völlig vertilgen oder ausbrennen. Durch das Schwert der Nichtgebundenheit müssen die trugvollen Verhaftungen abgeschnitten werden. 180 Vergleiche hierzu den Anfang des 15. Kapitels der Bhagavad Gita. Die Paramahamsa-Sannyasin wandern umher und sollten nirgends länger als drei Tage bleiben, um alle Verhaftungen abzuschneiden. Wahrer Verzicht besteht im Aufgeben des Gedankens: >lIch bin der Körper« und im Entsagenjeder Art von Verhaftung an diesen Körper. Das bedeutet nicht, daß man sich von der Welt zurückziehen muß. Denn man kann auch in der Einsamkeit noch an den Korper gebunden, in der Welt aber vollkommen frei sein, selbst wenn man ein Herrscher ist. Du mußt deine Gedanken täglich schulen und dich weder an die Familie noch an Besitz binden. Die Welt gleicht einem Wirtshaus. Menschen kommen und bleiben einige Zeit zusammen. Dann gehen sie wieder auseinander. Verhaftung ist wahrer Tod; Nicht-Gebundensein ist ewiges Leben. Verhaftung bringt mannigfaltiges Elend; Nicht-Gebundensein vielfjltigen Segen. Verhaftung zieht das Herz zusammen; Nicht-Gebundensein weitet es ins Übermaß. Verhaftung macht den Menschen klein; Nicht-Gebundensein bringt Freiheit, Unabhängigkeit, Vollendung. Verhaftung bringt Uneinigkeit, Bruch lind Zank; Nicht-Gebllndensein fUhrt zu Eintracht und Harmonie. Verhaftung ist Gift; Nicht-Gebundensein ist Nektar. Verhaftung ist dein täglicher Feind; Nicht-Gebundensein ist dein enger Freund. Verhaftung zieht dich in diesen elenden Kreislauf von Geburt und Tod herab. Nicht-Gebundensein hebt dich zu den Höhen des Brahmanenturns empor. Lerne zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen zu unterscheiden. Versuche. so gut du kannst, Vairagya zu entwikkein. Sei mit keinem zu eng verbunden, lebe ein Leben des Nicht-Gebundenseins in dieser Welt. Gleiche dem Wasser auf einem Lotusblatt. Rege dich nicht auf, wenn du geringes verlierst. Denke stets, daß die vergänglichen Gegenstände dieser 181 Welt wertlos sind. Wiederhole in Gedanken die Worte: »Alle Gegenstände sind vergänglich.« Tue dies mehrere Male am Tag. Meditiere täglich. Wer ohne Verhaftung in dieser Welt lebt, ist der glücklichste Mensch. Er ist Gott selbst. Seine Freude ist unbeschreiblich. Er muß bewundert werden . Verhaftung ist die Wurzel allen Elends und macht die Geschöpfe unglücklich. Alle weltlichen Begierden entspringen der Verhaftung. Ebenso wie Feuer in einer Baumhöhle den ganzen Baum bis auf die Wurzel verbrennt, so zerstört die Verhaftung, auch wenn sie noch so gering ist, Ordnung und Ziel des Lebens. Wer sich von seinem Besitz zurückgezogen hat, braucht noch nicht der Welt entsagt zu haben. Dagegen kann ein Mensch, der im Kontakt mit der Welt bleibt, aber ihre Fehler und ihr Versagen sicht, wahrhaft auf die Welt verzichtet haben. Er ist frei von allen bösen Leidenscluften und hängt an nichts mehr.